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Plotten komplexer Romane

Begonnen von Coppelia, 21. Juli 2014, 13:10:38

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Coppelia

Ihr habt es bestimmt schon mitbekommen: Ich bin eine schlechte Plotterin. Und je komplexer der Plot, desto schlimmer wird es.
Ich kämpfe im Moment mit einem Monstrum von Roman, der in Band 1 mit mindestens 4 Perspektiven startet. Die Personen sind alle mehr oder weniger am gleichen Ort und sehr eng in die gleichen Ereignisse verwickelt, die sie alle beeinflussen, erleben dabei aber unterschiedliche Dinge. Mindestens 2 der Perspektiven überschneiden sich oft, weil es sich dabei um einen angehenden Politiker und seinen Mentor handelt.
In den nächsten Bänden kommen vermutlich noch mehrere andere Perspektiven dazu.

Ich habe schon einige fertige Romane geschrieben und bin mit Konzepten zur Figurenentwicklung vertraut. Diese Konzepte scheinen aber vor allem für Romane mit nur einer Hauptfigur gedacht zu sein. Tatsächlich hat die Reihe eine Hauptfigur, die besonders im Vordergrund steht. Aber auch die anderen Figuren sind sehr wichtig, so sehr, dass ich nicht mal sagen kann, sie seien keine Hauptfiguren, denn für Nebenfiguren sind sie viel zu bedeutend.
Mir scheint es auch, dass alle Perspektiventräger, nicht nur die Haupt-Hauptfigur, eine Entwicklung durchmachen, auch wenn die der Haupt-Hauptfigur wahrscheinlich die stärkste ist.

Wie stelle ich es an, mehrere Handlungsstränge mit wichtigen Personen zu plotten, die alle eine Entwicklung durchmachen? Ich habe schon Romane mit mehreren Perspektiven geschrieben, aber so vertrackt wie hier war es noch nie.

Malinche

ZitatIch kämpfe im Moment mit einem Monstrum von Roman, der in Band 1 mit mindestens 4 Perspektiven startet. Die Personen sind alle mehr oder weniger am gleichen Ort und sehr eng in die gleichen Ereignisse verwickelt, die sie alle beeinflussen, erleben dabei aber unterschiedliche Dinge.

Das klingt ziemlich genau nach meinem eigenen Problem gerade. :P

Ein Standardrezept habe ich nicht. Ich versuche es im Moment so (und habe das auch sonst schon mal so gemacht), erst einmal die Gesamthandlung zu plotten. Ich habe sie bis jetzt in drei grobe Abschnitte unterteilt, keine Ahnung, ob sich ein ähnliches Unterteilen in große Häppchen entlang des Handlungsbogens bei dir auch anbieten würde oder dann eher zu sehr zerstückelt. Außerdem habe ich mir für meine vier Perspektivträger überlegt, welche Entwicklung sie durchmachen – also, wo sie starten und an welchem Punkt ich sie am Ende haben will.

Detailplotten wäre mein nächster Schritt. Aber auch da werde ich mir wohl erstmal die Gesamthandlung vornehmen, also ganz stupide alles aufschreiben, mit allen Figuren. Und dann gehe ich mit einem scharfen Messer ran und gucke, wo sich Cuts für einzelne Kapitel setzen lassen, oder zumindest für einzelne Ereignisse. Dann frage ich mich: Wer von meinem Cast ist wann anwesend? Aus wessen Perspektive kann ich das jetzt am besten erzählen, wer erlebt das am intensivsten, hat die für die Szene am besten geeignete Erzählstimme oder wird am nachhaltigsten/tiefstgreifenden beeinflusst? Bei welchen Punkten habe ich noch eine leere Bühne, und wen bekomme ich am besten dorthin, damit er für die Handlung anwesend ist?

Mir hilft es da mitunter sehr, die einzelnen Handlungs- und Entwicklungspunkte in Stichworten aufzuschreiben und dann mit Karteikarten zu arbeiten. Manchmal auch mit Textmarker anstreichen, was inhaltlich zusammengehört oder wo ich auf den ersten Blick klar sehe: Da bietet sich XY als Perspektivträger an.

Meine grobe Kapitelplanung geht dann meistens einher mit einer ersten Perspektivverteilung, und danach kommt weiteres Finetuning. Wenn ich weiß, wer wann wie zum Zuge kommen soll, kann ich im Gesamtgewebe leichter auf die einzelnen Stränge gucken und versuchen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, ob die Figurenentwicklung durch das, was bis jetzt da ist, plausibel und im richtigen Tempo rüberkommt. Ich kann mir zusätzliche Punkte überlegen, die die Handlung voranbringen und die Figurenentwicklung unterstützen. Ich sehe dann vielleicht weitere Berührungspunkte, Konfliktpotential. Und vieles davon ergibt sich dann natürlich auch erst beim Schreiben, aber einen Grundstock an Struktur und Sicherheit brauche ich einfach.

Fakt ist, es bleibt trotzdem ein ziemliches Gewurstel, das bei mir immer irgendwo zwischen anregend und frustrierend wirkt. Ich bin manchmal auch recht besessen davon, dass sich die Perspektiven gleichmäßig abwechseln, also A, B, C, D und nach Möglichkeit nicht A, A, D, C, B, B, was natürlich auch zusätzlich hemmen kann. Teilweise hilft das aber auch als »Ausschlussverfahren« und Strukturierungshilfe. Ich schiebe dann auch viel Szenen hin und her, gucke, was jetzt plausibler zuerst erzählt wird, wo ich vielleicht auch einen Cut setzen kann.

Kurz zusammengefasst: Mir hilft es, erst einmal das große Ganze zu planen und dann mit der Pinzette die einzelnen Fäden rauszuziehen und zu gucken, wie sie mit dem Rest verflochten sind, wo noch ein zusätzlicher Knoten hinsollte oder wo ein Faden im Leeren hängt. Und nicht alles davon kriege ich im Plotprozess hundertprozentig hin oder setze es dann auch 1:1 so um, wenn ich erstmal schreibe. Lose Zettel, die ich auch physisch herumschieben kann, und teilweise farbige Markierungen helfen mir oft, das Ganze optisch umzusetzen. Die Frage, was wann passiert und wer für bestimmte Ereignisse am besten als Perspektivträger in Frage kommt, sind dann oft auch hilfreich, um Cuts zu setzen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Nycra

Meine Erfahrungen aus den Dhraden passen nicht zu 100% zu dem, was du fragst, Coppi, aber - in Ergänzung zu dem, was Malinche macht -  rate ich dir auf jeden Fall, eine Charakterdatenbank mit allen Figuren anzulegen.

Ich hab inzwischen 48 Figuren. Ein paar davon sind nebensächlich, aber dennoch müssen sie authentisch bleiben, daher ist es wichtig, an alle Punkte zu denken. Die Datenbank ist auch nicht statisch. Wenn sich die Figuren entwickeln, nehme ich das entsprechend auf. Praktischerweise kann ich jede Figur mit jeder x-beliebigen Figur via Hyperlink verknüpfen, so dass ich immer genau weiß, wer mit wem interagiert. Wenn du keine solche Datenbank zur Verfügung hast, musst du dir dann halt Querverweise legen. Am einfachsten ist es auf jeden Fall, vor Beginn des Schreibens nicht nur die Story an sich zu plotten, sondern auch die Figuren schon en detail auszuarbeiten, um hinterher keine bösen Überraschungen zu erleben. Gerade bei einem großen Setting kann das leicht passieren. Ich plotte sogar kleine Nebenhandlungen für jeden Charakter (Herkunft, Erlebnisse mit anderen Figuren etc.), die ich mir zwar nur stichpunktartig notiere, die aber ggf. die Handlung des Hauptplots beeinflussen können, weil sie Einfluss auf die Entwicklung der einzelnen Figuren haben.

Was die Reihenfolge der Perspektiven angeht, gestalte ich das intuitiv. Ein starres Schema würde nur einengen. Manchmal kommt es einfach auf die Figur an. Wenn zum Beispiel als Perspektivträger Figuar A vielleicht nicht so gut funktioniert wie Figur C, aber vom Schema her diese dran wäre, würde ich mich ja selbst ausbremsen. Hin und wieder - allerdings nicht sehr oft -  schreibe ich sogar eine Szene auch aus der Sicht von unterschiedlichen Figuren und suche mir dann erst die passende heraus. Ist zwar umständlicher, kann aber manchmal helfen.

Moni

Bei so vielen wichtigen Handlungsträgern würde ich ähnlich wie Malinche vorgehen und den Plot vom Groben ins Feine runterbrechen. Außerdem könntest du eine übergeordnete Zeitleiste machen, die du mit den Perspektivträgern verknüpfst und so optisch sichtbar hast, wann sich die Plotstränge überschneiden.
Ich sehe es übrigens nicht als Problem an, wenn sich nicht nur die Hauptpersonen, sondern auch die Hauptnebenpersonen (so nenne ich das immer) weiterentwickeln, im Gegenteil. Es gibt dem ganzen doch wesentlich mehr Tiefe.
Dass die Konzepte zur Figurenentwicklung hauptsächlich auf eine zentrale Figur zugeschnitten sind, ist mir auch schon aufgefallen, da gibt es bereits mit zwei Hauptfiguren, die eine gleichstarke Gewichtung haben sollen echte Schwierigkeiten. Ging mir so bei Underdark, mit zwei Haupt- und drei Hauptnebenfiguren im ersten Teil und vermutlich noch mehr Hauptnebenfiguren im zweiten und dritten Teil. Dazu noch ein Antagonist, der zwar nicht so viele Auftritte hat, aber von der Gewichtung her irgendwo zwischen Haupt - und Hauptnebenfigur hängt.
Letztlich habe ich mir mit komplizierten Schemata auf einem White Board beholfen, aber so ganz glücklich bin ich damit nicht. Ich werde wohl noch die Sache mit der Zeitleiste angehen müssen, um die wichtigsten Plotpunkte übersichtlich zu halten.
Aber prinzipiell ist es für mich immer sehr hilfreich, mir das ganze einmal zu visualisieren, dann komme ich wesentlich besser mit verschlungenen Plotfäden zurecht.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Malinche

Als Ergänzung zu Nycra: Für solche Datenbanken bietet sich Scrivener nach meiner Erfahrung ganz super an - einzelne Perspektiven oder Unterteilungen in Haupt- und Nebenfiguren oder Zuordnung zu Handlungssträngen (zum Beispiel) lassen sich über die farbigen Label super sichtbar machen (ich unterteile da gern in Perspektivträger/Nicht-Perspektivträger), und durch die Möglichkeit von Scrivener-Links kann man prima von einer Figur zu anderen hüpfen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Moni

Hihi, gerade war Malinche wieder mal flotter... Ich wollte gerade auch auf Scrivener verweisen und in dem Zusammenhang auch noch auf Aeon Timeline. Bei mir ist das Programm zwar immer wieder abgeschmiert, aber ich wollte das noch mal auf meinem Laptop mit der aktuellsten Version versuchen. Soweit ich weiß, ist Steffi ganz begeistert von dem Programm und es könnte für dein Problem auch das richtige sein. 
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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Klecks

Ich plotte solche komplexen Romane inzwischen gern, indem ich mir eine Tabelle anlege. Jede Figur bekommt pro Kapitel eine Spalte, in der ich aus ihrer Perspektive den Plot aufschreibe, und dann gibt es eine weitere Spalte, in der ich den Gesamt-Plot festhalte. Das hat bisher ganz gut geklappt. Wichtige Dinge kennzeichne ich fett. Wenn mehrere Perspektivträger gleichzeitig in derselben Szene sind und zum Beispiel miteinander interagieren, kennzeichne ich diese Stellen kursiv.  :)

Miezekatzemaus

Was mir bei solchen Plots immer gut hilft, ist, einen Handlungsstrahl auszuarbeiten, auf einem ausreichend großen Plakat und diesen dann aufzuhängen. Dabei kann man eine Linie in die Mitte des Blattes setzen und die wichtigen/bedeutenden/relevanten Ereignisse farbig in einem vernünftigem zeitlichen Abstand markieren.
Anschließend legst du für jede Person, die irgendwann die Perspektive teilst, eine Farbe fest. Sagen wir beispielsweise, Person eins ist Blau, Person zwei ist Rot, Person drei Gelb und die vierte Grün. Dann trägst du zu den Ereignissen (um die Ereignisse herum) ein, wer was wann wo sieht und erlebt. So gehst du bei allen Personen vor, bis du zum Schluss eine genaue Aufteilung hast, ob und wann du welche Perspektive brauchst. Das ist jetzt so zwar mehr eine detaillierte Ausführung von Monis Vorschlag, aber mir hat das bisher so sehr geholfen.
Ansonsten - alphabetische Personenlisten und umfassende Charakterproflie erstellen ist auch eine Option, besonders die mit den Profilen.
Und du solltest überlegen, ob du jedes Ereignis wirklich viermal brauchst, sei die Person auch noch so wichtig, sonst wird das irgendwann langweilig. Abwechselnd je Kapitel die Perspektive wechseln ist da spannender.

Viele Grüße
Mieze

Franziska

Ich glaube, ich brauche auch mal Scrivener. Bei meinem letzten Roman hätte mir das vielleicht geholfen. Da hatte ich zwar nur zwei Perspektiven, in denen die gleiche Handlung abläuft, aber aus zwei sehr unterschidelichen Sichtweisen. Man liest erst die eine komplette Perspektive und danach die andere. Da ich bei der ersten viel geändert habe, stimmten dann die Ereignisse in der zweiten nicht mehr überein und ich musste mir nochmal ganz genau aufschreiben, was wann passiert. Bei einem meiner nächsten Projekte werde ich sechs Perspektiven haben. Ich glaube, da muss ich das wirklich alles genau aufschreiben. Hilfreiche Tipps habe ich leider auch nicht. Ich denke, ich werde mir jede Figur einzeln vornehmen, bevor ich anfange zu schreiben. Ich mache es meistens so, dass ich jede Perspektive nacheinander schreibe und dann zusammenfüge und dann habe ich ein riesen Chaos. Da klingt Malinches Methode doch schon etwas vernünftiger.
Wenn der Plot so komplex ist, hilft es vielleicht sich wirklich jeden Aspekt der Handlung einzeln vorzunehmen und ihn genau zu überlegen und aufzuschreiben. Ich würde ja gerne mal wissen, wie GRRM das macht. Komplexer als bei GoT geht es ja kaum noch.

Debbie

Wenn du nur etwas zur Visualisierung brauchst, würde ich dir auf jeden Fall Storybook empfehlen (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,3364.msg86463.html#msg86463).

Für mich ist es zur Erstellung einer Plotline immer noch ungeschlagen, auch wenn die vom LSB ebenfalls ganz nett ist. Vor allem die Diagramme und Statistiken und die unterschiedlichen Darstellungsweisen sind besonders hilfreich. Das Programm war eine Weile als eingeschränkt kostenlose und uneingeschränkt erwerbbare Version erhältlich. Doch nachdem der Entwickler wg. Steuerproblemen das Ganze ad acta gelegt hat, gibt es die uneingeschränkte Software nun als Open Source und zwar hier:

http://sourceforge.net/projects/ostorybook/

Oder geht es dir vielleicht garnicht so sehr um Software und viel mehr um das inhaltliche Plotten?

FeeamPC

#10
Ich habe ein ähnliches Projekt angefangen, indem ich erst einmal nur die Geschichte einer einzigen Person (Nebenhauptfigur) aus deren Perspektive erzählt hatte. Dann nachsehen, wo Berührungspunkte zur Plotlinie des nächsten Handlungsträgers sind, und dessen Geschichte von Berührungspunkt zu Berührungspunkt erzählt. usw. Jeder Berührungspunkt wurde anschließend ein Kapitelanfang. Irgendwann ergab das dann eine sehr buntgetupfte, aber passende Welt.

Alana

Ich gehe ähnlich wie die Fee vor und plotte als erstes die Geschichte einer bestimmten Figur. Ich habe festgestellt, dass für mich die Charakterentwicklung am wichtigsten von allen ist. Immer, wenn ich versuche, erst eine Handlung festzulegen, geht es schief. Deswegen schreibe ich mir oft sehr detailliert die Charakterentwicklung einer Figur auf (mit einem Aktions-Reaktions-Schema, das heißt, ein Ereignis löst das nächste zwingend aus). Dabei kommen mir oft schon Ideen für passende Szenen, an denen ich das zeigen kann. Dann suche ich für jede Entwicklung nach einer passenden Szene und hier kommen die anderen Figuren ins Spiel. Ich glaube, würde man die vier Perspektiven separat planen, würde man einfach nur vier nebeneinander liegende Stränge erhalten und kein großes Ganzes. Spannend an so vielen Perspektiven ist für mich halt immer, wie sie ineinander greifen und einfluss nehmen etc. Wie sich ein einer Perseptkive schon anbahnt, was dann in der anderen zum Ausbruch kommt. Deswegen würde ich mir immer die für mich wichtigste Perspektive aussuchen und ausgehend von dieser die anderen planen. Dabei mache ich dann aber für die anderen auch genauso ein Charakterentwicklungsschema mit Aktion-Reaktion, nur dass ich dann halt die Haupthandlung schon ein wenig im Kopf habe.
Alhambrana

Churke

Die Kunst des Juristen besteht darin, einen unüberschaubaren Riesenberg an Problemen in kleine, leicht verdauliche Häppchen zu portionieren. Das ist eigentlich das, was man wirklich an der Uni lernt. ;D

Eine Geschichte mit mehreren Perspektivträgern folgt einem bestimmten Schema. Meist geht es darum, die selbe Geschichte aus mehreren Perspektiven zu erzählen. Nur sieht eben jede Figur immer nur einen Teil der Geschichte, das große Ganze bleibt dem Leser vorbehalten.
Auch die Entwicklung der Figuren ist im Grunde durch die Handlung vorgegeben. Die Figuren dürfen/müssen an ihren Aufgaben wachsen, an ihnen scheitern oder zerbrechen.

Ich arbeite ohne Charakterbastelbögen, Zeitstrahlen, Info-Tafeln oder ähnliche Hilfsmittel. Man sollt die Bedeutung des strukturellen und formalen Aufbaus eines Romans nicht unterschätzen. Ordnung auf dem Papier schafft Ordnung im Kopf.

Korahan

Interessant wäre vielleicht auch eine wissenschaftlich analytische Herangehensweise. Man könnte die Figuren gezielt auf charakterliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede abklopfen, darüber erklären, warum sich ihre Perspektiven derart unterscheiden. Diese Analyse könnte man als zentrales Element der Geschichte aufziehen und es ein bisschen wie eine Doktorarbeit strukturieren. Natürlich nur so weit, wie der Roman diese Struktur braucht.
Platz für Wendungen und Kniffe wäre dann immer noch, und auch die Quasi-Analyse könnte ein überraschendes Ergebnis liefern.

??? Ich schaffe es wirklich immer, mich möglichst unverständlich auszudrücken. Habt Nachsicht!

Liebe Grüße,
Korahan

Coppelia

#14
Danke schon mal für eure Tipps. Ein wenig hat es meine Befürchtungen bestätigt: Es gibt wie beim normalen Plotten auch offenbar keine Herangehensweise, die idiotensicher wäre. Manche der hier genannten Methoden hab ich schon erfolglos probiert, nicht erst jetzt, sondern auch schon früher. Aber einige werde ich auch noch mal neu probieren.

Die Programme kann ich sicher mal anwenden, wenn ich meinen neuen Laptop habe. Auf dem alten läuft leider nichts mehr. Scriveners Karteikarten habe ich schon häufiger verwendet, da hatte ich nie das Gefühl, dass es mein Problem löst.

Ich habe insgesamt das Gefühl, mein Problem ist eher das Feinplotten als das Grobplotten. Was genau macht Person x dann und dann?
Und dazu kommt der Verdacht, dass ich irgendwie nicht intelligent genug bin für meine Geschichte. :-\

@ Nycra
Welche Datenbank-Software nutzt du für deine Figuren? Ich habe meine eigentlich größtenteils im Kopf, muss ich gestehen, und zum Teil hab ich eine Figurenwiki. Die ist aber leider sehr veraltet.

ZitatDie Kunst des Juristen besteht darin, einen unüberschaubaren Riesenberg an Problemen in kleine, leicht verdauliche Häppchen zu portionieren. Das ist eigentlich das, was man wirklich an der Uni lernt.
Das erinnert mich daran, wie ich meine Diss geschrieben hab, nämlich ohne besondere Reihenfolge. Immer den Teil, der mir gerade vorschwebte. Ich dachte, ich schaffe es nie, aber eines Tages war sie fertig. Und früher hab ich auch meine Romane so geschrieben. Das war viel Aufwand, und das Ergebnis war gefühlt auch viel chaotischer, aber es ging. Inzwischen habe ich es mir abgewöhnt und versuche nach einem vorher ausgearbeiteten Plot zu schreiben. Vielleicht hilft mir alle Planung nicht, ich muss vielleicht, anstatt zu konstruieren, ein Gefühl für die Handlung bekommen und "ad fontes"!