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Wer sich als Fantasyautor outet...

Begonnen von Moni, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Moni

#15
ZitatIch kann mich da nicht beklagen, aber im großen und ganzen bin ich da auch nicht sonderlich offensiv mit meinen Literaturvorlieben oder meiner kreativen Seite aufgetreten. Wie im Studium war ich eher betont seriös und "wissenschaftlich" - was nicht heißt, dass ich irgendwas geheimgehalten hätte. Ich hab halt nicht von selbst davon gesprochen, sondern nur, wenn das Thema auf so etwas kam. Und das geschah von sich aus selten  

Dito. In der Schule wußte keiner das ich überhaupt schreibe. Lediglich was ich lese, bekamen die anderen schon mal mit, aber das hat eigentlich nie zu Problemen geführt.
Und den Lehrern war eigentlich auch egal, was man las, denn sie hielten es für wichtiger, das man las. Eigentlich ideal.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lastalda

@Feuertraum:

Die Antwort ist eigentlich recht simpel: Es gibt keine "richtige" oder "falsche" Literatur. Nur sehr verschiedenartige. Natürlich gibt es einen vehementen Unterschied zwischen einem Sachbuch, einem Klassiker a la Goethe und einem modernen Fantasyroman. Aber das ist alles Literatur.

Die von Manja angeführte Deutschlehrerin (die ich leider auch zu genüge kenne, da ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, 4 Jahre bei ihr Englisch und ein Jahr Deutsch (und sie während dessen auch nopch als Klassenlehrer) zu haben) ist nur leider sehr engstirnig. Was sie unter Literatur versteht, dürfte sich tatsächlicha uf die Klassiker beschränken, jedenfalls habe ich nie mitbekommen, dass sie mal von anderen Büchern auch nur ansatzweise gesprochen hätte.

Aber selbst reine Trivialliteratur ist Literatur. Und gute Fantasy ist weit mehr als das.

Lastalda

Manja_Bindig

#17
Da ich gerade meinen geliebten "Dorian Gray" vor der Nase habe:
"Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Sonst nichts."
Den Spruch hab ich Frau K. mal an den Kopf geworfen und sie: "Ja, das stimmt. wer hat das denngesagt?"
Ich: "oscar Wilde."
K.: "Der spruch ist Mist."
Kam prompt. Was der Name und die sexuellen Neigungen des Urhebers so ausmachen können... *lach*
Letztens gab es ja wieder so eine Auseinaderseetzung mit ihr: der Unserschied zwischen Unterhaltungs- und klassischer Literatur.
Ich: "Werther war seinerzeit auch Unterhaltungsliteratur. Heute gilt er als Klassiker."
K.: *bläst sich auf* "A... also..."
Ich: "Und Tolkien gilt auch schon als Klassiker nicht nur in der Fantasy." *ganz gelassen*
K.: *explodiert* "Ein solcher HANEBÜCHENER Mist wie Tolkien ist KEIN Klassiker!"
Die Frau war so wütend, dass ich schon gefürchtet(oder doch gehofft?) habe, dass sie nen Herzkasper bekommt.
Tolkien und kein Klassiker... also, sie kann über mich sagen, was sie will, aber das geht zu weit!

Elena

Nun, aber um das ganze jetzt mal realistisch zu sehen - abseits von Frau K. und ihren seltsamen Vorstellungen (die darauf schließen lassen, dass diese Frau selbst von Literatur und Büchern keine Ahnung hat, sondern nur das nacherzählt, was andere ihr gesagt haben - ihre Unmöglichkeit, auf deine Argumente einzugehen, zeigt es deutlich. Mit solchen Leute kann man nicht reden. Argumente nutzen etwas nur gegen Leute, die ihre Meinung selbst erschlossen haben und sie begründen können).

Ich möchte sagen: Abseits von Harry Potter und Tolkien hat Fantasy bei der breiten Masse noch immer ein starkes "Schundimage".  Es ist eher selten, dass man Fantasy besonderen Tiefgang oder eine Art "Botschaft" unterstellen möchte. Meines Erachtens nach bestätigen die Massenprodukte (also das, was ein Nicht-Fantasyfan sich auch einmal ansehen würde, abgesehen von eben Klassikern) dies meistens auch.

Ansonsten würde ich sagen, dass hier vielleicht ein paar schlechte Autoren das ganze Genre madig gemacht haben, indem sie Vorurteile schüren und schufen, die zwar reine Vorurteile sind und in jedem besseren Fantasyroman wiederlegt werden können, aber sich konsequent halten.
Das ist schade...

Andererseits gibt es auch eine Gruppe von (Klein-)Verlegern und natürlich viele Autoren, die vehement gegen diese Vorurteile ankämpfen und versuchen, durch gewisse Standarts dieses Image abzuschütteln. Man könnte es fast als Auftrag sehen.  ;)

Liebe Grüße,

Elena

Kristin

Womit wir wieder bei der Diskussion wären: "Was ist überhaupt Literatur?" bzw. "Was ist gut, was schlechte Literatur?"
Ich denke, auf diese Frage gibt es keine richtige Antwort, da für jeden etwas anderes gute Literatur bedeutet. Auch "Massenprodukte" haben meiner Meinung nach ihre Berechtigung, solange sie jemand gern liest (und gelesen werden sie offenbar, sonst gäbe es sie nicht). Stephen King hat mal gesagt, dass seine Bücher wie ein BigMac sind - nicht gerade "hohe Literatur", aber man zieht sie sich trotzdem gerne mal rein. Ich persönlich habe auch nicht den Anspruch, ein bedeutungsvolles Werk (wie meinetwegen "Die Bechtrommel", um ein übertriebenes Beispiel zu nennen) zu schaffen, sondern einfach ein Buch, dass andere ebenso gerne lesen, wie ich es lesen würde. Sprich, mein Ziel ist es, zu unterhalten. Vielleicht habe ich ja mal eine große Botschaft rüberzubringen, wenn ich älter bin - derzeit eher nicht.
Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ein Autor nicht den Anspruch an sich haben soll, gut zu schreiben und besser zu werden. Den habe ich natürlich auch.  

VG
Kristin

Elena

Natürlich wieder die Frage: "Was ist Literatur?"
Ich habe mal scherzhaft gesagt, dass man Weltliteratur am Quotienten aus "Gekauft" und "Gelesen" ist. Je größer das Ergebnis, desto wahrscheinlicher ist es, dass es sich um Weltliteratur handelt. Zumindest schien es damals sehr das zu treffen, was mir als hohe Literatur vorgesetzt wurde (Goethe, Schiller, Lessing, Frisch, Camus, Hemmingway...).  

Ich würde heute nicht mehr dazu neigen zu behaupten, dass alles, was mir als hohe Literatur angedreht wurde, keinen Unterhaltungswert hatte. Viele der Bücher ließen sich leicht lesen, ich mochte und mag sie auch, aber ich muss zugeben, dass mich wenige mitgerissen haben wie es eben ein spannender Fantasyroman tut.

Egal.

Was ich eigentlich auch meinte mit dem "Schundimage" ist unter anderem, dass es heißt, in Fantasyromanen würde auf die Sprache kaum wert gelegt, und sie wären also in irgendeiner Art schlecht geschrieben. Auch das ist meiner Meinung nach ein Image, was von den hauptsächlichen Fantasybüchern der großen Verlage, die das breite Publikum ansprechen sollen, gefördert wird. Für den deutschen Fantasy wären da die Vertreter Hohlbein und Felten, und auch wenn ich beide früher gerne gelesen habe, so ist keine vor ihnen sprachlich umwerfend (meiner Meinung nach).
Das ist schade, und natürlich auch die Tatsache, dass so etwas dann auf das ganze Genre ausgeweitet wird.

Na ja, erlaubt ist was gefällt.
Solange es sich so auch verkauft, wird sich wenig ändern. Ich frage mich nur, ob man, wenn Fantasy ein besseres allgemeines Image hätte, nicht noch mehr Leute mit seinen Büchern erreichen könnte. Das wäre schön... Allein schon, weil ein größerer Markt (und auch ein größerer Markt für deutsche Fantasyautoren) für uns Schreiberlinge ein Vorteil wäre.  ;)

Liebe Grüße,

Elena

Manja_Bindig

Schlechte Sprache... *grummel* Ich leg den Leuten, die das behaupten, mal Tolkien vor, dann reden wir nochmal darüber. (Ja, reden. Ich werd mich zusammenreißen und mein Temperament unter kontrolle halten).

Was ist Literatur?
Wie gesagt(falls ich es schon irgendwo gesagt habe)
Literatur erzählt Geschichten, in denen die Figuren im Mittelpunkt stehen und wo eben jene Figuren die Geschichte und die Handlung durch ihr Verhalten und ihre Entscheidungen bestimmen. Vo daher sag ich für mich zu Sachbüchern und Ratgebern auch nie "Fachliteratur". Es widerspricht meiner Definition.


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"Es gibt weder moralische, noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben. Sonst nichts." (Oscar Wilde)

Feuertraum

Ich kann und möchte mich Elena da anschließen: Gekauft wird, was gefällt. Unabhängig davon, ob die Sprache bildgewaltig ist oder nicht.
Bestes Beispiel dafür sind z.B. John Sinclair.
Und auch Harry Potter ist eher simpel gestrickt. Und dennoch verkaufen sich deren Romane wie geschnitten Brot.

Nun stellt sich einem die Frage, was wichtiger ist: eine einfache Geschichte bzw. ein einfacher Plot, der jedoch so mit "bedeutenden" Worten durchsetzt ist, das man nach jedem dritten Satz ein bewunderndes, anerkennendes Gemurmel als Applaus spendet, oder eine Geschichte/Plot, der zwar einfach geschrieben ist von seiner Sprache, aber dafür originell.

Ich weiß jetzt nicht, wer es gesagt hatte, aber von irgendjemanden im Zirkel kam der Satz; "Ich schreibe die Geschichte so, wie ich sie gerne lesen würde."
Und ich glaube, das ist die beste Art des Schreibens.
Klar wird es immer Leute geben, die diese Geschichte ablehnen, weil sie ihnen vom Stil her nicht zusagt.
Aber es gibt sehr sehr viele, die sagen: Hei, klasse gemacht! Gefällt mir! Mehr davon!!

Eine Geschichte ist eine Geschichte!
Und sie hat erstmal das Recht, geschrieben und anderen gezeigt zu werden, auf das die Leser sich hinstellen und sagen, was daran gut und was daran schlecht war.
So lernt man, wird man besser.

Gruß

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Elena

Ich habe mal gehört, dass ein Stil die Geschichte unterstützen soll, und das gefällt mir noch immer am Besten. Wenn man gar nicht richtig merkt, dass da Worte stehen, dann ist es eigentlich optimal.

Dem kann ich eigentlich nur noch zustimmen.   :D

Lastalda

Yup. Oft genug ist es ja bei den "bedeutenden" Literaturwerken so, dass die Sprache dme inhalt eher im Weg steht. Für mich war ein krasses Beispiel hierfür "Die Blechtrommel". Inhaltlich ist es ja ganz interessant, aber der Stil ist so hochtrabend, dass man es kaum versteht (ich für meinen Teil kenne Fachbücher, die sich einfacher lesen). Wenn DAS "richtige" Literaur sein soll, dann kann ich darauf dankend verzichten.

@Manja:

was Du beschreibst, ist aber Unterhaltungsliteratur, nicht Literatur allgemein. Das ist keine Wertung, sondern eine Verständnisfrage, denn Literatur ist ja ein lexikalisch definierter Begriff. Nur was "richtige" Literatur ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Lastalda

Manja_Bindig

So... ich hab aus aktuellem Anlass noch so eine nette Folge von dem "Coming Out" eines Fantasyautors: du wirst als "Geschenkfabrik" missbraucht.
Seit meine eltern spitzbekommen haben, dass ich lieber schreibe, als mit einer Horde aufgekratzter und gackernder Hühner(wie meiner Schwester) auf Shoppingtour zu gehen, sind sie, was Bücher betrifft noch negativer eingestellt(große Leser waren sie eh nie). Ich hab also den größten Teil des Jahres meine Ruhe von ihnen, abgesehen davon, dass ich hin und wieder mal ein Buch aus der Papiertonne fischen muss - sollte man meinen.
Leider hab ich jedoch eine große Verwandtschaft und da ich nunmal auch gerne dichte: "Manja, schreib mal für den Opa ein Gedicht."
Toll. Das geht jeden monat so. Und weihnachten ist es am schlimmsten.
Ehrlich... wenn ihr das nie erleben wollt, haltet eure Neigung zu Dichtkunst gehim.

Judith

Ich glaubs nicht, eine Leidensgenossin!
Letztes Jahr zum Geburtstag meiner Mutter - Besprechung mit meinen Geschwistern, geplant war unter anderem ein Gedicht. Meine älteste Schwester: "Du schreibst das Gedicht." - "Wieso ich?" - "Du studierst Germanistik." - "Das heißt aber nicht, dass ich auch dichten kann." - "Tust du aber, du schreibst doch Geschichten." - "Aber keine Gedichte. Ich kann nicht dichten." - "Aber sicher noch besser als wir."
GAH! Ich kann wirklich nicht dichten. *grummelgrmpf*

Aber gut, zurück zum Topic: Ich überlege es mir inzwischen 10 Mal, wem ich sage, dass ich Fantasy schreibe. Meine Familie kann mit Fantasy ohnehin nix anfangen und auf der Germanistik..... naja, da zählt das halt auch nicht zur "richtigen" Literatur.

Konstanze

Wer weiß, daß ich Fantasy schreibe? Eine Menge Leute! Aber ganz ehrlich, wieviele davon interessiert es?

Meine Schulzeit ist nun schon ein Weilchen her und dort war ich eh immer die Seltsame, die in der Pause mit einem Buch vor der Nase dastand. Im Studium war es nicht anders, doch immerhin habe ich dort über die Bücher auch Freunde gefunden. Meine heute beste Freundin stürzte eines Tages in der Mensa auf mich zu und riss mich aus meiner Lektür mit der Frage, ob ich die anderen Bücher der Autorin auch schon kennen würde. :D

Meiner Familie ist es so ziemlich egal, was ich mache und so wird über mein Schreiben nicht geredet.
Und doch kam eines Tages mein Vater auf mich zu und erzählte mir (in leicht angesäuseltem Zustand) von dem SF-Roman, den er gerne schreiben würde.

Der einzige Mensch, der mein Bedürfnis zu schreiben nicht in Frage stellt, ist mein Lebensgefährte. Er stellt sich brav als Lektor zur Verfügung, wofür ich ihm nicht nur wegen meiner individuelle Rechtschreibung und Kommasetzung dankbar bin, er übernimmt auch den Haushalt und die Katzen, wenn mich der Schreibdrang überkommt.
Auf der anderen Seite kann er mir keine Anregungen geben, wenn es bei mir irgendwo hakt und ich jemanden brauche mit dem ich mal über meinen Text oder meine Ideen reden kann.



Achja, das schlechte Image der Fantasyliteratur wird meiner Meinung nach auch sehr oft durch die unglückliche Covergestaltung beeinflußt. Im Buchhandel wurde ich ganz oft darauf angesprochen, daß man so ein Buch ja nicht kaufen würde. Und versucht mal ein Buch mit einer halbnackten Dame auf dem Cover einer Mutter zu verkaufen, die etwas zu lesen für ihren tolkienbegeisterten Jungen sucht.

@Judith: mein Germanist sagt immer, wenn er sich mit Literatur beschäftigen wollte, dann hätte er Literaturwissenschaft studiert.  ;)

Gruß,
Konstanze


Manja_Bindig

Ja, das Auge "isst" bei einem buch bekanntermaßen ja mit, wenn es ums Cover geht(aus diesem Grund habe ich mich gegen einfaches einheitliches Pink gesträubt). aber das hängt vielleicht auch ein bisschen von der Art der Zeichnung ab. Ein Motiv kann noch so schön sein, wenn der Stil nich deinen Geschmack trifft oder die aufmachung allgemein nciht zum Buch passt(rosa... *schauder*).

Aber wenn ch mir das mit dem halbnackten Weibern angucke... also, da gibt es einen Krimiautor(wie hieß der noch gleich? *grübel*) der is da auch ncih viel besser. Und erstaunlicherweise wird Rubens auch nicht als pervers abgestemplet, weil er so viel Nackte gemalt hat.

Das schlechte Image kommt wohl wirklich von den Großverlagen, die sozusagen "leicht verdauliche Kost" produzieren, die jedoch "hin und wieder zu leichten Magenverstimmungen führen kann".
(Witz angekommen?)

Kristin

Mich schrecken diese komischen Fantasy-Coverbilder auch meistens ab... Allerdings anscheinend zurecht, da sie oft irgendwelche Romanzyklen zieren, die ich sowieso nicht mag. Ich glaube bei mir steht kein einziges Buch mit so einem Bild vorne drauf - und bei mir stehen eine Menge Bücher

VG
Kristin ;)