Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Telas am 04. Mai 2013, 17:10:08

Titel: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Telas am 04. Mai 2013, 17:10:08
Und damit meine ich natürlich nicht den Tintenzirkel, hier weiß ich natürlich inzwischen sehr genau, wie der Hase läuft. Nein, ich spiele auf den Buchmarkt an. Ich muss zugeben, dass ich nie ernsthaft versucht habe, auf diesem Parkett Fuß zu fassen, vermutlich, weil meine Frustrationsschwelle in der Vergangenheit immer ziemlich nieder war. In den letzten Wochen spiele ich aber zunehmend mit dem Gedanken, es doch noch einmal zu versuchen. Ich meine, warum Bücher schreiben, wenn die am Ende sowieso keiner liest, außer vielleicht einer Hand voll Freunde und Bekannten.

Aus diesem Grund habe ich auch bei der letzten Burgenweltausschreibung mitgemacht und einige von euch werden bestimmt aus allen Wolken fallen und darüber milde lächeln wenn ich euch sage, dass mein Beitrag innerhalb von zwei Tagen ohne Plot fertig war. Und überdies habe ich ihn nach nur einmaliger Korrektur auch schon abgeschickt. Mehr als schief gehen kann´s ja nicht und bei den paar Normseiten ist die verlorene Zeit im wahrscheinlich Fall des Misserfolgs wenigstens nicht so großzügig bemessen gewesen.

Doch wenn ich mir so meine Romanmanuskripte anschaue und dann auf die Seiten von verschiedenen Verlagen gehe bekommt man immer nur dasselbe zu lesen. Alle sind mehr oder weniger voll und nehmen bis auf weiteres keine neuen Manuskripte an. Irgendwie finde ich das gerade ein bisschen frustrierend. Wie soll ich denn als unbeschriebenes Blatt jemals bei einem vernünftigen Verlag meine Werke präsentieren? Man kriegt ja irgendwie das Gefühl, dass man als Neuling schon von vorherein kaum eine Chance bekommt. Ich fühle mich gerade ein bisschen frustriert deswegen. Ich meine, Absagen wären natürlich genauso alles andere als unwahrscheinlich aber dann könnte ich wenigstens sagen, ich hätte es nochmal versucht. Ansonsten werde ich wohl oder übel das Romanschreiben nach diesem Jahr an den Nagel hängen müssen und mich mehr auf kürzere Geschichten für Fantasyausschreibungen konzentrieren müssen.

Aber wie seht ihr das? Wie viel Zeit steckt ihr in eure Romane nach der Fertigstellung der Rohfassung? An welcher Stelle hätte ich noch am ehesten die Chance wahrgenommen zu werden? Habe ich vielleicht auch die falsche Motivation und den Spaß an der Sache zu sehr aus den Augen verloren? Oder würdet ihr mir ganz und gar zu Ausschreibungen raten, wenn ich doch eines Tages veröffentlicht werden will. Ich hoffe nur, dass der Buchmarkt irgendwann einmal kein Buch mehr mit siebenundsiebzig Siegel für mich ist. ???
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Feuertraum am 04. Mai 2013, 17:28:05
Heiho!

Irgendwie verstehe ich das Argument mit dem "nur kürzere Sachen, wo ich doch veröffentlicht werden will" nicht so ganz.
Ist es nicht vielmehr so, dass man sich auch bei Kurzgeschichten einen Namen machen kann, und je öfter der vertreten ist, um so interessanter ist es auch für Verlage, wenn Sie einmal ein "großes" Manuskript einreichen?
Natürlich kann Ihnen keiner eine Garantie geben, das Ihr Manuskript auch genommen wird. Das heißt nicht zwangsweise, dass man schlechte Qualität abliefert. Es heißt einfach: wir haben für diesen Manuskript nicht den Platz/wir haben zu viel Manuskripte oder so etwas in der Art.

In meinen Augen sollten Sie ruhig zweigleisig fahren, was das Schreiben angeht. Ruhig an Ausschreibungen teilnehmen auf der einen Seite, an einem oder zwei oder drei Romanen schreiben. Das hat unter Umständen sogar den Vorteil, dass Sie schnell nachschieben können.

Und wenn alle Stricke reissen: Tom Liehr zum Trotz kann man immer noch das ganze Selfpublishen, und wenn es nur als e-book ist.

Lieben Gruß
Feuertraum
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Malinche am 04. Mai 2013, 17:33:47
Zitat von: Telas am 04. Mai 2013, 17:10:08
Aber wie seht ihr das? Wie viel Zeit steckt ihr in eure Romane nach der Fertigstellung der Rohfassung? An welcher Stelle hätte ich noch am ehesten die Chance wahrgenommen zu werden? Habe ich vielleicht auch die falsche Motivation und den Spaß an der Sache zu sehr aus den Augen verloren? Oder würdet ihr mir ganz und gar zu Ausschreibungen raten, wenn ich doch eines Tages veröffentlicht werden will. Ich hoffe nur, dass der Buchmarkt irgendwann einmal kein Buch mehr mit siebenundsiebzig Siegel für mich ist. ???

Zur ersten Frage: Viel Zeit. Meine Romane bleiben in der Rohfassung erstmal eine Weile liegen, bis ich genug Abstand habe, um mich an die Überarbeitung zu machen. Dann gehen sie an eine Handvoll Betaleser, und mit den Rückmeldungen folgt mindestens ein weiterer Überarbeitungsdurchgang. Wenn ich eine Leseprobe aus der Hand geben will (und das ist gemeinsam mit dem Exposé ja meist Usus), wird die auch noch einmal gesondert aufpoliert.

Dann, wo kann man wahrgenommen werden?
Im direkten Kontakt hat man am ehesten wohl eine Chance bei Kleinverlagen, bei denen man selbst ins Programm passt. Da würde ich mich auch von einem Manuskriptannahmestopp nicht entmutigen lassen, sondern einfach eine Weile warten. Dass man in dieser Branche Geduld braucht, ist halt so, so sehr wir es auch alle hassen. ;D

Der andere Weg sind sicherlich Agenturen. Ich zumindest würde heute nicht mehr wagen, mein Manuskript im Alleingang an einen richtig großen Verlag zu senden. Und klar, für die Agenturensuche gilt ebenso wie die Verlagssuche, dass sie langwierig ist bzw. sein kann. Außerdem gibt es ja auch einige Beiträge dazu, wie schwierig es momentan ist, mit Fantasy unterzukommen, egal wo.

Das alles jetzt nur zur Orientierung. Wichtig ist, denke ich, die Frage: Wo willst du denn hin?

Für mich stehen Romane und Kurzgeschichten auch in keiner direkten Konkurrenz zueinander. Ich mache immer wieder bei Ausschreibungen mit, weil mich die Themen reizen und entsprechende Ideen anspringen. Außerdem sammelt man dabei wertvolle Praxis - nicht nur beim Schreiben selbst, sondern auch, im Erfolgsfall, über das Lektorat im entsprechenden Verlag, den Umgangston dort und die Qualität der Bücher generell. (Ich habe meinen Erstling ja in einem Kleinverlag untergebracht, in dem ich zuvor in einer Anthologie dabei war, und das hat mir rückblickend sehr geholfen, den Verlag einzuschätzen und ein gutes Gefühl dafür zu entwickeln, ob ich da hinpasse.) Natürlich soll das jetzt nicht heißen, dass jede Ausschreibungsteilnahme nur zum Sondieren für die potentielle Romanveröffentlichung gedacht sein soll. Aber es verdeutlicht vielleicht, dass Kurzgeschichtenausschreibungen nicht zwangsläufig ein ganz anderes Feld sein müssen, bzw. dass man sich für das ein oder andere entscheiden muss.

Und in der Vita ein paar nette Veröffentlichungen in Anthologien seriöser Kleinverlage vorweisen zu können, schadet auch nie. Es wird natürlich umgekehrt nie ausschlaggebend dafür sein, dass man einen Verlags- oder Agenturvertrag bekommt. Da wirst du mit deinem Romanprojekt unter Vertrag genommen, nicht deine Anthologieveröffentlichungen.

Abschließend: Ich persönlich schreibe, weil es mir ein inneres Bedürfnis ist, und als ich in den Tintenzirkel gekommen bin, war mein großes Ziel, das Schreiben zu einem Teil meines Lebens zu machen, weil ich gespürt habe, dass ich anders nicht komplett bin. Heute, nicht mal drei Jahre später, bin ich an einem Punkt, den ich mir damals bestenfalls in meinen kühnsten Träumen ausgemalt hätte. Und klar, natürlich habe ich auch davon geträumt, einen Roman zu veröffentlichen und mein eigenes Buch in der Hand zu halten, oder eben bei einer Agentur unterzukommen. Ich habe auf dieses Ziel auch hingearbeitet. Aber ich habe ihm nie meine Freude am Schreiben untergeordnet. Deswegen kann ich mir schwer vorstellen, einzig und allein um einer möglichen Veröffentlichung willen zu schreiben - das ist bei mir immer erst der zweite Schritt, nachdem meine Geschichten erzählt werden wollten. Vielleicht ist das der Grund, warum es bei mir (momentan) doch recht gut läuft.

Und was den Buchmarkt mit den sieben Siegeln betrifft: Augen aufhalten und im TZ in den entsprechenden Boards mitlesen, das hat mir persönlich sehr, sehr viel gebracht, was ein Verständnis für gewisse Strukturen und Funktionsweisen anbelangt. :)





Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Valaé am 04. Mai 2013, 17:39:07
Ich denke, man sollte sich davon nicht so runterziehen lassen. Wenn man nach solchen Recherchen und diesen Aussagen und alles geht, dann hat man ja quasi sowieso nirgendwo mehr eine Chance. Mir wird seit ich in der Oberstufe bin eingeredet, dass ich es sozusagen weder auf dem Arbeitsmarkt noch auf dem Buchmarkt versuchen sollte, weil die Chancen hier und da und dort und überall einfach nur mies sind. Also eigentlich kann ich mein Leben, wenn ich nach solchen Dingen gehe, gleich an den Nagel hängen - tue ich aber nicht. Egal wie klein eine Chance ist, sie verdient es doch, wahrgenommen zu werden. Ich habe mich schon in meinem zweiten Jahr im TiZi zum ersten Mal mit einem Manuskript beworben (Absage, aber was soll's?). Mehr als schiefgehen kann es nicht und man verliert ja nichts dabei, es zu versuchen.
Ich jedenfalls lasse diese ganzen Düstermalereien einfach an mir abprallen. Ich bin davon überzeugt, dass jeder eine Chance bekommen kann. Ja, es gibt derzeit sehr viele Agenturen und Verlage mit Aufnahmestopp, dem ist so. Aber es gibt auch solche, ohne. Dann ist die Frage, was verstehst du unter einem "anständigen" Verlag? Ein Großverlag? Oder einfach nur kein DKZV? Nun, es gibt noch genug Kleinverlage, die Manuskripte annehmen, warum suchst du dir nicht sorgfältig einen aus, der dir gefällt, und schickst es einfach einmal ein? Erwarte nicht viel. Erwarte keine Zusage, erwarte kein: Darauf haben wir gewartet! Sei stolz darauf, es einfach versucht zu haben. Und betrachte alles andere als Bonus. Dazu kommt, wie Malinche schon gesagt hat, das man auch einfach warten kann. Ich beispielsweise hab schon eine Geschichte im Kopf, die ich mal bei einem Verlag mit derzeitigem Einsendestopp einreichen will. Ich sehe es so: Genug Zeit, den zu schreiben, aufzupolieren und dann als eine der ersten schabend an der Tür zu stehen, wenn sie sich wieder öffnet. Sie wird sich wieder öffnen. Geduld ist da alles. Und warum auch nicht warten? Es drängt doch nichts. Niemand steht hinter dir mit der Pistole und drängelt dich, jetzt etwas zu veröffentlichen. Muss es denn unbedingt "Jetzt" oder "bald" sein? Der Weg dorthin ist doch auch so schön, dass es nicht schlimm ist, wenn er etwas dauert. Und du bist doch noch sehr jung. Du hast doch keine Eile.
Man braucht, so wie ich es sehe, großes Können aber auch einiges an Glück, um im Buchmarkt einen Fuß in die Tür zu kriegen. Nicht alle, die etwas können, kommen rein. (Ob der Umkehrschluss auch gilt, kann jeder für sich selbst beantworten.)
Aber ich halte es für falsch, aufzugeben, bevor man es versucht hat. Uns ist doch allen bewusst, dass unser Hobby vor allem eins verlangt: Ausdauer und ein dickes Fell. Sogar große Bestseller wurden x-fach abgelehnt.

Du musst natürlich auch wissen, was du willst. Willst du bekannt werden? Dann sind Kleinverlagsanthologien sicher nicht die richtige Adresse, für die interessiert sich meistens niemand außer du und deine engsten Bekannten (kann auch ganz nett sein  ;D Egostreicheln eben). Möchtest du einfach nur mal Erfahrungen in den Mechaniken des Buchmarkts sammeln? Dann ist so ein Anthologiewettbewerb nicht die schlechteste Sache. Man kommt so an verschiedene Schnupperkurse sozusagen. Man hat schon einmal ein Lektorat gesehen (wenn auch, je nach Verlag nur ein mehr oder weniger ausführliches, das kommt ganz stark auf den Verlag an, ich hatte bisher immer Glück), man weiß, wie Druckfahnen aussehen, kriegt eine Tantiemenabrechnung am Ende jedes Abrechnungszeitraumes und hat auch Chancen auf so etwas wie eine kleine Lesung. Das alles kann viel Unsicherheit nehmen und ist daher, meiner Meinung nach, eine gute Sache. Zumal es eben viel Selbstvertrauen geben kann, hier und da mal eine kleine Veröffentlichung zu haben. Es ist Seelenstreichelei.

Ich bin in dieser Sache sicher nicht die Erfahrenste mit nur einer Bewerbung und ansonsten ein paar Kleinveröffentlichungen - aber ich kann zumindest eins sagen: Ich gehe heute recht routiniert an Ausschreibungen heran und stehe auch einem weiteren Versuch mit einem Romanmanuskript eher so gegenüber, dass ich keine Angst davor habe - es ist nur eine größere Dimension eines ähnlichen Prozederes.
Soll heißen: Ich würde dir durchaus raten, an Ausschreibungen weiter teilzunehmen, aber warum ein Entweder-Oder daraus machen? Letztlich ist es auch nicht so befriedigend, nur Kurzgeschichten zu schreiben das ganze Jahr über, zumindest für mich nicht, es mag andere geben, die es anders sehen. Dennoch, ich sehe es als nicht richtig an, sich aufgrund schlechter Chancen, nur wegen einer quasi Angst im Voraus, also eine Angst vor einer Ablehnung, ehe diese da ist, den Spaß und jede Chance auf Veröffentlichung nehmen zu lassen ...
Letztlich ist es, meiner Meinung nach, auch am vernünftigsten, erstmal aus Leidenschaft und für den Spaß zu schreiben. Deswegen haben wir doch alle einmal angefangen und niemand kann uns das je wieder nehmen. Natürlich möchten die meisten einmal veröffentlicht werden, aber als jemand, der diesen Fehler schon einmal begangen hat, kann ich nur sagen: Bitte stell nicht den Wunsch nach Veröffentlichung vor den Spaß. Die Leidenschaft am Schreiben ist das Wesentliche. Sie ist unser Geschenk und das, warum wir das alles tun - eine Veröffentlichung ist da ein Bonus. Erst später, wenn man mal davon lebt, können und dürfen sich diese Prioritäten verschieben. Zumindest meiner Meinung nach. Aber ein Buchmarktanfänger tut sich keinen Gefallen damit, um des Veröffentlichen willens zu schreiben anstatt aus Leidenschaft.

Zu deiner Frage, wie viel Zeit ich nach der Fertigstellung in meine Manuskripte investiere? Das kommt ganz einfach darauf an, wie überzeugt ich von der Geschichte bin und ob ich wirklich denke, sie veröffentlichen zu wollen. Das entscheide ich meist erst nach der Fertigstellung des Ganzen und manchmal komme ich auch auf die Idee, es Monate oder Jahre später mit einer alten Geschichte zu versuchen. Aber ich korrigiere immer nur die Manuskripte, die ich wirklich einsenden will - ich mag nämlich Editieren nicht so gerne und es raubt mir viel Elan, also bremse ich mich nur als Spaß auch nicht aus, warum auch? Wenn ich mich aber entscheide, etwas einsenden zu wollen kann ins Editieren mehr oder gleich viel Zeit fließen, wie ins Schreiben. Meistens eher mehr. Viel davon macht auch Spaß. Dann eben noch Exposée etc. Also da geht definitiv mehr Zeit drauf, als fürs Schreiben selbst. Und deswegen tue ich es nur bei Geschichten, die ich wirklich einsenden will, aber die bekommen dann auch alle Sorgfalt, die ich geben kann.

Ansonsten bleibt mir noch zu sagen: Glückwunsch zur ersten Einsendung! Daumen sind gedrückt. Du hast den ersten Schritt gemacht. So schwer war er vielleicht gar nicht? Lass dich jetzt nicht ins Boxhorn jagen! Weiter gehen. Der Weg, den du da eingeschlagen hast, ist wunderschön, aber auch steinig. Aber das sollte dich nicht abhalten, wenn du es wirklich willst.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Churke am 04. Mai 2013, 18:25:50
Das ist halt die Ochsentour. Man fängt unten an und arbeitet sich langsam nach oben. Und wenn man den persönlichen Geschmack des Verlegers kennt, dann weiß man auch, was man schreiben muss, um seine Chancen zu erhöhen.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Grummel am 04. Mai 2013, 18:44:31
ZitatAus diesem Grund habe ich auch bei der letzten Burgenweltausschreibung mitgemacht und einige von euch werden bestimmt aus allen Wolken fallen und darüber milde lächeln wenn ich euch sage, dass mein Beitrag innerhalb von zwei Tagen ohne Plot fertig war. Und überdies habe ich ihn nach nur einmaliger Korrektur auch schon abgeschickt. Mehr als schief gehen kann´s ja nicht und bei den paar Normseiten ist die verlorene Zeit im wahrscheinlich Fall des Misserfolgs wenigstens nicht so großzügig bemessen gewesen.

Hallo Telas.
Mal eine ehrliche Meinung von mir. Ich lächle nicht milde darüber, bin aber trotzdem erschrocken. Ich habe viel Jahre lang geschrieben, nie etwas fertig bekommen und immer mal wieder versucht bei einer Ausschreibung unter zu kommen. Ich habe Kurzgeschichten ohne Plot und ohne Betas eingereicht und mir genau das gleiche gedacht wie du. Für das bisserl Aufwand ist eine Absage zu verschmerzen.

Zu Beginn letzten Jahres habe ich durch viele Gespräche und aufmunternde Worte anderer Zirkler diese Art des Schreibens abgelegt und meine Kurzgeschichten genau so behandelt wie meine Romane. Ich nehme sie auch genau so wichtig.
Ich schreibe nicht "nur mal so" Kurzgeschichten. Ich schreibe Kurzgeschichten. Und diese haben es genauso verdient, Ernst genommen zu werden, recherchiert zu werden, geplottet zu werden, Beta gelesen zu werden und dann auch mal veröffentlicht zu werden. ;D
Und sie sind bei mir nicht zweit- oder erstrangig neben meinen Romanprojekten, sondern sie sind genauso wichtig. Sie dauern nur nicht so lange.
Alles andere haben die werten Mitschreiber bereits gesagt. :jau:
Gruß

Grummel
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Janika am 04. Mai 2013, 19:05:05
Dazu mal eingehakt: Grummel, dass Kurzgeschichten nicht bis ins Feinste geplottet werden, ist durchaus nicht unüblich. Gerade, weil man nicht auf so lange Sicht vorausplanen muss, schreibe ich KGs auch gerne mal auf Grundlage eines einfachen Grundgedankens runter und lasse mich dabei komplett von Impulsivität tragen. Zwei meiner drei angenommenen Antho-Beiträge sind auf diese Art entstanden. Da ist nichts Schlechtes bei, nicht zwangsläufig. ;)
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Alaun am 04. Mai 2013, 19:18:35
Meiner Meinung nach sind Kurzgeschichten (gute Kurzgeschichten!) sogar noch deutlich schwieriger zu schreiben als Romane ... Aber das nur so nebenbei.

Tja, der Buchmarkt. Ich glaube, es gibt kein Patentrezept. Man braucht Geduld und Spucke, Selbstvertrauen, ein dickes Fell (meine Schwachstelle, ich gebs zu) und irgendwie auch ein gehöriges Quentchen Glück. Meiner Erfahrung nach öffnen sich Türen, wenn die Zeit dafür da ist. Bleib dran, mach dein Ding, hab möglichst viel Spaß dabei und schau, wohin es dich führt. Ich mache bei Ausschreibungen mit, wenn mich das Thema anlacht. Mehr kann ich dazu gar nicht wirklich sagen.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Grummel am 04. Mai 2013, 19:28:10
ZitatDazu mal eingehakt: Grummel, dass Kurzgeschichten nicht bis ins Feinste geplottet werden, ist durchaus nicht unüblich.

Darauf will ich auch gar nicht rumhacken. Es gibt sogar gute Romane, die nicht geplottet wurden. Aber es gibt kein.. ich konzentriere mich "nur" auf Ausschreibungen und /oder meine großen Projekte. Wenn mein Ziel eine Veröffentlichung ist, dann muss ich meine Arbeit Ernst nehmen und egal ob es etwas kurzes oder langes ist, die entsprechende Sorgfalt walten lassen. Aber Meinungen sind verschieden und wir sind ja dafür da, unsere eigenen Gesichtspunkte darzustellen. ;)
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Ryadne am 04. Mai 2013, 19:54:07
Zitat von: Telas am 04. Mai 2013, 17:10:08
Doch wenn ich mir so meine Romanmanuskripte anschaue und dann auf die Seiten von verschiedenen Verlagen gehe bekommt man immer nur dasselbe zu lesen. Alle sind mehr oder weniger voll und nehmen bis auf weiteres keine neuen Manuskripte an. Irgendwie finde ich das gerade ein bisschen frustrierend.

Ich habe drei Bewerbungswellen durchlaufen, bevor ich bei der vierten erfolgreich war. Dabei sah es immer mal wieder ähnlich mies aus - hatte ich im Schreibprozess zwischen Welle 1 und 2 meine Hoffnungen auf OTHERWORLD gelegt, wollten die plötzlich keine Manuskripte mehr, als ich endlich durch war (und haben bei Bewerbungswelle 4 schon nicht mehr existiert); in Bewerbungswelle 2 hatte ich Pech bei Arcanum, wollte es dann in der 2. nochmal probieren und stellte fest, dass sie zu dem Zeitpunkt nichts Neues mehr aufgenommen haben (und inzwischen auch nicht mehr existieren... ja, was ist denn da los?!). Und so weiter.
Glück hatte ich letztlich dadurch, dass ich zwei Kleinverlage angeschrieben habe, die neu gegründet wurden und entsprechend noch Kapazitäten frei hatten. Das ist natürlich auch eine unsichere Sache, da man nicht so recht weiß, worauf man sich einlässt, aber bisher bin ich vorsichtig optimistisch, diesen Weg gegangen zu sein. Und ich denke, solche Möglichkeiten ergeben sich immer mal (ganz abgesehen davon, dass es auch andere Kleinverlage gibt, die durchaus noch Manuskriptzusendungen zulassen). Die Kleinverlagsszene hat in den letzten Jahren einige Neuzugänge erlebt (während leider gestandene Verlage aufgegeben haben). Nur muss man natürlich ordentlich "Wartezeiten" miteinplanen. Also an dem Roman, den ich demnächst rausbringe, habe ich insgesamt ca. sieben Jahre gearbeitet und zumindest drei davon sind mit einem wie ich denke recht ernst zu nehmenden Manuskript auf die gerichtete Verlagssuche entfallen. Ich hoffe ja mal, dass sich diese Prozedur im Verlaufe der Erfahrungen verkürzt, aber ich hab von einigen gehört, dass es ähnlich lange gedauert hat, vor allem beim Erstling.

Was das Plotten von Kurzgeschichten angeht - mal plotte ich, mal schreibe ich an einem Nachmittag alles runter, weil mich gerade die Muse geknutscht hat. Und ich hatte mit beidem schon Erfolge und Misserfolge.
Aber ich habe Kurzgeschichten bisher eigentlich nicht als Sprungbretter in Verlage angesehen. Klar, dieses Austesten von Verlagen hatte ich vor allem jüngst schon im Hinterkopf, aber während ich für den Roman auf Verlagssuche war, hat das keine Rolle für mich gespielt - da habe ich einfach bei den Ausschreibungen mitgemacht, die mich thematisch interessiert haben.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Telas am 05. Mai 2013, 11:03:34
Hallo alle zusammen und vielen Dank für eure Antworten.

@ Feuertraum, Selbstpublisher bin ich schon länger, aber ich finde, es ist einfach nicht dasselbe. Warum ich in der Vergangenheit nie kürzere Sachen geschrieben habe liegt hauptsächlich an der Tatsache, dass ich mich sehr schlecht kurz fassen kann. Im Grunde ist es sogar so, dass die Seitenvorgaben für Kurzgeschichten bei Ausschreibungen meistens schon gesprengt sind, bis ich erst einmal halbwegs auf den Punkt komme. Und ja, so geht es mir auch, wenn ich nicht geplottet habe. Liegt womöglich daran, dass ich mich allzu oft in irgendwelchen unbedeutenden Details verliere ohne deren Verwendung ich darum fürchte, der Leser könne beim Handlungsaufbau den Faden verlieren. Man könnte es auch kurz und schmerzlos in einem Wort beschreiben, Infodump.

@ Malinche, klar ist mir der Spaß am Schreiben immer noch sehr wichtig, ohne den hätte ich es ja auch schon lange bleiben lassen können. Aber ich denke, dass jede Veröffentlichung auch eine Bestätigung ist, etwas gut gemacht zu haben und möge sie auch noch so klein sein. Es fällt mir momentan einfach unglaublich schwer Tag für Tag weiter in die Tasten zu hauen wo ich doch jede Minute denke: Super, wieder eine Seite geschrieben, der vermutlich nie jemand lesen wird. Natürlich ist es mir auch klar, dass es utopisch ist alles, was man je geschrieben hat, irgendwo unterzubringen. Aber ist es mit den Schreiben nicht wie mit allen anderen Dingen. Hin und wieder ein kleines Erfolgserlebnis hilft doch sehr dabei, weiter am Ball zu bleiben. Mit Agenturen hatte ich mich bisher überhaupt noch nicht beschäftigt. Aber ich schätze mal, es wird keinen großen Unterschied machen, ob ich mich beim Verlag direkt bewerbe oder bei der Agentur? (Also auf die Qualität des Manuskripts hinbezogen).
Ansonsten ist es so, dass mich das von dir als so Zeit raubende Überarbeiten unfassbar anstrengt. Bei mir war es immer eine lästige Suche nach grammatikalischen Fehlern und weniger eine inhaltliche Überarbeitung. Dieser Umstand hängt aber wohl damit zusammen, das man solche, nennen wir es einmal Generalüberholungen vermutlich eher aufgrund von Rückmeldungen von außen hin unternimmt, also durch Betas oder Agenturen und weniger durch den eigenen Antrieb heraus, selbst noch einmal die Geschichte zu optimieren. Es geht jedenfalls mir so.

@ Valaé, mir ist bekannt werden nicht wichtig, vor allem weil ich das ganze auch sehr realistisch einschätze. Ruhm und Ehre wird mir wegen meiner Schreiberei sicherlich nie zuteil werden. Mir geht es einfach wie schon gesagt darum, auch einmal ein anderes Erfolgserlebnis zu haben, als eine Geschichte einfach nur fertig gestellt zu haben. Ich will damit aber nicht sagen, dass ich den Wunsch der Veröffentlichung völlig über alles stelle. Ich freue mich noch immer über jedes Manuskript, das ich fertig gebracht habe. In der Regel lese ich sie auch alle noch mal Korrektur, damit ich ein On Demand Druckexemplar in halbwegs passablem Deutsch bei mir ins Regal stellen kann. Aber ansonsten geht es mir doch sehr wie dir. Das Editieren ist für mich stellenweise wirklich ein Albtraum und auch eigentlich der Hauptgrund, warum ich mir überlegt habe, die Romane einfach mal sein zu lassen, zumindest bis ich wenigstens mit einer Ausschreibung einen Erfolg hatte. Denn die ganze Plackerei für nichts und wieder nichts... Aber andererseits stimmt es schon auch, dass auf jeder Erfolgsleiter einige Tritte locker sind und auf jede Zusage eine ungleich höhere Zahl von Absagen kommt. Geduld haben ist leider nicht meine Stärke. Vermutlich muss ich hier meine Grundeinstellung gänzlich verändern, denn so wie ich die Sache sehe, kann ich es sonst nicht nur mit den Romanen, sondern auch mit den KGs vergessen. Eigentlich ist dieser fehlende Durchhaltewille auch der Hauptgrund für meine T12 Teilnahme. Ich will endlich einmal etwas durchstehen, was mich wirklich viel Kraft kostet. Und das über einen langen Zeitraum. Vielleicht lassen sich zwischen dem T12 und dem Kampf um eine Veröffentlichung also durchaus Parallelen ziehen. Ansonsten werden meine weiteren Einsendungen vermutlich weiterhin Beiträge für Ausschreibungen sein, denn für eine gründliche Vorbereitung meiner Romane für die Einsendung fehlt mir momentan einfach die Zeit.

@ Grummel, dein Beitrag freut mich ganz besonders. Nicht nur weil ich sehe, dass es anderen Leuten sehr ähnlich wie mir gegangen ist, sondern auch weil es dir gelungen ist, dich dennoch nicht unterkriegen zu lassen und am Ende hast du es wirklich geschafft veröffentlicht zu werden. Das finde dann doch sehr ermutigend und ich sehe mich durch dich bestärkt, verstärkt auf KGs zu setzen, die einfach ein bisschen besser geplant sind. (wie bereits weiter oben angesprochen fehlt mir momentan die Zeit, meine Romane vernünftig für eine Einsendung fertigzumachen, aber ich schreibe momentan noch an welchen).

Vorerst bleibe ich also im Kampf um die Veröffentlichung bei den Ausschreibungen, alleine schon aus Zeitgründen. Und so sehr es mich auch anödet, ich werde wohl in Zukunft gründlicher überarbeiten müssen. Vom Plotten will ich gar nicht erst anfangen.
Aber meine bisherige Mentalität, ohne Sinn und Verstand einfach das zu schreiben, was mir gerade durch den Kopf schießt scheint jedenfalls nicht die beste Strategie zu sein. Und ja, die liebe Ausdauer werde ich auch irgendwie erhöhen müssen. Da habe ich ja mal wieder einiges vor mir...
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Tinnue am 05. Mai 2013, 11:44:31
ZitatAlso an dem Roman, den ich demnächst rausbringe, habe ich insgesamt ca. sieben Jahre gearbeitet und zumindest drei davon sind mit einem wie ich denke recht ernst zu nehmenden Manuskript auf die gerichtete Verlagssuche entfallen. Ich hoffe ja mal, dass sich diese Prozedur im Verlaufe der Erfahrungen verkürzt, aber ich hab von einigen gehört, dass es ähnlich lange gedauert hat, vor allem beim Erstling.

Und damit, liebe Ryadne, machst du auch mir ein bisschen Mut. Ich sehe nämlich im Moment lauter Leute, die im Jahr einen Roman nach dem nächsten rausschicken und denke mir "Wie/wann machen die das?" - ich bin nämlich kein richtiger Schnellschreiber. Dass dein Roman (dessen leseprobe mir gut gefällt) so richtig gereift ist, macht wirklich Mut.

Auch grummels Antwort finde ich gut, denn ich muss gestehen, dass es mir mit den Kurzgeschichten anfangs ähnlich ging. Ich dachte auch, so viele hauen im Jahr so viele KGs raus. Ich muss viele machen, und möglichst alles können (andere können das ja auch). Nix da, heute wird mit der Zeit und dem Ernst gearbeitet, die die Geschichten brauchen. Und ich mache nur bei den Sachen mit, wo ich genug zeit habe und die mich auch vom Thema/Genre her ansprechen. Ich muss nicht alles können und ich kann auch nicht alles. Vielleicht können andere das ...

Telas, du siehst also, du bist ganz sicher nicht allein. Aber letztlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Aufgeben oder dranbleiben. Und mal ganz ehrlich: Könnte irgendjemand von uns ohen Schreiben leben? Lange? Ich glaube nicht. Manchmal hab ich es verflucht, aber es ist die Luft, die ich atme, das Blut in meinen Adern ... ich brauche es einfach, weil ich ohne nicht komplett bin. Darum: Hinfallen, Krone aufrichten, weitergehen!

Ich wünsch dir und uns allen von Herzen viel Glück für unsere Wege. Wer weiß, wohin sie uns noch bringen werden ...
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Malinche am 05. Mai 2013, 11:57:29
ZitatAber ich schätze mal, es wird keinen großen Unterschied machen, ob ich mich beim Verlag direkt bewerbe oder bei der Agentur? (Also auf die Qualität des Manuskripts hinbezogen).

Na ja, inwiefern Unterschied? Klar solltest du in beiden Fällen ein Manuskript einreichen, von dem du qualitativ überzeugt bist. Und wie schon gesagt: Bei einem Kleinverlag kannst du deinen Roman eher auch allein unterbringen, Wartezeit musst du aber auch hier einrechnen, wie Ryadne es so schön beschrieben hat. Bei einem Großverlag hilft dir - so meine Einschätzung - allein die Qualität des Textes auch nicht weiter, weil die in Einsendungen ertrinken und sich am genauesten dann doch anschauen, was ihnen von Agenturen vorgestellt wird, weil sie da auch wissen, dass es sozusagen schon "gefiltert" ist. Von daher kann es einen enormen Unterschied machen, an wen du dich wendest, weil eine Agentur dann auch als Multiplikator funktioniert und dir selbst das Bewerben bei Verlagen aus der Hand nimmt. Aber wie schon gesagt, der nächste Schritt wäre dann eben irgendwann, dass du dir Gedanken machst, wo du genau hinmöchtest und von deiner Schreibe her hinpasst, damit du auch abwägen kannst, ob du eher der Typ bist, der sich dann ganz allein um Veröffentlichungen in Kleinverlagen bemüht (und so schwierig das ist, unter den Kleinverlagen gibt es eine ganze Reihe Perlen mit gutem Ruf und Namen), oder ob du langfristig eben die Zusammenarbeit mit einer Agentur anstrebst.

ZitatAnsonsten ist es so, dass mich das von dir als so Zeit raubende Überarbeiten unfassbar anstrengt. Bei mir war es immer eine lästige Suche nach grammatikalischen Fehlern und weniger eine inhaltliche Überarbeitung. Dieser Umstand hängt aber wohl damit zusammen, das man solche, nennen wir es einmal Generalüberholungen vermutlich eher aufgrund von Rückmeldungen von außen hin unternimmt, also durch Betas oder Agenturen
Hm, sagen wir so: Gemischt. Wenn ich im Alleingang die erste Überarbeitungsrunde angehe, gehört da auch dazu, Typos, Wortwiederholungen und dumme Grammatikschnitzer rauszusieben. Ich will ja ein Manuskript an meine Betas rausgeben, das zumutbar ist. Inhaltlich gucke ich dann zwar auch schon, aber da bekomme ich tatsächlich den meisten Input von meinen Betas.
Grundsätzlich gilt: Überarbeiten ist der Horror. Ich glaube, die allermeisten Autoren hassen es. Man muss sich dazu aufraffen, und es macht natürlich nicht unbedingt Spaß. Also, falls es dich beruhigt, mich strengt es natürlich auch sehr an. Aber ich denke, diese Mühe und Energie ist man seinen potentiellen späteren Lesern einfach schuldig. Mich persönlich ärgert ja auch nichts mehr, als wenn ich etwas lesen muss, von dem ich merke, dass es lieblos hingeschludert und vom Autoren nach dem ersten Schreiben mit dem Hintern nicht mehr angeguckt wurde (übertrieben gesagt). Und in dem Moment, in dem es an eine Agentur oder einen Verlag rausgeht, sollte es so gut sein, wie man persönlich meint, es nur machen zu können. Natürlich wird das Projekt am Ende noch ein Lektorat durchlaufen (in dem man einfach immer noch mal unglaubliche Klopper findet, egal, wie oft und gut man überarbeitet hat ...), aber das passiert nach dem Unterzeichnen des Vertrags, und überzeugen muss es vorher.

Ansonsten hat Grummel meine eigenen Gedanken bezüglich der Kurzgeschichten sehr schön auf den Punkt gebracht, was die Sorgfalt und die innere Einstellung betrifft. Wie detailliert man da plottet, lässt sich nicht pauschal festlegen, aber das ist eben auch nur bedingt ein Indikator für die Qualität.
Und wenn ich so lese, was du über das Kurzfassen etc. schreibst, dann könnten Kurzgeschichten für dich auch als handwerkliche Übung sehr hilfreich sein. Mir ist es auch nicht unbedingt in die Wiege gelegt, mich kurz zu fassen, aber man kann das ein gutes Stück weit lernen und schulen. Etwas Besseres als strikte Vorgaben bei einer Ausschreibung gibt es dabei wohl kaum! ;)

Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Telas am 05. Mai 2013, 13:04:10
@ Tinnue Ich wünsche dir natürlich auch jeden erdenklichen Erfolg, aufdass du deinen Weg auf dem Buchmarkt machen wirst. Aber ich denke du hast auch recht, wenn du sagst, dass wir alle ohne das Schreiben nicht können. Selbst wenn ich jetzt zu mir selbst sage, ich schreibe nur noch KGs würde es vermutlich keine fünf Wochen dauern und ich säße schon wieder an einem Roman... Vielleicht ist es besser, vorerst vermehrt auf das eine zu setzen, das andere aber nicht gänzlich in den Wind zu schießen.

@ Malinche, du zeichnest mir gerade vermutlich unterbewusst einen Weg vor, den ich für die nächste Zeit gehen werde. Denn ich habe vorher eben noch etwas gemacht. Ich habe mir ein Herz gefasst, ein Exposé zu Maravilla geschrieben, das ist letztes Jahr bei lulu für mich selbstgedruckt habe und das ganze einfach an einen Verlag gesendet. Die Leseprobe war ja nicht schwer, einfach die ersten dreißig Seiten dazu gepackt und ab dafür. Manchmal habe ich den schneidenden Verdacht, dass ich mich noch zu Tode überlege und dabei wieder und wieder die Gelegenheit verpasse, mir einfach mal ein Herz zu fassen.
Zwar ist das, was ich damit gerade getan habe vermutlich nichts weiter als blinder Aktionismus, aber nun habe ich immerhin mal ein wenig was zu meiner Vita geschrieben und das erste Exposé meines Lebens gemacht. Valaé hat da schon Recht, mehr als schiefgehen kann es ja nicht. Und da bei Maravilla die Arbeit schon gemacht war, werde ich mich auch nicht ärgern, wenn es nicht klappt.

Von daher, wer nicht wagt der nicht gewinnt, wenn ich weiterhin nichts absende, dann kann ich auch bis zum Sankt Nimmerleins Tag warten. Kleinverlage nehmt euch in Acht, ihr werdet jetzt alle gnadenlos mein Manuskript angeboten bekommen, zumindest diejenigen von euch, die keinen Aufnahmestopp haben :rofl:.

Aber ernsthaft, die erste und wohl auch wichtigste Quintessenz die ich schon jetzt aus diesem Thread ziehe ist, lieber ne Absage und es versucht haben als immer nur an der Höhe der Hürden zu verzweifeln.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Malinche am 05. Mai 2013, 13:08:48
Aus blindem Aktionismus ergeben sich manchmal die tollsten Sachen. Ich drück dir jedenfalls die Daumen!  :pompom:
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Churke am 05. Mai 2013, 14:03:59
Zitat von: Telas am 05. Mai 2013, 11:03:34
Hin und wieder ein kleines Erfolgserlebnis hilft doch sehr dabei, weiter am Ball zu bleiben.

Ich habe über die Jahre an so vielen Ausschreibungen teil genommen, dass ich irgendwann an dem Punkt war, an dem anhaltender Misserfolg statistisch nicht mehr erklärbar ist. Nichts als Nieten, immer das selbe. Da verliert man irgendwann die Lust an der Sache, ganz besonders, wenn man sich mühsam in ein Thema hinein denken muss.
Eines Tages war eine Email im Postfach, dass man eine Geschichte gerne veröffentlichen würde.
Das wirklich Krasse ist, dass ich bei den folgenden 7 Ausschreibungen 6 Gewinne gezogen habe. Ich weiß nicht, woran es liegt. Ich reiche meine Beiträge möglichst anonymisiert ein. Vielleicht habe ich einen 7. Sinn dafür entwickelt, aus dem Ausschreibungstext die Erwartungen des Verlages herauszulesen. Ich glaube nämlich, dass die eine Niete (neben einer starken Konkurrenz, versteht sich) daher kommt, dass der Verleger einen anderen Stil bevorzugt als ich.
Es geht also nicht nur darum, gut zu schreiben. Vor allem muss man den richtigen Ton treffen. Da kann man Glück haben - aber berechnendes Können ist durch nichts zu ersetzen. Das mag jetzt überzogen klingen, aber ich denke, wenn ich weiß, was der Lektor lesen will, dann kann ich meine Chancen wesentlich steigern.

Und das Überarbeiten... Es gibt nichts, das mir beim Schreiben so viel Spaß macht. Der Plot steht, die Story passt. Jetzt geht's um Tuning und Verbesserung. 
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Adam_Charvelll am 05. Mai 2013, 14:18:46
Also Kurzgeschichten helfen dir für eine Romanveröffentlichung nicht unbedingt weiter, denke ich. Allerdings fördern sie deine Schreibkompetenz und deinen Stil. Ich schreibe derzeit fast nur KGs und bin damit ganz zufrieden, weil ich einfach stetig dazulerne. Wenn ich mir heute Texte ansehe, die ich letztes Jahr geschrieben habe, wird mir teilweise übel. Dann bin ich ganz froh, dass ich zu der Zeit keinen Roman verfasst oder gar publiziert habe, da er mir heute wohl nicht mehr gefallen und ich mich vielleicht sogar schämen würde. Ich bin noch Schreibanfänger, denke aber, dass das auch bei Fortgeschrittenen noch so ist, dass man zum Beispiel nach sechs Jahren Schreiberfahrung Texte schlimm findet, die man nach vier Jahren erstellt hat (gerade wenn man überkritisch ist und Texte nach dem Verfassen schon bemängelt :D) . Ich habe bereits die groben Plots und zum Teil auch detaillierte Strukturen für größere Projekte im Kopf, die ich eines Tages ernsthaft angehen möchte, allerdings finde ich, dass mir dazu noch das nötige Werkzeug und die erforderliche Kompetenz fehlt, um diesen Stoff auch qualitativ niederzuschreiben. Und daher konzentriere ich mich erstmal auf KGs, um diese Notwendigkeiten zu erlernen und einen Begriff davon zu bekommen. Daher würde ich auch jedem Autoren raten, mit kürzeren Texten anzufangen, bevor man sich an die Komplexität, Dauer und Schwierigkeit eines Romans heranwagt.


Zitat von: Telas am 05. Mai 2013, 11:03:34
Warum ich in der Vergangenheit nie kürzere Sachen geschrieben habe liegt hauptsächlich an der Tatsache, dass ich mich sehr schlecht kurz fassen kann. Im Grunde ist es sogar so, dass die Seitenvorgaben für Kurzgeschichten bei Ausschreibungen meistens schon gesprengt sind, bis ich erst einmal halbwegs auf den Punkt komme. Und ja, so geht es mir auch, wenn ich nicht geplottet habe. Liegt womöglich daran, dass ich mich allzu oft in irgendwelchen unbedeutenden Details verliere ohne deren Verwendung ich darum fürchte, der Leser könne beim Handlungsaufbau den Faden verlieren. Man könnte es auch kurz und schmerzlos in einem Wort beschreiben, Infodump.

Exakt dieses Problem habe ich auch und es lastet schwer auf mir. Nichts ist beim Schreiben schmerzvoller, als nach einer kompakten und gut gelungenen Geschichte im Nachhinein zahlreiche Sätze zu suchen, die man streichen kann, um der Zeichenbeschränkung gerecht zu werden. Ich halte es derzeit daher so, dass ich die Zeichenbegrenzung vor Beginn gleich mal im Kopf halbiere und die Geschichte auf die Hälfte zu komprimieren versuche. Also so zu gestalten, dass es sich meiner Meinung nach in diesem verkürzten Limit ausgeht. Beim Schreiben macht man dann automatisch mehr daraus, als man ursprünglich wollte und schießt oft trotzdem weit über das erwünschte Fassungsvermögen. Dafür allerdings in einem erträglichen Ausmaß.

Zu Romanveröffentlichungen und Manuskripteinsendungen kann ich wenig sagen. Wenn ich einmal einen Roman habe, mit dem ich zufrieden bin und dem ich es zutraue, potentielle Leser zu begeistern, werde ich ihn ordentlich überarbeiten und dann eben an hunderte Verlage senden, die ich mir nach stundenlanger Recherche herausgesucht habe. Mühsam? Ja! Aber ist es mir das auch wert? Ganz klar ja!

Überarbeitungen sind sehr mühsam, das merkt man schon bei KGs oder einzelnen Szenen eines große Projekts. Da muss man teilweise wirklich schon die Neurosen eines Perfektionisten haben, um da nicht lustlos aufzugeben. Aber da hilft es sicher, immer wieder längere Pausen einzuschieben und erst nach ein paar Monaten wieder neu zu überarbeiten, um den notendigen Abstand zu generieren.

Zitat von: Churke am 04. Mai 2013, 18:25:50
Und wenn man den persönlichen Geschmack des Verlegers kennt, dann weiß man auch, was man schreiben muss, um seine Chancen zu erhöhen.

Die klassische Lehrererwartung-Schüler Strategie, die jeder kluge Schüler in seiner schulischen Laufbahn erlernt  ;D
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Valaé am 05. Mai 2013, 15:33:10
Zitatmir ist bekannt werden nicht wichtig, vor allem weil ich das ganze auch sehr realistisch einschätze. Ruhm und Ehre wird mir wegen meiner Schreiberei sicherlich nie zuteil werden. Mir geht es einfach wie schon gesagt darum, auch einmal ein anderes Erfolgserlebnis zu haben, als eine Geschichte einfach nur fertig gestellt zu haben.
Dass es dir um Ruhm und Ehre geht, so habe ich das auch nicht verstanden. Mir war nur aufgestoßen, dass du selbst meintest, das Schreiben aufgeben zu wollen aufgrund der schlechten Aussichtslage und das wirkte eben, als ob dir das Veröffentlichen wichtiger ist als der Spaß.
Aber ich sehe, der Knackpunkt liegt woanders und das habe ich mir auch schon gedacht, ich wollte da nur etwas provozieren, damit du selbst siehst, dass die Wahl "veröffentlichen oder aufgeben" vielleicht etwas heftig ist.
Ich kann absolut verstehen, dass du eine Bestätigung jenseits des "Fertig geschrieben" brauchst und muss sagen: Hier rate ich wirklich ganz eindeutig zu Kurzgeschichten. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, wie ich ja schon schrieb, das Kurgeschichtenveröffentlichungen sozusagen das kleine Stückchen Seelennahrung sein können, die man braucht, um motiviert bei der Sache zu bleiben. Ansonsten weiß ich nicht, wie intensiv du deine Romane betalesen liest oder dir Paten besorgst. Denn auch noch im Bereich des Schreibens oder eben direkt danach - es mag eine Form der Überarbeitung und damit kraftraubend sein, aber mit Betalesern überarbeiten ist viel weniger mühsam und macht manchmal sogar Spaß. Und dann hat es auch jemand gelesen und wenn der Beta dich dann lobt, hast du einen Teil von genau dieser Bestätigung, die du suchst. Zumindest bei mir ist das so.

Wie man zu Geduld und Ausdauer kommt, kann dir vermutlich niemand wirklich sagen. Ich denke, da ist die einzige Möglichkeit: Üben, üben, üben. Weitermachen, kämpfen, sich durchquälen. Ein Erfolg, der sich auf Schweiß, Blut und Tränen gründet (sehr pathetisch aber so kommt es einem ja doch manchmal vor) ist am ende umso süßer. Und am ende kannst du immer darauf stolz sein, nicht aufgegeben zu haben. Das ist mehr, als ganz viele von sich sagen können. Vielleicht solltest du dir auch jemanden aus dem TiZi suchen, der mit dir kämpft? Jemanden, in einer ähnlichen Situation, der hilft, dich aus Motivationslöchern zu ziehen, wenn du reinfällst, der dich antreibt und vielleicht auch Dinge betaliest?
Tatsache ist nur: Du brauchst sie. Ob für einen Roman oder die KG Ausschreibungen - ohne Geduld und Ausdauer geht es nicht. Aber das ist auhc bei ganz vielem Anderen im Leben so, schaden kann dir das also ganz und gar nicht  ;).

Ansonsten kann ich den Aussagen zu KGs im Übrigen auch nur zustimmen: KGs erfodern eine genauso sorgfältige Vorbereitung. Bei Romanen passiert mir ja gerne, dass meine Charaktere mir irgendwann die genaue Arbeit am Plot abnehmen, weil sie sich selbstständig machen ( ;D). In Kurzgeschichten ist kein Platz für soilche Mätzchen. Die sind von mir, zumindest die, die funktionieren, von A bis Z durchgeplottet und werden nur noch runtergeschrieben. Sie sind viel geschliffener als meine Romane, weil ich mich mehrere Tage am Stück intensiv mit einem kurzen Textabschnitt beschäftige, es ist kein Platz für Ausreißer, für lange Beschreibungen, nur das Wichtige kann rein. Kurzfassen, wie du schon so schön schreibst, ist nicht jedermanns Sache. Meine war's auch nicht, aber mittlerweile liebe ich KGs. Und sie sind eine wunderbare handwerkliche Übung. In einer Kurzgeschichte sehe ich mich eben regelmäßig vor der Herausforderung, mein Können in ganz wenig Platz zu zeigen und nebenbei eine wunderschöne/bezaubernde/spannende/gruselige Geschichte zu erzählen und ich finde das ganz und gar nicht einfach und es braucht meistens fast noch mehr Durchgänge, als ich mir bei den Romanen antue - aber das mag auch daran liegen, dass ein Durchgang durch einen Roman ganz anders verläuft, als einmal Kurzgeschichtenüberarbeiten. Bei einem Durchgang durch den Roman lese ich eine Szene durchaus mal fünf Mal. dafür gibt's dann auch nur 2 Durchgänge. Bei Kurzgeschichten gibt's gleich 3-6 Komplettdurchgänge. Je nach Betaanzahl, Zeit und Qualität der Rohfassung. Aber ja, ich schleife meine Texte. Und ich schleife sie richtig. Ich bin Perfektionistin. Und es hat seinen Grund, warum ich meine KGs immer am letzten Tag abgebe. Es ist jedem selbst überlassen, wie viel Arbeit er sich machen will, aber ich rate davon ab, Kurzgeschichten als weniger arbeitsintensiv anzusehen. Sie erfodern dieselbe Sorgfalt wie Romane.

Allerdings würde ich es auch nicht negativ sehen, Marke: Achje, wie soll ich das alles schaffen. Denke dir lieber. Eine neue Herausforderung, das idt doch toll! Wieder etwas, woran man wachsen kann, wieder etwas, was man lernen kann. Bleib positiv. Und lese mal die Erstversionen im Vergleich mit den korrigierten - das hilft gerne gegen das Gefühl, nicht voranzukommen. Wenn du siehst, welche Fortschritte dein Text macht, kann auch Überarbeiten Spaß machen. Ich will dir da nur mal meine Strategien aufzeigen, da ich ja auch so ein Überarbeitungsmuffel bin  ;D.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Yukan am 05. Mai 2013, 17:49:10
Ich kenne diese, nennen wir sie, Frustration nur zu gut. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich es mit meinem 1. Versuch in einen Verlag geschafft habe, aber auch nur, weil ich realistisch war.

Mein Manuskript samt Exposé und Anschreiben war November 2012 fertig. Dann folgten.. ich weiß es ehrlich nicht mehr, sagen wir 70 Absagen und dann im März 2013 die Zusage. Was meine ich mit, ich war realistisch? Ich wusste einfach, dass ich es nicht schaffen werde, mit 15, 16, 17... in einen Verlag/Agentur zu kommen. Auch weil mein Handwerk damals sicher, naja.. dürftig war. Und genau das hat sich auch bestätigt. Selbst mit 20/21 waren 90% der Absagen damit begründet, dass ich zu jung wäre (oder aus Österreich) und man deswegen nicht mal meine Unterlagen prüfen wollte. Dann kamen noch die, die meinten, dass sie keine Kapazitäten mehr frei hätten, dann diejenigen, die gar nicht antworteten, darauffolgen die, die dir eine Standardabsage schicken und last but not least... die ganz wenigen, die dir eine Begründung mitschicken.

Wie man sieht, obwohl ich wusste, dass ich in meinen jungen Jahren keinen Verlag finden werde, hatte ich immer noch Probleme, obwohl ich mich dann für "alt" genug hielt. Dennoch habe ich die Zeit des Wartens gut genutzt. Bis zu meinem ersten Bewerbungsversuch habe ich in zehn Jahren ca. 4-6 Geschichten geschrieben.

Daher auch diese Ungeduld. Auch wenn ich "nur" 4 Monate warten musste, bis ich die Zusage des Verlages hatte, waren es für mich trotzdem schon 10 Jahre und 4 Monate und so hat es sich auch für mich angefühlt.

Ich kann dir daher nur den wertvollsten Tipp geben, den ich für mich zu schätzen gelernt habe: Gib niemals auf!
Niemand, nicht mal ich selbst, hätte jemals erwartet, dass ich einen Verlag finde. Das Anfang 2014 mein Debüt rauskommt. Das meine nächsten 2 Werke gesichert sind. Für mich ist das noch immer mehr als unrealistisch. Ganz bestimmt werde ich niemals zu den Autoren gehören, die schreiben "Im Sommer kommt mein neuer Roman  :)". Bei mir wird das immer (solange ich darf) so klingen "Ich fasse es nicht, dass tatsächlich wieder irgendjemand mein Manu wollte und ein Buch von mir kommt  :o". Zur Selbstverständlichkeit wird das nie werden für mich und solange du nicht aufgibst, hast du eine Chance. Wenn man dafür lebt, dann schafft man es früher oder später.

Das wichtigste ist: Übe dich in Geduld, trainiere dein Handwerk, beobachte die Verlagswelt und knüpfe Kontakte.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Leann am 06. Mai 2013, 08:41:52
Hallo Telas, jetzt hast du hier schon eine Menge Tipps und Anregungen erhalten und ich bin froh über diesen Thread, denn: Du bist nicht allein. Mir geht es auch oft so wie dir. Ich schreibe und schreibe, aber dann überkommen mich frustrierte Gedanken, weil das sowieso niemand lesen wird. Obwohl ich tatsächlich mal nur für mich selbst geschrieben habe und damit auch durchaus zufrieden war, hat sich das in letzter Zeit geändert und das reicht mir nicht mehr, nur für die Festplatte meines PCs zu schreiben.   
Die Probleme sind auch bei mir: Ungeduld, Zeitmangel, demotivierende Erlebnisse oder Informationen, und bei mir kommt auch schnödes Unvermögen dazu, gepaart mit einer Portion Minderwertigkeitskomplexen, die mich daran hindern, überhaupt mal etwas zu verschicken.
Allerdings ziehe ich sehr viel Mut und Kraft hier aus dem TiZi. Und gerade auch wieder aus den Posts hier, besonders auch aus deinem, denn ich finde das richtig toll, dass du dir jetzt ein Herz gefasst und etwas abgeschickt hast. Lustigerweise hab ich auch wochenlang gejammert, dass kein Verlag mein Manuskript haben will, bis mir irgendwann auffiel, dass ich es auch noch keinem Verlag angeboten habe  ;D  Also, geben wir der Verlagswelt doch eine Chance. Ich drück dir die Daumen!
Vielleicht wäre es auch noch eine Idee für dich, dir eine Agentur zu suchen. Das ist auch mein Plan für dieses Jahr. Wie wäre es denn, wenn du dich bei der Skriptschmiede anmeldest und dir Hilfe für das nächste Exposé suchst? Und die Idee mit den Betalesern ist auch sehr gut, obwohl ich finde, dass da eine Menge Mut dazugehört. Bei mir ist das immer noch sehr zwiegespalten: Ich will, dass jemand meine Werke liest, habe aber auch eine riesige Angst davor. Sogar schon vor Betalesern! Aber: Schreiben ist nichts für Feiglinge! Und noch ein blöder Spruch: Wer es versucht, kann verlieren. Wer es nicht versucht, hat schon verloren.


   
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Yukan am 06. Mai 2013, 10:24:38
Zitat von: Leann am 06. Mai 2013, 08:41:52
Und die Idee mit den Betalesern ist auch sehr gut, obwohl ich finde, dass da eine Menge Mut dazugehört. Bei mir ist das immer noch sehr zwiegespalten: Ich will, dass jemand meine Werke liest, habe aber auch eine riesige Angst davor. Sogar schon vor Betalesern! Aber: Schreiben ist nichts für Feiglinge! Und noch ein blöder Spruch: Wer es versucht, kann verlieren. Wer es nicht versucht, hat schon verloren. 

Das kenne ich nur zu gut! Ich hatte auch nie den Mut dazu, jemandem mein Werk zu geben. Das lag einerseits daran, dass ich Angst hatte, dass diese Person sagt "das ist Mist", aber auch eben genau daran, dass ich dann nur jemanden finde, der sagt, dass es Mist ist, ohne es zu begründen.

Ich habe dann für mich den Weg gefunden, dass ich es nicht Freunde oder Bekannte lesen lasse, sondern einfach Autoren frage, ob sie es lesen wollen. Natürlich Autoren, mit denen ich Kontakt habe. Ich schreibe jetzt nicht Cornelia Funke an und frage sie  :rofl:

Das war und ist für mich perfekt. Man bekommt eine ausführliche Meinung und jede Seite wird vollgekritzelt, wenn es etwas zu bemängeln gibt.  ;D Außerdem vertraue ich denen auch mehr, als meiner Kusine, die ein Buch im Jahr liest.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Leann am 06. Mai 2013, 10:43:06
@ Yukan, das hab ich auch mal gemacht. D.h. eine Autorin hat sich angeboten, mal eine meiner Sexszenen durchzulesen. Ich hab mir fast in die Hose gemacht vor Scham, als die Mail raus war. Aber sie wollte dann tatsächlich gleich das ganze Manuskript lesen und hat mir letztendlich dann auch so viel Mut gemacht, es an einen Verlag zu schicken. Da kamen zwar keine Anmerkungen auf jeder Seite, sondern nur ein Gesamtkommentar in einer Mail, aber hat mir auch schon weitergeholfen.
Bekannte sagen meistens nur "Ja, toll", was natürlich nett, aber wenig hilfreich ist.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Sanjani am 06. Mai 2013, 11:18:34
Hallo Telas,

ohne jetzt alle Antworten auf deinen Beitrag gelesen zu haben, möchte ich doch auch meinen Senf dazu geben. Was mir so auffällt, ist eine wahnsinnige Verbissenheit bei dir einerseits, aber andererseits auch eine gewisse - hmmm, wie soll ich das ausdrücken, ein Unwille zum Perfektionismus nenne ich es mal. Du denkst so viel darüber nach, was solltest du jetzt schreiben, welcher Weg könnte der richtige sein, musst du auf den Roman verzichten und darfst du nur Kurzgeschichten schreiben? Und andererseits schickst du dann einfach so das Exposé raus mit Leseprobe, die du - so klang es jedenfalls - nicht noch einmal gelesen und geprüft hast, ob sie auch gut genug ist ... das finde ich alles irgendwie ein bisschen seltsam und widersprüchlich. Ich meine, natürlich kann man sagen, ach ich schick es raus, hab ja nichts zu verlieren. Aber was willst du dir damit beweisen? Ich habe noch nicht veröffentlicht, aber beworben habe ich mich schon. Ich habe sehr viel Zeit darauf verwendet das Exposé zu schreiben und die Leseprobe zu prüfen, alles zu verändern, was vielleicht nicht so gut gefällt - wobei mir mein eigener Kritiker ein guter Freund ist. Das Resultat war natürlich eine Absage: Der Funke ist nicht übergesprungen. Das hat mir nicht mal so weh getan, weil ich irgendwie dachte, wenn die das so meinen, wie es da steht, dann ist es ja keine Kritik an meiner Textqualität. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Ich habe es dann trotzdem aufgegeben, weil ich zu dem Schluss kam, dass ich momentan (das war schon vor 2 Jahren oder so) mit einer High Fantasy Trilogie einfach nirgends Fuß fassen kann. Interessant dabei ist, dass ich in den zwei Jahren seitdem immer noch weiter dran gearbeitet und auch noch einige Plotschwächen entdeckt habe. Insofern hatte das ganze vielleicht auch einen guten Grund. Ich nehme mir überhaupt sehr viel Zeit für meine Romane. Es gibt welche, an denen arbeite ich schon seit Jahren, obwohl sie schon fertig sind, immer mal wieder, manchmal liegen sie ein Jahr und dann krame ich sie wieder hervor.

Ich würde natürlich auch gerne veröffentlichen, aber ich bin so selbstkritisch dass ich weiß, dass es eigentlich nur zwei Geschichten gibt, die qualitativ gut genug sind. Neben meinen Drachenkriegern gibt es da noch einen nichtfantastischen Roman. In alles andere, was ich bisher geschrieben habe, müsste ich viel zu viel Energie reinstecken um es veröffentlichungsfähig zu machen und so überzeugt bin ich nicht von diesen Geschichten. Bist du denn von deinen Geschichten überzeugt? Ich bin mir nicht ganz sicher und könnte es nicht einschätzen, aber ich denke, es ist absolut notwendig, wenn man veröffentlichen möchte.

Was ich auch nicht so ganz verstehe, ist, dass du - und scheinbar auch viele andere - das Überarbeiten so hasst. Ich persönlich überarbeite unglaublich gerne. Ich liebe meine Geschichten. Beide oben genannten habe ich mindestens schon 5-10mal gelesen (natürlich nicht direkt hintereinander) und sie sind mir immer noch nicht langweilig. Ich liebe es an den Texten zu feilen, einzelne Wörter durch bessere zu ersetzen und dann zu gucken, wie sich das liest. Ich liebe es zu lesen und zu denken Wow wie das fließt! Ich liebe die ganz ganz wenigen Stellen, die ich immer mal wieder entdecke, wo ich denke, Wow, toll, hast du das wirklich geschrieben? Und ich schmunzle auch gerne über die Stellen, wo ich denke oh neeee das geht gar nicht! Natürlich ist inhaltliches Überarbeiten lästiger, aber ich hab eigentlich selten so große Klopper drin, dass ich irgendwas komplett umschreiben müsste - in meinem neuen Projekt jetzt schon, aber das ist auch noch nicht fertig und ich bemühe mich stets, es inhaltlich gleich so hinzukriegen, dass die Überarbeitung dann nur noch Feinschliff ist.
Vielleicht hilft es dir ja, beim Überarbeiten auch auf die guten Stellen zu gucken.

Was ich gerade geschrieben habe, heißt natürlich überhaupt nicht, dass meine Romane inhaltlich und stilistisch so brillant wären oder so, also nicht objektiv, aber für mich subjektiv kann ich sagen, ich hab jetzt eine Qualität erreicht, die mir so viel Freude macht, dass ich einfach um der Freude willen schreibe. Natürlich fände ich es toll, wenn ich mal veröffentlicht wäre und natürlich habe ich es gerne, wenn meine Betaleser mir Honig um den Mund schmieren, aber ich lese sie auch selber unglaublich gerne :)

Ich selber kann überhaupt nicht gut Kurzgeschichten schreiben. Das wurmt mich manchmal, weil ich natürlich auch gern mal bei einer Ausschreibung mitmachen würde, aber ich denke mir dann wieder, wieso soll ich meine Zeit mit etwas vergeuden, das mir ohnehin keinen Spaß macht? Klar, wenn ich mal eine Idee habe für eine KG, dann schreibe ich sie vielleicht auch, aber bisher waren sie nicht so gut, dass ich es gewagt hätte sie einzureichen. Wie ist das denn bei dir? Was denkst du selber über deine Textqualität?

Kurz gesagt: Ich mache einfach das, was mir gefällt. Beim Schreiben schreibe ich aus dem Bauch heraus. Ich schreibe nicht um den Geschmack irgendeines Lektors oder einer Agentin zu treffen. Das würde mir die Freude am Schreiben verleiden. Ich schreibe in erster Linie Geschichten, die mir selbst gefallen. Aber wenn ich es irgendwann doch noch mal wagen sollte, einen Schritt in Richtung Veröffentlichung zu gehen, dann werde ich hierbei alle Sorgfalt in die Vorbereitung reinstecken, die notwendig ist, damit ich auch bei Absagen sagen kann, ok, es hat nicht gefallen, aber das schmälert mein eigenes Gefallen nicht.

So, sorry für den langen Post. Ich bin grad so in einen Rausch gekommen :D

LG Sanjani
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Telas am 06. Mai 2013, 19:34:25
@ Churke, an der Sache mit dem Ton treffen ist sicherlich etwas dran, aber ich glaube so weit bin ich noch lange nicht, um das einschätzen zu können, als welchen Geschmack welcher Lektor oder Verleger hat.

@ Adam, ich gehe mit dir konform, dass KGs eine gute Übung für eigene Schreibe sind, allerdings bin ich mir nicht wirklich sicher, ob sie mir wirklich leichter fallen als das Schreiben von Romanen. Ich bin es gewohnt, mich ausführlich auszudrücken und von daher schreibe ich schon viel länger Romane als KGs. Ich sehe die KGs vor allem wegen ihrem geringeren Aufwand als bessere Chance für eine möglichst zeitnahe Veröffentlichung.

@ Yukan, wow 10 Jahre durchhalten, das nenne ich wirklich Kampfgeist. Davon kann ich mir echt noch eine Scheibe abschneiden. Und natürlich Glückwunsch, das nächstes Jahr dein Debüt rauskommt, muss ein super Gefühl sein.

@ Leann, die Skriptschmiede.. die habe ich ehrlich gesagt noch gar nie wirklich wahrgenommen, wenn ich ehrlich bin. Von daher, danke für den Tipp, das werde ich mich zumindest einmal anschauen. Ansonsten, ja ich denke, ich werde es auch mal bei Agenturen versuchen. Ist doch auch kein schlechtes Gefühl, wenn man von Profis an die Hand genommen wird, auch wenn man bei denen natürlich auch erst mal reinkommen muss.

@ Sanjani, zu erst einmal muss ich zugeben, dass ich doch ein wenig verwundert bin, wie du meinen Beitrag wahrgenommen hast, auch wenn ich deine Meinung natürlich ebenso achte wie die der anderen. Nun, was du als ,,Wahnsinnige Verbissenheit siehst", würde ich eher als eine Sehnsucht beschreiben, eine Sehnsucht nach einem kleinen Geschenk in Form einer Veröffentlichung, das ich mir selbst machen möchte. Der Unwille zum Perfektionismus, nun ich denke nicht, dass ich diesem komplett erlegen bin. Ich wollte einfach einmal den Bann brechen und mich selbst überwinden, damit ich in Zukunft schneller in die Gänge komme. Dass du das als schlecht vorbereiteten Schnellschuss betrachtest, kann ich gut nachvollziehen und eigentlich ist es das ja auch. Aber wie gesagt, ich wollte einfach über meinen Schatten springen, damit ich endlich regelmäßiger einsende, darum ging es mir.
Klar muss man von seinen Geschichten überzeugt sein, wenn man sie einsendet. Ich weiß zum Beispiel, welche meiner Manuskripte ich garantiert nie bei Verlagen einsenden werde. Der eingesandte Text war in meinen Augen das Beste, was ich zu bieten hatte.
Was das überarbeiten angeht muss ich dich aus deinem eigenen Beitrag zitieren. Geschmäcker sind eben verschieden, der eine mag es, der andere nicht. Ich glaube, das muss man nicht verstehen, es ist halt gottgegeben, auch wenn es vielleicht ein wenig traurig ist, dass mir das Überarbeiten so elendig schwer fällt.
Titel: Re: Seit drei Jahren dabei und immer noch ein Ahnungsloser
Beitrag von: Sanjani am 06. Mai 2013, 21:31:28
Hallo Telas,

Zitat von: Telas am 06. Mai 2013, 19:34:25
@ Sanjani, zu erst einmal muss ich zugeben, dass ich doch ein wenig verwundert bin, wie du meinen Beitrag wahrgenommen hast, auch wenn ich deine Meinung natürlich ebenso achte wie die der anderen. Nun, was du als ,,Wahnsinnige Verbissenheit siehst", würde ich eher als eine Sehnsucht beschreiben, eine Sehnsucht nach einem kleinen Geschenk in Form einer Veröffentlichung, das ich mir selbst machen möchte.

Ja, das ist echt lustig, wie unterschiedlich Geschriebenes whar genommen werden kann. Aber dann bin ich ja froh, dass ich da falsch lag :)

Zitat
Ich wollte einfach einmal den Bann brechen und mich selbst überwinden, damit ich in Zukunft schneller in die Gänge komme. Dass du das als schlecht vorbereiteten Schnellschuss betrachtest, kann ich gut nachvollziehen und eigentlich ist es das ja auch. Aber wie gesagt, ich wollte einfach über meinen Schatten springen, damit ich endlich regelmäßiger einsende, darum ging es mir.

Also, du meinst in etwa, wenn ich einmal eingesendet habe, dann ist die Hemmschwelle, es wieder zu tun hinterher geringer? Das kann ich verstehen. Andererseits habe ich immer die Vorstellung, wenn ich einen Schnellschuss abgebe, der nicht ausreichend vorbereitet war, vertue ich vielleicht die Chance auf eine Veröffentlichung, weil das Projekt einfach nicht gut genug vorbereitet war und es deshalb keiner haben möchte. Ich weiß, das ist auch ein bisschen verquer. So kann man sich auch zu Tode vorbereiten. Ich schätze, ein gesundes Mittelmaß ist wohl angebracht.

Viel Erfolg noch und liebe Grüße

Sanjani