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Das Desaster am Ende jeder Szene - wirklich notwendig?

Begonnen von Arcor, 01. Juni 2018, 12:26:36

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Araluen

Genau das sagt Cathy Yardly ja auch. Nur benutzt die dafür halt das unglücklicj aufgeladene Wort desaster.

Kerstin

#46
Zitat von: Araluen am 15. Juni 2018, 19:45:41
Genau das sagt Cathy Yardly ja auch. Nur benutzt die dafür halt das unglücklicj aufgeladene Wort desaster.
Ich persönlich finde es eigentlich nicht unglücklich aufgeladen, vor allem, da sie Desaster nicht benutzt - oder gibt es inzwischen eine Übersetzung? (Ehrlich gemeinte Frage - dann nehme ich alles zurück).
Das Buch ist doch in englisch, sie schreibt von "disaster" (man beachte die andere Schreibweise) und da ist es logisch, dass sie dieses Wort benutzt. Dass wir im Deutschen ein ähnlich klingendes Wort mit deutlich eingeschränkterer Bedeutung haben, und viele einfach falsch übersetzen, ist ja nicht ihr Fehler.
Sobald man sich aber an die korrekte Übersetzung des Wortes hält, die eben bereits bei "Missgeschick" anfängt und irgendwann viel später beim Desaster endet, passt es doch.

Und ja, ich finde diesen Rat sehr hilfreich, deutlich leichter zu merken, als alle anderen Erklärungen, und versuche ihn bei allen meinen Geschichten anzuwenden.
Das hat ja auch gar nichts mit dem Tempo der Geschichte zutun. "Die Geschichte der Bienen" kann man nun wirklich nicht als tempogeladen bezeichen, dennoch finde ich, dass es dort perfekt umgesetzt wurde.

Nachtrag: Prinzipiell finde ich es aber immer unglücklich, wenn man nur einen einzelnen Merksatz aus einem Buch zur Diskussion stellt, obwohl da immer deutlich mehr Erläuterungen zu existieren. Solche Merksätze sind doch nichts anderes als Eselsbrücken, damit man sich das gesamte Thema wieder in Erinnerung ruft.
Wenn man also nur die "Eselsbrücke" diskutiert, tut man in meinen Augen solchen Ratgebern unrecht. (Ich weiß, dass es im Ausgangspost genauer dargestellt wird, aber ich habe den Eindruck, dass sich momentan nur auf das "Das Desaster am Ende jeder Szene" konzentriert wird.)

Nachtrag 2: Übrigens finde ich gerade Harry Potter ein perfektes Beispiel für eine sehr gute Umsetzung von dieser Regel. Selbst in den locker und leichten Szenen, die Atmosphäre schaffen, geht meistens etwas schief, etwas Geheimnissvolles passiert, die Situation wird für Harry gefährlicher oder er gerät immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit (was er ja nicht will).

Araluen

#47
Entschuldige @Kerstin, schlechte englische Rechtschreibung bei mir (ich benutze den Begriff unübersetzt, auch wenn ich ihn nicht schreiben kann  :versteck:) ;) Allerdings steht bei mir, wenn ich Leo nach disaster frage auch an oberster Stelle Katastrophe und erst an vierter oder fünfter Missgeschick. Dazwischen sind noch Desaster und Havarie. Das Wort ist in der deutschen Übersetzung also schon ordentlich aufgeladen.
Das konkrete Zitat, um das es denke ich geht ist: Unless it is a resolution scene, every scene needs to end in a disaster (Cathy Yardly, Rock your Plot, Kapitel 13). Das Zitat stammt selbst wiederum von Bickham.
Und weil ich es gerade gelesen habe: Auch Yardly schreibt, dass es dabei nicht um Cliffhänger und tickende Bomben geht, sondern darum, dass der Leser am Ende nicht einschläft.

Und ich unterschreibe ganz bei dir Kerstin :)

Kerstin

#48
@Araluen: Irgendeine Reihenfolge müssen sie ja angeben. Ich gehe eher davon aus, dass sie in diesem Fall daher kommt, dass wir "Katastrophe" und "Desaster" umgangssprachlich durchaus ähnlich verwenden und nicht in seinem ganz ursprünglichen Sinn.

Wenn meine Tortencreme heute nicht fest wird und mir das Dessert heute Abend vor den Gästen auseinanderläuft, würde ich es wohl auch als Desaster oder Katastrophe bezeichnen, obwohl die Welt davon nicht untergeht. Wenn uns dann noch der Grill abfackelt würde ich sogar davon sprechen, dass der gesamte Abend eine Katastrophe war.

Im englischen Sprachgebrauch ist nach meinem Empfinden diese abgeschwächtere Bedeutung von "disaster" (vor allem in der Umgangssprache) viel geläufiger, als im Deutschen. Wir tun uns deshalb mit der Übersetzung einfach schwer.

Araluen

Naja aber drei von vier Übersetzungen sind im Deutschen sehr negativ besetzt. Da wundert es mich nicht, dass hier echte, dramatische Katastrophen erwartet wurden.
Daher ist der Knackpunkt hier, wie du schon sagst, die Übersetzung und nicht die Methode selbst.
Ich finde auch, dass sie gut funktioniert und sich auf jede gute Szene anwenden lässt, wenn man das Ziel des POV richtig definiert und das disaster auch in kleinen Dingen sucht.