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Wie detailliert recherchiert ihr?

Begonnen von HauntingWitch, 08. Dezember 2011, 15:08:36

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Arcor

Ich widerspreche einfach mal meinem obigen Post und gestehe, dass ich mir gerade absolut einen Wolf recherchiere.  :P

Segelnamen, Segelmanöver, Mastaufbauten, Segelbefehle, Seemannssprache, was geht bei welchem Wind und warum. Die Liste ließ sich noch lange fortsetzen. Ich versuche zwar, so viel wie möglich davon vom Leser fernzuhalten, da nichts nerviger ist (gerade in einer der Unterhaltung dienenden Geschichte), als wenn man mit Fachwörtern zugebombt wird. Aber für mich selber habe ich dennoch das Gefühl, dass ich wissen muss, was ich da eigentlich beschreibe und was passieren soll. Vielleicht bin ich auch zu perfektionistisch, aber solange ich keinen Plan habe, komme ich auch nicht wirklich aus den Puschen - nicht dass ich das so täte, bei 10 Normseiten in 2 Tagen.  ::)
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Erdbeere

Arcor, ich habe zwar vom Segeln an sich keine Ahnung, aber mir half es ungemein, dass ich einmal einen Segelkurs machen musste (und dass meine Mutter Segelfreak ist...). Für das Feeling, das du dem Leser ja rüberbringen willst, ist es immer toll, wenn man die Sache selber erlebt oder gemacht hat. Oder sprich mit Leuten, die segeln, lass dich auf ein Boot mitnehmen und rauskuttern. ;D

Arcor

Da stellt sich mir nur das Problem, dass ich sehr schnell mordsseekrank werde. Hafenrundfahrt im Hamburger Hafen war nicht so spaßg und selbst Essen auf'm Schiff, das im Rhein vor Anker lag, war irgendwie unlustig.  ;D
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Faye - Finding Paradise

Erdbeere

Hm, ja dann wirds schwierig. :rofl: Das heisst für doch wohl weiterhin Bücher wälzen und Piratenfilme schauen. Oder auf Youtube, gerade entdeckt, Segellernvideos! Echt wahr! ;D Diese Nussschalen sind mein Albtraum, die kentern so leicht...

Arcor

Hey, die Videos sind cool, danke für den Tipp.  :jau: Mal sehen, was ich da so finde, brauch halt was, was mit Rahsegeln funktioniert.
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Faye - Finding Paradise

Ryadne

Ich habe es eigentlich nicht so mit Recherchen. Andererseits mag ich es nicht, wenn ich ein Buch lese, bei dem ich merke, dass der Autor keine Ahnung hat von dem, worüber er schreibt.
Wieder mal nehme ich da das Hohlbein-Beispiel zu dem Band aus der Chronik der Unsterblichen, der in Cadiz spielt (Glaube, es war Göttersterben). Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Mann nie dort war und er hat auch mal in einem Interview erwähnt, dass er die Orte selten aufsucht, in denen seine Handlungen spielen. Nun hab ich dafür ja Verständnis, aber wenn man sich offenbar noch nicht mal auf andere Weise mit der Stadt auseinandergesetzt hat, dann finde ich das schon schade, auch wenn es nicht unbedingt heißen muss, dass der Roman dadurch verlieren würde.
Wenn die Stadt von zentraler Bedeutung ist, dann sollte man sie jedenfalls schon sehr genau wiedergeben. Vielleicht nicht bis aufs letzte Eckcafé (da hätte ich dann schon wieder Angst vor Urheberrechtsfragen), aber zumindest so, dass z.B. anhand von Straßennamen oder ähnlichem klar wird, dass der Autor sich zumindest ein bisschen Gedanken über die Stadt gemacht hat.
Ist die Stadt aber nur Schauplatz, ohne dass viel rumgelaufen würde, dann kann man da ruhig auch nachlässig sein. Schönes Beispiel ist da z.B. Blutrote Schwestern von Jackson Pearce. Die Autorin führt Atlanta erst ganz schön auf allgemein gehaltene Art ein und dann hält sie sich aber auch nicht mehr mit Details auf. Da in diesem Buch nur die finsteren Hinterhöfe und Parks von Interesse sind, ist das okay.

Jo, aber ich bin wie gesagt nicht so der übermäßige Recherchierer und das Dilemma löse ich grob gesagt so, dass ich mich einfach erstmal nur an Themen und Orte wage, bei denen ich in der Ausgestaltung entweder frei bin oder womit ich mich auskenne. Natürlich stößt das an Grenzen, z.B. bei Kämpfen und dann muss ich eben doch mal recherchieren oder aber ich bleibe vage. Zum Beispiel habe ich gerade das Problem, dass ich nicht recht weiß, wie Mordermittlungen ablaufen. Habe es jetzt gelöst, indem ich da sehr vage bleibe, was sicher nicht das Gelbe vom Ei ist, aber es ist mir immer noch lieber, als Falsches reinzubringen. Und so kann ich es ja auf das Unwissen der Protagonistin schieben. ;)

Was mir bei aller Liebe zum Detail aber auch nicht so gefällt, ist, wenn ein Autor sich in seinem Detailwissen verliert.

Notrya

Ich recherchiere momentan wirklich viel bzw. habe mittlerweile den Großteil meiner Recherche für mein aktuelles Projekt schon fertig. Es hat erschreckend lange gedauert, bis ich alle Infos, die ich brauche, zusammenhatte :gähn:, was aber auch sicher an meiner Zielsetzung liegt, eine Geschichte zu schreiben, die sich widerspruchslos (mal abgesehen davon natürlich, dass es eine Fantasy-Geschichte ist ;)) in historische Ereignisse einfügen lässt. Zu allem Überfluss habe ich mir da eine Epoche ausgesucht, über die zwar schon viel geforscht wurde, über die aber immer noch relativ wenig Konkretes und vor allem seeehr viel Widersprüchliches durch die Forschung geistert, sodass ich eigentlich viel mehr Mühe damit hatte, meinen Plot und meine Hintergrundinfos für die Geschichte (z.B. Familienstammbäume, Orte, Regierungszeiten der entsprechenden Herrscher, etc.) an die bekannten Fakten anzupassen, als mit der Recherche an sich.

Bezüglich der Handlungsorte einer Geschichte sehe ich das ähnlich wie Ryadne; es kommt wirklich auf die Bedeutung des Ortes für die Handlung an. Ein Teil meines Romans spielt in Hamburg und Oxford, ersteres kenne ich grob, letzteres überhaupt nicht. Aber da beide Orte nur als Anfangsschauplatz dienen, weil meine Figuren nun einmal an einem Ort wohnen müssen, der ein Mindestmaß an Kritierien erfüllt und bei der Suche Hamburg und Oxford herauskamen, benötige ich kaum Recherchen über die Orte. Über die Orte, die wirklich wichtig für die Handlung sind, habe ich mich allerdings mehr als ausführlich informiert, weil es da doch ziemlich peinlich wäre, wenn ich in der Beschreibung Dinge behaupte, die überhaupt nicht stimmen... Natürlich sind das Orte, über die man nur sehr schwer etwas im Internet findet. Aber da muss man dann wohl durch, wenn man sich das schon so ausgesucht hat... :wart:

Churke

Ich habe gerade bei einer Steampunk-Geschichte wieder mal gemerkt, dass mir viele Ideen bei der Recherche kommen. So gesehen kann man also gar nicht zuviel recherchieren. Als ich z.B. nach Waffen suchte, stieß ich auf eine Luger 08 mit verlängertem Lauf, Anschlagkolben, 32-Schuss Trommelmagazin und Autofeuer. Man könnte es nicht besser erfinden.  :D  Auch inspirierend: die Titelsucht im Kaiserreich. "Oberst Dr. h.c. Geh. Komm-R Otto von Normalverbraucher." Eine Schleimspur zum Ausrutschen. (Hinweis: Für die Karriere machte alles auf Reseoffizier; die restlichen einschließlich des Adelstitels sind alle gekauft.) Wenn dann mehrere solche Typen auftauchen, wir das sehr schnell sehr lächerlich.  ;D

Zit

#38
Was meinst du mit "Reseoffizier"?

Edith sagt noch: Schön sind auch immer königl. Schreiben, die eine Titelaufzählung von einer halben Seite und mehr haben ...
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Lavendel

Mir fällt grade auf, dass ich hier noch gar nichts geschrieben habe, dabei ist das doch irgendwie mein Thema. ::)

Ich recherchiere ja für mein Leben gern, aber auch nur, weil ich mit der Zeit gelernt habe, wie es geht, und zwar einigermaßen schnell und effizient. Ich recherchiere auch sehr detailliert, einfach, weil ich mich bei dem, über was ich schreibe, auskennen will. Dann fühle ich mich selbst sicherer und weil ich ehrlichgesagt einfach neugierig bin. Natürlich läuft man gefahr, sein ganzes Wissen dann auch im Text unterzubringen. Den Fehler sollte man nicht machen, aber man kann es nicht schaffen, ausschließlich das zu recherchieren, was man gerade im Text braucht - allerdings kommt es natürlich auch darauf an, ob man gerade generelle Zusammenhänge oder Detailwissen recherchiert. Man muss ja nicht alles, was man weiß auch aufschreiben. Man kann sich einfach freuen, dass man wieder ein bisschen klüger ist.

Man sollte sich, glaube ich, erst mal drei Fragen stellen, bevor man anfängt. Was will ich wissen, zu welchem Zweck will ich es wissen und wie genau muss ich es wissen? Es hilft ungemein, das klar zu umreißen, denn erst wenn man eine klare Vorstellung hat, was man eigentlich sucht.

Noch eins sollte man sich klar machen. Wissen sammeln funktioniert nicht, wie eine Datenbank anzulegen. Man baut im Kopf sein eignes, individuelles Netzwerk aus Fakten auf, die untereinander verknüpft sind, und das sich beliebig erweitern lässt. Je größer das Wissensnetz zu einem bestimmten Themenfeld ist, desto leichter fällt es auch, neues Wissen zu integrieren, weil man bereits verschiedene Anknüpfungspunkte hat, zu denen die neuen Fakten gut passen. Es ist also auch wichtig, Dinge zu wissen, die vielleicht nicht ganz unmittelbar relevant sind, weil sie letztlich das Verständnis der wichtigen Dinge erleichtern können.

Der schwierigste Schritt ist immer der Anfang. Wo soll man suchen und vor allem, nach was soll man suchen, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen? Ich kann schon verstehen, wenn jemand das nicht gerne macht. Manchmal ist man halt einfach auf dem falschen Dampfer und sucht nicht an der richtigen Stelle. Dann kann man schon mal frustriert sein.
Ich fange meistens einfach ganz stumpf an, den ersten Suchbegriff, der mir einfällt, zu googlen. Da findet man dann schon mal erste Spuren (dabei sollte man natürlich auch bedenken, dass man nicht allen Internetseiten vertrauen kann, darum muss man immer alles kritisch im Auge haben und ins Impressum gucken, bevor man sich auf irgendwelche Infos verlässt). Ich suche mir zum Beispiel bevorzugt Seiten von Unis (Endungen mit .edu oder .ac) oder von Organisationen, bei denen ich mir sicher sein kann, dass sie keinen Quatsch auf ihre Seite stellen. Auf Uniseiten findet man oft nicht unbedingt total detaillierte Infos, machmal nur eine Seite mit einem Seminarplan, aber auch in dem Fall kann man oft was damit anfangen, denn viele Profs stellen ihre Literaturlisten ins Internet. Und sich die anzuschauen lohnt sich immer.
Noch was, was beim Bedienen einer Suchmaschine nützlich sein kann: Englisch. Sucht auf Englisch, und ihr findet mindestens drei Mal so viele nützliche Ergebnisse zu den meisten Themen. Wenn ihr andere Sprachen sprecht, dann nutzt auch diese!

Zu vielen Themen, vor allem, wenn man sich auf historischem Gebiet umsieht, gab es mal Ausstellungen, und zu einigen Ausstellungen gibt es Bände mit Aufsätzen, die man sich ausleihen kann - zumindest in Unibibliotheken und zumindest per Fernleihe.

Wenn man dann eine Liste mit Literatur mit vielversprechenden Titeln vor sich hat, heißt das immer noch nicht, dass auch in jedem Buch was drinsteht, das man gebrauchen kann. Für einen ersten Eindruck kann man von zu Hause mal schnell schauen, ob man im Netz ein Inhaltsverzeichnis finden kann. Auf Amazon kann man sich das ja bei einigen Titeln anschauen, genau wie bei google-books. Da kann man schon mal sortieren, was rausfällt und was besonders wichtig ist. Ansonsten schaut man nach, ob das Buch in der Stadtbibliothek oder in der nächsten Unibib steht und geht dann hin um reinzuschauen.
Ich kann wirklich nur empfehlen, sich nicht vor den Unibibliotheken zu scheuen, auch wenn man vielleicht mal ein Stück dafür fahren muss und auch wenn sie auf den ersten Blick groß und kompliziert erscheinen. Es gibt da Führungen und Bibliothekare, die einem erklären, wie alles funktioniert.

Wenn man vor einem Regal steht, in dem ein Titel zu finden ist, nach dem man sucht, in was für einer Bibliothek auch immer, dann sollte man nicht nur das eine Buch in die Hand nehmen, sondern auch mal rechts und links schauen, denn da stehen Bücher zum gleichen Sachgebiet. Einfach mal Titel und Inhaltsverzeichnisse angucken. Meist sind noch ein, zwei Titel dabei, die man auch gebrauchen kann.
Ich kann auch nur empfehlen, in Aufsatzdatenbanken zu suchen. Zeitschriftenaufsätze sind meist konkreter mit einem bestimmten Aspekt eines Themas befasst, was ungemein gut ist- wenn man denn den richtigen Ausatz findet. Wenn man sich über diese Möglichkeit gut informiert, kann man da wirklich einiges reißen. Auch das können Bibliothekare einem erklären. Auf manche Datenbanken hat man nur vom Campus aus Zugriff. Deshalb empfiehlt es sich auch hier, man in eine Unibib zu gehen.

Für Städte oder Regionen, in die man nicht fahren kann, kann man Reiseführer oder Reisemagazine als gute erste Referenz benutzen. Die kann man in der Stadtbücherei ausleihen. Man kann auch mal nach Reiseberichten im Netz suchen, einfach um zu sehen, wie andere Menschen den betreffenden Ort erlebt haben oder einfach um mal Fotos anzuschauen, die nicht von einem Topfotgrafen auf Hochglanz getrimmt wurden. Und nicht vergessen, dass es Streetview und so gibt, das man durchaus schön benutzen kann, um einen Eindruck von einer Stadt zu bekommen.

Generell sollte man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen. Manchmal erfährt man von echten Menschen in einem kurzen Gespräch mehr, als aus allen Büchern. ;)

Es ist nicht zuletzt wichtig zu wissen, wie man eigentlich liest. Natürlich kann keiner zehn Bücher durchlesen, nur um herauszufinden, ob was Nützliches drinsteht. Darum, wie gesagt, Inhaltsverzeichnisse anschauen. Außerdem hilft es auch, sich den Index am Ende anzugucken und zu schauen wo im Buch etwas zu einem bestimmten Thema steht.
Wenn man sich nicht sicher ist, ob ein bestimmter Abschnitt oder ein bestimmtes Kapitel nun wichtig ist: Ersten Absatz lesen, letzten Absatz lesen. Wenn es interessant ist, kann man auch den Rest anschauen, ansonsten kann man es auch in den meisten Fällen gleich lassen. So kriegt man in maximal einer Viertelstunde einen Überblick über jedes Buch. Funktioniert übrigens auch bei jedem anderen Text. :)
Wenn man etwas genauer sein will und noch schauen möchte, ob sich doch irgendwo im Kapitel ein relevante Info versteckt, dann lese ich von jedem Absatz den ersten und den letzten Satz. Oder ich lese Quer - also, ich schaue überfliege alles und halte nur an, wenn ich ein interessantes Schlagwort sehe. Die erste Methode liegt mir aber mehr.

Und jetzt noch als Bonus:
Auf bestimmten Fernsehsendern laufen laufend Dokumentationen. Nicht jede Doku ist gut, aber wenn man die Augen offenhält, findet man schon die ein oder andere interessante dazwischen.
Auch Filme und Serien finde ich persönlich echt nützlich. In dem Fall muss man natürlich immer dran denken, nicht alles für bare Münze zu nehmen und vor allem sollte man lernen, Klisches und Tropen zu erkennen, die immer gern ungefragt reproduziert werden (auch in Dokus, möchte ich dazu sagen). Ich finde sowas interessant, um mir anzuschauen, wie andere ein Thema bearbeitet und dargestellt haben, aber man muss auch da immer kritisch rangehen.

Wieviel man letztlich für eine Geschichte recherchieren muss, hängt sicher von der Geschichte ab. Wichtig ist natürlich auch, sich nicht in der Recherche zu verlieren. Wichtig ist, dass man glaubwürdig ist. Man kann auch kompetent klingen bei völliger Ahnungslosigkeit - wobei man natürlich nichts behaupten sollte, von dem man nicht weiß, ob es auch stimmt, auch nicht, wenn man einen Fantasyroman schreibt, er ja eigentlich alles darf - wenn es nur glaubwürdig ist.
Romane sind keine Geschichtsbücher und keine sozialwissenschaftlichen oder kulturhistorischen Studien. Vor allem geht es im Roman um etwas, was man sich aus Sachtexten heraus nicht unbedingt erarbeiten kann, und das kein Medium außer dem Roman (gut, begrenzt die Kurzgeschichte) kann: uns - wenn auch nur als Illusion - das Innenleben eines anderen erleben zu lassen. Das ist meiner Meinung nach das, worum es eigentlich geht, wenn wir Romane lesen (und schreiben). Ein bisschen Voyeurismus und ein bisschen Alltagsflucht. Recherche ist wichtig, und sie kann einer Geschichte erst die nötige Tiefe verleihen, die ihr ohne fehlen würde. Aber wie gesagt, ein Roman ist ein Roman ist ein Roman. Kein Sachbuch.

Churke

Zitat von: Zitkalasa am 01. April 2012, 21:34:41
Was meinst du mit "Reseoffizier"?

Oh, sorry. Ich meinte "Reserveoffizier."

HauntingWitch

Zitat von: Churke am 01. April 2012, 21:28:49
Ich habe gerade bei einer Steampunk-Geschichte wieder mal gemerkt, dass mir viele Ideen bei der Recherche kommen. So gesehen kann man also gar nicht zuviel recherchieren.

Das ist etwas, was mir mittlerweile auch aufgefallen ist. Selbst wenn man eine Information für das dazugehörige Projekt nicht gebrauchen kann: Vielleicht gibt sie einem die Idee für das nächste.

Was mir ausserdem bei einem meiner aktuellen Skripte aufgefallen ist: Die Stellen, für die ich detaillierter recherchiert habe, wurden automatisch lebendiger. Ich fühlte mich sicherer während dem Schreiben, musste nicht so viel überlegen und konnte somit viel mehr Atmosphäre einfliessen lassen. Das ist ein Aspekt, den man durchaus einrechnen darf, schaden kann es ja nicht.

Merrit

Recherche ist wichtig. Zumindest sollte man einen guten Eindruck davon haben, was man da schreibt, auch wenn das Thema nur angekratzt wird. Ich recherchiere gerade über Beschläge bei Zugochsen und Rindern. Man bin ich dankbar für unseren Hufschmied! Auch wenn ich davon nur wenig ins Manuskript einbringen werde, muss doch auch das wenige schlüssig erscheinen. Ich ärgere mich immer zutiefst, wenn ich etwas lese, was vollkommen unsinnig ist. Meistens handelt es sich dabei um Sachen, die mit Pferden zu tun haben  :brüll:. Zu Glück findet man vieles raus, wenn man einfach Fachleute fragt ;-). Aber ich ziehe den Hut vor den Aufwendungen, die hier einige betreiben :jau:.

Debbie


Ich recherchiere jetzt bereits solange ich schreibe - also seit ungefähr acht Jahren. Zu Anfang habe ich mir - wie Lavendel - viele Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen, wobei ich zum Thema slawische Mythologie in unserer Stadtbibliothek bereits auf Grenzen stieß. Dann hab ich eben die Landesbibliothek bemüht - dort fand ich dann eines der ausschlaggebenden Bücher, aber man kann Recherche oft nicht auf ein einziges Buch beschränken; wissenschaftlich fundiert oder nicht. An dem Punkt fing ich dann an, diesen Ratschlag zu beherzigen:

Zitat von: Lavendel am 01. April 2012, 23:29:13

Noch was, was beim Bedienen einer Suchmaschine nützlich sein kann: Englisch. Sucht auf Englisch, und ihr findet mindestens drei Mal so viele nützliche Ergebnisse zu den meisten Themen. Wenn ihr andere Sprachen sprecht, dann nutzt auch diese!

Das Gleiche gilt für Bücher!  :jau: Ab dem Moment, in dem ich anfing mich gleichermaßen über englische Rechercheliteratur zu informieren, wie über deutsche, hatte ich praktisch zu jedem Thema eine regelrechte Auswahl an Büchern. Dazu kommt, dass die englischen Bücher oftmals günstiger sind, als die deutschen.
Aber Achtung: amazon.de führt zwar fast alle englischen Bücher, die ich brauchte, gefunden hab ich sie über die entsprechenden Stichwörter aber oftmals nur bei amazon.com. Die Suchmaschine funktioniert anders und spuckt weit mehr Ergebnisse aus.

Der nächste Schritt war dann eine große Überwindung: Ich musste lernen meinen Respekt für Bücher im Bezug auf Rechercheliteratur etwas einzuschränken. Der Schritt, wichtige Textpassagen mit Textmarker zu markieren, hat mir extrem viel abverlangt. Inzwischen bin ich längst soweit, dass ich nicht mehr nur Stichwörter, sondern komplette Absätze anstreiche. Dementsprechend, bin ich bereits seit einiger Zeit dazu übergegangen mir wichtige Rechercheliteratur zu kaufen anstatt zu leihen; auch weil man spezielle Lexika oftmals nicht ausleihen, sondern nur einsehen kann.
Bei deutschen Büchern kann die Bibliothek u. U. die Vorauswahl erleichtern, bei englischer Literatur wirds da schon schwieriger - Rezensionen sind dabei oftmals unverzichtbar, und manchmal möchte man Präsentkörbe an Rezensenten verschicken, die ihren Job besonders gründlich gemacht haben.

Meine gesammelten Markierungen landen dann in entsprechenden, von mir angelegten, Lexika. Während ich meine beide Magie-Lexika noch ausschließlich mit Hand verfasse, hab ich mir die Arbeit bei meinem Lexikon der slawischen Mythologie bereits mit dem Laptop erleichtert. Man lernt dazu, wenn man tagelang ein Taubheitsgefühl in den Fingerkuppen hat  ;)

Abgesehen von der Bibliothek und dem Internet - bei dem man, wie von Lavendel schon erwähnt - extrem vorsichtig sein muss, ist das Quell - und Literaturverzeichnis, im Anhang der bereits vorhandenen Literatur, die erste Anlaufstelle. Bestens geeignet ist da oftmals ein Lexikon oder Handbuch zum entsprechenden Thema. Das Verzeichnis lässt sich auch aus Bibliotheksbüchern meist schnell rauskopieren, so dass man sich daheim intensiver mit den genannten Quellen befassen kann.

Inzwischen hab ich fast zwei ganze Billy Regale voller Nachschlagewerke (ca. 150 - 170 Bücher) - falls also jemand mal einen Anhaltspunkt zu diversen Mythologien oder Magie braucht, darf er mich jederzeit gerne belästigen  :vibes:

Derzeit darf ich zu Recherchezwecken einige Bildbände durchstöbern - dieser Teil der Recherche erfreut mein Fotografen-, mein Autoren- und mein Fernweh-Ich gleichermaßen. Recherche kann also durchaus auch Spaß machen.

Zitat von: HauntingWitch am 02. April 2012, 16:32:18
Das ist etwas, was mir mittlerweile auch aufgefallen ist. Selbst wenn man eine Information für das dazugehörige Projekt nicht gebrauchen kann: Vielleicht gibt sie einem die Idee für das nächste.

Was mir ausserdem bei einem meiner aktuellen Skripte aufgefallen ist: Die Stellen, für die ich detaillierter recherchiert habe, wurden automatisch lebendiger. Ich fühlte mich sicherer während dem Schreiben, musste nicht so viel überlegen und konnte somit viel mehr Atmosphäre einfliessen lassen.

Zitat von: Churke am 01. April 2012, 21:28:49
Ich habe gerade bei einer Steampunk-Geschichte wieder mal gemerkt, dass mir viele Ideen bei der Recherche kommen.

Beiden Aussagen kann ich nur absolut zustimmen! Einfallsreichtum und Kreativität entwickeln meist die Breite einer Geschichte, während Recherche für die Tiefe und Glaubwürdigkeit einfach unverzichtbar ist! Sehr viele Plot- und Detailideen sind bei mir durchs Lesen entstanden - und wenn man das Gelesene mal weder im jetzigen, noch im nächsten Projekt verwenden kann, schadet es der Allgemeinbildung mit Sicherheit nicht  ;)


Ryadne

Zitat von: Debbie am 02. April 2012, 19:07:46

Beiden Aussagen kann ich nur absolut zustimmen! Einfallsreichtum und Kreativität entwickeln meist die Breite einer Geschichte, während Recherche für die Tiefe und Glaubwürdigkeit einfach unverzichtbar ist! Sehr viele Plot- und Detailideen sind bei mir durchs Lesen entstanden - und wenn man das Gelesene mal weder im jetzigen, noch im nächsten Projekt verwenden kann, schadet es der Allgemeinbildung mit Sicherheit nicht  ;)

Dem muss ich allerdings auch zustimmen, trotz relativer Recherchefaulheit. Gerade fällt mir das auch bei der Arbeit im Museum auf, wo ich zwangsläufig viel recherchieren muss. Allein die vielen Lebensläufe der Künstler gäben super Stoff ab für Geschichten. Und es ist natürlich auch befriedigender, wenn man weiß, dass man Ahnung von dem hat, worüber man schreibt.
Mein Problem ist nur häufig, dass ich mir denke, es gibt Leute, die noch mehr Ahnung davon haben und am Ende sauer sind, wenn sie ihr Spezialgebiet bei mir verhunzt sehen.  :schuldig: Darum sollte ich mir wohl keine Gedanken machen, ganz perfekt wirds selten, aber dennoch hab ich das immer im Hinterkopf, wenn ich mich dann an etwas mache, was ich nur über zweckmäßige Recherchen kennengelernt habe und nicht über persönliches Interesse und (physisches) Engagement.