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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Polarfuchs

Ich hab schon wieder ein neues Problem  :brüll:
Wie schreibt man eigentlich "zu Essen/ zu essen"
Bsp: Wenn ich nicht bald etwas zu Essen/zu essen bekomme, drehe ich noch durch!"
Essen groß oder klein? Wer weiß Rat bzw. Wer kennt die Regal dazu?

Christopher

Entweder "das Essen", also der Gegenstand oder die Tätigkeit. Da er etwas "zu" Essen haben will, handelt es sich um einen Gegenstand und damit großgeschrieben  :hmmm:

"Kannst du mir etwas zu Essen geben?"
"Kannst du mir etwas zum essen geben?"

Man schlage mich, wenn ich falsch liege  :gähn:
Be brave, dont tryhard.

Christian Svensson

#587
ZitatEs ist einfach so, dass ich so "kurze" Sätze nicht gern lese und auch ungern schreibe.

Aus meiner Anfängersicht sage ich mal, dass das eigentlich nicht die Frage sein kann, es sei denn, du schreibst nur für dich. Sollten die Sätze nicht so sein, dass sie für die angestrebte Leserschaft passen?

ZitatDer regenüberströmte Walter, stemmte sich aus der Pfütze hoch und fixierte seinen Gegner mit einem starren Blick, ehe er selbst zum Angriff überging.

Mal abgesehen von dem Komma, das meiner Meinung nach zuviel ist, finde ich den Satz einfach zu passiv. Das Wort "Angriff" ist enthalten, das ist eine Aktion.

ZitatWalter war völlig durchnässt. Er stemmte sich aus der Pfütze hoch und fixierte seinen Gegner. Dann ging er selbst zum Angriff über.

Obwohl ich diese Sätze auch noch kürzer formulieren würde ("Walter war ... im ersten Satz auch ins aktiv setzen), sind sie doch wesentlich aktiver als der vorhergehende. Irgendwo stoße ich immer wieder auf die Bemerkungen, dass, je aktiver eine Szene dargestellt wird, auch die Sätze kürzer sein sollten bis hin zum Arbeiten mit Auslassungen.

Oder liege ich da falsch?

Coppelia

#588
Es ist mir schon allmählich peinlich, wenn ich hier immer reinschreibe, aber es muss wohl berufsbedingt sein ... :versteck:

Bei "etwas zu essen" liegt ein normaler Infinitiv mit zu vor (vgl. "es gibt nichts zu sehen, jemand hat nichts zu lachen")
Bei "etwas zum Essen" ist der Infinitiv substantiviert und wird groß geschrieben.

Aber das kann man eigentlich auch leicht durch Googeln herausfinden oder einen Blick in den Duden. Abgesehen davon, dass es eigentlich in den Schulunterricht gehört. Aber ich weiß leider, dass es so gut wie überhaupt keinen Grammatikunterricht mehr gibt. :-\

Christopher

Das muss dir doch nicht peinlich sein, dass du es so genau weisst! Ich denke mal, jeder hier ist dankbar seine Fragen qualifiziert beantwortet zu bekommen. Die Schule war ja nicht bei allen zwangsläufig schlecht - manchmal ist sie nur schon ziemlich lange her und Deutsch ist ja nun wirklich keine einfache Sprache ;D
Wissen wie es grob richtig ist tun die meisten, aber mit Bestimmtheit sagen können warum und wieso und das transferieren zu können ist nun mal nicht ganz einfach.
Ich finde deine Hilfestellungen und Auskünfte toll  :jau:
Be brave, dont tryhard.

Zit

#590
@Bardo

ZitatAus meiner Anfängersicht sage ich mal, dass das eigentlich nicht die Frage sein kann, es sei denn, du schreibst nur für dich. Sollten die Sätze nicht so sein, dass sie für die angestrebte Leserschaft passen?

Das ist alles eine Frage des Geschmacks. Ich halte Leser nicht für doof und traue ihnen auch längere Sätze zu und gerade auch Konstruktionen wie regenüberströmt. Als knackige Beschreibung finde ich das sogar ganz schön, weil es den Fokus nicht von der Handlung auf die Beschreibung lenkt.
Wenn ich für Erwachsene schreibe, muss ich ja nicht so klingen als würde ich einem Dreijährigen die Welt erklären und alles so einfach wie möglich schreiben. ;)

ZitatMal abgesehen von dem Komma, das meiner Meinung nach zuviel ist, finde ich den Satz einfach zu passiv. Das Wort "Angriff" ist enthalten, das ist eine Aktion.

Ich finde den Satz nicht passiv. Im Gegenteil. Allerdings enthält er redundante/ überflüssige Informationen und bremst somit aus.
-> fixierte und starrer Blick: Kann man fixieren und dabei den Blick umher schweifen lassen?
-> aus der Pfütze: Je nach vorangegangener Szene, ließe sich das auch weglassen, wenn klar ist, dass Walter in die Pfütze gefallen ist/ geschubst wurde. Dasselbe gilt im Grunde auch für regenüberströmt. Der Satz würde diese vielen Informationen nur enthalten, wenn wir keinerlei Vorinformationen hätten, es bspw. also der erste Satz einer neuen Szene/ Kapitel/ Geschichte wäre.
-> selbst: Kann man einfügen oder auch weglassen, der Satz verliert dadurch nicht an Sinn.

Zitat("Walter war ... im ersten Satz auch ins aktiv setzen)

Wie meinst du das? War ist keine Passivkonstruktion sondern Erzähltempus.

ZitatIrgendwo stoße ich immer wieder auf die Bemerkungen, dass, je aktiver eine Szene dargestellt wird, auch die Sätze kürzer sein sollten bis hin zum Arbeiten mit Auslassungen.

Wenn du eine Szene hast, in der bspw. schnelle Bewegungen stattfinden, kannst du dich der Schnelligkeit der beschriebenen Bewegung dadurch annähern, dass du auch den beschreibenden Text dazu kurz hältst.
In der Literatur gibt es einen Unterschied zwischen Erzählzeit (die Zeit, die der Leser braucht, um über die Bewegung zu lesen) und erzählter Zeit (die Zeit, die die Bewegung tatsächlich braucht). Diesen Unterschied gibt es auch im Film (aber mit anderen Begriffen, glaube ich).
Bsp.: Wenn ich ein Glas gegen die Wand werfe, dauert das vom In-die-Hand-Nehmen -- wenn das Glas direkt vor mir steht -- bis zum Auftreffen der Scherben auf den Boden vll. 2 Sekunden, maximal. (Ich gehe jetzt von einem sehr wütenden Zustand meiner selbst aus. ;) ) Wenn ich das Ganze jetzt sehr realistisch beschreibe, also in allen Einzelheiten (Biegung meiner Finger, der Schwungradius, etc. pp.), kann das Lesen einer solchen Szene mehrere Minuten in Anspruch nehmen. Genauso kann ich beim Film alles in Zeitlupe zeigen -- wobei es da auch verschiedene Tempi gibt -- und je nach Schnitt und Schnittfolge die Szene ebenso darstellen, dass es Minuten dauert sie sich anzugucken.
Genauso gut kann ich es auch verkürzen, wenn ich die Bewegung als solche nicht erwähne und gleich zum Ergebnis komme. ("Glassplitter fielen auf den Boden." oder der Filmschnitt vom Streit zu den runterfallenden Splittern.)

Wenn du die Erzählzeit und erzählte Zeit nun im Einklang lässt und weder verkürzt noch verlangsamst, dann erhöht das die empfundene Intensität der Szene beim Leser.
Aber wie auch im Film, wenn bei der übelsten Schlacht plötzlich eine Zeitlupe drin ist und man in aller Einzelheit sieht wie der Söldner das Schwert schwingt und die Regentropfen auf seine Muskeln fallen, kann eine bewusste Abweichung von Erzählzeit zu erzählter Zeit seine Finessen haben.
Gerade im Film sehe ich es oft, dass die Erzählgeschwindigkeit bei Schlachten etwas angezogen ist, dann plötzlich eine Zeitlupe kommt, nur um kurz darauf die Erzählgeschwindigkeit nochmals anzuziehen bis sie nach dem nächsten Schnitt wieder die Geschwindigkeit wie zuvor hat. Lässt sich jetzt natürlich ohne konkretes Anschauungsmaterial schlecht beschreiben, aber ich hoffe, es wird klar, was ich meine.

Insgesamt gibt das Spiel mit der Erzählgeschwindigkeit der Geschichte auch einen einzigartigen Rhythmus.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Valkyrie Tina

eine ganz kurze Frage: ich bin grad dabei, mein Manuskript auf Rechtschreibung durchzuprügeln  :schuldig: :schuldig: :schuldig: :schuldig: :schuldig: :brüll: :brüll: :brüll: und der Duden gibt mir einen Fehler aus für den Satz:

,,Was ist denn hier los?" fragte eine Stimme hinter mir.

Richtig soll es heißen:
,,Was ist denn hier los?", fragte eine Stimme hinter mir.

Eigentlich muss es der Duden ja wissen, aber- das sieht soooo falsch aus. Kann mir jemand grad sagen, ob ich nen Knick in meiner Zeichensetzung hab, oder ob der Duden das irgendwie schräg verstanden hat.  :gähn: :gähn: :gähn:

Notrya

Der Duden hat Recht, auch wenn es merkwürdig aussieht. ;) Wenn ein Begleitsatz (oder wie heißt das richtig?) folgt, steht nach der wörtlichen Rede (nach den Anführungszeichen) immer noch ein Komma zur Trennung.

Valkyrie Tina

ohman, bis ich alle Fehler gefunden hab, kommt bestimmt schon die nächste Reform  :lehrer:
Danke dir, Notrya!

Thaliope

#594
Da wir hier ja neulich die Frage nach dem Schweizer Käse diskutiert haben, freu ich mich besonders über den heutigen Duden-Newsletter, der mir erklärt:

Zitat

Ableitungen von geografischen Eigennamen auf -er, die als Attribut vor einem Substantiv stehen, werden zwar heute in der Standardsprache als Adjektive angesehen, aber sie werden nicht dekliniert und im Gegensatz zu anderen Adjektiven großgeschrieben: eine Aachener Printe, die Aachener Printen. Das liegt daran, dass diese undeklinierbaren Adjektive sprachgeschichtlich auf vorangestellte substantivische Einwohnerbezeichnungen zurückgehen: der Aachener Printe (im Sinne von eine/die Printe der Aachener). So auch: die Schweizer Banken (aber: die schweizerischen Banken), ein Tübinger Eigengewächs, der Chiemgauer Bursche etc.

Hah. Da war meine Interpretation gar nicht so falsch, sondern nur ein bisschen ... äh ... spät :)  ;D


Und was die aktuelle Frage angeht, schließ ich mich Notrya an: Jupp, der Duden hat recht. (Auch wenn ich persönlich nicht finde, dass es irgendwie komisch aussieht, weil ich es schon immer und überall so gelesen habe ... ;))

LG
Thali

EDIT: Aber klar, wenn man viel auf Englisch liest, verliert sich die Selbstverständlichkeit der Kommasetzung bei wörtlicher Rede mit der Zeit, fällt mir gerade ein :)

Valkyrie Tina

Zitat von: Thaliope am 03. Februar 2014, 16:20:02
EDIT: Aber klar, wenn man viel auf Englisch liest, verliert sich die Selbstverständlichkeit der Kommasetzung bei wörtlicher Rede mit der Zeit, fällt mir gerade ein :)


ah, im Englischen ist es anders? Dann ist es klar, dass ich durcheinander bin. Ich lese ja fast nur noch englische Bücher.

Thaliope

Ja, im Englischen steht das Komma vor den Anführungszeichen, wenn es kein anderes Satzzeichen gibt.
Und wenn es ein anderes Satzzeichen (Fragezeichen, Ausrufezeichen) gibt, fällt das Komma weg.
Ich schreib mal aus dem Buch ab, das ich gerade übersetze:

"What about me?" she asked quietly.

Und

"I thougth you'd run away," he said simply.

LG
Thali



Valkyrie Tina

Zitat von: Thaliope am 03. Februar 2014, 17:32:33
Ja, im Englischen steht das Komma vor den Anführungszeichen, wenn es kein anderes Satzzeichen gibt.
Und wenn es ein anderes Satzzeichen (Fragezeichen, Ausrufezeichen) gibt, fällt das Komma weg.
Ich schreib mal aus dem Buch ab, das ich gerade übersetze:

"What about me?" she asked quietly.

Und

"I thougth you'd run away," he said simply.

LG
Thali

*seufz* genauso hatte ich es gemacht...  :pfanne:

traumfängerin

Wenn es dich tröstet, Valkyrie Tina, das war bis vor kurzem auch einer meiner Standardfehler, den mir erst die Demo-Version von Papyrus mit dem Duden Korrektor aufgezeigt hat. Mit "suchen und ersetzen" kann man den Fehler allerdings schnell im ganzen Manuskript beseitigen (wobei man sich allerdings jede einzelne Stelle genau ansehen muss, damit man nicht plötzlich Kommata an Stellen hat, wo überhaupt keine hingehören).

Polarfuchs

Danke nochmal für die zahlreichen Antworten zu meiner Frage.
Ich finds jedoch ein bisschen übereifrig, dass ihr den Beispielsatz jetzt so kleinlich auseinandernehmt. Das ist zwar löblich, aber das wollte ich gar nicht wissen, zumal ich mir diesen Satz gerade spontan ausgedacht habe, einzig und allein, um ein Beispiel zu erhalten^^

Aber ich habe auch schon eine nächste Frage:
Dieses Mal geht es um die Kommasetzung bei Sätzen mit einem "um". Gehe ich recht in der Annahme, dass vor das Wörtchen "um" ein Komma gesetzt wird, wenn es im Sinne von "damit" gebraucht wird. Also: "Walter geht schwimmen, um fit zu werden."? Ist richtig, oder?
Was ist aber, wenn man schreiben möchte:
"Walter hat das gemacht, nur um mir zu schaden?" Ist das Komma dort richtig platziert oder heißt es:
"Walter hat das gemacht nur, um mir zu schaden."? Oder wohlmöglich:
"Walter hat das gemacht, nur, um mir zu schaden."?