Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: zDatze am 12. März 2010, 19:02:40

Titel: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: zDatze am 12. März 2010, 19:02:40
Der Begriff Steampunk/Steamfantasy ist in einigen Threads schon gefallen, aber eigentlich ist dieses Thema zu schade um nur so zwischendurch an gekaut und dann liegen gelassen zu werden. Daher dieser Thread.

Steampunk fasziniert mich seitdem ich den Anime "Fullmetal Alchemist" gesehen habe. Ich bin des weiteren noch über "Girl Genius" gestolpert und auch der eine oder andere Film beinhalten Steampunk/-fantasy. (Was mir oft erst im Nachhinein aufgefallen ist.)

Diese Mischung aus Technik und Magie eröffnet meiner Meinung nach wieder eine ganz neue Welt, mit neuen Möglichkeiten der Fantasie freien Lauf zu lassen. Nun, die Idee ist bei weitem nicht neu, da es Technik-Magie-Kombinationen schon in vielen Werken gibt. Diese Kombinationen werden zum Teil aber nur am Rande erwähnt und die Bücher fallen daher nicht in dieses (junge?) Genre.

Was mich besonders interessiert, sind die typischen Komponenten der Steamfantasy. Welche Gegenstände gehört eurer Meinung nach in dieses Genre? Was darf auf gar keinen Fall fehlen?

Und natürlich interessiert es mich auch, ob ihr euch an dieses Genre bereits heran gewagt habt.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Aethra am 12. März 2010, 19:09:29
Herangewagt hab ich mich nicht. Aber ich habe Full Metal Alchemist ebenfalls mit Begeisterung gesehen. Fehlen darf für mich, vorurteilsvollem Menschen keine Fahrzeuge, keine Waffen. Sie müssen zwar keine Hauptrolle spielen, aber wo es Technik gibt gibt es auch Sachen mit denen man sich fortbewegen, andere Menschen umbringen kann. Außerdem hat die Welt für mich eher einen "grauen Touch", vom ganzen Dampf(blauer Himmel ist schon okay, ich weis jetzt nicht wie ich das genau beschreiben soll...) Für mich also ein interessantes Genre, an das ich mich eben leider noch nicht herangewagt habe.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Maria am 12. März 2010, 19:46:24
Kennt jemand von euch die hier unter "literature" gelisteten Bücher?

http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_steampunk_works
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Steffi am 12. März 2010, 20:27:52
Ich taste mich seit einiger Zeit an dieses Genre heran, weil es mich sehr fasziniert. Einige der Werke auf der Liste stehen auch schon auf meinem Wunschzettel. Ich hoffe ja, dass spätestens mit der Neuauflage von Sherlock Holmes das Genre etwas Aufwind erfährt (jaja, da gibt es keine echte Magie aber ich finde die Motive sind trotzdem eindeutig da ;) ).
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Wuo Long am 12. März 2010, 20:57:04
Steampunk ist glaube ich ein gar nicht mal so junges Thema, denn wie auch im Wikipedia-Artikel erwähnt ist das fiktionale Setting des Steampunks die Tatsache, dass die Dampfkraft eine wesentlich größere Bedeutung erlangt, als in der uns bekannten Geschichte passiert ist. Industrielle Revolution war mitte des 19. Jhr., also hatten Autoren anfang des 20. Jhr. einigen Stoff zum herumphantasieren.

Persönlich bin ich zum ersten Mal über Steam-Punk gestolpert, als ich Final Fantasy 6 gespielt habe. Ein alter Super Nintendo Klassiker. Full Metal Alchemist kenne ich hauptsächlich als Manga, aber auch der ist ziemlich gut. Ein weiterer Anime, den ich als Anregung für angehende Steampunk-Schreiber empfehle, ist Last Exile. Mich hat er letztendlich dazu angeregt, meine eigene Fantasywelt mit Steampunk-Elementen zu schaffen.

Um einen kurzen Abriss zu schaffen: In meiner Fantasywelt gibt es zwei distinkte Lebensräume. Das eine bildet Landmassen in Kontinentgröße, die mehre Kilometer über der komplett vom Ozean bedeckten Erdoberfläche schweben.
Der andere Lebensraum ist im Untergrund. Im Grunde sind es riesige Hohlräume in der Erdkruste, wo Menschen leben. In beiden Lebensräumen sind die Menschen zu einem erheblichen Teil auf Dampfkraft angewiesen.
Bei den Landmassen, die in der Luft schweben ergibt sich der Bedarf nach Dampfkraft dadurch, dass es einen Mangel an fossilen Brennstoffen gibt, die bei der industriellen Revolution in unserer Welt der Dampfkraft den Rang abgelaufen hatten. Schließlich sind die Landmassen nicht sonderlich dick und sind daher arm an Bodenschätzen.
Die Menschen in der Erdkruste wiederum haben zwar einen Überfluss an fossilen Brennstoffen, konsumieren sie aber kaum, weil der Raum in der Erdkruste verglichen zur Oberfläche extrem begrenzt ist. Die entstehenden Abgase würden ihren Lebensraum innerhalb kürzester Zeit unbewohnbar machen. Deswegen benutzen sie die Erdwärme, um...Überraschung Wasser zu Dampf aufzuheizen und diesen Dampf dann als mobilen Energieträger zu nutzen.

Das ist so ungefähr mein persönliches Setting, das wohl auch die Frage beantwortet, ob ich mich an dieses Genre herangewagt habe.  ;D
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Kerimaya am 12. März 2010, 21:04:43
@Steffi Och, auch wenn keine "richtige" Magie im neuen Sherlock Holmes (bitte Fansabbern hier einfügen) vorkam, so fällt das Ganze doch durch die ganze Technik in den Bereich Steampunk. (Zählt man die Anthologie "Schatten über der Baker Street dazu", kommt man auch in die Steamfantasy...)

Ich finde das Thema unglaublich spannend und bastle schon seit etwa zwei Jahren an einer Steamfantasy Trilogie. Mal schauen, was draus wird ;)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Kati am 13. März 2010, 09:40:38
Ich liebe Steampunk. Ich habe noch nichts in diesem Bereich geschrieben, habe aber schon geplottet und werde es bald mal tun.  ;) Für mich gehört auf alle Fälle dazu, wie Wuo Long schon sagte, dass es im neunzehnten Jahrhundert spielt, die Dampfkraft allerdings eine viel größere Rolle einnimmt. Also Sience-Fiction aus Sicht eines Menschens aus dem viktorianischen Zeitalter. Ich halte es auch für ein sehr düsteres Genre: Dampfkraft erzeugt schließlich Rauch. (Das wurde auch schon angesprochen...)

Jules Verne wird übrigens von einigen Leuten als einer der ersten Steampunk-Autoren betrachtet.  ;D

LG,

Kati
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Rika am 13. März 2010, 11:43:34
Ich lese gerade Ju Honisch's  Salzträume, die da definitiv mit hineingehören. Ansonsten kann ich noch Hayao Miyezaki's Nausicaa - The Valley of the Wind und Laputa und Howl's Moving Castle erwähnen. Ersteres ist mir zuerste als eine wirklich klasse Graphic Novel begegnet, alle sind inzwischen als Anime Filme über Studio Ghibli veröffentlicht.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lila am 13. März 2010, 20:00:56
Oh, ein sehr interessantes Thema, zDatze! :jau:

Der Steampunk interessiert mich schon seit einer ganze Weile. Diese Mischung aus einerseits Historie und andererseits hoch entwickelter Dampftechnik finde ich äußerst faszinierend! Und korrigiert mich falls ich mich irre, aber mit Magie hat Steampunk im eigentlichen und ursprünglichen Sinne eher weniger zu tun. Bei Steampunk geht es meines Wissens nach vielmehr um Elektrizität und Dampfkraft, deshalb ja auch "Steam"-zu Deutsch "Dampf"-punk. ;)

Ich muss allerdings gestehen, dass ich leider noch viel zu wenig Werke aus diesem speziellen Genre gelesen habe und das obwohl es mich sehr interessiert. Ich kenne und liebe dafür einige Filme, in denen, wenn nicht ausschließlich, dann doch zumindest zu einem gewissen Teil, Steampunk vorkommt. Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen zum Beispiel, Der goldene Kompass oder Hellboy - Die goldene Armee.

Besonders im erstgenannten sieht man, wie ich finde, sehr schön, worauf es beim Steampunk hauptsächlich und vornehmlich ankommt: nämlich auf die Verquickung der modisch-kulturell-sozialen Gegebenheiten des viktorianischen Zeitalters mit der "technischen Moderne". Das ist es auch, was für mich persönlich Steampunk ausmacht. Also nichts mit Magie. Historisierte Hochleistungstechnik, meine Lieben! :hmhm?:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Kerimaya am 14. März 2010, 03:52:36
Zitat von: Tastentänzerin am 13. März 2010, 20:00:56
Besonders im erstgenannten sieht man, wie ich finde, sehr schön, worauf es beim Steampunk hauptsächlich und vornehmlich ankommt: nämlich auf die Verquickung der modisch-kulturell-sozialen Gegebenheiten des viktorianischen Zeitalters mit der "technischen Moderne". Das ist es auch, was für mich persönlich Steampunk ausmacht. Also nichts mit Magie. Historisierte Hochleistungstechnik, meine Lieben! :hmhm?:

Genau aus dem Grund gibt es seit einiger Zeit auch die Einteilung Steamfantasy, TasTä ;) Eben, um die magisch angehauchten Geschichten mit einzubinden (wie beispielsweise "Das Alptraumreich des Edward Moon"). Der Comic "Die Liga der aussergewöhnlichen Gentleman" wird übrigens sowohl zur Steamfantasy als auch zum Steampunk gezählt *rumklugscheisser*

Entschuldige, aber das ist ein kleines Steckenpferd von mir ;)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Steffi am 14. März 2010, 08:47:03
@Keri: wenn das dein Steckenpferd ist, hättest du dann ein paar Lesetipps für mich? ;-)

Es gibt übrigens auch ein paar Folgen Doctor Who, die sehr an Steampunk und Steamfantasy angeleghnt sind.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Arielen am 14. März 2010, 09:24:38
Zitat von: Maria am 12. März 2010, 19:46:24
Kennt jemand von euch die hier unter "literature" gelisteten Bücher?

http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_steampunk_works

Ich habe "Das Dunkelbuch" von Gordon Dahlquist gelesen (und ja, es ist sogar im Stil des späten 19. Jh. geschrieben) und werde mir bald das Hörbuch zu "Lerchenlicht" von Philopp Reeve anhören.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Steffi am 14. März 2010, 10:03:11
Stimmt, "Larklight" hab ich hier ja auch noch im Schrank stehen...sollte ich mal lesen  :wums:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Arrisull am 14. März 2010, 11:26:34
Ein Film, der persönlich zu meinen Lieblingsfilmen gehört, der sich auch mit dem Thema beschäftigt ist "City of Ember". Der kam 2008 oder 2009 ins Kino, ging aber komplett unter. Es geht um eine Stadt unter der Erde, die unter einem Himmel voller Glühbirnen lebt, die die Sonne und Sterne simulieren. Eines Tages bricht der Generator zusammen und zwei Jugendliche machen es sich zur Aufgabe einen Ausweg aus dieser Stadt zu finden.

Der Steampunk drückt sich dort in Zahnrädern, Kleidung, techn. Spielereien, futuristischen Bauten aus. Ich find ihn sehr schön gemacht.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lomax am 14. März 2010, 11:42:28
Hm, beim "Lichtbringer" hat mir letztens auch ein Testleser geschrieben, dass der Roman ein "Steampunk-Feeling" vermittelt. Dabei wollte ich genau das eigentlich nicht schreiben (und nicht nur, weil "Steampunk"/"Steamfantasy" bei den Verlagen derzeit aus irgendwelchen Gründen eher als "Kassengift" gilt ;)). Gerade das Kernelement "Dampfmaschine" kommt garantiert nicht vor, auch andere klassische Versatzstücke habe ich vermieden - das Buch ist einfach nur in einem modernen Ambiente gehalten, auch wenn ich mich bei manchen Details an technisch-utopischer Literatur bis 1920 und früher orientiert habe.
  Aber wenn ich dann dieses Beispiel sehe ...
Zitat von: Rika am 13. März 2010, 11:43:34Ansonsten kann ich noch Hayao Miyezaki's Nausicaa - The Valley of the Wind ...
... dann habe ich das Gefühl, dass das Genre bei den Lesern durchaus vager definiert ist, als es hier in der Diskussion anklingt. Denn auch Nausicaa hat ja eher eine allgemein-futuristische Fantasy-Anmutung, und an "Dampf" kann ich mich da weniger erinnern.
  Die Vermischung von Fantasy und Technik scheint also sehr schnell Steampunk-Assoziationen hervorzurufen, auch ohne das "viktorianische" Flair. Ich habe das Gefühl, dass der Ausdruck inzwischen sehr allgemein gebraucht wird für eine "neblige" Grauzone am technischen Rand der Fantasy. ;)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Steffi am 14. März 2010, 12:00:18
Zitat von: Lomax am 14. März 2010, 11:42:28
Dabei wollte ich genau das eigentlich nicht schreiben (und nicht nur, weil "Steampunk"/"Steamfantasy" bei den Verlagen derzeit aus irgendwelchen Gründen eher als "Kassengift" gilt ;)).

Zur Not könnte man ja immer noch glitzernde Vampire einbauen, und die Sache ist geritzt  ;D
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Wuo Long am 14. März 2010, 12:07:27
Zitat von: Lomax am 14. März 2010, 11:42:28
  Die Vermischung von Fantasy und Technik scheint also sehr schnell Steampunk-Assoziationen hervorzurufen, auch ohne das "viktorianische" Flair. Ich habe das Gefühl, dass der Ausdruck inzwischen sehr allgemein gebraucht wird für eine "neblige" Grauzone am technischen Rand der Fantasy. ;)

Das ist auch meine Meinung. Auch der sogenannte Cyberpunk ist eigentlich kein Genre mit festen Elementen sondern eine "neblige" Grauzone im großen Feld der Science Fiction. Ohnehin finde ich es seltsam, sich an solchen Details wie viktorianischen Flair oder Dampfmaschinen aufzuhängen. Schließlich sind wir alle Phantasten in diesem Forum und zumindest für mich ist das der Freischuss meine Welt so zu gestalten, wie mir die Feder... oder meinetwegen die Tastatur gewachsen ist.
Außerdem reden wir hier über Fiktion und das sollte sich sowieso nicht in ein allzu enges Korsett zwängen lassen. Der einzig sinnvolle Nutzen für Genre-Schubladen liegt für mich darin, dass die Leute in der Buchhandlung die Bücher in den Regalen sortiert kriegen.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: gbwolf am 14. März 2010, 12:15:58
Zitat von: Steffi am 14. März 2010, 12:00:18
Zur Not könnte man ja immer noch glitzernde Vampire einbauen, und die Sache ist geritzt  ;D
Nein, ich bin mir nicht sicher, ob da der Kern des Problems liegt.
Steampunk, SF, Bollywood, Asien und Western sind Genre, die im Kino immer wieder für riesige Verkaufszahlen sorgen, im Comic häufig vorkommen (gut, Bollywood nicht), im Buchregal aber selten zu sehen sind, ebenso wie historische Epochen außerhalb des Mittelalters, etc.
Das liegt, denke ich, auch daran, dass es Genre sind, die vor allem visuell wirken durch Details, Verzierungen, etc., die eine Romanbeschreibung schnell schwerfällig und technisch werden lassen. Dadurch muss der Leser sich stärker auf den Hintergrund konzentrieren und kann sich nicht mehr so entspannen.
Die Masse der Leser und Kinogänger ist aber auf Unterhaltung und Entspannung aus, auf ein Abtauchen aus dem Alltag. Ein bisschen Bildung und ein bisschen Besonderes darf schon dran sein, aber man mag nach einem langen Arbeitstag oder am Wochenende nicht mehr unbedingt recherchieren oder lange über Sätze nachdenken, um sich einen Roman zu erschließen.

Mittelalter, Vampire, Elfen sind ja relativ in jedem verankert als romantisierter Geschichteunterricht, als Träumereien von Supermenschen, die alle Hindernisse der Welt überwinden, an denen wir im Alltag scheitern.
Das viktorianische Zeitalter, Dampfkraft und Co. klingen nicht nach schnellem Problemlösen und sie sind fremd. Es gibt (noch?) keinen Standard, an dem sich der Leser orientieren kann, jeder Autor definiert seine Welt anders. Da ist nicht einfach ein Held und der hat ein Schwert und das Bild ist da. Das erschwert den Zugang schon erheblich.

Wir sehen's ja auch daran, dass die meisten hier Filme zitieren und keine Bücher und Buchstellen mit "typischen" Elementen.

Hier noch eine interessante Seite, die sich mit Dingen beschäftigt, die in Steampunk häufig vorkommen: http://www.writing.com/main/view_item/item_id/1249132
Grimmer hatte hier mal den Link zu Steamtown (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,3982.msg102690.html#msg102690) gepostet. Vielleicht hat er noch Tipps zu seinen Recherchequellen.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Rika am 14. März 2010, 12:24:19
Meine Referenz zu Nausicaa bezog sich auf die Graphic Novel mehr als den Film. Ich zähl's hinzu, weil die Technik, die dort gezeigt wird, ob nun Dampf direkt vorkommt oder nicht, meiner Ansicht nach genau die Vermischung von "alt/Dampf" und "futuristisch" zeigt, insbesondere bei den diversen Flugmaschinen.

Zitat von: Die Wölfin am 14. März 2010, 12:15:58
Steampunk, SF, Bollywood, Asien und Western sind Genre, die im Kino immer wieder für riesige Verkaufszahlen sorgen, im Comic häufig vorkommen (gut, Bollywood nicht), im Buchregal aber selten zu sehen sind, ebenso wie historische Epochen außerhalb des Mittelalters, etc.
Das liegt, denke ich, auch daran, dass es Genre sind, die vor allem visuell wirken durch Details, Verzierungen, etc., die eine Romanbeschreibung schnell schwerfällig und technisch werden lassen.
Ich denke, damit liegst du nicht falsch.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lomax am 14. März 2010, 17:36:55
Zitat von: Wuo Long am 14. März 2010, 12:07:27Der einzig sinnvolle Nutzen für Genre-Schubladen liegt für mich darin, dass die Leute in der Buchhandlung die Bücher in den Regalen sortiert kriegen.
... was allerdings kein unerheblicher Punkt ist, wenn man Bücher auch verkaufen möchte ;)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Steffi am 14. März 2010, 17:47:02
Ich denke auch, dass diese Genres vor allem visuell gut wirken und sich damit als Buchform schwer tun. "Firefly" zum Beispiel finde ich wegen der "Wild West" - Atmosphäre so genial, merke aber gerade selber das es fürchterlich schwierig ist, so etwas ins geschriebene Wort zu übertragen.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Steffi am 15. März 2010, 00:00:11
Ich hab mir heute Abend den hier empfohlenen "City of Ember" angesehen und bin völlig hingerissen. Was für ein Juwel von einem Abenteuerfilm! Ganz toll! :D Wieso hatte ich da vorher noch nichts von gehört?
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Hanna am 15. März 2010, 00:24:19
Zitat von: Steffi am 15. März 2010, 00:00:11
Ich hab mir heute Abend den hier empfohlenen "City of Ember" angesehen und bin völlig hingerissen. Was für ein Juwel von einem Abenteuerfilm! Ganz toll! :D Wieso hatte ich da vorher noch nichts von gehört?

Davon hat mir mein Exfreund kürzlich erzählt, der auch ganz begeistert von den Büchern war.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lila am 15. März 2010, 01:26:08
Zitat von: Kerimaya am 14. März 2010, 03:52:36Genau aus dem Grund gibt es seit einiger Zeit auch die Einteilung Steamfantasy, TasTä ;)

Oh je, ja. Das habe ich wohl in meinem Kommentier-Eifer ganz eifrig überlesen. ::) Asche auf mein Haupt! Aber ich mag Steampunk ohne Magie eindeutig lieber. Dampf und Elektrizität tun es doch auch. Wozu noch Magie unterrühren? Waaah, ich fange schon wieder an zu sticheln. :zensur:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: zDatze am 15. März 2010, 09:31:40
Auf die Gefahr hin, dass ich mich ketzerisch äußere ...
Zitat von: Tastentänzerin am 15. März 2010, 01:26:08
Dampf und Elektrizität tun es doch auch. Wozu noch Magie unterrühren? Waaah, ich fange schon wieder an zu sticheln. :zensur:
Es kommt ganz stark darauf an ob für einen persönlich Dampfkraft und Elektrizität reichen. Ich finde Dampfkraft alleine nicht sehr fesselnd. Auch wenn man diese Technik weiter entwickelt, würde ich wohl nur mit den Schultern zucken, wenn die Umsetzung im Text zu technisch ist. (Mir fehlt da glaub ich einfach das Interesse ...)

Ich finde, wenn man den magischen Aspekt auch noch einbringt, kann man sich viel mehr phantastische Elemente basteln. Mehr platz zum Träumen. Vielleicht auch mehr Schlupflöcher für den Plot.  ;)

Ich hab den leisen Verdacht, ich will meine Geschichten nicht an realitätsnahen Elementen aufhängen.  ::)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lila am 15. März 2010, 17:24:57
Zitat von: zDatze am 15. März 2010, 09:31:40Ich finde, wenn man den magischen Aspekt auch noch einbringt, kann man sich viel mehr phantastische Elemente basteln. Mehr platz zum Träumen. Vielleicht auch mehr Schlupflöcher für den Plot.  ;)

Ah, genau das! Es widerstrebt mir aufs Äußerste es mir mit Hilfe von "Magie" leichter zu machen. Klar, die Möglichkeit besteht. Gar keine Frage! Aber für mich gibt es, zumindest mir selbst gegenüber, nichts Schlimmeres, als zu sagen: "Och, da fällt mir jetzt gerade keine logische oder sonst wie passende Erklärung zu ein. Löse ich das ganze eben einfach mit Magie...!"

Nein, nein, nein und nochmals NEIN! :o So einfach will ich es mir ja nun auch nicht machen. Ich finde das bin ich schon allein meinen Lesern schuldig. Vielleicht bin ich auch einfach zu anspruchsvoll. Okay, ich bin eindeutig zu anspruchsvoll! Aber allein der Gedanke, dass mir irgendwann mal irgendjemand vorwerfen könnte, dass ich es mir an der und der Stelle leicht gemacht habe, indem ich einfach mal eben Magie eingesetzt habe, weil ich zu faul oder zu dumm war mir eine logische, rationale Erklärung dafür zu überlegen... :gähn: *schauder*

Versteh mich nicht falsch! Ich verurteile niemanden, der diese Gelegenheit für sich in Anspruch nimmt. Und es ist ja nicht so, dass man nicht auch aus Magie durchaus eine komplexe Wissenschaft machen kann. Nur käme das für mich niemals in Frage. ::)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: gbwolf am 15. März 2010, 18:10:46
@TasTä: Ohne unken zu wollen, aber müsste dann nicht "His dark materials" eine der schlimmsten Reihe für dich sein? Aufrechtgehende Eisbären, die sprechen können, Seelen, die als Tierbegleiter herumrennen, Uhren, die prophezeien, der magische "Staub", ...  :psssst:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lila am 15. März 2010, 18:59:21
Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 18:10:46@TasTä: Ohne unken zu wollen, aber müsste dann nicht "His dark materials" eine der schlimmsten Reihe für dich sein? Aufrechtgehende Eisbären, die sprechen können, Seelen, die als Tierbegleiter herumrennen, Uhren, die prophezeien, der magische "Staub", ...  :psssst:

Aber absolut nicht! Aufrecht gehende und sprechende Eisbären haben doch nichts mit "Magie" zu tun. Je nachdem, wie die Evolution auf einem anderen Planeten (oder in diesem Fall eben in einer anderen Welt) läuft, kann es doch durchaus sein, dass sie eine solche Rasse hervorbringt. Die hat ja niemand mal eben so dahin gezaubert. Und in ihnen fließt auch keine Magie. Es sind Wesen aus Fleisch und Blut.

Die Tierbegleiterseelen sind aus dunkler Materie. Das Zeug gibt es wirklich und niemand weiß wozu diese Teilchen in der Lage sind, was sie machen, wo sie herkommen, und so weiter. Warum soll sie sich in einer Welt mit ähnlichen Lebensbedingungen wie den unseren nicht in Form von "Dæmonen" manifestieren können? Vielleicht, wenn man die physikalischen Gegebenheiten dort ein klein wenig ändert...?

Und auch die Uhr, bzw. der Kompass wird von dieser dunklen Materie gelenkt. Nochmal: das Zeug existiert! Und niemand weiß wozu es fähig ist. Aber es hat ja mal eindeutig nichts, aber auch null Komma gar nichts mit "Magie" zu tun. ;)

Das einzig "magische" an His Dark Materials, was mir spontan einfallen will, ist eben das "magische Messer". Gut, darüber lässt sich streiten. Aber so wie Pullman es erklärt hat selbst das nicht wirklich viel mit Zauberei, Magie und Hokuspokus zu tun. :hmhm?:

Okay, vielleicht einigen wir uns darauf, dass meine Definition von "Magie" offensichtlich eine andere ist, als die allgemein gängige. Wahrscheinlich verwechsele ich das, was ich als "Magie" bezeichne, mit dem, was ihr "Zauberei" nennen würdet. :hmmm: Ich muss bei dem Begriff halt immer an Harry Potter denken und da kringeln sich bei mir nunmal die Zehennägel hoch. ::)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Arrisull am 15. März 2010, 20:25:46
Zitat von: Steffi am 15. März 2010, 00:00:11
Ich hab mir heute Abend den hier empfohlenen "City of Ember" angesehen und bin völlig hingerissen. Was für ein Juwel von einem Abenteuerfilm! Ganz toll! :D Wieso hatte ich da vorher noch nichts von gehört?

Hihihihi ich danke dir !! Also allein die Tatsache, dass jemand meine Kommentare liest ist schon Ehre genug  :D Es ist wirklich ein Juwel und der hat einfach die falsche Zeit erwischt. Zwischen Harry Potter und Twilight hatte der Film einfach keine Chance sich Gehör zu verschaffen.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: gbwolf am 15. März 2010, 20:36:02
Zitat von: Tastentänzerin am 15. März 2010, 18:59:21
Die Tierbegleiterseelen sind aus dunkler Materie. Das Zeug gibt es wirklich und niemand weiß wozu diese Teilchen in der Lage sind, was sie machen, wo sie herkommen, und so weiter. Warum soll sie sich in einer Welt mit ähnlichen Lebensbedingungen wie den unseren nicht in Form von "Dæmonen" manifestieren können? Vielleicht, wenn man die physikalischen Gegebenheiten dort ein klein wenig ändert...?
Weil dunkle Materie physikalisch gesehen nur ein theoretisches Konstrukt ist, ebenso wie bei Tachyonen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass es ein Allheilmittel sein wird.
Ich kenne auch den Spruch, dass jede höhere Technologie zunächst wie Magie erscheinen mag, aber wenn wir eine Materie bemühen, die nur theoretisch bewiesen ist, dann können wir zum Funktionieren des Plots auch Magie von Göttern, Wirken von Kleinstlebewesen und Atomkugelstoßen nehmen. Ich verwende bei den Hasardeuren auch ein "Erz", das sehr reaktiv ist und es ist Magie.
Die dunkle Materie hat bei Pullman schlicht und einfach die Funktion von Magie.
Mein Haus- und Hofphysiker meinte auch, dass die physikalischen Gesetze im Universum überall gelten, ein sprechender Eisbär mit Menschenintelligenz also nicht unbedingt denkbar ist. Auch Geister, Seelen und Co ... wie erklärst du es, wenn nicht mit Magie? Ohne die dunkle Materie und ihre Kräfte, rein auf physikalischer Basis, würde Pullmans Handlung nicht funktionieren.
Schau mal, ob du Greg Keyes magst. Der zieht auch eine Pseudowissenschaft heran, um seine Magie zu brgünden, es ist aber sehr stimmig und nicht so "klassisch Rollenspielmagisch" wie z.B. die Eingliederung von Magie in Shadowrun (die ich persönlich nicht mag).

Magie, die "Krachbumm Feuerball" oder "ich lenke mal den Bösen in die Lavagrube" ist, um Plotlöcher zu stopfen, lehne ich ebenfalls ab, aber subtile magische Eingriffe, eine Begründung, die das ganze Weltgefüge erklärt, finde ich absolut zu Steampunk passend.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lila am 15. März 2010, 21:22:57
Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 20:36:02Magie, die "Krachbumm Feuerball" oder "ich lenke mal den Bösen in die Lavagrube" ist, um Plotlöcher zu stopfen, lehne ich ebenfalls ab, aber subtile magische Eingriffe, eine Begründung, die das ganze Weltgefüge erklärt, finde ich absolut zu Steampunk passend.

Ja, aber genau das meine ich doch auch! :-[ Und danke für den Tipp! Ich werde mir Greg Keyes gleich mal ergooglen. :jau:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: gbwolf am 15. März 2010, 21:34:02
Zitat von: Tastentänzerin am 15. März 2010, 21:22:57
Ja, aber genau das meine ich doch auch! :-[
Sorry, es klang, als würdest du Dunkle Materie ernsthaft als physikalische Begründung für die Wunderdinge in Dark Materials sehen und Magie in Steampunkromanen allgemein ablehnen.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lomax am 15. März 2010, 21:38:46
Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 20:36:02Mein Haus- und Hofphysiker meinte auch, dass die physikalischen Gesetze im Universum überall gelten, ein sprechender Eisbär mit Menschenintelligenz also nicht unbedingt denkbar ist.
Ne, ne ... wofür die Physik schon alles herhalten muss. Ich wüsste jetzt keinen physikalischen Grund gegen sprechende und intelligente Eisbären. Und die Biologie ist ja bekanntlich viel flexibler als die Physik. ;D

Physik ist schon was ganz Besonderes und Mächtiges und sollte nicht leichtfertig zitiert werden. Ich bekomme jedenfalls in Geschichten erst dann ein schlechtes Gewissen, wenn ich Magie benutze, um mich über die Physik hinwegzusetzen. Aber ich tue es trotzdem, wenn es sein muss. :engel:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: gbwolf am 15. März 2010, 21:57:04
Zitat von: Lomax am 15. März 2010, 21:38:46
Ne, ne ... wofür die Physik schon alles herhalten muss. Ich wüsste jetzt keinen physikalischen Grund gegen sprechende und intelligente Eisbären. Und die Biologie ist ja bekanntlich viel flexibler als die Physik. ;D
Ich würde beim Eisbären die Lippen als problematisch beim Nachahmen menschlicher Laute sehen.
Vielleicht war mein Physiker auch genervt von seiner Programmieroberfläche oder besessen von der Allmacht der Physik.

Die Stimmigkeit der Welt ist wichtig, finde ich, egal ob sie mit Magie angetrieben wird oder nicht.


Wie definiert ihr eigentlich das "punk" in Steampunk? Für mich hat es ja immer etwas treibendes, verrücktes, außerhalb der Norm. Es sagt mir, dass der Roman Tempo hat und Figuren aus Action und Comic, Einfälle, die über physikalische Grenzen auch hinausgehen können (z.B. die Metallspinne in Wild Wild West).
Gibt es da eigentlich Kriterien?
Fällt mir gerade auf, weil die Earth Rocker eine Reihe von "punk"-Anthologien entwerfen, bei denen es Biopunk, Greenpunk, Clockpunkt und Co. geben wird.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: zDatze am 15. März 2010, 22:23:35
Zitat von: Tastentänzerin am 15. März 2010, 17:24:57
Ah, genau das! Es widerstrebt mir aufs Äußerste es mir mit Hilfe von "Magie" leichter zu machen. Klar, die Möglichkeit besteht. Gar keine Frage! Aber für mich gibt es, zumindest mir selbst gegenüber, nichts Schlimmeres, als zu sagen: "Och, da fällt mir jetzt gerade keine logische oder sonst wie passende Erklärung zu ein. Löse ich das ganze eben einfach mit Magie...!"

Nein, nein, nein und nochmals NEIN! :o So einfach will ich es mir ja nun auch nicht machen.
Ich möchte noch anmerken, dass ich mit den "Schlupflöchern" keine Methoden zum Biegen und Brechen des Plots mittels Magie gemeint habe. Ich hab da wohl das falsche Wort erwischt.

Tatsächlich denke ich, dass es durch Magie nicht wirklich leichter wird. Da muss man sich dann mit dem Problem der Ausgeglichenheit intensiv beschäftigen. Sonst passt die ganze Welt hinten und vorne nicht zusammen. Für mich bedeutet der Faktor Magie zusätzliche Komplexität in meiner Geschichte und nicht unbedingt ein Allheilmittel um meine Protas aus der Patsche zu holen. ;)

Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 21:57:04
Wie definiert ihr eigentlich das "punk" in Steampunk?
Für mich steht das "punk" eindeutig für rebellisch. Wobei verrückt und Tempo auch sehr gut passen. ;D
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lomax am 15. März 2010, 23:12:58
Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 21:57:04Ich würde beim Eisbären die Lippen als problematisch beim Nachahmen menschlicher Laute sehen.
Nun, die Lautsprecher an meinem Fernseher haben auch keine Lippen, geben menschliche Laute allerdings recht passabel wieder ;D

... will sagen, ich kann mir eine Menge (biologische) Konstruktionsprinzipien vorstellen, die menschliche Laute und menschliche Intelligenz erzeugen können und die problemlos in einem Eisbärenkörper Platz fänden. Wie blödsinnig und unwahrscheinlich die im Einzelfall sind, ist dann schon keine physikalische Frage mehr.
  Na ja, abgesehen davon würde ich solche Fragen ohnehin immer dramaturgisch, nicht technisch werten: Stimmig ist etwas, wenn es im Text hergeleitet wird, nicht, wenn es naturwissenschaftlich korrekt ist. Wenn also die Figur vor einem Problem steht und plötzlich kennt sie einen bis dahin nie erwähnten Zauber, der genau dieses Problem beseitigt, dann würde ich das als schlecht bezeichnen. Wenn allerdings eine Figur immer wieder einen Zauber benutzt, und dann bei einem Problem genau den Kniff entdeckt, mit dem sie den lange eingeführten Zauber zur Problemnutzung verwenden kann, dann ist das gut.
  Da werden dann zwar vielleicht die Gesetze der Physik gebrochen, aber nicht die Gesetze der Dramaturgie - die Story bleibt im Rahmen ihrer selbstgesetzten Prämissen folgerichtig.
Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 21:57:04Wie definiert ihr eigentlich das "punk" in Steampunk? Für mich hat es ja immer etwas treibendes, verrücktes, außerhalb der Norm.
Das ist eine gute Frage, auf die ich eigentlich eine Antwort wissen sollte. Denn immerhin habe ich selbst mal über den Roman, bei dem ich die Einschätzung als "Steampunk" als unpassend empfand, gesagt, dass es im Grunde "Cyberpunk" ist. Was ja eigentlich impliziert, dass ich den "Steam" als unpassend empfinde, aber nicht den "Punk".
  Aber tatsächlich habe ich mir noch nie Gedanken über die Definition und die Trennung der Bestandteile gemacht, darüber, ob "Steampunk" und "Cyberpunk" tatsächlich eine Schnittmenge von übereinstimmenden Eigenschaften haben, die den "Punk" ausmacht.
  Für mich waren es immer zwei unterschiedliche Subgenres, bei denen ich eher anhand des Vergleichs mit "typischen Vertretern" entscheiden würde, ob eine Geschichte eher dazugehört oder nicht - und wo ich die Begriffe auch nicht lexikalisch noch mal unterscheiden würde. Steampunk ist für mich also nicht "Steam" und "Punk", sondern alle Geschichten, die sich irgendwie so ähnlich wie allgemein als "Steampunk" eingeordnete Leitromane "anfühlen".
  Genrebegriffe sind ja immer nur Konvention. Und Konventionen haben gemeinsam, dass sich zwar meist jemand etwas gedacht hat, als sie geprägt wurden - dass diese Gedanken aber nicht zwangsläufig stimmig waren und es sich selten lohnt, über einen "tieferen Sinn" zu grübeln. ;)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lila am 16. März 2010, 00:29:36
Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 21:34:02Sorry, es klang, als würdest du Dunkle Materie ernsthaft als physikalische Begründung für die Wunderdinge in Dark Materials sehen und Magie in Steampunkromanen allgemein ablehnen.

Wow, nein...! Ich habe doch keine Ahnung von Physik. :psssst:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lord Zahnstocher am 24. März 2010, 19:20:23
Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 21:57:04
Ich würde beim Eisbären die Lippen als problematisch beim Nachahmen menschlicher Laute sehen.

Zitat von: Lomax am 15. März 2010, 23:12:58
Nun, die Lautsprecher an meinem Fernseher haben auch keine Lippen, geben menschliche Laute allerdings recht passabel wieder ;D

... will sagen, ich kann mir eine Menge (biologische) Konstruktionsprinzipien vorstellen, die menschliche Laute und menschliche Intelligenz erzeugen können und die problemlos in einem Eisbärenkörper Platz fänden. Wie blödsinnig und unwahrscheinlich die im Einzelfall sind, ist dann schon keine physikalische Frage mehr.

ich will nicht sarkastisch rüberkommen, aber es ist schon komisch worum sich die Leute hier Gedanken machen.

Jetzt mal ehrlich, ihr bemängelt hier die Logik der Weltenkonstruktion, aber nehmt einen epischen High Fantasy Plot, in dem eine einzige Person die ganze WELT rettet, als quasi selbstverständlich hin?

wahrscheinlich haben die ersten Fantasy Autoren dahmals angefangen Magie zu benutzen, um sich  keine Begründungen für unrealistische Dinge ausdenken zu müssen, die auf unserer Welt überhaupt nicht möglich sind.

Aber wo wir schonmal dabei sind, habe ich auch eine Frage zu einem ähnlichen Thema: Gibt es eine logische Erklärung für die Körper von Zentauren?

LG
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Rika am 24. März 2010, 19:34:20
Zitat von: Maria am 12. März 2010, 19:46:24
ZitatKennt jemand von euch die hier unter "literature" gelisteten Bücher?
    http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_steampunk_works
Inzwischen habe ich das Unnatural History vom Jonathan Green aus der Pax Brittania Reihe gelesen. Ich denke daraufhin auch nochmal definitiv, daß sich Steampunk leichter zeigen als beschreiben läßt. Es kommt hier zwar schon auch definitiv rüber, z.B. in der beschrieben Technik & Wissenschaft, aber das was für mihc davon hängen blieb ist mehr der Eindruck von alt-mit-neu gemischt als primär "Dampf". (Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, daß Dampf auch durchaus direkt erwähnt wurde.)
Hinzu kommt auch ein sich ewas Viktorianisch anfühlender Gesellschaftshintergrund.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: gbwolf am 24. März 2010, 20:09:06
Zitat von: Alex am 24. März 2010, 19:20:23
ich will nicht sarkastisch rüberkommen, aber es ist schon komisch worum sich die Leute hier Gedanken machen.

Jetzt mal ehrlich, ihr bemängelt hier die Logik der Weltenkonstruktion, aber nehmt einen epischen High Fantasy Plot, in dem eine einzige Person die ganze WELT rettet, als quasi selbstverständlich hin?
In diesem Thread nehmen wir es hin, weil es nicht Thema des Threads ist. Es geht darum, was zu einer in sich logischen und glaubwürdigen Steampunkwelt gehört. Wir haben uns jetzt vielleicht ein bisschen lang an einem Romanbeispiel zum Genre aufgehängt und haben das dann auch nicht weiter verfolgt, aber noch eine Diskussion über Standardplots dranzuhängen, wäre ein bisschen weit weg vom Thema, finde ich.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Joscha am 24. März 2010, 20:17:52
Zitat von: Alex am 24. März 2010, 19:20:23
Jetzt mal ehrlich, ihr bemängelt hier die Logik der Weltenkonstruktion, aber nehmt einen epischen High Fantasy Plot, in dem eine einzige Person die ganze WELT rettet, als quasi selbstverständlich hin?

Nein, das nehme ich nicht selbstverständlich hin ;) Ich mag keine Weltrettungsromane (ein paar natürlich ausgenommen, z.B. Tolkien).

Außerdem hängt es immer davon ab, was für einen Anspruch man an eine Welt hat. In einer klassischen High-Fantasy-Welt wird üblicherweise sehr viel mit Magie erklärt. Magie muss nicht naturwissenschaftlich sein, aber sie muss logisch sein. Wenn es sich mit dem Modell der Magie, das für den Plot gewählt wurde, logisch erklären lässt, dass eine einzige Person durch irgendetwas die ganze Welt retten kann, dann ist das für mich akzeptabel.

Ist die Welt dagegen nach realistischen Grundsätzen aufgebaut, und Magie spielt nur eine untergeordnete Rolle in ihr, wirkt es dagegen häufig konstruiert, wenn ungewöhnliche Dinge einfach mit "ist so, weil es magisch ist" erklärt werden. Zumindest eine kurze Beschreibung, wie sich dieser Sachverhalt magisch erklären lässt, sollte vorhanden sein.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lomax am 25. März 2010, 13:28:40
Zitat von: Alex am 24. März 2010, 19:20:23Jetzt mal ehrlich, ihr bemängelt hier die Logik der Weltenkonstruktion, aber nehmt einen epischen High Fantasy Plot, in dem eine einzige Person die ganze WELT rettet, als quasi selbstverständlich hin?
Nun ja, über das Thema muss man eigentlich nicht mehr diskutieren - da habe ich im Laufe der Jahre schon so viele Diskussionen und Artikel gelesen, die sich darüber lustig machen. Dass Leute beispielsweise keine Probleme haben, sich vorzustellen, wenn Orks und Zauberer rumlaufen - dann aber einen Riesenaufstand veranstalten, wenn der Ork eine historisch unkorrekte Rüstung trägt. ;D
  Ich denke mal, die "Unwahrscheinlichkeiten", die akzeptiert werden, fallen unter "Genrekonventionen". Und das Aufregen über Kleinigkeiten betrifft dann entweder Verstöße gegen die innere Logik eines Settings ... oder es ist schlichtweg typisches Nerdverhalten :snicker:
  Das gibts übrigens auch anderswo. In historischen Romanen beispielsweise werden selbst die dünnsten Annahmen und Spekulationen akzeptiert, solange sie nur den gängigen Konventionen darüber entsprechen, wie es "damals" so gewesen ist. Aber wagt ein Autor eine Spekulation abseits des historizistischen Mainstreams oder macht einen (vermutlichen) Fehler in einem belanglosen Detail der Staffage, können sich die Fans endlos darüber aufregen.
Das gehört also wohl irgendwie dazu ...
Zitat von: Alex am 24. März 2010, 19:20:23Gibt es eine logische Erklärung für die Körper von Zentauren?
Keine Ahnung. Ich habe nun schon mehrfach irgendwo gelesen, dass Zentauren nicht "funktionieren", beispielsweise in Bezug auf die Sauerstoffversorgung. So besonders überzeugend fand ich die Einwände allerdings nicht, da sie eigentlich allesamt auch Prämissen über das Innenleben dieser Geschöpfe voraussetzten, die m.E. nach nicht zwangsläufig aus der äußeren Erscheinung ableitbar sind.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Schreinhüter am 07. April 2010, 17:04:54
Hey ihr Lieben,

ich wollte einmal zurück zu der Ausgangsfrage kommen, wie ich Steampunk definieren würde und welche Elemente für mich unbedingt vorkommen müssen. Da ich mich derzeit selbst, mit recht interessanten Schritten, an einem Roman in diesem Genre versuche und mich auch sonst sehr intensiv (Werbung erlaubt? siehe www.clockworker.de) mit dem Thema auseinandersetze, würde ich einige wichtige Dinge unbedingt stets mit einbeziehen.
Natürlich dampft es, Kohle muss her, weißer und schwarzer Rauch. Das bedeutet Transportwesen, in welchem Maße auch immer, ob nun nur auf dem Boden mit dem Dampfe, oder aber, wenn es auch zu konstruieren sicher schwer ist, per Dampf in der Luft. Der Mensch ist noch voller edler Ideale und sieht sich durch den rasanten Fortschritt hin und her gerissen. Naturflüchte werden wieder zum Thema und der Spiritualismus greift wie eine Krankheit um sich, jedenfalls sehen das die korrupten Ämter so, die eigentlich nur ihren Lebensabend in ihrer Gutbürgerwohnung im Art Nouvea-sessel beim Brandy genießen wollen. Doch fürchten sie sich auch vor den Wilden, den unbekannten, neuen Tieren. In ihren Träumen fiebern sie nach Erkundungsreisen von den düsteren Gestalten des Urwalds und erwachen neben der sie betrügenden Gattin, die mit den technischen Spielereien des Hofmaschinisten schon finstere Mordpläne schmiedet. Der Krieg hält Einzug, er wird grausamer, doch noch sind wir nicht an der Schwelle zum sogenannten "Dieselpunk", welcher wohl den Anbruch des Ersten Weltkrieges und fortführend einrahmt.
Magie, wie erwähnt, kommt in dem Subgenre Steamfantasy vor, welches ich derzeit noch beim Schreiben versuche zu vermeiden. Chemikalien, Elektrische Drähte und Zahnradmechanismen sei Dank ist dort viel Spielraum und das Tollste ist eigentlich, dass man mit ein wenig Recherche und einer guten Vorstellungskraft in diesem Genre nachvollziehbare, aber unheimliche und vor allen Dingen übernatürlich erscheinende Dinge erschaffen kann. Ich komme wahrscheinlich jedoch nicht drumherum in meinem ersten Versuch eine Prise magischer Natur zu verwenden. Nunja, vielleicht finde ich dort noch eine Lösung.
Literatur, die ich empfehlen kann, ist natürlich der Großmeister Jules Verne, welcher jedoch nicht Steampunk ist, denn das -punk sagt  ja schon, dass man die Zeit alterniert und rückwärts betrachtend neu kontextualisiert. Darüber hinaus sind Scott Westerfeld mit seinem Roman Leviathan, der übrigens ausgezeichnet von Keith Thompson illustriert wurde, und Cherie Priest mit Boneshaker, meine aktuellen Lieblinge. Westerfeld versucht sich an einem historischen Setting mit einer einschlagenden Änderung am ersten Weltkrieg und Priest nimmt ebenfalls ein historisches Ereignis an der Westküste der USA, um mit Steampunk zu experimentieren.

Für mich, als langjährigen Freund dieses Feldes, muss es kupfern glänzen, aus angelaufenem Messing sein und sich im Verbund mit seinen gezahnten Kollegen drehen und winden, angetrieben von ehrlichem, flackernden Kohlefeuer und ner Menge Platz für alle möglichen Themen. Von Soziodrama, über Krimi und Fantasyepos, alles ist mit Steampunk denkbar und in einer Art, wie ich sie einfach nur begeistert weitertragen will.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Smaragd am 18. Juli 2010, 15:26:05
*ausgrab* Noch vorgestern hätte ich ja gesagt: Steampunk? Steamfantasy? Ich doch nicht, da kenne ich mich ja gar nicht aus... Gestern kamen dann neue Ideen, vermischt mit alten Ideen und plötzlich habe ich eine neue Welt für Steamfantasy, die irgendwie auch episch angehaucht ist. Sie war mal technisch relativ weit (ca. 1950, so wie ich mir das in etwa vorstelle) und dann gab`s den großen Knall bzw. die Menschen haben mit ihren vernichtenden Waffen die Naturgeister und die meisten Götter verärgert. Jetzt werden die Menschen von einer anderen Spezies beherrscht, die auf einigen Gebieten technisch ganz gut ist - Edelsteinschleiferei, die typische Dampfeisenbahn, medizinisches Wissen - aber auf anderen Gebieten Fortschritt aber auch ganz bewusst unterdrückt, damit es nicht nochmal zu so einer Katastrophe kommt. Schwarzpulver zum Beispiel ist den Menschen nicht mehr bekannt. Ich hoffe, das kaschiert, dass ich von Technologie wirklich keine Ahnung habe.

Auch bei Steamfantasy ist das Einzige, was mir gerade einfällt, His Dark Materials. Ich weiß nicht, ob ich da sonst überhaupt irgendwas kenne :hmmm: Irgendwie führt dieses Steampunk/Steamfantasy ein ziemliches Schattendasein, oder? Bisher wurden hier hauptsächlich Mangas und Filme erwähnt, kaum Bücher.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Schreinhüter am 18. Juli 2010, 18:21:32
Hallo Smaragd,

ja, das Steampunk-genre ist schon noch recht im Schatten gelegen, aber es gelobt Besserung  ;)
Das deine Welt sich einmal zum Zustand 1950 entwickelt hat, würde sie ein wenig Richtung "Dieselpunk" verschieben, ebenfalls ein Schubladengenre, und was für eines. Da du aber sagst, dass die Technologie unterdrückt wird, ist es natürlich nur noch basierend auf Dampfmaschinen etc. und daher Steampunk. Was jedoch auch wichtig ist für das Genre: Das Wissen über die Technologie - vielleicht kannst du dir ja da noch ein wenig aneignen? Aber fest steht wiederum - je mehr Fantasy, desto weniger fundiert müssen die Dinge sein.

Hier eine (mit Recherche bei deutschen Liferanten von mir übersetzte) Liste von lesenswerten Romanen, entlehnt einem Artikel auf www.sflare.com:

Die Differenzmaschine von William Gibson & Bruce Sterling
Der Bund der Alchemisten (Band 1-4) von J. Gregory Keyes
Die Tore zu Anubis Reich von Tim Powers
A Nomad of the Time Streams von Michael Moorcock (nur englisch)
The Peshawar Lancers von S.M. Stirling (englisch)
Perdido Street Station (Die Falter + Die Weber) von China Miéville
His Dark Materials Trilogie von Philip Pullman
Morlock Night von K. W. Jeter
The Diamond Age von Neal Stephenson
Clockwork Heart von Dru Pagliassotti

Bereits von mir erwähnt, aber einen festen Platz in der Liste:

Leviathan von Scott Westerfeld
Boneshaker von Cherie M. Priest

Bald wird erscheinen:

Der Rosenbaum-Golem von Gerd Scherm in der Anthologie "Von Feuer und Dampf"

Weitere Empfehlungen:

Die Glasbücher der Traumfresser von Gordon Dahlquist
The Windup Girl von Paolo Bacigalupi
Die Stadt der Regenfresser: Chroniken der Weltensucher von Thomas Thiemeyer
Die Magier von Montparnasse von Oliver Plaschka

Ich hoffe einmal eine gute Auflistung gemacht zu haben, einige Namen sind ja schon bekannt. Durchaus empfehle ich das Eigenstudium im Internet, oder den entsprechenden Kreisen, um einen Eindruck zu bekommen, was die Anforderungen an das Genre sind, welches sich selbst gerade erst noch finden muss im deutschsprachigen Raum.

Wenn du sagst, es gibt kein Schwarzpulver, nutzen die Menschen dann Waffen auf Dampfdruckbasis (weit verbreitet im Steampunk)? Du musst immer ein wenig aufpassen, welche Komponente du aus deiner technologischen Welt entfernst, weil vieles sinnvoll aufeinander aufbaut. Aber mit ein wenig Fantasy, und das ist ja eben das schöne am Steampunk, kann man alles erklären  ;)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Smaragd am 18. Juli 2010, 21:14:24
Dieselpunk? Himmel, nein, meine Naturgeister würden im Dreieck springen. Seit die Menschen in einem Weltkrieg mit ABC-Waffen um sich geworfen haben, gibt es zwei Prämissen, auf die sich die technische Entwicklung gründet: Keine Langstreckenwaffen/Schwarzpulverwaffen (die Bewaffnung ist also mittelalterlich-antik) und kein Raubbau an der Natur/Gefährung derselben. Diesel scheidet allein schon der Abgase wegen aus. Deswegen war ich auch auf Dampf als Energiequelle gekommen - das ist doch völlig umweltfreundlich, oder?

Yep, über Technologie werde ich vieles nachlesen müssen. Wart`s ab, ich werde hier noch verzweifelte Fragen stellen, wenn eigene Recherche mich nicht weiterbringt. Letztlich soll die Technologie zwar nach bisherigem Stand keine tragende Rolle spielen, aber ich will schon wissen, was für meine Leute möglich ist und was nicht. Mir ist ja klar, dass vieles aufeinander aufbaut, ich weiß nur nicht, was worauf. ;)

Vielen Dank jedenfalls für die Liste, nach den Titeln werde ich mal die Augen offen halten!
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Schreinhüter am 19. Juli 2010, 03:14:04
Leider ist ja gerade Dampf keine saubere Umweltquelle, denn man muss dafür Wasser erhitzen und dies wurde mit großen Mengen Kohle bewerkstelligt. Man nennt noch heute den Beginn der Industrialisierung ebenfalls den Beginn des Klimawandels - dem ich vielleicht nicht blindlings zustimmen würde. Kohleruß, nunja, das ist ein fester Bestandteil von Steampunk.
Jedenfalls müsstest du dir eine andere Methode, vielleicht eine fantasiereiche, erdenken, wie du das Wasser dazu bekommst zu verdampfen und Kolben in Bewegung zu versetzen.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Smaragd am 19. Juli 2010, 07:22:02
Ups :-[ Kann man irgendwas mit Licht anstellen? Es gibt doch dieses Modell - von dem ich nicht mehr weiß, wie es heißt - das aussieht wie eine kleine Windmühle, nur sind die Flügel auf der einen Seite schwarz und auf der anderen weiß. Wenn Sonne drauffällt, bewegen sie sich. Funktioniert zwar nur bei Sonneneinstrahlung, aber das wäre ja schon mal etwas.

Zur Not habe ich Feuermagier. Vielleicht können die eine bestimmte (Halb-)Edelsteinart dauerhaft mit Hitze aufladen. Es wäre mir aber eigentlich lieber, eine "echte" Energiequelle zu finden. *seufz* Recherche, ich komme!
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lavendel am 19. Juli 2010, 07:28:07
Zitat von: Schreinhüter am 19. Juli 2010, 03:14:04
Leider ist ja gerade Dampf keine saubere Umweltquelle, denn man muss dafür Wasser erhitzen und dies wurde mit großen Mengen Kohle bewerkstelligt. Man nennt noch heute den Beginn der Industrialisierung ebenfalls den Beginn des Klimawandels - dem ich vielleicht nicht blindlings zustimmen würde.
Man könnte es den Beginn der Entwicklung nennen, die zum Klimawandel führt. Ich habe keine Zahlen im Kopf, aber der pro Kopf Verbrauch an Kohle steigt schon über die letzten Jahrzehte des 18. Jahrhunderts rasant an. Und wenn man wissen will, wie sauber die Verbrennung von Kohle ist, sollte man sich nur mal vor Augen führen, dass man im 19. Jahrhundert in London angeblich nicht mit einem weißen Schal in die Oper gehen konnte, weil der grau war, bevor man ankam. Der Ruß setzt sich überall fest. Man hatte damals nicht umsonst diese hässlichen Rüschenmosterdecken über jedem Beisstelltischchen und auf jeder Kommode. Die konnte man waschen, und sie schützten die Möbel vor diem Ruß. Übrigens heißt ist nicht von ungefähr, es sei in London immer nebelig. Damals war es so, und an feuchtwarmen Tagen hat dieser 'Nebel' nicht ganz wenige Leute mit dem Erstickungstod beglückt.
Davon abgesehen ist der Kohleabbau ein schwerwiegender Eingriff in die Natur. Die Landschaft wird ja auf großen Flächen einfach plattgemacht. Bilder vom Tagebau sind wirklich eine trostlose Angelegenheit.
Also vom Dreckschleuderfaktor her ist Kohle wahrscheinlich noch schlimmer als Diesel ;).
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lavendel am 19. Juli 2010, 07:29:00
Zitat von: Smaragd am 19. Juli 2010, 07:22:02
Ups :-[ Kann man irgendwas mit Licht anstellen? Es gibt doch dieses Modell - von dem ich nicht mehr weiß, wie es heißt - das aussieht wie eine kleine Windmühle, nur sind die Flügel auf der einen Seite schwarz und auf der anderen weiß. Wenn Sonne drauffällt, bewegen sie sich. Funktioniert zwar nur bei Sonneneinstrahlung, aber das wäre ja schon mal etwas.

Zur Not habe ich Feuermagier. Vielleicht können die eine bestimmte (Halb-)Edelsteinart dauerhaft mit Hitze aufladen. Es wäre mir aber eigentlich lieber, eine "echte" Energiequelle zu finden. *seufz* Recherche, ich komme!

Das kannst du ja machen, aber ich fürchte, dann ist es kein Steamfantasy mehr ;).
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Smaragd am 19. Juli 2010, 07:50:22
Wohl wahr - aber das Genre ist mir eigentlich egal. ;) Vielleicht stelle ich etwas mit Photosynthese an. Jedenfalls mit Lichtenergie, das scheint mir vorerst am Sinnvollsten zu sein.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: FeeamPC am 20. Juli 2010, 09:06:35
Windenegie gehört zu den ältesten Naturenergien, die die Menscheit erfolgreich genutzt hat, Wasserkraft ebenfalls. Aus beiden läßt sich sowohl mechanische Kraft als auch Strom gewinnen.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Schreinhüter am 20. Juli 2010, 09:39:52
Das Problem bei Windernergie, die ich sehr wohl als eine reichhaltige Quelle derer erachte, ist wohl, dass Smaragd z.B größere Mechanismen wie eine Bahn angesprochen hat. Die Speicherung der Energie aus den gesunden Quellen könnte sie jedoch in Speichermedien lagern und nutzen lassen. Die Maschinen, die diese Energie jedoch in Bewegung umsetzen sind überaus komplex und fortgeschritten, da bewegen wir uns auch schon mit Diesel! (-motoren) weit weg von der Überschrift dieses Threads.

ZitatWohl wahr - aber das Genre ist mir eigentlich egal.
?

Ebenfalls wäre Strom für manche Genreliebhaber schon zu weit fortgeschritten, wenn er größere Anwendung in Maschinen fände, aber wir reden hier ja von Steamfantasy - einem breiten Feld.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Kati am 30. August 2010, 19:56:09
Ich grabe den Thread mal wieder aus, denn: Leute, ich glaube fast Steampunk ist im Kommen. Damit meine ich jetzt natürlich nicht Ju Honisch oder Oliver Plaschka, die, soviel ich weiß, an den Bestsellerlisten vorbeigegangen sind, obwohl ich beide sehr mag. (Dabei habe ich von Ju Honisch bisher bloß ein paar Seiten gelesen...und schon bin ich fasziniert...)

Ich weiß nicht, ob ich es gut oder schlecht finde, aber Cassandra Clare, die Autorin der Chroniken der Unterwelt, schreibt an einer Steampunk-Trilogie und ich bin mir sicher, dass sie damit einen ziemlichen Erfolg einfahren wird. Die Auswirkungen sind jetzt schon zu spüren: Ich sehe immer mehr Steampunk oder Steamfantasy in den Regalen auftauchen, nicht nur von Autoren, denen das Genre wirklich am Herzen liegt, sondern auch von den üblichen Verdächtigen aus dem Urban Fantasy Bereich, die bisher auf den Vampir/Werwolf/Engel-Wellen mitgeritten sind. Katie McAllister zum Beispiel veröffentlicht in den USA bald "Steamed: A Steampunk Romance", wo der Titel schon alles sagt... ;D

Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich das gut finde. Ich meine, klar, ich freue mich, dass ich bald noch mehr Steampunk lesen kann, aber andererseits... :-\ Ich denke da nur mal an die vielen seichten Vampirromane. Für sowas finde ich das Genre irgendwie zu Schade...
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Moa-Bella am 30. August 2010, 20:04:21
Zitat von: Kati am 30. August 2010, 19:56:09
Ich grabe den Thread mal wieder aus, denn: Leute, ich glaube fast Steampunk ist im Kommen. Damit meine ich jetzt natürlich nicht Ju Honisch oder Oliver Plaschka, die, soviel ich weiß, an den Bestsellerlisten vorbeigegangen sind, obwohl ich beide sehr mag. (Dabei habe ich von Ju Honisch bisher bloß ein paar Seiten gelesen...und schon bin ich fasziniert...)

Ich weiß nicht, ob ich es gut oder schlecht finde, aber Cassandra Clare, die Autorin der Chroniken der Unterwelt, schreibt an einer Steampunk-Trilogie und ich bin mir sicher, dass sie damit einen ziemlichen Erfolg einfahren wird. Die Auswirkungen sind jetzt schon zu spüren: Ich sehe immer mehr Steampunk oder Steamfantasy in den Regalen auftauchen, nicht nur von Autoren, denen das Genre wirklich am Herzen liegt, sondern auch von den üblichen Verdächtigen aus dem Urban Fantasy Bereich, die bisher auf den Vampir/Werwolf/Engel-Wellen mitgeritten sind. Katie McAllister zum Beispiel veröffentlicht in den USA bald "Steamed: A Steampunk Romance", wo der Titel schon alles sagt... ;D

Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich das gut finde. Ich meine, klar, ich freue mich, dass ich bald noch mehr Steampunk lesen kann, aber andererseits... :-\ Ich denke da nur mal an die vielen seichten Vampirromane. Für sowas finde ich das Genre irgendwie zu Schade...

Hm, schwieriges Thema. Wäre schon schade um das Genre, aber das heißt ja nicht sofort, dass die guten Steampunkromane keine Chance mehr haben, vielleicht noch eher als vorher. Andererseits könnten sie dann wie die Vampirromane irgendwann wieder aus der Mode sein. Schlechte Bücher gibt es aber leider immer. Allerdings lese ich aus dem Grund ungern Krimis, weil es davon viel zu viele gibt, naja, nicht nur deswegen. Einerseits kann es gut, andererseits aber auch vernichtend für das Genre sein, aber es gibt viele Arten von Bekanntheit.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Schreinhüter am 30. August 2010, 20:13:05
Katis Beobachtungen sind absolut richtig - Steampunk ist im Kommen. Langsamer als so manche Welle zuvor, aber dafür mit ständig wachsender Grundlage und Fanbasis. Jedesmal, wenn in einem Film steamische Elemente verwendet werden stoßen mehr Freunde des rollenden Zahnrads auf die Schublade Steampunk und wollen daran teilnehmen. In den USA gibt es riesige Conventions, Steampunk ist bei den "do-it-yourself"-Freunden ganz groß im Kommen, denn jedes bekannte Thema lässt sich steamen, also in das Dampfgenre versetzen. Es ist ein Spiel mit den Regeln und ein unerschöpftes Feld, natürlich wollen viele auf den Zug aufspringen, um ihren Teil vom Kuchen abzubekommen.
Traurig ist das natürlich für Fans wie mich, die ihr Herz schon immer mit der Industrialisierung nährten, aber so wird auch die Grundlage für weitere Dinge lukrativer. Kleinere Bands werden aus dem Schatten ihres Schaffens hervorgeholt, ihre Musik, jetzt besonders angesagt, findet Abnehmer - es wird also wieder diverser auf dem Musikmarkt. Auch Filme und Kostüme nehmen zu, wobei letzteres und auch das Zubehör nicht von der Stange gekauft wird, wenn man richtiger Steampunk ist. Hier wird selbst Hand angelegt, gerade deswegen steht man ja so auf die Zeit. (Gilt natürlich nicht für Leute mit zwei linken Händen, aber das ist ein anderes Thema)
Steampunk selbst teilt sich, Dieselpunk, Gaslight etc. entwickeln sich. Ganz neue Subgenres kommen hervor, es bleibt nicht stehen. Auch wird meiner Meinung nach bei dem sehr anspruchsvollen deutschen Publikum schnell fest stehen, welches Buch vom Mainstream etwas taugt und welches man getrost zum Tischbein balancieren benutzen kann. Denn wie ich es empfinde, ist die Szene in Deutschland besonders kritisch.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Kati am 02. April 2012, 23:21:41
Ich finde, es ist Zeit, den Thread nochmal rauszukramen. Seit der letzten Antwort ist über ein Jahr vergangen und nicht nur sind viele neue interessante Steampunkromane auf dem Markt erschienen, auch schreiben jetzt, wie es mir scheint, viel mehr Mitglieder hier in dem Genre. Ich denke, durch die größere Bekanntheit des Genres haben auch einige hier ihre Meinung zu dem Thema geändert. Bei mir war es jedenfalls so.

Ich war früher der Meinung, für Steampunk reicht es, ein paar hübsche technische Gimmicks drin zu haben, den Rest auf viktorianische Ästhetik aufzubauen und zack fertig. Mit dieser Einstellung, die zumindest für mich nicht (mehr?) funktioniert, habe ich meinen ersten Steampunkroman richtig an die Wand gefahren. Ich finde jetzt, dass vorhandene Technik beschrieben werden sollte und möchte auch als Leser wissen, wie die Dinge funktionieren, mit denen die Figuren hantieren. "Ist halt so" reicht mir nicht mehr. Auch finde ich, dass es noch lange nicht Steampunk ist, wenn ein paar Luftschiffe den Himmel kreuzen und die eigentliche Handlung auch in einem normalen historischen Setting abgehandelt werden könnte.

Hat sich auch bei euch die Meinung zu dem Thema geändert? Und was haltet ihr von den "neuen" Steampunkromanen, die jetzt auch bei größeren Verlagen auf dem Markt sind?
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Angela am 03. April 2012, 01:32:31
Sehr gute Frage und ich bin ebenfalls gespannt auf eure Meinungen.
Ich habe in den letzten Monaten so einige Bücher gelesen, die von meiner Bücherei als Steampunk einsortiert werden.
Und die sind so unterschiedlich wie sonst was.
Von eher Westernsetting mit alternativem Geschichtsverlauf und ein wenig Luftschiffdeko (Cherie Priest) bis zu wildem Vampir/Werwolf/Geister/Mumienmix gepaart mit jede Menge Romantik, Zeppelin und Spezialfernmeldesystem (Gail Carriger, die aus der wissenschaftlichen Ecke kommt und sehr unterhaltsam schreibt).
Wird die Technik erklärt? Mal mehr, mal weniger, mal überhaupt nicht. (Muss es für mich auch nicht, wobei die Sachen zumindest halbwegs machbar und technisch vorstellbar sein sollten.)


Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Steffi am 03. April 2012, 07:50:49
Was ich interessant finde - ich war bei uns am Wochenende in der Meyerschen, die hier eine recht große Fantasyabteilung hat. Und neben den üblichen Tischen für Romantasy und Vampire gab es auch einen zwar kleinen aber immerhin eigenen Tisch nur für Steampunk. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, es hat mich aber sehr gefreut.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Lavendel am 03. April 2012, 08:01:29
Ja, diese Tische soll es wohl mancherorts geben. Bei uns habe ich sie noch nicht gesehen, aber das ändert ja auch nichts daran, dass das Genre nicht läuft, bzw. nicht eingekauft wird.

Zitat von: Angela am 03. April 2012, 01:32:31
Sehr gute Frage und ich bin ebenfalls gespannt auf eure Meinungen.
Ich habe in den letzten Monaten so einige Bücher gelesen, die von meiner Bücherei als Steampunk einsortiert werden.
Und die sind so unterschiedlich wie sonst was.
Von eher Westernsetting mit alternativem Geschichtsverlauf und ein wenig Luftschiffdeko (Cherie Priest) bis zu wildem Vampir/Werwolf/Geister/Mumienmix gepaart mit jede Menge Romantik, Zeppelin und Spezialfernmeldesystem (Gail Carriger, die aus der wissenschaftlichen Ecke kommt und sehr unterhaltsam schreibt).
Wird die Technik erklärt? Mal mehr, mal weniger, mal überhaupt nicht. (Muss es für mich auch nicht, wobei die Sachen zumindest halbwegs machbar und technisch vorstellbar sein sollten.)
Ich glaube ja, dass du da auch das Problem ansprichst, wegwegen das ganze Subgenre nicht so richtig läuft. Man weiß nie so recht, was für eine Geschichte man nun kauft. Das Steampunk-Flair und die Ästhetik gefällt glaube ich vielen, aber die Bücher, die so auf dem Markt sind, sind halt doch sehr unterschiedlich - an sich gut, es ist für jeden was dabei. Abenteuergeschichten, Romanzen, Konzepte die enger an der SF sind und welche, die sich eher an den Strukturen klassischer Fantasy orientieren. Und das liegt eben alles auf dem gleichen Tisch. Wenn man einen Roman erwischt, der einem nicht so gefällt, weil er zum Beispiel zu viel Abenteuer und zu wenig Romanze hat, dann liegt es für einen Kunden nach der Erwartungssicherheit, die er über lange Zeit nur durch das Betrachten eines Covers entwickeln konnte, nahe zu glauben, dass alle Steampunk-Roman mehr oder weniger so funktionieren und demnach nicht ins "Beuteschema" passen.
Ich glaube ja, wenn man da klarer differenziert hätte, wäre es schon besser gelaufen. Jungs zwischen 15 und 25 wollen sehr wahrscheinlich nicht plötzlich eine Romanze in den Händen halten und Mädchen im gleichen Alter haben in der Mehrheit vermutlich weniger Lust, einen mit technischen Details gespickten Abenteuerroman zu lesen. Und richtig toll wäre es wahrscheinlich dann gegangen, wenn man mal daran gedacht hätte, dass sich das Genre zumindest z.T. im Flair der Epoche der richtig großen Liebesgeschichten bewegt. Da man ja eh alles, was irgendwie viktorianisch und Dampf hat in einen Topf geschmissen hat, in dem angeblich Steampunk drin ist: Gut aufgemachten Gaslichtfantasy-Romantik Kram mit Gothik-Novel-Touch hätten sicher eine Menge Mädchen mehr gekauft. Ich jedenfalls. ::)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Snöblumma am 03. April 2012, 09:21:12
Nachdem ich mich durch diesen lehrreichen Thread gewühlt habe, war mein erster Gedanke: ach ne, nicht schon wieder jedem sein eigenes Subgenre.

Andererseits hat mir Lavendel zu denken gegeben - das Ansprechen des Zielpublikums ist sicherlich einfacher, wenn da, wo Steampunk drauf steht, auch verlässich etwas bestimmtes drin ist.

Ich kannte Steampunk bis letztes Jahr eigentlich eher von den Festivals, als die komischen Leute, die nicht in purer Gothickleidung herumlaufen und auch nicht rein viktorianisch gekleidet sind, sondern dazu noch irgendwelches Bronzeklimbim an ihrer Kleidung befestigen. Ich fand sie zu einem Großteil sehr stilvoll und faszinierend, die Kleidung sehr ästhetisch und meist überaus schick. Ich wusste, dass man sie Steampunker nennt, aber mehr Berührung gab es dazu nicht ;). Als ich dann doch mal danach gegoogelt habe, hat sich mir eine sehr faszinierende Welt aufgetan, und mittlerweile bin ich selbst fast versucht, mich mal an viktorianischer Kleidung mit Bronzeklimbim zu versuchen. Von daher verstehe ich Steampunk auch primär von der ästhetischen Seite, nicht von der technischen - es hat für mich viel mit der viktorianischen Gesellschaft zu tun, braucht eine gewisse Schönheit und dazu die irrsten technischen Beigaben, aber der Fokus liegt für mich auch hier auf der Ästhetik, nicht auf der Funktionsweise. Das Gefühl hatte ich bisher auch bei den Büchern, die ich schon gelesen habe. Dort schien es mir mehr um die Frage zu gehen, ob das viktorianische Gesellschaftsmodell auch bei höher entwickelter Technik (auf anderer Energiebasis als in real) funktionieren würde. Als Grundannahme des Steampunk steht für mich folgende Prämisse:
Technische Hochkultur auf Dampfbasis mit viktorianisch engem Gesellschaftsmodell.
Setze darin alternative Geschichtsverläufe, aufmüpfige Helden und Heldinnen und lasse sie die Welt retten.
Es können gerne Krimielemente vorhanden sein, außerdem ein düsteres Zukunftsszenario und immer irgendwie der Konflikt Individuum-Gesellschaft.

Aber das kann nun mein eigener Eindruck sein, einfach weil ich aus der von Äußerlichkeiten geprägten Festivalecke auf das Genre gestoßen bin und dementsprechend auch die Romane so lese - man sieht, was man sehen will, nicht wahr?

Steamfantasy habe ich ehrlich gesagt vor dem heutigen Tage noch nie gehört, aber man lernt ja nie aus. Das klingt auch spannend, wobei ich aus dem Bauch heraus das Arbeiten mit "Äther" nicht darunter fassen würde. Der Äther war ja tatsächlich mal ein wissenschaftliches Konzept, und dementsprechend gehört auch das eher in die Weiterentwicklung der Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts in eine andere Richtung, finde ich.

Ich  freue mich jedenfalls, dass das Genre immer mehr Beachtung findet, und das von Lavendel angesprochene Problem des Zielpublikums wird sich hoffentlich lösen, ehe das Genre wieder verschwindet.  :bittebittebitte: Als Fan romantischer, viktorianischer Schnulzen ist das nämlich ein perfektes Genre für mich.

Ob ich mich selbst mal daran versuchen werde, weiß ich nicht. Ich hänge derzeit noch zu sehr an meiner High Fantasy, aber ich taste mich voran, und vielleicht kommt mir eines Tages die Idee, auch wenn dann der Boom mal wieder längst vorbei sein wird.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Kati am 03. April 2012, 13:31:13
ZitatIch glaube ja, dass du da auch das Problem ansprichst, wegwegen das ganze Subgenre nicht so richtig läuft. Man weiß nie so recht, was für eine Geschichte man nun kauft. Das Steampunk-Flair und die Ästhetik gefällt glaube ich vielen, aber die Bücher, die so auf dem Markt sind, sind halt doch sehr unterschiedlich - an sich gut, es ist für jeden was dabei

Das Problem ist mir bei uns in der Buchhandlung auch aufgefallen. Wir haben einen Steampunk-Tisch, aber was da alles draufliegt, ist schon grenzwertig. Nicht nur liegt ein Buch wie "Leviathan" von Scott Westerfeld, dass ich als Jugendbuch einordnen würde und in dem kaum Romantik vorkommt, direkt neben "Steamed" von Katie MacAllister. Das geht finde ich schon mal gar nicht. Und wenn dann dort noch Bücher auftauchen, die mit dem Thema rein gar nichts zu tun haben... nee. Ich glaube allerdings, das Problem hat sich gerade daraus entwickelt, dass Steampunk sehr lange ein sehr offenes Genre war. Es gab ja niemals wirklich Richtlinien, da war die klassische High Fantasy viel weiter eingegrenzt. Heute kann man schon Definitionen aufstellen, aber da das Genre zumindest für den Mainstream noch sehr neu ist, kennt die ja nicht jeder. Ich denke, wenn man schonmal mehr aufpassen würde, was man unter Steampunk verkauft, wären wir schon ein ganzes Stück weiter. Jedes Buch, auf dessen Cover ein Luftschiff oder ein Viktorianer abgebildet ist, gleich auf den Steampunktisch zu legen, hilft ja auch nicht, denn vielleicht sind das auch eine Dystopie oder ein viktorianischer Kriminalroman. Und wenn ich eben noch nicht genau weiß, was Steampunk eigentlich ist, nehme ich an, dass die von der Buchhandlung das schon wissen und schon habe ich ein ganz falsches Bild vom Genre.

ZitatWird die Technik erklärt? Mal mehr, mal weniger, mal überhaupt nicht. (Muss es für mich auch nicht, wobei die Sachen zumindest halbwegs machbar und technisch vorstellbar sein sollten.)

Das meinte ich auch.  :versteck: Ich möchte auch nicht seitenweise Abhandlungen darüber lesen, wie etwas nun funktioniert, aber ich finde es muss machbar sein, zumindest, wenn es eine Steampunk-Welt ganz ohne Fantasy ist. Also einfach zu behaupten das geht, wo jeder mit ein bisschen Wissen aus dem Physik-Grundkurs weiß, dass das eben nicht geht, finde ich daneben und das stört mich immer wieder. Und ich möchte eben wissen, was es machen kann. Wenn es nur zur Deko da steht und ich nicht erfahre, wofür es gut ist, finde ich das meistens nicht so gut. Dialoge ala "Das ist eine XXX, mit der kann man schießen." - "Oh, und wie funktioniert die?" - "Weiß ich nicht, die funktioniert halt." finde ich besonders doof. Das ist doch ein klares Eingeständnis des Autors, das es ihm herzlich egal ist. Wieso lässt er den anderen Charakter denn nachfragen, wenn er es doch nicht erklärt.  :d'oh:

Ich glaube, was ich eigentlich meinte mit "Ich möchte wissen, wie es funktioniert" war: "Ich möchte wissen, dass es funktioniert."  :)

ZitatVon daher verstehe ich Steampunk auch primär von der ästhetischen Seite, nicht von der technischen - es hat für mich viel mit der viktorianischen Gesellschaft zu tun, braucht eine gewisse Schönheit und dazu die irrsten technischen Beigaben, aber der Fokus liegt für mich auch hier auf der Ästhetik, nicht auf der Funktionsweise. Das Gefühl hatte ich bisher auch bei den Büchern, die ich schon gelesen habe. Dort schien es mir mehr um die Frage zu gehen, ob das viktorianische Gesellschaftsmodell auch bei höher entwickelter Technik (auf anderer Energiebasis als in real) funktionieren würde.

Dass mit der Ästethik unterschreibe ich gern, die ist unvorstellbar wichtig. Aber ich finde, die Technik ist meist genauso wichtig und nicht bloß eine Beigabe. Wenn die Technik nur fürs Setting da ist und für den Plot unwichtig, warum dann überhaupt Steampunk?
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Zit am 03. April 2012, 13:59:16
Ich weiß nicht, ob ihr das schon kennt: Jess Nevins: It's Time to Rethink Steampunk (Artikel) (http://io9.com/5879231/its-time-to-rethink-steampunk).

Das Genre ist immer noch gummiartig und das macht es schwer, Romane entsprechend zuzuordnen. Und ich weiß nicht, ob man da wirklich die Schuld auf die Buchhändler schieben kann oder nicht auch auf die Verlage, die aber genauso unsicher sind. *Schultern zuckt* Vll. sollte man auch einfach abwarten, was wird, und dann erst Romane schreiben, wenn das Genre seine festen Regeln hat. Vll. sollte Steampunk auch kein Genre an sich sein, sondern eine Zutat ein Setting?
(Ich lese zumindest lieber Abenteuer und Mystery als Romantik oder Krimi und finde vieles, das unter Steampunk läuft, nicht ansprechend.)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Schreinhüter am 03. April 2012, 19:27:39
Zitat von: Kati am 03. April 2012, 13:31:13
Dass mit der Ästethik unterschreibe ich gern, die ist unvorstellbar wichtig. Aber ich finde, die Technik ist meist genauso wichtig und nicht bloß eine Beigabe. Wenn die Technik nur fürs Setting da ist und für den Plot unwichtig, warum dann überhaupt Steampunk?

Da ich als subjektiver Beobachter tief im Genre drin steckte und mich nur die letzten Monate ein wenig zurück gezogen hatte, weil das Genre überflutet wird mit Menschen, die keinen rechten Ton in anderen Foren anschlagen wollen, kann ich hier gerne noch einmal betonen, was in den Debatten der Punker ebenfalls zu mir gedrungen ist. Immerhin diskutieren wir hier aus der recht unsicheren Warte der Leser und Schreiber heraus, dabei ist es eine Macher-Kultur. Und keine kleine. Was die Menschen in der Szene wollen ist nicht zwingend ein Neo-Victorian-Setting spiked with gears, mais non. Das kann ja jeder. Sie wünschen sich soziale Kritik, den Wandel der Gesellschaft. Es soll von innen heraus stattfinden, nachvollziehbar sein, deswegen der Wunsch nach Mechanik. Einen Knopf zu drücken und irgendwo Strom damit in den Zentralrechner zu jagen ist wenig spaßig, weil man irgendwann die Vorgänge nicht nachvollziehen/nachbauen kann. Es kommt zum Punk, der sich ja gegen die Gesellschaft stellt. In seinem Gepäck das Kratzen seiner Lieblingsschellack-Platte, ordentlich Bartwichse und eine gute Auswahl abgehangener Gehröcke. Das Genre ist in Deutschland arg am schwächeln, weil wir hier keine Do-It-Yourself-Kultur führen, wie es in den USA immer mehr der Fall ist. Da geht der Bezug verloren. Deswegen die Konfusion? Romantische Geschichten, Horror-Stories, Episches. Ja, Steampunk ist ein Setting geworden, in das man die üblichen Verdächtigen einbindet und es dann auf den Markt loslässt, kurzzeitig auf einer Welle mit schwimmt. Das hat den Verlagen nichts gebracht. Sie verwirren nur, anstatt Linie zu schaffen. Von dem Grundkonzept der Höflichkeit des Gentlemans, bishin zu dem Willen neues zu Entdecken, Kontinente in Luftschiffen zu erschließen, üble alte prähistorische Kreaturen gefangen zu nehmen, davon wird nichts erwähnt. Das kommt mir vor, als hätte man im Supermarkt böswillig Kirschen, Gurken und Kartoffeln unter Obst einsortiert, weil Obst im Sommer immer gut ankommt. Der Unterschied dazu allerdings ist, dass nie eine Definition von Obst als solches bestand. Steampunk brauchte keine Definition, wird es nicht brauchen. Das ist ewiger Diskussionpunkt unter den Leuten, die es machen. Wir, als Verwerter dieser Kultur, eben im Sinne des Schreibens, kommen nur so weit abzuwarten, ob wieder genug Dampf gemacht wird, oder das nur heiße Luft war. Letzteres wäre für mich schade, aber es gibt ja noch Dieselpunk  ;)
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Churke am 03. April 2012, 20:14:44
Ich für meinen Teil finde Steampunk eigentlich nur interessant, wenn er sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinander setzt. Und da finde ich leider nicht allzu viel. Ich glaube auch, dass diese Epoche im Trend liegt. Globalisierung? Rasantes Wirtschaftswachstum? Terrorismus? Britische Abstiegsängste? Deutscher Größenwahn? Irgendwie alles schon mal da gewesen.  :)  Und in der Tat, man findet in vielen ökonomischen und politischen Foren Vergleiche zwischen damals und heute, die vorhandene oder vermeintliche Parallelen diskutieren.
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 17:32:40
Ich hole diesen Thread wieder mal aus der Versenkung, wenn es für euch i.o. ist  ;)

An euch Steampunk-Profis hätte ich nämlich eine Frage. Mir schwebt da schon länger eine recht lose, noch unverbindliche Idee im Kopf herum. Ich würde gerne irgendwann eine Geschichte schreiben, die so um die Jahrhundertwende (19./20.Jrh., am liebsten um 1910) spielt, also bereits nach der viktorianischen Zeit, was ja schon leicht vom Steampunk abweicht. Und ich würde dann eine bescheidene Dosis "Magie" mit ins Spiel bringen, die wohl ebenso mit Mechanik gekoppelt ist. Schon wieder etwas, was ein bisschen "steampunkig" ist, aber wegen der Magie dann doch nicht so ganz. Naja, es wäre dann so ähnlich wie "Oliver Twist meets Momo" - also entschuldigt, wenn diese Kombi jetzt wirkt wie Marmelade mit Sushi  ::).  Ich meine damit, diese Mischung aus Zeitepoche, Mechanik und märchenhafter Magie. Ach ja, A Christmas Carol würde den angesteuerten Stil auch gut treffen, nur dass da die Mechanik weniger eine Rolle spielt denn mehr die Zeit der Industrialisierung selbst.

Meine konkrete Frage hierbei ist: gibt es ein anderes Genre, das diese Art von Story eher treffen würde? Und was haltet ihr von dieser Idee? Will das jemand lesen?
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Alaun am 20. Dezember 2013, 17:33:57
"Oliver Twist meets Momo" - JA, das will ich lesen! :jau:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Steffi am 20. Dezember 2013, 17:58:44
Ich will das lesen!  ;D

Ich schreibe derzeit eine eBook Serie für einen Kleinverlag, die auch Ende des 19. Jahrhunderts spielt und ein wenig mit Technologien und mystischen Wesen herumexperimentiert. Ich betitele das als "Steamfantasy" oder "Gaslightfantasy".

Im Zweifel, mach's wie Neil Gaiman: wirf alles furchtlos zusammen  ;D
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: RaphaelE am 20. Dezember 2013, 18:46:32
"Oliver Twist meets Momo"... Hört sich gut an! "Momo" - Ich erinnere mich vage an graue Männer und ein Kolloseum. Glaub', ich habe mal, als ich noch klein war, ein paar Episoden im Fernsehen gesehen. :vibes:

:hmmm: Ich weiss nicht, ob ich es schaffen würde, Steampunk zu schreiben. Nächstes Jahr schliesse ich meine Lehre als Konstrukteur ab und werde dann Maschinenbau studieren gehen. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, den ganzen Tag über professionell Stücklisten aufzubauen, Bestellungen aufzugeben, ATEX-konform(Explosionsschutz) zu konstruieren und Zeichnungen zu erstellen und am Abend mich an eine Welt zu setzen, deren Technik so weit entfernt vom heutigen Standart ist. Wenn ich mir die Konstruktionen und ihre (fehlenden!) Sicherheitsmassnahmen, Korrosionsschutzmassnahmen und technischen Lösungen ansehe - *brrr*
Vielleicht habe ich mir während meiner Lehre auch unbemerkt eine unschöne Eitelkeit zugelegt, die sich so zeigt. :schuldig:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: cryphos am 20. Dezember 2013, 20:01:19
Salve Cailyn,

das was man heute Steampunk nennt ist nur ein sehr kleiner Bruchteil von dem was wirklich dahinter steckt. Eigentlich bedeutet Steampunk nur, dass die Geschichte es einem alternativen Weltenentwurf spielt, in dem Dampfkraft die primäre Energiequelle und/oder Antriebskraft ist - mehr nicht.


Diese Welt muss nicht im Viktorianischen Zeitalter verankert sein, es spricht nichts dagegen Steampunk Space Marins aufmarschieren zu lassen, oder Steampunk Ritter in Rüstungen und mittelalterlicher Gewandung.
Viktorianische Epoche und Steampunk wird nur deshalb häufig gleichgesetzt, weil in unserer Zeitlinie in diese die Industrialisierung und die große Eisenbahnzeit just auf diese Epoche fallen.
Steampunk darf Magie enthalten, es darf in einer Welt spielen, in der man an der Schwelle zur Kernspaltung steht, ja ich habe sogar mal was gelesen, da hatte man die Kernspaltung, die Atombombe, flog mit Raketen zum Mond etc. Aber mit der Kernenergie trieb man Dampfmaschienen an - auch das ist Steampunk.
Also tob dich aus die Welt ist groß, die Fantasie einiger noch größer - lass deiner Fantasie freien Lauf und baue deine eigene und hoffentlich geniale Steampunkwelt.

Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: RaphaelE am 20. Dezember 2013, 20:16:35
Zitat von: cryphos am 20. Dezember 2013, 20:01:19[...]Aber mit der Kernenergie trieb man Dampfmaschienen an[...]
Wenn man es genau nimmt sind Kernkraftwerke ja eigentlich Dampfmaschinen. Die Wärmequelle besteht jedoch aus den Brennstäben und gleich nach der Turbine wird ein Generator angehängt. :omn:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: cryphos am 20. Dezember 2013, 20:27:34
ZitatWenn man es genau nimmt sind Kernkraftwerke ja eigentlich Dampfmaschinen
Aye und wenn man das ganze verbal verkleidet und übertüncht ist das Atomkraftwerk im Kopfkino nicht der uns so bekannte Betonklotz sondern ein Ungetüm von Rohren Dampf und 100 Dampflocks ...
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: RaphaelE am 20. Dezember 2013, 20:49:27
DAS war eine grosse Stückliste ;D
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 21:16:54
Aquamarin und Steffi,
Das ist ja schon mal motivierend, wenn gleich zwei Leute Interesse bekunden.  :vibes:

Cryphos,
Danke für die Erklärungen. Ja, es ist schwierig, da eine Definition zu finden. Was die Definition angeht, ist Steampunk wohl eher sehr dehnbahres Gummi anstatt Dampfmaschine... ;)

Raphael,
Ja, du bringst da ja grad mächtig viel Realität in dieses Peudeo-Maschinen-Wissen von uns Laien. Ich kann deine Zurückhaltung deshalb verstehen. Aber ich glaube, genau darum halb würde ich eher von Maschinen schreiben, die es gar nicht gibt. Zum Beispiel könnte ich mir gut eine Maschine vorstellen, wo die Menschen reingehen und anders wieder herauskommen. So eine Art Charakterverwandlungsmaschine. Aber das ist jetzt nur mal so eine spontane Gedankenspielerei. Der Antrieb einer solchen würde dann dem technologischen Stand der Maschinen von damals entsprechen. Ich käme dann wieder auf dich zu, wenn ich recherchiere   :buch:.

Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: RaphaelE am 20. Dezember 2013, 21:22:02
Zitat von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 21:16:54Das ist ja schon mal motivierend, wenn gleich zwei Leute Interesse bekunden.  :vibes:
Was ist mit mir? Darf ich etwa nicht? :'(

Zitat von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 21:16:54Ich käme dann wieder auf dich zu, wenn ich recherchiere   :buch: .
Da fühle ich mich aber geehrt. Ich möchte aber noch anmerken, dass es hier im Forum sicher ein paar Leute gibt, die einiges kompetenter sind, als ich. Aber ich helfe natürlich gerne und wo ich nur kann. :vibes:
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 21:45:00
sorry, Raphael! Selbstverständlich du auch. Ich habe dich wohl so sehr in die Profi-Maschinen-Ecke gestellt, dass ich den ersten Satz gleich wieder vergessen habe. Also dann schon drei!  :vibes: :vibes:
Und wegen der kompetenten Auskunft: Wer hat's erfunden?  ;D
Titel: Re: Steampunk/Steamfantasy
Beitrag von: Koboldkind am 15. Mai 2015, 11:10:30
Nachdem meine gerade entwickelte Kurzgeschichte für eine Ausschreibung, bei der lieber kein Steampunk eingereicht werden sollte, doch stark diese Tendenzen annimmt, wollte ich mal sehen, was es hierzu im TZ schon gibt. Ich muss sagen, eine sehr inspirierende Diskussion  :vibes:

Darauf kam ich nämlich, als mir klar wurde "Das handelnde Volk ist gleichzusetzen mit Luftschiffen, sie haben - wie auch immer - ein Monopol darauf, und die Geschichte spielt in einer langsameren indistriellen Revolution in einem Krieg ... Wie funktionieren die Luftschiffe, wenn ich die Magie wirklich wegla sse (schwierig). ... warte mal, Luftschiffe = Steampunk! Verdammt, kann ich das überhaupt noch schreiben?  ???"

Ich werde sie auf jeden Fall schreiben, das ist mittlerweile nicht mehr die Frage. Aber ist diese und die ganze Chronologie um diesen Krieg eigentlich Steampunk? Das war die Ausgangsfrage. Für mich war es nämlich immer nur historisierende Fantasy, also eine andere Welt in einem annähernd 1900er-Setting. Dazu muss ich sagen, dass mit Viktorianisch und Luftschiffe mittlerweile nicht mehr als grobe Eingrenzung des Genres reichen.
Ich meine: Warum immer London? Ich habe Bernd Perplies´ Magierdämmerung sehr gerne gelesen, ich finde ein Paradebeispiel an Steamfantasy, so nicht nur Luftschiffe, sondern auch Megawaffen und sogar Amerikaner und Italiener drin vorkommen.
Von Oliver Plaschka "Die Magier von Montparnasse" war für mich weniger Steam, mehr historische Fantasy, die ich unglaublich empfehlen kann. Dagegen "Der Kristallpalast" (wieder in London, duh) war etwas mehr Steam, aber das mag vielleicht auch nur an London liegen, und der Weltausstellung, DAS Aushängeschild für die Industrialisierung, meines Erachtens. Es hat deutliche Fantasy-Teile, aber ein Engländer, ein Holländer und eine Inderin, das gefällt mir wieder. Grenzen werden gesprengt, denn Industrialisierung ist auch die Zeit der Kolonialisierung und der wachsenden Handelsbeziehungen, ein rein britisches Staff zu lesen wäre für mich nicht sehr befriedigend. Zumal im Kristallpalast zwar eine technische Spielerei eine Rolle spielt, aber das Buch doch auch eine sehr schöne Skizzierung der Stadt selbst ist. Ich denke da nur an den Tunnel unter der Themse!  :vibes:

Zitat von: Schreinhüter am 03. April 2012, 19:27:39Was die Menschen in der Szene wollen ist nicht zwingend ein Neo-Victorian-Setting spiked with gears, mais non. Das kann ja jeder. Sie wünschen sich soziale Kritik, den Wandel der Gesellschaft. Es soll von innen heraus stattfinden, nachvollziehbar sein, deswegen der Wunsch nach Mechanik. Einen Knopf zu drücken und irgendwo Strom damit in den Zentralrechner zu jagen ist wenig spaßig, weil man irgendwann die Vorgänge nicht nachvollziehen/nachbauen kann. Es kommt zum Punk, der sich ja gegen die Gesellschaft stellt. In seinem Gepäck das Kratzen seiner Lieblingsschellack-Platte, ordentlich Bartwichse und eine gute Auswahl abgehangener Gehröcke.
Diese wie ich finde Definition des Punk finde ich sehr hilfreich. Um auf die Geschichte zurück zu kommen: Wie kann ein Volk 800 Jahre lang ein Monopol auf Luftschiffe haben? Doch nur durch eine krasse Indoktrination der Bevölkerung mit fast kommunistischen Zügen, und ein Spionageapparat, der jeden Fluchtversuch noch im Keim erstickt, wenn man nicht getötet werden will. Was für eine Gesellschaft ist das denn bitte? Nun ja, das ist ein guter Grund für meinen Charakter, zumal in der Postpubertät, seine Position zu überdenken  ;)
Auch in einer nachvolgenden Geschichte in derselben Welt geht es dann um die Landesreform und die Entrechung des Adelsstandes, wie es nach dem 1.WK auch passierte. Schon doof, wenn man so ein Adeliger ist. Was macht man da, was machen die anderen Häuser, und was halten die Demokraten und Arbeiter und ehemaligen Besatzer jetzt von dir?

Allerdings: so eine, wie ich gerade fühle, kopflastige Geschichte braucht noch einen irgendwie gearteten Aktionteil, eine Schatzjagd oder so, etwas, womit man sich von den Diskussionen und Streitereien erholen kann. Da kann dann der Steam-Teil wieder helfen. Klar weiß ich, dass man GEsellschaftsverwürfnisse und Technische Entwicklung in der Story selbst nicht derart trennen kann, es ordentlich zu verweben ist dann ja die Kunst. Aber ich will diese beiden Themen mal gegenüber stellen.

Zitat von: RaphaelE am 20. Dezember 2013, 18:46:32Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, den ganzen Tag über professionell Stücklisten aufzubauen, Bestellungen aufzugeben, ATEX-konform(Explosionsschutz) zu konstruieren und Zeichnungen zu erstellen und am Abend mich an eine Welt zu setzen, deren Technik so weit entfernt vom heutigen Standart ist. Wenn ich mir die Konstruktionen und ihre (fehlenden!) Sicherheitsmassnahmen, Korrosionsschutzmassnahmen und technischen Lösungen ansehe - *brrr*
GERADE das wäre doch ein spanneder Steampunk-Roman! Ich hab in der Uni grade Wirtschaftspolitik mit den Anfängen der Ökonomie von Smith, Ricardo und, ja, der Marx vor dem Hintergrund der Verstädterung und Verelendung. Die Arbeitsteilung der Wirtschaft zeigte sich bei der europäischen Bevölkerung in den Weber-Aufständen, Zu Hungerlöhnen 16 Stunden 7 Tage zu arbeiten und dann hoffentlich nicht krank zu werden - Wo ist das in einem Steampunk schon mal aufgetaucht? DAS ist die Industrialisierung, von der die Massen berichten. Ist mir aber gelesen noch nie unter gekommen  :-\
(Memo an Mich: Massenelend-Steampunk schreiben  ;D)

Wobei ich Steampunk nicht wirklich schreiben kann. Dazu fehlt mir die Technische Begeisterung. Wie kriege ich diese Luftschiffe ohne Magie zum Fliegen, ab besten auch noch Windunabhängig?
Und zu der "Victorianisch mit Luftschiffen"-Definition: Für mich fäng die mögliche zu behandelnde Zeit bei Steampunk mit dem 1850ern an (Deutsche Revolution, wo klargestellt wurde, dass die alten Verhältnisse gefälligst zu bleiben haben!) und hört mit dem 1.WK auf, denn bis ende des 2.WK ist es für mich Dieselpunk (In bester Iron-Sky-Manier  ;D) Auch Räumlich, wie ich schon sagte, mit der Konolisation und der Arbeitsteilung in der Welt muss man wich wahrlich nicht auf London oder Europa beschränken. Wusstet ihr, dass die Tee-Industrie in Indien gar nicht so alt ist, vielleicht mal 150 Jahre? Dass man die Teepflanzen aus dem Imperialen, zerfallenden CHina geschmuggelt hatte? Das ist doch mal spannend (Geschichte, hach ja  :wolke: )