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Corona und Fantasy

Begonnen von AlpakaAlex, 31. Juli 2020, 18:51:16

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Churke

Zitat von: Nikki am 02. August 2020, 20:20:28
Wie meinst du das?

Wenn die Corona-Maske ein modisches Accessoire ist, kann man wohl von Popkultur sprechen.

Nikki

Zitat von: Churke am 02. August 2020, 23:53:25
Wenn die Corona-Maske ein modisches Accessoire ist, kann man wohl von Popkultur sprechen.

Ich würde das eher als Zeichen dafür sehen, dass der Kapitalismus nicht schläft und selbst aus einer Krise wie dieser Kapital schlägt. Mich würde es nicht wundern, wenn in den neuesten Simpsonsfolgen Figuren mit Mundschutz herumlaufen. Das wäre für mich ein Zeichen, dass die Maske in der Popkultur angekommen ist. Simpsons lebt ja von Aktualität und Subversivion, wer sich in einem ähnlichen Fahrwasser bewegt, für den ist Corona ein gefundenes Fressen.

Sonnenblumenfee

Aus meiner persönlichen Perspektive hat Corona bzw. die ganzen rechtlichen und gesellschaftlichen Folgen viel mehr Auswirkung auf meinen Alltag, als es die anderen hier genannten Beispiele haben. Die Krise hat Auswirkungen auf ganz alltägliche Handlungen, nicht "nur" die Frage wie ich bestimmte Aspekte sehe oder ob ich für bestimmte Probleme sensibilisiert bin. Damit meine ich nicht nur die Alltagsmaske, sondern auch so Dinge wie dass man sich für alle möglichen Veranstaltungen und Tätigkeiten anmelden muss (Schwimmbad, Tanzkurs, Zoobesuch). Damit geht ein gutes Stück Spontaneität verloren.

Wenn man Corona und seine Auswirkungen nicht zumindest am Rande einbaut, datiert es das Setting auch in gewisser Weise. Wenn die Protas einfach spontan ins Freibad fahren und auf der Liegewiese sich die Handtücher beinahe berühren, weiß der Leser, dass es ganz sicher nicht im Jahr 2020 spielt, sondern entweder vorher oder (vielleicht?) später. Zumindest sofern nicht klar ist, dass sich die Geschichte in einer leicht alternativen Geschichtsschreibung bewegt.
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

Nikki

Um nochmal auf die Ausgangsfrage mit dem Beispiel der Sookie-Stackhouse-Serie und Hurrikan Katrina zu kommmen:

ZitatGleichzeitig frage ich mich auch, wie sich das in der Urban Fantasy allgemein entwickeln wird. Wird man so tun, als gäbe es Corona nicht? Immerhin sind viele Geschichten nicht genau datiert. Auf der anderen Seite fand ich es damals in den Sookie Stackhouse Büchern richtig gut, dass Hurricane Katherina nicht nur vorkam, sondern auch eine zentrale Rolle für den Plot der späteren Bände spielte. Und letzten Endes ist das hier eine vergleichbare Situation - nur dass das hier global ist.

Der Hurrikan fand August 2005 statt, laut Wikipedia spielt der Hurrikan erst ab dem 7. Band Vampire schlafen fest eine Rolle. Dieser ist 2007 erstmals erschienen. Ich kann mich nicht erinnern, dass er in den Bänden eine größere Rolle gespielt hat oder überhaupt erwähnt wurde. Das sind 2 Jahre, in denen Aufräumarbeiten vonstattengegangen sind, sich viele Menschen von dem Schicksalsschlag erholt haben oder auch nicht. Auf jeden Fall gab es die Möglichkeit, Abstand zu dieser Katastrophe zu schaffen, räumlich, zeitlich, emotional oder sonst wie. Die Auswirkungen und globale Verbreitung von Corona sind noch lange nicht abgeschlossen oder absehbar, ich weiß nicht, ob man in dieser Hinsicht von derselben Bereitschaft der Leser*innen ausgehen kann, sich mit dem anhaltenden "Trauma", das Corona auf die eine oder andere Weise bei manchen ausgelöst hat, auseinanderzusetzen.

Den Faktor Zeit im Hinblick auf Produktion und Rezeption eines Romans sollte man auf jeden Fall nicht außer Acht lassen. Selbst wenn du jetzt beginnst, einen Roman zu schreiben und der erst in 3 Jahren publiziert wird, kann das für manche noch immer "zu nah" sein.

Ich habe mich in meinem Umfeld umgehört und da waren sich so ziemlich alle einig (nicht von mir beeinflusst): Sofern es sich um keinen "Corona-Roman", also einen Roman handelt, der Corona zum Thema hat, oder explizit 2020 angesiedelt ist, reagierten die meisten mit: "Was brauche ich den Schas auch noch in Unterhaltungsmedien?" (salopp in Wienerisch ausgedrückt :engel:) Natürlich ist es völlig legitim Corona literarisch oder sonst wie zu verarbeiten, nur für die wenigsten wäre das ein Argument, das Buch zu kaufen, geschweige denn, zu lesen. Ich habe nur lesende, nicht selbst schreibende Personen gefragt.

Adiga

Wenn man eine gute Idee hat um Corona und Fantasy zusammenzubringen und man Spaß dran hat sich damit zu befassen, kann man das durchaus machen. Freiwillig käme mir aber dazu keine gute Idee und dass ich thematisch betrachtet dabei in eine Spaßspirale die mein Arbeitspensum steigert abdrifte, kann ich mir auch nicht vorstellen.

Sparks

Zitat von: NelaNequin am 31. Juli 2020, 18:51:16
Allerdings habe ich auch schon Stimmen gehört, die sagen: "Na ja, man liest halt Fantasy um genau diesem Scheiß zu entkommen." Und das verstehe ich auch total. Fantasy ist Eskapismus. Und wenn einem diese Pandemie schon im echten Leben auf die Laune schlägt, will man eventuell nicht in der Fiktion damit konfrontiert werden.

Ja. Aber vielen Leuten bedeutet das eher wenig. Weil sie beruflich und privat kaum so dicht mit anderen Menschen zusammen kommen, und zum Einkaufen die Make tragen ist ja nicht wirklich eine Einschränkung. Eine CO-Schutzausrüstung ist wesentlich schwerer und bietet beim Atmen viel mehr Widerstand.

Zitat von: NelaNequin am 31. Juli 2020, 18:51:16
Ein Gegenargument, das ich auch gehört habe, war: "Na ja, aber bald ist die Pandemie vorbei und dann wirkt das komisch." Was ... auch ein Argument ist, wenngleich diese Personen deutlich optimistischer sind als ich.

Wie denkt ihr: Würdet ihr Corona bei Urban Fantasy einbauen?

Nunja, über diese Erkrankun ist ja noch lange nicht alles bekannt. z.B. das auch das Nervensystem betroffen sein kann, und dass dort persistente Schäden auftreten können bzw. das man den Verdacht hat, das Viren auch nach abklingen der Symtome in Nerventzellen überdauern können und Spätschäden verursachen können.
Der fantasievolle Fantasyautor liest daraus natürlich, dass die Zombieapokalypse noch nicht vom Tisch ist....und warum hat jetzt der Nachbar, der die Krankheit ansonsten gut überstanden hat, immer die Fenster abgedunkelt und verläßt nur noch Nachts das Haus? Und warum läuft dort fast ununterbrochen die Waschmaschine, aber nie hängt Wäsche auf der Leine?

Zitat von: NelaNequin am 31. Juli 2020, 18:51:16
Oder auch allgemeiner gefragt: Seid ihr in Anbetracht der Umstände vielleicht eher geneigt, über Pandemien oder dergleichen auch in fantastischen Welten zu schreiben?

Warum nicht? Es muss ja nicht die aktuelle sein, Epidemien kennt die Menschheit doch zu genüge aus dem Geschichtsbuch.
Ich denke gerade an Edgar Allan Poe "Die Maske des Roten Todes"
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

Herbstblatt

Nun, ich bin bei meiner Geschichte ein bisschen ins Extremere gegangen. Ich hab mich an der Pest im europäischen Mittelalter orientiert. In der Welt, in der meine Geschichten spielen, wütete vor Jahrhunderten eine Blutegelplage, die eine Krankheit übertragen haben (ich habe sie nicht näher genannt, auch nichts Näheres ausgeführt) und der - ähnlich wie bei der Pest - viele Bewohner zum Opfer gefallen sind. Als die Pandemie vorbei war, galt es als ein Wunder, dass es Überlebende gab und dem hmmm... zu Ehren ... hat man eine neue Zeitrechnung begründet. Es ist ein Teil der Geschichte dieser Welt.  :P
Das Ganze wird nur am Rande erwähnt. Einer der Bewohner erklärt einem außenstehenden Charakter, der in diese Welt gelandet ist, diese besondere Zeitrechnung im Zusammenhang mit dieser Plage.

Ich würde die Pandemie nicht in den Vordergrund rücken und somit auch nicht den  (ungewissen) Ausgang behandeln, sondern im Hintergrund mitlaufen lassen und das Zeigen, indem die Charaktere Mundschutz tragen und sich an die Maßnahmen halten müssen.  :P
Abgesehen davon würde ich es in eine Urban Fantasy nicht hineinpacken, ich wäre auch als Autor froh, mich nicht damit herumschlagen zu müssen. Es gibt dafür andere Dinge, die ich hineinverarbeite und sie meistens ins Lächerliche ziehe, das ist meine Art, mit Frust umzugehen, aber hier wär's unangebracht. Somit hätte ich mir die Frage nicht einmal gestellt, ob ich Corona einbauen würde.

Zitat von: NelaNequin am 31. Juli 2020, 18:51:16
Ich sitze aktuell vor einer Frage für mein neues Projekt (nachdem ich bei meinem anderen einfach nicht voran komme). Es ist Urban Fantasy. Ich habe nicht genau festgelegt, wann es spielt, aber eigentlich sollte es "relativ jetzt" spielen. Was natürlich bei Urban Fantasy aktuell eine recht wichtige Frage mit sich bringt: Gibt es in meiner Geschichte den Corona-Virus mit all seinen Folgen? Müssen meine Charaktere Masken tragen, wenn sie rausgehen?

Ich hätte mir überhaupt die Frage gestellt, ob denn in Urban Fantasy der entsprechende Zeitgeist mitschwingen muss? Gibt's da etwa eine Regel oder erwarten Leser dieses Genre das?
Ist nicht gerade ein Genre,was ich häufig lese, wenn ich es lese, dann eher weil ich es aus der Produktbeschreibung und Klappentext nicht herausgelesen habe, also habe ich da weniger Erfahrung.

Amanita

Ich grab diesen Thread mal wieder aus.
Eigentlich würde ich gerne mal wieder an meinen Uni-Krimis weiterarbeiten, aber inzwischen bin ich auch unschlüssig, wie ich mit Corona umgehen soll. Ursprünglich hatte ich eigentlich vor, die Geschichten "nach Corona, wenn alles wieder normal ist" spielen zu lassen, aber inzwischen deutet sich ja an, dass das allenfalls für eine Geschichte Richtung Science Fiction denkbar wäre und das will ich eigentlich nicht.
Einfach im Hintergrund mitlaufen lassen, wäre  auch eine Option, aber es wäre für die Geschichte definitiv wichtig, dass Präsenzlehre stattfindet. Natürlich könnte man auch was mit nem Lockdown machen, aber dann wäre es eben wieder eine sehr datierte Corona-Geschichte und ich weiß auch nicht, ob ich das möchte.

Wie handhabt ihr das also jetzt, ungefähr ein Jahr nach dem letzten Beitrag und ohne, dass ein Ende des ganzen Elends in Sicht ist?

Araluen

Du könntest die Geschichte im Sommer stattfinden lassen. Da sind die Zahlen ja sehr niedrig, sodass die meisten inklusive Politik ohnehin vergessen, dass eigentlich gerade Pandemie ist ;)

caity

Ich ignoriere das für meine Urban Fantasy-Romane noch und schreibe so, als wäre es vor Corona. Ich glaube, noch ist die Kenntnis über die Vor-Corona-Zeit genug vorhanden, um sich das vorstellen und in diese Fantasiewelt hineinflüchten zu können. Die Geschichten jetzt danach anzupassen, wäre mir ehrlich gesagt zu anstrengend. Also, solange das von Verlags- und/oder Agenturseite nicht explizit erwünscht ist, spare ich mir die Arbeit. Ob ich das bei neuen Romanen anders handhabe, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht, kommt auch ein bisschen darauf an, wie sich das jetzt in den nächsten 2-3 Jahren entwickelt, vorher habe ich eh nichts komplett Neues in der Mache.
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Waldhex

Der Entwurf für mein übernächstes Buch (Urban Fantasy) war schon vor Corona geschrieben. Das füge ich jetzt nicht nachträglich ein, zumal dann manches nicht mehr so richtig funktionieren würde. Aktuell schreibe ich reine Fantasy, da bleibt es auch außen vor.
Eines meiner nächsten Projekte wird wieder Urban Fantasy/Märchenadaption, ich denke, da lasse ich die Pandemie auch weg, da die Geschichte davon lebt, dass mein Protagonist "umherwandert". Was dann 2024 wird, sehe ich dann.
Als Leser muss ich sagen, mich nervt die Pandemie schon genug, da will ich nicht auch noch in (Urban) Fantasygeschichten was darüber lesen.

Malou

#41
Ich sehe das auch so wie @Waldhex .

Die Pandemie ist markant genug im Alltag und ist psychisch wirklich sehr herausfordernd und stressig. Man liest ja u.a. auch (Fantasy), um aus der Realität auszubrechen. Ich persönlich fände es echt schlimm, wenn plötzlich alle Bücher Corona in sich integriert hätten. Vermutlich würde ich sie nicht lesen. Einzelne Bücher, die das Thema eben bewusst behandeln wollen, fände ich ok und vielleicht durchaus lesenswert, aber das so mainstream als "Regel" umzusetzen, um es mal etwas zu überspitzen... bitte nicht. Mal sehen, wie ich in ein paar Jährchen darüber denke, falls die Pandemie dann immer noch aktuell sein sollte (Gott bewahre), aber noch habe ich die Hoffnung, dass wir wieder einigermaßen zur Realität zurückkehren können und Corona eventuell sowas wird wie die jährliche Grippe(nimpfung). Noch gebe ich nicht auf und sage daher:

Bitte nicht nur noch Urban Fantasy, wo Corona schon automatisch mit drin ist. Es würde mir, zumindest aktuell, sehr die Freude am Urban Fantasy oder auch anderen Genres vermiesen.
»Anders als die Kultur, die die Unterschiede zwischen uns betont, die Menschen und Gruppen voneinander trennt, verbindet die Natur uns miteinander. In ihr sind alle Menschen gleich.« (Der Gesang des Eises, Bakic)

Jen

#42
Um mal mit den Worten meiner Agentin zu sprechen: Niemand will Corona in Büchern, die Verlage vermeiden das vehement. Das Thema wird, wenn überhaupt, nur sehr selten stattfinden, egal in welchem Genre.

Für meinen Fantasykrimi hatten wir das Thema auch, aber wir haben direkt abgemacht, dass es Corona einfach nicht gibt. Fertig.
Guilty feet have got no rhythm.

Andersleser

#43
Also ich würde es zumindest für riskant halten.
Wenn ich ein Buch lese kann es natürlich auch irgendein Virus, irgendeine Epidemie oder Pandemie und Zombieapokalypsen, meinetwegen das Ende der Welt und was auch immer geben, da habe ich Spaß dran das zu lesen. Aber ein Buch, hier auch noch Fantasy, mit Corona würde ich vermutlich gar nicht erst lesen wollen, was sicher um manche Geschichte sehr schade wäre. Einfach weil das Thema irgendwann nervt, weil es so extrem präsent ist. Als Beispiel kann man ja gut Serien nehmen, die das aktuell mit drin haben. Ich habe von zweien jede Folge gesehen bisher, dann kamen die neuen Staffeln mit Corona, da habe ich zwei, drei Folgen gesehen und hatte schon keinen Bock mehr. Das kann einem echt schnell Sachen die man mag sehr vermiesen.

Wenn das Thema im Hintergrund ist und die Leute tragen Masken oder so, keine Ahnung wie es dann wäre. Aber so richtig wie das nun alles ist, das fände ich persönlich nicht so klasse zu lesen. Vor allem auch wenn ich mich in den Neuerscheinungen umsehe und alle möglichen Corona Bücher sehe. Nicht Fantasy, aber alles mögliche von Themen bezüglich Gesundheit bis zu Geschichten die direkt schon "Lockdown" im Titel haben.

Ich glaube da machen ohnehin einige Menschen einen ganz großen Bogen drum. Fantasy ist ja gerade nicht vollkommen realistisch. Auch Urban Fantasy. Es ist ja immer noch Fantasy drin. Und allein dieses Wort gibt einem so viel Spielraum, sich auch die echte Welt für sich umzugestalten. Eigentlich kann da genauso gut 2021 in einem Buch sein, es aber kein Corona geben - wenn es dort Magie gibt, kann das ja schon Grund genug sein, dass es A: abgewendet wurde, bevor überhaupt jemand wusste dass es das gibt, oder B: es nie auftauchte. Gibt ja auch Bücher die "heute" spielen (also in dem Zeitraum der 2020er) die aber nicht so sind, weil diese Jahre zum Schreibzeitpunkt noch Zukunft waren. So wie wenn wir jetzt ein Buch schreiben, dass 2034 spielt, oder wenn man Zurück in die Zukunft als Premiere gesehen hat. Es ist eben einfach Fantasie um die es geht.

Selbst wenn es Urban Fantasy ist. Ich glaube nicht, dass immer alles 1 zu 1 so sein muss wie es echt ist. Nicht im Fantasy Bereich. Und ohnehin nicht, wenn doch sowieso "unechtes" vorkommt. Da macht Corona weglassen glaube ich auch nicht mehr viel aus. :vibes:

Bei einem Nicht-Fantasy Buch... Uff, da finde ich das eine schwere Frage. Aber ich glaube da würde ich es auch einfach weglassen. Einfach, weil viele das glaube ich gar nicht lesen wollen. Es gibt jedenfalls genug Leute die Corona in Film und Serie z.B. so gar nicht ausstehen können. Weil man auch das "realistischere" nicht im Fantasy spielende eben als Freizeit und Spaß und Flucht schaut. Oder in diesem Fall: liest. Ansonsten kann man ja auch ein Sachbuch oder eine Erfahrung/Biographie lesen  :hmmm:

Mondfräulein

Im Moment stecken wir ja auch noch mitten drin. Ich muss ständig überall Maske tragen und an meine Maske denken und aufpassen, dass sie nicht auf einmal doch FFP2-Pflicht in Bahnen einführen und ich die falsche Maske dabeihabe. Ich muss mich über Kontaktbeschränkungen informieren, kriege bei jedem kleinen Halskratzen Panik, habe ständig Sorge, dass ich besser jetzt nochmal zu IKEA fahre, nicht dass nach Weihnachten wieder alles zu hat. Leute umarmen sich nicht mehr so gerne, halten in sozialen Situationen Abstand zueinander, tragen bei privaten Treffen Maske, wenn man sich treffen will, muss man immer schauen, ob sich jeder damit wohlfühlt und wenn nicht macht man es lieber online. Ich kümmere mich um Impftermine, da ändern sich die Regeln aber auch ständig, ich gehe in die Apotheke, um einen QR-Code für meine Impfung zu bekommen, ich muss ständig überall meinen Impfnachweis vorzeigen und wenn ich irgendwo hin will, auch immer kurzfristig informieren, ob ich nicht doch noch einen Test brauche.

Sprich: Auch so nimmt das Thema in meinem Alltag mehr Raum ein, als ich möchte. Ich bin schon eine derjenigen, die sich eher weniger informieren und und trotzdem ist das Thema ständig präsent. Es ist belastend. Ich möchte wenigstens in meinen Romanen das Gefühl haben, dass alles normal ist.

Aber gerade weil wir alle gerade noch mittendrin stecken, wird sich der Umgang mit dem Thema in Büchern in den nächsten Jahren glaube ich auch nochmal stark verändern. Wenn wir den ganzen Mist endlich hinter uns haben, sind wir vielleicht eher bereit für Geschichten, die das thematisieren oder damit zu tun haben. In zehn Jahren lassen wir unsere Bücher vielleicht während des Lockdowns spielen. In siebzig Jahren gewinnt sowas vielleicht Preise als toller historischer Roman.

Gerade deshalb finde ich es auch schwierig, Bücher nach der Pandemie spielen zu lassen. Wir wissen noch nicht, wie es hinterher aussehen wird und wie die Pandemie unser Leben und unsere Gesellschaft verändern wird. Das Risiko ist auch, dass wir unsere Bücher damit wahnsinnig schnell wahnsinnig altern lassen können. Die Geschichten, die wir jetzt schreiben, erscheinen ja in der Regel allerfrühestens in einigen Monaten. Bis dahin sieht die Welt vielleicht ganz anders aus. Wer will kurz nach der Pandemie ein Buch lesen, das kurz nach der Pandemie spielt und sich somit klar in einem bestimmten Zeitraum verortet, aber überhaupt nichts mit unserer Lebenswirklichkeit zu tun hat? Wir können nur raten, wie es nach der Pandemie sein wird.

Ich klammere das Thema komplett aus meinen Büchern aus. Sie sind auch für mich Eskapismus. Irgendwann kommen wir wahrscheinlich an den Punkt, an dem man nicht mehr so tun kann, als hätte es das Thema nie gegeben, weil Corona genauso Teil unserer Geschichte geworden ist wie andere wichtige und einschneidende Ereignisse. Dann kommen flapsige Bemerkungen wie "Glaubst du nach Corona wirklich noch, dass die Menschheit sich je vernünftig verhält?" und es stört sich niemand mehr daran. Aber im Moment ist es eben noch nicht Geschichte und wir sind an dem Punkt, an dem wir ein Zwischenfazit ziehen können, aber noch kein komplettes Fazit. Wir wissen nicht, wie die ganze Sache ausgeht. Deshalb würde ich das Thema erstmal ausklammern.