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Reale Orte im Roman - darf man das?

Begonnen von Grey, 01. Juni 2007, 10:44:04

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HauntingWitch

@Sanne: Darauf würde ich dann natürlich achten, das mache ich schon so, dass man niemandem die Schuld geben kann. ;-)

@Michaela: Danke für die Ausführungen, dass auch Örtlichkeiten unter Persönlichkeitsrecht fallen können, wusste ich nicht. Ansonsten ist das natürlich eine heikle Sache, die du da ansprichst. Da muss ich mir etwas überlegen, aber es bringt mich auch auf eine Idee, wobei dann wiederum...

... ich überlege, da einfach ein weiteres Gebäude hinzupflanzen, so ganz nebenbei. Aber ob es dann wieder ein Problem ist, weil es nicht der Realität entspricht und falsche Vorstellungen auslöst?  :hmmm: Ich gehe erst einmal in mich.

Kaipi

Hallo,

jetzt will ich es mal wagen und meinen ersten Forumsbeitrag verfassen. Vermutlich bin ich im nicht ganz richtigen Bereich. Vielleicht aber doch. Ich habe zuvor auch das Forum durchsucht und viele interessante Dinge gefunden.

Ich verwende in meinen bald erscheinenden Kinderbüchern einen erfundenen Ort, den es in Deutschland laut Google Maps tatsächlich gibt. Unter dem Namen gibt es auch noch Firmen, Vereine usw.

Nun sage ich in meinen kommenden Büchern und meiner Webseite den Spruch auf:

Alle Informationen zur Reihe, die Handlung und Namen (z.B. Personen, Firmen, Orte) betreffen, sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Namen oder Ereignissen wäre rein zufällig.

Reicht das ? Auch im Internet? In diesem Ort passieren ein paar krasse Dinge und vielleicht gefällt dem Bürgermeister des echten Ortes nicht, was er da zufällig mal googelt.

Wobei ich mich frage, wie das mit erfundenen Serienmördern ist, die in idyllischen und existierenden Orten ihr Unwesen treiben.

In dem Zusammenhang beschäftigt mich auch die Frage, ob ich vor Veröffentlichung nicht noch eine (teure) Berufshaftpflichtversicherung abschließen sollte. Oder ist das übertrieben ?

Maran

Ich vermute, Du würdest nur Probleme bekommen können, wenn es sich um einen geschützten Namen handelt. Sehr viele Geschichten spielen in real existierenden Orten. Da hätten die Anwälte eine Menge zu tun. ;)


Szazira

Es gibt ja auch die Eifel-Krimis und Krimis, die in Frankfurt/Hamburg/Berlin spielen, nicht zu denken an die ganzen Serien im Krimi-Fernsehen. Wie war das noch mit dem 'Bullen von Tölz' :rofl:?

Ich denke nicht, dass dir da jemand an den Karren fährt. Anders sähe es aus, wenn du jemanden mit der Nivea-Dose ermordest: Da könnte das Unternehmen etwas dagegen haben, weil ihr Produkt in einem schlechten Licht dargestellt wird.

Kaipi

Ich glaube, ermorden sollte erlaubt sein. Nur benutzen und an Hautausschlag sterben ist problematisch :-)

Kaipi

Jetzt habe ich einen konkreten Nachtrag zur Thematik.
Dass man reale Orte verwenden kann, ist ziemlich verständlich.
Aber in einer meiner Geschichten spielt die "NASA" eine Rolle. In einer Nebenhandlung kommt auch "Curiosity" vor.
Die Geschehnisse dort sind nicht verunglimpfend oder so. Wie kann man sich da absichern? Mein Satz "Orte, Firmen usw. frei erfunden" stimmt ja nicht mehr.

HauntingWitch

Reale Namen von Personen des öffentlichen Interesses (oder Firmen ;-) darf man verwenden, solange man beschreibend bleibt und sich an die realen Fakten hält. D.h. du darfst z.B. erwähnen, dass die NASA ja im Jahr XY die Rakete AB in den Himmel geschickt hat, aber du darfst das Ereignis nicht verändern oder ins Negative ziehen.

Über reale Personen gibt es auch einen eigenen Thread:
http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4461.0.html

Kaipi

Und was ist mit einer fiktiven Geschichte, die bei der NASA spielt? Muss ich die NASA jetzt anonymisieren? "Ein Weltraumunternehmen aus Amerika".

Yukan

Ich hoffe, dass es nicht stört, wenn ich mal einen etwas Älteren Post hervorkrame.
Jedoch geht es mir nicht unbedingt um die Frage, ob es erlaubt ist. Für mein neues Projekt habe ich mich entschieden Urban Fantasy zu schreiben. Das habe ich oft vermieden, - zumindest wenn ich vorhatte es einem Verlag anzubieten - da ich Angst vor Orten habe. Sobald man sagt, dass der Roman in sagen wir mal Japan spielt, verspüre ich immer einen Druck. Da man dann wieder gezwungen ist, dass man diesen Handlungsort richtig verwendet.

Viele erwarten dann, dass man diesen Ort kennt und weiß, wo was ist. Bei High-Fantasy ist es so, man erschafft eine Welt und niemand darf meckern  ;D Jetzt fällt es mir schwer, wenn ich zum Beispiel sage, dass die Geschichte in Boston spielt und 20 Seiten später sind sie im Cafè McFloud und dabei gibt es das nicht.

Wie seht ihr das so? Darf man reale Orte verwenden, sie aber verändern? Oder sollte ein Ort, wenn man ihn verwendet, auch so dargestellt werden? Ich habe mich vorerst dafür entschieden, dass der Ort nicht genannt wird und solange das nicht stört, wird es auch so bleiben.

Lavendel

Eine Menge Autor_innen machen das so. Zum Beispiel sind in "Illuminati" von Dan Brown auch nicht alle Orte so wie in der Realität, um nur mal ein sehr populäres Beispiel zu nennen.
Ich meine, wenn du eine reale Stadt beschreiben, solltest du schon gucken, dass alles in etwa mit der Realität übereinstimmt, aber man kann auch vieles umgehen, zum Beispiel, in dem man nicht ganz genau sagt, in welcher Straße sich die Figuren gerade befinden, sondern vielleicht nur den Stadtteil nennt. Solange die Beschreibung zum Stadtbild passt, wird niemand meckern. Man kann durchaus auch mal ein fiktives Hotel oder eine fiktive Kneipe irgendwo hinbauen. Sowas ändert sich eh mit den Jahren immer mal wieder.
Zur Not gibt es ja auch noch Google Maps. Das ersetzt zwar nicht unbedingt einen Livebesuch, aber man kann schon einen ganz guten Eindruck von der Umgebung machen (wenn man nicht grade Romane schreibt, die in Sibirien oder so spielen ...).
Wenn du dann immer noch zu viel Angst vor Fehlern hast oder dich unwohl fühlst, kannst du ja auch einen fiktiven Ort erfinden. Auch das ist nicht unüblich. Eine mittlere Stadt oder ein Dorf irgendwo in der Nähe von X ist immer drin. Ich würde noch nicht mal vor einer Großstadt zurückschrecken, wenn es der Geschichte dient ... ::)

Kaipi

#55
Ich schließe mich Lavendel voll und ganz an.
Mir fällt dazu ein Beispiel aus dem Kino ein. Bei "Bourne Supremacy" gibt es nicht nur das Hotel Brecker nicht, auch die angeblichen 5 Minuten vom Alexanderplatz zum Ku-Damm sind absurd. Infos: http://www.movie-locations.com/movies/b/bourne_sup_3.html
Eine gruselige Szene aus einem Gene Hackman-Spionagefilm ist mir als Berliner auch fest ins Gedächtnis gebrannt. Ich glaube, es war der Film "Target" von 1985. Die Helden rennen durch West-Berlin und laufen in eine Berliner Kneipe. Und was sitzen da so für Leute? Fröhlich singende Bayern mit Weißbier und Lederhose!
Also, bitte nah an der Realität bleiben. Je nachdem, wie sich der Leser auskennt, konzentriert er sich nicht mehr auf die Handlung, sondern nur noch auf die Unmöglichkeit des Gelesenen.

Lavendel

Ja, wie gesagt, es sollte schon einigermaßen passen. Wenn man seine Figuren zwischen zwei sehr bekannten Punkten hin und her schickt, sollte also die Zeit in etwa stimmen. ;) Aber wie gesagt, es gibt Google Maps, und das rechnet einem sogar die Zeit aus, die man zu Fuß oder mit dem Auto braucht. ::)

Yukan

Das mit Google-Maps habe ich auch in Erwägung gezogen. Ich weiß auch von mir selbst, dass es nicht schlimm ist, wenn man mal eine Kneipe erfindet, aber die Leserschaft ist über die Jahre immer kritischer geworden und da fällt es mir im Moment schwer, zu beurteilen, wie das dann ist, wenn man einen Fehler macht.

Aber wie schon angesprochen wurde, könnte ich tatsächlich versuchen, es auf den Namen eines Ortes zu beschränken. Nachdem ich meinen Post gelesen habe, ist mir sowieso wieder aufgefallen, dass ich generell vor allem Angst habe.  :rofl:

Bei meinem Debütroman habe ich auch noch immer Angst, dass die fiktive Welt Logikfehler aufweist und ich das nicht gemerkt habe, aber ich hoffe mal, dass wenn ich und die Betaleser etwas übersehen haben, es dem Lektorat auffällt.  :d'oh:

Aphelion

Zitat von: Yukan am 06. Mai 2013, 10:17:46
Viele erwarten dann, dass man diesen Ort kennt und weiß, wo was ist. Bei High-Fantasy ist es so, man erschafft eine Welt und niemand darf meckern  ;D Jetzt fällt es mir schwer, wenn ich zum Beispiel sage, dass die Geschichte in Boston spielt und 20 Seiten später sind sie im Cafè McFloud und dabei gibt es das nicht.
Solange der Ort zum Gesamtbild passt, sollte es nicht das Problem sein. Wenn es sich z.B. um ein Diplomatenviertel handelt, sollte das Café nicht vollkommen heruntergekommen sein - als Beispiel. Leser, die sich in der Ecke auskennen, machen sich manchmal einen Witz daraus das (nicht existente) Café zu "identifizieren" - nach dem Motto: "Ah, das gibt es doch gar nicht, das heißt in der Realität bestimmt anders." Aber das machen (zum Glück) auch nicht alle Leser. ;)

Ein uraltes Beispiel für ein nicht vorhandenes Haus an einem realen Ort ist Sherlock Holmes. Und ich weiß auch von modernen Autoren, die diesen Kniff  verwenden - denn wenn man ein reales Café (oder Wohnhaus oder einen Betrieb) als Setting verwendet, kann man sich u.U. Ärger mit dem Eigentümer einhandeln; und man müsste sich eng an die Vorlage halten und hätte nach Renovierungen oder gar Abriss ein Problem. (Das wurde hier glaube ich auch schon besprochen.)

Churke

Zitat von: Yukan am 06. Mai 2013, 10:17:46
Wie seht ihr das so? Darf man reale Orte verwenden, sie aber verändern? Oder sollte ein Ort, wenn man ihn verwendet, auch so dargestellt werden?

In "Schadenzauber" habe ich Brandonum (Brancaster) in "Badonum" umbenannt. Da hat schon mancher vergeblich gegoogelt, weil die anderen Schauplätze real sind. Aber ich war noch nie in Brandonum und wollte keine Fehler machen.