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Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser

Begonnen von Telas, 04. Mai 2013, 17:10:08

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Churke

Zitat von: Telas am 05. Mai 2013, 11:03:34
Hin und wieder ein kleines Erfolgserlebnis hilft doch sehr dabei, weiter am Ball zu bleiben.

Ich habe über die Jahre an so vielen Ausschreibungen teil genommen, dass ich irgendwann an dem Punkt war, an dem anhaltender Misserfolg statistisch nicht mehr erklärbar ist. Nichts als Nieten, immer das selbe. Da verliert man irgendwann die Lust an der Sache, ganz besonders, wenn man sich mühsam in ein Thema hinein denken muss.
Eines Tages war eine Email im Postfach, dass man eine Geschichte gerne veröffentlichen würde.
Das wirklich Krasse ist, dass ich bei den folgenden 7 Ausschreibungen 6 Gewinne gezogen habe. Ich weiß nicht, woran es liegt. Ich reiche meine Beiträge möglichst anonymisiert ein. Vielleicht habe ich einen 7. Sinn dafür entwickelt, aus dem Ausschreibungstext die Erwartungen des Verlages herauszulesen. Ich glaube nämlich, dass die eine Niete (neben einer starken Konkurrenz, versteht sich) daher kommt, dass der Verleger einen anderen Stil bevorzugt als ich.
Es geht also nicht nur darum, gut zu schreiben. Vor allem muss man den richtigen Ton treffen. Da kann man Glück haben - aber berechnendes Können ist durch nichts zu ersetzen. Das mag jetzt überzogen klingen, aber ich denke, wenn ich weiß, was der Lektor lesen will, dann kann ich meine Chancen wesentlich steigern.

Und das Überarbeiten... Es gibt nichts, das mir beim Schreiben so viel Spaß macht. Der Plot steht, die Story passt. Jetzt geht's um Tuning und Verbesserung. 

Adam_Charvelll

#16
Also Kurzgeschichten helfen dir für eine Romanveröffentlichung nicht unbedingt weiter, denke ich. Allerdings fördern sie deine Schreibkompetenz und deinen Stil. Ich schreibe derzeit fast nur KGs und bin damit ganz zufrieden, weil ich einfach stetig dazulerne. Wenn ich mir heute Texte ansehe, die ich letztes Jahr geschrieben habe, wird mir teilweise übel. Dann bin ich ganz froh, dass ich zu der Zeit keinen Roman verfasst oder gar publiziert habe, da er mir heute wohl nicht mehr gefallen und ich mich vielleicht sogar schämen würde. Ich bin noch Schreibanfänger, denke aber, dass das auch bei Fortgeschrittenen noch so ist, dass man zum Beispiel nach sechs Jahren Schreiberfahrung Texte schlimm findet, die man nach vier Jahren erstellt hat (gerade wenn man überkritisch ist und Texte nach dem Verfassen schon bemängelt :D) . Ich habe bereits die groben Plots und zum Teil auch detaillierte Strukturen für größere Projekte im Kopf, die ich eines Tages ernsthaft angehen möchte, allerdings finde ich, dass mir dazu noch das nötige Werkzeug und die erforderliche Kompetenz fehlt, um diesen Stoff auch qualitativ niederzuschreiben. Und daher konzentriere ich mich erstmal auf KGs, um diese Notwendigkeiten zu erlernen und einen Begriff davon zu bekommen. Daher würde ich auch jedem Autoren raten, mit kürzeren Texten anzufangen, bevor man sich an die Komplexität, Dauer und Schwierigkeit eines Romans heranwagt.


Zitat von: Telas am 05. Mai 2013, 11:03:34
Warum ich in der Vergangenheit nie kürzere Sachen geschrieben habe liegt hauptsächlich an der Tatsache, dass ich mich sehr schlecht kurz fassen kann. Im Grunde ist es sogar so, dass die Seitenvorgaben für Kurzgeschichten bei Ausschreibungen meistens schon gesprengt sind, bis ich erst einmal halbwegs auf den Punkt komme. Und ja, so geht es mir auch, wenn ich nicht geplottet habe. Liegt womöglich daran, dass ich mich allzu oft in irgendwelchen unbedeutenden Details verliere ohne deren Verwendung ich darum fürchte, der Leser könne beim Handlungsaufbau den Faden verlieren. Man könnte es auch kurz und schmerzlos in einem Wort beschreiben, Infodump.

Exakt dieses Problem habe ich auch und es lastet schwer auf mir. Nichts ist beim Schreiben schmerzvoller, als nach einer kompakten und gut gelungenen Geschichte im Nachhinein zahlreiche Sätze zu suchen, die man streichen kann, um der Zeichenbeschränkung gerecht zu werden. Ich halte es derzeit daher so, dass ich die Zeichenbegrenzung vor Beginn gleich mal im Kopf halbiere und die Geschichte auf die Hälfte zu komprimieren versuche. Also so zu gestalten, dass es sich meiner Meinung nach in diesem verkürzten Limit ausgeht. Beim Schreiben macht man dann automatisch mehr daraus, als man ursprünglich wollte und schießt oft trotzdem weit über das erwünschte Fassungsvermögen. Dafür allerdings in einem erträglichen Ausmaß.

Zu Romanveröffentlichungen und Manuskripteinsendungen kann ich wenig sagen. Wenn ich einmal einen Roman habe, mit dem ich zufrieden bin und dem ich es zutraue, potentielle Leser zu begeistern, werde ich ihn ordentlich überarbeiten und dann eben an hunderte Verlage senden, die ich mir nach stundenlanger Recherche herausgesucht habe. Mühsam? Ja! Aber ist es mir das auch wert? Ganz klar ja!

Überarbeitungen sind sehr mühsam, das merkt man schon bei KGs oder einzelnen Szenen eines große Projekts. Da muss man teilweise wirklich schon die Neurosen eines Perfektionisten haben, um da nicht lustlos aufzugeben. Aber da hilft es sicher, immer wieder längere Pausen einzuschieben und erst nach ein paar Monaten wieder neu zu überarbeiten, um den notendigen Abstand zu generieren.

Zitat von: Churke am 04. Mai 2013, 18:25:50
Und wenn man den persönlichen Geschmack des Verlegers kennt, dann weiß man auch, was man schreiben muss, um seine Chancen zu erhöhen.

Die klassische Lehrererwartung-Schüler Strategie, die jeder kluge Schüler in seiner schulischen Laufbahn erlernt  ;D

Valaé

Zitatmir ist bekannt werden nicht wichtig, vor allem weil ich das ganze auch sehr realistisch einschätze. Ruhm und Ehre wird mir wegen meiner Schreiberei sicherlich nie zuteil werden. Mir geht es einfach wie schon gesagt darum, auch einmal ein anderes Erfolgserlebnis zu haben, als eine Geschichte einfach nur fertig gestellt zu haben.
Dass es dir um Ruhm und Ehre geht, so habe ich das auch nicht verstanden. Mir war nur aufgestoßen, dass du selbst meintest, das Schreiben aufgeben zu wollen aufgrund der schlechten Aussichtslage und das wirkte eben, als ob dir das Veröffentlichen wichtiger ist als der Spaß.
Aber ich sehe, der Knackpunkt liegt woanders und das habe ich mir auch schon gedacht, ich wollte da nur etwas provozieren, damit du selbst siehst, dass die Wahl "veröffentlichen oder aufgeben" vielleicht etwas heftig ist.
Ich kann absolut verstehen, dass du eine Bestätigung jenseits des "Fertig geschrieben" brauchst und muss sagen: Hier rate ich wirklich ganz eindeutig zu Kurzgeschichten. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie ich ja schon schrieb, das Kurgeschichtenveröffentlichungen sozusagen das kleine Stückchen Seelennahrung sein können, die man braucht, um motiviert bei der Sache zu bleiben. Ansonsten weiß ich nicht, wie intensiv du deine Romane betalesen liest oder dir Paten besorgst. Denn auch noch im Bereich des Schreibens oder eben direkt danach - es mag eine Form der Überarbeitung und damit kraftraubend sein, aber mit Betalesern überarbeiten ist viel weniger mühsam und macht manchmal sogar Spaß. Und dann hat es auch jemand gelesen und wenn der Beta dich dann lobt, hast du einen Teil von genau dieser Bestätigung, die du suchst. Zumindest bei mir ist das so.

Wie man zu Geduld und Ausdauer kommt, kann dir vermutlich niemand wirklich sagen. Ich denke, da ist die einzige Möglichkeit: Üben, üben, üben. Weitermachen, kämpfen, sich durchquälen. Ein Erfolg, der sich auf Schweiß, Blut und Tränen gründet (sehr pathetisch aber so kommt es einem ja doch manchmal vor) ist am ende umso süßer. Und am ende kannst du immer darauf stolz sein, nicht aufgegeben zu haben. Das ist mehr, als ganz viele von sich sagen können. Vielleicht solltest du dir auch jemanden aus dem TiZi suchen, der mit dir kämpft? Jemanden, in einer ähnlichen Situation, der hilft, dich aus Motivationslöchern zu ziehen, wenn du reinfällst, der dich antreibt und vielleicht auch Dinge betaliest?
Tatsache ist nur: Du brauchst sie. Ob für einen Roman oder die KG Ausschreibungen - ohne Geduld und Ausdauer geht es nicht. Aber das ist auhc bei ganz vielem Anderen im Leben so, schaden kann dir das also ganz und gar nicht  ;).

Ansonsten kann ich den Aussagen zu KGs im Übrigen auch nur zustimmen: KGs erfodern eine genauso sorgfältige Vorbereitung. Bei Romanen passiert mir ja gerne, dass meine Charaktere mir irgendwann die genaue Arbeit am Plot abnehmen, weil sie sich selbstständig machen ( ;D). In Kurzgeschichten ist kein Platz für soilche Mätzchen. Die sind von mir, zumindest die, die funktionieren, von A bis Z durchgeplottet und werden nur noch runtergeschrieben. Sie sind viel geschliffener als meine Romane, weil ich mich mehrere Tage am Stück intensiv mit einem kurzen Textabschnitt beschäftige, es ist kein Platz für Ausreißer, für lange Beschreibungen, nur das Wichtige kann rein. Kurzfassen, wie du schon so schön schreibst, ist nicht jedermanns Sache. Meine war's auch nicht, aber mittlerweile liebe ich KGs. Und sie sind eine wunderbare handwerkliche Übung. In einer Kurzgeschichte sehe ich mich eben regelmäßig vor der Herausforderung, mein Können in ganz wenig Platz zu zeigen und nebenbei eine wunderschöne/bezaubernde/spannende/gruselige Geschichte zu erzählen und ich finde das ganz und gar nicht einfach und es braucht meistens fast noch mehr Durchgänge, als ich mir bei den Romanen antue - aber das mag auch daran liegen, dass ein Durchgang durch einen Roman ganz anders verläuft, als einmal Kurzgeschichtenüberarbeiten. Bei einem Durchgang durch den Roman lese ich eine Szene durchaus mal fünf Mal. dafür gibt's dann auch nur 2 Durchgänge. Bei Kurzgeschichten gibt's gleich 3-6 Komplettdurchgänge. Je nach Betaanzahl, Zeit und Qualität der Rohfassung. Aber ja, ich schleife meine Texte. Und ich schleife sie richtig. Ich bin Perfektionistin. Und es hat seinen Grund, warum ich meine KGs immer am letzten Tag abgebe. Es ist jedem selbst überlassen, wie viel Arbeit er sich machen will, aber ich rate davon ab, Kurzgeschichten als weniger arbeitsintensiv anzusehen. Sie erfodern dieselbe Sorgfalt wie Romane.

Allerdings würde ich es auch nicht negativ sehen, Marke: Achje, wie soll ich das alles schaffen. Denke dir lieber. Eine neue Herausforderung, das idt doch toll! Wieder etwas, woran man wachsen kann, wieder etwas, was man lernen kann. Bleib positiv. Und lese mal die Erstversionen im Vergleich mit den korrigierten - das hilft gerne gegen das Gefühl, nicht voranzukommen. Wenn du siehst, welche Fortschritte dein Text macht, kann auch Überarbeiten Spaß machen. Ich will dir da nur mal meine Strategien aufzeigen, da ich ja auch so ein Überarbeitungsmuffel bin  ;D.

Yukan

Ich kenne diese, nennen wir sie, Frustration nur zu gut. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich es mit meinem 1. Versuch in einen Verlag geschafft habe, aber auch nur, weil ich realistisch war.

Mein Manuskript samt Exposé und Anschreiben war November 2012 fertig. Dann folgten.. ich weiß es ehrlich nicht mehr, sagen wir 70 Absagen und dann im März 2013 die Zusage. Was meine ich mit, ich war realistisch? Ich wusste einfach, dass ich es nicht schaffen werde, mit 15, 16, 17... in einen Verlag/Agentur zu kommen. Auch weil mein Handwerk damals sicher, naja.. dürftig war. Und genau das hat sich auch bestätigt. Selbst mit 20/21 waren 90% der Absagen damit begründet, dass ich zu jung wäre (oder aus Österreich) und man deswegen nicht mal meine Unterlagen prüfen wollte. Dann kamen noch die, die meinten, dass sie keine Kapazitäten mehr frei hätten, dann diejenigen, die gar nicht antworteten, darauffolgen die, die dir eine Standardabsage schicken und last but not least... die ganz wenigen, die dir eine Begründung mitschicken.

Wie man sieht, obwohl ich wusste, dass ich in meinen jungen Jahren keinen Verlag finden werde, hatte ich immer noch Probleme, obwohl ich mich dann für "alt" genug hielt. Dennoch habe ich die Zeit des Wartens gut genutzt. Bis zu meinem ersten Bewerbungsversuch habe ich in zehn Jahren ca. 4-6 Geschichten geschrieben.

Daher auch diese Ungeduld. Auch wenn ich "nur" 4 Monate warten musste, bis ich die Zusage des Verlages hatte, waren es für mich trotzdem schon 10 Jahre und 4 Monate und so hat es sich auch für mich angefühlt.

Ich kann dir daher nur den wertvollsten Tipp geben, den ich für mich zu schätzen gelernt habe: Gib niemals auf!
Niemand, nicht mal ich selbst, hätte jemals erwartet, dass ich einen Verlag finde. Das Anfang 2014 mein Debüt rauskommt. Das meine nächsten 2 Werke gesichert sind. Für mich ist das noch immer mehr als unrealistisch. Ganz bestimmt werde ich niemals zu den Autoren gehören, die schreiben "Im Sommer kommt mein neuer Roman  :)". Bei mir wird das immer (solange ich darf) so klingen "Ich fasse es nicht, dass tatsächlich wieder irgendjemand mein Manu wollte und ein Buch von mir kommt  :o". Zur Selbstverständlichkeit wird das nie werden für mich und solange du nicht aufgibst, hast du eine Chance. Wenn man dafür lebt, dann schafft man es früher oder später.

Das wichtigste ist: Übe dich in Geduld, trainiere dein Handwerk, beobachte die Verlagswelt und knüpfe Kontakte.

Leann

Hallo Telas, jetzt hast du hier schon eine Menge Tipps und Anregungen erhalten und ich bin froh über diesen Thread, denn: Du bist nicht allein. Mir geht es auch oft so wie dir. Ich schreibe und schreibe, aber dann überkommen mich frustrierte Gedanken, weil das sowieso niemand lesen wird. Obwohl ich tatsächlich mal nur für mich selbst geschrieben habe und damit auch durchaus zufrieden war, hat sich das in letzter Zeit geändert und das reicht mir nicht mehr, nur für die Festplatte meines PCs zu schreiben.   
Die Probleme sind auch bei mir: Ungeduld, Zeitmangel, demotivierende Erlebnisse oder Informationen, und bei mir kommt auch schnödes Unvermögen dazu, gepaart mit einer Portion Minderwertigkeitskomplexen, die mich daran hindern, überhaupt mal etwas zu verschicken.
Allerdings ziehe ich sehr viel Mut und Kraft hier aus dem TiZi. Und gerade auch wieder aus den Posts hier, besonders auch aus deinem, denn ich finde das richtig toll, dass du dir jetzt ein Herz gefasst und etwas abgeschickt hast. Lustigerweise hab ich auch wochenlang gejammert, dass kein Verlag mein Manuskript haben will, bis mir irgendwann auffiel, dass ich es auch noch keinem Verlag angeboten habe  ;D  Also, geben wir der Verlagswelt doch eine Chance. Ich drück dir die Daumen!
Vielleicht wäre es auch noch eine Idee für dich, dir eine Agentur zu suchen. Das ist auch mein Plan für dieses Jahr. Wie wäre es denn, wenn du dich bei der Skriptschmiede anmeldest und dir Hilfe für das nächste Exposé suchst? Und die Idee mit den Betalesern ist auch sehr gut, obwohl ich finde, dass da eine Menge Mut dazugehört. Bei mir ist das immer noch sehr zwiegespalten: Ich will, dass jemand meine Werke liest, habe aber auch eine riesige Angst davor. Sogar schon vor Betalesern! Aber: Schreiben ist nichts für Feiglinge! Und noch ein blöder Spruch: Wer es versucht, kann verlieren. Wer es nicht versucht, hat schon verloren.


   

Yukan

#20
Zitat von: Leann am 06. Mai 2013, 08:41:52
Und die Idee mit den Betalesern ist auch sehr gut, obwohl ich finde, dass da eine Menge Mut dazugehört. Bei mir ist das immer noch sehr zwiegespalten: Ich will, dass jemand meine Werke liest, habe aber auch eine riesige Angst davor. Sogar schon vor Betalesern! Aber: Schreiben ist nichts für Feiglinge! Und noch ein blöder Spruch: Wer es versucht, kann verlieren. Wer es nicht versucht, hat schon verloren. 

Das kenne ich nur zu gut! Ich hatte auch nie den Mut dazu, jemandem mein Werk zu geben. Das lag einerseits daran, dass ich Angst hatte, dass diese Person sagt "das ist Mist", aber auch eben genau daran, dass ich dann nur jemanden finde, der sagt, dass es Mist ist, ohne es zu begründen.

Ich habe dann für mich den Weg gefunden, dass ich es nicht Freunde oder Bekannte lesen lasse, sondern einfach Autoren frage, ob sie es lesen wollen. Natürlich Autoren, mit denen ich Kontakt habe. Ich schreibe jetzt nicht Cornelia Funke an und frage sie  :rofl:

Das war und ist für mich perfekt. Man bekommt eine ausführliche Meinung und jede Seite wird vollgekritzelt, wenn es etwas zu bemängeln gibt.  ;D Außerdem vertraue ich denen auch mehr, als meiner Kusine, die ein Buch im Jahr liest.

Leann

@ Yukan, das hab ich auch mal gemacht. D.h. eine Autorin hat sich angeboten, mal eine meiner Sexszenen durchzulesen. Ich hab mir fast in die Hose gemacht vor Scham, als die Mail raus war. Aber sie wollte dann tatsächlich gleich das ganze Manuskript lesen und hat mir letztendlich dann auch so viel Mut gemacht, es an einen Verlag zu schicken. Da kamen zwar keine Anmerkungen auf jeder Seite, sondern nur ein Gesamtkommentar in einer Mail, aber hat mir auch schon weitergeholfen.
Bekannte sagen meistens nur "Ja, toll", was natürlich nett, aber wenig hilfreich ist.

Sanjani

Hallo Telas,

ohne jetzt alle Antworten auf deinen Beitrag gelesen zu haben, möchte ich doch auch meinen Senf dazu geben. Was mir so auffällt, ist eine wahnsinnige Verbissenheit bei dir einerseits, aber andererseits auch eine gewisse - hmmm, wie soll ich das ausdrücken, ein Unwille zum Perfektionismus nenne ich es mal. Du denkst so viel darüber nach, was solltest du jetzt schreiben, welcher Weg könnte der richtige sein, musst du auf den Roman verzichten und darfst du nur Kurzgeschichten schreiben? Und andererseits schickst du dann einfach so das Exposé raus mit Leseprobe, die du - so klang es jedenfalls - nicht noch einmal gelesen und geprüft hast, ob sie auch gut genug ist ... das finde ich alles irgendwie ein bisschen seltsam und widersprüchlich. Ich meine, natürlich kann man sagen, ach ich schick es raus, hab ja nichts zu verlieren. Aber was willst du dir damit beweisen? Ich habe noch nicht veröffentlicht, aber beworben habe ich mich schon. Ich habe sehr viel Zeit darauf verwendet das Exposé zu schreiben und die Leseprobe zu prüfen, alles zu verändern, was vielleicht nicht so gut gefällt - wobei mir mein eigener Kritiker ein guter Freund ist. Das Resultat war natürlich eine Absage: Der Funke ist nicht übergesprungen. Das hat mir nicht mal so weh getan, weil ich irgendwie dachte, wenn die das so meinen, wie es da steht, dann ist es ja keine Kritik an meiner Textqualität. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Ich habe es dann trotzdem aufgegeben, weil ich zu dem Schluss kam, dass ich momentan (das war schon vor 2 Jahren oder so) mit einer High Fantasy Trilogie einfach nirgends Fuß fassen kann. Interessant dabei ist, dass ich in den zwei Jahren seitdem immer noch weiter dran gearbeitet und auch noch einige Plotschwächen entdeckt habe. Insofern hatte das ganze vielleicht auch einen guten Grund. Ich nehme mir überhaupt sehr viel Zeit für meine Romane. Es gibt welche, an denen arbeite ich schon seit Jahren, obwohl sie schon fertig sind, immer mal wieder, manchmal liegen sie ein Jahr und dann krame ich sie wieder hervor.

Ich würde natürlich auch gerne veröffentlichen, aber ich bin so selbstkritisch dass ich weiß, dass es eigentlich nur zwei Geschichten gibt, die qualitativ gut genug sind. Neben meinen Drachenkriegern gibt es da noch einen nichtfantastischen Roman. In alles andere, was ich bisher geschrieben habe, müsste ich viel zu viel Energie reinstecken um es veröffentlichungsfähig zu machen und so überzeugt bin ich nicht von diesen Geschichten. Bist du denn von deinen Geschichten überzeugt? Ich bin mir nicht ganz sicher und könnte es nicht einschätzen, aber ich denke, es ist absolut notwendig, wenn man veröffentlichen möchte.

Was ich auch nicht so ganz verstehe, ist, dass du - und scheinbar auch viele andere - das Überarbeiten so hasst. Ich persönlich überarbeite unglaublich gerne. Ich liebe meine Geschichten. Beide oben genannten habe ich mindestens schon 5-10mal gelesen (natürlich nicht direkt hintereinander) und sie sind mir immer noch nicht langweilig. Ich liebe es an den Texten zu feilen, einzelne Wörter durch bessere zu ersetzen und dann zu gucken, wie sich das liest. Ich liebe es zu lesen und zu denken Wow wie das fließt! Ich liebe die ganz ganz wenigen Stellen, die ich immer mal wieder entdecke, wo ich denke, Wow, toll, hast du das wirklich geschrieben? Und ich schmunzle auch gerne über die Stellen, wo ich denke oh neeee das geht gar nicht! Natürlich ist inhaltliches Überarbeiten lästiger, aber ich hab eigentlich selten so große Klopper drin, dass ich irgendwas komplett umschreiben müsste - in meinem neuen Projekt jetzt schon, aber das ist auch noch nicht fertig und ich bemühe mich stets, es inhaltlich gleich so hinzukriegen, dass die Überarbeitung dann nur noch Feinschliff ist.
Vielleicht hilft es dir ja, beim Überarbeiten auch auf die guten Stellen zu gucken.

Was ich gerade geschrieben habe, heißt natürlich überhaupt nicht, dass meine Romane inhaltlich und stilistisch so brillant wären oder so, also nicht objektiv, aber für mich subjektiv kann ich sagen, ich hab jetzt eine Qualität erreicht, die mir so viel Freude macht, dass ich einfach um der Freude willen schreibe. Natürlich fände ich es toll, wenn ich mal veröffentlicht wäre und natürlich habe ich es gerne, wenn meine Betaleser mir Honig um den Mund schmieren, aber ich lese sie auch selber unglaublich gerne :)

Ich selber kann überhaupt nicht gut Kurzgeschichten schreiben. Das wurmt mich manchmal, weil ich natürlich auch gern mal bei einer Ausschreibung mitmachen würde, aber ich denke mir dann wieder, wieso soll ich meine Zeit mit etwas vergeuden, das mir ohnehin keinen Spaß macht? Klar, wenn ich mal eine Idee habe für eine KG, dann schreibe ich sie vielleicht auch, aber bisher waren sie nicht so gut, dass ich es gewagt hätte sie einzureichen. Wie ist das denn bei dir? Was denkst du selber über deine Textqualität?

Kurz gesagt: Ich mache einfach das, was mir gefällt. Beim Schreiben schreibe ich aus dem Bauch heraus. Ich schreibe nicht um den Geschmack irgendeines Lektors oder einer Agentin zu treffen. Das würde mir die Freude am Schreiben verleiden. Ich schreibe in erster Linie Geschichten, die mir selbst gefallen. Aber wenn ich es irgendwann doch noch mal wagen sollte, einen Schritt in Richtung Veröffentlichung zu gehen, dann werde ich hierbei alle Sorgfalt in die Vorbereitung reinstecken, die notwendig ist, damit ich auch bei Absagen sagen kann, ok, es hat nicht gefallen, aber das schmälert mein eigenes Gefallen nicht.

So, sorry für den langen Post. Ich bin grad so in einen Rausch gekommen :D

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Telas

@ Churke, an der Sache mit dem Ton treffen ist sicherlich etwas dran, aber ich glaube so weit bin ich noch lange nicht, um das einschätzen zu können, als welchen Geschmack welcher Lektor oder Verleger hat.

@ Adam, ich gehe mit dir konform, dass KGs eine gute Übung für eigene Schreibe sind, allerdings bin ich mir nicht wirklich sicher, ob sie mir wirklich leichter fallen als das Schreiben von Romanen. Ich bin es gewohnt, mich ausführlich auszudrücken und von daher schreibe ich schon viel länger Romane als KGs. Ich sehe die KGs vor allem wegen ihrem geringeren Aufwand als bessere Chance für eine möglichst zeitnahe Veröffentlichung.

@ Yukan, wow 10 Jahre durchhalten, das nenne ich wirklich Kampfgeist. Davon kann ich mir echt noch eine Scheibe abschneiden. Und natürlich Glückwunsch, das nächstes Jahr dein Debüt rauskommt, muss ein super Gefühl sein.

@ Leann, die Skriptschmiede.. die habe ich ehrlich gesagt noch gar nie wirklich wahrgenommen, wenn ich ehrlich bin. Von daher, danke für den Tipp, das werde ich mich zumindest einmal anschauen. Ansonsten, ja ich denke, ich werde es auch mal bei Agenturen versuchen. Ist doch auch kein schlechtes Gefühl, wenn man von Profis an die Hand genommen wird, auch wenn man bei denen natürlich auch erst mal reinkommen muss.

@ Sanjani, zu erst einmal muss ich zugeben, dass ich doch ein wenig verwundert bin, wie du meinen Beitrag wahrgenommen hast, auch wenn ich deine Meinung natürlich ebenso achte wie die der anderen. Nun, was du als ,,Wahnsinnige Verbissenheit siehst", würde ich eher als eine Sehnsucht beschreiben, eine Sehnsucht nach einem kleinen Geschenk in Form einer Veröffentlichung, das ich mir selbst machen möchte. Der Unwille zum Perfektionismus, nun ich denke nicht, dass ich diesem komplett erlegen bin. Ich wollte einfach einmal den Bann brechen und mich selbst überwinden, damit ich in Zukunft schneller in die Gänge komme. Dass du das als schlecht vorbereiteten Schnellschuss betrachtest, kann ich gut nachvollziehen und eigentlich ist es das ja auch. Aber wie gesagt, ich wollte einfach über meinen Schatten springen, damit ich endlich regelmäßiger einsende, darum ging es mir.
Klar muss man von seinen Geschichten überzeugt sein, wenn man sie einsendet. Ich weiß zum Beispiel, welche meiner Manuskripte ich garantiert nie bei Verlagen einsenden werde. Der eingesandte Text war in meinen Augen das Beste, was ich zu bieten hatte.
Was das überarbeiten angeht muss ich dich aus deinem eigenen Beitrag zitieren. Geschmäcker sind eben verschieden, der eine mag es, der andere nicht. Ich glaube, das muss man nicht verstehen, es ist halt gottgegeben, auch wenn es vielleicht ein wenig traurig ist, dass mir das Überarbeiten so elendig schwer fällt.

Sanjani

Hallo Telas,

Zitat von: Telas am 06. Mai 2013, 19:34:25
@ Sanjani, zu erst einmal muss ich zugeben, dass ich doch ein wenig verwundert bin, wie du meinen Beitrag wahrgenommen hast, auch wenn ich deine Meinung natürlich ebenso achte wie die der anderen. Nun, was du als ,,Wahnsinnige Verbissenheit siehst", würde ich eher als eine Sehnsucht beschreiben, eine Sehnsucht nach einem kleinen Geschenk in Form einer Veröffentlichung, das ich mir selbst machen möchte.

Ja, das ist echt lustig, wie unterschiedlich Geschriebenes whar genommen werden kann. Aber dann bin ich ja froh, dass ich da falsch lag :)

Zitat
Ich wollte einfach einmal den Bann brechen und mich selbst überwinden, damit ich in Zukunft schneller in die Gänge komme. Dass du das als schlecht vorbereiteten Schnellschuss betrachtest, kann ich gut nachvollziehen und eigentlich ist es das ja auch. Aber wie gesagt, ich wollte einfach über meinen Schatten springen, damit ich endlich regelmäßiger einsende, darum ging es mir.

Also, du meinst in etwa, wenn ich einmal eingesendet habe, dann ist die Hemmschwelle, es wieder zu tun hinterher geringer? Das kann ich verstehen. Andererseits habe ich immer die Vorstellung, wenn ich einen Schnellschuss abgebe, der nicht ausreichend vorbereitet war, vertue ich vielleicht die Chance auf eine Veröffentlichung, weil das Projekt einfach nicht gut genug vorbereitet war und es deshalb keiner haben möchte. Ich weiß, das ist auch ein bisschen verquer. So kann man sich auch zu Tode vorbereiten. Ich schätze, ein gesundes Mittelmaß ist wohl angebracht.

Viel Erfolg noch und liebe Grüße

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)