Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: AZI am 25. Mai 2006, 18:12:41

Titel: (Unnötige?) Ausführlichkeit bei Beschreibungen
Beitrag von: AZI am 25. Mai 2006, 18:12:41
Moin Moin

Ich wollt ma wissen, wie ihr es mit den Details handhabt?

Derzeit steh ich nämich vor der Sorge, daß ich evtl ein wenig zuviel des Guten ausarbeite. Natürlich kann man das Argument anbrigen, kürzen geht immer noch, dennoch mach ich mir Sorge das es evtl etwas zu lang wird, bis es endlich losgeht mit der eigentlichen Aktion.

Es ist so das meine Heldin erst ma ganz schnöde einige Nachforschungen bei Behörden unternimmt, ehe sie wirklich in Schwierigkeiten kommt. Nun kann ich ihr die Infos die sie braucht aber auch nicht auf dem Silbertablett servieren, denn jeder der die Deutschen Behörden kennt wüßte das das Nonsens ist, viel zu einfach und das wäre dann unglaubwürdig. Also schmück ich es ein wenig aus, wobei ich jedoch Sorge bekomme, das es zu viel wird...

So etwas nennt man dann wohl Teufelskreis.

Wieviel Zeit/Seiten /Kapitel gebt ihr in etwa euren Helden um sich auf die Aktion vorzubereiten?

Bis denne
AZI
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Feuertraum am 25. Mai 2006, 18:50:50
Hallo Azi!

Das ist etwas, was sich nicht pauschalisieren läßt. Ich kann und will auch nicht sagen, das ich JEDE Szene detailverliebt ausschmücke, um ein Bild zu erzielen, ich will aber auch nicht sagen, das man nun grundsätzlich nur ein paar Striche machen brauch, um die Stimmung/Situation/etc. einzufangen.
Ich denke, das kommt einerseits auf den Autor, andererseits aber auch auf die Szene selber an. Deswegen - sorry - kann ich keine klare Antwort geben.

LG

Feuertraum
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Arielen am 25. Mai 2006, 21:15:51
Richtig, das läßt sich nicht pauschalisieren. Beim Schreiben halte ich diese Szenen anfangs meist etwas knapp, um später, wenn ich weiter hinten in der Geschichte bin immer wieder zurück zu springen und Hinweis3e einzubringen. Denn was sinnvoll ist und was nicht ergibt sich tatsächlich erst im Laufe der Geschichte. Notieren würde ich mir erst mal alles, aber später auch alles streichen, was entweder nicht relevant ist oder zuviel verrät und sich später sowieso von selbst enthüllt.
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: silsi am 25. Mai 2006, 21:16:41
Hallo Azi,

als Leser hasse ich es, Dialoge im amerikanischen Stil zu lesen, in denen Alltagssituationen haarklein dargestellt werden ("Welches Formular soll ich ausfüllen?" -- "Das rote" - "Haben Sie einen Stift" -- "Ja, da vorne liegt einer" ...). Das mag zwar toll realistisch sein, interessiert mich aber nicht die Bohne. Die Realität ist oft genug langweilig, mühsam und zäh - das brauche ich nicht auch noch in einem Buch vorgesetzt zu bekommen.

Aber nun zu Dir als Autor: Es ist sicher o.k. an einer Stelle kurz darzustellen, wie mühselig die Recherche Deiner Heldin ist (z.B. mit so einem sinnentleerten Dialog wie oben). Dann kannst Du durch Zeitraffer darstellen wie die Heldin sich ewig und drei Tage durch die Behörden-Mühlen quält

z.B. zähle einfach die Namen aller Beamten auf, mit denen sie spricht (Herr Schröder, Frau Wendkamp, Herr Aydin, noch einmal ein Herr Schröder)...
oder: am Dienstag war Herr Schröder nicht da, am Mittwoch wußte seine Vertretung immer noch nicht bescheid, am Freitag war Herr Schröder endlich zu sprechen und sie erfuhr, dass sie sich eigentlich an Herrn Meyer hätte wenden müssen....
Das kann man auch ganz witzig gestalten.

Insgesamt würde ich den Leser nicht länger als nötig damit quälen. Der Leser soll zwar verstehen, dass die Recherche der Heldin langweilig ist - aber er soll sich ja nicht selbst langweilen (da hilft dann auch eine Prise Ironie).

Liebe Grüße
Stefanie


Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Kalderon am 25. Mai 2006, 23:17:24
Der Meinung schließe ich mich an.  :jau:
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: AZI am 26. Mai 2006, 07:30:14
@arielen

Guter Tip mit dem später ausschmücken falls es notwendig sein sollte.

@Stefanie
Diese Dialoge mag ich auch nicht, das ist ja der Haken, ich muß sie die Akten Urkunden und Co. suchen lassen, aber es darf nicht langweilig werden.... Ne Portion Ironie wär natürlich auch nicht schlecht...

Ich hab meiner Heldin jetzt erst ma ne Portion Glück gegönnt, aber einen Teuren Spaß draus gemacht (Ja auch das sind die deutschen Behörden) 104 Eur für ein paar Kopierte  Urkunden (berechnet nach dem korrekten Satz von Frankfurt Main). Allerdings hat sie die Akten noch nicht in der Hand, die werden mit der Post geschickt.
Das bedeutet es kann noch ein bischen was schiefgehen.

Ausserdem muß sie demnächst noch zum Amtsgericht und sich da Akten eines alten Falles besorgen, da kann ich dann ja den kleinen Irrweg einbauen, den Stefanie vorgeschlagen hat. Ich werde am ende diese Akten eh unvollständig sein lassen, das wird dann so richtig schön ärgerlich...

@all
Selbstverständlich kann man das mit den Details nicht pauschalisieren, doch ich hab immer die Angst zuviel oder auch zuwenig zu geben. 
Kennt ihr das?
Das Problem ist ja auch, ich als Autor kenne sämtliche Hintergründe, der Leser nicht. Da kann schon ein Wort große Unterschiede machen. Eins steht fest Fachtexte zu schreiben ist eindeutig einfacher, da kennt man sein Publikum und das Vorwissen das es hat ;)

Naja ich schreib jetzt erst ma in der Form wie ich es habe weiter und werde Arielens Tipp beherzigen, lieber weniger schreiben und dann nachträglich ergänzen.

Bis denne
AZI
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Arielen am 27. Mai 2006, 10:20:38
Zitat von: AZI am 26. Mai 2006, 07:30:14
@all
Selbstverständlich kann man das mit den Details nicht pauschalisieren, doch ich hab immer die Angst zuviel oder auch zuwenig zu geben. 
Kennt ihr das?
Das Problem ist ja auch, ich als Autor kenne sämtliche Hintergründe, der Leser nicht. Da kann schon ein Wort große Unterschiede machen. Eins steht fest Fachtexte zu schreiben ist eindeutig einfacher, da kennt man sein Publikum und das Vorwissen das es hat ;)

Naja ich schreib jetzt erst ma in der Form wie ich es habe weiter und werde Arielens Tipp beherzigen, lieber weniger schreiben und dann nachträglich ergänzen.


Das geht jedem so. Ich neige auch dazu, anfangs viel mehr zu sczhreiben, und dann zu kürzen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Menge an Details eh erst überblicken kann, wenn das Rohgerüst steht, vor allem bei längeren Geschichten. Dann erst spürt man instinktiv - das könnte ich schon früher sagen, das erklärt sich später von selbst, das setze ich weiter nach hinten...

Je länger ein Werk wird, desto mehr springe ich von hinten nach vorne um Details zu ergänzen. Das war bei meinen beiden Romanen, es ging gar nicht anders!
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Steffi am 27. Mai 2006, 10:39:41
Bei mir ist das Problem umgekehrt, ich neige dazu zu wenig Details zu schreiben weil ich immer denke "Das interessiert doch sowieso keinen!"  ;D
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Termoniaelfe am 27. Mai 2006, 15:35:53
Ja, die lieben kleinen Kleinigkeiten. ich kann da ein Lied von singen. Eine Betaleserin schrieb mir mal Folgendes:

– ich liebe deine Details, die machen das Ganze so lebendig!-

ABER: ein Lektor würde sie dir kommentarlos raus streichen, weil zu viele davon unnötig sind und man das Ganze auch Kürzer sagen könnte!Und all das, was für den Verlauf einer Geschichte nicht wichtig ist muss raus.


Ich neige also auch dazu, viel zu viele Datails zu beschreiben, weil ich immer möchte, dass der Leser sich vorstellen kann wie es dort aussieht. Nur habe ich mitlerweile gelernt, dass es für den Leser sehr wichtig ist, sich sein eigenes Bild im Kopf zu erstellen. Ich bin also dahergegangen und habe gnadenlos gestrichen. Wenns auch an einigen Stellen sehr wehtat. Wenn ich mir die Passagen heute durchlese, dann weiß ich aber, dass es die richtige Entscheidung war.

LG
Termi
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Schelmin am 27. Mai 2006, 18:12:43
Hi!
So streng würde ich es aber nicht sehen. Nicht alles, was nicht direkt zu Handlung gehört muß raus. Es kann auch Atmosphäre geben. Allerdings gut dosiert und an der richtigen Stelle.

Gerade lese ich Glennkill und muß sagen, eigentlich ist es ein gelungenes Buch. Ich mag es.
Aber hier und da denkt man sich: es sollten wohl laut Lektor ein paar Seiten mehr sein. Ich finde es beispielhaft ganz witzig zu lesen, warum ein bestimmtes Schaf bestimmte Kräuter am liebsten mag. Mich interessiert das aber nicht haarklein für JEDES Schaf in der ganzen Herde! Und hier und da tauchen Rückblenden, und Rückblenden in Rückblenden auf, die auch unnötig verwirrend sind. Man versteht zwar, was gemeint ist, aber es macht keinen Spaß es zu lesen. Das ist eindeutig zu viel. manchmal ist weniger eben doch mehr.
Dagegen sind aber einige Personenbeschreibungen sehr gut gelungen, oder die Erklärungen der Menschenwelt, die die Schafe sich liefern.

Anderes Beispiel war die "Zauberlaterne". Da wird ein Ort so haarklein beschrieben, daß ich schlichtweg aufgegeben habe. Ich dachte: nee, jetzt lese ich nicht weiter, das interessiert doch alles keine S**.

Ich will kein Buch geschrieben haben, bei dem Leute Seiten überspringen. Daher nehme ich es lieber ernst, wenn jemand sagt, daß etwas zu lang ist. Selbst steckt man da nicht so drin.

@Termi: denk an die Wichtel-Hilde und ihre so gern bewunderten Häuser, wenn du mir das nicht gekürzt hättest, auweia!

Schelmin









Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Arielen am 28. Mai 2006, 09:43:49
Zitat von: Schelmin am 27. Mai 2006, 18:12:43
So streng würde ich es aber nicht sehen. Nicht alles, was nicht direkt zu Handlung gehört muß raus. Es kann auch Atmosphäre geben. Allerdings gut dosiert und an der richtigen Stelle.

Richtig. Du brauchst ja auch etwas Fleisch, um den Braten schmackhaft zu machen und eventuell um falsche Spuren zu legen. Aber das wie viel ist ein Gespür, daß man sich auch erarbeiten muss. Lektoren streichen nicht so viel raus wie ihr denkt. Was sie vor allem kürzen sind eher unnötige Adjektive und Nebensätze, nicht oder nur ganz selten wirklich Beschreibungen!
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Rei am 05. Juni 2006, 23:42:22
Hmm, kommt auf die Situation an... Muß es schnell gehen, laß ich die Details weg... (also soweit es geht, aber auf einer Flucht zum Beispiel bleibt keine Zeit, sich die Blümchen im Nachbarsgarten anzuschauen). Aber wenn ich Zeit habe, wenn es auch wichtig ist, dann gibt es Details. Zum größten Teil gibts die in der Rohfassung, die ich ja hinterher sowieso nochmal überarbeite. Ich brauche das, um mich in die Situation hineinversetzen zu können, oder um dem Leser klar zu machen, daß der Sturz aus dem Fenster eben doch höllisch weh tat...

Wer detailreich ist, ist der gute Dan Simmons. Ich habe die Seiten nicht gezählt, aber so deutlich habe ich die Beschreibung eines abgehenden Nierensteins noch nirgends gelesen als in "Endymion"...
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Aneirin am 07. Juni 2006, 10:11:32
Hallo zusammen,

mit den Details halte ich es so, dass ich in der ersten Fassung alles hinschreibe, was ich will. so viele Details und so abgedroschene Vergleiche, wie sie mir gerade in den Sinn kommen und wie ich Lust habe, sie aufzuschreiben. Dann gibt es natürlich an einigen Stellen zu viele und an anderen Stelle zu wenige, wie ich gerade so drauf war. In der Überarbeitung glätte ich das dann. Streiche meine blutige Kampfszene auf ein Drittel zusammen und lasse die Leute auf der Flucht eben nicht mehr die Landschaft betrachten, oder an anderen Stellen füge ich wieder was dazu.

Ich achte allerdings gleich darauf, keine unpassenden Vergleiche und Redewendungen zu bringen. Niemand stehen die Haare zu Berge, als wären sie unter Strom gesetzt worden, wenn es in der Welt gar keinen Strom gibt und dieser Begriff nicht zum Wortschatz meiner Helden gehören kann. Es verstreicht auch kein Zeitraum von ein paar Minuten, wenn sich die Zeit nur am Stand der Sonne ablesen lässt.

Grüße
Aneirin
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Arielen am 22. Juni 2006, 12:48:00
Zitat von: Aneirin am 07. Juni 2006, 10:11:32
Ich achte allerdings gleich darauf, keine unpassenden Vergleiche und Redewendungen zu bringen. Niemand stehen die Haare zu Berge, als wären sie unter Strom gesetzt worden, wenn es in der Welt gar keinen Strom gibt und dieser Begriff nicht zum Wortschatz meiner Helden gehören kann. Es verstreicht auch kein Zeitraum von ein paar Minuten, wenn sich die Zeit nur am Stand der Sonne ablesen lässt.


Zum Beispiel. Ich merke bei Überarbeitungen aber auch, daß ich manchen Vergleich und manches Adjektiv einfach rausnehmen kann, weil die nicht nötig sind. Der Text wird dadurch nicht schlechter.
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Miu am 30. Juli 2006, 17:12:47
hey

ich schreibe immer soviele details nieder, wie wichtig sind, um sich eine situation/ oder eine umgebung vorstellen zu können. tage später lese ich es dann nochmals durch und entscheide, ob es so passt oder ob es zu viel oder zu wenig informationen sind.
das muss man immer von fall zu fall entscheiden. was ich zum beispiel zu viel finde, ist wenn man jeden grashalm beschriebt oder jeden schauplatz so ausreichend beschriebt, dass sich der Leser nichts mehr selber vorstellen kann. das ist etwas, was ich nicht mag.

lg
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Schelmin am 30. Juli 2006, 19:09:14
Hallo!
Gerade schreibe ich viele Kurzgeschichten und muß mich einer max. Anschlags/Seitenzahl beugen. Da muß ich oft entscheiden, welches Detail ich noch rausschmeiße, bzw, wo was fehlt, und was man stattdessen rausschmeißen kann, um auf das Maximum zu kommen. Das ist keine schlechte Übung, weil man sich sehr auf das Wesentliche konzentrieren muß, das die Geschichte ausmacht. Trotzdem bin ich bei Romanen froh, ein bißchen mehr Freiraum zu haben.
Schelmin
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Rei am 30. Juli 2006, 20:07:50
Zuviel der Kürzerei ist aber auch nichts. Das klingt dann meist so abgehakt und kurz angebunden. Als ob die Geschichte noch nicht fertig wäre...
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: lapaloma am 30. Juli 2006, 20:25:01
Das Leben ist zu kurz um langweilige Bücher zu lesen.
Wenn mich ein Roman seitenlang mit Details und Erklärungen langweilt, so lege ich ihn zur Seite.
Ich gebe dem Autor keine drei Seiten um zur Sache zu kommen. Ein guter Roman muss den Leser bereits auf der ersten Seite packen. Darum: Details so wenig wie möglich!
Grüsse, Sid
Titel: Re: Wieviel Details...
Beitrag von: Moni am 01. August 2006, 19:10:13
Ich handhabe es mit Details so, daß ich mir überlege, was ich an Stelle des Lesers eventuell wissen will. Das schreibe ich dann zunächst auf und einige Zeit (Tage oder auch Wochen) später, packe ich den Text nochmal an und merke schnell, ob ich zu detailiert bin oder zu fahrig.

Dabei muß ich mich immer wieder bremsen, da ich ziemlich detailverliebt bin und gerne Dinge haarklein auseinandernehme. Das ist in manchen Szenen passend, in anderen wiederum nicht. Wenn sich diese Szenen die Waage halten, ist es gut.

Lg
Moni
Titel: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Antigone am 15. November 2007, 20:52:06
Hallo!

Mit was für komischen Überlegungen ich mich immer herumplage.... Wie haltet ihr das so mit den Beschreibungen eurer Protas - was das Aussehen betrifft.

So Dinge wie Augen- und Haarfarbe, Körpergröße und ungefähre Gestalt dürften ja zum Standard gehören. Bei Frauen kommen dann auch gerne noch die Länge der Wimpern, Form von Mund und Nase und die Körbchengröße dazu.

Männer werden da schon viel stiefmütterlicher (oder -väterlicher?) behandelt. Oder habt ihr euch schon jemals über die Form der Lippen eures Helden ausgelassen? Außer natürlich, es handelt sich um einen Lustknaben.... Oder - ganz konkret - würdet ihr zb. beschreiben, ob der Held Haare auf der Brust hat? (nicht lachen jetzt!)

Aber warum ist das so? Hat man Angst, den Leser mit zu ausführlichen Beschreibungen zu langweilen? (dabei sollte man natürlich nicht ins Diana Gabaldon-Extrem verfallen, die sich eine halbe Seite über die Farbe von Achselhaaren auslassen kann...). Oder klingen "Körper"beschreibungen über Männer einfach nur komisch? Weil man es nicht gewohnt ist, Männer allzu sehr über das Aussehen zu definieren? Vor allem dann nicht, wenn es sich um "richtige" Männer handelt, und eben nicht den schon erwähnten Lustknaben.

Ihr seht schon, mein Problem geht eher in die Richtung der BEschreibung von Männern.... Wie macht ihr das?

Lg, A.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Ary am 15. November 2007, 20:57:54
Hi,
sowas wie Köperbehaarung wüde ich nur dann erwähnen, wenn sie wichtig wird oder auffällig zu sehen ist. Wenn zum Beispiel der Held in den Bach springt, um sich zu baden, und die zusehende, errötende Heldin den Wald zu sehen bekommt, der auf seinem Oberkörper sprießt.

Was ich gern erwähne udn beschreibe, sind auch bei Männern Details. Kräftige, aber doch schmale Hände zum beispiel, Hände, denen anzusehen ist, dass ihr Besitzer ein Kämpfer oder Handwerker ist. Sinnlich Lippen gibt es bei mir hin und wieder auch zusehen (bei Protagonisten beiderlei Geschlechts).

Ich beschreibe lieber Details, die ich hier und da einstreue, so dass sich beim Leser langsam das Bild des Protagonisten ausbildet. Manchmal wirds aber auch schon mal ein bisschen ausführlicher.

Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Lavendel am 15. November 2007, 21:12:25
Ich beschreibe sicher nicht die Lippenform meiner Protagonistinnen und ich rede auch nicht über ihre Körbchengröße - es sei denn, der entsprechende Charakter interessiert sich aus irgendeinem Grund besonders für entsprechende Körperpartien. Ich mit kann ausfürlichen Personenbeschreibungen sowieso nicht viel Anfangen. Die wichtigsten Details werden eingestreut, den Rest dürfen sich die LeserInnen schön selbst denken.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Antigone am 15. November 2007, 21:14:20
Zitat von: Lavendel am 15. November 2007, 21:12:25
Die wichtigsten Details werden eingestreut, den Rest dürfen sich die LeserInnen schön selbst denken.

Naja, aber wenn DU ein ganz bestimmtes Bild vom Prota hast, möchtest du dann nicht, dass die Leser ihn oder sie ganz genau so sehe wie du?

Lg, A.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Linda am 15. November 2007, 21:21:44
Mh - mir ist es immer sehr wichtig, dass die Leser meine Helden "von innen" kennenlernen. Äußerlichkeiten sind irgendwie beliebig und oft genug stellen sich die Leute die Figuren sowieso nach Geschmack vor ("oh, das war ein Elf?".
Für mich ist Schreiben nicht: "ich zwinge allen meinen Film auf" (dann wäre ich nicht Autor geworden, sondern Filmemacher) sondern ich erzähle eine Geschichte, die es dem Leser erlaubt, seinen eigenen Film ablaufen zu lassen. Und daher gehe ich selten über die unabdingbaren Attribute (Haare, Augen, Körpergröße, Geschlecht - wenn erkennbar - Statur, Kleidung - aber nie alles auf einmal) hinaus, flippe selbst auch über Beschreibungsabsätze und -Seiten hinweg. Und da mache ich bei Männlein oder Weiblein keine Unterschiede (bilde ich mir ein).

Gruß,

Linda
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Maja am 15. November 2007, 21:35:58
Da ich für gewöhnlich aus der Perspektive meiner Helden schreibe und meine Helden wissen, wie sie selbst aussehen, spare ich mir viel an Beschreibungen, es sei denn, es fällt ihnen gerade etwas besonderes auf, oder sie stehen vor dem Spiegel und ergötzen sich an ihrem eigenen Anblick.
Von meinem gegenwärtigen Helden Nomi wissen wir also bislang, daß er silberweißes Haar hat und ihm sein Aussehen ansonsten egal ist.
Figuren beschreibe ich immer nur dann etwas ausführlicher, wenn sie selbst für den Helden neu sind. Dann erwähne ich meistens die Farbe und Form der Augen, die Form des Gesichts, die Statur, den Teint und, wenn vorhanden, Tatoos und Verstümmelungen. Den Rest können sich meine Leser selbst denken. Die Länge der Wimpern habe ich noch nie erwähnt - aber wenn ein Charakter gar keine Wimpern hat, würde ich das natürlich erwähnen.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Coppelia am 15. November 2007, 21:44:36
Ich glaube nicht, dass es etwas beim Aussehen gibt, das man wegen des "guten Tons" vermeiden sollte zu schreiben. Körperbehaarung jedenfalls kann man ruhig beschreiben, meiner Meinung nach, jedenfalls, wenn diese Beschreibung ihren Sinn hat.

Den Perspektiventräger sein Aussehen beschreiben zu lassen, ist immer ein Kunststück, erst recht beim Ich-Erzähler. Damit habe ich auch meine Probleme. Ich lasse meine Figuren dann aber extra nicht in den Spiegel sehen. Bzw. wenn sie in den Spiegel sehen, dann höchstens, um etwas Bestimmtes an ihrem Aussehen zu überprüfen, und nicht, um festzustellen, dass sie schwarze Locken haben - o Wunder! ;)

Ich habe ein ganz deutliches Bild meiner Figuren vor Augen. Daher kann ich mir auch immer genau vorstellen, was an der Figur gerade auffällt. Wenn man einen Menschen zum ersten Mal sieht, müsste die Augenform oder Wimpernlänge schon besonders interessant sein, um erwähnt zu werden. Dagegen haben manche Menschen wirklich interessant geformte Lippen ... und bei einer Figur gehören tatsächlich die behaarten Arme zu den ersten Dingen, die mir an ihr auffallen. ;D Aber ich beschreibe wirklich nicht jede Einzelheit. Das ist bei mir wieder eine Perspektivensache: Es muss schon eine besondere Szene sein, in der jemand sein Gegenüber mit so intensivem Blick "scannt", dass jede Kleinigkeit auffällt.
Die Augenfarbe finde ich gar nicht so wichtig - wie oft trifft man fremde Leute und nimmt ihre Augenfarbe gar nicht wahr? Ziemlich oft.
Da ich fast nie perfekt aussehende Figuren habe, sondern all meine Leute recht normal und teilweise hässlich aussehen, erübrigen sich solche Beschreibungen wie mit den Händen oder der Oberweite meist ...
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Dorte am 15. November 2007, 21:45:24
Da ich festgestellt habe, dass ich äußerliche Beschreibungen in Büchern meistens rigoros überlese (von sehr markanten Details sehen wir mal ab), beschreibe ich bei mir gar nicht erst viel. Eigentlich nur das, was wichtig ist. Meine Protagonistin in den Harzbüchern wird überhaupt nicht beschrieben - ist völlig egal, wie sie aussieht. Sie ist zehn Jahre und weiblich, mag sich der Leser dabei denken, was er will...
Bei anderen Geschichten ist das Aussehen oft wichtiger, wenn sie in meiner Welt spielen, denn dort geht es oft um Konflikte zwischen ethnischen Gruppen, Volksstämmen oder "Rassen", die sich natürlich typisch menschlich durch Äußerlichkeiten abgrenzen. Dann benutze ich das Aussehen gleich, um Zugehörigkeit, Andersartigkeit oder Vorurteile zu beschreiben oder auch individuelle Besonderheiten wie etwa eine extrem seltsame Augenfarbe, die die Person in der Gemeinschaft immer wieder auffallen lässt.
Ansonsten kann ich nach wie vor mit Beschreibungen wie "markantes Kinn" meist wenig anfangen und lese so drüber hinweg...
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Nitewolf am 16. November 2007, 14:26:21
Die Frage ist, doch letztlich, was du dem Leser vermitteln willst, deine Vorstellung der Charaktere und deine Schönheitsideale, oder eine Charakterisierung des Charakters.

Ich zwinge dem Leser ja gerne meinen Kopf-Flim auf, was aber vermutlich nicht sehr intelligent ist.

Du musst dir im klaren darüber sein, dass du dir deinen Char so vorstellst, weil du mit dem Aussehen was verbindest, das andere Leser vielleicht ganz anders assoziieren.
Für dich ist vielleicht ne behaarte Brust das Epitom der Männlichkeit sein, für ne andere Leserin ist es einfach nur eklig.

Ich würde das Aussehen in dem Masse beschreiben, in dem es dir - warum auch immer - wirklich wichtig ist.

Ich beschreibe im übrigen Männer und Frauen gleich ausführlich, was allerdings weder Lippenform noch Körperbehaarung umfasst. Interessiert mich einfach nicht.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Grey am 16. November 2007, 14:41:37
Zitat von: Lavendel am 15. November 2007, 21:12:25
Die wichtigsten Details werden eingestreut, den Rest dürfen sich die LeserInnen schön selbst denken.

Mmh-hmm... AUSSER bei Khamui ... ::)

Wobei zu bedenken ist, er hat ein außergewöhnliches Erscheinungsbild, daher ist eine genauere Beschreibung meiner Ansicht nach schon einigermaßen sinnvoll. Zumindest rede ich mir das ein. ;D

Womit ich sagen will: Ich denke, man muss hier auch unterscheiden zwischen "normalen" menschlichen Charakteren, wo die Lesenden sicher keine Probleme haben, sich aus wenigen markanten Details ein komplettes Bild zu basteln (jeder sein eigenes, und das finde ich auch gut so)
und anderen, wo man dann schon mal ein detaillierteres Bild zeichnen darf.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Warlock am 16. November 2007, 15:05:16
Ich finde einen gewissen Teil sollte man auch der Fantasie des Lesers überlassen!  :jau:
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Linda am 16. November 2007, 15:21:31
Zitat von: Grey am 16. November 2007, 14:41:37
Womit ich sagen will: Ich denke, man muss hier auch unterscheiden zwischen "normalen" menschlichen Charakteren, wo die Lesenden sicher keine Probleme haben, sich aus wenigen markanten Details ein komplettes Bild zu basteln (jeder sein eigenes, und das finde ich auch gut so)
und anderen, wo man dann schon mal ein detaillierteres Bild zeichnen darf.

das möchte ich (mit deiner Erlaubnis) mal genauer präzisieren. Ein detailiierteres Bild ist nötig, wenn es sich auf nicht-menschliche Figuren bezieht oder andere abweichende Dinge. Wenn also z.B. die Orks bei dir blau sind und Flügel haben, obwohl nach sonstigem Bekanntheitsgrad dieses Volk eher anders aussieht.
Wenn der Sonnenuntergang eine Stimmung vermittelt und nicht bloß da ist.
Es muss bei Beschreibungen meiner Ansicht nach eben einfach auch was Beschreibenswertes da sein, damit es nicht zur Seitenschinderei verkommt. Denn genau das ärgert mich an ausschweifenden Beschreibungen ohne Handlung :-)

Gruß,

Linda
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Grey am 16. November 2007, 16:27:31
Danke Linda. Genau das wollte ich sagen :)
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Textehexe am 27. November 2007, 20:35:35
Ich denke, Aussehen zu beschreiben ist da wichtig, wo es einen Einfluss auf das Verhalten / den Charakter des Protagonisten hat. Mein Ich-Erzähler, der Spielmann, ist ziemlich schüchtern (ja, ich weiß, blöd bei dem Beruf) und "verschmilzt" gerne mit dem Hintergrund. Dementsprechend ist er ein dünner, mittelgroßer Bursche mit einer großen Nase. Das habe ich nirgends explizit erwähnt, aber indirekt einfließen lassen. Z.B. bekommt er eine "gebrauchte neue" Robe und kommentiert in einer Seitenbemerkung den "Leerstand". Und dass seine Nase groß ist, weiß der Leser, weil sein liebenswerter Reisegefährte ihn immer damit aufzieht. So bekommt die Leserschaft mit der zeit ein Bild von der Figur, das ungefähr meinem entspricht. Welche Haarfarbe der Spielmann nun hat, kann sich das Publikum selbst aussuchen; da es keine spektakuläre ist, ist es wurscht, ob man ihn sich nun matschbraun oder straßenköterblond vorstellt.
Es grüßt
Die Hexe
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Füchslein am 27. November 2007, 21:27:28
Nachdem ich anfänglich dachte, ich müsste jeden Charakter haargenau beschreiben, damit der Leser auch wirklich meine Vorstellung davon hat, bin ich dazu übergegangen (und dabei geblieben), nur die nennenswerten Details zu beschreiben. Als Leserin möchte ich ja auch nicht ein bestimmtes Bild aufgezwungen bekommen, sondern meine Fantasie ein wenig laufen lassen. Und das Recht gestehe ich anderen Lesern auch zu. ;) Ich kenne das von mir, dass ich ein halbes Buch lang mein Bild von einem Charakter im Kopf hatte - blond - und irritiert war, als irgendwann beschrieben wurde, dass er braunhaarig war. Mein Bild hat sich trotzdem nicht verändert. Beschreibungen streue ich zwischendurch mal ein, wenn es gerade von Bedeutung ist. Wenn bestimmte Aspekte des Aussehens gerade Rückschlüsse auf die Situation eines Charakters schließen lassen. Oder der erste Eindruck von einem bisher unbekannten, wobei ich versuche, das zu beschreiben, was mir auffallen würde, wenn ich die Person zum ersten Mal sähe. Und was ich mir behalten würde. Die Augenfarbe beispielsweise nicht, wenn sie die Augen nicht besonders auffallen lässt. Grundsätzlich kommt es ohnehin immer darauf an, was die anderen Charaktere sehen. Ich weiß, wie die Leute, die ich kenne, im Normalfall aussehen. Kein Grund also darüber nachzudenken.
Zwischen Frauen und Männern mache ich da keine Unterschiede, höchstens zwischen Haupt- und Nebenfiguren, je nach Wichtgkeitsgrad. Wenn es zur Charakterisierung hilft, bekommen beide ihre Beschreibungen, wenn nicht, eben nicht.

Liebe Grüße,

Füchslein
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: caity am 28. November 2007, 14:54:43
Hallo,

ich muss sagen ich gehöre zu der Person, die grundsätzlich nur die Standards abklappert und dann relativ viel offen lässt. Es kommt aber imho auch immer darauf an, aus wessen Sicht du wen beschreibst.
Wenn ich beispielsweise bewusst Ekel für eine Person hervorrufen möchte, beschreibe ich das auch entsprechend. Andersherum natürlich auch.
Bei auktorialer Erzählhaltung kann ich dir leider nicht helfen. Das benutze ich nicht, kann ich irgendwie nicht. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, was ich da machen würde ::)

Bye
caity
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Artemis am 28. November 2007, 18:10:20
Ich mag dieses stumpfe Beschreiben von Figuren nicht wirklich. Das ist so ein Scan, als würe man die Figur scheibchenweise betrachten. Haarfarbe, Augenfarbe, Gesichtsform, Figur, Größe, Kleidung ... Wenn das alles so runtergeholzt wird, liest man sich das zwar duch, merken tut man es sich aber nicht.

Dann streue ich lieber die Eigenschaften nach und nach in die Geschichte ein, damit es passt und Sinn macht. Wenn die Figur halt einen scharfen, klaren Blick hat, darf sie den Prota mal aus kristallblauen Augen anstarren.
Wenn sie eine dunkle Stimme hat, darf sie gern mal rumbrummeln.
Wenn sie ein markantes Kinn hat, soll sie es in einer Drohgebärde vorschieben.
Wenn sie schöne Haare hat, werden sie abgeschnitten oder durch Schmutz oder Fett hässlich gemacht, um im nächsten Fluss wieder saubergewaschen zu werden.
Wenn sie schöne Hände hat, soll sie damit wild gestikulieren.
Wenn sie einen bestimmten Kleidungsstil hat, darf sie mal eine angebotene Garderobe ablehnen oder sich darüber beschweren, warum man sie statt in blaue Wollhosen in eine grüne Leinentunika gesteckt hat. Ist er Vegetarier, trägt er halt einen Gürtel aus geflochtenen Binsen und Schuhe aus Filz und beäugt alle "Lederfüßler" argwöhnisch.

Natürlich ist es für den Autor einfacher, einfach alles wie in einem Steckbrief runterzusabbeln, aber in dem Punkt ist es wie mit dem Weihnachtsgeschenk: Sobald man weiß, was drin ist, macht es keinen Spaß mehr. Das langsame Auspacken, wenn sich das Geschenk stückweise entblößt, Detail um Detail, macht die Spannung umso größer. Man sieht einen Fitzel, mal malt sich in Gedanken aus, was es sein könnte, man hungert nach dem nächsten Blick auf das Verborgene.
Genauso sollte man es auch mit dem Beschreiben halten. Nie dem Leser den "ausgepackten" Prota vor die Füße werfen, sondern ihn die Figur selbst mühsam auspacken und entdecken lassen  ;)
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Grey am 29. November 2007, 09:02:10
Wobei es da aber auch sein kann, Artemis, dass du ein Fitzelchen vom Geschenk siehst, und - wumms - hast du eine ganz genaue Vorstellung davon, was es sein muss.

Und dann ist es doch was ganz anderes. Und dann bist du traurig. ;)

Damit will ich dir nicht grundsätzlich widersprechen, nein grundsätzlich stimme ich dir zu. Nur ich will sagen, *wenn* man Details schon beschreibt, dann darf man sich auch nicht all zu viel Zeit damit lassen sondern sollte das möglichst bald nach Auftreten der Figur etablieren.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Lavendel am 29. November 2007, 09:10:25
Richtig. Man entwickelt nämlich total schnell ein Bild von Figuren, dass ganz unabhängig von irgendeiner Beschreibung ist. Ich zumindest stelle mir Charaktere auch irgendwie vor, wenn sie gar nicht beschrieben werden. Sowas gibt es ja durchaus. Und wenn dann später ein äußerliches Merkmal eingeführt wird, das nicht zu meinem hauseigenen Bild passt - dann baue ich es auch nicht mehr ein. Keine Chance. Dann weigert sich mein Gehirn zu akzeptieren, dass das alles etwas anders sein könnte. (Obwohl Mrs. Coulter auch in den Büchern von Philip Puhlmann blond ist, dachte ich am Anfang irgendwie, sie hätte schwarze Haare. Und die gehen nicht mehr weg. Nicht mal der Film kann mich da glaube ich eines Besseren belehren^^)
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Felsenkatze am 29. November 2007, 11:58:40
Off Topic: Ach, Lavendel, du auch? Ich bin auch überzeugt, dass Mrs. Coulter schwarze Haare hat. Schon immer. :D
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Lavendel am 29. November 2007, 16:53:12
OT: Ja! Warum eigentlich? Ich lese grade noch mal The Amber Spyglass, und sie ist eindeutig blond ...
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Dreamcatcher am 06. Dezember 2007, 11:55:35
Abgesehen davon, wie viel oder wie wenig das Äußere einer Figur beschrieben wird, ich finde, es sollte relativ am Anfang und "geschlossen" passieren. (Also nicht immer mal wieder ein Detail eingestreut werden.)

Ich erinnere mich zum Beispiel, dass ich schrecklich irritiert war, als im dritten Band von HP plötzlich erwähnt wurde, dass Percy Weasley eine Hornbrille trägt.
Ich konnte mich bis heute nicht damit abfinden, hab ich ihn mir doch immer ohne vorgestellt.  :hmhm?:
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Nagi Naoe am 06. Dezember 2007, 19:21:15
@Dreamcatcher

Oh, meinst du so etwas wie:
Und dann kam Viktoria auf sie zu, Marias beste Freundin. Sie hatte wunderschönes, ebenholzschwarzes Haar, ein strahlend weißes Lächeln, eine perfekte Figur, alle Jungen liebten sie und manchmal war sogar Maria auf sie neidisch. (Sämtliche weitere Informationen hier einfügen.)

Solche Textstellen sind der Grund, wegen dem ich aufgehört habe, Fanfictions zu lesen, in denen ausgedachte Charaktere die Hauptrolle spielen... Besonders wenn sie Namen wie "Charisma" oder ähnliches haben...  ::)
(Das soll keine Anfeindung an dich oder deinen Schreibstil sein, bitte nicht falschverstehen.)

Liebe Grüße,
Nagi.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Antigone am 06. Dezember 2007, 19:27:34
HI!

Eure Antworten haben mich zu einer überraschenden Erkenntnis gebracht: ich hab bisher eigentlich immer die Augenfarbe meiner Protas beschrieben. So auf die Art, wie sie von einem Betrachter gesehen werden. Und jetzt hab ich mal darüber nachgedacht, von wievielen Leuten, denen ich so am Tage begegne, ich schon jemals die Augenfarbe erkannt habe. Genau - bei keinem Einzigen!

Also werd ich in Zukunft im Auftrag der Authentizität darauf verzichten, außer, meine Protas kommen sich so nahe,dass sie einander tief in die Augen schauen können... da sieht mans dann!

Lg, A.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: saraneth am 08. Dezember 2007, 18:29:52
Kleiner Nachtrag und meine Meinung zu dem Ganzen.

Im Allgemeinen bemühe ich mich, die Beschreibung meiner Figuren nur so weit zu schildern, wie es realistisch ist. Dazu dienen mir beispielsweise auch Spiegel- / Wasserszenen. Das ist eine super Gelegenheit. :)

Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Lord Bane am 08. Dezember 2007, 19:44:10
Wie viele hier beschränke ich mich auch darauf, körperliche Besonderheiten und Merkmale zu beschreiben, die für die Geschichte wichtig sind. Über die Hauptfigur meines jetzigen Manuskriptes ist nur bekannt, dass sie männlich , recht groß und kräftig gebaut ist und meistens etwas mitgenommen aussieht (unrasiert, Augenringe etc...). Haarfarbe usw. sind meiner Meinung nach egal, da dies nichts zur Geschichte beiträgt. Natürlich kenne ich die Haarfarbe meine Hauptfigur (dunkelblond), aber ich muss sie ja nicht dem Leser auf die Nase binden  ;D.
Titel: Re: Wie ausführlich Aussehen beschreiben?
Beitrag von: Sandera am 10. Dezember 2007, 17:31:50
 :hmmm: Meiner Meinung nach ist eine ausführliche Beschreibung in erster Linie für den Autor wichtig, wenn er eine zentrale Figur entwirft. Man sollte sie im Kopf bestens kennen und im Text konkret schildern und zeigen können, und das Weitere dem Leser überlassen. (szenisch darstellen)

In den älteren Werken wurde meistens in der Eröffnung der Protagonist schnell dargestellt. (durch ausführliche Beschreibungen und Berurteilungen des Autors).
Heute möchte der Leser doch die Entwicklung eines Helden im Fortgang der Handlung aktiv erleben, wie in einem Kreuzworträtsel. Das ganze ist natürlich anfangs wesentlich schwieriger und immer wieder eine Herausforderung, aber wenn man seinen Protagonisten so gut kennt, wie z.B ein Familienmitglied, dann dürfte es keine große Schwierigkeiten im Darstellen der zentralen Figur geben.  Es muss glaubwürdig und realistisch sein.
Besondere Merkmale, die für die Handlung wichtig sind, sollte man auf jeden Fall anfangs nennen, wie z.B. Harry Potters Stirnnarbe.