• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Aussehensbeschreibungen

Begonnen von HauntingWitch, 01. September 2013, 15:35:16

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

HauntingWitch

Danke für eure Antworten. :) Hm, ich weiss auch nicht. Früher habe ich immer einfach nur geschrieben: Lang, gerade, braun, fertig. Oder was es dann halt war. Diesbezügliche Details standen für mich gar nicht zur Debatte, aber irgendwie finde ich das nicht mehr zufriedenstellend.

@Siara: Mit Karikaturen ist das so eine Sache, die können ja auch ganz schön daneben gehen. Ausserdem hat das für mich immer etwas von "ins Lächerliche ziehen" und ich möchte doch meine Charas nicht blossstellen (ausser, es ist eine Komödie, dann ist es etwas anderes). Daher strebe ich das eher nicht an. Dann beschreibe ich doch lieber etwas mehr.

@Fafharad: Zum Zeitpunkt: Als traumatisierte Leserin kann ich nur sagen: Bitte so früh wie möglich alles. Ich habe mir einmal bei einem Buch den Protagonisten zweihundert Seiten lang mit kurzen, blonden Haaren vorgestellt und auf Seite 230 oder so stellt sich heraus, dass er einen braunen Wuschelkopf hat. Mensch, Autor, sag das doch früher, dass der Typ heiss ist!  :rofl: (Nichts gegen blonde Haare.)

FeeamPC

Anhaltspunkte für den Leser - gerne. Aber wenn die Geschichte aus Sicht eines Protas geschrieben wird, ist seine eigene Haarfarbe das letzte, woran er denkt. Oder habt ihr schon mal morgens vor dem Spiegel überlegt: "Meine blonden Haare müsste auch mal wieder geschnitten werden."
Haare ja, Länge und Frisur auch noch, aber die Haarfarbe, das ist in so einem Fall ein Unding. Außer, der Prota will sie färben.  ;D

Avery

Danke, Fee, du sprichst damit einen ganz wichtigen Punkt der Ich-Perspektive an, der mir in letzter Zeit ständig - besonders in Dystopien auffällt. "Ich streiche mir durch mein kurzes, blondes Haar", "Meine dunkelroten Haarsträhnen fallen mir ins Gesicht" - sowas würde doch einfach kein Mensch denken? Deshalb schaue ich bei der Perspektive immer, dass ich es durch Kommentare von anderen oder durch Vergleiche reinkriege. Und sei es sowas wie: "Meine Schwester und ich könnten einander nicht unähnlicher sein. Während sich ihre braunen Haare in Locken wellen, fällt mein Blond glatt bis zur Brust" - natürlich ein wenig hübscher formuliert ;)

Ansonsten greife ich bei Haaren meistens auf die bildlichen Beschreibungen zurück, die Siara bereits erwähnt hat. Allzu detailliert und akribisch gehe ich dabei nie vor, um dem Leser a) die Freiheit zu lassen und b) nicht Gefahr zu laufen, ein falsches Bild zu zeichnen. Denn mir ist aufgefallen, dass es oft viel zu kompliziert wird, wenn man versucht, einen Charakter 1:1 so zu beschreiben, wie er im eigenen Kopf herumspukt. Was für mich dann vielleicht geordnete, große, nach hinten gekämmte Wellen sind, sieht im Kopf des Lesers wie eine merkwürdige Sturmfrisur aus. Deshalb: Beschreibungen relativ einfach belassen, ein markantes Merkmal rauspicken und den Charakter damit individuell machen.

Was den Zeitpunkt angeht, kann ich Witch absolut zustimmen! Ich erinnere mich da an die Breath-Bücher. Auf dem Cover ist ein Mädchen mit mittelbraunen, längeren Haaren abgebildet, die für mich natürlich die Prota war. Irgendwo im letzten Drittel von Band 1 steht dann plötzlich etwas von kurzem, schwarzen Wuschelhaar, sodass sie nicht besonders hübsch aussieht - mein Weltbild war dahin ;D

HauntingWitch

#93
@FeeamPC: Das habe ich lange auch so gesehen. Bis eines Tages eine Betaleserin für meine Leseprobe sagte: Das ist ja alles recht gut, aber was hat denn dein Prota für eine Augen- und Haarfarbe? Sie hatte überhaupt kein Bild von ihm, weil ihr diese beiden Anhaltspunkte fehlten. Diese Leseprobe ist aber aus der Sicht ebendieses Prota (3. Person) geschrieben. Nun habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder, ich lasse es unerwähnt, weil er sich ja selbst keine Gedanken darüber macht und bin damit insofern authentischer. Dann lasse ich aber sämtliche stark visuell orientierten Leser in einer Dunkelkammer herumtapsen. Oder ich sage so etwas wie "Er hatte Ringe unter den grünen Augen", verliere damit diese gewisse Authentizität, weil ich mich als Autor zeige und etwas unter die Gedanken des Prota mische, das dort eigentlich nicht hingehört. Dafür hat aber jeder Leser sofort ein grünäugiges Gesicht im Kopf. Das kann sich jeder vorstellen. Aus genau denselben Gedanken kommt auch meine Frage, merke ich gerade. Ich merke gerade, ich drehe mich im Kreis, ich bin wohl zu pingelig.

Wir Autoren vergessen gerne, dass vielen Lesern solche Dinge gar nicht als "falsch" oder "handwerklich schlecht" auffallen. Wir sind keine durchschnittlichen Leser, wir achten auf so etwas. Aber viele tun das nicht und man kann ja (hoffentlich) davon ausgehen, dass nicht nur andere Autoren und Literatur-Nerds unsere Bücher lesen.  ;D 

Nachtrag, sorry: Das mit diesen bildlichen Beschreibungen werde ich in dem Fall mal ausprobieren, das habe ich noch nicht gemacht.

Churke

Frisuren...
Also ich weiß nicht, ob ich das überhaupt so genau beschreiben will. Römische Frauenporträts kann man (?) anhand der Frisur auf 20 Jahre genau datieren. Wenn ich darüber eine halbe Seite schreibe, kann ich für den Leser keinen großen Mehrwert sehen.
Dann gibt es Frisuren, die unbeschreibbar sind. Ich weiß nicht, wie die Haare meines Avatars gelegt, geflochten und gelockt sind. Es sieht furchtbar kompliziert aus, aber ich habe keine Ahnung, wie das gemacht ist.

Es gibt eine Reihe von Frisurtypen: Bürste, Mecki, Facon, Vokuhila... Meistens kommt man damit aus. Und wenn es was Extravaganteres sein soll, stellt sich die Frage, ob es beim Leser ankommt. Außerdem gehe ich jede Wette ein, dass Generationen von Schriftstellern froh sind, dass man ihre Frisuren nicht erkennt. Schaut euch doch mal Luke "das sind die 70er" Skywalker an oder Kirk Douglas als pomadisierter American Spartacus. Oder die 80er-Frisuren in "Aliens". Die 8-Bit-CP/M-Computer sind stylish, aber die Frisuren...   :versteck:

Sunflower

Zitat von: Witch am 17. Februar 2015, 11:10:20
Wir Autoren vergessen gerne, dass vielen Lesern solche Dinge gar nicht als "falsch" oder "handwerklich schlecht" auffallen. Wir sind keine durchschnittlichen Leser, wir achten auf so etwas. Aber viele tun das nicht und man kann ja (hoffentlich) davon ausgehen, dass nicht nur andere Autoren und Literatur-Nerds unsere Bücher lesen.  ;D 

Ich habe mal irgendwo gelesen (in einem Schreibblog oder so?), dass es bei Aussehensbeschreibungen manchmal einfach die "Holzhammer-Methode" sein muss. Ja, uns Autoren tut es weh, aber wenn man dem Leser einmal Augen- und Haarfarbe erzählt, oder meinetwegen auch zweimal, dann weiß er Bescheid und kann sich ein Bild vom Prota machen. Natürlich sollte man deswegen trotzdem nicht unbedingt gleich auf die Spiegelszene zurückgreifen, aber wenn man sich lange windet und es dann irgendwie am Ende sehr kunstvoll doch noch einflechtet, oder sein lässt ... Meiner Meinung nach ist es besser, man erwähnt es einmal, es tut kurz weh und dann hat man es hinter sich. Wie beim Pflaster-Abziehen *g* Das Aussehen des Protas ist immer eine Herausforderung, aber bevor man ewig um die Ecke denkt, dankt der Leser es einem eher, wenn man es einfach am Anfang irgendwo einmal kurz erwähnt. Wahrscheinlich erinnern sich die meisten Leser auch gar nicht mehr, wo sie ihre Vorstellung des Protas her haben, wenn sie den Roman zu Ende gelesen haben ...

Damit meine ich nicht, dass wir nicht darüber diskutieren sollten. Auf gar keinen Fall! Aber dem durchschnittlichen Leser fällt wahrscheinlich gar nicht auf, ob man das jetzt einmal "schmerzhaft" irgendwo erwähnt, ihm fällt es eher auf, wenn man es weglässt. Auch, wenn ich auch bei jeder Spiegelszene oder diesem "ich streiche durch mein platinblondes Haar mit dunklen Strähnen" die Augen verdrehe. Ganz so "holzhammerig" sollte man das wahrscheinlich auch nicht machen. :P
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

heroine

Also bei der Frisur handhabe ich es wie bei jeder anderen Beschreibung. Es ist abhängig von der Perspektive. Ein Charakter, der viel auf die Frisur achtet, beschreibt natürlich auch viel ausführlicher die Frisuren anderer Menschen. Ich versuche immer zu schauen, was einem Charakter wichtig ist um daraus die Beschreibungen zu basteln. Jemand der hauptsächlich daran interessiert ist Menschen zu bestehlen achtet auf Wertgegenstände und wie aufmerksam er wirkt. Jemand der sehr oberflächlich ist, liefert in seiner Perspektive besonders ausführliche Beschreibung mit vielen Vorurteilen. Jemand der mehr auf Dinge als auf Menschen fokussiert ist beschreibt Räume ausführlich, aber erwähnt höchstens, dass jemand anderes anwesend ist. Von daher finde ich Karikaturen durchaus passend, wenn es darum geht einen Menschen schnell irgendwo einzustufen. Bevor man ihn oder sie kennt, schaut man was Wiedererkennungswert hat. Ob das nun auffällig blaue Schuhe für einen Charakter, der nicht in Gesichter schaut, oder eine Narbe irgendwie, die einem Krieger besonders auffällt oder die Ausstrahlung sind.

Zu Frisuren in der Ich-Perspektive: Da ist es ähnlich, extrem abhängig vom Charakter. Methoden, die ich in letzter Zeit aus der "Ich" Perspektive genutzt habe um Haare oder Augen zu beschreiben. Färben, Haarschnitt verändern, jemand anderes reingreifen lassen, der darüber blöde Kommentare macht (sehr zum Unmut des Charakters). Alternativ würden mir noch ausgefallene Haare einfallen. Wer lange Haare hat, hat überall Haare rumfliegen. Komplimente sind auch drin. "Wenn ich so schönes dickes Haar hätte, würde ich mehr draus machen."
Bei Augen: Jemand anderem begegnen der ähnliche Augen hat, das kann den Prota erst mal aus dem Konzept bringen. Oder auch hier je nach dem Komplimente, blöde Anmachsprüche ("Du hast so wunderschöne blaue Augen!" "Die sind grau!").

Ansonsten finde ich es oft auch gar nicht so schlimm, wenn etwas fehlt. Manchmal ist es gerade reizvoll, dass der Charakter alles mögliche sein könnte. Aber dann brauche ich auch keine sehr verspäteten Beschreibungen. Ausnahme ist es natürlich, wenn es eben vor dem Zeitpunkt keine gute Möglichkeit gab, die Beschreibung einzufügen.

Malinche

Ich kann gerade gar nicht viel dazu sagen, da haben andere schon tolle Beiträge geschrieben. Mir ist nur eine Kleinigkeit eingefallen:

Zitat von: Sunflower am 17. Februar 2015, 11:58:09
Ich habe mal irgendwo gelesen (in einem Schreibblog oder so?), dass es bei Aussehensbeschreibungen manchmal einfach die "Holzhammer-Methode" sein muss. Ja, uns Autoren tut es weh, aber wenn man dem Leser einmal Augen- und Haarfarbe erzählt, oder meinetwegen auch zweimal, dann weiß er Bescheid und kann sich ein Bild vom Prota machen.

Ich denke, das stimmt wahrscheinlich, der Leser will sich ja ein Bild machen können - wobei es auch da sicher wieder eine Frage der genauen Umsetzung ist. Ich habe vor ein paar Monaten einen Roman gelesen, in dem wirklich jede neue Figur, die eingeführt wurde, als erstes über ihre Haar- und Augenfarbe definiert wurde. Irgendwann konnte ich es wirklich schon vorhersagen, dass diese Angabe jetzt gleich kommt. Immer im Doppelpack, immer in der ersten Erwähnung. Das fand ich irgendwann einfach nur unglaublich nervig, auch als Leserin (aber so ganz kann man den inneren Autor wahrscheinlich nie abstellen ;D).
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sunflower

@Malinche, ich habe das auch eher auf die Protagonisten bezogen  ;) Bei jeder neuen Figur ... eher nicht. Als Autor denkt man wahrscheinlich gern "Aber ist doch wichtig, ich habe alle meine Nebenfiguren entworfen und will jetzt auch, dass der Leser sie sich so vorstellt, wie ich das will" - aber dieses Denken muss man wohl abschalten. Oder die Holzhammer-Methode nicht jedes Mal anwenden ... nein, ich meinte wirklich nur die Protagonisten. Bei allen anderen finde ich es auch leichter, nur überlegen sich Protagonisten ja normalerweise nicht, wie sie selbst aussehen.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

HitzKooler

Zitat von: Witch am 01. September 2013, 15:35:16
Habt ihr auch immer so Mühe mit Aussehensbeschreibungen? Ich habe es oft, dass mir die richtigen Worte beim Ausfüllen des Charakterbogens oder während dem Schreiben von Szenen einfach nicht in den Sinn kommen wollen. Dabei kenne ich sie doch. Deshalb habe ich mir mal eine Übersicht erstellt, die ich mit euch teilen möchte.


P.S. Vielleicht ist nicht alles objektiv, habe das ziemlich frei aufgelistet.

Erst einmal danke dafür, dass du die Tabelle für alle zur Verfügung stellst.  :jau:
Ich bin allerdings der Meinung, dass man bei Aussehensbeschreibungen nicht auf ein bestimmtes Schema zurückgreifen sollte. Sie sollten intuitiv sein und die Fantasie des Lesers beflügeln. Ich habe hier etwas von "rothaarigste aller Übel", dichtgefolgt von "Molchsgesicht" gelesen und finde, dass das genau der richtige Ansatz ist. Auch situationsbedingte Beschreibungen, wie zB "sein Haar erstrahlte wie goldenes Gras im grellen Sonnenlicht" (okay, das ist vielleicht too much) sind für den Leser interessanter, als die hundertsechsundachzigste Beschreibung nach Schema F (eine Hakennase, die aus einem Mondgesicht herausstarrte etc.). Besonders gelungen sind Beschreibungen, die sogleich auf den Charakter der Person rückschliessen lassen. Ich habe allerdings auch schon Bücher gelesen, die so gut wie gar nichts beschrieben haben und ich fand sie trotzdem gut.

Sipres

Um mich hier auch mal einzumischen: Für meine Protas nutze ich gerne die Holzhammermethode. Einmal beschrieben, dann später nur noch in wichtigen Momenten erwähnt. Zum Beispiel bei langhaarigen Personen und Wind. Nebencharaktere werden auf ein Minimum reduziert. Besondere Auffälligkeiten, das war's. Manchmal, aber nur manchmal etwas mehr, wenn es zur Situation passt oder irgendwie in einem Gespräch geklärt werden kann. Aber ich denke, das macht auch jeder auf seine eigene Art und ich hab schon alle möglichen Varianten gelesen. Schlechter wird ein Buch nicht, weil die Charaktere ausführlich oder weniger ausführlich beschrieben worden sind.

HitzKooler

Zitat von: Sipres am 17. Februar 2015, 12:19:38
Um mich hier auch mal einzumischen: Für meine Protas nutze ich gerne die Holzhammermethode. Einmal beschrieben, dann später nur noch in wichtigen Momenten erwähnt. Zum Beispiel bei langhaarigen Personen und Wind. Nebencharaktere werden auf ein Minimum reduziert. Besondere Auffälligkeiten, das war's. Manchmal, aber nur manchmal etwas mehr, wenn es zur Situation passt oder irgendwie in einem Gespräch geklärt werden kann. Aber ich denke, das macht auch jeder auf seine eigene Art und ich hab schon alle möglichen Varianten gelesen. Schlechter wird ein Buch nicht, weil die Charaktere ausführlich oder weniger ausführlich beschrieben worden sind.

Vorausgesetzt, man setzte Ausführlichkeit nicht mit Qualität gleich. Ansonsten stimme ich dir zu  :prost:

FeeamPC

Übrigens kann es je nach Genre einfach sein, Haar- und Augenfarbe zu erwähnen. Dann nämlich, wenn z.B. der Prota sich Gedanken macht, warum er sich in einen gelbäugigen, schwarzfelligen Wolf verwandelt, wo er doch blaue Augen und braunes Haar hat.
Oder wenn die agierende Dame feststellt, dass der geklaute Lidschatten zu ihren blauen Augen einfach schrecklich aussieht.

Maja

Ich hole mal diesen hübschen alten Thread hoch mit einer Frage zur Perspektive: Wie baut ihr das Aussehen einer Figur ein, die dem Perspektivträger bereits bekannt ist? Insbesondere das Aussehen des Perspektivträger selbst?

Beim perspektivischen Schreiben geht es mir darum, auf was diese Figur gerade achtet - wenn jemand neues auftritt, wird der neugierig beäugt, und dann ist es leicht, auch auf das Aussehen einzugehen, denn das ist neu, spannend und lässt sich an der Stelle dann auch gut den Leser:innen vermitteln. Aber wenn man jetzt seinen Perseptivträger nicht völlig abgedroschen vor den Spiegel stellt und erstaunt feststellen lässt, dass dessen Augen immer noch braun sind - wie macht man das, wenn es nicht völlig platt sein soll?

Ich behelfe mich meistens damit, das Aussehen meiner Hauptfiguren überhaupt nicht zu beschreiben, weil die sich ja schon kennen. Prompt beschweren sich meine Betas, und das zurecht: Sie kennen die Figur ja noch nicht und würden gerne wissen, wie sie aussieht. Ich schreibe jetzt ungelogen seit vierzig Jahren, bin erfolgreich veröffentlicht und alles, und habe keine Lösung für dieses Problem. Mag mich jemand mit den eigenen Lösungsansätzen erhellen, damit ich etwas finden kann, das zu mir und meinem Werk passt?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Ary

Nachdem mir mal eine Betaleserin zu Recht vorgeworfen hat, ich würde Steckbriefe meiner Figuren bauen und viel zu viel beschreiben, versuche ich, Aussehensbeschreibungen in Nebensätzen und "beiläufig" einzubauen. Auch wenn zwei Menschen sich kennen, achtet man ja doch noch auf bestimmte Merkmale, die vielleicht auffällig sind und die doch ins Auge springen, obwohl man einander schon gut kennt. Da hat dann vielleicht jemand mal die langen schwarzen Haare nicht einfach lang runterhängen, sondern ausnahmsweise mal geflochten oder hochgesteckt, jemand mit einer Vorliebe für rote Pullover trägt plötzlich einen grünen, und es fällt auf, wie gut/gar nicht gut der zu der hellen Haut/den dunklen Augen/der grellgelben Hose passt. Oder Klamotten werden Markenzeichen - ich kenne Menschen, die gefühlt immer eine Mütze tragen, da fällt es dann auf, wenn die mal nicht da ist, und sowas erwähne ich dann auch.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.