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Begriffsklärung: New Adult

Begonnen von Grey, 22. Dezember 2013, 12:33:44

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Judith

Also so wirklich verstehe ich das mit diesem "neuen" Genre noch immer nicht - es hat doch schon immer Bücher gegeben mit Hauptfiguren, die so Anfang 20 sind und aufs College gehen.
Ich habe da jetzt etwa ein Buch von Kitty Ray im Kopf, das in erster Linie eine Liebesgeschichte behandelt, in dem auch Sex vorkommt und in dem die Figuren aufs College gehen und dann in der ersten Berufsfindungsphase sind. Das habe ich vor etwa 10 Jahren gelesen und das war auch nicht unbedingt das einzige Buch seiner Art. Ob man dafür jetzt wirklich eine eigene Genrebezeichnung braucht, sei mal dahingestellt (ich würde behaupten: nein - für mich hat das immer als ganz normale "Erwachsenenliteratur" bzw. halt als Liebesroman gezählt), aber dass sich das überhaupt erst neu entwickelt hat, könnte ich so nicht bestätigen.

Alana

#16
ZitatHoffentlich gibt es trotzdem Verlage, die Fantasy New Adult, oder wie man diese Kombi nennt, eine Chance geben. Ich bin mir sicher, dass viele junge Leute zwischen 18 und 25 gerne mal Fantasy lesen würden, die ihrer Altersgruppe entspricht.

Ja, wie gesagt, meine Trilogie wird ja auch als New Adult Paranormal Romance eingeordnet. Bei Bookshouse und ich glaube, die wären für sowas auch noch offen. Tatsächlich ist es einfach so, dass Paranormal und Fantasy zur Zeit einfach nicht läuft und Großverlage es deswegen nicht kaufen. Das, was im Moment als New Adult zählt, läuft aber sehr gut und genau das wird gesucht. Ich finde, man macht es sich da zu einfach, wenn man auf die bösen Verlage schimpft. Die schauen ja nur, was die Leser wollen und dazu zählt eben zur Zeit dieses sehr eng gefasste New Adult. Ob das am Ende so stimmt ist die andere Frage.

Ich finde es wie gesagt auch sehr schade, dass da im Moment nicht mehr Spielraum ist, aber in diesem Fall scheint das tatsächlich vom Leser diktiert zu werden und nicht von den Verlagen. Es ist auch nicht so, dass das hier zum Trend aufgebauscht wird, wie bei einzelnen Bestsellern, sondern dass die wenigen Bücher, die es auf deutsch gibt, einfach verdammt gut laufen.

Abgesehen davon würde ich nie behaupten, dass man sich immer sklavisch an alle Genres und Konventionen halten muss. Es ist halt die Frage, wo will man hin? Wo sucht man seine Leser? Tamara Webber hat sich auch nicht an die Genrekonventionen gehalten und ein neues Genre begründet. Sowas kann also auch passieren. :)

Und ich sehe solche engen Vorgaben auch nicht als Einschränkung, sondern als Chance. Ich finde es gut, wenn ich weiß, was die Leser (höchstwahrscheinlich) mögen. Ich frage mich dann halt: Will ich sowas schreiben? Mag ich mich an die Vorgaben halten? Kann ich damit immer noch was machen, was mein eigenes Werk bleibt und individuell ist? Wenn ja, dann schreibe ich es, wenn nein, dann lasse ich es. Tatsache ist, dass mir New Adult verdammt viel Spaß macht, lesen und schreiben. Weil man hier endlich mal ernste Themen verarbeiten darf und trotzdem den Schwerpunkt auf Liebe und Erotik legen kann. Wenn man darauf keine Lust hat, lässt man es eben und schreibt was anderes.
Alhambrana

Christopher

Naja, "im Trend" sind doch nur Dinge, die durch irgendetwas, einen Bestseller, eine Verfilmung (Twilight, Potter, HdR) gerade besonders bekannt sind und sich neben der üblichen Fangemeinde neue Leserschaften erschließen. Dadurch sind die Verkaufszahlen in der jeweiligen Sparte dann vermutlich höher, sodass es sich natürlich eher für Verlage lohnt, so etwas anzubieten.

Aber das heisst noch lange nicht, dass das so bleibt. Es gibt vielleicht ein paar Verschiebungen auf Seite der Leser, wenn der eine oder andere entdeckt, dass ihm das neue Genre besser gefällt, sowie einige komplett neue Leser, aber über längere Zeit wird sich insgesamt nicht viel ändern denke ich.


Den Gedanken, dass Fantasy für die nächsten 136 Jahre nicht mehr geht, weil jetzt plötzlich jemand new adult "entdeckt" hat, kann man denke ich getrost streichen :P
Die Frage ist nur, wann die Verlage das ebenso sehen denke ich.
Be brave, dont tryhard.

Alana

#18
ZitatDen Gedanken, dass Fantasy für die nächsten 136 Jahre nicht mehr geht, weil jetzt plötzlich jemand new adult "entdeckt" hat, kann man denke ich getrost streichen :P

Das hat ja auch gar nichts miteinander zu tun. Ich bin sicher, bzw. hoffe sehr, dass sich die Fantasy/Paranormal-Müdigkeit bald wieder legt und dass dann auch die Grenzen für New Adult lockerer werden. Hier stimmen halt wieder die Leser ab. Wenn Paranormal/Fantasy New Adult von Kleinverlagen, die sich da rantrauen, oder von Indies rasant gut läuft, werden die Großverlage sich dem sicher nicht verschließen. :)

@Judith: Das ist interessant, davon hab ich noch nie gehört. Vielleicht war die Zeit damals einfach nicht reif dafür. Das gibt es ja leider oft. :( Oder aber sie war erfolgreich mit diesen geschichten, aber niemand hat nachgezogen? Mir war sowas jedenfalls völlig neu und ich hab nur gedacht: Mensch, das hat einfach gefehlt. Das ist genau das, was ich mir schon immer gewünscht habe. Young Adult Bücher mit Young Adult Geschichten (nur eben Protagonisten, die zwei Jahre älter sind) und wo nicht immer verschämt ausgeblendet wird.
Alhambrana

Christopher

Schon klar. Es klang nur für mich hier irgendwie wieder diese allgemeine Verzweiflung "niemand will mehr Fantasy lesen!" heraus ;D
Be brave, dont tryhard.

Alana

#20
Okay, das hätte ich differenzierter ausdrücken müssen. Es gibt immer noch verdammt viele Paranormal Titel von Impress z.B. und auch von Indies, die verdammt gut laufen. Nur wollen Großverlage zur Zeit keine Fantasy kaufen, weil die genug haben und die Einzeltitel halt nicht so gut laufen, wie sie sich das wünschen. Sie bringen immer noch ein paar Paranormal-Titel raus, aber sie beschränken sich dabei auf bekannte Autoren oder auf Lizenzen und machen so wenig wie möglich.
Alhambrana

Grey

#21
Danke euch allen schon mal für die Erläuterungen und Meinungen! Das finde ich wirklich sehr spannend! :)

Was mich persönlich betrifft, ist es mir ja eigentlich immer ziemlich egal, ob so ein Genre nun Fantasy haben darf oder nicht. Ich will mich sowieso nicht selbst einschränken, indem ich sage, ich schreibe sowieso und auf jeden Fall nur Fantasy. Ich schreibe genau so gern auch mal was ohne Fantasy, von daher macht es mir nichts aus.

Außerdem (auch wenn das jetzt ein bisschen vom Thema abweicht): Wenn das Genre nun mal so definiert ist, braucht man sich doch nicht darüber aufzuregen. Das wäre ja so, als ob man sich darüber ärgert, dass in Urban Fantasy unbedingt phantastische Elemente reinmüssen, weil es sonst kein Urban Fantasy ist. ;) Und niemand hält euch doch davon ab, einen Genremix zu schreiben. Dass New Adult, so wie es ist, jetzt gut läuft ist vermutlich auch eher eine Folge der momentanen Fantasymüdigkeit als eine Ursache. Der Markt ist derzeit einfach übersättigt mit Fantasytiteln. Wir hatten lange Jahre einen echten Fantasyboom, also ... wir brauchen eigentlich nicht jammern, nur weil jetzt mal wieder was anderes dran ist. Das wird schon wiederkommen, und wir sind doch alle noch jung. ;)

Franziska

Ich muss sagen, einerseits finde ich diese Entwicklung interesssant. Man kann sicher viel machen mit dieser Lebensphase. Andererseits muss ich Judith zustimmen. Bücher die auf dem College spielen sind doch nicht neu. Eigentlich dachte ich, Collegeromane wäre schon eine Art Genre. Oft mit viel Sex und harter Realität. Man muss nur mal College oder Campus Novel googeln. Auf deutsch wäre das dann ja auch Campus oder Uniroman. Es kann ja wohl niemand behaupten, es würde keine Romane geben, wo die Protagonisten Studenten sind.

Ich glaube, was das Genre New Adult aber ist, so wie ich das jetzt aus Alanas Beschreibung herauslese, dass es eigentlich Romance ist und dass die Gernekonventionen von Romance gelten und dass es nicht in Richtung harte Realtität wie bei Bret Easton Ellis geht. Es kann natürlich sein, dass bisher die Protagonisten bei Romance eher älter waren. Oft endet das dann ja mit Heirat etc. Da denken die meisten ja mit 20 noch nicht dran.

Alana

ZitatIch will mich sowieso nicht selbst einschränken, indem ich sage, ich schreibe sowieso und auf jeden Fall nur Fantasy.

Genauso sehe ich das auch. Ich schreibe alle Genres gern, die mit viel Romance verbunden sind, jedes hat seinen eigenen Reiz und bietet unterschiedliche Möglichkeiten.
Alhambrana

Drachenfeder

Zitat von: Alana am 23. Dezember 2013, 14:23:10
Genauso sehe ich das auch. Ich schreibe alle Genres gern, die mit viel Romance verbunden sind, jedes hat seinen eigenen Reiz und bietet unterschiedliche Möglichkeiten.

Alle würde ich bei mir niemals behaupten ;) Romance ist ja so gar nicht mein Ding, aber ich könnte mir vorstellen in den Thriller bereich zu gehen oder etwas satirisches in Zukunft zu schreiben.

Aber zurück zum Thema: Ich finde diese ganzen Schubladen (wie Luna sie genannt hat) anstrengend  :d'oh:. Irgendwann kommt wieder ein neues Genre, dass das eine mit dem anderen verbindet. Dann vielleicht wieder mit Fantasy oder Horror oder ...



Rynn

#25
Zitat von: Judith am 23. Dezember 2013, 10:28:30
Also so wirklich verstehe ich das mit diesem "neuen" Genre noch immer nicht - es hat doch schon immer Bücher gegeben mit Hauptfiguren, die so Anfang 20 sind und aufs College gehen.
Das glaube ich dir gern, bestimmt hat es so was immer mal gegeben. Aber ein "Das gibt es doch das eine Buch, in dem das auch so ist." macht ja eben noch kein Genre. Jetzt ist es eins geworden und hat dabei seine Eckpfeiler erhalten.

Ich sehe das da so wie Grey und finde auch, über die Bildung eines neuen Genres braucht man sich doch nicht ärgern. Wer es interessant findet, schreibt darin, wer nicht, der lässt es. Prinzipiell finde es sogar schön, dass es wieder etwas gibt, dem man endlich ein passendes Etikett gegeben hat. Denn je besser man Manuskripte einordnen kann, wenn man sie anbieten will, desto besser ist das ja auch wieder für Agentur und Verlag. :)
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Klecks

"In Genres schreiben" ist genau das, was mich an dieser häufigen Genre-Bildung zwar nicht ärgert oder aufregt, aber traurig macht. Ich möchte meine Geschichte schreiben. Dies und jenes passiert hier und dort und dann und wann in ihr. Diese Zerstückelung eines Genres in immer kleinere Subgenre-Kategorien zerstückelt auch die Freiheit des Autors, wenn er an eine Veröffentlichung denkt. Genre 1 passt nicht, weil Punkt A darin nichts zu suchen hat, aber Genre 2 ist es auch nicht, weil es da keinen Sex gibt, und so weiter. :gähn:

Grey

Hmm, sind das persönliche Erfahrungswerte oder denkst du nur, dass es so ist? Ich habe das bisher nämlich nicht so empfunden. Man darf sehr viel, und letztendlich sind die Genregrenzen gar nicht so starr, sondern liefern eher eine Orientierung, wo das Buch am ehesten einzuordnen ist. Es gibt eben Eckpfeiler, zwischen denen man sich doch recht frei austoben kann, und von denen man auch mal einen vernachlässigen darf.
Und vor allem: Wie schon gesagt, hindert einen niemand daran auch mal einen Genremix zu schreiben - der dann vielleicht nicht ganz so leicht zu verkaufen ist, aber gute Geschichten haben immer eine Chance.

Alana

Ich hab mittlerweile auch die Erfahrung gemacht, dass die Verlage sehr gesprächsbereit sind. Sie sagen einem halt, was gut ankommt, aber sie lassen sich auch überzeugen, dass etwas anderes besser ist. Nur muss man dann auch zeigen, dass man sich das gut überlegt hat und dass es einen Sinn für das gibt, was man anders macht. Und dazu gilt wie immer: Man sollte die Regeln kennen, bevor man sie bricht. Solange es gut gemacht ist, kann man theoretisch alles machen, dann muss man es nur noch überzeugend verkaufen.
Es zwingt euch ja auch niemand, in Genres zu schreiben. Jeder kann doch schreiben, was er will. Aber Genres haben eben viele Vorteile, für Autoren und für die Leser. Wenn ich Historical Romance lesen will, dann will ich eine ganz bestimmte Art von Geschichte, und wenn ich die dann nicht bekomme, dann bin ich sauer. Genauso ist es bei New Adult, die Leser, die das lesen wollen, wollen eine ganz bestimmte Art von Geschichte. Und die kann man ihnen geben, auch ohne sich als Autor zu verbiegen und es gibt so viele Möglichkeiten, so viele mögliche Themen, so viele Plots, die man da bauen kann. Natürlich sollte einem das Genre Spaß machen, sonst braucht man es nicht zu schreiben. Aber ich verstehe einfach nicht, was an Genres böse ist. Es geht um Erwartung und Leserwünsche und darum, diese zu erfüllen. Und es gibt genug Autoren, die das mit Spaß und Freude tun.
Und wenn einem Genreliteratur generell nicht gefällt, dann schreibt man eben was, was nirgends rein passt. Wie Grey sagt: Gute Geschichten haben immer eine Chance.
Alhambrana

Klecks

@Grey: Es war immer meine Befürchtung, aber wenn ich jetzt den Post von dir und Alana lese, bin ich schon relativ beruhigt. Da ich mich in dem Bereich ohnehin nicht auskenne, habe ich mich gerade auch gern vom Gegenteil überzeugen lassen.

Danke dafür.  :vibes: