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Spezielle Sonderzeichen

Begonnen von Lennard, 01. Dezember 2007, 18:13:37

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FeeamPC

Wenn Namen nur Schall und Rauch sind, dann frage ich mich, warum wir zwar jede Menge Gabriels und Michaels hier herumlaufen haben, aber keinen Luzifer (und, zumindest in Deutschland, auch nicht gerade viele Jesus).

Lomax

Zitat von: Hr. Kürbis am 08. Dezember 2007, 08:19:01Ich bin ein deutscher Autor, ich schreibe Fantasy vor meinem kulturellen Hintergrund und benutze nur deutsch auszusprechende Namen. Dieses Selbstbewusstsein habe ich gegenüber der Übermacht der gerade englischsprachigen Fantasy mittlerweile entwickelt.
Was auch noch ein netter Hinweis ist. Denn wenn man "Originaldiskussionen" zu englischsprachigen Büchern verfolgt, wird man feststellen, dass sich deren Autoren die Aussprache ihrer Eigennamen oft nach englischsprachigen Regeln gedacht haben (und damit meine ich nicht echte englische Namen, sondern "typische Fantasynamen"). In Übersetzungen werden diese Eigennamen meist in unveränderter Schreibweise übernommen - die dann, wenn deutsche Leser über die Bücher reden, auch ganz unbefangen "deutsch" ausgesprochen werden.
  Und in der Regel macht sich darüber auch niemand Gedanken, und es stört auch keinen. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob auf diesen Umstand hier im Diskurs schon mal hingewiesen wurde, aber er führt jedenfalls auch das Beharren auf die besondere Bedeutung der "richtigen Aussprache" ad absurdum.

Hr. Kürbis

Zitat von: FeeamPC am 08. Dezember 2007, 09:30:49
Wenn Namen nur Schall und Rauch sind, dann frage ich mich, warum wir zwar jede Menge Gabriels und Michaels hier herumlaufen haben, aber keinen Luzifer (und, zumindest in Deutschland, auch nicht gerade viele Jesus).


Das hat aber nichts mit deren Bedeutung zu tun, sondern mit dem Bild, das wir damit verbinden.
Luzifer bedeutet "Lichtbringer" (war immerhin der höchste Engel vor seinem Fall), was alles andere als gruselig ist, trotzdem denken wir an den Teufel.
Das meinte ich mit Schall und Rauch, es geht um die Bedeutung. Meine Eltern haben bestimmt nicht daran gedacht, mich den "Gekrönten" zu nennen, sie fanden den Namen einfach schön, nicht den Ursprung dahinter. So halte ich es mit meinen Namen auch, um die Bedeutung mache ich mir keinen Kopf, er muss aussprechbar sein und zum Charakter "akustisch" passen. Mehr nicht... alles andere ist in meinen Augen Blendwerk.

@Lomax
Ich lese pauschal erstmal alles als deutsch, zum Beispiel bei Robert Jordan die Charaktere Egwene oder Birgitte, die englisch zu betonen und auszusprechen finde ich lächerlich. Richtig gestolpert bin ich allerdings über den Schmied "Horst" in Eragon, für so ein US-Jüngelchen vielleicht total exotisch, für mich nur irgendwie der Stimmungskiller. ;D
Anders hingegen bei Star Wars, Großadmiral Thrawn nicht englisch zu lesen kam mir nie in den Sinn.

Lennard

Wenn man die Beiträge so liest, könnte man glatt den Eindruck bekommen, das Namen bei Verwendung von Sonderzeichen zwangsläufig lang und kompliziert zu sprechen bzw. zu lesen sind. Dem ist nicht so. Ich behaupte, das ein Name, welcher Sonderzeichen enthält, trotzdem kurz gehalten, leicht zu lesen und gut zu merken sein kann.

@Hr. Kürbis

ZitatDeswegen meine Devise: Ich bin ein deutscher Autor, ich schreibe Fantasy vor meinem kulturellen Hintergrund und benutze nur deutsch auszusprechende Namen.

Ich stimme dir zu. Die deutschsprachige Fantasy sollte einen höheren Stellenwert haben, als es derzeit ist. Du schreibst Fantasy mit Blick auf deinen kulturellen Hintergrund. Auch da hast du vollkommen Recht – Der kulturelle Hintergrund ist nämlich genau der Punkt. Viele Fantasy-Autoren lehnen sich oft mit ihrer eigenen Welt stark an reale Kulturkreise an oder lassen sich davon inspirieren. Dagegen ist nichts einzuwenden. Einige sind den germanischen Mythen zugetan, andere den keltischen Sagen etc.
Egal welche Art Fantasy man schreibt, es muss "glaubwürdig" sein.

Wenn ein Autor also mit seinem Roman im germanischen Kulturkreis als Hintergrund bleibt, z.B. in dem er die Nibelungensage in irgendeiner Weise aufgreift, dann sind gute alte deutsche Namen nicht nur glaubwürdig, sondern fast schon Pflicht.
Oder ein anderes Beispiel: Wäre eine Brunhild oder dergleichen (jetzt nur in Bezug auf den Namen) als Hohepriesterin von Avalon glaubwürdig? Ich kann mir das nur schwer vorstellen, denn es passt nicht zum kulturellen Hintergrund.

Jeder Kulturkreis, sei er real oder dem wirren Geist des Autors entsprungen, hat seine eigenen sprachlichen Besonderheiten, z.T. mit speziellen Sonderzeichen. Ist es nicht zu befürworten, wenn der Autor bestrebt ist, dem Leser den kulturellen Hintergrund (einschließlich der Sprache), der quasi als Paket um die eigentliche Geschichte geschnürt ist, näher zu bringen? Wird damit der ganze Roman nicht glaubwürdiger?

Letztendlich hat jeder, der hier gepostet hat, Recht, denn über Geschmack und Lesegewohnheiten lässt sich bekanntlich nicht streiten. Und wie hier bereits mehrfach geschrieben wurde: Vielen Lesern ist es wahrscheinlich völlig egal, ob ein Name, gleich ob mit oder ohne Sonderzeichen, eine tiefere Bedeutung hat oder nicht. Sie wollen einfach nur eine spannende Geschichte lesen. Aber es mag auch einige Leser geben (so wie ich), die obendrein auch gerne mal hinterfragen. Was mich angeht, so möchte ich beide Lesertypen bedienen. D.h. eine spannende Geschichte im Rahmen eines gut ausgearbeiteten Weltenhintergrundes. Ein komplexer und tiefgreifender Weltenhintergrund kann auch diverse sprachliche Besonderheiten beinhalten, evtl. auch mit einigen Sonderzeichen. Meine Frage zielte vor allem darauf ab, meinen Romanhintergrund so glaubwürdig wie möglich zu machen, denn auch ich habe einen bestimmten Kultur/Sprachraum als Vorlage und da gibt es einige Sonderzeichen.

Ich denke, auch hier gilt wie so oft: Auf das richtige Maß kommt es an. So das die einen Leser sich nicht dran stören und die anderen Leser es vielleicht annehmen.

Blendwerk? *räusper* also die Aussage finde ich schon sehr gewagt.  :hmmm:

Hr. Kürbis

Zitat von: Lennard am 08. Dezember 2007, 21:02:12
Blendwerk? *räusper* also die Aussage finde ich schon sehr gewagt.  :hmmm:


Auf jeden Fall ist sie gewagt, aber es gibt eindeutig zu viel (veröffentlichte) Fantasy, in der sicherlich nur der Autor auch versteht, was er gemeint hat. Ich wage mal zu behaupten, die meisten machen sich überhaupt keinen Kopf um solche Dinge. Solle es allerdings doch so sein und vom Autor auch gekonnt rübergebracht werden, dann bildet er wohl die löbliche Ausnahme.
Aber ist auch egal, jeder kann ja nur von seinen persönlichen Erfahrungen aus sprechen, ich habe eben schon zu viele Dinge "erfahren", die einfach nur schlecht und ohne Sinn und Verstand waren. :gähn:

Mit dem kulturellen Hintergrund meinte ich übrigens nicht die Bezogenheit auf einen bestimmte Art von geschichtliche Vergangenheit, sondern meinen Hintergrund als Autor.  Habe ich jetzt ein orientalisches Setting, bemühe ich mich schon um Namen, die in die Richtung gehen und passen, deswegen würde ich auf einen Beduinen, der "Kalle" heißt verzichten. Trotzdem bleiben sie deutsch aussprechbar.

Nitewolf

Zitat von: Hr. Kürbis am 09. Dezember 2007, 11:29:41
Habe ich jetzt ein orientalisches Setting, bemühe ich mich schon um Namen, die in die Richtung gehen und passen, deswegen würde ich auf einen Beduinen, der "Kalle" heißt verzichten. Trotzdem bleiben sie deutsch aussprechbar.

LOL. Klasse Idee mit dem Kalle!

Auch wenn ich glaube, dass viele Leser über Namen großzügig hinweggehen, glaube ich auch, dass sie das tun, weil die Namen sowieso ohne Sinn und Ziel zusammengewürflet sind.
Wenn Der eine Dorfbewohner Fisantrysophilasitanus heisst und sein Nachbar Klaus, dann brauch ich mir weiter auch keinen Kopf über die Namen in dem Buch machen.  :wums:
In so fern ist ein konsistentes sprachliches Flair einer Welt, bzw. bestimmter Länder / Rassen schon ne tolle Sache, da leg ich auch Wert drauf. Und Fantasy darf ja auch exotisch sein. Deutsche Namen sind mir persönlich zu unexotisch, die entführen mich nur schwer in ne fremde, stylische Welt, aber das ist natürlich nur mein Geschmack.
Aber ich glaube, je lesbarer Namen sind, desto eher wird der Leser sie auch wirklich wahrnehmen - Ob ich das selbst in meinem Setting auch nur annähernd realisiert habe, mit französischen Vornamen und akkadischen Nachnamen sei jetzt mal dahin gestellt  ;D