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Wortwiederholungen vermeiden

Begonnen von Coppelia, 03. Januar 2009, 08:20:38

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Romy

#45
Oh ja, meine Figuren kräuseln auch ständig die Stirn, ziehen ihre Augenbrauen in die Höhe, zucken die Schultern, seufzen lautlos oder hörbar und lächeln tun sie auch mal sehr häufig.  ::)

Was mir heute Nachmittag beim Schreiben mal wieder aufgefallen ist, ist das es momentan ziemlich häufig dunkel ist. Auch gerne mal Finsternis oder Schwärze usw. Aber um das weg zu bekommen, müsste ich die Geschichte ändern, also ... hm ... *schulterzuck*

Was die Pronomen angeht: Ich versuche mit den Namen und er/sie zurecht zu kommen. So was wie "Die Blondine" benutze ich höchstens für Statisten oder für Figuren, die meinem Perspektiventräger noch nicht namentlich bekannt sind. In dem Fall kommen auch Umschreibungen wie "Der/Die Fremde", "Der/Die Unbekannte", "Der/Die Mann/Frau" und Berufsbezeichnungen wie "Der Wirt", "Die Magd" etc. zum Einsatz. 

Das mit dem lauten lesen/vorlesen ist oft ein gutes Hilfsmittel, unliebsame Holprigkeiten raus zu finden. Allerdings, als ich zuletzt einen Text in meiner Schreibgruppe vorgelesen habe, kam die Anmerkung, dass ich den Namen meines Protas eigentlich zu häufig verwendet habe, es aber durch geschicktes vorlesen und Betonung ganz gut verbergen konnte, sodass es nicht wirklich störend klang ... Aber wenn dann irgendwann mal irgendein fremder Leser die Geschichte still für sich liest, würde dem das möglicherweise doch auffallen ... Naja, ich bemühe mich dann mal um häufigere Abwechslung ...  ::)

Alia

Da ich aktuell mit Wortwiederholungen bei meinem Kinderbuch kämpfe - bzw. ich dort viele habe, wo ich nicht weiß, ob ich sie lassen soll, hole ich dieses Thema mal wieder hoch.

In meinen "großen" Bücher - derzeit also meinem Werwolf und meinem Agleides - versuche ich Wortwiederholungen zu vermeiden. Das klappt dort auch hervorragend. Beim Korrekturlesen der fertigen Kapitel finden sich ein paar Einzelfälle und die sind meist gut lösbar.

Aber: beim Kinderbuch falle ich in eine ganz andere Sprache und dort gibt es ständig Wortwiederholungen.

Beispiel:
Zitat
Tief unter dem Feuerberg leben die Goblins. Ihr wisst nicht, was Goblins sind? Nun, Goblins sind...

Irgendwie fühlt es sich in diesem Buch richtig an - allerdings spukt mir da noch die "keine Wortwiederholungen"-Regel im Kopf herum.

Gibt es für Kinderbücher (Kindergartenalter) eine Ausnahme? Oder bin ich die einzige, die das dort stimmig findet?

Liebe Grüße

Alia

Sonnenblumenfee

Also grundsätzlich finde ich (ohne jemals ein kinderbuch geschrieben zu haben), dass Wortwiederholungen bei Kinderbüchern nicht so schlimm sind, auch wenn man sie natürlich trotzdem nach Möglichkeit vermeiden sollte. In deinem Beispiel finde ich es zum Beispiel gar nicht schlimm. Es geht ja um die Goblins und das Wort da ein paar mal zu wiederholen, damit es sich einprägt, finde ich wirklich in Ordnung. Generell hat man bei Kinderbüchern ja eher einen eingeschränkten Wortschatz, den man anwenden darf, einfach weil Kinder ja viele Worte noch nicht kennen. Da sind Wortwiederholungen mMn unvermeidlich.
Aber wie gesagt, ich habe weder je ein Kinderbuch geschrieben, noch in letzter Zeit eins (vor)gelesen.
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

Ary

Gefühlsmäßig würde ich sagen, dass es bei Kinderbüchern nicht so schlimm ist, wenn es solche Sätze sind wie der Geschriebene. Man kann ja nicht davon ausgehen, dass jedes Kindergartenkind das Wort Goblin schon mal gehört hat, da hilft die Wiederholung den Kindern sicher, sich das neue Wort einzuprägen und gleich mit dem zu verbinden, was es beschreibt.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Alia

Die Wortwiederholungen sind meist irgendwelche Substantive, die dann gleich in jedem von 2-4 aufeinanderfolgenden kurzen Sätzen auftauchen. Und da ich kurze Kapitel (ca. 5.000 Zeichen) mit jeweils eigenem Thema habe, ist je Kapitel immer eine hohe Dichte von bestimmten Wörtern. Einmal sind es die Kobolde, mal die Elfen, mal Wölfe, etc.

Und ich verwende häufiger bestimmte Verben, ganz schlimm ist "sagen". Aber bei vielen Synonymen, bzw. Satzumstellungen zur Vermeidung solcher Worte, bin ich mir sicher, dass sie einfach nicht in die Sprache der Zwerge passen und lasse sie weg.

Farean

(Dieser Thread erinnert mich irgendwie daran, daß das tollste Weihnachtsgeschenk, das meine Frau mir letztes Jahr gemacht hat, ein Synonymwörterbuch war... :-*)

Zitat
Tief unter dem Feuerberg leben die Goblins. Ihr wisst nicht, was Goblins sind? Nun, Goblins sind...
Laß es so. Vertrau deinem Bauchgefühl. Für ein Kinderbuch ist das genau richtig. "Keine Wortwiederholungen" ist, wie alle anderen Kriterien beim Schreiben, keine starre Regel, sondern ein "Verdächtiger", nach dem man Ausschau halten kann, wenn einen am eigenen Text "irgendwas noch stört".

Nycra

Ich schleich mich hiermal rein und sabbere ... äh senfe hier mal was dazu (ich hoffe, ich bin damit dann nicht OT).

Bei der Überarbeitung von Damonei durfte ich auch feststellen, dass ich sehr oft Worte wiederhole. Meine neueste Lieblingswiederholung ist (neben) "offenbar" "Abgesehen davon"  :gähn:. Also habe ich mein komplettes Skript nach Schlagworten durchsucht und diese ausgemerzt. V....t viel Arbeit und wahrlich kein Vergnügen. Soweit so gescheit.

Dann kam am Donnerstag endlich eines der Bücher (eine Fortsetzung), auf die ich ewig gewartet hatte und ich hab sofort mit Lesen losgelegt. Tja, da bekam ich dann echt eine Gänsehaut, aber nicht vor Lesevergnügen: Auf jeder Seite fand ich mehrere Wortwiederholungen. Okay, sie sind mir vielleicht deswegen aufgefallen, weil ich bei meiner Überarbeitung genau danach geschaut habe, aber stellenweise waren es echt so viele Häufungen,  dass mir ganz komisch wurde.

Die Geschichte war gut, nur der Leseeindruck insgesamt wurde arg geschmälert...

Da frag ich mich doch:

Haben die (Autoren/Verlage) kein Interesse mehr daran, das vernünftig zu Lektorieren oder bin ich einfach nur pingelig? Ich meine, mein Lit-Agent hat mir ausdrücklich gesagt, Wortwiederholungen sind ein no-go ... Sicher, manchmal lassen sie sich nicht vemeiden, wenn es keinen adequaten Ersatz gibt, aber das war in diesem Fall eben nicht so. Mir wären für einige Worte aus dem Stehgreif drei Alternativen eingefallen.

Oder mach ich mir zu viele Gedanken? Soll ich einfach vor meiner "Vielwörterei" die Augen verschließen und es so handhaben wir die Autorin?

Ich meine, das war jetzt Band 7, da kann man sich offenbar (*hust*) erlauben, nicht mehr allzugründlich zu überarbeiten, oder sehe ich das falsch?


zDatze

Ob man Wiederholungen nicht mehr "weglektoriert" kann ich dir nicht sagen. Wird wohl auch Geschmacksache sein. (Jaja, dieses leidige Thema schon wieder.)
Ohne zu wissen, um welches Buch es sich handelt, wird es allerdings schwierig da eine Aussage zu machen.

Bei meinen eigenen Texten setze ich Wortwiederholungen oft bewusst ein um einen gewissen Rhythmus beim Lesen zu erzeugen. Von daher würde ich sagen: Es kommt eben darauf an.
Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass einigen diese Wiederholungen auf den Keks gehen werden. Und vielleicht gehen sie mir in einem halben Jahr selber auf den Keks. ;D

ZitatOder mach ich mir zu viele Gedanken? Soll ich einfach vor meiner "Vielwörterei" die Augen verschließen und es so handhaben wir die Autorin?
Wenn es dir selber nicht gefällt, dann würde ich mich da auch nicht anpassen. Schreib so, wie dir deine Geschichte am besten gefällt und wie du sie auch lesen willst. :)

Zit

#53
Habe gestern "Der Kaiser von China" von Tilman Rennstedt ausgelesen. Bei ihm sind Wiederholungen an der Tagesordnung -- was so gewollt ist. Er wiederholt nicht nur Worte, auch Satzbau, aber vorallem klatscht er alles mit zig Kommata hintereinander bis einen endlich ein Punkt erlöst.
Allerdings muss ich sagen, dass ich es so, wie es Rennstedt derartig "chronisch" einsetzt, gar nicht so mies finde. Das relativ kleine und adjektiv-arme Vokabular passt zur Geschichte, zum Rythmus.

Ich schätze ganz stark, dass Nycra sich auf einen Unterhaltungsroman Marke Blanvalet&Co. bezieht, oder? Im Gegensatz zum Bachmann-Gewinner Rennstedt, glaube ich hier, dass der Roman einfach leicht verständlich sein soll. Manchmal ist es einfacher zu wiederholen als übelst den Satzbau zu konstruieren, der beim flüchtigen Lesen den Leser aus der Geschichte wirft.

Soweit mein Ketchup-Senf dazu.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Lomax

Zitat von: Nycra am 14. März 2011, 16:29:39Auf jeder Seite fand ich mehrere Wortwiederholungen. Okay, sie sind mir vielleicht deswegen aufgefallen, weil ich bei meiner Überarbeitung genau danach geschaut habe, aber stellenweise waren es echt so viele Häufungen,  dass mir ganz komisch wurde.
...
Haben die (Autoren/Verlage) kein Interesse mehr daran, das vernünftig zu Lektorieren oder bin ich einfach nur pingelig?
Um das zu beantworten, müsste man den Text natürlich sehen, an dem du dich gestört hast. Tatsache ist allerdings, gerade angehende Autoren, die irgendwann mal gehört haben, dass man "keine Wortwiederholungen machen darf", neigen zur Überkompensation und bearbeiten Texte kaputt, indem sie krampfhaft Wortwiederholungen rausholen. Und reagieren dementsprechend auch leicht empfindlich auf Texte, die diesen Manierismus nicht teilen.
  Manche Wortwiederholungen sind sinnvoll, andere Wortwiederholungen insbesondere von wenig inhaltsstarken, eher grammatischen "Hilfsworten", Eigennamen o.ä. sind bis zu einem gewissen Maß ohne Bedeutung. Und was die sonstigen Wortwiederholungen betrifft, die man vermeiden sollte ... auch das ist nur ein Stilmerkmal unter vielen, und zwar ein eher lässliches. Schlimmer als eine Wortwiederholung ist ein falsches Wort, oder ein schlechtes Synonym - und genau das ist die Art, wie man als Anfänger beim "Wortwiederholungen beseitigen" den Text leicht ruiniert, indem man lieber ein schlechtes Wort hinschreibt als eine Wiederholung.
  Tatsächlich ist es aber umgekehrt. Lieber eine Wiederholung als ein schlechtes Wort. Immer daran denken: Das, was man hinschreibt, um eine Wortwiederholung zu beseitigen, darf nie ein Satz oder ein Wort sein, den man nur deswegen schreibt, um die Wiederholung rauszunehmen. Es muss für sich genommen perfekt sein. Wenn es eine "Notlösung" ist, hat man einen Bearbeitungsfehler gemacht und hätte länger nachdenken müssen - oder die Wortwiederholung als unvermeidlich hinnehmen.

Die einzelne Wortwiederholung ist also meist nicht so tragisch. Irgendwann wird es allerdings zu viel. Die persönliche Schmerzgrenze unterliegt dann allerdings auch ein wenig dem Geschmack - auch bei Lektoren. ;)
  Ich merke es bei meinen eigenen Texten. Ich persönlich sehe Wortwiederholungen lockerer als früher, seitdem ich ein paar Jahre professionell in der Textredaktion gearbeitet habe. Aber jeden meiner Romane forste ich nach dem Lektorat noch mal durch und hole Wortwiederholungen raus, weil meine Lektorin Wortwiederholungen noch lockerer sieht als ich und sie oft sorgar sinnvoll findet für Betonung und Sprachrhythmus und welche einsetzt, wo ich sie gar nicht haben will.
  Die Grenze ist da also durchaus flexibel und nach oben offen, selbst wenn es den Lektoren nicht egal ist und sie bewusst darauf achten. Da muss man halt selbst sehen, wo man sich innerhalb der tolerierbaren Skala positionieren möchte; aber einen eindeutigen Punkt, der "richtig" ist, gibt es da nicht.

Was es allerdings gibt, neben all diesen guten und reiflich überlegten Gründen, warum viele gedruckte Texte mehr Wortwiederholungen haben, als man selbst machen würde, das sind natürlich auch Texte, die wirklich zu viele Wiederholungen haben, und das aus reiner Schlampigkeit  :).
Um zu beurteilen, was in deinem Fall vorliegt, müsste ich den Text schon im Detail sehen. Die Faustregel lautet, wie immer beim Lektorieren: Wenn es nicht auffällt, ohne dass man gezielt danach sucht, ist es okay. (Obwohl es natürlich unerfahrene Leser und Bearbeiter gibt, bei denen diese Faustregel ins Auge geht - was auch der Grund ist, warum angehende Autoren immer gerne zu "Search & Destroy"-Missionen aufgefordert werden, die in einem professionellen Lektorat halt nur dann durchgeführt werden, wenn der Lektor vorher festgestellt hat, dass genau dieser Text das ganz konkret nötig hat).

Nycra

Hi, danke für die Antworten.

Ja, ist ein Unterhaltungsroman gewesen. Ich bin ein Fan von Nalini Sings Gestaltwandlerreihe und dem im März erschinenen Band "Ruf der Vergangenheit" ist es mir halt extrem aufgefallen. Ich kenne ja alle ihre Bücher auch den Starter von ihrer neuen Reihe. Da war das eben nicht der Fall (oder es ist mir nicht aufgefallen). Ich sagte ja, ich bin durch meine Korrekturen extrem anfällig für solche Sachen geworden und in dem Fall hat es mich sehr gestört. Ich kenne das Phänomen aus anderen Romanen, aber da war es nie so gravierend wie hier.

Ich meine, ja, sicher, ich verwende auch Wortwiederholungen, insbesondere, wenn ich etwas Hervorheben möchte, aber auf einer Seite 15 Mal das Wort Hand zu lesen, wo man es durchaus mit Umschreibungen hätte schöner gestalten können, finde ich dann schon etwas fies... zumal wenn man bedenkt, wie viele Wörter auf eine Taschenbuchseite gehen  :psssst:

Drachenfeder

Ich benutze auch oft Wortwiederholungen. Mein einer Prota ist aber auch dermaßen Begriffsstutzig und muss ständig alles nachprabbeln. Hat er sich angewöhnt und meinem Wächter geht das so richtig auf den Keks. Also manchmal passen Wiederholungen einfach.

Aber oft genug habe ich Bücher und Geschichten gelesen, die so viele Wiederholungen haben, dass ich dachte: Mein Gott, wenn du es nicht kannst, dann lass es.
Doch manche können Schreiben und machen es trotzdem. Ich erinnere mich da gerne einen einen uns allen bekannten WoHo

ZitatIm Bruchteil einer Sekunde

*schnauf*



Zit

"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Drachenfeder

Entschuldigung, Wolfgang Hohlbein meinte ich.



Verena

Es ist schon der Hammer, wie blind man gegenüber dem eigenen Text wird. :wums: Man kann sich sein Manuskript tausendmal durchlesen - ja sogar wennn es vom Lektorat kommt, sind teilweise noch solche Fehler wie Wortwiederholungen vorhanden. ::)

Bei meinem letzten MS z.B. hat mich erst mein Verleger drauf aufmerksam gemacht, dass ich sehr oft "einige Sekunden" geschrieben habe. Statt "einen Moment", oder "einen Augenblick" oder so ....   Und auch DANN erst ist mir das selbst aufgefallen. Ich weiß nicht, ob es wirklich ein "Rezept" gegen Wortwiederholungen gibt, aber am Besten ist halt einfach überarbeiten, überarbeiten, überarbeiten .... Ein kleiner Trost ist, dass es JEDEM passiert - ich habe schon Wortwiederholungen bei erfolgreichen AutorINNen gefunden ....

Liebe Grüße
Verena