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Verlagsbewerbung als Übersetzer

Begonnen von Cailin, 25. Juli 2007, 22:02:16

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Cailin

Hallo Leute,

nachdem wir hier schon die Verlagsbewerbung als Grafiker hatten, komm ich jetzt mal mit der Bewerbung als Übersetzer um die Ecke.

Wie macht man das? Wo bewirbt man sich für sowas im Verlag? Welche Unterlagen wollen die Verlage bei so etwas sehen? Und wie verkauft man es den Verlagen, dass man übersetzen kann, wenn man ein Anglistikstudium zu gunsten eines anderen Faches abgebrochen hat und bisher nur im privaten Bereich oder bei einem Volontariat übersetzt hat? ??? ???

Kann mir jemand weiterhelfen?
Wäre klasse!

Liebe Grüße
Cailin

Lomax

Zitat von: Cailin am 25. Juli 2007, 22:02:16Wie macht man das? Wo bewirbt man sich für sowas im Verlag? Welche Unterlagen wollen die Verlage bei so etwas sehen? Und wie verkauft man es den Verlagen, dass man übersetzen kann, wenn man ein Anglistikstudium zu gunsten eines anderen Faches abgebrochen hat und bisher nur im privaten Bereich oder bei einem Volontariat übersetzt hat? ??? ???
Das abgebrochene Anglistikstudium sollte kein Problem sein. Denn natürlich muss man die Sprache verstehen und analysieren können, aus der man übersetzt - aber in erster Linie muss ein Literaturübersetzer die Sprache beherrschen, in die er übersetzt. Immerhin schreibt er de facto das literarische Werk für deutsche Leser neu. Inhalt, Aufbau, Figuren und auch die verwendeten Sprachebenen und Variationen gibt der Autor dabei vor - aber wie die Umsetzung stilistisch dann im Deutschen aussieht, hängt nur von den Deutschkenntnissen des Übersetzers ab.
  Literaturübersetzer ist dementsprechend ein klassischer "Brotberuf" für Autoren, nicht für Anglisten o.ä.

Aber über eine wichtige Sache sollte man sich im klaren sein: Literaturübersetzer ist eine freiberufliche künstlerische Tätigkeit. Man bewirbt sich nicht. Es gibt keine Unterlagen und kein formales, übliches Vorgehen. Als Übersetzer ist man Unternehmer, und man muss sich Kunden suchen - und wie man das macht, hängt von den Gelegenheiten und vom persönlichen Geschick ab. Wenn du dich also an Verlage wendest, liegt es nur an dir, wie du dich präsentierst und wie du deine Ansprechpartner davon überzeugen kannst, dir einen Auftrag zu geben.
  Üblicherweise wendet man sich dazu an die Lektorate und fragt einfach mal an, ob sie Übersetzer suchen. Schriftlich, per Mail oder per Telefon, wie man es sich am besten zutraut. Wenn man überzeugend genug wirkt, bekommt man einen Probeauftrag. Wenn der auch überzeugend ausfällt, hoffentlich Folgeaufträge. Wenn man sonst in der Branche keine Kontakte hat, läuft es auf das übliche "Klinkenputzen" hinaus - ganz ähnlich wie bei den "Bewerbungen" als Autor.

Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und dann muss man den Lektor persönlich überzeugen können. Zeugnisse, Studienabschlüsse, Volontariat oder private Übersetzungen können dabei hilfreich sein, aber am Ende hat wohl jeder Lektor etwas andere Vorstellungen, wie er sich den idealen Übersetzer vorstellt. Und du musst damit rechnen, dass das, was bei dem einen Lektor eine tolle Werbung ist, den anderen abschreckt ("Anglisten? Die denken doch nur an den englischen Text und kümmern sich gar nicht um die deutschen Leser"; "Private Übersetzungen? Immer diese Hobby-Übersetzer"). Es ist schwer, einen konkreten Rat für die Bewerbung zu geben, weil alles, was an der einen Stelle passt, bei einem anderen Ansprechpartner total daneben liegen kann.
  Dabei musst du dich auf dein Gefühl verlassen, und ich würde empfehlen: Gestalte deine Bewerbung so, dass sie dich selbst überzeugen würde. Wenn man sich zu viele Gedanken macht, was das Gegenüber hören will, wirkt man nur unsicher.

Wie überall im Geschäftsleben hilft es ganz ungeheuer, wenn man Kontakte in der Branche hat. Wenn man Lektoren kennt und weiß, was der spezielle Lektor sich vorstellt. Wenn man in die Verlage reinblicken kann und weiß, wann gerade Übersetzer gesucht werden und sich zur rechten Zeit bewerben kann. Dafür mag es nützlich sein, wenn man schon auf irgendeine andere Weise bei einem oder für einen Verlag (oder mehrere Verlage) arbeitet. Ich habe schon fünf Jahre als freier Lektor für Lübbe gearbeitet, bevor ich mir meine erste Probeübersetzung habe geben lassen.
  Aber wenn man eigentlich nur als Übersetzer arbeiten will, ist dieser Umweg durch die Hintertür in den Verlag sicher nicht nötig; denn genug Übersetzer haben es auch einfach auf dem geraden Weg geschaft: Lektorate angeschrieben, sich kurz vorgestellt und unverbindlich nach einer Probeübersetzung gefragt. Wenn der Verlag kein Interesse an einer Zusammenarbeit hat - anderswo versuchen. Sich zwischendurch überlegen, was nette Qualifikationen und Erfahrungen für diese Arbeit wären; die erwerben, und damit irgendwann erneut anfragen. Wenn man nur beharrlich ist, wird man irgendwann einen Probeauftrag kriegen - sei es auch nur einzelne Seiten oder eine Kurzgeschichte.
  Wenn man einen Probeauftrag gekriegt hat und damit nicht überzeugen konnte - das könnte dann ein größeres Problem sein.

Es gibt auch zwei größere Übersetzerverbände (VdÜ oder BDÜ). Zumindest der VdÜ (www.literaturuebersetzer.de) hat auch Links auf seiner Seite, auch zu Foren und Groups aus dem Bereich. Vielleicht magst du da auch Mitglied werden, um Kontakte zu knüpfen, weitere Hinweise zum Übersetzergewerbe zu bekommen etc. Eine vernünftige Auftragsvermittlung habe ich bisher allerdings noch nicht gefunden - du wirst dort also auch nur möglicherweise "Anstöße" gewinnen können, wohin du dann deine weitere Initiative richten kannst.

Linda

Hallo Caillin,

ich kann Lomax hier nur beipflichten. Viele Wege führen nach Rom, aber eine verbindliche Wegbeschreibung gibt es nicht.

Noch ein Tipp: je nachdem, welches Fach du anstelle der Anglistik studiert hast, könntest du auch versuchen, als Fachübersetzer für diesen Bereich ins Geschäft zu rutschen. Viele Leute im Wissenschaftsbetrieb kennen sich wirklich toll mit ihrem Fach aus, aber wenn sie in ihrer Muttersprache was darüber schreiben sollen, wird es, sagen wir mal, suboptimal. Dadurch, dass z.B. in den Naturwissenschaften fast nur noch in Englisch gelehrt und konferiert wird, verbessert sich die Lage nicht unbedingt.
Andererseits ist es für einen nicht fachlich gebildeten Übersetzer durch die Fachsprache und Fachbegriffe auch nicht so einfach, alles korrekt wiederzugeben.

Wenn du von der "Sprachecke" kommst und trotzdem das wissenschaftliche Rüstzeug hast, könntest du so quasi als Vermittler zwischen beiden Extremen dienen. So wird aus einem vermeindlichen "Bruch" im Lebenslauf eine besondere Qualifikation.  :)
Oder du guckst bei einem Hobby etc, nach Möglichkeiten, Artikel usw zu übersetzen.

Referenzen aus dem einen Feld sind auch für andere Bereiche oft nützlich. Es ist eben ganz wichtig, zu zeigen, dass man professionell arbeiten kann, Termine einhält und Aufträge zuende bringt.

Gruß,

Linda

fuxli

Ein Bekannter von mir hat sich einen bisher unübersetzten Klassiker gesucht und seine Übersetzung dann angeboten. Das klappt aber nur bei Büchern, bei denen die Autorenrecht schon abgelaufen sind. Ansonsten müßte dich der Autor schon selber als Übersetzer wollen. Das ist vielleicht ein bißchen illusorisch.

Lavendel

Ich habe mal gehört, dass die Hohorare eines/r Übersetzers/in ziemlich bescheiden sind. Irgendwas zwischen zwölf und sechzehn Euro pro Normseite (und ich glaube nicht, dass man die in weniger als einer Stunde übersetzen kann, wenn es sich nicht grade um einen Schundroman handelt).
Ich war letztens auf einer Lesung von der Dame (Christa Schuenke), die John Banville übersetzt. Sie hat diverse Preise für ihre Übersetzungen gewonnen, aber sie hat auch erzählt, dass sie ohne Stipendien gar nicht arbeiten könnte, weil dann das Geld zum Leben fehlt.
Also, ich persönlich würde mir diesen Beruf nicht aussuchen. Entweder jede Menge Schund durchbringen und einigermaßen Kohle verdienen oder eben jede Menge Arbeit in für verdammt wenig Geld... keine guten Alternativen, denke ich.

Lomax

Zitat von: Lavendel am 27. Juli 2007, 10:17:07Ich habe mal gehört, dass die Hohorare eines/r Übersetzers/in ziemlich bescheiden sind. Irgendwas zwischen zwölf und sechzehn Euro pro Normseite
Die Honorare fangen bei ca. 10 Euro pro Seite an, für einfache Unterhaltungsliteratur ohne großen Rechercheaufwand. Und man sollte bei einfachen Texten auch mindestens 2 Manuskriptseiten pro Stunde schaffen, inklusive mehrfacher Überarbeitung, um konkurrenzfähig zu sein und davon leben zu können. Also: Wenn man schon bei normaler Elfen/Zwerge/Orks-Fantasy nur eine Seite pro Stunde schafft, ist man eindeutig noch nicht gut genug für den Job (oder, vielleicht besser gesagt: Noch nicht routiniert genug, um das Übersetzen zum Beruf zu machen).
  Bei literarischen und rechercheaufwändigen Texten steigt das Honorar, aber der Aufwand auch - und zwar überproportional. Ich habe schon viele englische Bücher gelesen, bei denen ich mir gesagt habe, die möchte ich nicht übersetzen - oder aber nur bei zumindest dreifachem Honorar. Tatsächlich kriegt man für solche Bücher, die den drei- bis n-fachen Aufwand bedeuten, höchstens einen Zuschlag von vielleicht 40, 50 Prozent.
  Am besten verdient man also tatsächlich bei den einfachsten Romanen. Allerdings wird das dann auch schnell unbefriedigend, und wenn ein Text so simpel ist, dass die Überarbeitung der Übersetzung zur Qual wird, weil man das Ding dann noch mal lesen muss :(, dann sehnt man sich auch mal nach schlechter bezahlten Herausforderungen ;)

Am besten fährt man dann mit einer Mischkalkulation, wo dann und wann auch mal etwas sprachlich Spannenderes dabei ist. Aber ab einem gewissen Aufwand würde ich dann eine Grenze ziehen, weil man davon ausgehen muss, dass einem dafür niemand mehr das Entsprechende zahlt :-\

Linda

#6
Zitat von: Lavendel am 27. Juli 2007, 10:17:07
Also, ich persönlich würde mir diesen Beruf nicht aussuchen. Entweder jede Menge Schund durchbringen und einigermaßen Kohle verdienen oder eben jede Menge Arbeit in für verdammt wenig Geld... keine guten Alternativen, denke ich.

das sei dir unbenommen. Über einen beruflichen Weg als Autor sollte man meiner Ansicht nach mit dieser Einstellung jedoch gründlicher nachdenken.
Oder um einen Prof von mir zu zitieren, als jemand nach dem Stundenlohn bei einer Grabung fragte: "Wollen Sie reich werden, oder wollen Sie Archäologe* werden?"

Gruß,

Linda

(*ersetze durch Autor, Übersetzer oder einen anderen künstlerischen Beruf, der auch etwas Idealismus erfordert)

Lavendel

Du hast schon Recht Linda, aber also Autorin kann ich mir (solange ich keine Auftragsschreiberei betreibe) wenigstes aussuchen, woran ich arbeite^^.
Übersetzten wäre (zumindest Hauptberuflich) sicher nix für mich! Aber das muss ja jeder selber wissen.

Linda

@Lavendel

beim Übersetzen kannst du dir auch aussuchen, was du bearbeiten willst, einer der Vorteile des freien Schaffens.
Ich habe zumindest immer die Wahl, darf also jeden zur Disposition stehenden Titel anlesen und brauche erst dann zu entscheiden, ob er was für mich ist (bei Lektoraten gilt übrigens das gleiche). Ein Text, der einem gar nicht gefällt oder ein Stil, der einem überhaupt nicht liegt, sind gewichtige Hindernisse auf dem Weg zu einer guten Übersetzung, die man elegant umschiffen kann.
Wobei ich auch schon Texte übersetzt habe, die andere wohl nicht wollten. Die armen Geschichten lagen wie ungeliebte Stiefkinder ganz unten in der Schublade, als alle anderen Beiträge der Anthologie bereits verteilt waren ...
Aber das führt jetzt insgesamt zu weit vom Thema ab.

Viele Grüße,  ;)

Linda

Cailin

Vielen Dank für die Infos!

Zitat von: Lomax am 26. Juli 2007, 01:38:50
Das abgebrochene Anglistikstudium sollte kein Problem sein. Denn natürlich muss man die Sprache verstehen und analysieren können, aus der man übersetzt - aber in erster Linie muss ein Literaturübersetzer die Sprache beherrschen, in die er übersetzt. Immerhin schreibt er de facto das literarische Werk für deutsche Leser neu. Inhalt, Aufbau, Figuren und auch die verwendeten Sprachebenen und Variationen gibt der Autor dabei vor - aber wie die Umsetzung stilistisch dann im Deutschen aussieht, hängt nur von den Deutschkenntnissen des Übersetzers ab. 

Heißt das, es ist zwar sinnvoll, das abgebrochene Anglistik Studium zu erwähnen, aber es ist noch sinnvoller auf bereits erfolgte (oder noch zu erfolgende) Veröffentlichungen hinzuweisen? Ist es dann 'egal', bei welchem Verlag man veröffentlicht hat, oder ist es auch hier nützlicher, wenn es ein 'renomierter' Verlag ist, bzw. die bisherigen Veröffentlichungen zu den Übersetzungen passen würden, um die man sich bewirbt?
Wie ist es mit bisherigen journalistischen Tätigkeiten in dem entsprechenden Bereich (hier natürlich Fantasy)? Sollte man die auch erwähnen, oder ist das eher ungeschickt? Jemand hat mir nämlich mal gesagt, dass Journalisten anders schreiben als Autoren.

Muss ich an potentielle 'Kunden' direkt mit einer Preisliste in den Unterlagen herantreten, oder ist es sinnvoller zwar die üblichen Preise zu kennen, aber das dann eher für potentielle Honorarverhandlungen einzusetzen?

Zitat von: Lomax am 26. Juli 2007, 01:38:50
Literaturübersetzer ist dementsprechend ein klassischer "Brotberuf" für Autoren, nicht für Anglisten o.ä.
Genau das ist der Plan! - Das Übersetzen als Brotberuf, um das Schreiben zu finanzieren.

Lomax

Zitat von: Cailin am 27. Juli 2007, 16:58:45Heißt das, es ist zwar sinnvoll, das abgebrochene Anglistik Studium zu erwähnen, aber es ist noch sinnvoller auf bereits erfolgte (oder noch zu erfolgende) Veröffentlichungen hinzuweisen?
"Sinnvoller" würde ich nicht sagen. Es kommt immer auch auf den an, der es liest - und auch wenn es traditionell üblich ist, dass Literaturübersetzer sich aus Autorenkreisen rekrutieren, macht es psychologisch nie einen guten Eindruck, wenn man den Eindruck erweckt, man suche nur einen "Notnagel". Da ist Fingerspitzengefühl gefragt.
  Da für Literaturübersetzungen die Zielsprache im Vordergrund steht, dürfte das Abbrechen des Anglistikstudiums nicht allzu negativ zu Buche schlagen - das Studium an sich bleibt jedoch sicher eine gute Referenz, weil es eine Verbindung zur Fremdsprache aufzeigt.
Zitat von: Cailin am 27. Juli 2007, 16:58:45Ist es dann 'egal', bei welchem Verlag man veröffentlicht hat, oder ist es auch hier nützlicher, wenn es ein 'renomierter' Verlag ist, bzw. die bisherigen Veröffentlichungen zu den Übersetzungen passen würden, um die man sich bewirbt?
Wie ist es mit bisherigen journalistischen Tätigkeiten in dem entsprechenden Bereich (hier natürlich Fantasy)? Sollte man die auch erwähnen, oder ist das eher ungeschickt? Jemand hat mir nämlich mal gesagt, dass Journalisten anders schreiben als Autoren.
Journalistische Schreibe ist anders als literarische - aber das, was sie anders macht, spielt bei Übersetzungen oft keine Rolle. Dafür beherrschen Journalisten ein sprachliches Handwerkszeug, das ihnen auch bei Übersetzungen zugute kommen kann. Journalistisches Arbeiten ist also eine mindestens ebenso gute Referenz wie literarische Arbeiten.
  Und, was wichtiger ist: Von einem Journalisten erwartet man, dass er Texte pünktlich und nach Vorgabe abliefern kann, während man als "Literat" eher dem Vorurteil des "eitlen und lustgetriebenen Künstlers" ausgesetzt ist. Insofern dürfte ein journalistischer Hintergrund sogar eine noch bessere und unverfänglichere Referenz darstellen als Belletristik-Veröffentlichungen.
  Aber: Als Referenzen zählen stets nur professionelle Veröffentlichungen - also solche, die in einem Medium mit gewerblich organisierter redaktioneller- oder Lektoratsbetreuung erschienen sind. Im weitesten Sinne also tatsächlich nur Arbeiten für "renommierte" Verlage oder Printmedien. Dass die Dinge, die du vorweisen kannst, thematisch zu den Übersetzungswünschen passen, ist hingegen nicht so wichtig: Der Lektor will damit in erster Linie nur sehen, dass du professionell schreiben kannst - und wenn andere Profis deine Arbeit akzeptiert und dafür bezahlt haben, wird das als deutlicher Hinweis gesehen, dass zumindest die formale Seite deiner Arbeit stimmt.
  Journalistische Tätigkeiten für nichtkommerzielle Internetplattformen, Hobbyverlage, Selbstverlag u.ä. zählen hingegen nicht als Referenz. Sie dokumentieren zwar, dass man sich mit dem "Schreiben" beschäftigt hat und mit Leidenschaft dabei ist, was immer einen Pluspunkt darstellt, aber es fehlt eben die professionelle "Peer Review". Solche Dinge solltest du also nach Möglichkeit angeben, aber eher auf die Art, wie man ja auch bei einer normalen Bewerbung Hobbys und persönliche Interessen nennen sollte, die einen für einen Arbeitgeber als geeignete Persönlichkeit erscheinen lassen.
  Zwischen den professionellen Veröffentlichungsplattformen und reinen Hobby-Aktivitäten gibt es jeweils eine breite Grauzone an "Kleinstverlagen" und "Edelprojekten". Die genießen in der Szene ein gewisses Renommee und sind zumindest als zweitrangige Referenz geeignet, auch wenn sie nicht von "Fachleuten" betrieben werden. Da spielt es dann tatsächlich eine Rolle, dass sie zu den Übersetzungen "passen" - denn dann kannst du davon ausgehen, dass ein Lektor, der in demselben Bereich tätig ist, schon mal davon gehört hat. Und in dem Fall kannst du sie auch hervorgehoben als Erfahrungen nennen.
Zitat von: Cailin am 27. Juli 2007, 16:58:45Muss ich an potentielle 'Kunden' direkt mit einer Preisliste in den Unterlagen herantreten, oder ist es sinnvoller zwar die üblichen Preise zu kennen, aber das dann eher für potentielle Honorarverhandlungen einzusetzen?
Die meisten Auftraggeber, die für kommerzielle Literaturübersetzungen in Frage kommen, haben selbst sehr genaue Vorstellungen, was sie bezahlen wollen. Das kann man annehmen, oder es bleiben lassen :-X Ein wenig Nachverhandeln ist drin, aber wohl kaum bei der ersten "Bewerbung", und wenn, dann eher im Rahmen kleinerer Anpassungen. Übersetzen ist in gewisser Hinsicht schon "Akkordarbeit", und du kannst deinen Stundenlohn leichter durch präzises und zielstrebiges Arbeiten justieren als durch Honorarverhandlungen.
Zitat von: Cailin am 27. Juli 2007, 16:58:45Genau das ist der Plan! - Das Übersetzen als Brotberuf, um das Schreiben zu finanzieren.
Wenn man im Geschäft ist, kann man davon leben. Das hängt, wie so viele freie Tätigkeiten, nicht zuletzt von den Kontakten und dem Namen in der Branche ab. Du solltest also auf jeden Fall davon ausgehen, dass es mehrere Jahre dauert, bis es so weit ist.
Und, wie Lavendel schon festgestellt hat: Es ist nicht die bestbezahlte Tätigkeit. Wenn man nur einen guten Stundenlohn will, ist das in konventionellen Jobs leichter zu erzielen. Es hat seine Vor- und seine Nachteile, und nicht zuletzt hängt es wohl von den eigenen Vorlieben und auch Bedürfnissen ab. Aber wenn du diesen Weg einschlägst, solltest du eines wissen: Es ist zwar ein klassischer "Brotberuf" für Autoren. Aber es ist nicht einfachste Möglichkeit, neben dem Schreiben "schnell" Geld zu verdienen. Es ist der Weg für fanatische Schreiber, die einfach keine Lust auf irgendwelche Kompromisse haben und keine Lust, nur für Geld irgendwas "Fachfremdes" zu machen.

Cailin

Suuuuper vielen Dank für eure Hilfe und die Tipps, Leute :jau:
Ich werd mein Glück dann mal versuchen! Bin nur noch nicht sicher, wo zuerst ...

Auf jeden Fall nochmal DANKE!!!!!

LG
Cailin

Lapislazuli

Ich hätte auch einmal ein paar Fragen zum Thema Übersetzen: Ich habe während meines Auslandssemesters einen schwedischen Roman "entdeckt", der mich total fasziniert hat. Der wurde noch nicht ins deutsche und so weit ich weiß auch noch in keine andere Sprache übersetzt - ebensowenig wie andere Werke des Autors. Buch 2005 erschienen, junger Autor usw.
Da kam mir der Gedanke, ich könnte es doch versuchen.
Ich habe Skandinavistik (u. schwedisch) zwar nur als Wahlfachmodul studiert, aber das Thema des Romans hat stark mit meinem Hauptstudium zu tun (es geht um Filmwissenschaft) und noch dazu mit themen, mit denen ich mich im Zuge dessen immer wieder beschäftigt habe (Erzähltheorie) und auch die Kurse, die ich während meines Auslandssemesters (auf schwedisch) belegt habe, hatten ebenfalls viel damit zu tun. Die Sache ist eben die, dass ich weder eine Übersetzerausbildung noch irgendwie praktische Erfahrung vorzuweisen habe.

Habe natürlich schon ein wenig im Internet recherchiert und auf der Homepage des Übersetzerverbands gelesen, dass man vor allem mit kleinen Sprachen, vor allem den skandinavischen Sprachen, Chancen hätte ... Eine befreundete Übersetzerin hat mich auch ermutigt, sie neigt ein wenig zum Überschwang, aber trotzdem ...
Also von dem her hab ich mir dann doch zumindest eine ganz schwache Hoffnung ausgerechnet, dass das gehen könnte. Und ich denk mir es wäre zumindest einen Versuch wert,  selbst wenn es nichts wird, denn wenn ich es nicht versuche, dann bereu ich das sicher ewig.

Meine Frage an die Übersetzer unter euch: Wie gehe ich bei sowas vor? Ich habe schon ein Probekapitel übersetzt, das ich dann anbieten könnte. Ein Exposé ist auch ein heißer Tipp. Aber bevor es soweit ist, dass ich irgendwas anbieten kann muss ich vermutlich  herausfinden, ob irgendein Verlag vielleicht schon die Rechte für Übersetzungen hat. Also wäre es mein erster Schritt den schwedischen Verlag, bzw. den Autor zu kontaktieren. Wen von beiden am ehesten? Der Verlag würde das bei Interesse so und so an den Autor weiterleiten ... oder fragt man sowas besser direkt den Autor? (falls ich irgendwie eine Kontaktmöglichkeit finden kann)
Also das alles wäre jetzt einmal mein erster Schritt, oder liege ich damit vollkommen falsch?

Linda

#13
Zitat von: Lapislazuli am 06. November 2007, 13:24:26
Meine Frage an die Übersetzer unter euch: Wie gehe ich bei sowas vor? Ich habe schon ein Probekapitel übersetzt, das ich dann anbieten könnte. Ein Exposé ist auch ein heißer Tipp. Aber bevor es soweit ist, dass ich irgendwas anbieten kann muss ich vermutlich  herausfinden, ob irgendein Verlag vielleicht schon die Rechte für Übersetzungen hat. Also wäre es mein erster Schritt den schwedischen Verlag, bzw. den Autor zu kontaktieren. Wen von beiden am ehesten? Der Verlag würde das bei Interesse so und so an den Autor weiterleiten ... oder fragt man sowas besser direkt den Autor? (falls ich irgendwie eine Kontaktmöglichkeit finden kann)
Also das alles wäre jetzt einmal mein erster Schritt, oder liege ich damit vollkommen falsch?

Hallo Lapislazuli,

Der Verlag ist der erste Ansprechparter für dich, denn im Zweifel hat der Autor seine Rechte / Nebenrechte im Vertrag schon abgegeben. Genau für Management dieser Art sind Verlage ja schließlich da.
Eigentlich ist es auch eher unüblich, dass man auf diese Weise ein Buch übersetzt - schließlich braucht es einen deutschen Verlag, der interessiert ist, sonst hat man das gleiche Veröffentlichungsproblem wie bei einem eigenen Manuskript, mit der zusätzlichen Problematik, dass es nicht das eigene ist.
Normalerweise kümmert sich die Rechteabteilung um den Ein- bzw Ankauf von Manuskripten und Rechten ausländischer Literatur. Die für den Prgrammbereich zuständigen Lektoren leiten dann die diversen Arbeitsschritte (oft an feste Freie) weiter.

Du musst da selbst überlegen, wo du mehr Chancen siehst - einen deutschen Verlag für das Buch zu finden (der nicht seine eigenen Übersetzer dransetzen will) oder den schwedischen Verlag anzuhauen, ob er nicht einen deutschen Verlag suchen möchte.

Vermutlich wäre es vielversprechender, sich als Übersetzer bei einem deutschen Verlag zu melden (unter Vorbehalt auch mit dem Beispielkapitel - da aber auf jeden Fall die Rechtslage abklären). Bei dem Boom skandinavischer Krimis sollte das eine reele Chance sein. Übersetzerausbildung braucht es nicht zwangsläufig - praktische Erfahrungen kann man sammeln. Bei einer eher ungewöhnlichen, aber trotzdem gut 'laufenden' Sprache wie Schwedisch ist es sicher leichter als mit Englisch oder Französisch.
Und bist du erst mal drin im Geschäft, kannst du ja u.U. deinen Lieblingsroman erwähnen.

Versuch macht klug, würde ich sagen.

Gruß,

Linda

Lila

Zitat von: Lomax am 26. Juli 2007, 01:38:50Aber über eine wichtige Sache sollte man sich im klaren sein: Literaturübersetzer ist eine freiberufliche künstlerische Tätigkeit. Man bewirbt sich nicht. Es gibt keine Unterlagen und kein formales, übliches Vorgehen. Als Übersetzer ist man Unternehmer, und man muss sich Kunden suchen - und wie man das macht, hängt von den Gelegenheiten und vom persönlichen Geschick ab.

Um die Diskussion aus dem "Traumberuf Autor"-Thread mal nach hier zu verlegen: wie sinnvoll oder auch nicht ist es für einen nicht hauptberuflichen Übersetzer sich ein Profil bei Xing anzulegen? Mit "nicht hauptberuflich" meine ich konkret jemanden, der das Ganze als Nebenverdienst ausübt, jemand, der kein fertig studierter Übersetzer ist und in diesem Bereich keine abgeschlossene Ausbildung oder kein abgeschlossenes Studium hat? Viele preisen die Plattform ja bereits als neue Wunderwaffe auf dem Karrieremarkt. Macht es mehr Sinn sich dort ein Profil anzulegen, als jeden Verlag einzeln abzuklappern oder ist Letzteres eher erfolgversprechend?
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)