Der Name des Threads sagt ja eigentlich schon alles: Wie kommt ihr auf die Namen, die ihr euren Charakteren gebt?
Ich frage dies, weil ich ein riesiges Problem habe, meinen Charakteren Namen zu geben, da ich mit dem, was ich mir da ausdenke, einfach so gut wie nie zufrieden bin. Da ich Fantasy alá Tolkien schreibe, passen "Hans" und "Dörte" meines Erachtens kaum in das Gesamtkonzept, daher fallen real existierende Namen schonmal aus. Das Verfahren, das nach meiner Einschätzung einiger Fantasyromane das übliche ist, besteht wohl daraus, mehr oder weniger nach Gefühl auf die Tastatur zu hauen und die Kreationen dann bestenfalls noch anzupassen. Davon halte ich gar nichts, deswegen mache ich das auch nicht.
Der zweite Schritt ist es, für bestimmte Völker, Nationen und Kulturen gewisse Richtlinien für die Namensgebung aufzustellen. So haben bei mir die Elfen eher weiche Konsonanten (L, S, W - "Milean") und Zwerge eher harte (K, R, G "Gravin") - natürlich kann auch ein Zwerg ein L oder ein S im Namen haben. Das funktioniert für Nebencharaktere und Statisten, die ohne Namen nicht auskommen, ganz gut, hin und wieder entstehen sogar schöne Kreationen.
Doch das genügt mir nicht für wichtige Namen. Der Hauptprotagonist meines geplanten Romanes heißt "Balduran". So sehr mir der Name auch gefällt, ist er doch leider keine Eigenkreation, ich betrachte ihn als eine Hommage an ein PC-Spiel, dass mich zur Fantasy gebracht hat. Ich mag den Namen sehr, aber frage mich dennoch, ob einem das nicht schnell als "Fake" ausgelegt werden kann.
Auch bei anderen Namen nehme ich bewusst Filme, Bücher, PC-Spiele und sonstiges und suche mir Namen heraus, die mir gefallen, ändere sie aber immer noch etwas ab. Eigentlich würde ich sie gerne so lassen, damit ich klar Flagge zeigen und meine Ehrerbietung an die Macher erweisen kann, aber das ist mir tatsächlich etwas gefährlich. Natürlich nehme ich nicht die Namen irgendwelche Hauptcharaktere - keiner meiner Charaktere wird jemals Han Zolo heißen.
Ich habe noch viele andere Arten, Namen zu erschaffen: Anagramme ("Ramai"), Mischungen aus Fremdworten ("Aequor" - jetzt ratet mal!), einfache nur Fremdworte ("Mendax"), Mischungen aus mythologischen Namen ("Lokhades" - Loki und Hades). Wobei ich mich bei letzterem immer Frage, warum ich nicht einfach auf's Ganze gehe und direkt die Namen übernehme. Warum einen Zwergengott nicht Odin nennen?
Fast alle Namen in meinem Werk gefallen mir und die anderen werde ich noch ausmerzen, aber bei ganz vielen Namen, die ich mag, habe ich immer das Gefühl, dass anderen der Name nicht gefallen könnte. Warum mir das Sorgen macht, weiß ich auch nicht, aber ändern kann ich es nicht...
Außerdem habe ich immer das Gefühl, dass sowas elementares wie der Name wenigstens implizit etwas über den Charakter aussagen muss, dem Namen also eine unaufdringliche Onomatopoesie anhaften sollte. Bei manchen kriege ich das hin, bei anderen nicht...
Bei mir hat sich eine regelrechte Phobie vor Namen entwickelt, die soweit geht, dass ich aufhöre zu schreiben, wenn ich einen neuen Namen brauche. Deswegen verzichte ich so gut es geht auf Namen und gebe sie nur, wenn sie nötig sind. Taucht ein Charakter auf, der nur ein paar Textstellen hat und danach wieder verschwindet, dann bleibt es bei Nomen. Wenn mein Protagonist auf einen Betrunkenen trifft, dann heißt er "Betrunkener" und nicht "Vino", es sei denn er tritt später noch einige male auf - naja, selbst dann würde er nicht "Vino" heißen.

Naja, nun habe ich euch einen kleinen Einblick in meine Techniken gegeben und euch gleichzeitig meine größte Schreibfurcht mitgeteilt. Ihr seid dran!