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Wieviele Personen kann eine Story ab

Begonnen von Darien, 17. November 2007, 20:40:44

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Fianna

Genau das Muster "1 Protagonist, 1 Antagonist..." wollte ich aufbrechen  :D

Mich stört es an Büchern weniger, wenn mehrere gleichberechtigte Protagonisten auftauchen, als wechselnde Handlungsorte oder zu viele Handlungsfäden. Am besten wird noch mit einem Cliffhänger beendet und dann erstmal 50-80 Seiten mit einem (oder mehreren) anderen Handlungsfäden weitergemacht *grusel* Danach war es mir meist auch einfach nur egal, was mit den Protagonisten 1 (oder 2) Handlungsstränge vorher war.
Maggie Furey und Joe Abercrombie haben mich da gestört. Bei Abercrombie habe ich den ersten Band noch nicht ganz gelesen, da ich zuerst die Szenen mit Logan gelesen habe und später die Ferro-Szenen. Den zweiten Band habe ich noch nicht angefangen, weil mich diese Wechsel so sehr stören :(

Notrya

Zitat von: KaPunkt am 30. Juni 2012, 19:09:06
Ich habe kein Problem mit mehr Perspektiven, solange es der gleiche Faden ist, und sich die Figuren vielleicht sogar am gleichen Ort aufhalten.
Dann weiß ich, was grad los ist und freue mich, es mal aus der Sicht von jemand anderen zu sehen.
Game of thrones springt fröhlich auf zwei Kontinenten und in diversen Städten, Burgen, Landschaften und was ich nicht noch alles herum, zusätzlich zu einem echt enormen Cast.
Da geht einem wirklich jeder Überblick verloren.  ???

Genau das stört mich beim Song of Ice and Fire auch, obwohl ich mich grad mehr oder weniger fleißig durch Band 2 arbeite. Am meisten regt es mich auf, wenn ich ständig im Anhang nachschlagen muss, welchem "Lager" Person xy angehört, und da ich meist keinen Schimmer habe, muss ich jede dieser Familienübersichten komplett durchlesen, um die Figur überhaupt erst einmal wiederzufinden...  :gähn:

Ich habe auch eine Geschichte mit sieben Perspektivträgern (und einer weiteren "Perspektive", die allerdings nur aus Briefen besteht) hier gerade auf meinem virtuellen Schreibtisch, und ich habe festgestellt, dass meine Testleser anfangs noch ein wenig verwirrt waren, aber die vielen Perspektiven schnell angenommen haben, weil die Schilderungen aus den einzelnen Perspektiven relativ schnell ineinandergreifen. Nicht alle, und nicht alle gleichzeitig, aber drei davon sind Geschwister und befinden sich am selben Ort, und zwischen allen anderen entsteht ein mehr oder weniger regelmäßiger Austausch, sodass man aus jeder Perspektive auch etwas über einige der anderen Figuren erfährt.

So bleibt der rote Faden meiner Meinung nach erhalten und der Leser muss sich nicht Cliffhanger von vor 50 Seiten in Erinnerung rufen, wenn der Perspektivträger wechselt. Mein anderes Projekt hat bisher nur zwei Perspektivträger; noch hält man sie beide für "gut", aber sie werden sich bald als Prota und Anta erweisen... Damit bin ich ehrlich gesagt noch nicht zufrieden. Es muss mindestens noch eine weitere Figur herein; warum genau, kann ich gar nicht sagen, aber es fühlt sich komisch an mit "nur" den beiden, die ich bisher habe. Entweder fliegt der Anta wieder heraus und ich bleibe bei einer Protagonistin, oder ich baue noch eine dritte Perspektive ein. Mal schauen, was sich beim Weiterschreiben "logischer" anfühlt.

Judith

Zitat von: Franziska am 30. Juni 2012, 20:57:29
naja, Game of Thrones zeigt ja gerade, dass das Geschmackssache ist.
Ja, das würde ich mal unterschreiben. Die meisten, die A Song of Ice and Fire mögen, mögen es gerade wegen der vielen Personen und nicht trotzdem. Ich liebe auch gerade all die verschiedenen Perspektiven - im 4. Band hab ich mich dann zwar gefragt, ob das nicht allmählich etwas ausufert, aber zumindest bis dahin hätte ich keine einzige missen mögen. Für mich ist gerade das ja das Besondere an der Serie.
Und ab und zu würde ich mir wirklich mehr Romane wünschen, in denen mit ähnlich vielen Perspektiven ähnlich mühelos jongliert wird (ich fand den Wechsel zwischen ihnen nie anstregend). Daher denke ich eben, dass es eine objektive Antwort auf die Frage, wieviele Personen eine Story abkann, ohnehin nicht geben kann.

Fianna

Ich glaube Steven Eriksson ist schlimmer. Wenn ich die begeisterten Erklärungen meines Exfreundes richtig in Erinnerung habe, sind in verschiedenen Bänden verschiedene Personen und Erzählstränge, und man weiß als Leser erstmal nicht, wie das alles zusammen gehört.

Ich warte noch auf einen Beinbruch, der mich 6 Wochen lang ans Bett fesselt, bevor ich seine Bücher anfange zu lesen.

Churke

Hatte letztens mal wieder David Weber in der Hand. 15 - 20 Perspektivträger in EINEM Buch sind dann doch etwas viel.  Bei Weber verliert man zwar nicht den Überblick, aber ich finde nicht, dass das dem Plot bekommen ist. Der Autor verzettelt sich und durch das ständige Wechseln wirkt das auch nicht richtig fesselnd.

FeeamPC

Ich habe eine Geschichte mit zwei Haupt-Perspektiventrägern und 3drei Neben-Perspektiventrägern und noch drei oder vier weiteren Figuren, die nur jeweils in einem kleineren Teil des Buches auftauchen, aber auch ihre eigene Perspektive bekommen.

Bislang hat kein Betaleser darüber gemeckert.

Arcor

Ich denke, dass es zum einen mit der Dicke des Buches zusammenhängt, wie viele Perspektivträger zu viel sind. Bei 300 NS können schon mehr als zwei deutlich zu viel sein, bei 2000 machen auch sechs bis acht meiner Meinung nach nichts.
Zum anderen hängt es aber auch davon ab, wie diese Perspektivträger angeordnet sind. Wenn mit jedem Perspektivträger ein eigener Handlungsstrang verbunden ist, kann es bei mehreren sehr schnell sehr unübersichtlich werden. Teilen sich mehrere Perspektivträger hingegen einen Strang, sehe ich da nicht so das Problem. In meinem High-Fantasy-Monster habe ich sechs primäre und sicherlich ein Dutzend sekundäre Perspektivträger, allerdings teilen die sich auf zwei Handlungsstränge auf, wodurch das ganze weniger unübersichtlich ist, als man denkt.

Generell begünstigen mehr Figuren und mehr Perspektivträger komplexe Handlungen, da man sie so vielschichtig und aus vielen verschiedenen Perspektiven darstellen kann. Ich persönlich bin da ein Fan von und komme damit auch meist gut klar. Allerdings sind Handlungen mit einem einzigen Perspektivträger oftmals ungleich intensiver, weil man einfach nur die eine Sicht auf die Handlung hat. Das würde ich gerne mal selber ausprobieren, bin bisher aber noch nicht dazu gekommen.
Not every story is meant to be told.
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Faye - Finding Paradise

Zit

#67
Nun ja, Perspektiven und Personen sind ja zwei dinge, würde ich sagen. Bei den Perspektiven stimme ich dir natürlich zu. Wobei ich denke, dass die vielen Perspektiven zu mehr Normseiten führen und mehr Perspektiven von mehr Protagonisten kommen und die wiederum von einem komplexeren Plot. Auf der anderen Seite gibt es sicher auch 1k-Wälzer, die maximal 2 Perspektiven bieten.

Was ich sagen wollte: Wenige Perspektiven sind gar nicht so schwer, wenn man sich eingesteht, dass man den Plot straff halten muss -- und dass man nicht alles, was so in einer Welt geschieht außerhalb der Reichweite der Protagonisten, in Szenen packen muss oder überhaupt mitteilen muss.
Bei meinen Iden teilen sich auch Protagonisten die Perpsektiven, allerdings liegen geschätzte 70% dabei beim Hauptprota, weil ich auch nicht so ein Freund von "perspective hopping" bin. Am liebsten würde ich gar nicht wechseln, aber das geht dann doch nicht, weil gewisse Plotentwicklungen dann zu willkürlich wirken würden.
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Arcor

Zitat von: Zitkalasa am 03. Juli 2012, 21:33:48
Was ich sagen wollte: Wenige Perspektiven sind gar nicht so schwer, wenn man sich eingesteht, dass man den Plot straff halten muss

Wenn man das schafft.  ;) Meine Plots verselbstständigen sich immer schon sehr früh und schreien dann bald nach neuen Perspektivträgern. Ich bin ja schon froh, dass ich bei meinem neuen Projekt nur 2 habe und bis auf Einzelszenen wohl auch in Folgebänden keine weiteren Perspektiven hinzukommen werden.

Aber du hast natürlich recht, Perspektivträger und Personen sind zwei paar Schuhe. Bei Personen finde ich es schwieriger zu sagen, wie viele zu viele sind. Hängt auch sicher wieder mit der Dicke des Buchs zusammen, aber ich schätze noch stärker mit der Aufteilung. Personen, die fest an einen Handlungsort oder einen Plotstrang verknüpft sind, lassen sich leicht behalten, selbst wenn die Personenzahl des gesamten Buchs sehr hoch ist. Schwieriger wird es, wenn mehrere kleine Nebenfiguren an verschiedenen Orten in verschiedenen Plotsträngen und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet auftauchen. Sobald das dann munter hin und her geht, leidet die Übersicht.
Ich bin allerdings auch niemand, den ein Namensregister im Anhang wie bei Song of Ice and Fire abschreckt. Im Gegenteil, ich freue mich darüber, weil ich dann einen Ort zum Nachschlagen habe. Schlimm ist es, wenn so ein Register nicht vorhanden ist, obwohl es nötig wäre.
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Faye - Finding Paradise

Simara

Ich habe mich gerade erst dabei ertappt die Handlung auf zu viele Charaktere aufzubröseln. Hab jetzt mit dem momentanen Projekt noch einmal ganz von vorne angefangen um den Versuch zu wagen aus der Ich-Perspektive zu erzählen. Mal sehen ob ich dabei weniger abschweife.  :versteck:

Judith

Zitat von: Fianna am 02. Juli 2012, 21:37:43
Ich glaube Steven Eriksson ist schlimmer. Wenn ich die begeisterten Erklärungen meines Exfreundes richtig in Erinnerung habe, sind in verschiedenen Bänden verschiedene Personen und Erzählstränge, und man weiß als Leser erstmal nicht, wie das alles zusammen gehört.
Ja, dem würde ich zustimmen. Während ich mit den verschiedenen Personen im Lied von Eis und Feuer kaum Probleme hatte (da sieht man ja sehr schnell, wie die mit wem zusammenhängen), war Eriksson für mich ein komplettes Tappen im Dunkeln. Viele Figuren (in die ich mich nicht recht einfinden konnte - irgendwie kam ich mit seinen Figuren nicht gut klar), bei denen viele zunächst komplett isoliert erscheinen. Und da waren es mir dann schnell zu viele Personen, weil sie mir auf zu viele Handlungsstränge aufgeteilt waren, die ich nicht in einen Zusammenhang bringen konnte.
Und das zeigt auch wieder, dass man kaum pauschal sagen kann, wieviel Personen oder vielleicht eher Perspektiventräger eine Story abkann - das kommt auch sehr darauf an, wie sie eingeführt und zueinander in Bezug gesetzt werden. Und auch da ist das oft reine Geschmacksache, wobei ich sogar von eingefleischten Eriksson-Fans schon gehört habe, man müsse sich durch den 1. Band eben durchquälen, ehe man anfängt, den größeren Plot zu verstehen und bei den Handlungssträngen durchzublicken.

Luna

#71
Zitat von: Judith am 20. Juli 2012, 23:16:46
Ja, dem würde ich zustimmen. Während ich mit den verschiedenen Personen im Lied von Eis und Feuer kaum Probleme hatte (da sieht man ja sehr schnell, wie die mit wem zusammenhängen), war Eriksson für mich ein komplettes Tappen im Dunkeln. Viele Figuren (in die ich mich nicht recht einfinden konnte - irgendwie kam ich mit seinen Figuren nicht gut klar), bei denen viele zunächst komplett isoliert erscheinen. Und da waren es mir dann schnell zu viele Personen, weil sie mir auf zu viele Handlungsstränge aufgeteilt waren, die ich nicht in einen Zusammenhang bringen konnte.
Und das zeigt auch wieder, dass man kaum pauschal sagen kann, wieviel Personen oder vielleicht eher Perspektiventräger eine Story abkann - das kommt auch sehr darauf an, wie sie eingeführt und zueinander in Bezug gesetzt werden. Und auch da ist das oft reine Geschmacksache, wobei ich sogar von eingefleischten Eriksson-Fans schon gehört habe, man müsse sich durch den 1. Band eben durchquälen, ehe man anfängt, den größeren Plot zu verstehen und bei den Handlungssträngen durchzublicken.
Hi hi, Erikson bin ich gerade am lesen. Ich hatte auch das Problem, das ich mich in viele Figuren einfach noch nicht hineinversetzen kann. Viele waren für mich noch zu blass. Die Reihe hat ja mittlerweile 14 Bände und da gabe ich dem Autor noch eine Chance. Ich bin gerade bei Band zwei, kann aber nicht wirklich viel dazu sagen, ob das besser geworden ist. So weit bin ich da noch nicht. Es gibt ja sogar ein eigenes Forum mit etwa 400 Mitgliedern. Von daher kann ich mir schon vorstellen, das das bei Erikson noch was wird. Ach ja, etliche Handlungsstränge führen auch erst nach einigen Büchern wieder zusammen.
Da hat es Martin schon besser hinbekommen. Mit seinen Figuren fiebert man ja von Anfang an gleich mit. Von daher würde ich auch sagen, dass sich das pauschal nicht sagen lässt, wie viele Perspektiven eine Story abkann. Es kommt eben auch immer drauf an, wie diese vielen Protas eingeführt werden und ob der Autor es schafft, das man gleich einen Bezug zu ihnen bekommt.