Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: pink_paulchen am 16. März 2013, 18:38:08

Titel: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: pink_paulchen am 16. März 2013, 18:38:08
Ich bin nicht hundertprozentig sicher, ob hier der richtige Platz für dieses Thema ist - hier würde ich es aber suchen.

Ich frage mich, vor allem angesichts der zunehmend interessanteren Konditionen und einiger aktueller Erlebnisse, die andere hier berichten: warum will man sich überhaupt noch die aufwendige Verlagssuche antun?
Dieser ganze Post ist bewusst provokant, um meine Gedanken zu verdeutlichen. Eigentlich sehe ich das nicht so dramatisch und verstehe beide Seiten. Aber so bietet das Thema breitere Angriffsfläche für eure Meinung.

Wir stellen uns einen Autor mit beendetem Werk vor. Natürlich ist das Werk ganz ok, aber es wird wohl kein neues Lied von Eis und Feuer. Aber unser junger Autor ist absolut überzeugt, dass es zwischen Buchdeckel gehört, es ist sein Baby, er glaubt, dass die Welt es lesen will!
Voraussetzung, damit mein Post kein Quark ist: dieser Autor ist hochengagiert und hat auch Lust und Zeit sich zu kümmern - und zwar in beiden Fällen.
Nehmen wir weiter an, das er trotzdem nicht an Agenturen vermitteln konnte. Wir sind uns einig, dass das nichts über die Qualität aussagen muss. Vielleicht war es die falsche Zeit, oder die falsche Bewerbung oder ein unbeliebtes Subgenre. Der Weg zu Publikumsverlagen ist damit jedenfalls nahezu verbaut. Bleibt ihm die Wahl das Werk selbst zu verlegen oder einen engagierten Kleinverlag zu finden.
Ich gewinne mehr und mehr das Gefühl, dass ein Kleinverlag allerdings mehr Nach- als Vorteile bringt. (Achtung, Kleinverlag. Natürlich sieht es anders aus, wenn Heyne einen Erstling druckt)
- Zunächst mal steckt er eine Menge Zeit und Arbeit in Recherche und Bewerbung. Schließlich wird erwartet, dass das Werk ins Programm passt und die Bewerbung den konkreten Vorgaben genügt. Häufig hagelt es einige Absagen, bevor es doch klappt. Ich könnte mir vorstellen, dass in der Regel schon in dieser Phase die große Anfangseuphorie stark gedämpft wird.
- Dann wird er eventuell unter Vertrag genommen und ein langwieriger Entstehensprozess beginnt. Wenn es gut läuft, bekommt er ein tolles Lektorat, gefühlt häufiger ist das allerdings Durchschnitt. Will sagen: jemand aus dem Verlag, der sich berufen fühlt, liest das Buch und gibt seine Meinung dazu zurück. Meiner Meinung nach viel zu oft, ist es noch schlimmer: es findet gar kein Lektorat statt, oder das Werk wird sogar verschlimmbessert (im Sinne von: Fehler die keine sind, werden "korrigiert")
- In jedem Fall geht all das nicht von heute auf morgen. Das liegt natürlich daran, dass Kleinverlage nicht beliebig große personelle Ressourcen und gleichzeitig begrenzte Plätze für neue Veröffentlichungen haben.
- Das Buch erscheint dann, wenn es gut läuft mit ISBN und wird beworben. Dieser Faktor ist jedoch von Verlag zu Verlag wirklich dramatisch unterschiedlich. Manche kleinen Verlage tun quasi kaum etwas, andere reißen sich ein Bein aus und organisieren Lesungen, kümmern sich um Rezensionen und pflegen intensive Kontakte zu möglichen Lesern.
- Das letzte Problem ist der Verkaufspreis - ich verstehe, dass man mit kleinen Auflagen bei Druckereien auch keine Granatenpreise bekommen kann. Wenn jedoch ein 200 Seiten dünner Roman als Softcover 14,95 Euro kostet, dann nützt das Beinausreissen aus dem vorigen Punkt mal nix mehr.
- Es kann natürlich auch dramatisch schief gehen: der Vertrag wird von der Gegenseite ungünstig ausgelegt oder die Umsetzung gefällt einem nicht (ebook statt Print, Cover ist hässlich...). Auch die Abrechnung des Honorars läuft ja nicht immer automatisch so, wie sich der junge Autor das gewünscht hat. Trotzdem ist er für eine gewisse Zeit an den Verlag gebunden.

Ich fasse mal bewusst negativ zusammen: es vergeht in jedem Fall viel Zeit, wenn es ganz gut läuft hat man den Vorteil der Werbung und des Lektorats.

Im anderen Fall würde der junge Autor direkt selbst tätig. Er nähme Zeit und Energie statt für die Bewerbung und Verlagssuche und würde sich um ein Lektorat kümmern. Dafür zahlt er etwas, klar. Wobei man auch böse sagen könnte: 3 Tintenzirkelbetas sind schon mehr als manches Lektorat.
Er sucht sich Unterstützung für Cover und Satz/Layout und mit der ersten Euphorie ist das Werk fertig, bevor eben diese Euphorie verpufft.
Den Rest seiner Begeisterung für das Werk steckt er in Werbung.
Ich behaupte mal (aus eigener Erfahrung): Wenn das Buch taugt, und der Autor engagiert und überzeugt ist, dann kriegt er damit die investierten Einstiegskosten immer wieder heraus. Ich glaube ein Indie hat den Vorteil immer eine Spur verliebter in sein Buch zu sein, weil er eben alles an dem Ding selbst entschieden hat. Wie das Cover aussieht, welches Papier, welche Schrift, jedes Wort und schließlich auch den Preis.
Auch hier kann es dramatisch schief gehen. Dann kauft niemand das Buch. Er hat die Zeit und das Geld für die Veröffentlichung dann in den Wind geschossen - mehr nicht.
Meistens läuft das aber so: sein 200 Seiten Roman erscheint nach kurzer Zeit für 7 oder 8 Euro, er macht alle Bekannten/Verwandten/Freunde verrückt damit und reißt sich ein Bein aus. Er hat dann schon nach der ersten Werbewelle seine Investitionskosten wieder drin. Millionär ist er erstmal nicht, im Buchladen gibts ihn vermutlich auch selten. Aber einige wenige schaffen den Sprung von da zum Bestseller - oh, Moment. Das war doch drüben auch so? Das es nur einige wenige schaffen? ;)

Seht ihr das ein wenig so wie ich? Oder ist das alles Quatsch und ein selbstverlegtes Buch hat immer den Beigeschmack "Wollte halt niemand"?
Während ich das hier geschrieben habe, komme ich zum Schluss: je engagierter der junge Autor ist, desto sinnvoller scheint mir der Selbstverlagsweg zu sein. Dort kann er all sein Engagement ausleben und erlebt unmittelbar und direkt das Feedback.

*edit* nach dem posten auf facebook unterwegs finde ich diesen Beitrag:
ZitatSibylle Meyer
Ich bin gebeten worden, etwas über meine Erfahrungen mit AAVAA zu schreiben; das möchte ich jetzt hier gerne tun. Gleichzeitig stelle ich euch mal den zweiten Band von MIstakes vor.
Also AAVAA ist eigentlich kein schlechter Verlag. Sie sind dort aufgeschlossen und du hast zu keiner Zeit das Gefühl, dass sie versuchen dich zu übervorteilen. Allerdings, und das ist eben das Problem mit kleinen Verlagen, können sie die Bücher nur überteuert auf den Markt bringen. Im Falle von MIstakes heißt das: ich musste den Roman in zwei Teile teilen, was ich eigentlich nicht mochte. So sind es dann gerademal so um die 200 Seiten, die den stolzen Preis von 11.95 als Taschenbuch kosten. Zum zweiten ist der Nachteil, dass dort niemand deine Bücher lektoriert oder auch nur auf Tipp- bzw. Schreibfehler untersucht. Das alles bleibt beim Autor hängen. Also ganz genauso wie es auch bei KDP ist. Dafür wäre das Autorenhonrar aber bei KPD bei weitem höher.Die zweite, für mich durchaus negative Sache ist die, dass Kleinverlage wie AAVAA auch keine Werbung für dein Buch machen. Auch hier bleibt die gesamte Arbeit am Autor hängen, und die Buchläden wissen genauso wenig von deinem Buch, als wenn du es direkt selbst verlegst. Kurzum, ich versuche jetzt meine Bücher lieber als Indie herauszubringen. Mit den "normalen" Buchpreisen verkaufen sie sich einfach besser! Aber das bleibt schließlich jedem selbst überlassen. Wenn jemand andere Erfahrungen mit Kleinverlagen gemacht hat, wäre es super, wenn er das hier mal posten würde.
http://www.aavaa.de/mistakes-2-pdf?keyword=mistakes&category_id=0
Quelle (http://sibylle%20meyer
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Runaway am 16. März 2013, 19:19:05
Ich habe mir letztens auch noch ähnliche Gedanken gemacht. Konkret ging es um mein Fantasy-Epos, das schon ewig in der Schublade liegt und da nicht immer liegen soll, denn das Ding ist gut, aber eben High Fantasy und da rennen die Verlage ja im Moment schreiend weg.
Hab ich dann nämlich auch getestet: Ich hab einen Kleinverlag angeschrieben (natürlich ist das nicht repräsentativ, ich weiß, aber zu mehr kam es nicht mehr) und die Reaktion war: Schöne Idee, gut umgesetzt, aber High Fantasy geht ja gar nicht.

Kann ich mir nix für kaufen! Und da ich in der Vergangenheit sowohl Books on Demand als auch Kleinverlag schon mal ausprobiert habe, muß ich sagen: Ich würde jederzeit wieder Selfpublishing bevorzugen.
Wieso? Weil BoD gut umsetzbar war und ich meine Kosten wieder reingeholt hab (360 Euro waren das seinerzeit), ich hab Erfahrungen gesammelt und hatte das befriedigende Erlebnis, etwas zwischen Buchdeckel zu pressen, das sogar gelesen wird. Nicht oft, aber immerhin!
Mit meinem (unseriösen) Kleinverlag hingegen bin ich böse auf die Schnauze gefallen: Ein Text wurde nach drei Jahren ohne Druckfreigabe gedruckt, ich hab nicht mal eine Ausfertigung unseres Vertrages zurückerhalten, im Text waren Fehler (das Lektorat war ein böser Witz) und die Materialqualität war auch nicht sooo doll.
Das hab ich mit BoD alleine besser hingekriegt und die Hammer-Verkäufe sind auch nicht dabei rumgekommen. Nicht zu vergessen, daß ich nie Tantiemen bekommen habe.

Natürlich sind nicht alle Kleinverlage so. Aber ich hab ja letztens mal CreateSpace ausprobiert und muß sagen: Das toppt BoD. Würde ich noch mal Indie-Publishing mit Buchdeckeln und nicht digital anstreben - ich würde es über CreateSpace machen. Einfach weil einem auch kaum Kosten entstehen und die Qualität der Bücher wirklich spitze ist. Der Herstellungspreis ist auch top. Ich hab 700 Seiten für gut 8 Euro gekriegt - BoD konnte damals 300 nicht unter 12 Euro.
Werbung machen kann man auch alleine ganz gut - und dann läuft die Kiste doch. Oder man geht eben wirklich gleich den digitalen Weg und versucht es mit einem günstigen ebook. Da gibt's ja auch diverse Erfolgsgeschichten.

Natürlich gilt das alles für Sachen, die man eben anderweitig nicht unterbringt. Und ich hab wegen meinem Epos keine weiteren Verlage mehr angeschrieben, weil meine Agentur es jetzt erst mal prüft. Und was da noch alles kommt, muß ich jetzt sehen.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Luna am 16. März 2013, 20:13:32
Zitat von: Dani am 16. März 2013, 19:19:05
Hab ich dann nämlich auch getestet: Ich hab einen Kleinverlag angeschrieben (natürlich ist das nicht repräsentativ, ich weiß, aber zu mehr kam es nicht mehr) und die Reaktion war: Schöne Idee, gut umgesetzt, aber High Fantasy geht ja gar nicht.
Ich kenne mich zwar nicht aus, aber nach allem, was ich gehört und mitbekommen habe, ist dieses High Fantasy Bashing bei vielen Verlagen und Agenturen wohl gang und gebe. Genau solche Sprüche machen mich immer verdammt wütend :brüll:. Das ist der Grund, warum ich auf solche Verlage/Agenturen nicht allzugut zu sprechen bin. Es ist nur dann leider so, dass ich mich für Selfpublishing auch verdammt gut selbst vermarkten müsste und ich fürchte, dass ist noch sowas, was mir überhaupt nicht liegt  :seufz:. Aber sollte ich jemals in diesem Leben soweit sein, dass ich mal ans Veröffentlichen denken kann, würde ich eindeutig auch Create Space oder diese Amazon eBooks bevorzugen, statt an High Fantasy abgeneigte, bzw. nur auf den Markt schielende Türen zu klopfen. Na ja, ich sehe wohl im Moment wieder viel zu schwarz.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Runaway am 16. März 2013, 20:27:51
Vielleicht tust du das wirklich. Ich hab, mit dieser Erfahrung im Hinterkopf, beim ersten Telefonat mit meiner Agentur angefragt, ob die sich vorstellen könnten, auch das Fantasy-Epos zu vertreten.
Und soll ich dir was sagen? Das Interesse war da! Da kam überhaupt kein Bashing, im Gegenteil.
Was dabei rauskommt, weiß ich natürlich noch nicht, sie gucken es sich jetzt erst mal an.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Luna am 16. März 2013, 20:36:04
Das wäre echt toll :). Dann drücke ich Dir mal kräftig die Daumen :jau:. Ich habe erst letztens nur hier irgendwo wieder etwas gelesen von wegen wir schauen sehr auf Marktauglichkeit. Einerseits verständlich, die müssen sich eben auch über Wasser halten, andererseits ist mir das doch irgendwie unangenehm aufgestoßen. Ich kann es mir auch nicht so genau erklären.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Ryadne am 16. März 2013, 20:36:25
Seitdem die Selbstverleger in meinem Umfeld nur so aus dem Boden sprießen, habe ich mir diese Frage auch manchmal gestellt, aber für mich finde ich den Kleinverlagsweg derzeit am besten und ich bin froh, ihn gewählt zu haben. Ich muss dazu sagen, dass ich mich mit dem Thema Selbstverlag nicht intensiv auseinandergesetzt und nicht alle Möglichkeiten durchgerechnet habe. Aber die Vorteile eines Kleinverlags sind für mich bislang:

1. Ich muss nicht von allem Ahnung haben und auch nicht bereit sein, mich mit allem auseinander zu setzen. Stattdessen werde ich automatisch in die Materie eingeführt und kann das Fachwissen und die Erfahrung des Verlegers mit meinem eigenen Know-How verbinden, um es mal idealtypisch auszudrücken.

2. Sicher verfügt auch die Selbstverleger-Szene über ihre eigenen Netzwerke, aber durch den Verlagskontakt habe ich einige neue und hilfreiche Kontakte aufgebaut, die ich nicht missen möchte - angefangen beim Verlag selbst.

3. Ob nun zu Recht oder zu Unrecht, auf mich wirkt es, als es mache es immer noch mehr Eindruck, wenn man sagen kann, dass man in einem Verlag veröffentlicht. Allein in meinem nicht besonders literarisch orientierten nicht-virtuellem Umfeld gibt es eine Handvoll Leute, die im Selbstverlag Bücher rausgebracht haben, aber wenn man sagt, dass man in einem Verlag veröffentlicht, sorgt das schon noch für ein zusätzliches "Oh!", auch wenn es z.B. um Lesungen geht. Und ich vermute, dass es bei zukünftigen Agentur- oder Verlagsbewerbungen auch besser ankommt... kann mich da aber auch irren, die Selbstverlegerei wird angesehener, vielleicht wird das bald schon sogar als sehr positiv angesehen. Auch manche etablierte Autoren wie z.B. Kai Meyer machen sich dafür inzwischen ja zumindest in Teilen stark.

4. Zumindest bei meinem Erstling brauche ich einfach auch die Bestätigung, dass das Werk einem Verleger gut genug gefällt, dass er das Risiko einer Veröffentlichung eingeht. Das mag jetzt blöd klingen, aber es gibt mir einfach eine mentale Rückversicherung, dass ich mit meinem persönlichen Geschmack nicht total schief laufe, wenn ihr versteht, was ich meine. Klar mag ich es selbst gerne und es gab auch überzeugte Betaleser, aber eine Bestätigung von jemanden zu bekommen, der bereit ist, sich zeitlich und finanziell in das Werk reinzuhängen, ist eine ganz andere Sache.

Bei alldem ist mir natürlich bewusst, dass man mit einer Kleinverlagsveröffentlichung auch auf die Nase fallen kann und mag sein, dass ich meine Meinung irgendwann ändere, wenn ich mehr Erfahrung habe. Aber derzeit würde ich für längere Veröffentlichungen auf jeden Fall wieder den Weg einer (Klein-)Verlagsveröffentlichung wählen, solange es mir möglich ist.

Was Aavaa angeht: Nach allem, was ich von diesem Verlag gehört und persönlich mitbekommen habe, würde ich nicht sagen, dass man den als repräsentativ für einen Kleinverlag ansehen sollte. Siehe dazu auch den Thread hier. Als ich mich selbst bei Aaavaa beworben habe, war mir auch von Anfang an klar, dass wenn ich mich für diesen Weg entscheide, ich bereit sein muss, sehr viel selbst zu leisten.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: pink_paulchen am 16. März 2013, 20:43:15
Das mit dem Erstling finde ich tatsächlich ein gutes Argument - wenn man da von jemandem die Bestätigung bekommen hat, dass es ein schönes Buch ist, fühlt man sich auf jeden Fall wohler, als wenn man ohne Erfahrung direkt und alleine den Sprung ins kalte Wasser wagt.
Aber andersherum: hey, wenn es dann mit dem Erstling im Selbstverlag plötzlich total toll klappt: dann ist das Glücksgefühl auch heftiger glaub ich :)
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Cairiel am 16. März 2013, 21:27:03
Zitat von: pink_paulchen am 16. März 2013, 20:43:15
Das mit dem Erstling finde ich tatsächlich ein gutes Argument - wenn man da von jemandem die Bestätigung bekommen hat, dass es ein schönes Buch ist, fühlt man sich auf jeden Fall wohler, als wenn man ohne Erfahrung direkt und alleine den Sprung ins kalte Wasser wagt.
Aber andersherum: hey, wenn es dann mit dem Erstling im Selbstverlag plötzlich total toll klappt: dann ist das Glücksgefühl auch heftiger glaub ich :)
Das glaube ich nicht. Ich glaube nicht, dass man es an der Art der Veröffentlichung festmachen kann, wie glücklich man beim Erstling ist. Über die Veröffentlichung (sofern sie reibungslos verlaufen ist) freut man sich vermutlich immer, bei einem unerwarteten Erfolg ebenfalls. Da ist es denke ich völlig egal, ob im Selbstverlag oder Kleinstverlag erschienen.

Das Thema beschäftigt mich zugegebenermaßen auch schon länger. Ich habe derzeit zwei Manuskripte, bei denen für mich eine Selbstveröffentlichung infrage käme: Nummer eins lehnen die Verlage ab, da schwieriger Stoff, ich selbst bin allerdings davon überzeugt - übrigens auch die, die es ansonsten bisher zu lesen bekommen haben.
Bei Nummer 2 fällt die Werbung als Verlagsleistung weg, weil es schon anderweitig beworben wird/wurde. Bleibt nur noch das durchschnittliche Lektorat - und, was eingangs in meinen Augen vergessen wurde - die Abnahme des finanziellen Risikos.

Das ist auch der Grund, warum ich mich letztendlich dazu entschieden habe, mich mit letzterem an einen Verlag zu wenden. Ich kann und will es mir als relativ mittelloser Student, der sich wackelig halbwegs auf eigenen Beinen hält, nicht leisten, in finanzielle Vorleistung zu gehen. Da ist es mir im Moment noch lieber, ich bekomme hinten raus weniger, muss aber nichts zahlen. Selbst bei einer EBook-Veröffentlichung brauche ich immer noch ein vernünftiges Cover und eventuell ein Lektorat.
Ganz zu schweigen davon, dass ich es mir sparen kann, mich mit dem Selbstveröffentlichungskram auseinanderzusetzen. Wie Ryadne in ihrem ersten Punkt schrieb, kann ich mich zurücklehnen und vieles den Verlag regeln lassen. Gerade in meinem speziellen Fall, wo auch noch so etwas wie eine Co-Autorenschaft vorliegt, die das Ganze komplizierter macht, ist mir das eine Erleichterung. Ich habe, so zumindest mein Gefühl, den Kopf freier und kann mich mehr aufs Schreiben konzentrieren.

Wie es mit dem anderen Werk aussieht, weiß ich noch nicht. Vielleicht werde ich da sogar den Selbstveröffentlichungsweg gehen, nur um es mal ausprobiert zu haben - und um das in meinen Augen durchaus lesenswerte Manuskript doch noch aus der Schublade zu bekommen.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Churke am 16. März 2013, 22:54:58
Wenn man die Leute in der Kulturredaktion auf eine Besprechung anspricht, kommt immer erst mal die Frage: "Was issen das für nen Verlag?"  ::)
Nun ist ein Kleinverlag wahrscheinlich nicht das, was man dort hören möchte. Aber ich glaube, gefühlsmäßig provoziert "Selbstverlag!" ein "Wa? Schon wieder einer?"

Meine Meinung über Redakteure ist nicht die beste, wie man vielleicht merkt. Aber das ändert nichts daran, dass man auf solche mehr oder weniger Leute angewiesen ist.

Und schließlich ist Verlegen eine kaufmännische Tätigkeit. Auch ein Kleinverlag hat seine Vertriebskanäle, über die er ein paar hundert Stück absetzen kann. Im Selbstverlag musst man den ganzen Laden selbst schmeißen. Das fängt ja schon mal bei der Frage an, wer das lektoriert (und wenn nur die Fehler raus müssen) oder photoshoppen kann. Wer hinter jede Liste einen Haken setzen kann, dem wünsche ich viel Erfolg im Verlagsgeschäft.  :engel:
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Runaway am 17. März 2013, 00:05:58
Zitat von: pink_paulchen am 16. März 2013, 20:43:15
Das mit dem Erstling finde ich tatsächlich ein gutes Argument - wenn man da von jemandem die Bestätigung bekommen hat, dass es ein schönes Buch ist, fühlt man sich auf jeden Fall wohler, als wenn man ohne Erfahrung direkt und alleine den Sprung ins kalte Wasser wagt.
Aber andersherum: hey, wenn es dann mit dem Erstling im Selbstverlag plötzlich total toll klappt: dann ist das Glücksgefühl auch heftiger glaub ich :)
Nee, so hab ich damals mit meinem BoD-Erstling nicht gedacht. Mein Gedankengang war eher andersherum: Mir war klar, wie schwer es ist, einen Verlag zu finden. Und daß man sich dabei blutige Nasen holen kann, obwohl man gute Arbeit geleistet hat. Damals hatte ich auf diesen Frust keine Lust. Ich wollte lieber im Alleingang einen Text auf den Markt werfen, um von den Lesern zu erfahren, ob der was taugt oder nicht.
Und meine Erfahrung war rundheraus positiv, auch wenn man den Freunde- und Bekannten-Bonus abzieht. Danach war ich gewappnet, um mir blutige Nasen zu holen.

Zitat von: Ryadne am 16. März 2013, 20:36:25
3. Ob nun zu Recht oder zu Unrecht, auf mich wirkt es, als es mache es immer noch mehr Eindruck, wenn man sagen kann, dass man in einem Verlag veröffentlicht. Allein in meinem nicht besonders literarisch orientierten nicht-virtuellem Umfeld gibt es eine Handvoll Leute, die im Selbstverlag Bücher rausgebracht haben, aber wenn man sagt, dass man in einem Verlag veröffentlicht, sorgt das schon noch für ein zusätzliches "Oh!", auch wenn es z.B. um Lesungen geht.
Die Erfahrung hab ich nicht gemacht. Solange nicht Heyne, Lübbe, dtv oder sonstwas draufsteht, beeindruckt das in meinem Umfeld irgendwie kaum einen, weder BoD noch Kleinverlag.
Allerdings wissen die meisten auch überhaupt nicht, daß es neben Heyne, Lübbe und dtv auch noch was anderes gibt ...  :omn:
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Kaeptn am 17. März 2013, 12:10:02
Ich denke die wesentlichen Punkte wurden genannt. Wer sich selber verlegen will muss
a) Lust, Zeit und Talent(!) haben, sich um alles selber zu kümmern
b) ein Selbstvermarktungstalent haben
c) Geld zu investieren (und ggf. auch zu verlieren) bereit sein

Ich bin ja bei 2 Kleinverlagen und man darf einfach nicht unterschätzen, was die alles leisten. Lektorat, Korrektorat, Satz, Cover, Auslieferung uswusf und vor allem Investition. Neben der Investition in Illustrator (bei mir Cover und Karte) ist das vor allem der Druck und ggf. Werbemittel. Der Verlag trägt das gesamte finanzielle Risiko.
Man darf sich das "selber kümmern" auch nicht zu rosarot malen. Wenn man selber Dienstleister anheuert für Satz, Cover, Korrektorat, kann man mit denen auch jede Menge Ärger haben und nachher viel Geld für wenig Leistung bezahlt haben.

Und was den Printpreis angeht war BoD bei mir nie konkurrenzfähig und Bookshouse hat CreateSpace gerade gekickt, weil es Beschwerden wegen der Qualität der Bücher gab, von daher bin ich da auch skeptisch. Wenn überhaupt käme für mich nur eine eBook-Selbstveröffentlichung in Frage.

Man sollte seinen Kleinverlag mit Bedacht wählen, ich denke wir haben hier einige Kleinverleger im Forum, denen ich ohne Vorbehalte meine Geschichten anvertrauen würde und auch über Koios und Bookshouse kann ich hinsichtlich der Gestaltung der Bücher eigentlich nur Positives vermelden.
Aber wer davon träumt, dass sein Buch bei Thalia & Co in Stapeln zum Verkauf ausliegt, der wird weder mit Kleinverlegern noch als Selbstverleger glücklich und kann in beiden Fällen nur hoffen, dass es ein erster Schritt auf der Autorenkarriereleiter ist.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Maria am 17. März 2013, 15:38:26
Also ich bin zuerst ein Verlags-suchender Autor. Für mich ist es aufgrund des Zeitdrucks durch meinen Brotberuf einfach Gold wert, wenn sich jemand anderer um Lektorat, Satz, Layout, ISBN und all das kümmert.
Ich habe bei Kleinverlagen gute wie schlechte Erfahrungen gemacht, meine beiden aktuellen Aeternica und Machandel-Verlag kann ich empfehlen, Arcanum bzw. Scratch derzeit eher weniger.
Ich habe auch schon an Selbstverlag gedacht (für meine Haiku zum Beispeil) oder falls ich wirklich mal ein Schubladenbaby habe, das mir am Herzen liegt, ich aber niergendwo unterbringe, aber meine beiden Schubladenroman sind Kinder/Jugend-Bücher und noch nicht aus der Betaphase heraus, daher ist die Frage im Moment nicht akut.

Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: treogen am 20. März 2013, 11:17:56
Darauf gibt es eine ganz eindeutige Antwort: kommt drauf an.

Auch heute noch spricht BoD (bzw. dessen Mutter Libri) von 15 Verkäufen je Titel und Jahr über BoD (wobei ausschließlich jene Titel gemeint sind, die auch wirklich kaufbar sind).
Dazu zählen alle Verkäufe: Tante Emma "Gedichte für den Strickabend am offenen Feuer" genauso wie Opa Erichs "Erinnerungen an Stalingrad", BoD-Bestseller und Titel von Verlagen, die über BoD drucken.
Und diese Zahlen sind meiner Meinung nach auf die gesamte Selfpublishing-Szene herunterbrechbar (Ausnahme: Ebooks).

Will ein Selbstverleger da nicht zum Durchschnitt gehören, muss er eine ganze Menge an Kompetenzen mitbringen, die ein Kleinverlagsautor nicht zwangsläufig braucht (zumindest nicht, wenn er an einen guten gerät).
Leider gibt es keinen Kleinverlage-TÜV, über dem man erfährt, ob der Verlag gut ist. Deswegen gibt es auch bei Kleinverlagen keine Garantie dafür, dass es nicht bei den obligatorischen 15 Exemplaren bleibt.

Allerdings gibt es ein paar Faktoren, anhand derer man als Autor das Risiko minimieren kann. Ein Verlag, der länger als 3 Jahre existiert, lebt wahrscheinlich nur deswegen noch, weil er bei der Verlagsarbeit nicht ganz schlecht ist.
Regelmäßige Veröffentlichungen über Jahre hinweg, verbunden mit einem ausgeprägten Profil deuten ebenfalls darauf hin, dass da kein Rookie am Werk ist.
Gleichzeitig ist das aber auch wieder das Manko. Solche Verlage haben recht schnell Stammautoren und die freien Programmplätze sind schon Jahre zuvor belegt (wir haben beispielsweise vor kurzem den letzten offenen Roman-Slot für 2015 vergeben und fangen langsam mit der Planung von 2016 an). Als Neuautor kommt man da teilweise genauso schwer rein, wie in größere Verlage.

Ich selbst habe ja ebenfalls als Selbstverleger gestartet. Es ist ein ziemlicher Schleif - anders kann man es wirklich nicht sagen. Ich habe es selbst unterschätzt (das gebe ich gerne zu). Mittlerweile habe ich mir einiges an Wissen angeeignet, einige Kontakte aufgetan, einige Vertriebskanäle erschlossen. Klar, 8 Jahre Dauerwerben müssen ja irgendwann mal Erfolg zeigen.
Deswegen belustigt es mich auch immer, wenn ich dann höre, dass man für das bissl, was Kleinverlage leisten, ja gleich selbstverlegen könnte - das kriegt man auch so hin. Ich kenne keinen frischstartenden Selbstverleger in der Phantastik-Ecke, der bereits aufgrund der Vorbestellungen 150 Printexemplare verkauft bekommt. So etwas kommt erst dann, wenn man Kontinuität beim Werben und Veröffentlichen zeigt.
Und genau da hapert es bei den meisten Selbstverlegern.
Wer seine ganze Kraft ins Vermarkten steckt, dem wird die Energie zum schreiben fehlen. Wer seine ganze Power ins Schreiben steckt, der kann beim Vermarkten nicht gut sein. Und wer beides so halbwegs betreibt ... naja, ihr kennt ja den Spruch mit den 2 Hochzeiten.
Das ist übrigens auch der Grund, warum "Dunkel über Daingistan 4" bis heute auf Eis gelegt ist. Ich habe mich entschieden - für das Verlegen und gegen das Schreiben. Wenn ich den Roman schreiben täte, würde der Verlag für 1 Jahr auf Sparflamme laufen. Und das wäre für unseren Verlag ein Image-Schaden, den ich nie wieder reparieren könnte.

Ein anderer Punkt, den startenden Selbstverlegern nur selten bewußt ist, ist der Freund-Faktor beim Erstling.
Der Erstling wird von vielen Bekannten, Verwandten, Freunden vielleicht noch gekauft, eingeschweißt und sicher verwahrt, auf dass er nach dem Tode des Verfassers mit Gold aufwiegbar wäre. Bei den Nachfolgern jedoch zeigen viele Freunde und Bekannte erstaunlicherweise oft absolutes Desinteresse.
"Ich hab doch schon was von dir." Den Satz hören Selbstverleger viel zu häufig. Wenn man dann nicht schafft, an ECHTE Käufer, ECHTE Leser, ECHTE Kunden zu kommen, dann wird das Selbstverlegen richtig ... traurig. Fast zum Heulen.
Genau an der Stelle kommt die Kompetenz von (seriösen, guten) Kleinverlagen zum Tragen. Sie agieren mit richtigen Kunden, sie rechnen nicht auf die Verwandtschaft.

Die Vorteile des Selbstverlages liegen auf der Hand:
Keine Verträge, die einen benachteiligen.
Kein Cover, welches einem mißfällt.
Kein Klappentext, hinter dem man nicht steht.
Man ist sein eigener Herr (nun - abhängig davon, was für eine Person man ist, kann das positiv oder auch negativ sein).

Selbstverlegen ist ein Abenteuer. Ein spannendes noch dazu. Und mittlerweile nicht mal mehr ein sonderlich kostspieliges.
Wer den Mut dazu hat, wer die Kompetenz dazu hat, wer es sich zutraut ... why not.
Es kann genauso schief gehen wie anderswo.

Wer wirklich selbst verlegen will, dem gebe ich einen Rat:
Seht euch als "Selbstständige" an. In dem Wort steckt nämlich, wie ihr es als Selbstverleger machen müsst.
"Selbst" und "Ständig".
Dann funktionierts auch.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Bianca Jones am 21. März 2013, 09:18:45
Guten Morgen!

Ich diskutiere über diese Thema wirklich oft mit meinem Mann (der für den Selbstverlag gerade im Bereich E-Book ist) und auch in einem Schreibseminar kam das Thema letztens auf. Ich fand den Gedanken der Selbstveröffentlichung anfangs auch sehr reizvoll - quasi als Plan B wenn gar nix anderes klappt - aber mittlerweile denke ich, ich bin da nicht der Typ für. Man muss viele Kontakte haben, um den Text gut vermarkten zu können. Und was ich noch wichtiger finde, ist das fehlende Lektorat bzw. das man wirklich sehr viel Geld für ein gutes bezahlen muss und das ist, wie Cairiel schon sagte ja auch Aufgabe des Verlags. Sicher kann man über die Qualität von Lektoraten allgemein streiten und vielleicht bin ich da auch noch naiv, aber für mich gehört dieser gemeinsame Überarbeitungsprozess, der die Geschichte im besten Fall noch besser macht, auch zu Schreiben dazu. Zumindestens stelle ich mir das so vor  ;) Aber ich bin immer wieder beeindruckt von Autoren, die das alles selbst geregelt bekommen!

Grüßle,
Bianca
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: FeeamPC am 21. März 2013, 09:30:13
Dieses Selbstverlegen zumindest im Ebook-Bereich ist Rosinenpickerei- als Kleinverlag würde ich einen derartigen nur-print-Vertrag-und-dem-Autor-die- Ebook-Rechte-überlassen nicht machen, aus einem ganz einfachen Grund:
Um konkurrenzfähige Preise zu den Großverlagen zu haben, muss ich bei meinen Mini-Auflagen bei Print extrem knapp kalkulieren. Die Ebook subventionieren quasi den Print, ohne Ebooks hätte ich rote Zahlen.
Mag sein, dass das besser wird, wenn der Verlag genügend regelmäßig kaufende Fans hat, aber noch ist das nicht der Fall.
Heißt also, da ich den Verlag zwar aus Spaß, aber nicht aus lauter Menschenfreundlichkeit mache und doch am Ende ein kleines bischen verdienen möchte, dass ich von meinen Autoren beide Rechte brauche.
Und ich schätze, das dürfte auch einigen anderen Kleinverlagen so gehen.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: treogen am 21. März 2013, 09:40:08
Zitat von: FeeamPC am 21. März 2013, 09:30:13
als Kleinverlag würde ich einen derartigen nur-print-Vertrag-und-dem-Autor-die- Ebook-Rechte-überlassen nicht machen,

Das sehe ich übrigens genauso.
Autoren machen mit mir entweder beides oder nichts. Auch wenn unser EBook-Geschäft erst langsam anläuft, aber die Verträge sind seit einem Jahr bereits darauf ausgelegt.
Da gibts auch keine Ausnahme - wer seine EBooks selbst verlegen will, braucht mich meiner Meinung nach auch nicht für Lektorat, Cover oder eine Printfassung.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Alaun am 21. März 2013, 09:44:55
Ich habe mich mit dem Thema auch schon länger beschäftigt - weniger, weil ich selbst über das "Selbstverlegen" nachgedacht habe, sondern weil mich einfach interessiert hat, was sich da in diesem Umfeld so tut. Es ist einfach viel in Bewegung gekommen auf dem Buchmarkt mit seinen sonst doch sehr langsam mahlenden Mühlen und das ist per se spannend.

Was mich selbst angeht, so habe ich beschlossen, dass reines Selfpublishing (aktuell) nichts für mich ist. Und das aus zwei Gründen: mir fehlt zum einen die Zeit, um mich um alles zu kümmern, was nötig wäre, um ein wirklich gutes Produkt auf den Markt zu bringen. Ich finde ehrlich gesagt nichts schlimmer als Bücher (egal ob Print oder ebook), bei denen man sich denkt: "Gut gemeint, aber eben einfach nicht gut gemacht." Marketing wäre nicht so das Problem, dazu habe ich eine Affinität und das macht mir Spaß. Aber generell stecke ich meine Energie dann doch lieber ins Schreiben selbst als in den ganzen Kram drumherum. Ich bin wirklich glücklich, dass ich einen Kleinverlag gefunden habe, auf den ich mich voll und ganz verlassen kann. Wie sich das alles entwickelt wird sich zeigen, aber ich für meinen Teil bin bei Aeternica mehr als gut aufgehoben. Und ich schätze genau diesen "Heimathafen" sehr. Für mich ist auch gerade die Tatsache, in einem kleinen Verlag zu sein, sehr positiv, denn ich möchte mich gerne in den gesamten Prozess eingebunden fühlen - und nicht einfach nur ein Manuskript abliefern und dann machen Menschen, die ich nie gesehen oder gehört habe, irgendetwas daraus, hinter dem ich vielleicht gar nicht immer stehen kann.
Trotzdem finde ich die Entwicklungen in der Selfpublishing-Szene interessant und bin sehr gespannt, was da noch an Veränderungen kommen wird. Grundsätzlich sehe ich die neuen Möglichkeiten für Autoren positiv. Man muss eben nur der Typ sein, um so etwas für sich umzusetzen, sich dabei gut zu fühlen und dann auch noch weiterhin zum Schreiben zu kommen  ;)
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: pink_paulchen am 21. März 2013, 20:08:39
Da waren ja schon einige Punkte für beide Seiten dabei, die ich nicht so auf dem Schirm gehabt hätte. Für mich selber fasse ich mal zusammen:

Nachteile vom Kleinverlag
- Zusätzlicher Aufwand, der durch die Bewerbung entsteht (Recherche, Anschreiben, Exposé, Kosten für Versand...)
- mentale Dämpfer durch Absagen
- Zeit, die vergeht von Zusage bis Buch erhältlich. (Treogen plant im Frühjahr 2013 für Veröffentlichungen in 2016. Das scheint mir der Normalfall zu sein und ich weiß nicht wie die Hibbler hier im Hibbelthread, ich zum Beispiel, so was überleben)
- Verlust einiger Entscheidungsmöglichkeiten (Cover, Inhalt, Layout...)
- Bindung an einen Verlag macht einen in vielerlei Beziehung abhängig, so lang der Vertrag dauert
- finanziell bleibt an jedem Buch weniger übrig

Nachteile, die manchmal dazu kommen
- Manchmal scheint ein Kleinverlag und Selbstverlag identisch wenig wertig zu sein - in den Fällen zählt nur der Publikumsverlag. Alles andere wird als zweite Wahl betrachtet.
- falls ich Spezialist für meine Zielgruppe bin und super Kontakte habe, kann ich nicht
wild drauf los werben, sondern muss mich abstimmen und möglicherweise bremsen lassen.
- wenn ich ein wenig beliebtes Genre bediene, finde ich schwer oder gar nicht jemanden der da investiert.
- Gefahr sich auf ein Lektorat zu verlassen, aber nur ein Korrektorat oder gar nichts zu
bekommen
- Gefahr, dass der Kleinverlag wenig Zeit/Mittel für Werbung einsetzt
- Probleme in der Preisgestaltung (Bücher werden print on demand gedruckt, deshalb landen sie zu utopisch hohen Preisen im Handel)
- Gefahr dass Absprachen nicht eingehalten werden (ebook statt print, Abrechnungen kommen unpünktlich oder gar nicht...)

Nachteile vom Selbstverlag
- Man ist alleine auf weiter Flur. Man hat keinen direkten Ansprechpartner, der einem die Tricks verrät, wie man coole Lesungen an Land zieht oder welcher Text für Rezensenten geeignet ist. (Außer man ist Tintenzirkler ;))
- Man muss sich damit beschäftigen wie das ganze Selbstverlagsprojekt rechtlich/steuerlich aussieht.
- Der Autor ist Autor und kein Marketingspezialist. Die Zeit und Energie, die er in Marketing steckt, geht dem Schreibprozess verloren.
- Lektorat, Covergestaltung und Satz/Layout sind zeitaufwändig und/oder teuer
- es könnte der schale Beigeschmack beim Interessenten entstehen, dass das Buch deshalb selbst publiziert wurde, weil es schlecht ist. Das wirkt sich auch auf mögliche
Werbequellen aus - Stichwort Redakteure.
- Es ist schwieriger mit selbst publizierten Büchern, weil man sich aus einer Riesenmasse Schund abheben muss

Nachteile die manchmal dazu kommen
- Es wird noch vielleicht noch schwieriger, wenn bei Folgewerken der Erstlingsbonus von Freunden/Verwandten weg fällt. Das hab ich mal unter vielleicht gesetzt, weil manchmal das Werk ja auch jemanden überzeugt, der genau deshalb auf jeden Fall eine Fortsetzung oder ein anderes Buch vom gleichen Schreiber kaufen will.
- Der Autor kann/will nicht (gut genug) für sein Produkt werben
- Das Buch floppt und Zeit/Geld für die Vorbereitung sind in den Wind geschossen

Ich würde mich freuen, wenn noch weitere Punkte aufkommen, die bisher nicht bedacht wurden...
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: treogen am 21. März 2013, 21:00:30
Keine weiteren Zahlen, nur ein paar Zusätze, Untermauerungen, Gegenbehauptungen und ähnliches  ;)

Zitat von: pink_paulchen am 21. März 2013, 20:08:39
(Treogen plant im Frühjahr 2014 für Veröffentlichungen in 2016.

Korrektur: Frühjahr 2013

Zitat von: pink_paulchen am 21. März 2013, 20:08:39
- Verlust einiger Entscheidungsmöglichkeiten (Cover, Inhalt, Layout...)

Würde ich nicht als Nachteil einsortieren (ich sehe es als Nachteil WENN der Autor alles selbst entscheiden darf - denn ich habe äußerst selten Cover gesehen, die Autor selbst zusammengewurschtelt hat und was wirklich verkaufsfördernd ist.

Zitat von: pink_paulchen am 21. März 2013, 20:08:39
- finanziell bleibt an jedem Buch weniger übrig

dafür ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass in Summe mehr überbleibt.

Zitat von: pink_paulchen am 21. März 2013, 20:08:39
- Es wird noch vielleicht noch schwieriger, wenn bei Folgewerken der Erstlingsbonus von Freunden/Verwandten weg fällt. Das hab ich mal unter vielleicht gesetzt, weil manchmal das Werk ja auch jemanden überzeugt, der genau deshalb auf jeden Fall eine Fortsetzung oder ein anderes Buch vom gleichen Schreiber kaufen will.

Nur mal ein paar Zahlen. Unter Kleinverlegern kursiert der 2/3 Faktor. Sprich: Vom Debüt zum Nachfolger verliert Autor 2/3 seiner Leser. Ein großer Teil davon sind Freunde und Bekannte und Verwandte. Die Qualität des Werkes hat nach meinen Erfahrungen und dem, was ich von anderen Kleinverlegern gehört habe, wenig bis gar nichts damit zu tun.

Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: FeeamPC am 21. März 2013, 23:40:45
Naja, ich weiß ja nicht, wie unter Autoren die Werbe-Aktivität von Kleinverlagen eingeschätzt wird, aber ich möchte mal in die Diskussion bringen, dass wir (Machandel Verlag) zum Beispiel während der Buchmesse über 3500 Prospekte  und anderes Werbematerial für unsere Bücher rausgegeben haben. Und dass wir im SpielXpress-Sonderheft inseriert haben (Online-Magazin mit ca. 20 000 Kontakten).
Im Geschäftsleben gilt eine Response von 5% auf Werbematerial schon als sehr gut. Das heißt, diese Aktivitäten könnten im optimalen Fall in 1170 verkauften Büchern (verschiedene Titel) münden. Bei einer normalen Response von 2% wären es noch 470 verkaufte Bücher. Verteilt auf die beworbenen 11 Titel wären das ca 40 Bücher je Titel. Natürlich im Mittel, die Zahl kann stark nach oben und unten schwanken. Und der Zeitraum, in dem die Bücher dann verkauft werden, ist ebenfalls sehr variabel. Ich denke aber, dass der Messe-Effekt spätestens nach drei Monaten verpufft.
Okay, Selbstverleger. Jetzt seid ihr mit euren Zahlen dran.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Fianna am 22. März 2013, 00:07:35
Zm "Messe-Effekt" wollte ich noch einwerfen, dass der Teil der Zielgruppe, der Schüler/Student/Azubi ist, ja über begrenzte Geldmittel verfügt und sich Bücher zu Geburtstag oder Weihnachten schenken lässt.
Vielleicht liegt es daran, dass von den 16 Leuten, mit denen ich mir die Ferienwohnungen geteilt habe, 13 so arm sind wie ich - aber ich habe den Eindruck, dieser Teil der Zielgruppe geht in der"Messe-Werbung-Response"- Rechnung unter.
Je nach Verlag ein evt gar nicht so geringer Teil, der durch den Messebesuch beschlossen hat, sich Bücher Monate später kaufen oder schenken zu lassen.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Malinche am 22. März 2013, 01:35:08
Zitat von: pink_paulchen am 21. März 2013, 20:08:39

Nachteile vom Kleinverlag
- Zusätzlicher Aufwand, der durch die Bewerbung entsteht (Recherche, Anschreiben, Exposé, Kosten für Versand...)
- mentale Dämpfer durch Absagen
- Zeit, die vergeht von Zusage bis Buch erhältlich. (Treogen plant im Frühjahr 2014 für
Veröffentlichungen in 2016. Das scheint mir der Normalfall zu sein und ich weiß nicht wie die Hibbler hier im Hibbelthread, ich zum Beispiel, so was überleben)
- Verlust einiger Entscheidungsmöglichkeiten (Cover, Inhalt, Layout...)
- Bindung an einen Verlag macht einen in vielerlei Beziehung abhängig, so lang der Vertrag dauert
- finanziell bleibt an jedem Buch weniger übrig

Nachteile, die manchmal dazu kommen
- Manchmal scheint ein Kleinverlag und Selbstverlag identisch wenig wertig zu sein - in den Fällen zählt nur der Publikumsverlag. Alles andere wird als zweite Wahl betrachtet.
- falls ich Spezialist für meine Zielgruppe bin und super Kontakte habe, kann ich nicht
wild drauf los werben, sondern muss mich abstimmen und möglicherweise bremsen lassen.
- wenn ich ein wenig beliebtes Genre bediene, finde ich schwer oder gar nicht jemanden der da investiert.
- Gefahr sich auf ein Lektorat zu verlassen, aber nur ein Korrektorat oder gar nichts zu
bekommen
- Gefahr, dass der Kleinverlag wenig Zeit/Mittel für Werbung einsetzt
- Probleme in der Preisgestaltung (Bücher werden print on demand gedruckt, deshalb landen sie zu utopisch hohen Preisen im Handel)
- Gefahr dass Absprachen nicht eingehalten werden (ebook statt print, Abrechnungen kommen unpünktlich oder gar nicht...)

Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, und ich bin natürlich auch keine Expertin im Verlagswesen, aber ich würde doch anmerken, dass diese potentiellen Nachteile keinesfalls kleinverlagsspezifisch sind - bzw. ich teilweise gerade bei Kleinverlagen das Gefühl habe, dass sie dort gerade weniger präsent sind, als wenn man z.B. mit einem großen Publikumsverlag arbeitet. Klar, die zentrale Gegenüberstellung in der Diskussion ist eine andere, aber ich würde das doch bedenken. Gerade die Entscheidungsmöglichkeiten in Bezug auf Cover etc. sind teilweise bei Kleinverlagen doch großzügiger, und die Schwierigkeit, ein ungewöhnliches/wenig beliebtes Genre unterzubringen, besteht doch im Grunde auch bei großen Verlagen. Ich habe das Gefühl, dass es teilweise sogar eher die Kleinverlage sind, die mit viel Einsatz und Herzblut betrieben werden, in denen eher die Bereitschaft zu Experimenten da ist. Auch die Wartezeiten und das Warten auf Abrechnungen können, soweit ich es aus Bemerkungen hier im Forum entnommen habe, durchaus auch bei größeren Verlagen auftreten ... (Und die Absagen erst! :d'oh:)

Natürlich bestehen diese Punkte in Relation zum Selbstverlag recht eindeutig als Nachteile, aber ich würde es doch relativieren, auch in der Gegenüberstellung zum Selbstverlag. Manche "Nachteile" (wie das von treogen erwähnte eingeschränkte Mitspracherecht beim Cover) können sich langfristig auch als Vorteile erweisen, wenn man im Kleinverlag plötzlich einen Ansprechpartner dafür hat, der mehr von Covergestaltung oder Layout allgemein versteht als man selbst, wenn man das Buch als Selfpublisher rausbringen würde.

Auch die Abstimmung bei Werbeaktionen sehe ich da durchaus differenzierter. Denn gerade, weil bei Kleinverlagen ja auch einiges an Marketingarbeit und -freiraum den Autoren überlassen bleibt (oder bleiben kann), kann man hieraus doch viel machen und hat aber teilweise bessere Möglichkeiten, einfach weil man mit einem Buch werben kann, das in einem seriösen Verlag erschienen ist. Darüber hinaus sind Kleinverlage ja mittlerweile auch schon häufig in den sozialen Netzwerken vertreten und können, wenn man selbst wirbt, als gezielte Multiplikatoren wirken. Ich denke, dass da auf gemeinschaftlicher Basis sehr viel möglich ist und dass man als Autor vermutlich nicht unbedingt "ausgebremst" wird, gerade, wenn man Experte für seine eigene Zielgruppe ist.

Manches, wie die Gefahr eines oberflächlichen Lektorats z.B., sehe ich als sehr viel kleinverlagsspezifischer als andere aufgeführte Aspekte. :)  Aber auch hier lässt sich entgegnen, dass man im Kleinverlag wenigstens ein Lektorat bekommt, während man beim Selbstverlag alles alleine stemmt - und möglicherweise dann auch die Kosten für einen Lektoren selbst übernehmen muss, wenn man es mehr oder weniger professionell machen möchte ... und das wiederum steht ja schon in den Nachteilen für den Selbstverlag, okay, da schließt sich der Kreis.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: pink_paulchen am 23. März 2013, 10:27:46
Zitat von: treogen am 21. März 2013, 21:00:30
Keine weiteren Zahlen, nur ein paar Zusätze, Untermauerungen, Gegenbehauptungen und ähnliches  ;)
Korrektur: Frühjahr 2013
Habe ich korrigiert - wollte ich auch so zitieren, aber irgendeine innere Schwelle hat mich wohl gehindert ;)
ZitatWürde ich nicht als Nachteil einsortieren (ich sehe es als Nachteil WENN der Autor alles selbst entscheiden darf - denn ich habe äußerst selten Cover gesehen, die Autor selbst zusammengewurschtelt hat und was wirklich verkaufsfördernd ist.
Das ist aber glaube ich eher dein subjektiver Eindruck.Wenn ich die Slideshow der Neuveröffentlichungen bei epubli einige Minuten laufen lasse ist die Quote derer die ich in die Hand nehmen würde vergleichbar groß mit der, wenn ich das bei einem Verlag tue. Ich gebe aber gerne zu, dass es Ausreißer nach unten gibt, die einem wahrhaftig die Schuhe ausziehen und bei denen ein Mediengestalter in Ohnmacht fallen würde. Davor hätte ein Verlag den Autor bewahrt. Vielleicht - als Beispiel eines Werks, dass auch mal so gar keinen gestalterischen Vorgaben folgt: http://www.sperling-verlag.de/images/home_1_09.jpg Das ist aus einem Verlag. Im Mittel gibt es bei beiden Veröffentlichungsvariationen viele durchschnittliche und einige hervorragende und unterirdische Cover.
Zitatdafür ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass in Summe mehr überbleibt.
Bei einem Publikumsverlag - ohne Frage. Weil ich noch nie bei einem Kleinverlag veröffentlicht habe, bin ich mir über die Einnahmemöglichkeiten als Autor nicht im Klaren. Kann man da Daumenwerte angeben?
Vielleicht folgendes konkretes Beispiel: 96 Seiten, Kunstdruckpapier (ein Outdoorhandbuch), Spiralbindung, VK 12,90 Euro.
Dann könnte ich mit meinen Einnahmen vergleichen und mal sagen, wie viele mehr ich im Kleinverlag verkaufen müsste, damit ich mehr übrig hab.

Zitat von: FeeamPC am 21. März 2013, 23:40:45
Naja, ich weiß ja nicht, wie unter Autoren die Werbe-Aktivität von Kleinverlagen eingeschätzt wird, aber ...
Also nur kurz zwischendurch - ich wollte hier keine Kluft aufreißen, sondern lediglich eine sachliche vergleichende Sammlung von Argumenten anschubsen. Und auf gar nicht keinen Fall wollte ich das teilweise herausragende Engagement von ausgesuchten kleinen Verlagen herabwürdigen!
ZitatOkay, Selbstverleger. Jetzt seid ihr mit euren Zahlen dran.
Mit einer sehr zeitaufwändigen Kampagne habe ich in den ersten 6 Monaten vierstellige Verkaufszahlen erreicht. Im Zuge von derneuebuchpreis.de habe ich dann etwa verdoppelt, wobei ich da auch wirklich viel Arbeit in soziale Netzwerke gesteckt habe. Aktuell engagiert sich mein Druckdienstleister für mich (und andere ausgewählte Autoren) durch Versand von Infomaterial an mögliche Kunden und Rezensenten, Marketing-Coaching, Hilfe bei der Überarbeitung meiner Online-Präsenzen (Webseite, youtube Kanal, Facebook, Twitter...), Vermittlung von Artikeln an Presse/Rundfunk/Fernsehen und das Einstellen von Facebook-Ads.
Weil ich für ein neues Projekt aber trotzdem überlege, ob es in einem Verlag besser aufgehoben wäre - gibt es diesen Thread.
Zitat von: Malinche am 22. März 2013, 01:35:08
... , aber ich würde doch anmerken, dass diese potentiellen Nachteile keinesfalls kleinverlagsspezifisch sind - bzw. ich teilweise gerade bei Kleinverlagen das Gefühl habe, dass sie dort gerade weniger präsent sind, als wenn man z.B. mit einem großen Publikumsverlag arbeitet.
Ja, das sagst du ja auch direkt danach: beim Publikumsverlag bin ich natürlich noch viel stärker an Vorgaben gebunden, aber natürlich wird auch ein Kleinverleger mir Vorgaben machen, denn schließlich erscheint das Buch mit seinem Logo und darum gebührt ihm auch die letzte Wahl. Wenn er mich beteiligt (in der Regel mehr als bei Publikumsverlagen), dann ist das schön, aber faktisch habe ich niemals die völlige Freiheit, wie im Selbstverlag. Der Vergleich war ja lediglich: Kleinverlag/Selbstverlag. Und dass daraus andere Nachteile entstehen, steht dann ja im Selbstverlag dabei. Weil sich natürlich auch viele übernehmen, in dem was sie glauben selbst zu können.
ZitatDenn gerade, weil bei Kleinverlagen ja auch einiges an Marketingarbeit und -freiraum den Autoren überlassen bleibt (oder bleiben kann), kann man hieraus doch viel machen und hat aber teilweise bessere Möglichkeiten, einfach weil man mit einem Buch werben kann, das in einem seriösen Verlag erschienen ist.
Ich hab auch das unter "vielleicht" bereits einsortiert - obwohl ich gar nicht hundertprozentig überzeugt bin, dass es viele erfolgversprechende Werbemöglichkeiten gibt, die dem Selbstverleger komplett verbaut sind. 
ZitatDarüber hinaus sind Kleinverlage ja mittlerweile auch schon häufig in den sozialen Netzwerken vertreten und können, wenn man selbst wirbt, als gezielte Multiplikatoren wirken.
Das zählt nicht - das gibt es auch unter Selbstverlegern, meinem Gefühl nach sogar intensiver.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: treogen am 23. März 2013, 15:26:42
Zitat von: pink_paulchen am 23. März 2013, 10:27:46
Weil ich noch nie bei einem Kleinverlag veröffentlicht habe, bin ich mir über die Einnahmemöglichkeiten als Autor nicht im Klaren. Kann man da Daumenwerte angeben?

Daumenwerte kann man nur bringen, wenn man ein wenig genauer aufschlüsselt.
Bei einem Kleinstverlag (das sind die Feierabend und Wochenendverlage wie beispielsweise meiner) ist bei einem Roman alles von 5 bis 15 % drin (allerdings kann man als unveröffentlichter Autor mit einem absoluten Nischenthema nicht auf 15 % pokern - rechnen wir im Schnitt mal mit 7 %) und Verkäufe von 100 bis 500 Stück.
Bei einem Kleinverlag (offizieller Sprachgebrauch ist 50.000 - 2 mio Euro Umsatz pro Jahr) ist ebenfalls alles von 5 bis 15 % (siehe oben) drin. Verkäufe von 300 bis 5000 Stück.

Bei allem, was sich über 500 mal verkauft hat, besteht übrigens eine mittelgroße Wahrscheinlichkeit, dieses Buch im Anschluß noch in einer Lizenz bei einem großen Verlag (Lizenz per 50/50) unterzubringen (kenn ich einige Autoren, die genau diesen Weg gegangen sind). Und beim nächsten Buch kann der Autor direkt bei dem Verlag ankommen. Und die Autoren, die nicht in Lizenz unterkommen, haben trotzdem bei der nächsten Verlagsbewerbung große Chancen beim Großen.

All das ist natürlich bei Selbstverlegern eher selten der Fall. Während für viele aktive Kleinstverlage 300 Verkäufe recht unproblematisch ist, kommen Selbstverleger nur selten über die magische Zahl 75 hinaus (bei Printverkäufen).
Was bedeuten würde, dass sich der Selbstverleger von der Printfassung im Schnitt das 4-fache Honorar gönnen müsste. Oder mal in Euros - statt 1 Euro müsste der Selbstverleger 4 Euro pro Buch verdienen.
Wohlgemerkt, es geht hier um Romane im Phantastikbereich. In anderen Genres oder in Nischen kann das ganze schon ganz anders aussehen, bzw. es sich noch mehr lohnen, zu einem Verlag zu gehen (beispielsweise Lokalkrimis) oder noch weniger lohnen, zu einem Verlag zu gehen (beispielsweise Lyrik).

Bei Ebooks sieht es anders aus (dank des Preisvorteils, den Selfpublisher vor Verlagen nunmal haben), aber auch da wissen große Verlage, das ein tolles Ranking nicht gleichbedeutend ist mit großen Verkäufen. Denn die Kostenlos-Downloads gehen sowohl in die Rankings als auch in die Novelrank-Verkaufszahlen ein. Und sind damit unrelevanter, als eine Kleinanzeige aus dem Jahre 1921. Denn Kostenlos-Downloads sagen gar nichts aus. Deswegen werden Lizenzen für Nur-Ebooks von unbekannten Autoren in Deutschland quasi nicht vergeben.


Vielleicht folgendes konkretes Beispiel: 96 Seiten, Kunstdruckpapier (ein Outdoorhandbuch), Spiralbindung, VK 12,90 Euro.
Dann könnte ich mit meinen Einnahmen vergleichen und mal sagen, wie viele mehr ich im Kleinverlag verkaufen müsste, damit ich mehr übrig hab.
Also nur kurz zwischendurch - ich wollte hier keine Kluft aufreißen, sondern lediglich eine sachliche vergleichende Sammlung von Argumenten anschubsen. Und auf gar nicht keinen Fall wollte ich das teilweise herausragende Engagement von ausgesuchten kleinen Verlagen herabwürdigen!Mit einer sehr zeitaufwändigen Kampagne habe ich in den ersten 6 Monaten vierstellige Verkaufszahlen erreicht. Im Zuge von derneuebuchpreis.de habe ich dann etwa verdoppelt, wobei ich da auch wirklich viel Arbeit in soziale Netzwerke gesteckt habe. Aktuell engagiert sich mein Druckdienstleister für mich (und andere ausgewählte Autoren) durch Versand von Infomaterial an mögliche Kunden und Rezensenten, Marketing-Coaching, Hilfe bei der Überarbeitung meiner Online-Präsenzen (Webseite, youtube Kanal, Facebook, Twitter...), Vermittlung von Artikeln an Presse/Rundfunk/Fernsehen und das Einstellen von Facebook-Ads.
Weil ich für ein neues Projekt aber trotzdem überlege, ob es in einem Verlag besser aufgehoben wäre - gibt es diesen Thread.Ja, das sagst du ja auch direkt danach: beim Publikumsverlag bin ich natürlich noch viel stärker an Vorgaben gebunden, aber natürlich wird auch ein Kleinverleger mir Vorgaben machen, denn schließlich erscheint das Buch mit seinem Logo und darum gebührt ihm auch die letzte Wahl. Wenn er mich beteiligt (in der Regel mehr als bei Publikumsverlagen), dann ist das schön, aber faktisch habe ich niemals die völlige Freiheit, wie im Selbstverlag. Der Vergleich war ja lediglich: Kleinverlag/Selbstverlag. Und dass daraus andere Nachteile entstehen, steht dann ja im Selbstverlag dabei. Weil sich natürlich auch viele übernehmen, in dem was sie glauben selbst zu können.Ich hab auch das unter "vielleicht" bereits einsortiert - obwohl ich gar nicht hundertprozentig überzeugt bin, dass es viele erfolgversprechende Werbemöglichkeiten gibt, die dem Selbstverleger komplett verbaut sind.  Das zählt nicht - das gibt es auch unter Selbstverlegern, meinem Gefühl nach sogar intensiver.
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Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: pink_paulchen am 23. März 2013, 15:34:12
Zitat von: treogen am 23. März 2013, 15:26:42
Bei allem, was sich über 500 mal verkauft hat, besteht übrigens eine mittelgroße Wahrscheinlichkeit, dieses Buch im Anschluß noch in einer Lizenz bei einem großen Verlag (Lizenz per 50/50) unterzubringen (kenn ich einige Autoren, die genau diesen Weg gegangen sind). Und beim nächsten Buch kann der Autor direkt bei dem Verlag ankommen. Und die Autoren, die nicht in Lizenz unterkommen, haben trotzdem bei der nächsten Verlagsbewerbung große Chancen beim Großen.
Echt? Das ist ein spannender Punkt, der noch gar nicht auf meinem Schirm gelandet war. Und der Kleinverleger kriegt dann vom Publikumsverlag eine Einmal-Ablöse? Oder er verdient an der Auflage ein paar Prozent mit? Wie geht denn sowas? Oder heißt "50/50", dass der Gewinn zwischen Kleinverlag/Publikumsverlag und Autor aufgeteilt wird?
Wenn ich mir aber die Autoren ansehe, die ich so lese - dann verschweigen die entweder frühere Kleinverlagsveröffentlichungen unter einem Pseudonym, oder ich hab einfach zufällig solche noch nie recherchiert.
Wie kommt denn so ein Kontakt zustande? Gehen Publikumsverlage auf Kleinverlage zu und sagen: hey, du verkaufst ja xy ganz prima - sollen wir da kooperieren? Oder ist es andersrum? Dass der Kleinverlag fragt?
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: treogen am 23. März 2013, 16:30:44
Grr - schöner Beitrag ... weg!  :brüll:

Zitat von: pink_paulchen am 23. März 2013, 15:34:12
Oder heißt "50/50", dass der Gewinn zwischen Kleinverlag/Publikumsverlag und Autor aufgeteilt wird?

Jepp, das heißt es. Möglich ist alles zwischen 10 und 90 %, durchgesetzt haben sich 50%.

Zitat von: pink_paulchen am 23. März 2013, 15:34:12
Wenn ich mir aber die Autoren ansehe, die ich so lese - dann verschweigen die entweder frühere Kleinverlagsveröffentlichungen unter einem Pseudonym, oder ich hab einfach zufällig solche noch nie recherchiert.

Mhh. ok - 3 Sekunden nachgedacht, 3 Beispiele gefunden.

1.) Tanya Carpenter. Tochter der Dunkelheit erschien erst im Sieben Verlag, 2 Jahre später verkauften die die Lizenz an Diana (Random House). Obs gleich zu Diana geklappt hätte? Oder mit einer Selbstverleger-Vergangenheit? Unwahrscheinlich.
2.) Oliver Plaschka. Debüt bei Feder & Schwert, der 3. Roman kam bei Klett-Cotta heraus. Ob der als Selfpublisher von Klett-Cotta genommen worden wäre? Wahrscheinlich wäre er nicht mal bekannt genug geworden, den Deutschen Phantastik Preis zu gewinnen.
3.) die Orgel-Brüder. Kurzgeschichten-VÖs in Kleinverlags-Anthos (unter anderen in meiner Klabauterkatze). Danach Debüt-Roman aus der Kalten bei Piper. Ob es ohne den Lerneffekt und die Motivation durch die Kleinverlags-VÖs geklappt hätte? Ich weiß es wirklich nicht.

Sicher, wenn ich im von dir im ersten Thread zitierten Aavaa Verlag veröffentlicht hätte, dann würde ich das auch verschweigen.
Aber wenns jemand wie F&S, Wurdack oder Atlantis wären - ich wäre stolz.

Zitat von: pink_paulchen am 23. März 2013, 15:34:12
Oder ist es andersrum? Dass der Kleinverlag fragt?

Der Kleinverlag wird aktiv.
Und hat dabei natürlich nochmal eine ganz andere Handhabe, als ein Autor.

Allgemein kann man sagen, dass Verleger ein unwahrscheinlich gutes Netzwerk haben. Ein besseres, als vielen Autoren bewußt ist.
Genauso, wie sich Verleger darüber austauschen, dass der Autor einfach unmöglich ist und im Lektorat sich komplett querstellt und man diesen deswegen auch gar nicht in die nähere Auswahl einbeziehen sollte, genauso tauschen sie sich über Chancen oder erfolgreiche Projekte aus.
Und schwupps, schon passieren einfach irgendwelche Dinge.
Beispielsweise vor 2 Jahren, als sich einfach aus dem Nichts heraus ein amerikanischer Verlag bei einer mir befreundeten Verlegerin (die leider mittlerweile aufgegeben hat) gemeldet hat und eine KG in einer amerikanischen Antho haben wollte. Klar, mehr als je ein Belegi für Verlag und Autor war nicht drin - aber heee: Kurzgeschichte. Nach Amerika.
Oder beispielsweise vor 2 Wochen - da habe ich mich mit Ernstl vom Wurdackverlag unterhalten. Rausgekommen ist was ganz witziges, nämlich die Überlegung, in einem Bereich, in dem wir beide noch Lücken haben, uns zusammentun werden. Was draus wird, ist eine andere Frage - aber wenn es wird, wirds für die betroffenen Autoren megageil. Und nein, ein Selfpublisher hätte das definitiv Probleme, in dem Bereich was zu machen.
Oder auf der LBM - wurden wir von einem Verlag angesprochen. Man fände unser Programm geil und wolle es mehr pushen und damit für unsere Bücher was aufziehen. Kosten? Null Euro, wenn für uns was rauskommt, eine kleine Spende. An die Firma wäre kein Selfpublisher rangekommen, denn welcher Selfpublisher stellt sich mit seinem eigenen Kabinett auf die LBM?

Verlage machen grundsätzlich weitaus mehr, als wie man als (nichtinvolvierter) Autor sieht. Das wird man erst erkennen, wenn man bei einem engagierten Kleinverlag unter Vertrag ist.
Aber so ist das halt - viele reden nicht über das, was hinter den Kulissen abläuft. Sie müssen es auch nicht. Denn der Erfolg gibt den beständigen recht: Sie werden auch in Zukunft genügend gute Autoren bekommen. Auch ohne "Wir machen am meisten für unsere Autoren"-Werbung. Das kann man sich nämlich wirklich schenken und stattdessen lieber "Wir machen die besten Bücher"-Werbung ordern. Da haben die Autoren, die man unter Vertrag hat, mehr davon.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Grummel am 23. März 2013, 16:40:13
ZitatAuch ohne "Wir machen am meisten für unsere Autoren"-Werbung. Das kann man sich nämlich wirklich schenken und stattdessen lieber "Wir machen die besten Bücher"-Werbung ordern. Da haben die Autoren, die man unter Vertrag hat, mehr davon.
Ein sehr wahres Wort. :jau:
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Ryadne am 23. März 2013, 18:05:58
Zitat von: pink_paulchen am 23. März 2013, 15:34:12
Wenn ich mir aber die Autoren ansehe, die ich so lese - dann verschweigen die entweder frühere Kleinverlagsveröffentlichungen unter einem Pseudonym, oder ich hab einfach zufällig solche noch nie recherchiert.

Eigentlich gilt das auch für einige Ex-Otherland-Autoren, oder? Also Stephan R. Bellem, Robin Gates und so. Wobei der Fall da nochmal anders liegen mag, weil Ueberreuter den Verlag einfach komplett übernommen hat.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Fianna am 23. März 2013, 23:17:50
Hab auch eins: Melanie Metzenthin, "Die Sündenheilerin", Historischer Roman bei Piper, vorher Anthos z.b. beim Wurdack.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Alana am 23. März 2013, 23:21:11
Ein sehr bekanntes Beispiel ist Eragon. Wenn ich mich recht erinnere, hatte die Eltern des Autors das Buch selbst verlegt und sind damit durch die Schulen gezogen, bis es von einem großen Verlag gekauft wurde.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: treogen am 23. März 2013, 23:26:00
Zitat von: Alana am 23. März 2013, 23:21:11
Ein sehr bekanntes Beispiel ist Eragon. Wenn ich mich recht erinnere, hatte die Eltern des Autors das Buch selbst verlegt und sind damit durch die Schulen gezogen, bis es von einem großen Verlag gekauft wurde.

Das Beispiel hinkt.
Wir reden von deutschen Autoren im deutschspachigen Raum. Nicht von Amerika, wo einiges anders ist.
Probier mal aus, in Deutschland als Selbstverleger eine Lesung in Buchhandlungen, Büchereien und Schulen zu bekommen.
Das ist nochmal um einiges schwerer, als eine Lesung als Kleinverlagsautor zu bekommen (und das kann manchmal schon haarig sein).
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Alana am 23. März 2013, 23:28:36
Ja, das glaube ich dir sofort. Mir war nicht klar, dass es nur um deutsche Autoren ging, ergibt aber natürlich Sinn. :) Und natürlich waren das auch noch andere Zeiten, da war Selbstverlegen noch nicht so einfach wie heute, mit den eBooks.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: treogen am 23. März 2013, 23:33:50
Ja, natürlich gibt es auch Gegenbeispiele aus dem deutschen Raum
Michael Marrak beispielsweise.
Oder Aileen P. Roberts.
Oder Gerd Scherm.

Aber die Beispiele von denen, die es aus dem Selbstverlag in einen großen Verlag geschafft haben, sind nochmal weitaus weniger, als jene, die es von einem Kleinverlag in den großen geschafft haben.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: Franziska am 24. März 2013, 11:21:58
Ich denke, dass man, wie Treoen auch schon sagte grundsätzlich unterscheiden muss zwischen professionell arbeitenden Verlagen mit gutem Netzwerk, die sich auch um Werbung kümmern, ein ordentliches Lektorat machen und gute Cover und solchen, die vielleicht mit Herzblut dabei sind, aber nicht die Mittel oder das Wissen haben professionell aussehende Bücher zu machen und Werbung.
Wenn ich mir manche Cover von Kleinverlagen ansehe finde ich die genauso gruselig wie die von einigen Selfpublishern. Die meisten Argumente wurden schon genannt. Es ist eine Typfrage, was man selbst leisten will. Aber ich habe auch beobachtet, dass einige Bücher, die von  Selfpublishern als e-book rausgebracht wurden später bei großen Verlagen erschienen sind. Das ist also nicht ausgeschlossen. Wobei ich denke, dass das stark auf das Genre ankommt. Ich denke, bei Fantasy passiert das eher selten oder gar nicht. Im Bereich von gutverkäuflichen Genre wie Liebesgeschichten oder Krimis würde ich denken, dass die Chancen höher sind: Beispiel: Die Kirschrotersommer-Reihe, erschien erst als ebook und wurde ein Bestseller, dann bei Rowohlt, sogar mit dem gleichen Cover. Klar passiert sowas selten, und darauf zu hoffen, dass einem das selbst passiert wäre genauso naiv wie zu hoffen, dass das selbstverlege Buch ein Bestseller wird.
Ich würde es immer zuerst bei einer Agentur versuchen, dann bei größeren Verlagen, dann bei kleineren ( es sei denn, ich weiß vorher, dass mein Text kein Massenpublikum anspricht) und es dann selbst versuchen. Ein Kleinverlag mit absolut gruseligen Covern, oder einer von dem ich kaum was weiß, würde für mich persönlich nicht in Frage kommen. Wenn der Verlag dann überhaupt keine Werbung macht und das Buch sich nicht verkauft, dann ärgert man sich vielleicht auch und denkt, dass man es als ebook hätte besser verkaufen können.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: FeeamPC am 24. März 2013, 12:48:19
Ganz klar. Ich bin ja auch Autorin (manchmal), und wenn eine Agentur oder ein Großverlag Interesse zeigen würde ...
klar würde ich das bevorzugen. Jederzeit. Ohne Diskussion.
Auf der anderen Seite ist es gefühlt für mich wertvoller, wenn ein anderere Kleinverlag meine Texte veröffentlicht, als wenn ich das selbst mache.
Ich versuche also trotz eigenem Kleinstverlag, meine eigenen Bücher woanders unterzubringen. Mag sein, dass ich bei Selbstverlag am Ende mehr Geld hätte. Aber mein Bauchgefühl freut sich mehr über weniger Geld, dafür Verlagsvertrag.
Titel: Re: Kleinverlag vs. Selbstverlag
Beitrag von: pink_paulchen am 11. April 2013, 21:33:32
Noch ein Update, weil ich heute früh diesen Podcast hörte und da einige der Punkte, die wir hier schon gebrainstormt haben, ähnlich, ganz anders oder doch genau so gesehen wurden:
http://www.dieschreibdilettanten.de/folge-59-reich-und-sexy-durch-selfpublishing/