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Magie-freie Fantasy?

Begonnen von Fianna, 14. September 2012, 22:46:11

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Sternsaphir

#45
Magie kommt bei mir so gut wie gar nicht vor (maximal von einer besonderen Person in einer Szene benutzt), magische Wesen nutze ich auch fast gar nicht.
Natürlich habe ich viele fremdartige Wesen, aber die sind biologisch halbwegs gut erklärt.
Wenn ich die wenigen Magiestellen wegnehmen würde, würde ich meine Projekte trotzdem noch als Fantasy bezeichnen, da sie sich in fremdartigen Welten mit fremdartigen Wesen und mit fremdartigen Problemen beschäftigen. Es hat also mehr mit Phantastik zu tun.


Ich finde, Magie muss gut dosiert werden.
Zuviel davon kann verwirrend wirken, wenn nur noch Zauber um Zauber geworfen wird.

Wolkentänzerin

Ich muss auch zugeben, dass ich nicht allzu viel Fantasy lese, da mir viele Bücher zu überladen mit Magie sind. Natürlich habe ich auch Ausnahmen, wo das wunderbar passt, aber oft sind mir, wie hier schon erwähnt, die Helden dann zu "perfekt" und "übernatürlich".
Meiner Meinung nach braucht Fantasy auch keine Magie. Eine erfundene Welt kann sehr viel Arbeit sind und vor allem ich tue mich damit oft schwer, sodass ich die Geschichte lieber in ein reales Setting legen würde, was aber eben auch nicht möglich wäre. Das Land existiert eben nur so in meiner Welt und das ist gut so. Bei mir gibt es auch ein wenig Magie, aber nur eine Prise. Einige Leute haben besondere Fähigkeiten, das heißt, sie haben eine bestimmte Wirkung auf andere Menschen und können ihre Emotionen beeinflussen. Zudem sind sie sehr intelligent und können einfach komplexe Zusammenhänge begreifen. All diese Eigenschaften könnten theoretisch, rein psychologisch nur eingebildet sein, doch sie existieren und es gibt auch ein körperliches Merkmal. Alleine dadurch und durch das Setting ist es für mich Fantasy.

canis lupus niger

#47
Zitat von: Fianna am 14. September 2012, 22:56:07
Zitat von: sirwen am 14. September 2012, 22:51:24
Im Prinzip ist Fantasy ja immer mit etwas verbunden, was so in der Realität nicht existieren kann und damit fantastisch ist. Ob das Magie ist, oder einfach eine erfundene Welt.
Genau das meinte ich.
Eine erfundene Welt, aber keine magischen Wesen und keine offensichtliche Magie.

Für mich habe ich eher unbewusst schon immer zwischen Fantasy und Phantastik unterschieden, obwohl das bestimmt keine allgemeingültige oder auch nur verbreitete Ansicht ist.

Unter Phantastik verstehe ich eine Literatur (und darin schließe ich die Verfilmung und Vertonung dieser Literatur ein), die auf nicht-realen Prämissen aufbaut. Ob die NOCH nicht real sind (für Sir Terry ist SciFi im Prinzip "Fantasy mit Raumschiffen"), oder einfach auf anderen "Natur"-Gesetzen beruhen, die also z.B. Magie einschließen, ist nicht entscheidend. Phantastik spielt für mich mit einer "anderen" Realität, ist ein "Was wäre wenn", das umso verlockender ist, desto vollständiger und tiefgründiger diese andere Realität ausgearbeitet ist, desto länger ich darin genüsslich umherwandern kann.     

Fantasy dagegen war für mich in einer kindlich-egozentrisch-sehnsüchtig-romantischen Wahrnehmung schon immer das Märchenhafte, das ich seit meiner Teenagerzeit so gierig verschlungen habe: hauptsächlich High Fantasy im Sinne von HdR, aber zuvor auch schon anderes Märchenhafte, Kindgerechtere wie z.B. Lindgrens "Brüder Löwenherz". Ja, eigentlich war für mich "Fantasy" sehr lange Zeit das Gleiche wie "Märchen für Erwachsene", die ich umso mehr liebte, desto perfekter sie ausgearbeitet waren. Und zum Märchen gehört Magie (oder Zauberei) irgendwie dazu. Eine Subspezies der Phantastik sozusagen, Phantastik mit Magie.  ;)

Meine eigene Fantasy kommt mit relativ wenig Magie aus. Schon bevor ich mit der "realistischen" Fantasy von Isrogant in Berührung kam, fand ich es besser, wenn die Magie meine Geschichte nicht dominiert. Ich MAG Romane, die sich um die Magie als solche drehen, in denen es sich zum Beispiel darum handelt, die Beherrschung dieser Magie zu erlernen, wie im ersten Teil des Erdsee-Zyklus, oder der Königsmörder-Trilogie. Aber selber schreiben möchte ich eine Geschichte mit so einem Schwerpunkt aktuell nicht. Für mich steht zurzeit beim Erzählen eher das Abenteuer im Vordergrund, so dass die Magie und magische Wesen nur eine mehr oder weniger bedeutende Nebenrolle spielen, so wie in unserer Realität vielleicht das Autofahren. Reine Geschmackssache. Vielleicht bin ich auch nur  zu phantasielos, um ein eigenes Magiesystem zu entwickeln.

Lupa

Für mich ist Magie ebenfalls kein Muss in der Fantasy.
Canis Lupus hat, wie ich finde, es sehr schön formuliert mit dem "was wäre wenn".
Zitat von: canis lupus niger am 25. September 2016, 20:37:49
Phantastik spielt für mich mit einer "anderen" Realität, ist ein "Was wäre wenn", das umso verlockender ist, desto vollständiger und tiefgründiger diese andere Realität ausgearbeitet ist, desto länger ich darin genüsslich umherwandern kann.
Auch wenn die Fantasy sich per Definition an Mythen, Märchen und Sagen anlehnt, leite ich daraus keine zwingende Voraussetzung für Magie ab. Wohl aber einen deutlichen Unterschied zu unserer irdischen Realität, der innerhalb der Geschichte keine Illusion, sondern die dort herrschende Realität darstellt.  (verständlich?  :hmmm: )

Lothen

Zitat von: Fianna am 20. September 2016, 18:33:09
Mich stört bei Magie meist, dass sie zu mächtig ist. Ich lese keine High Fantasy mehr, denn die Figuren sind entweder zu übermächtig und werden nur von inneren Konflikten oder Unsicherheiten zeitweise von der vollen Nutzung ihrer Macht abgehalten, oder ich habe das Gefühl, ich lese ein ausgeschriebenes Computerspiel, bei der die Figur an ihre Grenzen kommt und das Mana auffüllen muss.
Das geht mir oft ähnlich. Mich stört auch, wenn Magie trotz ihrer enormen Macht mit keinerlei negativen Konsequenzen assoziiert ist. Damals bei Harry Potter war das noch in Ordnung, aber im Nachhinein fallen einem auch da zahlreiche Inkonsistenzen auf, was Magie kann und was sie eben nicht kann. Warum? Weil es jeden Plot zerstören würde.

In meinen letzten Projekten hat Magie auch selten eine große Rolle gespielt oder war zumindest in ihrem Umfang begrenzt. Das finde ich beim Schreiben auch reizvoller. Da ist man gezwungen, charakter-bezogene oder plot-bezogene Lösungswege für Probleme zu finden und kann sich nicht einfach auf "Magie" beziehen. Gut, das hab ich auch schon gemacht, aber da war zumindest eine negative Konsequenz erkennbar. ;)

Um auch noch etwas zur Ausgangsfrage zu sagen: Ich finde, Fantasy kann durchaus "magiefrei" sein. Fantasy kann ja auch dadurch entstehen, dass Flora/Fauna, Weltordnung, Herrschersystem oder Prämissen von der irdischen Realität abweichen (ich denke, das ist auch das, was du gemeint hast, @Lupa).

Lupa

Zitat von: Lothen am 01. Oktober 2016, 10:03:22
Fantasy kann ja auch dadurch entstehen, dass Flora/Fauna, Weltordnung, Herrschersystem oder Prämissen von der irdischen Realität abweichen (ich denke, das ist auch das, was du gemeint hast, @Lupa).
Richtig, danke Lothen :)
Diese Abweichungen sollten aber zentral für die Geschichte sein. (Eben diese Was-wäre-wenn-Spiele) Wie weiter oben geschrieben wurde: wenn die Handlung auch getrost in unserem Hier und Jetzt spielen könnte, ist es für mich keine echte Fantasy.

Fianna

Ich benötige für gewöhnlich gesellschaftliche oder politische Gegebenheiten, die in keiner Kultur existent sind, für meinen Konflikt oder die Hindernisse der handelnden Personen. Und davon ausgehend baue ich dann die entsprechende erfundene Kultur auf, je nachdem, was ich benötige, damit die Handlung schlüssig ist.