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Wer sich als Fantasyautor outet...

Begonnen von Moni, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Herbstblatt

ZitatAn dem Tag hat einer meiner Lehrer den Block, den ich auf dem Tisch vergessen hatte, genommen und sich darüber lustig gemacht, dass ich wohl an einem Roman schreibe. Am Tag drauf hat so ein Volldepp mir den Block abgenommen, Teile aus meinem Text laut lachend vorgetragen, sich über meine Ambitionen lustig gemacht und den Block in den Müll geworfen.

Aaaaah, das tut allein schon beim Lesen weh.  :(

Frostschimmer

Das tat weh, das kann ich dir versichern.
Trotzdem hat mich das nicht davon abgehalten, meine Schreibversuche fortzusetzen, in der Zeit habe ich das nur eher versteckt.
Das war damals - viele Jahre später - eine echte Überwindung, eine Fanfiktion hochzuladen, ich hatte ja den Spott noch deutlich in Erinnerung. Aber solche Leute gibt es immer, daran wird sich auch nichts ändern. Man muss sie einfach ignorieren.
LG
Frostschimmer

NatNat

Zitat von: Frostschimmer am 27. Juli 2021, 13:04:47

Früher, in der Zeit, als ich mit meinem großen Fantasywerk angefangen habe, habe ich das manchmal auch in der Schule, zum Beispiel in Freistunden, in einen speziellen Collegeblock geschrieben – bis zu einem bestimmten Tag. An dem Tag hat einer meiner Lehrer den Block, den ich auf dem Tisch vergessen hatte, genommen und sich darüber lustig gemacht, dass ich wohl an einem Roman schreibe. Am Tag drauf hat so ein Volldepp mir den Block abgenommen, Teile aus meinem Text laut lachend vorgetragen, sich über meine Ambitionen lustig gemacht und den Block in den Müll geworfen. :no: Ich habe den aus dem Müll gefischt und daraufhin Zuhause gelassen. :ithurtsandstings!: Danach habe ich in der Schule nur noch wenig geschrieben und Zuhause immer alles sofort abgeheftet.


Ich, die jahrelang Mobbing durchmachen musste, kann mir nur zu gut vorstellen, wie du dich gefühlt hast.
Was für fiese, minderbemittelte, böse Menschen.  :brüll:

Frostschimmer

Ja, mit Mobbing habe ich auch weit mehr Erfahrungen, als ich gerne hätte, und ein paar davon sähen selbst in einer Geschichte unglaubwürdig aus. Zum Glück ist das vorbei.
Trotzdem habe ich für mich entschieden, dass ich durchaus nicht mit jedem über meine schriftstellerische Tätigkeit spreche. Mit Leuten, die das nicht verstehen, kann man da ohnehin keinen produktiven Dialog führen.

Coppelia

#169
@Frostschimmer

Das tut mir total leid zu hören. Das ist unmöglich. Schüler*innen sind in einem bestimmten Alter leider oft sehr gemein (ich habe selbst Erfahrungen mit Mobbing und auch als Lehrerin), aber ich bin schockiert, wie sich dein Lehrer verhalten hat. Das geht einfach gar nicht. Lehrkräfte sollten doch froh sein, wenn Schüler*innen kreativ sind!
So hab ich es jedenfalls als Lehrerin immer gehalten und zum Glück auch selbst als Schülerin diese Erfahrung gemacht. Das Mobbing lag wohl auch daran, dass ich z. T. ziemlich offensichtlich der Liebling der Deutsch-Lehrkräfte war. ::)

Zum Thema: Ich schreibe inzwischen schon so lange Fantasy und habe so viele Erfahrungen damit, es ist so sehr Teil meines Lebens, dass es mir persönlich echt schnurzpiepegal ist, was andere dazu sagen. Ich erzähle normal nur davon, wenn ich gefragt werde, aber dann erzähle ich alles ganz offen, auch die negativen Aspekte und Erfahrungen. Auch, dass ich seit einiger Zeit über Liebe zwischen Männnern (u. a.) schreibe, erzähle ich. Und ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt eine negative Reaktion bekommen habe. Die Reaktionen reichen normal von Unverständnis bis Neugier und sind sogar manchmal positiv. Unverständnis ist aber für mich keine negative Reaktion, da das Genre nun mal für die wenigsten Leute interessant oder mein Interesse daran für andere nachvollziehbar ist ist, und das ist okay.
Ich glaube, wie die Reaktionen ausfallen (oder man sie selbst wahrnimmt), hat auch einfach viel damit zu tun, wie man selbst zu der Sache steht. Ich bin mir halt völlig sicher, dass es das ist, was ich machen will und werde. Ich muss mich nicht rechtfertigen oder verteidigen und kann mir zwar gern die Meinung anderer anhören, sie wird mich aber nicht beeinflussen. Ich finde gut, was ich mache, und das reicht mir. Das kommt auch bei anderen rüber, denke ich.

Frostschimmer

Dieser Lehrer fand sich selbst immer ganz besonders witzig, außerdem war das wohl während dieser Strömung, in der viele Lehrkräfte auf Biegen und Brechen versucht haben, in eine Art freundschaftliche Beziehung mit den Schülern zu kommen. :wums: Für mich bedeutete das leider, dass die über das Mobbing zum Teil sehr großzügig hinweggesehen haben. :ithurtsandstings!:

Wegen der Reaktionen: An der Uni gibt es auch solche, die sich interessieren, da dann aber mehrere Gruppen. Da sind die, die immer sofort versuchen, einen Vergleich zu einem ihnen bekannten Werk zu ziehen. Dann sind da sie, die nur nach einer eventuellen Liebesgeschichte fragen. Besonders speziell sind die, die sofort Vorschläge machen möchten, bevor sie überhaupt ein Bild haben und ohne dass sie gefragt wurden. Und dann gibt es noch die ganz seltenen, die total begeistert sind. :jau:

Exlibris

Zitat von: Linda am 24. Juli 2021, 14:25:49

Das folgende bezieht sich nicht nur auf den zitierten Post, (also nicht böse werden) und das Thema "Erst Interesse, danach Schweigen im Walde" ist ein sehr schmerzhaftes für Autoren, wie ich auch finde.

Für Betaleser-Meinungen gibt es einen Trick. Wenn ich nicht gerade weiß, der/diejenige hat einen Laserdrucker zur Hand oder liest prinzipiell kein Papier (weil er einen E-Book-Reader hat), oder es ist zeitlich nicht anders drin, dann gebe ich nur Papierausdrucke raus. Ja, per Post.
Das senkt die Hemmschwelle, sich dranzubegeben. Das Manuskript liegt dann auch sichtbar herum und bringt sich in Erinnerung. Wer liest schon zum Spaß freiwillig am Bildschirm?

@Linda Das ist echt ein guter Trick. Das sollte ich vielleicht auch einmal ausprobieren ...  :pompom:


Zitat von: Frostschimmer am 28. Juli 2021, 10:00:34
Dieser Lehrer fand sich selbst immer ganz besonders witzig, außerdem war das wohl während dieser Strömung, in der viele Lehrkräfte auf Biegen und Brechen versucht haben, in eine Art freundschaftliche Beziehung mit den Schülern zu kommen. :wums: Für mich bedeutete das leider, dass die über das Mobbing zum Teil sehr großzügig hinweggesehen haben. :ithurtsandstings!:



@Frostschimmer

Ich bin sprachlos. Solches Verhalten erachte ich ehrlich gesagt als unverzeihlich. Gerade als Lehrperson sollte man es in solchen Fällen auf jeden Fall besser wissen.
In meiner Klasse gab es "nur" einen Mobbingfall, von dem mein Klassenvorstand (glücklicherweise) bald erfuhr. Sie ging mit bewundernswerter Rigorosität dagegen vor. Die Geschichte hatte nach der vierten Klasse Unterstufe dann tatsächlich ein Happy End ...
Ich bewundere sie heute noch für ihr schnelles Eingreifen. SO sollten sich verantwortungsbewusste Lehrpersonen verhalten.
"Turning history into avantgarde"
- Krzysztof Penderecki

Frostschimmer

@Exlibris das ist in der Tat bewundernswert und es freut mich, dass es anderen nicht so ergangen ist wie mir damals. Als Lehrkraft sollte man meiner Meinung nach auf jeden Fall klar Stellung gegen das Mobbing beziehen und sich dann darum bemühen, den Frieden wiederherzustellen.
LG
Frostschimmer

Herbstblatt

Zitat von: Frostschimmer am 28. Juli 2021, 10:00:34
Dieser Lehrer fand sich selbst immer ganz besonders witzig, außerdem war das wohl während dieser Strömung, in der viele Lehrkräfte auf Biegen und Brechen versucht haben, in eine Art freundschaftliche Beziehung mit den Schülern zu kommen. :wums: Für mich bedeutete das leider, dass die über das Mobbing zum Teil sehr großzügig hinweggesehen haben. :ithurtsandstings!:


Zu viele Autoritäten können eben keine neutrale Position einnehmen, sympathisieren mit einer Seite, die ihnen in den Kram passt und fahren über die andere drüber. So kann man auch einen Unmut gegen Autoritäten wecken und ein ungutes Klima schaffen.  :D

Curlincess

@Frostschimmer
Das ist denke ich der Albtraum aller, die nicht gerade zu den selbstbewussten Autoren gehören. Ich bin schockiert, wie kann sich so eine Person als Lehrkraft bezeichnen?  :no:

Ich bin Gott sei Dank nie deshalb gemobbt worden, aber auch nur, weil ich zu feige war es jemanden zu erzählen und überhaupt zu feige war, in der Schule zu schreiben, obwohl es mich öfters in den Fingern gejuckt hat. Hatte aber immer Angst, dass mir genau so etwas mal passiert... Schon verrückt, wie einen die Meinung anderer beeinflussen kann. Es sollte einem egal sein, und doch geht das irgendwie nur bis zu einem gewissen Grad.

Frostschimmer

@Curlincess das war auch ein Albtraum, das kann ich dir versichern. Na ja, die Meinung der anderen war mir grundsätzlich egal, die Reaktion war das Problem. Dass sie die Geschichte lächerlich fanden, war nicht das Problem.
Ich denke nicht, dass es etwas mit Feigheit zu tun hat, sowas nicht zu erzählen. Manchmal hat man ganz einfach keine Lust auf diese Reaktionen, was nur allzu verständlich ist.
Der Lehrer war ein Idiot, vor allem, weil ich gar nicht mal in seinem Unterricht geschrieben hatte, ich hatte bloß den Block liegenlassen. Sei's drum, der Typ war ein Idiot und meine Mitschüler waren halt... Kinder. Das hat mich nie am Schreiben gehindert, nur daran, es jedem vorbehaltlos zu zeigen.
LG
Frostschimmer

Wintersturm

Da kann ich mich ja wirklich glücklich schätzen.
Ich habe zwar erst vor gut einem Jahr angefangen, selbst zu schreiben, aber wirklich negative Meinungen dazu hatte ich nie. Ich habe es auch nie versteckt, seit ich angefangen habe. Klar, da gibt es viele neutrale Reaktionen, die das einfach mit einem "Ok, cool" oder "Könnte ich nicht" abgetan haben, aber auch einige, die das wirklich interessant fanden und auch nachgefragt haben, wie es denn so läuft und was genau ich schreibe und all das.
Gut, da spielen sicher auch paar andere Faktoren mit rein. Immerhin kennen mich alle Bekannten als manchmal etwas seltsamen Zeitgenossen, immerhin lese ich ja, kann mit Computern umgehen und auch daran rumschrauben und habe keine Freundin ;D Das Schreiben setzt der Sache dann wohl nur noch die Krone auf. Tja, mein Freundeskreis hat sich seit Jahren nicht groß verändert, die kennen meine ganzen Macken auch schon, vor allem, wenn meine Geschichten auch mal auf anderem Wege als über die Tastatur aus meinem Kopf rausfließen. Und dazu kommt noch eine Arbeit, die Kameradschaft ganz weit nach oben stellt.
Die Wahrheit ist, ich habe mit dem Schreiben dank anderer Leute angefangen, die mich mehr oder weniger dazu genötigt gebeten haben, dass ich meine Fantasie endlich mal entfessele. Also sagen wir es einfach so, negaitive Reaktionen deswegen hatte ich nie.

Aber was anderen so passiert ist... Was bin ich froh, ein Umfeld zu haben, wo Hobbys einfach akzeptiert werden und wo man sich nicht verstecken braucht. Das gute Landleben eben, fernab von irgendwelchem Gezeter.  8)

Biene

Ich kann wie Wintersturm auch von Glück reden, dass mein direktes Umfeld oft positiv und interessiert auf mein Schreiben reagiert. Meist kommen auch interessierte Nachfragen, was ich denn so schreibe oder woran ich momentan schreibe. Mir ist noch nichts passiert, dass mich vom Schreiben abbringen könnte.
Ich gehe damit allerdings nicht hausieren und was mir irgendwie total peinlich ist, ist wenn jemand anderes in meinem Beisein anderen erzählt, dass ich schreibe. Ich weiß nicht wieso, denn es selber zu erzählen ist kein Problem. Vielleicht einfach, weil ich dann überrumpelt werde. Mein Vater macht das gerne, seufz. Der ruft auch schon mal in einer Buchhandlung an, wenn er gerade etwas in einer Reportage über eben diese Buchhandlung gesehen hat, und erzählt, dass seine Tochter usw. usw.  ::)
Aber mal eine Frage. Wie geht ihr mit Trollen um, die gerne etwas Herabsetzendes unter z. Bsp. bei Facebook gepostete Texte (Kurzgeschichten oder Leseproben) kommentieren?
Hatte ich jetzt schon einige Male, habe es immer ignoriert, aber so ein bisschen an mir genagt, hat es doch.
Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche. (Franz von Assisi)

Brillenkatze

@Biene Zu deiner Frage mit den Troll-Kommentaren kann ich leider nichts sagen, da ich meine Texte bisher nicht im Internet veröffentlicht habe.
Aber 
Zitat von: Biene am 06. März 2022, 13:57:35
Ich gehe damit allerdings nicht hausieren und was mir irgendwie total peinlich ist, ist wenn jemand anderes in meinem Beisein anderen erzählt, dass ich schreibe. Ich weiß nicht wieso, denn es selber zu erzählen ist kein Problem. Vielleicht einfach, weil ich dann überrumpelt werde. Mein Vater macht das gerne, seufz. Der ruft auch schon mal in einer Buchhandlung an, wenn er gerade etwas in einer Reportage über eben diese Buchhandlung gesehen hat, und erzählt, dass seine Tochter usw. usw.  ::)
das klingt nach einem Papa, der sehr stolz ist auf das, was du machst.  :)

In meinen Klassen in der Grundschule und der Weiterführenden damals wussten alle, inklusive einiger Lehrer, dass ich gern schreibe und Autorin werden will. (Wenn man schon nicht den Finger hoch bekommt, sollte wenigstens irgendeine Art der Kommunikation funktionieren. So kommt man nicht ganz so doof rüber.)

In der Grundschule war meine Klassenlehrerin auch total lieb und unterstützend. Mit einer Freundin habe ich zwei "Theaterstücke" geschrieben, die dann auch eigenverantwortlich geprobt und auf der Klassenfeier aufgeführt wurden. Das war mein kurzer Abstecher in die Welt des Theaterstückeschreibens.
In der Weiterführenden habe ich meine Abenteuergeschichte, die ich in der 7.Klasse privat geschrieben habe, meiner Deutschlehrerin gezeigt. Die fand das auch sehr cool und wollte die Geschichte sogar in der Schülerzeitung veröffentlichen. Dazu kam es auf Grund technischer Schwierigkeiten nie, aber der Gedanke zählt.

An der Uni habe ich es dann tatsächlich nur wenigen erzählt. Vielleicht einer der Gründe, warum ich da nur wenige Freunde mitgenommen habe, wenn ich einen doch sehr wichtigen Teil meiner Selbst nie angesprochen habe, geht mir gerade so auf.

Meine Mama ließ zwar sehr gern, ist aber sehr kritisch, was deutsche Autoren angeht. Wozu ich mich ja auch zähle. Ich zeige ihr meine Texte, wenn sie fertig-fertig sind, und bekomme auch durchaus positive Rückmeldung. Aber das Gefühl, mich mit meinen Geschichten richtig anstrengen zu müssen (Plotholes, Schreibstil...), um ihren Ansprüchen zu genügen, habe ich eben doch.

Und im Büro weiß keiner, dass ich schreibe. Vielleicht spreche ich es demnächst doch einfach mal an und schaue, was passiert.  8)
"But have you ever noticed one encouraging thing about me, Marilla? I never make the same mistake twice."
"I don't know as that's much benefit when you're always making new ones."
- Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery

Nina Louise

Ich habe mich immer sehr bedeckt gehalten, aber da jetzt an meinem Wettbewerb teilgenommen habe, musste ich ein bisschen Werbung machen.
Und ich war positiv überrascht.

Mein Umfeld ist extrem bodenständig, das hätte ich überhaupt nicht erwartet. Einer meiner Handwerker meinte trocken: "das erklärt einiges".  ;D und das nehme ich ihm überhaupt nicht übel (meine Aufträge sind eben immer ein bisschen anders).

Das gibt schon Auftrieb.
Trotzdem nutze ich ein Pseudonym, da ich möchte, dass man auf meine Firma stößt, wenn man meinen Namen googelt, und nicht auf ein lustig bunten Insta-Account mit Fantasy-Romanschnipseln.

Apropos:
ZitatWie geht ihr mit Trollen um, die gerne etwas Herabsetzendes unter z. Bsp. bei Facebook gepostete Texte (Kurzgeschichten oder Leseproben) kommentieren?
Es tut mir sehr leid, dass du das erfahren musstest.
Das hatte ich glücklicherweise noch nie, aber ich weiß, dass das unweigerlich passieren wird, weil ein Teil der Menschheit ausgesprochen dämlich und aufgrund ihrer Unzufriedenheit mit ihrem eigenen Leben gemein ist.
Löschen und ignorieren. Es ist für diese Typen die Höchststrafe, null Reaktion zu bekommen.
Auch, wenns schwer fällt und man einen ausgefeilten Fluch losschicken möchte. Ist es nicht wert.
Für richtig böse Dinge gibt es eine Meldestelle.


Fantastische Geschichten aus der Luftschlosserei.