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Dinge, die ein*e Autor*in nicht hören will

Begonnen von Nika, 20. Dezember 2012, 12:35:55

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Shedzyala

Zitat von: Tastentänzerin am 25. Mai 2016, 15:03:36
Und dass jemand zu Ruhm und Ehre und einem Agentur-/Verlagsvertrag gekommen ist, weil er irgendwann mal was in einer Anthologie veröffentlicht hat, halte ich auch für relativ unwahrscheinlich.
Auch wenn ich dir prinzipiell recht gebe und ich selbst auch nie an einer Ausschreibung teilnehmen würde, für die ich bei VÖ nicht bezahlt werden würde (und sei es eben nur genug für einen Kaffee), glaube ich aber, dass Anthologieveröffentlichungen zumindest bei Kleinverlagen häufiger zu Verlagsverträgen führen. Zumindest war das so bei mir und wenn ich mir andere Anthologien ansehe, fällt oft auf, dass einige Autoren beim selben Verlag auch einen Roman haben. Man bekommt dadurch also sehr wohl einen Fuß in die Tür.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Feuertraum

#286
Bei allem Respekt, Tastentänzerin, aber was Sie schreiben ist - zumindest in meinen Augen - Blödsinn. Wenn man nur nach dem Motto geht; Ich mache erst dann etwas, wenn es Geld dafür gibt,
Wer bitteschön würde dann noch Kurzgeschichten respektive Romane schreiben, wenn die Möglichkeit bestünde, dass jeder Verlag das Skript ablehnt? Eben: Gar keiner. Gibt ja kein Geld dafür.

Natürlich kann es sein, dass man aufgrund einer KG in einer Antholgie nicht entdeckt wird. Aber genauso gut kann es sein, dass dieses eben doch geschieht. Wenn Anthologien - Ihrer Aussage nach - ohnehin kein Publikum haben, warum kommen dann jedes Jahr einige Dutzend davon auf den Markt?

Solange man mit dem Schreiben keine Kosten außer vielleicht Zeit und Strom hat (und ich denke mal, diese Kosten sind marginal), solange kann man auch auf "Gewinne" verzichten. Und selbst wenn man keine monetären Gewinne einstreicht: Man hat eine Geschichte geschrieben, man hat sich verbessert, man bietet dem Leser ein wenig Zeitvertreib.

Aber mag sein, dass ich einfach zu naiv bin für diese Welt.

Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Angela

Ich habe einen Buchvertrag bei einem meiner beiden Wunschverlage bekommen, weil ich bei einer Anthologie mitgemacht habe (wobei die Geschichte nicht gefallen hat, aber das Setting und die Figuren). Ich gestehe, das war auch von Anfang an meine Hoffnung, denn Romanmanuskripte nahm der Verlag nicht länger an.
Kann also klappen ;D.

Lila

#288
@Shedzyala :
Ja, das mag durchaus sein. Ich sage ja auch nicht, dass es völlig ausgeschlossen ist, dass sowas passiert. Nur ist die Chance meiner Meinung nach verschwindend gering, bzw. wie du schon schreibst eher bei Kleinverlagen gegeben. Hier muss man sich über seine eigenen Prioritäten im klaren sein. Ich persönlich halte da, ohne hier irgendjemandem zu nahe treten zu wollen, Self-Publishing für die eindeutig bessere Wahl und sinnvollere Alternative, als eine Anthologie bei einem Kleinverlag. Aber sicher, letztenendes muss das jeder selbst wissen und entscheiden. :)


@Feuertraum :
Bei allem Respekt, aber Sie verdrehen hier die Fakten. Ich habe nicht gesagt, dass man als Kreativer nur den Stift in die Hand nehmen soll, wenn etwas dabei herausspringt. Um Gottes Willen! Dann würde unsere Art tatsächlich aussterben. Viele Schrifststeller schreiben erstmal für die Schublade und das ist völlig in Ordnung! Ich halte uns Autoren auch für intelligent genug zu wissen, dass die Aussicht mit dem Schreiben von Fiktion Geld zu verdienen und davon dauerhaft und gut leben zu können eine ziemliche Glückssache ist. Das weiß jeder, der das tut und ich bin mir sicher keiner von uns schreibt allein deshalb, um damit Geld zu verdienen. Schreiben ist eine Kunst. Eine Leidenschaft! Kreatives Schaffen ist leider nach wie vor ein Luxus, für den man in den meisten Fällen nicht mit einem entsprechenden Gegenwert rechnen kann. Das ist tragisch, aber wahr und dennoch gibt es so viele von uns, die es trotzdem mit Hingabe und Kreativität tun. Und das ist gut so! Ich bin die Letzte, die aller Letzte, die jemandem raten würde das Schreiben oder Musizieren oder Fotografieren (you name it...) sein zu lassen, weil es sich nicht rentiert. Um Himmels Willen! Aber - und jetzt kommt das große ABER - sobald es darum geht, seine Leistungen, seine Texte, seine Werke einem Verlag anzubieten, finde ich es höchst bedenklich, dies nur aus idealistischen Gründen zu tun und dafür keinen Lohn zu verlangen, bzw. erwarten zu können. Denn wie schon gesagt, es würde ja auch niemand z.B. seine Fotos an einen Presseverlag oder eine Bildagentur verschenken, ohne dafür eine entsprechende Bezahlung zu verlangen. Und das ist absolut legitim! Hier würde sich die Frage gar nicht erst stellen. Warum dann also bei uns Autoren und unseren Texten? Sind unsere Geschichten weniger/nichts wert? Dürfen wir für unsere kreative Arbeit keine Entlohnung verlangen/erwarten? Was habe ich als AutorIn konkret davon, wenn einer meiner Texte in einer Anthologie vertreten ist, die kaum jemand liest? Und zu Ihrer Frage, warum dann jedes Jahr einige Dutzend davon auf den Markt kommen, kann ich nur sagen: das wüsste ich auch gerne! Denn, sein wir doch ehrlich: man hat heutzutage mit Self-Publishing weitaus, weitaus bessere Chancen, als AutorIn von einem Verlag oder einer Agentur entdeckt zu werden (und nein, das ist beiweitem kein Märchen, ich kenne persönlich Fälle, bei denen es genauso passiert ist!), als wenn man es mit viel Glück in eine Anthologie schafft, die zwar gedruckt wird, dafür aber in den seltensten Fällen in den stationären Buchhandel gelangt. Und zumindest das können Sie mir als Buchhändlerin glauben, dass ich in diesem Fall weiß wovon ich rede. ;)


@Angela :
Meinen Glückwunsch dazu! :jau: Und ich sage ja gar nicht, dass es völlig ausgeschlossen ist. Ich sage lediglich, dass die Chancen, dass das auf diesem Wege passiert recht gering sind und vor allem und am wichtigsten, dass ich einfach finde, dass Autoren in solchen Fällen das uneingeschränkte Recht haben, für ihre Texte Geld zu verlangen. Ich verstehe nicht, was daran falsch sein soll. Aber du kannst dich in diesem Fall wirklich glücklich schätzen, dass das für dich geklappt hat. Finde ich super! :prost:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Runaway

Zitat von: Shedzyala am 25. Mai 2016, 15:22:08
Auch wenn ich dir prinzipiell recht gebe und ich selbst auch nie an einer Ausschreibung teilnehmen würde, für die ich bei VÖ nicht bezahlt werden würde (und sei es eben nur genug für einen Kaffee), glaube ich aber, dass Anthologieveröffentlichungen zumindest bei Kleinverlagen häufiger zu Verlagsverträgen führen.
Gut, aber was bringt einem das? Also, WIRKLICH?

Lothen

Zitat von: DaniGut, aber was bringt einem das? Also, WIRKLICH?
Erfahrungen, Kontakte, Lesungen, Spaß ... man muss ja nicht immer alles in Geldmitteln berechnen. ;)

Aber das gerät jetzt etwas Off Topic hier ...

Runaway

Können auch Ziele sein, stimmt. Das kann man aber auch anders kriegen.

Trippelschritt

So ganz widerspruchsfrei ist es nicht, was Tastentänzerin da schreibt. Wenn niemand Anthologien kauft, wieso hat dann der Verlag etwas davon, denn er nimmt ja auch kein Geld ein. Und in der Tat ist es in Deutschland leider so, dass Kurzgeschichten nicht/kaum gekauft werden und die kleinen Verlage da sehr viel mit Ehrenamtlichen arbeiten. Und doch lohnen sich Anthologien und kann nur jedem empfehlen, daran teilzunehmen.
Zunächst einmal erfahre ich als Jungautor oder als noch-nicht-Autor etwas darüber, wo ich selber stehe im Vergleich zu anderen . Wenn man nirgendwo angenommen wird, dann macht man noch etwas falsch. Wenn man hin und wieder eine Geschichte unterbekommt, ist man auf einem guten Weg. Wenn man fast alle Geschichten unterbekommt, kann man von sich sagen, dass man das Handwerk beherrscht und noch was dazu. Wenn man seine Geschichten in einer der wenigen literarischen Anthologien unterbekommt, ist das eine Eintrittkarte für die höhere Kunst des Schreibens (na ja, etwas übertrieben jetzt).

Der andere Aspekt ist das Selbtmarketing. Agenturen haben gern einen schriftstellerischen Lebenslauf. Schlecht, wenn da nichts steht. Allerdings gilt nicht das Gegenteil: Wenn da viele Veröffentlichungen gelistet sind, ist der Vertrag so gut wie in der Tasche. Aber ohne einen Kompetenznachweis landet man oft erst einmal auf dem Stapel Wiedervorlage, wenn überhaupt.

Und die Sache mit dem Geld? Wenn niemand viel daran verdient, dann kann man auch kein Geld fordern. Wenn für jeden Autor einer Kurzgeschichte neben dem Freiexemplar, mit dem er werben kann, noch 1 € 17 Cent dabei herausspringen, dann lohnen sich bereits die Überweisungen nicht mehr.

Seien wir doch froh, dass es noch genügend Idealisten gibt, die dafür sorgen, dass der Laden läuft, und nicht nur Leute, die die Kühe bereits melken wollen, bevor die Grassamen ausgesät wurden.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Runaway

Zitat von: Trippelschritt am 25. Mai 2016, 22:21:09
Agenturen haben gern einen schriftstellerischen Lebenslauf. Schlecht, wenn da nichts steht.
Ist das so? Bei meinen beiden Agenturen hat da kein Hahn nach gekräht und mein Verlag jetzt auch nicht. Im Jahre 2016 ticken selbst bei einigen Verlagen die Uhren inzwischen anders, aber meiner bestaunt die Digitalisierung auch nicht nur von weitem.

Lila

Zitat von: TrippelschrittSo ganz widerspruchsfrei ist es nicht, was Tastentänzerin da schreibt. Wenn niemand Anthologien kauft, wieso hat dann der Verlag etwas davon, denn er nimmt ja auch kein Geld ein. Und in der Tat ist es in Deutschland leider so, dass Kurzgeschichten nicht/kaum gekauft werden und die kleinen Verlage da sehr viel mit Ehrenamtlichen arbeiten.
Hier wiedersprechen Sie sich jetzt. Es kostet einen Verlag nicht viel Geld Anthologien zu veröffentlichen weil sie so viel mit Ehrenamtlern arbeiten.

Zitat von: TrippelschrittUnd doch lohnen sich Anthologien und kann nur jedem empfehlen, daran teilzunehmen.
Zunächst einmal erfahre ich als Jungautor oder als noch-nicht-Autor etwas darüber, wo ich selber stehe im Vergleich zu anderen . Wenn man nirgendwo angenommen wird, dann macht man noch etwas falsch. Wenn man hin und wieder eine Geschichte unterbekommt, ist man auf einem guten Weg. Wenn man fast alle Geschichten unterbekommt, kann man von sich sagen, dass man das Handwerk beherrscht und noch was dazu. Wenn man seine Geschichten in einer der wenigen literarischen Anthologien unterbekommt, ist das eine Eintrittkarte für die höhere Kunst des Schreibens (na ja, etwas übertrieben jetzt).
Diese Aussage halte ich nicht nur für falsch, sondern sogar für äußerst fragwürdig. Dass man bei einer Anthologie abgelehnt wird oder bei einer Agentur oder einem Verlag nicht angenommen wird heißt noch längst nicht automatisch, dass man schlechte Texte schreibt. Bestes Beispiel hierfür ist wohl J. K. Rowling, die von zig Verlagen abgelehnt wurde, bevor sie ihr Erstlingswerk "Harry Potter" letztendlich unterbekommen hat. Und sie hat soweit ich weiß nie zuvor in irgendeiner Anthologie etwas veröffentlich gehabt. Ihr Text war einfach gut. Und sie ist am Ball geblieben. Das hat dann letztendlich auch ein Verlag anerkannt. Und sehen wir, wo sie heute steht!
Anders herum, dass man bei Kleinverlagsanthologien Texte unterbekommt heißt noch lange nicht, dass man zwangsläufig so gut ist, dass man auch von einer Agentur oder einem Verlag genommen wird. Sicherlich, Übung macht den Meister. Keine Frage. Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Aber gerade Kleinverlage sind nunmal darauf angewiesen, aus den Texten auszuwählen, die sie zugesandt bekommen. Und wenn da nur schlechte bis mittelmäßige Texte dabei sind, wäre die einzige Alternative keinen davon zu nehmen und auf kurze oder lange Sicht pleite zu gehen. Das will kein Verlag. Da muss man zwangsläufig nehmen, was man kriegt. Insofern ist es beiweitem keine garantierte Eintrittskarte in die höhere Kunst des Schreibens, wie Sie es bezeichnen.

Zitat von: TrippelschrittDer andere Aspekt ist das Selbtmarketing. Agenturen haben gern einen schriftstellerischen Lebenslauf. Schlecht, wenn da nichts steht. Allerdings gilt nicht das Gegenteil: Wenn da viele Veröffentlichungen gelistet sind, ist der Vertrag so gut wie in der Tasche. Aber ohne einen Kompetenznachweis landet man oft erst einmal auf dem Stapel Wiedervorlage, wenn überhaupt.
Auch das ist schlicht und einfach nicht wahr. Siehe J. K. Rowling. Ein Lektor/Agent bei einem/r Verlag/Agentur wäre doch sehr, sehr dumm, wenn er einen guten Text auf den Ablagestapel legt, nur weil ihm im Autorenlebenslauf die Kompetenznachweise fehlen. Und erst recht würde kein Agent/Verleger einen schlechten oder mittelmäßigen Text durchwinken, nur weil Autor X bereits bei Anthologie Y und Z und zusätzlich noch A, B und C von Kleinverlag D Texte untergebracht hat. Das wäre nicht nur grob fahrlässig. Ich als Verleger würde so jemanden schlicht und ergreifend feuern, wenn ich davon Wind bekäme. Wäre das in der Agentur- und Verlagswelt Realität, dann hätten wir heute keinen "Harry Potter", kein "Twilight", keine "50 Shades of Grey" (wobei ich letzteres nicht unbedingt bedauern würde).

Zitat von: TrippelschrittUnd die Sache mit dem Geld? Wenn niemand viel daran verdient, dann kann man auch kein Geld fordern. Wenn für jeden Autor einer Kurzgeschichte neben dem Freiexemplar, mit dem er werben kann, noch 1 € 17 Cent dabei herausspringen, dann lohnen sich bereits die Überweisungen nicht mehr.
Das ist richtig. Da stimme ich Ihnen zu. Und das ist genau der Grund, weshalb ich den Sinn und Zweck von Anthologien für fraglich halte. Sicher, man erhält als Autor ein Belegexemplar. Nur ist fraglich, ob es die Mühe und den (nicht vergüteten) Aufwand tatsächlich lohnt, zu versuchen seine Texte in zig Anthologien unterzubringen. Denn den seriösen Verlag, bzw. die seriöse Agentur interessiert es am Ende herzlich wenig, in wievielen Kleinverlagsanthologien ein Autor bereits Texte veröffentlicht hat. Am Ende zählt einzig das eingereichte Manuskript. Wenn dies trotzdem nichts taugt, nützen dem Autor auch keine eintausendachthundertsiebenunndreißig Anthologieveröffentlichungen. Es gibt natürlich, wie immer und wie bei allem, auch hier einige wenige Ausnahmen.
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Feuertraum

Zitat von: Tastentänzerin am 26. Mai 2016, 23:31:54
Dass man bei einer Anthologie abgelehnt wird oder bei einer Agentur oder einem Verlag nicht angenommen wird heißt noch längst nicht automatisch, dass man schlechte Texte schreibt.

Da bin ich mit Ihnen D' accord
Zitat
Anders herum, dass man bei Kleinverlagsanthologien Texte unterbekommt heißt noch lange nicht, dass man zwangsläufig so gut ist, dass man auch von einer Agentur oder einem Verlag genommen wird. Sicherlich, Übung macht den Meister. Keine Frage. Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Aber gerade Kleinverlage sind nunmal darauf angewiesen, aus den Texten auszuwählen, die sie zugesandt bekommen. Und wenn da nur schlechte bis mittelmäßige Texte dabei sind, wäre die einzige Alternative keinen davon zu nehmen und auf kurze oder lange Sicht pleite zu gehen.

Sorry, aber das kann ich nicht nachvollziehen: Wenn ein Verlag keine für sein Projekt passende Texte findet, wird das Buch einfach nicht gedruckt. Ergo keine Kosten.

ZitatEin Lektor/Agent bei einem/r Verlag/Agentur wäre doch sehr, sehr dumm, wenn er einen guten Text auf den Ablagestapel legt, nur weil ihm im Autorenlebenslauf die Kompetenznachweise fehlen.

In Deutschland sieht die Sache anders aus. Um auf Ihr häufig genanntes Beispiel zu kommen: J.K. Rowling wurde von vielen Verlagen abgelehnt, eben weil sie eine Unbekannte war (und nur der Zufall eine große Rolle spielte). In Deutschland ist es ähnlich: Ist man kaum bekannt - sprich, kann man keine Erfahrung vorweisen, ist  es wesentlich schwieriger, in (s)einen Job zu kommen. Ein Lektor, der einen guten Text auf den Ablagestapel legt, ist nicht zwangsweise unfähig: vielmehr muss er den Kosten-/Nutzenfaktor mit einbeziehen. Verlage wollen schließlich Gewinn machen, und wenn jemand mit einem mittelmäßigen Text, der aber schon 8 - 12 Texte in Anthologien veröffentlich hat, der sich hinstellen und sagen kann "Mit meinen Texten erreiche ich 5000 Leser" (Zahl aus der Luft gegriffen und bar jeglicher Grundlage), dann ist der Lektor eher gewillt, diesen Text zu nehmen als den des Autoren, den keiner kennt (Ja, ich weiß, natürlich sind einige große Verlage auch bereit und willens, einen Autoren aufzubauen, aber da spielt sehr viel Überzeugungsarbeit (und natürlich Prognosen, die in einen hohen positiven Bereich versprechen) eine große Rolle.


ZitatUnd erst recht würde kein Agent/Verleger einen schlechten oder mittelmäßigen Text durchwinken, nur weil Autor X bereits bei Anthologie Y und Z und zusätzlich noch A, B und C von Kleinverlag D Texte untergebracht hat. Das wäre nicht nur grob fahrlässig. Ich als Verleger würde so jemanden schlicht und ergreifend feuern, wenn ich davon Wind bekäme. Wäre das in der Agentur- und Verlagswelt Realität, dann hätten wir heute keinen "Harry Potter", kein "Twilight", keine "50 Shades of Grey" (wobei ich letzteres nicht unbedingt bedauern würde).

Hust. Vielleicht bin ich zu kritisch, aber ich habe schon des Öfteren Romane gelesen (auch aus großen Verlagen), die in meinen Augen eher bescheiden sind. Und dennoch werden diese Romane gekauft wie geschnitten Brot, einfach, weil der Name des Autoren bekannt(er) und geläufiger ist.

Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Erdbeere

Es mag Agenturen und Verlage geben, die von ihren (zukünftigen) Autoren einen gewissen schriftstellerischen Lebenslauf erwarten. Ich vermute, dass besagte Agenturen und Verlage dann nicht komplette Laien vor sich haben, die noch nie mit einem Verlag gearbeitet haben und keine Ahnung haben, wie ein Lektorat funktioniert. Es mag eine gewisse Absicherung sein, damit sich später keine oder weniger Probleme einstellen. Aber wenn das die Norm wäre, gäbe es heute einige der grossen Namen im Business nicht.

Ich selbst habe meinen aktuellen Verlag, mit dem ich ein verdammt grosses Projekt mache, nur deswegen bekommen, weil dem Verleger mein Debüt bei einem Kleinverlag gefallen hat - das damals kaum ein paar Wochen auf dem Markt war. Und davor konnte ich als Veröffentlichung nur eine einzige Kurzgeschichte vorweisen. Der Verleger hat mich ins Boot geholt, ohne dass ich mich bei ihm "bewerben" musste.

Es ist also möglich, aufgrund einer Kurzgeschichte oder eines Debüts bei Kleinverlagen "entdeckt" zu werden. Ich bilde mir nicht ein, jetzt den grossen Wurf gemacht zu haben, da es sich auch bei meinem Verlag um einen klein- bis mittelgrossen Verlag handelt. Aber es ist eine Chance, meinen Namen langfristig auf den Markt zu bringen und mich als Autorin zu etablieren.


Um auf das Ausgangsthema zurück zu kommen - ein paar meiner neuen Arbeitskollegen meinten doch, als ich ihnen erzählte, dass ich nebenbei Schriftstellerin bin: "Oh, dann willst du bestimmt nicht lange bei uns bleiben."
Ich fragte: "Wieso das denn?"
Antwort: "Na, weil du bald reich und berühmt wirst und so."
Autsch. Klar. Ich kaufe mir dann ein Einhorn von dem Geld.

canis lupus niger

#297
Zitat von: Erdbeere am 27. Mai 2016, 11:44:09
Um auf das Ausgangsthema zurück zu kommen - ein paar meiner neuen Arbeitskollegen meinten doch, als ich ihnen erzählte, dass ich nebenbei Schriftstellerin bin: "Oh, dann willst du bestimmt nicht lange bei uns bleiben."
Ich fragte: "Wieso das denn?"
Antwort: "Na, weil du bald reich und berühmt wirst und so."
Autsch. Klar. Ich kaufe mir dann ein Einhorn von dem Geld.

:rofl:
Sowas habe ich auch schon gehört: Du hast Bücher geschrieben und veröffentlicht? Was machst Du denn noch hier? Du brauchst doch bestimmt gar nicht mehr zu arbeiten.

Dämmerungshexe

Zitat von: Erdbeere am 27. Mai 2016, 11:44:09
Klar. Ich kaufe mir dann ein Einhorn von dem Geld.

Klingt nach ner guten Investition.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Zit

Ach, mensch, euch kann man es auch nicht recht machen. ;D Seht es so: Da gibt es wirklich Menschen, die Literatur für etwas halten, mit dem man Geld verdienen kann! Die sind mir allemal lieber als jene, die immer so einen Mitleidsblick aufsetzen und dann schnell das Thema wechseln als hätte man eine Tabu-Krankheit.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt