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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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HauntingWitch

Danke, Christopher. :knuddel: Bei mir ist das eben eher umgekehrt. Es kommt nur Murks heraus, wenn ich mich zwinge...

Mönchen

Hallo Witch,

manchmal ist es ja ganz gut, etwas Zeit ins Land ziehen zu lassen, bevor man überarbeitet.
Da hat man etwas Abstand und es fallen einem Sachen auf, die einem vorher vielleicht nicht aufgefallen wären.

Ich kenne das auch, dass meine Gedanken total "besetzt" sind von einer neuen Idee.
Es ist natürlich einfacher, mit etwas Neuem zu beginnen, als sich mit der Überarbeitung auseinander zu setzten,
gerade dann, wenn man nicht weiter kommt.

Aber manchmal ist es tatsächlich besser.

HauntingWitch

Danke auch dir, Mönchen. Ich denke, ich werde erst einmal meinem Enthusiasmus folgen, in der Hoffnung, dass es dann schon wieder kommt.

Aylis

Ich hatte einen echt stressigen März, dann ein paar Tage frei und habe heute mein Schreibziel überprüft - und es trotzdem total überschrieben!  ;D
Ab April wird das Schreibziel also deutlich höher gesetzt. Früher hat solch eine Zielsetzung leider nicht für mich funktioniert, deshalb bin ich heute doppelt so froh!
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Adiga

Ich bin derzeit damit beschäftigt die Fieslinge und Gegenspieler klarer zu umreißen, damit sie meinen Lieblingen dort, wo es nötig ist, effizienter Leid zufügen oder ihnen einfach mehr abverlangen. Deshalb kommen jetzt alle ,,Bösen" dran und prüfe deren entscheidenden Momente und deren Motive, und wie gerecht sie ihrer Antagonisten Rolle sind, oder ob sie das nicht noch besser hinbekommen könnten.




Aphelion

@Aylis
Glückwunsch! :jau:

@Adiga
Mir fällt es manchmal schwer, "einfache" Antagonisten zu schreiben. Mir geht es also genau umgekehrt, ich komme zu schnell vom Hölzchen aufs Stöckchen. Das ist auch nicht gut.  ;D Oft habe ich auch keinen klaren Antagonisten, die Rollenverteilung ist oft eine Frage der Perspektive.

Aylis

@Aphelion : Danke dir! :)
Meine Rollenverteilung versuche ich auch immer undurchsichtig zu gestalten. Vor allem bei Gottheiten!

@Adiga : Oh, den Entwurf eines Antagonisten finde ich auch sehr schwierig. Vor allem muss er/sie/es ja trotz effektivem "Leidzufügen" authentisch bleiben. Knifflig!
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Servana

Huch, das ist ja mal ein schicker Thread :D da schau ich doch auch gleich mal rein, wenn es noch ein Plätzchen frei hat ^^

ich arbeite gerade an meinem ersten großen Projekt noch, dass hoffentlich irgendwann mal noch fertig wird ... da stolpere ich grad auch immer wieder über das Problem, dass meine Prota alles macht, nur nicht das was sie laut Plot/Plan soll ^^ bin grad nur am rum und num umplanen ... aber mir gefällt dennoch, wie es sich etnwickelt, auch wenn es nervenraubend ist, ständig wieder zum geplanten Ende hinkurven zu müssen ;D
tut schon ein wenig gut, zu lesen, dass es anderen auch so geht ^^

Adiga

#21758
Bin alles andere als ein Schreib-profi - und ich versuch jetzt schon lange diese Geschichte hinzubekommen und ich scheitere meistens an der Rolle der Antagonisten - (gelegentlich auch wenn die Helden mal böse sind) - lange Zeit hab ich versucht die Antagonisten klein zu halten (ihre Handlungen weniger detailliert zu behandeln).
Stellte dann leider immer wieder fest, dass ich dann in den entscheidenden Momenten, zu wenig Ahnung hatte wie sie ihre Taten/Untaten geplant und ausgeführt hatten (Sie hatten oft auch weniger komplexe Strategien (von mir mit auf den Weg) bekommen und die Frage, wie meistern sie ihr Leben oder Existenz abseits ihrer Rolle als Gegenspieler - kannte ich oft auch viel zu wenig, deshalb gab's dann immer Probleme mir ihre Tagesabläufe vorzustellen.
Einen Helden gestand ich immer zu, dass er mal keine Lust hatte und wenn er zu wenig Pausen oder Abwechslung bekam - durfte dann am Verzweifeln sein oder gar am Ausrasten oder nahe dran. Doch bei den Bösen sagte ich mir viel zu lange, es ist unerheblich zu wissen, wie es um deren Tagesform stand. Hauptsache sie erledigten ihre Sache zu den entscheidenden Momenten, wie es für die andere Seite (für geplanten Ablauf / Plot) notwendig war.

Irgendwann stand ich dann immer da, dass ich gar nicht mehr weiter kam. Weil mir für das was den "Helden" zustieß und ihnen unmöglich gemacht wurde, plötzlich keiner mehr da war der dies glaubwürdig erledigen konnte. Selbst eine lang anhaltende Motivation verebbt irgendwann, wenn sie kaum neuen Anstoß bekommt. Bei meinen Protas kenn ich die positiven Anstöße und  Ängste viel besser als bei den Gegenspielern, weil sie oft genug ausformuliert werden, wenn sie im Mittelpunkt stehen. Und die Antagonisten (deren Rollen) leiden eben darunter nicht im Mittelpunkt zu stehen, vieles muss ich nicht ausformulieren, weil es in der Geschichte weggelassen wird. Mitunter muss ich jetzt eine zusätzliche Geschichte schreiben (aus Nachholbedarf - damit ich als Autor die Glaubwürdigkeit aller handelnden Personen hinbekomme). Zu glauben über die Fieslinge viel weniger wissen zu müssen hat sich gerächt, und ist wohl mein größter Irrtum -

...an dem ganzen Projekt.
(so viel erst mal zu wie "knifflig" ich die Dinge sehe - ich stellte mir die Antagonisten zwar auch nicht einfach gestrickt vor - aber viel zu praktikabel als zu fix in ihrer Rolle verhaftet - oder zumindest dann - wenn ich sie dafür brauchte... aber ich lerne gerade ihnen ein Eigenleben zu zugestehen und dass sie nicht allzeit für ihre angedachten Rollen zur Verfügung stehen.)

Zit

#21759
Wobei ich aber auch gestehen muss, dass ich Perspektivwechsel zum Antagonisten und was der gerade so macht, wenn er nicht den Helden ärgern kann, auch als Leser interessant finde. Je nach Geschichte bietet es sich auch an, mehr Spannung einzubringen (wenn der Antagonist so selbst seine Probleme an anderer Stelle hat bspw.) als immer nur auf den Helden zu fokussieren und den Anta wie ein Mittel zum Zweck zu behandeln. Möchtest du denn deine Antagonisten auch mehr zeigen oder ist die zusätzliche Storyline, die du gedenkst zu schreiben, wirklich nur für den "Weltenbau" gedacht?
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Gizmo

@Adiga:
Ich stehe vor einem ganz ähnlichen Problem, weil meine Geschichte ihren Ursprung als Rollenspiel-Abenteuer hat. Die Seite der 'Helden' ist gut ausgearbeitet, weil es der Teil ist, den Spieler absolviert haben. Die Antagonisten musste ihnen Knüppel zwischen die Beine werfen, aber die meiste Zeit taten sie das 'off-screen'. Meine Spieler konnten sie nicht sehen, und deshalb musste ich das alles nicht so genau ausarbeiten. Das muss ich nun nachholen.

Eine zusätzliche Geschichte zu schreiben (wenn auch nur in Stichpunkten) halte ich für eine gute Idee. Selbst wenn die Leser am Ende nur Ausschnitte davon zu sehen bekommen, merken sie glaube ich doch, das hinter diesen Szenen eine ganze Storyline steckt. Die Handlungen der Antagonisten wirken natürlicher und fügen sich besser in den sonstigen Ablauf der Geschichte ein.

Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich Antagonisten und Bösewichte nicht gleichsetze. Es klingt abgedroschen, aber für mich sind Antagonisten die Helden ihrer eigenen Geschichte. Sie könnten Protagonisten sein, würden sie nicht an einem gewissen Punkt verwerfliche Entscheidungen treffen oder zu den falschen Mitteln greifen, um ihre Ziele zu erreichen. Das ist auch die Art von Gegenspielern, aus deren Perspektive ich gerne lese. Einen Sauron finde dagegen weit weniger interessant.

Wenn deine Antagonisten komplexe Motivationen und ein eigenes Leben abseits davon haben, die Helden zu terrorisieren, ist das klasse. Und wenn du dir diese Mühe machst, dann verdienen sie es auch, dass man mehr von ihnen erfährt  :)
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Trippelschritt

Ein Antagonist ist die Person oder Kraft, die den Protagonisten daran hindert, sein Ziel zu erreichen. Das hat wenig mit Gut und Böse zu tun. Der Autor könnte ja auch über einen Bösen schreiben und ihn zum Protagonisten machen. Dann wäre der Antagonist womöglich so ein Langeweiler, der für alle immer nur das Beste will.  :darth:

Trippelschritt

HauntingWitch

Zitat von: Servana am 05. April 2018, 00:00:52
da stolpere ich grad auch immer wieder über das Problem, dass meine Prota alles macht, nur nicht das was sie laut Plot/Plan soll ^^ bin grad nur am rum und num umplanen ... aber mir gefällt dennoch, wie es sich etnwickelt, auch wenn es nervenraubend ist, ständig wieder zum geplanten Ende hinkurven zu müssen ;D
tut schon ein wenig gut, zu lesen, dass es anderen auch so geht ^^

Das ist aus meiner Sicht kein Problem, sondern ein Vorteil. Das gibt nämlich am Ende eine interessante Geschichte mit lebendigen Charakteren und nicht einfach Pappfiguren, die den Plot ausfüllen. ;) Aber ich verstehe, was du meinst, mir geht es dauernd so. Ich habe momentan auch zwei von denen... Liebe Protagonisten, keiner hat gesagt, dass ihr euch ineinander verlieben sollt! Naja, wie gesagt, sorgt für eine interessantere Geschichte.

Zitat von: AdigaMitunter muss ich jetzt eine zusätzliche Geschichte schreiben (aus Nachholbedarf - damit ich als Autor die Glaubwürdigkeit aller handelnden Personen hinbekomme). Zu glauben über die Fieslinge viel weniger wissen zu müssen hat sich gerächt, und ist wohl mein größter Irrtum -

Ich habe angefangen, das immer zu machen. Es muss bei mir nicht so detailliert sein wie bei den Hauptfiguren, aber wenigstens so, dass auch die Antagonisten plastisch werden und eben nicht mehr nur Mittel zum Zweck.

Christopher

Für Antagonisten setze ich dasselbe Denkschema ein wie für alle Figuren, dessen oberste Regel ist: Es dreht sich nicht alles um den Protagonisten.
Die haben ihr eigenes Leben, ihre eigenen Ziele und Motivationen. Ein Bösewicht der dazu da ist, dem Helden das Leben schwer zu machen wird quasi von alleine platt und leblos. Ein Bösewicht hingegen der seine eigenen Ziele verfolgt, bei denen das Ungemach das er dem Helden verursacht quasi unter "Kollateralschaden" in der Bilanz läuft, hat deutlich bessere Chancen als sinnvoller, interessanter und vielschichtiger (und damit glaubwürdiger!) Charakter rüberzukommen.
Be brave, dont tryhard.

Adiga

Ich habe vier Antagonisten und sie sind nicht oder kaum böser, aber ihre Standpunkte unterscheiden sich und sie haben zum Teil andere Ansichten über die Wahrheit. Wobei sogar ein Antagonist näher an der Wahrheit ist als die Protagonisten, aber er hat eben Pech, weil die Welt nicht bereit ist dazu. Prompt wird er dadurch als für die meisten als zu extrem wahrgenommen. Und da fast alle kein ganz weißes Hemd haben, wird er von jenen die gerne an die Macht kommen wollen oder dort bleiben wollen, als das Böse stigmatisiert, weil einen Sündenbock zu haben für sie ziemlich nützlich ist.  So gerät dieser Antagonist in eine Abwärtsspirale (schon vor dem Punkt an dem die Geschichte startet) und muss sozusagen immer seinen Kopf hinhalten. Was dazu führt und schon in der Vergangenheit dazu führte, dass er erst recht zu extremen Mitteln greifen muss.

Was mir aber auch die längste Zeit passiert ist, ich hab die Dynamik, die er mit seinen extremen Aktionen auslöst, unterschätzt und die anderen Antagonisten und deren Konfliktpotential höherrangig eingeschätzt und muss nun zugeben, dass ich dem schwächsten Konflikt an die erste Stelle gesetzt habe und den stärksten an die letzte. Nach dieser leider falschen Beurteilung meinerseits verteilte ich die Aufmerksamkeit für die Antagonisten, was den Umfang der Umbauarbeiten am Plot jetzt etwas aufwendiger macht als gedacht.

Ich hab mich immer wieder gefragt, warum dieser Teil und andere wichtige Teile der Geschichte kaum Fahrt aufnehmen und jetzt wo ich das mit den Antagonisten überdacht habe, zeigt es sich plötzlich. Die Gewichtung ist falsch verteilt, man ist beim Lesen von dem Konflikt der am lautesten ist, bereits etwas übersättigt und nimmt die Bedeutung des stärksten und der stärkeren Konflikte kaum noch wahr, weil sie danach und zu spät ins Spiel gebracht werden und weil ich diesen Antagonisten am wenigsten ausgebaut hatte, fiel es mir lange Zeit nicht auf, das gerade der Kern der Geschichte durch die Reibung an dieser Figur am glaubwürdigsten dargestellt werden kann.

Weil meine Erzählung bisher immer den Punkt erreicht, wo sie nicht mehr so recht funktioniert, hoffe ich, dass ich diesmal den richtigen Punkt treffe und die Sache endgültig reparieren kann. Noch bin ich am Plotten der neuen Story Line. (dieser Antagonist bekommt jetzt definitiv seinen eigenen Handlungsstrang.) Wenn sich der neue Handlungsstrang als wirkungsvoller und richtig erweist, kann es durchaus passieren, dass andere Teile dafür rausfliegen oder ziemlich gekürzt werden.