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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Thaliope

#435
Also, wenn ich mich recht enstinne, ist "verberge" Konjunktiv I und "verbärge" Konjunktiv II, und auf Letzteren würde nur zurückgegriffen, wenn bei Ersterem in der entsprechenden Flektionsform der Unterschied zum Indikativ nicht erkennbar ist (d.h. wenn die beiden Formen identisch wären). Da das hier nicht der Fall ist, würde ich auch "verberge" nehmen.

Beim zweiten kommt es auf den Kontext an. Wenn es tatsächlich nicht normal ist, müsste "wäre" richtig.

In welchen Zusammenhängen welcher Konjunktiv verwendet wird, erklärt Wikipedia ganz gut.


EDIT1 : Duden Online bestätigt meine Vermutung hinsichtlich der beien Konjunktivformen von verbergen.

Rynn

Danke für eure Meinungen! Ich komme zu dem Schluss: Die erste Korrektur ist in Ordnung, die zweite aber falsch. Ihr habt mir sehr geholfen, jetzt kann ich ruhigen Gewissens auf die Änderungsvorschläge antworten! :gruppenknuddel:
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Alana

#437
Ich bräuchte auch mal kurz eure Hilfe. Ich habe in einem Satz eine "gewalttätige Ehe" stehen. Ist ja ein wenig schief, weil nicht die Beziehung gewalttätig ist, sondern einer der Partner. Kann man das trotzdem so sagen, hat sich das vielleicht eingebürgert und ist so anerkannt? Ich konnte das nicht so richtig rausfinden. Alternativen konnte ich nicht finden. Das einzige was mir einfällt, wäre: Die Ehe mit einem gewalttätigen Mann, dann müsste ich aber den Rest vom Satz komplett ändern, und der gefällt mir doch. Oder aber: eine von Gewalt geprägte Ehe, was ich etwas zu sachlich finde. Möglich wäre auch eine Gewalt beladene Ehe, da wäre dann die Frage, wie schreibt man das richtig?
Gewalt beladen kommt mir komisch vor, aber gewaltbeladen/belastet kennt der Duden nicht.
Oder "eine von Gewalt bestimmte Ehe"?

Was denkt ihr? Danke schonmal für eure Hilfe.
Alhambrana

Rynn

#438
Eine "gewalttätige Beziehung" wird heute sicher als Übersetzung der "abusive relationship" auch benutzt, aber etwas merkwürdig klingt das schon, das finde ich auch. Eine "gewaltgeprägte/von Gewalt geprägte Beziehung" (okay, das hattest du schon, sehe ich ja jetzt erst ...  :pfanne:) oder ganz einfach "Gewaltbeziehung"?

Eine gewaltbeladene Ehe wäre übrigens richtig, ein normales Kompositum, das du bilden darfst, ohne dass das im Duden stehen muss. Eine der tollen Eigenarten der deutschen Sprache. ;D In dem Fall fände ich aber "geprägt" besser als "beladen", "beladen" klingt mir zu sehr nach Lkw.
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Alana

#439
Ah, sehr gut zu wissen, dann würde ich glaube ich so ein schönes Kompositum vorziehen. Es handelt sich nur um einen historischen Roman und gewaltgeprägt klingt mir doch eher modern, oder?
Alhambrana

Zit

Je nach Zeit und Gesellschaft: Ist es wirklich bemerkenswert, dass die Ehe voller Spannungen und Übergriffen (schätze ich) ist oder ist das nicht alltäglich bzw. wird sowieso totgeschwiegen? Ansonsten würde ich nicht unbedingt die Ehe charakterisieren, sondern den gewaltausübenden Part. Vll. auch einfach nur "X litt unter Y." Ohne konkreten Kontext fällt es mir schwer, da Alternativen zu finden.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Alana

Ich hab jetzt "von Gewalt bestimmt" genommen. Danke ihr zwei.
Alhambrana

Ryadne

Hallo, ich hab auch mal wieder eine kleine Frage.
Quelle 1 (Lexikon der Germanischen Mythologie) meint, "Ragnarök" müsse im Plural verwendet werden, dass man also z.B. schreibt "Die Ragnarök sind...", Quelle 2 (Duden) ist aber für "Die Ragnarök ist..." und Quelle 3 (noch ein Mythologie-Lexikon) meint, die von Quelle 2 vorgeschriebene Schreibweise sei ein veralteter Irrtum.

Ich bin verwirrt. Soll ich das jetzt als Singular oder Plural ansehen? Mit dem Duden kann ich eigentlich nicht viel falsch machen, denke ich. Andererseits, wenn das wirklich veraltet ist, käme es bestimmt gerade bei einer informierten Leserschaft besser, es richtig richtig zu machen.

Sunflower

Hm ... Ich habe gerade gesehen, dass Ragnarök zumindest im Nordischen Singular ist (der Plural heißt Ragnarökr) - und würde jetzt darauf und auf den Duden vertrauen und den Singular nehmen. Aber das ist auch nur eine Vermutung.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Debbie

Ich befasse mich ja jetzt nicht erst gestern mit germanischer Mythologie, aber auf die Idee, dass es sich dabei um ein Plural handeln könnte, wäre ich nie im Leben gekommen   :versteck:


Mein "Brockhaus Mythologie" und meine Edda benutzen es in der Mehrzahl - die Edda führt im Glossar den Begriff so auf:

ZitatRagnarök (n.pl.)

Insofern wohl Plural. Wieder was extrem Wichtiges dazugelernt!  :lehrer:

Ryadne

Danke für eure Infos. Sie vertiefen das Problem zwar noch, aber es ist irgendwie interessant, nicht wahr? Offenbar benutzen es die auf Mythen spezialisierten Nachschlagewerke im Plural, die Wörterbücher aber im Singular. Rein vom Sprachgefühl her klingt es für mich auch sehr seltsam, das Wort im Plural zu nehmen...

Debbie

#446
Also bei Wikipedia steht noch das hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ragnar%C3%B6k

Abgesehen davon, dass es hier wohl auch falsch gebraucht wird, bringt das ein bisschen Licht ins Dunkel, denke ich. Demnach wäre ragna rökr nicht Mehrzahl, sondern ein anderer Begriff, der sich als "Fehlübersetzung" eingeschlichen hat.

Ragnarök heißt demnach "Schicksal der Götter" (so kenne ich es übrigens auch, als "Götterschicksal") und wurde in den älteren Liedern verwendet. Hier kommt auch schon so ein wenig der Knackpunkt: Die, die es als Plural verwenden, sehen das Wort im Neutrum, der Duden hingegen, sieht es als Femininum (so dass das "die" als Artikel erhalten bleibt).

Ich gehe davon aus, dass die Mythologie Experten, welche die Lexika und ja auch den Brockhaus verfasst haben, sich mit Mythologie etwas besser auskennen, als der Duden - nichts für ungut. Der Duden ist vielleicht das Maß der Dinge für die deutsche Sprache, aber hier handelt es sich eben nicht um einen deutschen Begriff.  :-\

Ryadne

Zitat von: Debbie am 31. August 2013, 22:14:28
Ich gehe davon aus, dass die Mythologie Experten, welche die Lexika und ja auch den Brockhaus verfasst haben, sich mit Mythologie etwas besser auskennen, als der Duden - nichts für ungut. Der Duden ist vielleicht das Maß der Dinge für die deutsche Sprache, aber hier handelt es sich eben nicht um einen deutschen Begriff.  :-\

Da geb ich dir recht. Da ich weniger für Sprachpuristen als für Leute schreibe, die sich zumindest am Rande für die Mythologie interessieren, bleibe ich dann beim Plural.
Danke dir!

Merlinda

Ich hab da mal eine kleine Frage.
Irgendwie steh ich grad total auf dem Schlauch.
Heißt es:
ZitatJemand warf sich neben mir auf den Boden

Oder

ZitatJemand warf sich neben mich auf den Boden
?

Bestimmt schüttelt ihr über diese dämliche Frage jetzt den Kopf, aber ich bin gerade wirklich ratlos...

Thaliope

Ich bin der Ansicht, dass beides richtig ist, dass damit aber leicht unterschiedliche Bedeutungen verbunden sind.
"Neben mich" (Akkusativ) zeigt eine Richtung an, "neben mir" (Dativ) einen Ort. Mit "neben mir" lenkst du den Fokus also stärker auf die Stelle, auf der die Person landet, mit "neben mich" stärker auf die Bewegung des Sich-Werfens.

Ein vergleichbarer Satz, in dem jeweils nur eine von beiden Fällen möglich ist, könnte das Bild verdeutlichen: "Setz dich neben mich" und "Setz dich auf den Stuhl neben mir".

LG
Thali