Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Maja am 06. Dezember 2006, 14:53:07

Titel: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Maja am 06. Dezember 2006, 14:53:07
Ich mache mal einen neuen Sammelthread auf, in den wir alles hineinschmeißen können, was wir wirklich in keinem Fantasyroman mehr erleben wollen, nicht mal in einer Parodie, weil es sowas von durch und abgenudelt ist. Spätere Autorengenerationen werden uns danken, daß wir sie davon abgehalten haben, uninspirierten Mist abzuliefern.
Und ich mache gleich mal den Anfang:

Sprechende Katzen
LaMaga sei die Verwendung noch erlaubt, aber dann muß Schluß sein. Spätestens seit David Eddings "Althalus" renne ich schreiend weg, sobald irgendwo eine Katze den Mund aufmacht. Eigentlich hätte schon Schluß sein müssen nach "Der Gestiefelte Kater" und "Der arme Müllersbursche und das Kätzchen". Ich mag Katzen. Schnurrende Katzen, fauchende Katzen, maunzende Katzen. Nur sprechen sollen sie nicht.

Großmächtige ZauberringeMuß ich dazu viel sagen? Mit "Nathan", dem "Herrn der Ringe" und der "Märchenbraut" ist das Thema Ringe für mich erledigt.

Unfähige Zauberlehrlinge
Ursprünglich hielt ich sie für die Grundessenz der Fantasy. Sie überschwemmte alle Bücher, die ich in den frühen Neunzigern las, diese Schmendricks, Wuntvors und Binks. Mittlerweile sind sie, gottseidank, scheinbar auf dem Rückzug. Aber wer weiß? Darum hier die Warnung: Pfoten weg von Unfähigen Zauberlehrlingen!

Und was habt ihr in den großen Klischeetopf zu schmeißen? Was gehört auf die Liste der phantastischen Lassedasse?
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Felsenkatze am 06. Dezember 2006, 15:03:50
Weißbärtige, alleswissende, weise alte Männer
Die tendieren dazu, immer dann aufzutauchen, wenn der Held grade mal nicht weiter weiß, um dann im Niemalsland zu verschwinden.

Bitte nicht falsch verstehen:
Emanzipierte Heldinnen
Ich meine damit nicht die quasi "normalen" weiblichen Charaktere, die auch gerne mutig/heldenhaft/durchtrieben sein dürfen. Sondern die Marion-Zimmer-Bradley-und-Konsorten-Frauen. Die so furchtbar unter den Männern leiden müssen. Und die deswegen lernen müssen, sich durchzusetzen. Und die sich dann doch verlieben. Und das ist dann ganz schrecklich.
Ehrlich, mir sind Frauen, die sich normal verhalten, allemal lieber, als die ewig leidenden Emanzen-Amazonen.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: LaMaga am 06. Dezember 2006, 15:08:40
Einwurf von links:  Bei mir sprechen Katzen nicht. Bei mir sprechen nur Magier, die aus irgendwelchen Gründen gerade als Katze unterwegs sind, das gilt also nicht  ;)

Aber was Klischees betrifft, stören mich Protagonisten, die im Verlauf einer Handlung auf wundersame und Art und Weise vom absoluten Nobody zum Superhelden mutieren und den Evil Overlord besiegen, ohne zuvor auch nur die geringste Ahnung von magischen/ kampftechnischen/ intellektuellen (was auch immer gerade passt) Fertigkeiten gehabt zu haben.

Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: gbwolf am 06. Dezember 2006, 15:08:52
"Schau, wie schön meine Welt ist!"
Es gibt durchaus Geschichten, in denen es Sinn macht, den Kontinent zu bereisen, aber warum muss zu jedem Epos eine tapfere Gruppe (Der Krieger, die Magierin, der Zwerg, der Elf) gehören, die auf dem Weg noch über allerlei Abenteuer stolpert? Oder schlimmer noch: Eine Aufgabe für A erledigen, um Gegenstand B zu erhalten, den man C bringen muss, damit der einem den Schlüssel für D gibt? Wenn ich sowas haben möchte, spiele ich Monkey Island ...
Innovvative Reisen ja, aber bitte keine 08/15-Kreuzfahrt durch den Kontinent.

Das eine Artefakt
Majas Ring bereits sehr ähnlich, nervt langsam dieses eine, unglaublich magische Artefakt, das alles nochmal rumreißt. Neben dem Klischee mag ich die Aussage nicht: Vergiss Leistung und Denken! Alles worauf es ankommt ist dieses Ding!

Besondere Wesen, die wie Menschen handeln
Das hat vielleicht eher mit Schreibtechnik zu tun, aber mir begegnen immernoch ständig Elfen, Katzen und ähnliche Wesen, bei denen zwar ständig betont wird, dass sie ach so anders und besonders sind, die sich aber benehmen wie Menschen. Und wenn der Autor mich nicht permanent erinnern würde, dass ich es mit grazilen Elben zu tun habe, könnte ich das bei dem Gebaren glatt vergessen.
Entweder die Besonderheit betonen oder Menschen agieren lassen. Sonst ist es langweilig und ein ziemlich verschenktes Potential an Möglichkeiten.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Tesla am 06. Dezember 2006, 19:08:21
Mal ne unbedarfte Frage: "Meint ihr das ernst?" Ich meine es kommt ja auf die Verarbeitung der Themen an und nicht um die eingentlichen Zutaten. Es gibt wirklich nette sprechende Katzen (Madamchen) und wenn mann gerade in einer Traumwelt schreibt können Katzen, Pferde (wirft Manja ein) und andere Lebenwesen (oder auch Nicht - Lebewesen)durchaus sprechen. Macht das nicht eingentlich auch Fantasy aus? Auch mal kitschig ung klischeehaft sein zu Können? Man muss ja nicht immer Neu und Inovativ sein.

Manja meint noch: Alles was man schreibt gab es meistens schon mal, oder?

(Oder soll das Lusig sein, dann kam das falsch rüber)
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Maja am 06. Dezember 2006, 19:24:02
Nein, lustig ist das falsche Wort. Natürlich gilt die alte Devise "Alles war schon einmal da" - aber manches war einfach schon so oft da (Zauberlehrlinge), so nervig (sprechende Katzen) oder so dominant (Eine Ringe), daß man es wirklich nicht nochmal vorgekaut bekommen möchte. Also durchaus ernstgemeinte Lassedasse. Auch wenn man mit Wachsen der Liste das Gefühl hat, sie enthält bald alles, womit Außenstehende die Gattung Fantasy überhaupt definieren...
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Tesla am 06. Dezember 2006, 19:34:46
Genau dehalb waren wir auch so geschock, als wir das gelesen haben. Wenn wir alles streichen schreiben wir bald "Massenliteratur" Von deprimirten Hausfrauen.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Manja_Bindig am 06. Dezember 2006, 19:36:53
Hm... ich weiß jetzt ehrlich nicht so recht, wie ich mich dazu äußern soll.

Eine Frage:
"Nichtmenschliche Wesen, die sich menschlich verhalten"... fallen da meine drei sprechenden Elfenpferde drunter? Wäre sehr schade.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Maja am 06. Dezember 2006, 19:42:39
Es gibt noch genug Optionen für Neues, die man nicht sieht, weil einem das Altbewährte den Blick verstellt. Wofür brauchen wir sprechende Katzen, wenn man genausogut mit sprechenden Lachsen, Schlangen und Füchsen arbeiten kann? Warum darf der Zauberlehrling kein opportunistischer Streber sein, der heimlich schon das ganze Buch seines Meisters auswendig gelernt hat und ihn bei jeder Gelegenheit als alten Trottel vorführt? Warum müssen es immer Elfen und Zwerge sein, wenn man auch Erle und Schrate haben kann?
Niemand muß versuchen, krampfhaft innovativ zu sein. Aber nur mit Versatzstücken jonglieren ist auch grausam:

Ein Elf, ein Zwerg und ein unfähiger Zauberlehrling ziehen durch die ganze Welt, um den Einen Ring zu finden. Nur der Bärtige Alte kann ihnen noch weiterhelfen, aber die Sprechende Katze, die den Weg zu ihm kennt, spricht nur in Rätseln...
Nein, dieses Buch lege ich aus der Hand, ehe ich es auch nur angefangen habe.

@Manja:
Menschlich verhalten bedeutet nicht nur sprechen. Aber wenn deine Pferde auch noch rauchen und Whiskey trinken, wie dieses gräßliche Pferd im letzten Zorro-Film, dann renne ich weg.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Manja_Bindig am 06. Dezember 2006, 19:47:34
Maja... wenn du es von anfang an so ausgedrückt hättest...

*Kopf hängen lass*

Meine Pferde sind schon sauer, wenn die Reiter mal zum Alk greifen. Weil die dann nciht mehr so richtig das Gleichgewicht halten und rat mal, wer das dann ausbadet... ;) Wenn sie ihre Reiter kritisieren, dann vor allem Verhaltensweisen, die dieReitfähigkeit einschränken und den Tieren unbehagen bereiten... und der Hengst ist extrem sarkastisch. ;)
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Maja am 06. Dezember 2006, 20:12:15
Ich beginne das Problem zu sehen. Das klingt schon arg vermenschlicht.
"Nichtmenschliche Wesen, die sich menschlich verhalten" bedeutet ja nicht, daß sir nicht reden und fühlen dürfen, sondern daß man ihnen keine menschliche Mentalität aufdrücken kann/darf/sollte. Es muß immer klar sein: Das sind keine Menschen. Auch keine Menschen, die man in irgend etwas verwandelt hat - sondern fremde Wesen, die ihre eigenen fremden Leben leben und fremden Gedanken denken. Deswegen ist es natürlich putzig, wenn ein Pferd sarkastische Kommentare abgibt - aber warum sollte ein Pferd, das grundsätzlich gut behandelt wird, sarkastisch werden? Wo nimmt es diese Weltverdrossenheit her, ein Geschöpf, das nachtragend sein kann, dem aber nicht die gleichen Zusammenhänge aufgehen wie einem Menschen, weil es immer nur sein eigenes Bild von der Welt hat. Es ist die Vermenschlichung, vor der man sich hüten muß.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Coppelia am 06. Dezember 2006, 20:35:32
Gegen unoriginelle Dinge bin ich ja allergisch, aber sprechende Katzen fallen bei mir nicht darunter. Da muss ich nämlich vor allem an Cait Sith, die tolle sprechende künstliche Katze mit dem Megaphon denken, und die war überhaupt nicht klischeehaft, sondenr ziemlich abgefahren und originell. :)

Aber was ich nicht mag:

Böse Schwarzmagier
Du hasst die Helden? Du willst die Welt erobern? Du bist Nekromant und beschwörst Dämonen? Du opferst Jungfrauen, bist sexy, trägst schwarze Handschuhe, eine schwarze Robe und bist böse? Oder vielleicht bist du auch nicht sexy, sondern einfach nur hässlich? Bestimmt hattest du eine schwere Kindheit. Du bist ein böser Schwarzmagier. Du bist eine Klischeefigur.

Böse Orks
Du bist groß, stark, dumm, haarig, hässlich und böse. Du trägst eine Keule, hast Pitbulls darauf abgerichtet, an Heldenkehlen zu springen, und wenn es in deiner Welt Motorräder gäbe, wärst du sicher in einer Gang. Dafür rottest du dich mit deinesgleichen zusammen, rufst "Ugha ugha" und überfällst das Heimatdorf des Helden, was ihn zu einem Rachefeldzug veranlasst. Du bist ein Ork (magst du auch Uruk, Morg, Grump oder wie auch immer heißen). Du bist eine Klischeefigur.

Elfen
Du bist schön, toll und absolut umweltfreundlich. Dir liegt es in den Genen, immer Recht zu haben. Es gibt niemanden, der musikalischer ist oder sich eleganter bewegt. Niemand kennt sich in der Natur so gut aus wie du, dein Pfeil ist unfehlbar, und alle sind hinter dir her. Du bist aber alterslos (das heißt, du wirst immer so gut aussehen wie jetzt) und, wenn überhaupt, dann nur für den absoluten Star des Buches gut genug. Deine empfindsame, tiefgründige, übermenschlich hypertolle Art kann auch sonst niemand begreifen. Du bist eindeutig ein Elf. Du bist, was wir niemals sein können und wonach wir uns sehnen. Du bist ein grauenvolles Klischee.

Es gibt aber auch Standardrezepte, die ich gut leiden kann. Wie z. B. den Helden, der sein Gedächtnis verloren hat und auf der Suche nach seiner Identität ist.

Und wenn man Klischeestoff gut behandelt, kann man sehr originelle Darstellungen von Schwarzmagiern, Elfen und Orks bekommen. Manchmal lese ich das lieber, als wenn jemand ein Volk von sonnenbrillentragenden, einradfahrenden Tintenfischen erfindet, die sich sehr überzeugend in bildlicher Gedankensprache unterhalten. :)

Mir geht alles auf die Nerven, von dem man merkt, dass es nicht der Geschichte dient, sondern irgendwie die Vorlieben des Autors wiederspiegelt (alle Frauen tragen schwarzes Leder, alle Männer sind soooooooo muskulös und einfühlsam, die Pferde beten die Heldin förmlich an, obwohl niemand anders diese feurigen Tiere bändigen kann usw.)
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Hr. Kürbis am 06. Dezember 2006, 22:53:29
*pinkelt sich gerade wegen Coppelia die Hose voll* :rofl:

Genial, also wenn dieses Posting deinen "Anspruch" (siehe a.a.O.) widerspiegelt, dann hast du mich schon auf deiner Seite! Die Stellenangebote sind einfach der Hammer, will auch mal:

Der Zwerg
Du bist so breit wie hoch, hast mehr Haare im Gesicht als auf dem Kopf und schon so vielen Orks (egal ob sie nun Uruk, Morg, Grump oder wie auch immer hießen) den Schädel gespalten, das der Griff deiner Axt vor lauter Kerben gleich auseinander bricht? Säufst du wie ein Loch, riechst nicht besonders gut und traust Pferden nicht über den Weg? Für einen zotigen Spaß bist du jederzeit zu haben, du hast keine Manieren und dem dummen Hauptcharkter hilfst du bereitwillig aus jeder Gefahr, selbst wenn du dafür Gewässer durchqueren müßtest, die dir bis über die Knöchel reichen? Ein "bärtige Lady" ist für dich keine Person in einem Kuriosum sondern ein Lustobjekt? Dann bist du ein Klischeezwerg!

*mag Klischeezwerge TOTAL gerne, ist eigentlich selber einer :ätsch:*
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Manja_Bindig am 07. Dezember 2006, 22:24:04
@Maja: Ein Pferd, das klug genug ist, zu sprechen, kann auch seine Gedanken äußern(ich bin der Auffassung, dass jedes Lebewesen auf die ein oder andere Art denkt). Und er mag nun mal keine besoffenen Reiter, weil die seinem Rücken schaden. Ob der Alk dem REiter dauerhaften Schaden zufügt, ist dem guten Shtrasyr herzlich piepe.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Elena am 08. Dezember 2006, 15:40:44
Was wohl jedem hier ein Dorn im Auge sein dürfte, sind Mary Sues. Du hast eine schreckliche Vergangenheit, bist die letzte Überlebende eines alten Volkes, trägst ein dunkles Geheimnis mit dir herum, dass du niemandem andervertrauen darfst? Du hast mächtige Feinde, die dich aus irgendeinem niederen, meist rassistischen Grund hassen (oder die einfach nur böse sind), gegen die du aber die einzige Waffe hast und bist, nämlich als Auserwählte (s.u.), den bösen, bösen Feind zu besiegen? Dein überirdisch gutes Aussehen wird fast so oft beschrieben wie die fiesen, fiesen, Leute, die dich immer fertig machen, nur weil du anders bist? Mit Ausnahme der Nebenfiguren natürlich, die nur da sind, deine Leidensfähigkeit zu bewundern, dein wunderbares Äußeres hinreißen zu finden und sich innerhalb von zwei Seiten in dich zu verlieben? Herzlichen Glückwunsch, niemand ist so toll wie du, du bist eine Mary Sue!

Auserwählte: Das menschliche Gegenstück zu dem Einen Ring, nämlich der Eine Ringträger. Nur du kannst die Welt retten, nur du hast den Schlüssel! Ohne dich wäre die Welt verloren, und was für ein Glück, dass du dich in dein Schicksal fügst, denn du hast gerade Zeit, denn es kam nichts Gutes im Fernsehen. Und nachdem du die obligatorischen Selbstzweifel, ob du diese Aufgabe auch wirklich gewachsen bist, hinter dir gelassen hast, steht nichts mehr im Weg, um den Ultrabösen zu besiegen!
(Diese Art der Auserwählten trägt bei mir den Spitznamen "Es kam gerade nichts im Fernsehen-Held", also Leute, bei denen irgendwann ein Bärtiger Alter (s.o.) vorbeikommt und sagt: Hey, du bist der Auserwählte und musst die Welt retten!" und die dann sagen: "Hey, klar mache ich, hab ja sonst nichts zu tun..."
Ich dagegen würde den Einen Ring in der nächsten Stadt versetzten und einen trinken gehen).

Gegen sprechende Katzen habe ich übrigens nichts (weil ich Katzen liebe), vermenschlichte Elfen etc. erinnern mich immer stark an die Star-Trek Aliens, die immer so verdächtig nach Mensch mit angeklebten Ohren/Wulsten im Gesicht etc. aussahen.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Manja_Bindig am 08. Dezember 2006, 20:57:53
Meine Elfen sind zwar naturverbunden, bilden sich aber extrem was ein. Und sie sind zu doof, um dazuzulernen. ;)

Und sprechende Tiere sind auch interessant. Wenn man es schafft, die tierischen Eigenschaften vorzubringen(launische, zickige KAtzen, die nur tun, was sie wollen, aber irgendwie jeden mit ihrem Blick betören... ;)  Oder loyale, sarkastische Hengste, die sich mit bissigen Stuten rumärgern müssen.)
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Silvia am 08. Dezember 2006, 22:07:32
Danke, Elena!
Es gibt inzwischen nichts mehr, was ich so absolut entnervend finde, wie Auserwählte  in der Fantasy. Nicht mal die obligatorischen 1,2,3,5,7 oder gar 9 Schwerter, Kristalle oder Pferdeäpfel, die Held für die Rettung der Welt meistens quer über den Kontinent hinweg zusammensammeln muß.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Elena am 08. Dezember 2006, 22:17:13
"Auserwählt? Pah, zum Leiden vielleicht..." ist einer der großartigesten Sprüche, den ich je von einem "Auserwählten" "gehört" habe.  ;D Übrigens einer, der den Ring der Macht auch eher versetzt hätte, als damit die Welt zu retten.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: gbwolf am 09. Dezember 2006, 10:30:42
@Manja: Genau das meine ich mit der Fremdartigkeit. Wenn ich andere Rassen darstelle wie Menschen, dann brauche ich sie nicht. Man hat dafpr eine tolle Chance, aus dieser Andersartigkeit und dem Verhalten neue Elemente reinzubringen und Spannung zu erzeugen - eigentlich ganz einfach und mir ist schleierhaft, wie so viele Autoren sich diese Chance entgehen lassen können.

@Silvia:  :rofl:  "Die fünfeinhalb magischen Pferdeäpfel von Einhörnern" könnte glatt ein Verkaufsschlager werden!


Q - Der ewige Ausrüster
Sie sind der Auserwählte und benötigen noch ein Superschwert, das den Kampf auch für Dilletanten zum Kinderspiel macht? Oder lieber eine Unverwundbar-Rüstung mit einer eingebauten Stelle für die obligatorische und dramatische Verletzung zum Schluss? Heiltränke, magische Stäube, Pülverchen und Eicheln? Kettenhemden von Zwergen oder Elfen? Unsichtbarkeitsmäntel?
Keine Sorge. Früher oder später wird Ihnen ein "Q" über den Weg laufen und für nötige Ausrüstung sorgen, die garantiert noch vor Ablauf des Abenteuers ihren lebensrettenden Zweck erfüllen oder das Herz des Bösen erweichen wird. Es muss ja nicht immer der Weihnachtsmann sein, der das Zeug vorbeibringt.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Elena am 09. Dezember 2006, 12:08:23
"Q" tritt aber auch oft in der Gestalt des Weißbärtigen Alten auf, der das passende Auserwähltenschwert gleich zur Prophezeiung mitliefert. Buy one, get one free!
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: gbwolf am 09. Dezember 2006, 12:24:32
Oder als mystisch-entrückte Schönheit, die zu einer uralten Rasse gehört   ;D
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Silvia am 09. Dezember 2006, 20:01:12
Was ist in der Fantasy denn "Q"?
ich kenne den Kerl nur von Star Trek und da ist er ... nunja, sagen wir mal: nicht gerade hilfreich  ;) Aber ich mag ihn.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: gbwolf am 09. Dezember 2006, 20:15:09
War eine Anspielung auf James Bond. Nicht ganz Fantasy, ist mir aber irgendwie spontan in den Kopf gekommen.
Ich hatte vor allem diese Magier und Schmiede und so im Kopf, die den Helden mit Gimmicks ausstatten. Aber neinnein, selbst wären sie nie mutig und tapfer und sowieso genug, um das Abenteuer zu bestehen. Der Held hat sicherlich bessere Verwendung für den omnipotenten Heiltrabk oder das Dämonenvernichtungs-pulver.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Arielen am 09. Dezember 2006, 21:26:59
Ich habe mir das Thema schon durchgelesen, aber ich frage mich, ob es müßig ist, sich zu wünschen, daß diese Themen nicht mehr vorkommen. Ich weiß, es klingt jetzt ketzerisch, aber das ein oder andere sind wirklich Themen, die die Leute immer wieder bewegen, und die alle paar Jahre in leicht veränderter Form wiederkehren.

Früher haben alle über Conan und Co, also die Sword & Sorcery mit ihren rassistischen Feindbildern geschimpft, heute ist sie als "Heroic Fantasy", aber natürlich an die moderne Zeit angepasst wieder da. Und es sind viele Parallelen zu finden.

Ähnlich wird es sicherlich mit den Themen laufen, die ihr auflistet. Geschichten um Auserwählte hat es schon gegeben, als es das Genre noch nicht gab, und und und...

Das einzige, was mich nervt ist einfach: Wenn eine Sache erfolgreich ist, dann wird exakt geklont. Mit allen vertrauten Versatzstücken. Und die Verlage werfen dann nur diese eine Facette auf den Markt und bewerben sie so agressiv, das alles andere untergeht.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Manja_Bindig am 09. Dezember 2006, 22:53:02
Fremde Rassen, fremde Sitten, liebe Wölfin.
Und deswegen sind sich die Rassen so wenig grün.

Elfen mögen die Menschen nicht. Das Übliche: "Zerstören die NAtur, sind dumm, leben eh nciht lang genug, um sich mit ihnen zu befassen".
Sie sind - ich sags mal ganz gemein - sehr verbohrt und sehr arrogant, eben weil sie mächtiger sind als Menschen(die einzigen Menschen, die von ihnen ein bisschen REspekt erwarten können, sind Magier) und weil sie - anders als MEnschen - nun mal in der LAge sind, besonnen mit ihrer MAcht umzugehen. Führen Elfen Kriege? Ach was, wozu? Menschen schon.
Ich glaube, das sind Unterschiede, die durch das aufwachsen entstehen. Ich weiß, dass du gerade das meinst.
Aber mal ehrlich:
Sowohl Elfen, als auch Menschen, als auch Zwerge, als auch Haschmichwasweißichnichtalles sind zur artikulierten Kommunikation fähig.
Da fangen die Gemeinsamkeiten an. Und ich bin von der Idee besessen, dass WEsen, die über ein gleichwertiges Kommunikationssystem verfügen, auch sonst recht ähnlich sind. Charakterlich-grundlagentechnisch.

Elfen haben andere Fähigkeiten, Zwerge auch, MEnschen auch.
JEder ist mit seinen aufgewachsen, weiß, wie er sie nutzt und das formt ihn nun mal.

MEine Elfen stammen zum Beispiel direkt von den Naturgeistern ab, sind also sehr naturverbunden - entsprechend wissen sie, dass das LEben sein Gleichgewicht hat und dass man das nciht stören sollte. Und das zeigt sich in der Art, wie sie ihre Talente einsetzen und wie sie sich geben - insbesondere gegenüber Menschen(wer ist nochmal schuld am Treibhauseffekt? )


~~~~~~~~~

(im Übrigen find ich es - tut mir sehr leid, Maja - ein bisschen albern, Klischees aufzuzählen, die jeder kennt und zu meinen, man solle es lassen. Liegt vielleicht daran, dass ich selbst ein wandelndes Klischee bin. Aber wenn man sich ein bisschen mit seinen "Versatzstücken" beschäftigt und mit ihnen arbeitet, kommt etwas gutes bei raus)
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Hr. Kürbis am 10. Dezember 2006, 10:17:06
Ich mag Klischees eigentlich auch (siehe meine Vorliebe für Klischee-Zwerge), aber man muß sie ja nicht unbedingt bestätigen, bzw. kann ja auch mal mit ihnen brechen...
Aber die Basis ist eben da, jeder der auch nur mal ansatzweise einen Fantasyroman gelesen oder HdR gesehen hat, wird über Zwerge und Elfen Bescheid wissen.
Die Kunst besteht eben darin, vorhandenes so aufzubereiten, das es den Leser nicht verstört/verschreckt, ihm aber gleichzeitig neue Aspekte des Klischees vor Augen führt.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: gbwolf am 10. Dezember 2006, 10:57:03
Morgen Manja,

ich denke, die Diskussion hier darf man nicht bierernst nehmen. Ich lese jedes Klischee, wenn der Autor sehr gut schreibt und Welt, Plot und Charakteren Tiefe verleiht.
Für mich sind Klischees vor allem deswegen schlimm, weil sie als Schablonen verwendet werden und die Geschichte seicht darum herum dümpelt. Und weil die Auflösung der Geschichte meist enttäuschend ist.

Der Einwand mit der Kommunikation ist interessant und sicherlich berechtigt. Ich bin dennoch der Meinung, dass humanoide Rassen in ihrer Physiologie andere Möglichkeiten und Probleme haben (Zwerge mit den kurzen Armen, Elfen bei Kraftübungen, Orks beim Betören, etc.) und man diese betonen sollte. Für mich resultieren aus unterschiedlichen körperlichen Gegebenheiten auch unterschiedliche psychische Eigenschaften, die von der Erziehung nicht komplett beeinflusst werden.
Jemand, der hören kann wie ein Raubtier, intuitiv die Erde und die Lebenskraft des Waldes spürt und wie ein Windhauch in die Krone der Bäume klettern kann, brigt für mich als Autor ein großes Potentia, eine ungewöhnliche Geschichte zu erzählen, aber immer auch die Schwierigkeit, dass ich bei jeder Situation Rücksicht auf die Andersartigkeit nehmen muss. Wir hatten beim Rollenspiel oft genug die Schwierigkeit, dass der Leichtfüßige Elf die Bösen eine halbe Meile gegen den Wind riechen müsste und die Vögel ihm die Bösen verraten könnten. Oft werden dann besondere Eigenschaften der Figur kurzfristig überdeckt, damit die Situation funktioniert, und später ist der Elf dann Superheld, wenn der Autor/Spielleiter es wieder benötigt.
Das vor allem stört mich an den Klischees: Inkonsequenz. Ich bin als Leser immer sehr enttäuscht, wenn ein komplexer Plot plötzlich mit Mittel gelöst wird, mit denen man ihn bereits vor 600 Seiten hätte lösen können.

*hechel* Ausführung beendet.
Wir haben da recht unterschiedliche Meinungen und vielleicht auch einen anderen Anspruch an einen Fantasyroman. Mit meiner Meinung zu "guter Fantasy" bin ich schön öfter gegen Wände gerannt.  ;D Ich betrachte meine Meinung also schon lange nicht mehr als die ultimative Wahrheit (außer natürlich für mich selbst  ;)).
Ich stehe einfach total darauf, wenn Andersartige anders charakterisiert werden und gerade daraus Spannung entsteht, dass die Figuren zwar das Gleiche sagen, aber etwas anderes meinen.

Morgendliche Grüße

Wölfin
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Arielen am 11. Dezember 2006, 11:59:25
Zitat von: gbwolf am 10. Dezember 2006, 10:57:03ich denke, die Diskussion hier darf man nicht bierernst nehmen. Ich lese jedes Klischee, wenn der Autor sehr gut schreibt und Welt, Plot und Charakteren Tiefe verleiht.
Für mich sind Klischees vor allem deswegen schlimm, weil sie als Schablonen verwendet werden und die Geschichte seicht darum herum dümpelt. Und weil die Auflösung der Geschichte meist enttäuschend ist.

Dem kann ich zustimmen, passend zu meinem anderen Post oben. Mir geht es ähnlich. Das ist für mich auch der Unterschied zwischen dem was ich gräßlich finde und dem was mir gefällt!
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Volker am 17. Dezember 2006, 22:46:54
Zwei Klassiker aus dem Fantasy-Bereich:

Weltenretter - wieso muss immer gleich die ganze Welt auf dem Spiel stehen? Geht's nicht auch mal kleiner?

Ihr sitzt in einer Kneipe... ...und schon findet bei einem Bier sich aus völlig Fremden eine verschworene Abenteurergruppe. Jaja, schon klar...

 :happs:
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Termoniaelfe am 18. Dezember 2006, 08:49:43
ZitatWeltenretter - wieso muss immer gleich die ganze Welt auf dem Spiel stehen? Geht's nicht auch mal kleiner?

Ach Volker, wegen kleinerer Dinge macht doch kein Held heute noch einen Finger krum. Es muss sich schon lohnen, wenn man bemüht wird. ;D

Ich halte fest an meinem Spruch:

Hier und da ein kleines Klischee, tut keinem weh.

LG
Termi
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Silvia am 18. Dezember 2006, 11:36:22
Sprechende, ratgebernde, eingebildete Katzen ...
Ich bin gerade wieder über so ein Exemplar gestolpert bei meinem aktuellen Lesebuch  ;D
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Manja_Bindig am 18. Dezember 2006, 18:13:04
Gegen Weltenretter hab ich nur was, wenn sie total uneigennützig wirken.
Ich hab es lieber, wenn sie selöber irgendswas wollen - ihre ruhe zum beispiel und das dann eher lästige Pflicht ist, um Ruhe zu haben(und zwar lebend!)
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Ognon am 18. Dezember 2006, 18:23:37
Gegen uneigennützige Weltenretter habe ich ansich nichts.

Ich habe aber was gegen den perfekten Helden, der ALLES bis ins kleinste Detail richtig macht, völlig uneigennützig ist, immer anderen hilft und alle gnadenlos kaputtschlägt. Also der totale Klischeeheld. Das kann ich gar nicht ab.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Manja_Bindig am 18. Dezember 2006, 18:27:38
Also ein Gary Stu.
 Wer mag schon Gary Stus? ;)

Ich mag dieses: "Was will ich mit der weltrettung?! Was heißt ihr, ich hab das zu machen, sucht euch nen anderen Deppen!"
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Imlammenien am 18. Dezember 2006, 19:47:46
Der große selbstlose Weltenretter ist auch bei mir ziemlich out.  :nöö:
Ebenso die bildschöne Heldin bzw. der blendend aussehende Held ohne Ecken und Kanten.   :nöö:

Ich mag im allgemeinen Charaktere, die eben diese Ecken und Kanten haben - aber auf jeder Ebene, sowohl physisch als auch psychisch!
Ein Einäugiger mit einem Gehfehler macht noch keinen interessanten Charakter, wenn er nicht auch bestimmte Macken in seinem (aktuellen) Verhalten und / oder seiner Vorgeschichte hat.
Andererseits habe ich nichts gegen eine hübsch anzuschauende Hauptfigur, wenn sie nicht zu perfekt ist. Wenn sie jedoch ein paar Macken hat (s.o.), kann ich mit ihr / ihm bestens leben!

Im Großen und Ganzen kommt es mir ohnehin darauf an, dass eine Geschichte bzw. ein Roman interessant geschrieben ist. Wenn ich das Ende schon nach weniger als der Hälfte der Lektüre vorhersehen kann, gefällt es mir nicht!

Auf der anderen Seite vermute ich, dass es beinahe unmöglich ist, Fantasy ohne Rückgriff auf JEGLICHES Klischee zu schreiben. Immerhin macht das eine oder andere ja auch das Genre aus. Und manch ein Leser greift mit einer bestimmten Erwartungshaltung auf diese Werke zu - und von dieser Erwartungshaltung kann auch ich mich nicht ganz freimachen!  ;)
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Lomax am 22. Dezember 2006, 22:40:39
Da werde ich auch mal ketzerisch: Abgenutzt und Abgedroschen finde ich Listen mit Klischees und Dingen, die man wirklich nicht mehr lesen will.

Ehrlich gesagt, auch ich habe solche Dinge im Kopf, zuhauf sogar. Allerdings habe ich solche Listen nun schon häufiger gelesen, als selbst die häufigsten und abgedroschensten Fantasy-Klischees. Jeder zählt die Dinge auf, die ihn stören; zu den meisten dieser Dinge findet man Gleichgesinnte, und zu vielen erntet man auch den Widerspruch derer, die genau das dann aber doch ausnehmen wollen.
  Aber dann liest man solche Listen, Jahr um Jahr - und dann wieder neue Bücher, in denen diverse Dinge aus den Listen vorkommen. Und gelobt werden - wenn nicht von den Rezensenten, so doch von den Leuten, die bereit sind, für ihre Meinung auch Geld auszugeben.

Inzwischen habe ich das Gefühl, dass bei diesen Aufzählungen wirklich nur Meinungen ohne Realitätsbezug herumkommen. Oder wenn ein Realitätsbezug, dann eher der, dass über die Sachen am meisten geschimpft wird, die in der Realität doch die schweigende Mehrheit hinter sich haben. Und im Laufe der Zeit frage ich mich: Redet man in solchen Listen über Bücher und das, was sie gut macht - oder nur darüber, das man anders sein will als die anderen und sich damit letztlich doch besser fühlen kann?
  Nett und selbstverliebt, solche Listen, und gut geeignet, um eine Peer-Group zu definieren. Aber irgendwie ... bin ich sie müde geworden.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Arielen am 24. Dezember 2006, 20:34:25
@ Lomax: Du sprichst mir aus der Seele, ich habe es nicht nur so ausdrücken können und wollen, als ich mir den Thread zum ersten mal ansah. Du triffst das Problem auf den Punkt. Letztendlich sind diese Listen nur Makulatur, da  soie an der Tatsache wirklich nichts ändern.

Als Autor will man letztenendlich immr anders und außergewöhnlich sein, aber wenn man sich letztendlich anschaut, welche Bucher wirklich zu Bestsellern werden, die man sich auch merkt...

Ketzerisch finde ich deine Worte nicht. Nur sehr ehrlich.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Mr. Morden am 25. Dezember 2006, 14:41:07
Immer wieder der alte Trott ist eben langweilig. Egal ob bei positiven wie negativen Dingen. Meiner Meinung nach macht das gesunder Maß es aus, ob etwas negativ abgedroschen wirkt oder einfach nur positiv "retro".

Wobei das teilweise sehr abscheulich plumpe Abkupfern von Tolkiens Machwerken (ich nenne jetzt keine Namen über aktuelle Werke, die teilweise gerade in den Kinos sind  :engel:) schon etwas arg abstoßend für mich ist. Tolkien war wenigstens der erste, der mit "Fantasy"-Elben und -Zwergen gekommen ist, und vor allem zu einer Zeit , wo das "gut, heldenhaft, licht" gegen "böse, grausam, dunkel" Thema auch gut zum 2ten-Weltkrieg paßte. Über den Text kann man streiten, aber das er innovativ war, kann man nicht verneinen.
Aber heutzutage ist der hunderste Aufguß des Stoffes irgendwie ... fad.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: caity am 25. Dezember 2006, 18:41:15
Ich mag Menschen und ich brauche Menschen. Menschen mit Stärken und Schwächen, bei denen man nie weiß, was einen als nächstes erwartet.
Das macht für mich ein gutes Buch aus. Miträtseln wollen, was nun passiert, weil man die Charaktere eben doch nicht hundertpro einschätzen kann.
Abgesehen vom Protagonisten der sollte auch nicht total durchschaubar sein, aber bei dem sollte man mitfühlen können.
Im Allgemeinen denke ich, dass auch altbekannte Dinge etwas vollkommen Neues und Tolles ergeben können, allerdings müssen sie dann in der richtigen Mischung zueinander gesetzt werden.

Bye
caity
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Arielen am 26. Dezember 2006, 09:30:03
Es ist5 nur schwierig, das den Verantwortlichen in den Verlagen klar zu machen, oder den Lesern.

Mir ist nämlich eines aufgefallen: Romane die das beinhalten, was du ansprichst Caity, erscheinen zwar auch in den Verlagen, als Beispiel will ich hier den Zyklus um "Die Expedition der Steuerfrau" und die "Chalion"-Romane nennen, aber sie führen da eher ein Schattendasein und rangieren in der Beliebtheitsskala sehr weit unten. Nicht einmal bei Ebay oder Booklooker kannst du sie zu den Preisen verkaufen, wie die "Bestseller", so wenig Interessenten sind da.

Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Elena am 26. Dezember 2006, 13:46:47
Dass es sich verkauft, daran will ich gar nicht zweifeln. Ich glaube auch nicht, dass wir mit diesem Thread die (Fantasy-)Welt ändern können. Es bringt in dem Sinne nichts, sich hier aufzuregen, außer, mal ein wenig Dampf abzulassen und ein bisschen Spaß zu haben. Und den hatte ich, denn die Beschreibungen hier waren durchaus witzig. :) Man muss das nicht so ernst sehen, denke ich.

Mir platzt nur die Hutschnur, wenn ich von vielen Lesern höre: Na ja, aber wir können ja nichts anderes lesen, weil es nichts anderes gibt! Diese "Friss, Vogel, oder stirb"-Haltung ist ein bisschen unangebracht, weil es eben auch andere Bücher gibt, man muss eben nur ein klein wenig danach suchen.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Linda am 26. Dezember 2006, 14:00:53
Zitat von: Elena am 26. Dezember 2006, 13:46:47
Mir platzt nur die Hutschnur, wenn ich von vielen Lesern höre: Na ja, aber wir können ja nichts anderes lesen, weil es nichts anderes gibt! Diese "Friss, Vogel, oder stirb"-Haltung ist ein bisschen unangebracht, weil es eben auch andere Bücher gibt, man muss eben nur ein klein wenig danach suchen.

und da hilft es den aufgeschlossenen Lesern allemal mehr, wenn man Rezis schreibt, die entsprechenden Bücher verschenkt oder weiterempfiehlt, also aktiv wird, als sich passiv über die Mängel der Zwelfen und Erge und Weltenretter aufzuregen.

.

Gruß,

Linda
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Kalderon am 26. Dezember 2006, 15:06:19
Zitat von: Linda am 26. Dezember 2006, 14:00:53
und da hilft es den aufgeschlossenen Lesern allemal mehr, wenn man Rezis schreibt, die entsprechenden Bücher verschenkt oder weiterempfiehlt, also aktiv wird, als sich passiv über die Mängel der Zwelfen und Erge und Weltenretter aufzuregen.

Soweit ich das verstanden habe, dient es auch dazu, dazu anzuregen, etwas anderes zu schreiben. Ich mag diese Geschichten auch nicht lesen. "Böser Herrscher unterjocht die Welt. Bauernjunge bekommt magische Waffe und tötet bösen Herrscher."
Es liegt nicht an dieser Konstellation. Man kann etwas machen. Das Problem ist: es wird meist nichts daraus gemacht. Man kann ein anderes Setting entwerfen als den bösen, schwarzen Turm, der menschenleer im Sumpf steht, oder das strahlendweiße Schloss im Garten Eden. Man kann andere Charaktere entwickeln als den bösen Herrscher, der die ganze Welt unterdrücken will und dabei lacht wie ein Cracksüchtiger, oder den unschuldigen und naiven Helden, der erkennen muss, dass es Böses in der Welt gibt, das er bekämpfen und besiegen muss.
Das ist banal und es langweilt auf Dauer. Es ist Zeit, ein paar neue Konstellationen auszuprobieren.
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Linda am 26. Dezember 2006, 15:23:26
Zitat von: Kalderon am 26. Dezember 2006, 15:06:19

Es ist Zeit, ein paar neue Konstellationen auszuprobieren.

schön und gut. Wer hindert dich daran? Du brauchst doch hoffentlich keine anderen, die dir sagen, was du so abgedroschen findest, dass du es nicht widerkäuen willst!
Ich für meinen Teil habe sowas noch nie geschrieben und fühle mich daher auch nicht angesprochen.

Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Linda am 26. Dezember 2006, 15:33:23
wobei es immer auch auf den eigenen Literaturausschnitt ankommt, ob man ein Thema über hat.

Ich z.B. bin sprechenden Katzen bislang nur bei Alice im Wunderland und bei Mercedes Lackeys (Suncats) begegnet. Daher haben sie mich in der aktuellen Sabriel-Reihe überhaupt nicht gestört - oder sagen wir mal, sie haben mich, als nicht-Katzenfan nicht übermäßig gestört.  ;)

Andererseits wollte ich nun auch schon vor diesem Thread einen sprechenden Fuchs auftauchen lassen und nehme davon jetzt Abstand, weil es so aussieht, als hätte ich diese Idee nur aus diesem Thread abgekupfert. Bäh

Gruß,

Linda
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Silvia am 26. Dezember 2006, 15:50:24
Ideen sind doch gemeinfrei, oder?  ;)
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Arielen am 31. Dezember 2006, 21:24:05
Zitat von: Linda am 26. Dezember 2006, 14:00:53
und da hilft es den aufgeschlossenen Lesern allemal mehr, wenn man Rezis schreibt, die entsprechenden Bücher verschenkt oder weiterempfiehlt, also aktiv wird, als sich passiv über die Mängel der Zwelfen und Erge und Weltenretter aufzuregen.
Linda

Eben! Ich mache ja auch Werbung für Bücher wie Chalion und Co. und suche mir bei den Rezis diese Werke aus, aber was soll ich machen, wenn die Leute sich lieber an das Althergebrachte halten und einem nicht vertrauen...
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: MarkOh am 01. Januar 2007, 12:24:43
Dennoch... "Abgenutzt und Abgesdroschen"?

Ist es nicht vielleicht für manchen genau das was er sucht, wenn er nach einem Fantasyroman im Regal des Buchhändlers greift?
Ich weiß auch nicht so recht, die zwanzigste Abhandlung vom einsamen Helden und seiner drei Begleiter welche von A über B nach C latschen um letztlich doch in D zu finden was sie in A schon gebraucht hätten, reißt mich sicherlich auch nicht mehr vom Hocker.
Andererseits brauch ich aber auch keine gesellschaftspolitische Abhandlung über homosexuelle Elfen, die der ganzen Menschenwelt zeigen und beweisen müssen, dass ihr Coming Out halb so schlimm war. Möglichst noch mit gehobenem Zeigefinger oder so...
Was wäre die fünfzehnte Verfilmung des Weihnachtsmärchens, wenn man die Hauptprotagonisten gegen Außerirdische austauschen würde? Dann doch lieber zum fünfzehnten mal die gleiche alte Mär...
Und wenn ich mir ein Buch "König Arthus" kaufe, dann möchte ich auch, dass König Arthus drin ist.

Versteht mich nicht falsch, aber ein bisserl "Abgenutzt und Abgedroschen" darf es schon ruhig auch mal sein. Oder?

LG MarkOh
Titel: Re: Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse
Beitrag von: Lomax am 01. Januar 2007, 14:04:44
Zitat von: MarkOh am 01. Januar 2007, 12:24:43Versteht mich nicht falsch, aber ein bisserl "Abgenutzt und Abgedroschen" darf es schon ruhig auch mal sein. Oder?
Nun, ich habe das Gefühl, hier geht es schon wieder um ein anderes Thema: Nämlich das "neu und unverbraucht" nicht ausreicht, um auch "besser" zu sein. Ich erinnere mich noch sehr gut an die 80er, als auch die üblichen Tolkien-Nachahmungen durchgehechelt wurden, oder auch andere, damals schon abgedroschene Geschichten. Diese Romane waren nicht großartig, aber meist doch unterhaltsam.
  Aber allmählich wurde ich sie doch müde - und andere scheinbar auch, und damit begann das Drama. Denn gegen Ende der 80er las ich verstärkt Romane, die anscheinend "anders" sein wollten, bei denen die Autoren aber meinem Empfinden nach an diesem Anspruch gescheitert waren. Die Bücher waren nicht etwa "neu", sondern nur noch schlecht. Und nach einigen solcher Erfahrungen hörte ich für mehrere Jahre komplett auf, Fantasy zu lesen - und zog die Lehre daraus: Lieber gut kopiert als schlecht selbst gemacht.

Aber das ändert nichts daran, dass es auch gut gemachte und originelle Bücher gibt - nur habe ich festgestellt, dass viele Autoren, die immer noch zumindest brauchbare, "abgegriffene" Bücher produzieren können, scheitern, wenn sie nicht mehr auf Bewährtes zurückgreifen.