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Zu zweit ein Buch schreiben

Begonnen von Alaun, 09. April 2012, 13:38:52

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Christopher

Eine Schmach? Aber nein! Da wird eine Geschichte nur bereichert :) Ich schreibe zwar nach wie vor alleine, aber einige Ideen und Anregungen meiner fleißgen Betas haben meine Schriebe definitiv verbessert. Das hat nichts mit meiner Unzulänglichkeit zu tun, nur bereichert jeder neue Gedanke eine Geschichte.

Gerade mit mehreren Perspektiven geht es mir oft so, dass ich as Problem habe, da wirklich abzugrenzen. Durch zwei verschiedene Autoren hingegen hat man ganz deutlich unterschiedliche Arten etwas zu schreiben, was jedem Charakter eine andere Note gibt.
Be brave, dont tryhard.

heroine

Zitat von: Kriegerin am 10. April 2014, 14:19:58

Andersrum gibt es auch große Teile, die als feste Basis einfach da sind. Handlungsfäden, die sich an unbrauchbar, unsinnig oder schlimmeres erwiesen haben, müßte raus. Oder oder oder... darüber denke ich halt noch nach. Projekt für die Tonne oder halt mit Struktur noch mal angehen (plotten?!)


Ist das jetzt eine ernste Frage oder eine rhetorische Frage an dich selbst?

canis lupus niger

#47
Mit Heero habe ich ebenfalls schon sehr inspirierend zusammen gearbeitet, wenn auch nicht an einem gemeinsamen Buch. Aber der Austausch über das Schreiben an zwei chronologisch ungefähr parallel handelnden Romanen in der selben Fantasywelt hat auch was. Die Freiheit des einzelnen Autors ist natürlich viel größer, als wenn man sich über jede Einzelheit eines gemeinsamen Plots abstimmen muss. Trotzdem, hinsichtlich gelegentlicher Überschneidungen muss man sich schon gegenseitig informieren und austauschen, und gerade das hat ja auch so gut zwischen uns geklappt. Irgendwann schreibe ich bei Euren Krimis vielleicht auch mal mit, Cairiel! 

Ich denke, manches Problem des gemeinsamen Schreibens an einem gemeinsamen Projekt kann man dadurch vermeiden, dass jeder seine(n) eigenen Perspektivträger und Handlungsstrang/-stränge hat. Ein eigener Sprachstil und andere eigene Vorlieben sind dann weniger Hindernisse als Bereicherungen, um die ein einzelner Autor, der versucht, mit mehreren Strängen zu arbeiten, sich sogar extra bemühen müsste.

Tinnue

Gemeinsames Schreiben hat Vor- wie Nachteile. Ich sehe immer wieder, wie schön es funktionieren kann, wie jetzt hier bei Cairiel und Nirahil oder - um ein "promintentes" Beispiel zu nennen - bei T.S. Orgel.
(Oder Lincoln/Child, die Romane liest mein Mann ganz gerne)

Klassisch und in vielen Fällen wahrscheinlich auch am "komfortabelsten" ist das von Canis angedeutete Aufteilen in zwei Perspektivträger. Wichtig ist m.M.n., dass das Ganze, wenn es am Ende zu einem Roman zusammengefügt wird, eben ein Rundes Ganzes ergibt. Dass nicht beide/mehrere Schreiber den allergleichen Stil haben o.ä ist glaube ich selbsterklärend. Allerdings empfinde ich es störend, wenn da richtiggehend Welten zwischen den sich zusammengeschlossenen Schreibern liegen und man dann dabei das Gefühl hat, quasi zwei Geschichten oder Romane in einem zu lesen. Schwer in Worte zu fassen, aber ihr wisst sicher, worauf ich raus will, oder? Das ist aber natürlich keine allgemeingültige Aussage, sondern mein persönliches Empfinden.

Btw, ich bin da ganz gespannt drauf, wie das Projekt von Cairiel und Nirahil sich entwickelt.  :buch:

Guddy

#49
Ich finde auch, dass ein zu krass voneinander abweichender Stil eher hinderlich ist und generell ist es sicher schwierig, jemanden zu finden, der schriftstellerisch zu einem passt, ähnliche Vorstellungen hat und mit dem man brainstormen kann in einer Weise, die keinen von beiden in die zweite Reihe schiebt. Zwei kreative Köpfe an einem Projekt ist super, aber man sollte gleichberechtigt sein mMn.

Bei Heroine und mir klappt das zB. auch ganz gut, wir ergänzen uns gegenseitig, manchmal setze ich mich mit Ideen durch und manchmal, zumindest soweit ich den Eindruck habe *g* sie auch.

Bei uns haben unsere Perspektivträger übrigens im Grunde den selben Handlungsstrang am selben Ort. Canis Luper meinte ja, dass es förderlich wäre, wenn jeder seinen eigenen Handlungsstrang betreut) Klappt trotzdem ;) Zumindest was uns als Team angeht, ob das jetzt so beim imaginären Leser ankommt ist eine ganz andere Frage ;D

heroine

Huch, jetzt kann ich ja tatsächlich auch mal meine Meinung dazu kundtun.
Also grundsätzlich kann ich mich Guddy nur anschließen, könnte ich das nicht, könnten wir wohl auch nicht zusammen schreiben. Ich denke etwas was sehr stark hemmt, ist wenn jemand versucht zu sehr die Kontrolle zu übernehmen und den anderen nur als "Betaleser", "ungeliebte-Textpassagen-Schreiber", "Lektor", "Ideen-Hervorzauberer-wenn-man-nicht-weiterkommt" etc. betrachtet. Das funktioniert dann einfach nicht. Man braucht ein gewisses Maß an Kompromissbereitschaft, Einfühlungsvermögen und ein sehr klares Bild von der Welt und den Charakteren. Außerdem ist gegenseitiger Respekt/Vertrauen unglaublich förderlich und eine gewisse Leichtigkeit. Z.B. wenn man sofort anfängt es persönlich zu nehmen, weil der andere mal schnell 20 Seiten gestrichen hat, kann das sehr schnell eine unschöne Stimmung geben.

Ich kann jetzt hauptsächlich aus meiner Sicht sagen, dass zu Zweit schreiben einen gewaltigen Vorteil für gestresste Menschen wie mich hat: Guddy treibt mich an. Die Story versumpft nicht in der Schublade wie viele andere Projekte, weil es eben immer wieder neuen Input gibt und damit auch ein ständiger Reiz da ist voranzukommen und weiter zu arbeiten. Auch das Quälen durch die 10te Überarbeitung fällt dann insgesamt leichter, weil man es ja nicht alleine macht und die Selbstzweifel werden nie so schlimm, dass ich mitten drin entscheide "mir gefällt mein Schreibstil nicht mehr, alles Löschen und Neu machen".

Fianna

Es gibt inzwischen einige erfolgreiche Autorenduos, bei denen man am Titelblatt alleine nicht bemerkt, dass zwei Autoren am Werk waren: Julia Drosten, Judith C. Vogt, Sabine Martin, Iny Lorentz.

Für die letzten drei habe ich nach Interviews gesucht, in denen sie über ihren Schaffensprozess erzählen. Gefunden habe ich nur etwas von Iny Lorentz (die unter x Pseudonymen mehrere Genres bedienen). Hier wird gemeinsam die Vorarbeit geleistet, der erste Entwurf (storydriven) liegt in den Händen des einen und alle darüber hinaus gehenden Änderungen am Rohentwurf (characterdriven) in den Händen des anderen.
Die Begriffe in den Klammern habe ich nur zur Abgrenzung verwendet, sie stammen nicht von den Autoren.

Das fand ich interessant, da ich hier im Thread eher den Eindruck hatte, dass (wenn nicht verschiedene Perspektiven genutzt werden) eher ein gemeinsames Schreiben an denselben Textstellen praktiziert wird. Also genau das Gegenteil.

Besonders interessierten mich Julia Drosten und Sabine Martin, die historische Romane schreiben. Da habe ich jedoch nichts gefunden, und bei Judith & Christian Vogt auch nicht (die machen so viel Podcasts, vermutlich ist die Antwort in einem oder mehreren von diesen und damit nicht so einfach über Google aufzufinden.)