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Farbe bekennen

Begonnen von Nikki, 15. Juli 2020, 17:07:35

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Nikki

Die Arbeit an einem Roman ist so tiefreifend tiefgreifend (wobei der Verschreiber auch eine philosophische Auseinandersetzung wert ist ;D), dass sie wohl in den seltensten Fehlen ohne Spuren an der Person selbst vorübergeht.

Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich nicht mehr dieselbe Person bin, die ich war, als ich die allererste Version meines Romans zu Papier gebracht habe, an dem ich jetzt zum gefühlt 100. Mal herumwerkle. Natürlich sind in der Zwischenzeit die Jahre ins Land gezogen und meine persönliche Entwicklung hätte sich wohl auch verzogen (wohl aber nicht haargenau auf dieselbe Weise), wenn ich diesen Roman nicht in Angriff genommen hätte. Dennoch merke ich, dass sich meine Schwerpunkte im Vergleich zu Beginn meines Schreibens am Roman verlagert haben.

In der Erstfassung habe ich zum Beispiel es konsequent vermieden, Ortsbezeichnungen oder zu konkrete Ortsbeschreibungen zu liefern, weil ich die Geschichte einem zu greifbarem Ort entrücken wollte. Heute freue ich mich darüber, die Geschichte in Wien anzusiedeln und gewisse Schauplätze namentlich einzuflechten, was mir früher nie im Traum eingefallen wäre.

Auch wenn zwei Begriffe (bundesdeutsch/Austriazismus) zur Auswahl stehen, habe ich mich früher für die bundesdeutsche Variante entschieden. Einfach weil mir damals der Mut dazu gefehlt hat, Farbe zu meiner Sprache zu bekennen. Ich habe das österreichische Wort im Vorfeld als "dialektal" abgetan und mir selbst auf die Finger geklopft, "das sagt man, schreibt man aber nicht!". Heute weiß ich es besser und ergreife im Zweifelsfall eher Partei für den Austriazismus. (Auch wenn ich immer wieder überrascht bin, was sich alles Austriazismen entpuppt. ;D)

Was sich auch verändert hat, ist meine Bereitschaft mir Zeit zu nehmen. Früher, sagen wir mal so, dachte ich, ich muss alles schnell abhandeln, weil niemand Ausschweifungen lesen will. Ich glaube, ich wollte mit meinen Figuren nicht zu viel Raum und Zeit in Anspruch nehmen. Nun habe ich eine Leidenschaft für zwischenmenschliche Höhen und Tiefen entwickelt und die brauchen nun mal ausreichend Platz, um sich entfalten zu können.

Gibt es in euren Romanen Punkte, zu denen ihr erst im Laufe des Schreibprozesses konkret Stellung bezogen habt? Konfliktzeichnung, Kampfhandlungen, Erotik/Sexszenen? Lustigerweise hatte ich nie Hemmungen dabei, über Sex zu schreiben (was nicht heißt, dass das Geschreibsel gut war).

Oder wenn ihr bereits mehrere Romane geschrieben habt, lässt sich feststellen, ob sich eure Hemmschwelle bei gewissen Inhalten, Motiven etc. verschoben hat? Sind eure Anfangswerke in gewissen Belangen verhaltener als eure aktuellen?

Könnt ihr sogar eine gegenläufige Entwicklung feststellen?

Ary

Hi,

spannende Frage. :) Insgesamt hat sich mein Stil von meinem Erstling bis jetzt sehr viel weiterentwickelt. Ich versuche auch nicht mehr, mich möglichst kurz zu fassen, jede Szene bekommt den Platz, den sie braucht.
Was ich gerade lerne: Beschreibungen meiner Figuren nicht wie Steckbriefe mit Größe, Statur, Klamotten, Haar- und Augenfarbe, Hautton etc. herunterzurasseln, sondern Beschreibungen mehr nebenbei einzuflechten, überhaupt: Infodump zu vermeiden.
Früher dachte ich, ich muss alles haarklein erklären, damit meine Leser*innen ganz genau wissen, was ich sagen will, inzwischen weiß ich, wie sehr das langweilt, und lasse den Erklärbär lieber zuhause und meinen Leser*innen Interpretationsfreiraum.
Ich merke, dass ich freier bei Erotikszenen werde. Ich suche nicht mehr nach umständlichen Be- und Umschreibungen für Geschlechtsorgane, ich nenne die Dinge beim Namen und versuche, allzu blumige Umschreibungen sein zu lassen - die wirken nämlich oft unfreiwillig komisch, und das kann dann wieder zum echten Romantikkiller werden. Was ich in dem Zusammenhang immer noch nicht gut kann, ist, mal ein bisschen vulgär zu werden - ich habe keine Probleme damit, wenn andere Autor*innen von "Schwanz" schreiben, ich mag das Wort selber aber nicht so gern und benutze es darum auch nicht oder nur sehr sparsam.
Ich glaube auch, dass durch Lektorate und Betalesen für andere mein Wortschatz gewachsen ist und auch immer weiter wächst.

Das einzige, was ich immer noch nicht ordentlich kann, ist Kampfszenen zu schreiben, ich glaube, das lerne ich trotz immer wieder üben NIE. Die muss mir immer ein*e Betaleser*in glattziehen. :) Dafür kann ich inzwischen so richtig zuckrigen Liebeskitsch, etwas, vor dem ich mich früher immer gedrückt habe. :) Aber ich hatte eine echt gute Lehrerin. *schielt zu @Pandorah;D
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

FeeamPC

Ich habe die letzten Jahre benutzt, herauszufinden, welche Genres ich schreiben kann - und welche ich schreiben mag. Ich glaube, die einzigen Genres, die ich noch nicht ausprobiert habe und wozu mir auch definitiv die Lust fehlt, sind Krimi, Politik und das, was sich meist in dem Bereich "hohe Literatur" bewegt. Liebesroman- könnte ich, aber da fehlt mir die Dramatik. Dann lieber andere Genres und Liebe mit druntermischen. Ansonsten - Kinderbuch, Jugendbuch, All-Ager, mit und ohne Fantasy, mit und ohne Humor, Sachbuch in verschiedenen Themen und Varianten, Erotik deutsch und englisch, Science Fiction und Fantasy, epic, dark, urban, querbeet.
Herauskristallisiert hat sich, dass ich am besten Fantasy schreibe, aber immer mal wieder in andere Gebiete abschweife. Ich mag mich einfach nicht festlegen.
Was ich daraus über mich selbst gelernt habe: Immer das gleiche langweilt mich, ich suche Abwechslung, will immer wieder aus verschiedenen Töpfen naschen.
An sich ist das nicht verkerht, aber es macht es schwierig, verdammt schwierig, eine brauchbare Marketing-Strategie aufzubauen. Da ich so viele unterschiedliche Sachen ausprobiert habe, benutze ich auch mehrere Pseudonyme, und nur für zwei davon konnte ich bislang so etwas wie eine Marke etablieren. Kein Wunder, wenn man nicht konstant bei einer Sache bleibt. Wenn ich verkaufen will, muss ich mich mehr auf ein, zwei Kerngebiete konzentrieren.
Jetzt muss ich nur noch herausfinden, ob ich das wirklich will, oder ob ich lieber weiter überall nasche.

Siara

Interessant, darüber nachzudenken, das habe ich so bisher noch gar nicht getan. Wenn man mit den Jahren selbstbewusster wird und auch immer mehr eigene Position (oder eben den Dialekt) durchschimmern lässt, ist das meiner Meinung nach wirklich ein Zeichen, dass man mit dem Schreiben gewachsen ist.

Ich persönlich habe es eher andersherum erlebt. Anfangs habe ich ziemlich frei geschrieben, meine Einstellungen deutlich gemacht und wenig darüber nachgedacht, was bei einer potentiellen Leserschaft gut ankommt. Und dann kommen diese ganzen "Tipps für Autoren" und "Regeln für das Schreiben" und Diskussionen darüber, was gerade in und was out ist. An dem Punkt habe ich erst angefangen, mehr zu reflektieren, was sicherlich nicht schlecht ist - man muss sein Handwerkszeug schließlich kennen. Inzwischen entscheide ich mich an vielen Stellen aber bewusst dafür, etwas zu tun, das vielleicht den Regeln widerspricht oder unkonventionell ist. Zumindest, wenn man einen anderen Anspruch als Spaß am Schreiben an seine Texte hat, halte ich dieses bewusste Farbebekennen für wichtig.

Was meine persönliche Entwicklung betrifft: Ich vermeide es, in meinen Romanen zu urteilen. Ich habe großen Spaß daran, jeden Charakter verstehen zu wollen, ohne ihn als gut oder schlecht zu brandmarken. Ausnahmslos. Das kam erst mit der Zeit, anfangs habe ich durchaus in die "Dunkler-böser-Herrscher"-Klischeekiste gegriffen. Ich mag manchmal offene Enden, auch wenn viele sie als unbefriedigend empfinden. Und ich zwinge mich nicht mehr, Szenen zu schreiben, die mich schlichtweg nicht interessieren. Auch High Fantasy geht ohne Kampfszenen und Schlachten - das herauszufinden hat eine Weile gedauert. Wenn die Handlung Kämpfe oder ähnliches benötigt, mogle ich mich darum herum. Und ehrlich gesagt sind dabei schon wirklich coole Szenen entstanden, einfach weil ich kreativ werden musste, um das direkte Beschreiben des Geschehens zu umgehen.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Trippelschritt

Nein, mutiger in ich nicht geworden. Der Schritt kam vor meinen Romanen. Aber selbstverständlich ist mein Geschreibsel in den letzten Jahren besser geworden. Jedenfalls in meinen eigenen Augen. Und ich arbeite weiterhin an meiner Erzähltechnik und auch dem Stil.

Und groß verändert haben ich meine Romane auch nicht, was an meinem Alter gelegen haben mag. Als ich den ersten Roman anfing, war ich schon Mitte fünfzig. Ich habe mich einfach hingesetzt und angefangen zu schreiben. Und das mache ich heute auch noch so.

Liebe Grüße
Trippelschrit

Federstreich

Puh, da muss ich nachdenken. Ich habe 2008 mit dem Schreiben begonnen. Ganz unbedarft, nur mit dem Plan, mir vorher eine Zusammenfassung als roten Faden zu schreiben, damit ich nicht mittendrin steckenbleibe, weil ich nicht mehr weiterweiß. Das hat funktioniert, wobei ich wohl kaum erwähnen muss, dass das Ergebnis schlecht war.
Ich habe daraus gelernt, dass man das Schreiben lernen kann. Dass es Tricks, Dos und Don'ts gibt und dass man diese brechen darf. Ich habe lange gelernt. Erst 2016 fing ich wieder an, wirklich zu schreiben, lernte parallel aber weiter.
Wenn ich so zurückblicke, merke ich bei mir eine ähnliche Genreunentschlossenheit, wie sie @FeeamPC beschreibt. Fantasy ist bisher ein Muss. Ein reiner Liebesroman reizt mich nicht, Romantasy aber schon. Keine Ahnung, ob das Aberglaube ist, aber ich habe diesen Gedanken im Kopf, dass ich fast alles schreiben kann, solange nur eine Prise Fantasy drinsteckt. Anders finde ich die Idee zwar spannend, aber ich traue mich nicht heran und suche nach Möglichkeiten, wie ich etwas Fantasy reinbringen kann, um die Idee umsetzen zu können. Mit Horror habe ich trotzdem meine Probleme und für Steampunk habe ich noch kein Gefühl entwickeln können, obwohl ich dieses Untergenre durchaus spannend finde. Aber ich bin insgesamt noch am Durchtesten und am Entdecken meiner Möglichkeiten. Ich bin noch lange nicht am Ende aller Fantasyuntergenres angelangt.
Das ist zugleich auch etwas, das ich anders mache. Anfänglich versuchte ich mich annähernd an klassischer Fantasy, also Mittelaltersetting, Götter und Magie. Mittlerweile schaue ich mir bei Ausschreibungen genau an, ob mir zum Thema nicht doch etwas einfallen könnte, selbst wenn es eben nicht zu dem typischen Fantasygenre gehört, in dem ich mich zuhause fühle. Mit Kurzgeschichten lässt sich das gut testen und wenn der Verlag meine Geschichte nimmt, weiß ich, dass ich dieses Untergenre ausbauen kann. Logisch, dass ich wegen einer Absage nicht gleich auf meine Unfähigkeit schließe. Man muss üben. Da weiß ich noch nicht, wann ich aufgebe. Ich bin eben noch am Testen.
Was ich heute definitiv anders mache: Ich plotte nicht mehr nur mit einer Zusammenfassung. (Schon witzig, ich habe damals schon intuitiv einen Schritt der Schneeflockenmethode genutzt.) Ich arbeite meine Charaktere aus, gebe ihnen einen Hintergrund, um kleinere Konflikte zu erschaffen, die der Geschichte Leben einhauchen. Ich nutze eben die Schneeflockenmethode und merke, dass ich mir mit jedem neuen Roman mehr Zeit zum Plotten lasse. Aktuell wäre ich fertig und könnte losschreiben, aber irgendwie bin ich mir immer noch ein kleines bisschen unsicher. Da passt es gut, dass ich außerplanmäßig zwei Kurzgeschichten in den Zeitplan gequetscht habe. Mein Kopf arbeitet weiter an dem Problem, wobei ich einfach mit dem Schreiben anfangen werde, wenn die Kurzgeschichten abgeschickt sind. Wenn ich bis dahin keinen Grund bzw. keine Lösung für meine Unsicherheit gefunden habe, finde ich vielleicht beim Schreiben heraus, was mich stört. Oder es stellt sich heraus, dass es eine generelle, unbegründete Unsicherheit war. In solchen Fällen bin ich zugleich vorsichtiger und mutiger geworden. Statt ewig herumzuknobeln, gestatte ich mir irgendwann, es einfach auszuprobieren.
Ich schreibe mittlerweile schneller. Das liegt auch daran, dass ich mittlerweile Hausfrau bin und das Schreiben nicht mehr irgendwie nach der Arbeit und dem Haushalt in meinen Tag quetschen muss. Da war ich oft einfach nur noch platt und konnte nur am Wochenende schreiben. Ich genieße diesen Luxus und das Wissen, dass ich innerhalb von ungefähr zwei Monaten die Rohfassung eines Romans schreiben kann.
Ich könnte sie auch innerhalb eines Monats schreiben, was die nächste Veränderung ist. Ich musste lernen, dass der NaNo zwar unheimlich motivierend ist, dass er für mich aber Gift ist. Ich setze mich dermaßen unter Druck, selbst wenn ich nur die 50.000 statt 80.000 Worte schaffen will, dass ich mich regelrecht auslauge und aufgrund dessen zu Zwangspausen genötigt bin, die mich ausbremsen und den Druck gleich wieder verstärken. Eine fiese Abwärtsspirale, die scheinbar mit jedem Jahr schlimmer wird. Woran das liegt, kann ich nur vermuten. Es tut mir weh, zu wissen, dass ich dieses Jahr nicht am NaNo werde teilnehmen dürfen. Ich weiß, dass ich den NaNo komplett ausblenden muss. Ich darf nicht einmal das Wortziel runterschrauben und sagen, dass ich dann eben nur 40.000 oder 30.000 Worte schreiben will. Ich darf lediglich Zeitziele festlegen, von denen ich weiß, dass ich sie annähernd mit Garantie schaffe, und die sind nicht in Worten messbar, weil ich mal in einer halben Stunde über 1.000 und mal nur 200 Worte schaffe. Hier muss ich definitiv mein Ding durchziehen. Es ist das erste NaNo-freie Jahr. Ich hoffe, dass es mir gelingt.

Coppelia

#6
Schreiben ist mir sehr wichtig und beeinflusst mein Leben daher sehr stark. Es gibt nur wenig, was mir genauso wichtig ist. Ich habe mir mein Leben lang gewünscht, Autorin zu sein, immer sehr viel dafür getan, und es gab auch mal eine Zeit, als es so aussah, als könnte es sich auszahlen. Die Zeit ist aber längst vorbei. Für mich ist Schreiben daher vor allem die Erfahrung, mit Misserfolg umzugehen. Wahrscheinlich zusammengefasst die Erfahrung, dass das Leben trotz aller Misserfolge weitergeht und auch, wenn es nicht das Leben ist, das ich mir jemals gewünscht habe, noch schöne Dinge zu bieten hat. Und das Wissen, dass ich trotzdem nicht aufhören kann, zu schreiben, dass es ein Teil von mir ist, und dass ich weiterhin veröffentlichen will. Nicht zuletzt, dass man es immer wieder neu versuchen (und immer wieder scheitern) kann. Diese Erfahrung hat mich auf jeden Fall bescheiden gemacht. Ich habe zwar immer noch die ganz großen Wünsche und Träume, bin aber mittlerweile froh, wenn ich einige wenige Menschen für meine Geschichten interessieren kann.
Über den Buchmarkt habe ich in der Zeit ebenfalls sehr viel gelernt und meine Meinung oft geändert. Zwar ist mein Traum, Teil davon zu sein, immer noch da, aber ich bin nicht mehr bereit, alle Bedingungen zu akzeptieren.

Aus den aktuellen Romanen lerne ich auch noch immer sehr viel fürs Schreiben. Manchmal habe ich früher Projekte hingeworfen, wenn sie nicht mehr zu retten waren. Beim letzten Roman habe ich mich z. B. aber, obwohl er in der Rohfassung völlig vermurkst war, stark reingehängt und ihn dann noch zu einer richtig guten Geschichte gemacht. Daher weiß ich nun, dass das grundsätzlich möglich ist, auch wenn der Arbeitsaufwand ziemlich krank ist.

Ich habe auch Themen, die absolut nicht von Interesse waren, aufgegeben, und neue bearbeitet. Neue Settings, neue Figuren, Dinge, die ich sonst nie geschrieben hätte. Mir im Lauf der Zeit immer neue Herausforderungen gesucht. Längere Zeit habe ich ja Romane im antiken Setting geschrieben, das mache ich mittlerweile aber nicht mehr. Obwohl mir die Entscheidung schwer fiel, war es langfristig in Ordnung. Und ich dachte eigentlich, ich würde nie Liebesgeschichten zwischen Männern schreiben. Aber dadurch, dass ich es probiert habe, finde ich es jetzt spannend und mache es gern. :)

Als Nächstes werde ich dann wohl Selfpublishing ausprobieren, auch wenn ich das ebenfalls nie wollte. Vielleicht ist es ja doch etwas für mich. Wenn die ständigen Misserfolge und Rückschläge ein Gutes haben, dann, dass sie mich dazu gebracht haben, neue Dinge auszuprobieren. Die dann zwar bisher auch wieder Misserfolge waren, aber vielleicht klappt ja doch mal was. ;D
Meine Wünsche und Träume sind wie Unkraut, nicht auszurotten! :D

Windröschen

Meine bisherigen Schreiberfahrungen und vor Allem meine Fehlschläge in der Vergangenheit haben mich zum Plotter gemacht. Bevor ich ein Projekt runter schreibe, muss der Haput-Handlungsstrang von Anfang bis Ende stehen. Das heißt nicht, dass ich mir nicht noch genügend Freiräume zwischendurch lasse, um beim effektiven Schreiben kreativ zu werden, aber ich arbeite mich viel besser an einem festen Handlungsstrang entlang, als dass ich halb im Buch merke, dass ich es gar nicht zu meinem gewünschten Ende schaffe.

Ich habe auch fest gestellt, dass ich mich inzwischen bedeutend mehr daran traue, meine Geschichten auch aus anderen Perspektiven zu beleuchten und weniger gradlienig zu gestalten (obwohl ich immer noch sehr gerne mit zwei oder drei Haupt-Protagonist*Innen arbeite). In der Vergangenheit habe ich mich oft nur auf die Haput-Protas fokussiert, inzwischen arbeite ich auch gerne komplett andere Standpunkte mit ein. Dadurch bekommen meine sekundären Charaktere viel mehr Individualität in der Geschichte und ich kann viele ihrer Eigenarten mit einbauen und sie gehen nicht - wie bisher - auf dem Charakterbogen unter und kommen nie zur Sprache.
Außerdem nehme ich mir viel mehr Zeit für Seitenrecherchen. Ich schlage lieber 3x nach, bevor ich eine Szene runter schreibe, die möglichst akkurat dargestellt werden soll. Das kostet Zeit und stellt mich auch ab und an vor den ein oder anderen Plot-Konflikt, wenn etwas dann doch nicht so funktionieren kann, wie ich es mir eigentlich in der Grundfassung überlegt habe, aber für das bedeutend bessere Endergebnis lohnt es sich.

Zum Thema Erotik habe ich mich genau in die gegenläufige Richtung entwickelt. Ich habe gerne und viele Sexszenen in der Vergangenheit geschrieben, bin allerdings momentan eher auf dem Standpunkt, genau diese Punkte möglichst vage zu gestalten. Ja, es gibt Sex in meinen Geschichten, aber keine detaillierten Beschreibungen des Akts. Das mag auch mit an einer anderen Zielgruppenorientierung liegen, aber auch daran, dass sich meine eigenen Lesepräferenzen in den letzten Jahren etwas verschoben haben.

Sicher gibt es immer noch sehr viel, was ich lernen kann und auch muss, aber das ist nichts Schlimmes. Schreiben braucht bei mir immer noch viel Zeit, viel Umdenken und viel Reflexion. Ich hoffe, dass ich in ein paar Jahren noch effektiver arbeiten kann.
Search all things, Hold fast that which is true,
Take heed of many, the advice of few,
And always paddle your own canoe.
- Favorite Proverbs compiled by J. Goodfellow
(Goodfellow Chronicles von J.C. Mills)