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[Diskussion] Sagte, sagte, sagte und sagte.

Begonnen von Dealein, 14. Mai 2011, 18:49:49

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Dealein

Hallöchen ihr Lieben,

mir ist schon öfters aufgefallen, dass es Autoren gibt, die nur das Wort "sagen" hernehmen, wenn es um Dialoge geht. Ich persönlich tue mir sehr schwer Abwechslung in meinen Dialog zu bringen, ohne dass diese Abwechslung erzwungen rüber kommt. Nur "sagen" wäre auch für mich die einfachste Lösung.

Auch ist mir aufgefallen, dass mich das ständige Wiederholen von "sagen" eigentlich nicht stört. Es stört mich nur in der Hinsicht, dass ich mir dann denke "Mensch, hat er/sie kein anderes Wort parat? Ich gebe mir doch immer so viel mühe, nicht nur sagen herzunehmen!" Mir als Laie fällt es nämlich garnicht so sehr auf in Büchern, wenn dauernd sagte, sagte, sagte steht. Obwohl - nicht ganz. Gestern ist es mir aufgefallen und zwar in  "Marked" von House of Night. Da kam auf einer Seite 13 Mal (oder so) sagte dran! Es kam nicht einmal das Wort "antworten" dran.

Werden diese Autoren nicht von den Verlagen darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht so praktisch ist?

Stören sich die Lektoren nicht daran?

Machen wir uns umsonst Mühe, indem wir versuchen andere Worte herzunehmen?

Was meint ihr dazu?

Lavendel

Ich vermeide das sowieso.
Statt "Ich komme mit", sagte er und zog seine Jacke an. Schreibe ich eher "Ich komme mit." Er zog seine Jacke an.
Wenn so gar keine Abwechslung da ist, stört mich das schon, aber einmal mehr 'sagte' finde ich immer noch besser, als wenn man verkrampft versucht, Alternativen zu finden.

KaPunkt

In einem anderen Forum haben wir mal darüber diskutiert.
Mein Erkenntnisgewinn daraus:
Es scheint so zu sein, dass es eine Schreib-Regel im englischem gibt, die quasi verbietet, andere Worte als 'sagte' (said) zu verwenden.
Argumentationsgrundsatz: ob jemand murmelt, flüstert, schreit oder stichelt, sollte aus dem Gesagten und dem Zusammenhang selbst deutlich werden.

Mich persönlich stört das 'said' nicht, aber ich finde, dass es durchaus Situationen gibt, in denen die Art, wie man etwas sagt, wichtig ist für die Gesamtaussage der wörtlichen Rede. Wenn ich meinen Lieblingsbruder liebevoll "Du blödes Ar***loch!" nenne, wäre die Wirkung doch eine sehr andere, wenn das ich das liebevolle nicht deutlich machen könnte.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Ary

Ich muss sagen, mich nervt das "sagte" in der Häufung sehr. Das erste Mal negativ aufgefallen ist es mir beim Herrn der Ringe, den ich mit 13 noch nicht im Original, sondern natürlich bersetzt gelesen habe. Da hat mich die Sagerei sehr gestört, obwohl der arme Übersetzer sich ja getreu an sOriginal gehalten hat. Da ich nicht wusste, dass man im Englischen nur "said" nehmen sollte, habe ich dem armen Herrn Tolkien Einfallslosigkeit unterstellt, ich Böse. Inzwischen mache ich es am liebsten so wie Lavendel und vermeide die "Redeverben", wo es geht. Und es geht so gut wie immer.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Shin

Nunja, wenn ich ein Buch lese und mir nicht auffällt, dass zu oft 'sage' verwendet wird, dann stör ich mich auch nicht daran. Wenn der Text so spannend und der Dialog so mitreißend ist, dann ist das kein Problem. Doch ein reines Antwort-Frage-Spiel, dass immer mit 'sagte sie', 'sagte er', 'sagte sie' und so weiter ablaufen würde, könnte ich irgendwann nicht mehr wirklich ernst nehmen.
Beim Schreiben selbst gehe ich einerseits wie Lavendel vor und schreibe die direkte Rede einfach, ohne etwas hinterherzustellen. "Nach deiner Meinung hat auch niemand gefragt." Kaname blickte ihn kalt, nahezu angewidert an.
Andererseits greife ich dann nur zu gerne auf Verdeutlichungen zurück. "Ich hätte dich ignorieren sollen..." hauchte er nun leise, verletzt.
Nunja, meine Charas drücken sich wirklich reichlich aus....
Sagen, antworten, fragen, schnauben, knurren, fauchen, zischen, murmeln, hauchen, flüstern, brummen, seufzen, stöhnen, wie es ihnen passt.
Ich schreibe - wie mir gerade aufgefallen ist - auch nie einfach nur. "Das geht dich nichts an." sagte er.
Wenn, dann hänge ich immer noch etwas daran, um den Satz runder und schöner zu machen. "Das geht dich nichts an." sagte er pikiert.
Pikiert, verletzt, kalt, lächelnd, leise, auffordernd, zurückhaltend, schüchternd, abwertend, liebevoll, vorfreudig und was es da nicht alles gibt!
Ich umschreibe einfach gerne.
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Nuya

Ich weiß gerade gar nicht, ob mir sowas auffallen würde. Wobei ich bei mir schon darauf achte, dass ich nicht zu oft antworte, sage, raune, flüster oder sowas.
Ich halte es da wie Lavendel: Manchmal muss man gar nicht sagen, dass etwas gesagt wird.

Dealein

Und wenn mal mehrere Personen hat? Wie macht ihr es dann? Kommt man da nicht durcheinander, indem man nicht sagt wer was sagte?

Ich traue mich ja kaum einfach nur so zu schreiben:

"Nein, wir werden jetzt nicht den Fluss überqueren!"
"Doch, natürlich werden wir".
"Ich bin hier der Chef und sage was ansteht".
"Das sehen wir anderen aber ganz anders".

Usw.

Ich habe irgendwie einen Zwang immer dazu zu schreiben wer was sagt und wie ers sagt.

Wie sehen das eigentlich die Verlage? Bevorzugen sie lieber Bücher mit vielfältiger Wortwahl oder ist es ihnen egal, ob man nur "sagen" verwendet?

Ary

Bei meinem Lektorat für Feuersänger hat ein Lektor so krampfhaft nach Synonymen fürs sagen gesucht, das sich am Ende die Hälfte gestrichen und durch Formulierungen ohne "Redeverb" ersetzt habe, weil mir das, was mir vorgeschlagen wurde, nicht gefiel. :)
Wenn mehrere Leute reden, versuche ich, durch den Kontext klarzumachen, wer da gerade spricht, statt ständig "sagte Fritz", "sagte Erwin" oder "sagte Frida" zu schreiben.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Antigone

Zitat von: Dealein am 14. Mai 2011, 19:08:57
Wie sehen das eigentlich die Verlage? Bevorzugen sie lieber Bücher mit vielfältiger Wortwahl oder ist es ihnen egal, ob man nur "sagen" verwendet?

Ich habe ja den Verdacht, dass die Verlage da nicht halb so streng sind (und überhaupt bei den div. "Schreibregeln"), als wir Hobbyautoren so glauben. Eigentlich könnte man sich da das Schreiben erheblich einfacher machen... ;)

Aber egal: mir gefällt eine solche Anhäufung von "sagen" überhaupt nicht. Ich hab halt noch im Deutschunterricht gelernt, abwechslungsreicher zu schreiben. Also:
a) versuche ich, sagen-Wörter so weit wie möglcih zu vermeiden.
b) und wenn ich sie verwende, bringe ich Abwechslung rein. Ich mag Wörter wie murmeln, flüstern, raunen, rufen, schreien, bellen, gellen etc... Wär doch langweilig, sowas nicht zu verwenden.

lg, A.

Zit

#9
Ich vertrete ja den Standpunkt, dass dieser Zusatz dem Gesprochenen und der Situation der Figur gerecht werden muss. Wenn jemand fuchsteufelswild ist, dann sagt er nicht, sondern schnauzt, brüllt, kreischt (hysterisch), donnert, etc. pp. Genauso schreibe ich, wenn jemand 300 Meter gerannt ist: "Gott, ich kann nicht mehr", keuchte sie und sank auf die Knie. Imho macht das einen Text lebendiger und spart auch viele Erklärungen. Ich muss einfach nicht schreiben "X war außer Atem", sondern das "keuchte" reicht voll aus.

Ob das im Englischen so vorgeschrieben ist, weiß ich gar nicht. Aber mir ist es auch nicht so aufgefallen, weil Englisch nunmal nicht meine Muttersprache ist und ich darin nicht schreibe, dass ich dann irgendwann so ein weiches "said" einfach überlese. Auf Deutsch schreibe ich aber selber, es ist meine Muttersprache, "sagte" ist ein hartes Wort (wg. Betonung auf te) -- es fällt mir dann einfach unangenehm auf. Da finde ich Greys Vorgehensweise einfach angenehm -- und versuche es gelegentlich auch so zu machen. Weil immer nur einen Zusatz zu jedem Gesagten, geht dann auch mir auf den Keks, selbst wenn er abwechslungsreich ist.

Allerdings kenne ich Leute, die vehement das "sagte" vertreten, auch in deutscher Sprache. Worauf sie sich genau berufen, weiß ich gar nicht mehr. Hm. Warte, Jackie hatte damals auch einen Blog-Eintrag geschrieben, vll. finde ich ihn noch. Ah, hier, kein eigener Artikel, sie spricht es aber auch an: Dialoge: "Sprich dich aus, Alter" Sie führt auch die Punkte auf, die Ka schon erwähnte. (Meintest du auch die Schreibwerkstatt-Diskussion dazu, Ka?) Ich kann diese Argumente nachvollziehen, aber da Sprache für mich eine Krücke ist, finde ich es nur legitim, wenn man auch dieser Krücke nachhilft und einfach bezeichnender schreibt als ein stupides "sagte" je erreichen kann.
Ich mein, ganz ehrlich: Wenn man so schreibt, dass ich das "wie es gesagt wird" aus dem "wie es geschrieben ist" einwandfrei herauslesen kann, dann ist das "sagte" auch überflüssig. (Und wir landen wieder bei Lavendel und Grey.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Dealein

Offtopic: Den Link kannte ich noch garnicht @ Zitkalasa! Werde ich mir sicher mal durchlesen.

Zit

Dann kannst du auch gleich mal in die Diskussion von damals reinschauen. Da wird in den ersten Beiträgen auch angesprochen, den Begleitsatz vorweg zu stellen. Wie ich es in meinem damaligen Beispiel selber machte, zorro ging da nochmal drauf ein. Allerdings gibt es da nicht viel zu lesen, nach drei Seiten schlief die Diskussion ein. (Habe gerade nochmals nachgeschaut, weil mans als Nicht-User ja nicht sieht.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Dealein


Rosentinte

Hallo,
Ich versuche "sagen" und Konsorten zu vermeiden, aber mir fehlen dann irgendwann die Sachen, die ich schreiben kann, um klar zu machen, wer das sagt. Dann lande ich irgendwann bei nicken, Schulterzucken usw. Dank der TZ-Diskussion gibts da zwar viele Synonyme, aber irgendwann ist das zu viel. Dann wirkt es, als wären meine Protas hyperaktiv, weil sie sich die ganze Zeit bewegen. In Diskussionen mit mehreren Beteiligten finde ich es irgendwann wichtig, zu kennzeichnen, wer spricht. Und ich stimme auch Zitkalasa zu. Manchmal passt es eben und wenn er/sie es nicht sagt, sondern kreischt, flüstert oder hechelt, dann ist es gut.
LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Sorella

#14
Zitat von: Antigone am 14. Mai 2011, 19:26:55
Aber egal: mir gefällt eine solche Anhäufung von "sagen" überhaupt nicht.

Von Antigone habe ich gelernt, nicht überall ein Redeverb zu verwenden. Ich mache es jetzt wie Lavendel es beschrieben hat. Der Text liest sich nun wesentlich besser und noch flüssiger.
Ich habe mal zur Recherche nachgeprüft, wie die anderen Autoren das machen, ich glaube mich zu erinnern, dass Harry Potter von Redeverben nur so strotzt.
Ein bekanntes Buch habe ich gefunden, das nur "sagte" verwendet hat. Ich guck bei Gelegenheit mal nach, welcher Titel das war.
Gibt aber sicher noch viel mehr Beispiele.