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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Alessa am 09. Oktober 2012, 18:22:49

Titel: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Alessa am 09. Oktober 2012, 18:22:49
Hallo, ihr Lieben!

Da ich zum ersten Mal einen Fortsetzungsroman schreibe, hat sich mir die Frage gerade im Kopf festgesaugt, wie viele Details ich zu Beginn des zweiten Romans aus dem Ersten einfließen lassen sollte/muss.

Wonach richtet ihr euch dabei? Gebt ihr einen groben Umriss der Handlung aus dem ersten Roman oder geht ihr nur auf die Sequenzen ein, die für die Fortsetzung wichtig sind? Wie ausführlich behandelt ihr die Wiederholung? Was ist ein absolutes muss und ab wann denkt ihr, wird eine Wiederholung der Geschehnisse langweilig?

Ich hoffe, ich habe diese Thema hier richtig eingeordnet.  :versteck:


LG
Alessa
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Robin am 09. Oktober 2012, 18:25:52
Also, ich kann jetzt nicht aus Erfahrung sprechen, aber ich würde sagen dass man es auf einem möglichst geringen Level halten sollte. Dinge, die für das Verständnis mancher Ereignisse notwendig sind, müssen auf jeden Fall rein. Andere Ereignisse, die eigentlich nichts beitragen, sollten nach Möglichkeit rausgehalten werden - das stört mich am meisten bei Folgeromanen. Wenn zu viel vom ersten wiederholt wird, dann wird das schnell anstrengend.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Michaela am 09. Oktober 2012, 19:38:09
Hi Alessa,

ich lese sehr viele Trilogien und wenn ich darüber nachdenke, dann stehen in den Folgeteilen bei den meisten Autoren immer nur die allerwichtigsten Ereignisse des Vorbandes drin. Eingestreut in die laufende Handlung und in guten Romanen immer nur ein paar Sätze oder einen Absatz lang. Es gibt aber auch Autoren die eigentlich gar nicht mehr auf solche Dinge in Folgeromanen eingehen. Die Handlung baut ja aufeinander auf und bei einer Trilogie wird kein Leser sich Band zwei vor dem ersten Band kaufen. Ich mag es gar nicht wenn in Folgeromanen seitenlang über den 1.Teil der Geschichte erzählt wird, den kenne ich ja schon, aber das ist sehr stark Geschmackssache. Auf jeden Fall würde ich die Rückblenden auch ganz minimal halten.

LG Michaela
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Cairiel am 09. Oktober 2012, 20:01:10
Gut, dass du fragst, Alessa! Da ich mich nach dem NaNo auch an eine Fortsetzung setzen "muss", interessieren mich die Antworten darauf ebenfalls brennend ... Ich hoffe, es stört nicht, wenn ich selbst noch eine ähnliche Frage einstreue?

Denkt ihr Trilogieerfahrenen, dass man einen Handlungsstrang, der direkt an den Vorband anknüpft, im nächsten Teil einfach so anfangen soll, als wäre er nie durch die Buchteilung unterbrochen worden?

Ich selbst denke, dass das grundsätzlich das Beste ist, was man machen kann - einfach den zweiten Band so beginnen, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben (sofern die Geschichte natürlich am selben Punkt weitergeht und nicht ganz woanders beginnt). Oder ist das falsch? Ich habe beim Lesen noch nie so wirklich darauf geachtet ...  :versteck:
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: AngryMuffin am 09. Oktober 2012, 23:18:06
Also ich gehe ja beim NaNo auch mit einem zweiten Teil an den Start und muss sagen, dass ich eigentlich bis auf einige kurze, erklärende Worte während der Handlung nicht vorhabe in irgendeiner Weise auf den ersten Teil einzugehen, wenn es sich aus der Handlung nicht ergibt. Denn das erscheint mir bei meinen eigenen Texten immer stark gekünstelt.
Ich finde es immer anstrengend, wenn man in Folgebänden sich zuerst durch ewige Erläuterungen kämpfen muss, die Teil des ersten Bandes waren. Kleine Gedächtnisstützen bei großer Anzahl von Charakteren oder so sind in Ordnung, aber man sollte nicht übertreiben. Denn wenn die Wiederholungen zu ausschweifend werden, fragt sich der Leser irgendwann 'Warum habe ich eigentlich den ersten Teil gelesen?' Es ist also eine Gradwanderung, aber ich würde eher für zu wenig als für zuviel plädieren, denn den ersten Teil kann man noch mal lesen, aber nach dem zweiten wird nicht mehr weitergelesen, wenn er zu stark wiederholt. ;)

Zitat von: Cairiel am 09. Oktober 2012, 20:01:10
Denkt ihr Trilogieerfahrenen, dass man einen Handlungsstrang, der direkt an den Vorband anknüpft, im nächsten Teil einfach so anfangen soll, als wäre er nie durch die Buchteilung unterbrochen worden?
Jedes Buch sollte als eigenes Werk funktionieren und damit auch seine eigene, abgeschlossene Handlung haben. Ob man im Folgeteil nun direkt am Ende des vorhergegangen Buches anfängt, kommt auf die große Rahmenhandlung an. Manchmal passt es oder ist notwendig (Bsp. die Askir-Reihe von Richard Schwartz) oder es gibt einen Zeitsprung zwischen den Büchern, weil in den 20 Jahren oder so zwischen den Bänden einfach nicht wirklich etwas erwähnenswertes passiert. Ich zum Beispiel habe einen Zeitsprung von 500 Jahren dem ersten und zweiten Teil meiner Zeitwanderer-Reihe. :) Es ist also Projekt-abhängig.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Alessa am 10. Oktober 2012, 06:41:29
Zitat von: Cairiel am 09. Oktober 2012, 20:01:10
Gut, dass du fragst, Alessa! Da ich mich nach dem NaNo auch an eine Fortsetzung setzen "muss", interessieren mich die Antworten darauf ebenfalls brennend ... Ich hoffe, es stört nicht, wenn ich selbst noch eine ähnliche Frage einstreue?
Nein, überhaupt nicht. Die Antworten auf deine Frage interessieren mich auch!  ;)

Zitat von: AngryMuffin am 09. Oktober 2012, 23:18:06
Ich finde es immer anstrengend, wenn man in Folgebänden sich zuerst durch ewige Erläuterungen kämpfen muss, die Teil des ersten Bandes waren. Kleine Gedächtnisstützen bei großer Anzahl von Charakteren oder so sind in Ordnung, aber man sollte nicht übertreiben.
Die Erfahrung habe ich beim Lesen von Folgebänden auch gemacht. Vor allem dann, wenn ich den Folgeroman gleich nach dem ersten Band lese. Dann nerven die ständigen Wiederholungen und das Lesevergnügen ist erst einmal verschwunden.

Zitat von: AngryMuffin am 09. Oktober 2012, 23:18:06
Es ist also eine Gradwanderung, aber ich würde eher für zu wenig als für zuviel plädieren, denn den ersten Teil kann man noch mal lesen, aber nach dem zweiten wird nicht mehr weitergelesen, wenn er zu stark wiederholt. ;)
Ja, das denke ich auch. Hier braucht man ein wenig Fingerspitzengefühl, andernfalls landet der Folgeband beim Leser in der Mülltonne.  :seufz:
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Assantora am 10. Oktober 2012, 21:06:58
Also ich denke auch, wie meine Vorredner, nicht zu viel, aber an passenden Stellen kann man es einstreuen. Ich habe gerade meine Duologie beendet und lese gerade die zweite Hälfte einer Reihe, im englischen zwei Bände, da gibt es auch ganz typische Szenen, wo es sehr genau eingestreut wird, was im ersten Teil schon passiert ist. Der folgende Text ist sehr frei und nicht wortwörtlich.

ZitatEr hatte Angst. Das letzte Mal, als er solche Empfindungen hatte, war, als vor zehn Jahren die Truppen aus Tsard scheinbar unaufhaltsam auf die Grenzen der Konkordanz stießen.

Jetzt kann man sich denken, dass dieses Zitat zehn Jahre nach einem Krieg mit den Tsardoniern passiert. Der erste Teil spielt schlicht und ergreifend in dieser Zeit. Erinnerungen, das ist wohl die einfachste Art, um über Vergangenes noch einmal nachzudenken, um es auch dem Leser näher zu bringen.

PS: Beim Buch handelt es sich um James Barclay - Die Kinder von Estorea, nur der Gänze wegen ;)
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Nebeldiener am 10. Oktober 2012, 22:46:43
@Alessa

Im Allgemeinen würde ich sagen, dass du so wenig wie möglich bereits bekannte Informationen einstreuen solltest, denn das stoppt den Lesefluss. Ausser es ist wirklich wichtig für die Handlung, dass der Leser das und das genau verstanden hat.
Was du aber machen könntest (hab ich gerade bei einer Trilogie gesehen): "Was bisher geschah".
Also im Prolog nochmals beschreiben, was im letzten Roman passiert ist. So kann jeder Leser für sich selber entscheiden, ob er das lesen möchte oder nicht.
Ich würde beim Folgeroman mit den Informationen ganz einfach da weiter machen, wo der letzte Roman aufgehört hat. Ansonsten kann der Leser auch den vorherigen Band nochmals zu rate ziehen, wenn das wirklich notwendig sein sollte.


@Cairial

Hier bin ich gleicher Meinung, wie AngryMuffin.
Es kommt ganz stark auf die jeweilige Trilogie drauf an.
Bei der, welcher ich schreibe kommen im zweiten Band ganz andere Charaktere vor und auch der Schauplatz hat sich geändert. Ich könnte also nicht direkt weiter machen.
Wenn die Handlung aber praktisch eins zu eins fortgesetzt wird, wie zum Beispiel (ganz banal): 1. Band Ende: Mann macht die Türe auf.     2. Band Anfang: Mann geht ins Haus, sieht es ganz anders aus.
Mann muss aber dennoch aufpassen. Wenn zwischen den Büchern ein Schnitt gemacht wird, wie zwischen einem Kapitel fragt sich der Leser vielleicht, ob das Ende nun ein Witz sei oder ob es ein ernst gemeintes Ende ist.
Jedes der drei Bände muss für sich ein Happy End (oder ein "Sad End") haben. Der Leser soll nicht das Gefühl haben, dass im Buch ein paar Seiten fehlen und er auf die Suche nach diesen Seiten macht.


Dann versuch ich das mal mit Beispielen zu verdeutlichen:

generell schlecht:
1. Band: Kriegsbeginn -> grosser Kampf auf dem Schlachtfeld (mit viel Action) -> Ende    ---->    2. Band: Krieg wir auf Schlachtfeld weitergeführt

generell gut:
1. Band: Kriegsbeginn -> grosser Kampf auf dem Schlachtfeld -> Kriegsende -> Ende    ---->    2. Band: Neuer Krieg beginnt


Hoffe, dass ich es verständlich erklärt habe ;D

Nebeldiener
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Churke am 10. Oktober 2012, 23:34:21
Ich meine, dass man jede Roman, auch jeden Fortsetzungsroman, für sich betrachten und lesen können muss.
Dessen ungeachtet liegt der Reiz eines solchen Zyklus - auch für den Leser - darin, dass man gleich in eine fertig entwickelte Welt einsteigt, also nicht lange mit Einführungen herum machen muss. Das würde ich mir auf jeden Fall bewahren und es nicht durch Schwelgen in epischen Wiederholungen kaputt machen. Außerdem: Du schreibst in diesem Roman über diese Geschichte und nicht über die Geschichte 3 Bände vorher.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Kay am 11. Oktober 2012, 01:38:53
Ich fand die Frage spannend genug, dass ich heute abend vor dem Bücherregal mit Feldstudien verbracht habe, und nun ein bisserl Statistik bieten kann:
Zu unterscheiden ist grds. zwischen echten Trilogien und Werke, die auf drei Bände aufgeteilt sind (oft ist da ja auch in den Übersetzungen aus einem Band Englisch ein zweiter Deutscher rausgekommen). 
Bei echten Trilogien ist die Story ja jeweils in sich geschlossen, so dass es nicht zwingend erforderlich ist, Band I vor II zu lesen. Da verwenden die meisten Autoren (in meinem Schrank) allenfalls ein paar Hinweise. Am elegantesten ist es tatsächlich, wenn sich die "Erinnerungen" aus dem Dialog oder den Gedanken der Protas entwickeln und nicht der Autor seine Leser belehrt.
Bei Fortsetzungen ein und desselben Plots, wo Band II erwartet, dass der Leser Band I intus hat, sind solche Rückverweisungen im Text eher selten.
Es gibt nach meinem Eindruck keine Regel, ob solche Fortsetzungen in sich geschlossen sein müssen oder nicht. G.R.R. Martins Bücher sind in den zerteilten Bänden völlig offen, in den Englischen aber m.E. auch. Robert Jordan schloss seine Bände schon lang nicht mehr ab, ohne dass das dem Erfolg geschadet hätte. Andere bemühen sich immer um ein Episodenende, auch wenn der große Plot noch weiter geht... z.B. Terry Goodkind.
Da aber oft lange Zeit vergeht zwischen der Lektüre (liegt ja zum Teil auch am Autor, z.B. Robert Jordan o. G.R.R. Martin) finde ich persönlich eine kurze Einführung ("Was bisher geschah") auf ein oder zwei Seiten am Anfang gut, so etwa bei Tad Williams. Die kann man lesen, wenn man Nachhilfe braucht - oder weglassen, wenn man am Zug durchliest.
Was ich auch nett finde, sind Anspielungen im Text, die auf den ersten Blick nicht stören, aber in ihrer ganzen Breite u./o. Doppelbödigkeit nur verstanden werden, wenn man die Vorgänger kennt. Insider quasi... Da kenne ich ein paar nette Beispiele aus Krimis, aber aus der Fantasy nur aus Asprins Diebeswelt, aber die Reihe ist jetzt hier nicht als Vergleich geeignet, wobei das Stilmittel natürlich schon ...

Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Avery am 11. Oktober 2012, 09:40:32
Was ich aus meiner Erfahrung empfehlen kann, ist es, das "Vorwort" mit den Erläuterungen erst einmal wegzulassen. Denn oft entwickelt sich der Plot später noch anders als man denkt und wichtige Ereignisse aus Band I werden plötzlich nebensächlich, während sich völlig unwichtige Dinge zu einem Meilenstein für Band II entwickeln. Deshalb würde ich einfach zuerst mit dem Roman beginnen, ihn durchziehen und dann schauen, welche wichtigen Überschneidungen es gibt.
Insgesamt schließe ich mich da den anderen an, dass es auf keinen Fall zu lang werden sollte. Ich lese solche Rückblicke ehrlich gesagt nie. Außer der letzte Band liegt ewig weit zurück.

ZitatDenkt ihr Trilogieerfahrenen, dass man einen Handlungsstrang, der direkt an den Vorband anknüpft, im nächsten Teil einfach so anfangen soll, als wäre er nie durch die Buchteilung unterbrochen worden?

Hier kann ich mich auch nur den anderen anschließen. Ich finde, jeder Band muss in irgendeiner Weise solo stehen können. Natürlich knüpfen Folgebände inhaltlich immer an voherige an, aber für mich als Leserin finde ich es immer schöner, wenn ich etwas "Rundes" lese.
Eine wesentliche Rolle spielt wohl auch hierbei die Zeit. Selten erscheint ein ganzer Zyklus zeitgleich. Meist erscheint Band I im Herbst, Band II dann 1/2 oder 1 Jahr später etc. Und wenn ich mir nun überlege, dass ich Band II kaufe und plötzlich mitten in einer Szene stecke, die ich nicht mehr in Erinnerung habe, wäre ich verwirrt. Und würde zwangsläufig noch einmal Band I lesen müssen. Oder eine detailliertere Zusammenfassung, die mich wieder genau in das Szenengefühl von Band I bringt. Und ich glaube, dass das recht schwierig ist.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Arcor am 11. Oktober 2012, 09:51:32
Wenn du überhaupt eine Zusammenfassung des ersten Teils geben willst, würde ich diese aus dem Text nehmen und gesondert voranstellen. In einzelnen Sätzen kann man natürlich nochmal zurückgreifen, aber eine seitenlange Wiederholung, die der Prota sich am Anfang des 2. zusammenerinnert, ist meistens nur nervig. Im Zweifelsfall weiß man ja noch, was passiert, sonst hätte man wohl nicht zum 2. Band gegriffen.

Zitat von: Avery am 11. Oktober 2012, 09:40:32
Hier kann ich mich auch nur den anderen anschließen. Ich finde, jeder Band muss in irgendeiner Weise solo stehen können. Natürlich knüpfen Folgebände inhaltlich immer an voherige an, aber für mich als Leserin finde ich es immer schöner, wenn ich etwas "Rundes" lese.
Eine wesentliche Rolle spielt wohl auch hierbei die Zeit. Selten erscheint ein ganzer Zyklus zeitgleich. Meist erscheint Band I im Herbst, Band II dann 1/2 oder 1 Jahr später etc. Und wenn ich mir nun überlege, dass ich Band II kaufe und plötzlich mitten in einer Szene stecke, die ich nicht mehr in Erinnerung habe, wäre ich verwirrt. Und würde zwangsläufig noch einmal Band I lesen müssen. Oder eine detailliertere Zusammenfassung, die mich wieder genau in das Szenengefühl von Band I bringt. Und ich glaube, dass das recht schwierig ist.
Das scheint aber mal wieder ein eher deutsches Phänomen zu sein. Wenn ich an den englischsprachigen Buchmarkt denke, fallen mir eine ganze Reihe von Fantasyautoren ein, die gerade nicht abgeschlossene Teile schreiben, sondern eine zusammenhängende große Geschichte erzählen: Hobb, Williams, nicht zuletzt G.R.R. Martin. Ein Buch muss ja nicht mitten im Gespräch enden und der 2. Band dann genau da anschließen, aber die Geschichte muss auch nicht im 1. abgeschlossen sein, um dann im Folgeband überraschend doch noch irgendwie fortgeführt zu werden.
Und Band 1 muss man dann nicht unbedingt nochmal lesen, das hängt ja vom eigenen Gedächtnis ab. Ich hab Hobbs Zauberschiffe Band 3 über ein Jahr nach dem 2. gelesen und war nach 100 Seiten wieder auf der Höhe.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Avery am 11. Oktober 2012, 10:30:57
ZitatEin Buch muss ja nicht mitten im Gespräch enden und der 2. Band dann genau da anschließen, aber die Geschichte muss auch nicht im 1. abgeschlossen sein, um dann im Folgeband überraschend doch noch irgendwie fortgeführt zu werden.

Damit hast du definitiv Recht. Ich bin da ein wenig speziell, was dieses "Runde" betrifft. So gut wie alle tollen Zyklen, die ich gelesen habe, haben am Ende mächtige Cliffhanger, um Lust auf den nächsten Band zu machen. Und auch wenn ich diesen dann erst Monate/Jahre danach lese, bin ich schnell wieder in der Story drin.
Ich hatte es mir von den Schilderungen her nur so extrem vorgestellt, à la: Person A und B gehen in eine Taverne, bestellen Met und reden über ein Ereignis. Ende. Person A und B trinken ihr Met zu Ende. Also praktisch wirklich ein Bruch mitten in der Szene, die dann einfach so fortgesetzt wird. Ich weiß nicht, ob es in den von dir genannten Werken so ist, aber das wäre für mich persönlich zu viel.

Wenn wir aber gar nicht von dem Extrem reden, sieht es natürlich anders aus. Sicherlich muss ein Buch nicht storytechnisch komplett eigenständig zu lesen sein. Bspw. würde es wenig Sinn machen, Harry Potter Bände einzeln zu lesen. Und dennoch hat jeder Band seinen individuellen Anfang, der es eigenständig wirken lässt.

Um es auf den Punkt zu bringen: Natürlich können Folgebände direkt bei der Story des Vorbandes anknüpfen, sollten dem Leser aber etwas Luft lassen, um wieder reinzukommen.

Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Alessa am 11. Oktober 2012, 14:14:51
Vielen Dank für eure Antworten, :gruppenknuddel: die meine Gedanken in die richtige Richtung gelenkt haben. Da meine persönlichen Erfahrungen als Leser mit euren übereinstimmen und ich dahingehend tendiere, dass ich ewige Zusammenfassungen nervig empfinde, habe ich mich gegen eine komplexe Wiederholung im Vowort oder Prolog entschieden.  Da im zweiten Band jedoch nebensächliche Details aus dem Ersten eine zentrale Rolle spielen, werde ich diese häppchenweise und kurz in Dialogen einfließen lassen. Diese Details sind aber wirklich nur als Erinnerungsstützte gedacht und keine Wiederholung der Handlung aus dem ersten Teil. 


Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Sin am 11. Oktober 2012, 17:46:22
Hallihallo,

ich finde, dass sich bei Trilogien oder anderen Serien, die Wiederholungen aus den Vorbänden in Maßen halten sollen.

Viel eher bin ich der Meinung, dass genügend offene Fragen nach dem ersten Band vorhanden sein sollten, die im nächsten Band beantwortet werden. Die einzige Serie, die mir gerade einfällt, bei der ich das besonders gemerkt habe, war die Wahrheit-Serie von Dawn Cook.

Man kann auch Verbindung z.B. vom letzten zum ersten Band schaffen, indem man etwas vom ersten Band wieder aufgreift. Ähnliches hab ich auch in der Wahrheit-Serie beobachtet.
Ich finde, das hat dann diesen Aha-Effekt. 'Ach, da war ja was im ersten Band. Und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wie es dazu gekommen ist.'
Ich hoffe, das war jetzt verständlich...  ???

LG
Sin
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Cairiel am 11. Oktober 2012, 18:09:27
Von mir auch vielen lieben Dank für die Antworten! Ich bin jetzt ebenfalls um einiges schlauer und habe eine konkrete Vorstellung davon, wie ich das mit meiner Reihe am Besten umsetzen werde.

Zitat von: Kay am 11. Oktober 2012, 01:38:53
Zu unterscheiden ist grds. zwischen echten Trilogien und Werke, die auf drei Bände aufgeteilt sind (oft ist da ja auch in den Übersetzungen aus einem Band Englisch ein zweiter Deutscher rausgekommen). 
Bei echten Trilogien ist die Story ja jeweils in sich geschlossen, so dass es nicht zwingend erforderlich ist, Band I vor II zu lesen. Da verwenden die meisten Autoren (in meinem Schrank) allenfalls ein paar Hinweise. Am elegantesten ist es tatsächlich, wenn sich die "Erinnerungen" aus dem Dialog oder den Gedanken der Protas entwickeln und nicht der Autor seine Leser belehrt.
Bei Fortsetzungen ein und desselben Plots, wo Band II erwartet, dass der Leser Band I intus hat, sind solche Rückverweisungen im Text eher selten.
Hm, dann sind diese echten Trilogien (zumindest im Fantasybereich) aber eher selten, oder? So kommt es mir zumindest vor. Der Herr der Ringe, die Königsmörder-Chronik, Trudi Canavan sowieso, Das Lied von Eis und Feuer ... Die sind deiner Erklärung nach ja alle "unecht". Falls ich dich richtig verstanden habe, versteht sich.
Meine Trilogie ist folglich eher echt, wobei es natürlich zu empfehlen ist, die Bücher in einer Reihenfolge zu lesen. Narnia auch, fällt mir gerade auf, weil ich es falsch herum gelesen und trotzdem verstanden habe.  ;D
Sehr interessant zu wissen, vielen Dank für die Info!

Zitat von: Avery am 11. Oktober 2012, 10:30:57
Wenn wir aber gar nicht von dem Extrem reden, sieht es natürlich anders aus. Sicherlich muss ein Buch nicht storytechnisch komplett eigenständig zu lesen sein. Bspw. würde es wenig Sinn machen, Harry Potter Bände einzeln zu lesen. Und dennoch hat jeder Band seinen individuellen Anfang, der es eigenständig wirken lässt.
Well, aber man kann Harry Potter durchaus durcheinander lesen, ohne allzu viel Lesevergnügen einzubüßen. Habe ich so gemacht, weil immer die falschen Bände in der Bibliothek standen.  ;)
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Luciel am 13. Oktober 2012, 10:57:50
Gutes Beispiel sind auch die Tribute von Panem. Der dritte Teil hat wirklich furchtbar genervt, weil die Protagonisten viele Seiten lang und immer wieder die Ereignisse der Vergangenheit durchdacht hat - offensichtlich mit den Ziel, dem Leser die vorangegangenen Bände wieder näher zu bringen. Ich möchte aber keine langen Passagen von Dingen lesen, die mir schon hinreichend bekannt sind, bzw, die ich schon mal gelesen habe.

Bei "nahtlosen" Mehrteilen, die in sehr langen Abständen veröffentlich werden, fände ich eine ganz kurze Einführung allerdings nicht schlecht. Die sollte aber getrennt vor dem Buch stehen und einen eher sachlichen Charakter haben - und vor allem kurz sein. Wer den Vorgänger noch im Gedächtnis hat, oder gerade erst gelesen, kann die Seite(n) ja problemlos überspringen.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Nikki am 17. Mai 2021, 21:32:47
Schwing den Staubwedel, Staubwedel, Staubwedel ... echot es ;D

Ich schreibe eine mehrbändige Serie (so eine schöne Tautologie :engel:) mit vielen Figuren und mit fortschreitender Handlung mit mehr und mehr Handlungssträngen.

Wäre es nett von mir ein "Was bisher geschah" am Anfang des Folgebandes einzupflegen? Ja.
Werde ich es machen? Nein.

Ich schreibe die Bücher bewusst vielschichtig, damit sie mehrmals gelesen werden können und je nach Wissensstand sich für die Leser*innen auch anders lesen. Was ich versuche, ist, den Leser*innen nicht komprimierte Informationen zu liefern, sondern bereits bekannte Informationen so aufzubereiten, dass sie den Drang wecken, sich mit eigenen Augen zu überzeugen, wie das nun im Folgeband wirklich war. Mit anderen Worten streue ich in, hoffentlich, gut dosierten Mengen Andeutungen auf bereits Bekanntes ein, setze es aber gleichzeitig in einen neuen Kontext. Damit entsteht ein neuer Mehrwert einer alten Information und verkommt nicht zu einem bloßen Nacherzählen. So lasse ich zum Beispiel Stellung zu einem Geschehnis von einer Figur beziehen, die im Band davor noch keine Möglichkeit hatte, sich zu der Begebenheit zu äußern.

Ich führe Konflikte aus den Folgebänden mit neuen Akteur*innen fort und währenddessen wird hin und wieder Vergangenes neu aufgerollt. Fragen werden aufgeworfen, ob das, was passiert ist, hätte verhindert werden können. Der Kniff hierbei ist, eine gute Mischung aus Altem und Neuen zu haben. Wenn das Alte das Neue überwiegt, oder auch nur gleich oft vorhanden ist, fühlt sich die Geschichte schnell starr und wie ein Aufguss aus längst Bekanntem an. Aber zu wenig "Altes" zu liefern läuft auch Gefahr, dass der Folgeband willkürlich wirkt und die Leser*innen sich schwer tun, in die Geschichte zu kommen.

Wie macht ihr das?  :)
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Manouche am 18. Mai 2021, 22:17:44
Ich kann dir da nur zustimmen.
Informationen, die klar als "was bisher geschah" erkennbar sind, finde ich sehr nervig. Wenn sie aber schön eingeflochten sind und den Leser*innen das eine oder andere in Erinnerung rufen, ist das natürlich perfekt. Denn in einer mehrbändigen Serie ist es schon toll, wenn alles irgendwie zusammenhängt.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Mefisto am 19. Mai 2021, 06:11:04
@Nikki: Mal eine andere Frage - und was hälst du davon in einer Art Vorwort eine Kurze Zusammenfassung zu schreiben? Also ausserhalb der neuen Geschichte. Ich kenne Leser die können sich wahnsinnig schlecht Details merken und du kannst das wichtigste da auch noch mal rein packen - damit schlägst du zwei fliegen mit einer Klappe. Zum einen steht es nicht in deinem Roman selbst und es kann jeder überspringen, also diejenigen, die wie du es gerne hast lesen - zum anderen hilft es denen die es brauchen ... du kannst sogar deine Andeutungen noch mal "auffrischen" um erneut den von dir angedeuteten "Forschertrieb" zu wecken ...
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Nikki am 20. Mai 2021, 23:59:47
@Mefisto
ZitatMal eine andere Frage - und was hälst du davon in einer Art Vorwort eine Kurze Zusammenfassung zu schreiben?

Halte ich generell für ein ansprechendes Mittel (die Starwars-Filme machen das doch mit diesem bekannten Text, der sich in den Horizont abrollt?), für mich bzw. für die Serie, die ich im Moment schreibe, passt es nicht. Aus einem einfachen Grund: Die Handlung zusammenzufassen ist die Abstraktion einer Geschichte und gaukelt vor, alles könnte auf ein, zwei Hauptkomponenten heruntergebrochen werden, die das Wesentliche abdecken. (Die Geschichte lässt sich sicherlich so zusammenfassen, aber ich als Autorin möchte das nicht innerhalb der Geschichte bzw. zwischen den Buchdeckeln machen und damit eine Wertung der einzelnen Handlungsstränge vollziehen, indem ich die einen erwähne und die anderen nicht.

Ich spiele mit den Vorstellungen von Gut und Böse, will heißen, es gibt nicht die eine gute und die eine böse Seite per definitionem. Ein Ereignis hat für mehrere Parteien unterschiedliche Bedeutungen, ich will mich in einer Zusammenfassung nicht für eine entscheiden müssen. Es stirbt zum Beispiel jemand. Ein und dieselbe Person wurde, je nach Perspektive, geopfert, getötet oder ist verunfallt. In dem Vorwort aka der Zusammefassung müsste ich mich für eine dieser Optionen entscheiden, wobei alle drei ihre Berechtigung haben. Im Roman gebe ich mein Bestes, um herauszuarbeiten, dass alle drei Schilderungen der Wahrheit entsprechen, was die Leser*innen dazu anregen soll, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, wer denn nun im Recht war, wessen Handlungen gerechtfertigt waren etc. Indem ich aber den Tod zusammenfasse, werte ich, was ich nicht will.

Klappentexte sind quasi Vorworte für das, was passieren wird. Sie unterscheiden sich nur insofern, dass man hier bewusst keine allzu klaren Worte finden möchte, um die Leute zu ködern, damit sie sich ihr eigenes Bild machen können. Ein Klappentext, der verrät, wie es ausgehen wird, ist langweilig, imo, und den schreibe ich auch nicht. Darum verzichte ich (in diesem Projekt auf Vorwörter).

Was ich aber tue, ist das Gegenteil: Ich gebe einen Ausblick am Ende des Bandes auf den nächsten. Da schaut dann so aus, dass ich eine Szene aus dem Anfangskapitel des nächsten Band anteasere.

ZitatIch kenne Leser die können sich wahnsinnig schlecht Details merken und du kannst das wichtigste da auch noch mal rein packen

Wer sich Details nicht merken kann, der Person werden auch grobe Zusammenfassungen nicht helfen. Wenn ich alle relevanten Details betonen wollen würde, würden locker 30 NS pro Band zustandekommen und damit würde ich dann auch gewissen Details Spannung nehmen, indem ich die Leser*innen mit der Nase drauf stoße, dass die in weiterer Folge wichtig werden.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Mefisto am 21. Mai 2021, 06:34:13
Hallo Nikki,

ich kann deine Argumente bedingt nach vollziehen – bedingt insofern, dass ich einige Dinge anders sehen würde,  8)

Ich gebe dir Recht dass ein Klappentext nicht alles beinhalten darf. Vielmehr sollte er einen Ausblick auf den Konflikt geben – ohne Bewertung, ohne Details, ohne Aussicht auf das Ende.

Eine Zusammenfassung kann – meiner Meinung nach – eine Aufzählung von Fakten, eines Zeitablaufs ohne Wertung sein.

Beispiel: A geht nach New York, trifft dort B, gemeinsam gehen sie nach Paris, dort verletzt sich A am Bein, eine Wunde die nicht mehr heilt. Sie stellen sich bösen Zauberer X der A's Wunde verflucht, so dass sich langsam eine Versteinerung von der Verletzung ausbreitet.

Ich hoffe, dass diese Ausführungen dir helfen deine Ideen zu optimieren und erkenne an, dass du dir viel Gedanken machst und damit auch deinen ganz eigenen Stil umsetzt, was bekanntlich immer die Eigenheit und das Recht eines Autors ist. Neue Wege auszuprobieren finde ich auch gut 😉

Best Wishes

Mefisto
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Sikania am 21. Mai 2021, 10:08:59
Die Variante, Details einzuflechten, damit die Leser sanft daran erinnert werden, finde ich auch am Besten. Insgesamt versuche ich bei meinem 2. Band die Charaktere und wichtigen Ereignisse am Anfang noch einmal kurz vorzustellen/einfließen zu lassen soweit es mit der Geschichte passt. Einerseits um Lesern, die den 1. Band nicht kennen, die Chance zu geben, den 2. trotzdem eigenständig lesen zu können und andererseits um alle abzuholen, die vielleicht kein gutes Gedächtnis haben oder bei denen der 1. Band schon lange her sein könnte.
Was ich beim Lesen anderer Bücher schon festgestellt habe: Zu viel nervt aufmerksamere Leser wie mich aber auch. Ich hatte einmal eine Buchreihe, in der gefühlt alle zwei Absätze geschrieben wurde, dass der Begleiter, Jim (?) ein Hund UND ein Dämon sei. Ich kann sagen, dass ich nach der zweiten Erwähnung irritiert und ab der dritten genervt war :rofl:

Ich denke ein Glossar oder ein Vorwort ist bei sehr komplexen Handlungen als optionale Auffrischung für die Lesenden ganz gut geeignet. Gibt ja auch Figurenglossare bei historischen Romanen oder großem Cast.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Nikki am 21. Mai 2021, 13:31:36
ZitatIch hatte einmal eine Buchreihe, in der gefühlt alle zwei Absätze geschrieben wurde, dass der Begleiter, Jim (?) ein Hund UND ein Dämon sei. Ich kann sagen, dass ich nach der zweiten Erwähnung irritiert und ab der dritten genervt war

Absolut nachvollziehbar. Vor allem wenn es nur so ein dahingeklatschter Satz ist à la "Ach übrigens, weißt du noch? Jim ist nicht nur ein Hund, sondern auch ein Dämon! Noch immer!". Wenn es aber eine Stelle wäre, wo einfach implizit deutlich wird, dass sich Jim sowohl wie in Hund, als auch wie ein Dämon verhält, dann ist die Info gut in den Kontext verwoben, ohne sie den Leser*innen unter die Nase zu reiben.

Glossar verwende ich nach dem Roman, allerdings liste ich dort nur "übernatürliche" Begriffe auf, weil diese, zugegebenermaßen, überfordern könnten, gemerkt zu werden, vor allem, wenn ihre Bedeutung komplexer Natur ist. Bei den Figuren lasse ich, weil ich einerseits das Gefühl hätte, zu spoilern oder, wie oben bei der Zusammenfassung, zu werten, und es sich andererseits auch so anfühlt, als würde ich nur Grundlegendes wiedergeben, was auf der Hand liegt oder so redundant ist, dass es nicht extra ausformuliert werden muss. Meine Serie ist aber auch sehr charakterlastig und stützt sich auf das Innenleben der Figuren. Bei einem Projekt, in dem zwar genauso viele Figuren sind, doch der Stammbaum und Allianzen eine größere Rolle spielen, würde ich womöglich anders denken.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Sikania am 21. Mai 2021, 14:23:40
Zitat von: Nikki am 21. Mai 2021, 13:31:36
Absolut nachvollziehbar. Vor allem wenn es nur so ein dahingeklatschter Satz ist à la "Ach übrigens, weißt du noch? Jim ist nicht nur ein Hund, sondern auch ein Dämon! Noch immer!". Wenn es aber eine Stelle wäre, wo einfach implizit deutlich wird, dass sich Jim sowohl wie in Hund, als auch wie ein Dämon verhält, dann ist die Info gut in den Kontext verwoben, ohne sie den Leser*innen unter die Nase zu reiben.

Genau. Aber auch da reicht meistens einmal, sonst fühle ich mich als Leserin am Ende im Zweifel so, als hielte mich die Autor*in für dumm :rofl:

Zitat von: Nikki am 21. Mai 2021, 13:31:36
Glossar verwende ich nach dem Roman, allerdings liste ich dort nur "übernatürliche" Begriffe auf, weil diese, zugegebenermaßen, überfordern könnten, gemerkt zu werden, vor allem, wenn ihre Bedeutung komplexer Natur ist. Bei den Figuren lasse ich, weil ich einerseits das Gefühl hätte, zu spoilern oder, wie oben bei der Zusammenfassung, zu werten, und es sich andererseits auch so anfühlt, als würde ich nur Grundlegendes wiedergeben, was auf der Hand liegt oder so redundant ist, dass es nicht extra ausformuliert werden muss. Meine Serie ist aber auch sehr charakterlastig und stützt sich auf das Innenleben der Figuren. Bei einem Projekt, in dem zwar genauso viele Figuren sind, doch der Stammbaum und Allianzen eine größere Rolle spielen, würde ich womöglich anders denken.
Ich meinte auch mehr so wie bei Das Lied von Eis und Feuer oder ähnlichem, bei dem es ein Glossar gibt, wer zu wem gehört.
Für eigens erfundene oder unegwöhliche Begriffe ist es aber sicher auch sinnvoll.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Nikki am 21. Mai 2021, 14:35:42
ZitatIch meinte auch mehr so wie bei Das Lied von Eis und Feuer oder ähnlichem, bei dem es ein Glossar gibt, wer zu wem gehört.

Also gar keine großen Erklärungen zur Biographie der Figuren oder den Figuren selbst, sondern nur so Familie XY und ihre Mitglieder?
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Sikania am 21. Mai 2021, 14:37:51
Zitat von: Nikki am 21. Mai 2021, 14:35:42
Also gar keine großen Erklärungen zur Biographie der Figuren oder den Figuren selbst, sondern nur so Familie XY und ihre Mitglieder?

Genau. Eher so:

Gruppe A - Krieger aus Land XY
Maxi Mustermann - Geboren im Jahr 420 - Anführer der Truppe
- Marina Dingenskirchen - Geboren im Jahr 430 - Linke Hand von Maxi
etc.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Manouche am 21. Mai 2021, 16:46:11
Ich schliesse mich dem Vorschlag von @Sikania an. Nur wen es wirklich interessiert liest dort nach und es kann einfach eine kleine Erinnerungshilfe sein. Vor allem wenn viele Charaktere vorkommen, könnte das wirklich hilfreich sein.
Titel: Re: Wie viele Details können/müssen aus dem ersten Roman in die Fortsetzung?
Beitrag von: Malou am 21. Mai 2021, 20:02:41
Ich werde zu einem guten Teil wiederholen, was gesagt wurde, aber es geht ja auch darum, herauszufinden, wo die Meinungen am ehesten hingehen.

Einige kleine Wiederholungen finde ich in Ordnung, vor allem bei Dingen, wo es nachvollziehbar wäre, wenn das nicht mehr so im Kopf drin ist. Welche das sind ist als Autor(in) nicht immer so einfach herauszufinden. Bestenfalls fragt man Leute, die die vorherigen Bände kennen - sowohl, ob man einige Dinge zu oft wiederholt oder ob man total Banales wiederholt, als auch ob man an einigen Stellen vielleicht wiederholen sollte, wo man es nicht tut.

Wichtig ist, dass es kurz ist und, wenn es irgendwie möglich ist, aktiv in die Geschichte einfließt. Wenn X der Bruder von Y ist, könnte beim Auftauchen von X eine Bemerkung zu seinem Bruder Y gemacht werden oder der Protagonist erinnert sich, wie er eine bestimmte Sache mit seinem Bruder erlebt hat, fragt sich, was der Bruder gerade so macht etc... Beim Aussehen finde ich es schwierig. Ich habe mehrere (verschiedene) Buchreihen einer Autorin gelesen, die in jedem einzelnen davon Aussehen und Charakter wiederholt (wirklich in tell und nicht in show). Wenn das kommt, springen meine Augen automatisch weiter nach unten, ich lese es nicht einmal mehr. Beim Aussehen sollte man also sparsam sein und das auch in show umsetzen ("Die schwarzen Stiefel passten farblich ausgezeichnet zu ihren Haaren"; "neben X sah Y noch kleiner und schmächtiger aus"....). Was man AUF JEDEN FALL vermeiden sollte, ist mehrmals pro Buch eine solche Sache zu wiederholen, wenn sie schon im vorherigen Band vorkam. Da komme ich mir als Leser absolut für dumm verkauft vor. Sowas kann einen auch aus der Szene rausbringen. Ich finde, man kann eine gewisse Achtsamkeit und Aufmerksamkeit vom Leser erwarten, manchmal ist es einfach so: Wenn er Sache X nicht mehr weiß ist er selber Schuld. Mich hat es immer getriggert, wenn ich etwas nicht mehr wusste, das in dem vorherigen Band nachzulesen oder den sogar noch einmal ganz zu lesen - im positiven Sinne. Ich mochte das Gefühl, mir Dinge merken zu müssen, damit ich alles verstehe. Klar ist das heute nicht mehr ganz so einfach wie früher (ich zumindest habe nicht mehr dieselbe Aufmerksamkeitsspanne, digitale Medien und Dauerbeschallung sei Dank), aber ich habe mich seltenst über einen Autor geärgert, der wenig wiederholt hat. Andersherum viel eher.

Was die Geschichte des vorherigen Bandes angeht - ich lese oft den vorherigen Band vor dem neuen nochmal und brauche das eher nicht. Trotzdem fand ich es, wie schon erwähnt wurde, in Eragon gut gelöst. Man konnte sich die Zusammenfassung vorher durchlesen, fand ich super.

Was Zusammenhänge zwischen Charakteren und Grundsätzliches zu Charakteren angeht : Da finde ich es am besten, wenn das irgendwo vorne oder hinten im Buch festgehalten wird und man einfach bei Bedarf nachschauen kann. Man muss es ja nicht, das ist auch nicht aufdringlich.

Prinzipiell bin ich der Meinung, man sollte Außenstehende explizit darauf ansetzen, denn zu viel Wiederholung kann die Stimmung des Lesers schnell kippen lassen. Man taucht aus der Geschichte auf und findet manchmal schlecht wieder herein, wenn hier zu dick aufgetragen oder es schlecht gelöst wird.