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Serien planen und schreiben

Begonnen von Valkyrie Tina, 18. April 2018, 22:34:54

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canis lupus niger

Mir fällt immer wieder auf, wie sehr sich viele auf ihre Erfahrungen mit Fernsehserien beziehen.

Nach meinem Empfinden muss man hier aber deutlich unterscheiden. Erstens ist das Fernsehen ein optisches Medium, die Aufnahme der Informationen erfolgt viel schneller, weshalb eine Episode ja auch nur 30 bis 60 Minuten dauert. In der Zeit liest niemand einen Roman, in dem die Bilder mit Worten in den Köpfen der Leser geschaffen werden (müssen). Immerhin ist dies ja ein Autoren- und kein Regisseurs-Forum ...  ;)

Dann folgen die Episoden im Fernsehen viel schneller aufeinander. Es dürfte eher die Ausnahme als die Regel sein, dass man den nächsten Band einer Buchreihe schon eine Woche nach dem Ende des vorherigen Bandes lesen kann, wie beim Fernsehen. Der Einstieg in die neue "Episode", den neuen Band ist ein ganz anderer. "Was bisher geschah" und die üblichen 5 Minuten Action, bevor der Vorspann der Fernsehfolge einsetzt, sind im Roman verfehlt. Die Einführung dieser ggf erforderlichen Informationen aus den vorangegangenen Bänden muss eine ganz andere sein, subtiler, langsamer, gefällig in den neuen Roman integriert. Auch diese (im Fernsehen schnellen und manchmal recht lästigen) Erwähnungen dürfen keine schnelle Aufzählung , sondern müssen für sich unterhaltsam und lesenswert sein.

Und letztlich sind die Episoden gerade der amerikanischen Fernsehserien im Ablauf so stark schematisiert (was ja auch durchaus erkannt wird, denn die Schemata werden in dieser Diskussion auch für geschriebene Reihen empfohlen), dass es mir persönlich keine Freude machen würde, diese Geschichten zu lesen.

Beim Lesen wünsche ich mir Überraschungen, Inspiration und den Freiraum, in Ruhe zu spekulieren und mitzudenken, möchte, dassvor meinem inneren Auge für mich eine Welt erschaffen wird (und sei es eine Straße in einer bundesdeutschen Kleinstadt). Von einem Hagel vorverdauter Bilder erschlagen zu werden möchte ich nicht.

Trippelschritt

Leider gibt es in der Literatur kaum Vorbilder dieser Art von Serien. So ganz spontan fällt mir da nur Perry Rhodan ein. Wenn ich Episodenfolgen als Serie begreife, gibt es noch ein paar mehr in alten Hefteromanen. Kommissar X, Jerry Cotton, oder im Taschbuchbereich Perry Mason. Aber diese "Serien" verbindet nur das gemeinsame Setting und die immer gleichen Hauptfiguren.

Und dann gibt es noch Zyklen wie Wheel of Time oder Spiele der Götter, aber das sind Polylogien, wo jede Folge ein eigenes Buch ist.

Zugegeben, ich orientiere mich auch an Fernsehserien und gehe davon rückwärts und mache was Geschriebenes daraus. Das ist garantiert eigenständig, denn ich liebe Monologe und Gedanken. Damit haben es Film und Fernsehen nicht so. Aber es gibt jede Menge Schwierigkeiten. Da bin ich ganz auf der Linie von Canis Lupus Niger.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Fianna

Das stimmt nicht, es gibt recht viele Serien!
2012 hat Petra Schier schon unter einem offenen Pseudonym eine Krimi-Serie angefangen, "Spionin wider Willen" (quasi "Agentin mit Herz" modernisiert in Buchform), und eine zweite angefangen.

Auch im Fantasybereich gibt es es viele, die das machen. Mindestens 3 sind Zirkler, wenn ich nicht jemanden vergessen habe. 2 sind bei "In Farbe und bunt", Amalia Zeichnerin macht das in Steampunk...
... ich kenne eigentlich nichts und mir fallen schon 9 Stück ein.

Valkyrie Tina

Es gibt vielleicht einige Serien, aber keine Vorbilder. Vorbilder funktionieren nur, wenn alle Beteiligten sie kennen. Deswegen werden auch bei Workshops meistens Filme als Beispiele genommen. Welches Buch weiß man denn, dass es alle gelesen haben? Eventuell noch Harry Potter, und selbst da kann man nicht sicher sein. Aber wer kennt nicht Stirb langsam oder Star Wars? Deswegen finde ich es ok, wenn Beispiele aus anderen Medien verwendet werden.

Tatscählich könnte man Serien am besten an Comics erklären. Die machen diese Storylines nämlich schon seit Jahrzehnten. Aber auch da das Problem: es kennt keiner. 

Tintenteufel

#64
Ich habe bislang das Thema hier irgendwie übersehen... krame es aber einfach mal wieder vor.
Hauptsächlich, weil ich ein wenig den Eindruck habe, es würde sich schon sehr auf das TV-Serien Format gestürzt und ein ziemlich großer Teil vergessen, über den ich mit dem Konzept in Berührung gekommen bin:
WebSerials.
Ich bin hauptsächlich über die englischsprachigen damit in Berührung gekommen - konkret über das sehr geniale und sehr erfolgreiche Worm, das eine etwas andere Struktur aufweist als das hier vorgeschlagene Format. Und zwar besteht Worm aus 30 "Arcs" und einem Epilog, die jeweils in so 6 bis 12 Kapitel aufgeteilt sind. Der Großteil folgt der Protagonistin Taylor, ein bis zwei mal pro Arc gab es allerdings auch Kapitel aus Sicht von Nebencharakteren. Zweimal wöchentlich wurde ein Kapitel veröffentlicht (auf dem Blog) über einen Zeitraum von etwa 2,5 Jahren. Die einzelnen Arcs variieren in der Länge ziemlich, aber das Gesamtwerk hat so 1650000 Wörter, ein Arc hat im Schnitt also die Länge eines NaNoRomans.
Dabei haben die Arcs Themen und sind teilweise abgeschlossen, enden aber auch gerne mal in Cliffhangern und gehen ineinander über. Beim WebSerial ist das vermutlich um einiges einfacher als beim traditionell oder selbst verlegten Werk - zumindest hadert der Autor von Worm seit Jahren mit dem Druck, vermutlich eben weil die Struktur etwas ungewöhnlich und schwammig ist.
Allerdings kann man einzelne Arcs sehr gut in Staffeln zusammen packen, ähnlich wie bei Erdbeere, und die Bösewichter wechseln sich gerne einmal ab, tauchen wieder auf, wechseln die Seiten usw. Die Anzahl an Charakteren ist überwältigend, was aber vermutlich durch das Genre/die Nische (Superhelden Fiction) stark begünstigt wird und auch dazu einlädt, über Kräfte und dergleichen zu spekulieren. Insgesamt ziemlich cool und für den Autoren sehr erfolgreich. Jedenfalls ist er seitdem Vollzeitschriftsteller und hat mittlerweile die vierte WebSerie zu schreiben angefangen. Ist allerdings auch dezent wahnsinnig, was dieses Unterfangen angeht.

Mich hatte das vor zwei Jahren dazu inspiriert, überhaupt erst mit dem Schreiben ernsthaft anzufangen. Vorher habe ich nur alle paar Jubeljahre Kleinigkeiten geschrieben, aber nie etwas längeres oder zusammenhängenderes. Und ich glaube auch nichts fertiges. Seitdem habe ich unendlich viel gelernt, auch wenn natürlich noch eine ganze Menge mehr zu lernen ist. Ich hab keinen großen Erfolg damit (jedenfalls nicht finanziell oder was das Publikum angeht), aber hatte ursprünglich auch nur das Serien schreiben nach diesem Vorbild angefangen, weil ich zwei Dinge wollte: Ein großes Projekt versuchen und mir konstantes Schreiben angewöhnen. Und das hat geklappt. Mein Ziel für die nächste Zukunft ist es daher, dem ganzen etwas mehr Ordnung und Struktur zu geben. Weswegen mich der Thread hier sehr freut, ich habe nämlich wieder mehr Lust, mich mit der Serienstruktur abseits von eigenständigen Kurzgeschichten zu befassen. :)
Für weitere Beispiele von WebSerials in diesem Sinne kann ich übrigens http://topwebfiction.com/ nur wärmsten empfehlen. Die Seite ist der größte mir bekannte Hub für WebFiction dieser Art und zumindest die TopAutoren der Seite (Drew Hayes, Blaise Corvin, Jim Zoeteway und clearmadness) sind damit auch finanziell erfolgreich.

Was ich mir vor dem Beginn gewünscht hätte: Ein Konzept.  ???
Ich habe jetzt in den letzten zwei Jahren mit Pausen und Problemen zwischendurch mich so einigermaßen durch knappe 300k Wörter gewurschtelt... aber immer mal wieder aus den Augen verloren, was ich eigentlich machen wollte und nun tatsächlich mache.
Vorschreiben ist gut, keine Frage, aber ich denke das ist eher wegen des Konzepts wichtig: Man muss wissen, wo die nächste Folge anfangen soll und wie die sich entwickeln soll, damit man die aktuelle schreiben kann. Ansonsten verfällt man leicht in Klischees und wird faul.

Was die Vorbilder angeht... denke ich da hängt der Mangel z.T. auch an dem eher konservativen Buchmarkt und Konsumenten in Deutschland. Es mag sein, dass Comics und Serien in Deutschland eher unbekannt sind - aber es gibt weltweit gesehen sehr bekannte und sehr erfolgreiche Serien. One Piece (4,8 Millionen Ausgaben pro Buch), DragonBall (7,5 Millionen), Superman (insgesamt 600 Millionen verkaufte Periodcal-Comics) kennt mit ziemlicher Sicherheit ein großer Teil der Leute, die Serien schreiben oder lesen würden.
Davon abgesehen könnte man sich die Urväter der Serien ja auch noch einmal genauer anschauen, die noch weniger visuell sind: Fortsetzungsromane, die ja wenigstens im Englischen sich noch die Bezeichnung mit unseren Gehversuchen hier teilen (Serials) - Tolstoi, Dostojewski, Flaubert, Dumas und Dickens haben alle Serien geschrieben, wenn man einen halbwegs weiten Begriff von Serie ansetzt. Die Romane sind insgesamt sicherlich kürzer, als eine von Erdbeere verfasste Staffel, genau wie die jeweils in den Zeitungen erschienenen Folgen. Aber letzten Endes sind es kurze, in sich geschlossene Handlungsabschnitte, die in regelmäßigen Zeitabständen veröffentlicht worden sind und am Ende ein großes Ganzes ergeben. Bei so ziemlich allen könnte man dafür argumentieren, dass sie ähnlichen Mustern und Problemen folgen, wie sie hier besprochen worden sind.
Und es kann mir ja nun kein Schriftsteller der Welt erzählen wollen, dass er von Dickens, Dumas oder Dostojewski nicht zumindest gehört hat.
Von daher bin ich voll auf der Linie mit Canis Lupis Niger: Man kann sich auch die Vorbilder angucken.

Trippelschritt

Der Nachteil bei Dickens ist, dass in den heutigen Ausgaben nur sehr schwer zu erkennen ist, wann eine Folge zuende ist und eine neue beginnt. Da hatte es der damalige Zeitungsleser sicher einfacher.

Und was Dragon Ball oder Dragon Ball Z angeht, weiß ich nicht, wie viele Leser wirklich mit der Originallektüre eingestiegen sind. Ich weiß nur, dass die heutig Dreißigjährigen, von denen ich das weiß, über die Fernsehadaption die Serien kennengelernt und dann nachgelesen haben.

Aber grundsätzlich gebe ich gerne recht bei dem, was du sagst. Auch wenn ich den Unterschied zu den Webserieals nicht so recht verstehe. Scheint mir so zwischen Serie und Reihe zu stehen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Valkyrie Tina

#66
Ich sitze grad am Worldbuilding. An Sachen, die erst in Staffel 2 bzw. drei relevant werden. HilfE! :brüll:


Ich edite mal, weil sich daraus Fragen ergeben haben. Die Leute, die schon Serien geplant und geschrieben haben: wie und wann habt ihr denn das Worldbuilding festgezurrt? Ich komm mir grad etwas albern vor, weil ich an einem Teil des Worldbuilding hocke, der erst in der 2. Staffel bekannt wird, und in der 3. akut würde. Aber ich hab das Gefühl, ich brauche das jetzt schon, um dem ganzen Tiefe zu geben (Staffel 1: der Feind ist bööööse, Staffel 2: Der Feind hat einen verdammt guten Grund, bööse zu sein. Staffel 3: eigentlich ist der Feind das Opfer hier). Bis Folge 6 ist der Feind sogar noch hinter den Kulissen, erst dann merkt der Leser, was eigentlich los ist (großer Wendepunkt). Waaaah, wo fang ich an?!?!

Koboldkind

@Valkyrie: auch wenn ich mich noch in derselben Phase befinde wie du, würde ich sagen: Machs jetzt  :flausch: (Uh, neue Smileys!)
Ich denke, das Wolrdbuilding kann hier genauso behandelt werden, wie der Plot, MdW und anderes: Besser, im Vorhinein zu wissen, wohin es gehen soll und was einem dafür alles zu verfügung steht, als es währenddessen einzukleben. Es wird sich beim Schreiben sowieso noch viel Entwickeln und neues aufploppen, aber ich persönlich finde es so besser.

Ich bin an einem etwas ähnlichem Problem. Eigentlich sollen in der ganzen Serie Grimms Märchen verwurstet werden, für die Hälfte der Serie als MdW dienen. Problem: Ich habe keine weiteren Märchen gelesen, so dass ich langsam out of ideas bzgl. MdW bin. Ich zieh das jetzt noch durch, die Prota-Handlung bis zum Schluss durchzuplotten, die denke ich zu den Finalen hin sowieso mehr Raum einnimmt, aber ich habe noch genügend Lücken, in der ein Märchen Platz hätte.
Beim Übertragen des Grobplots in die Exel muss ich mir dann mehr Gedanken machen zur Handlung des MdW und die Protas gelegentlich in den Hintergrund schieben, sonnst wird mir das alles zu Chara-Driven. Natürlich sollen die Charas im Vordergrund sein, aber ich denke doch, wenn ich mich an dem schönen amerikanischen Episodenformat orientiere, dass die Charas teilweise doch erst durch das MdW zur Handlung und Entwicklung getrieben werden. Außerdem habe ich das Gefühl, dass mit einem MdW eine Episode besser abzugrenzen ist, als wenn ich hier Lindenstraße schreibe.
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Maubel

#68
Hallo ihr Lieben,

Wie der ein oder andere mitbekommen hat, mache ich gerade über die Masterclass einen Kurs zum Serienschreiben von Shonda Rhimes. Natürlich geht es um TV-Serien, aber was ich in der letzten Stunde gelernt habe, hat mir so dermaßen die Augen geöffnet, dass ich es mit euch teilen will. Das hat wirklich die Art verändert, wie ich jetzt meine Episoden plotte und mir gerade eine gerettet, in der es wieder mal vollkommen versumpft ist.

Und zwar haben die meisten TV-Serien eine 5-Akt-Struktur in jederFolge: Dazu kann/muss aber nicht ein Teaser gehören.
Akt 1: Charaktere und Welt, bzw. die Situation wird eingeführt und natürlich wird das Problem vorgestellt. Was im ersten Moment so klingt wie, dass es nur für Folge 1 gilt, stimmt nicht, denn es geht mehr darum, wer sind die Charaktere in dieser Episode, gibt es vielleicht Nebencharaktere, die diesmal einen Plot mitbringen und was ist gerade los in der Welt. Bei meiner Folge zum Beispiel: dass ein Theaterstück aufgeführt werden soll. Und dann natürlich der Konflikt.

Akt 2: Die Situation verschlechtert sich. Beziehungen zwischen den Charakteren werden angeheizt, wobei dies im guten wie im schlechten Sinne sein kann. Also Konflikt als auch positive Beziehungen.

Akt 3: Der absolute Tiefpunkt, an dem nun alles schief gegangen ist.

Akt 4: "Die Uhr tickt". In diesem Teil kommen die wichtigen Gespräche/Momente, bei denen sich eine Beziehung weiterentwickelt. Das Ergebnis dieser Weiterentwicklungen führt dann zu neuen Lösungsansätzen. Alternativ ist das der Teil, wo die Leute einen neuen Plan machen, den entscheidenden Gedanken haben.

Akt 5: Die Triumphmomente der Charaktere sowohl über das Problem als auch über ihren jeweiligen Konflikt.

Das wichtigste an den Akten ist aber nicht nur der Inhalt sondern folgendes: Am Ende jeden Aktes muss die Geschichte eine neue Richtung einschlagen. Das hat damit zu tun, dass das der Punkt ist, wo im Fernsehen die Werbepausen anstehen und man so Spannung aufbaut, damit die Leute dranbleiben, aber es funktioniert einfach wunderbar, um die Spannung den ganzen Text über hochzuhalten. Quasi kleine Minitwists. Bei mir sah das jetzt zum Beispiel so aus (jeweils das Ende):

Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Übrigens sind alle fünf Akte ungefähr gleichlang. Das habe ich jetzt nicht wirklich geschafft, aber es hilft so unglaublich beim Plotten. Besagte Folge lief vorher so: Rachedämon tötet NPC, unbemerkt von den Charakteren werden drei Opfer immer mehr in die Mangel genommen, gegen Ende der Twist: sie finden es heraus. Jetzt aber schnell. Folge: Der Spannungsbogen nahm erst ganz zum Schluss Fahrt auf, weil es zwar zwischendurch immer schlimmer wurde, aber es niemand "bemerkt" hat.

Vielleicht hilft das ja dem Ein oder Anderen auch, um seinen Folgen noch den Extrakick zu geben. Oft macht man es ja unbewusst und auch Shonda meinte, man muss sich natürlich nicht daran halten (Streamingserien sind da z.B. freier), aber ich habe dann mal unter dem Gesichtspunkt eine Folge Buffy geschaut und Wow. Das ging wirklich Bäm - bäm - bäm ... konntest du die Zeit nach stellen und jedes Mal ein richtiger Twist. Probiert es mal aus :)

Trippelschritt

Dazu gleich eine Frage Maubel. Wenn du nicht gleich Drehbuch schreibst, sondern romantextartig, wie lang sind Deine Folgen (Worte, K-Zeichen, egal). Ich frage nicht ohne Hintersinn. Fünakter mit Teaser erfordern eine Mindestlänge, die nicht zu klein sein darf. Da käme mir ein erster Erfahrungswert gerade recht.

Vielen Dank schon mal vorab. Das war eine sehr interessante Info von Dir, über die ich erst einmal nachdenken muss. Ich werde mir wahrscheinlich mehr Freiheiten gönnen, aber grundsätzlich stimme ich dem zu, was Du berichtet hast. Die Spannungskurven und Twists in jeder Folge sind die absoluten Schlüssel fürs Weiterlesen.

Trippelschritt

Maubel

Erst mal zu deiner Frage: Ich schreibe dummerweise schon immer Drehbuch, kann dir da also gar keinen Wert sagen. Eine Ashuanfolge ist ungefähr 10000 Wörter lang und lässt sich gemütlich in etwa 50-60min lesen, also wie eine TV-Folge. Für mich umgerechnet sind es also 2000 Wörter pro Akt (plus Teaser). Das wiederum sind im Durchschnitt 3-5 Szenen (ich lande am Ende oft zwischen 18-28 Szenen)

Was die Freiheiten angeht. Natürlich muss sich niemand 100% daran festhalten. Shonda Rhimes hatte z.B. gesagt, dass es bei Streamingserien nicht mehr so wichtig ist und eben der übliche Grundsatz: Kenne die Regel, bevor du sie brichst. Mir hat es jetzt erstmal noch einen Kick gegeben fürs plotten und ich konnte die Folge wie gesagt dadurch retten. Wenn ich mir andere Folgen ansehe, ist es aber teilweise so, dass ich schon fast natürlich 5 Akte habe. Die sind nicht so megaklar getrennt wie bei der Buffyfolge, die ich mir als Hausarbeit angeschaut habe, aber manchmal ist es eben schon drin.

Gizmo

Danke, Maubel, für diese Einblicke! Ich versuche mich ja auch gerade an einem Serienformat und habe die bisherigen Plots, die ich skizziert habe, mal nach diesem 5-Akt-Modell überprüft. Auch wenn ich noch nicht sicher bin, wie sehr ich mich daran halten möchte, hilft es wirklich sehr dabei, den Plot zu analysieren bzw. strukturieren.

@Trippelschritt
Ich weiß nicht, ob dir das überhaupt hilft, da ich bisher nur mit dem Format experimentiere. Bis jetzt habe ich für mich festgestellt, dass ich meine Plots nur schwer in unter 100 Normseiten quetschen könnte (ca. 27.000 Wörter). Aber wie gesagt, das ist nur das, was bei meinen Experimenten bisher herausgekommen ist.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Coppelia

Vielen Dank für diese Einblicke. Das hilft mir wirklich sehr weiter. Natürlich macht man es "irgendwie von sich aus eh schon so", aber ich find's noch mal sehr hilfreich, das aufgelistet zu sehen. :)

Trippelschritt

Danke Maubel, es gibt Anhaltswerte, um Drehbuchseiten in Manuskriptseiten umzurechnen. Im Augenblick arbeite ich mit mittleren Zeichenzahlen von 250 K-Zeichen, was 40 K-Wörtern entspricht. Da liege ich so um die 175 Normseiten, die aber keine festgelegte Norm für mich sind und leicht verändert werden können. Ich möchte nur sicher sein, dass ich genügend Spielraum für individuelle Abweichunen haben. Und die habe ich offensichtlich. Zu kurze Folgen sind bei Lesern ungünstig. Die haben sonst zu schnell das Gefühl zu wenig für ihr Geld zu bekommen. Sollte jemand ein Drehbuch daraus machen wollen, muss er es selber schreiben. Ich habe in dieser Richtung keinen Ehrgeiz.

Im Augenblick schwanke ich zwischen vier oder fünf Folgen für die erste Staffel und werde das u.a. davon abhängig machen, dass ich die Spannungskurven der Folgen richtig hinbekomme, ohne dass jemand das dahinterliegende Schema erkennt. Das allgemeine Strukturgesetz, das dahintersteht, ist das der Oszillation wie beim Liebesroman. Sie treffen sich, es gibt Ärger (Konflikt), Happy End. Dazwischen zwei Übergangsphasen mit Verschlimmerung und Lösung. das gilt auch für Spannung.

Meine zusätzliche Schwierigkeit ist, dass ich mit mehreren Fäden arbeite. Ich muss also immer einen Hauptfaden haben in jeder Folge, darf aber die anderen Fäden nicht verlieren. das klingt nach einer spannenden Herausforderung.

Danke euch allen und besonders Dir, Maubel

Trippelschritt


AlpakaAlex

Serien schreiben ist irgendwie ja genau mein Thema. Mein erschienenes Buch ist der erste Teil einer Reihe, die, wenn es jedenfalls nach meiner Planung geht, wohl 12 Bände haben würde (selbst wenn ich so meine Zweifel habe, die jedenfalls im Verlag herausbringen zu können). Gleichzeitig veröffentliche ich aber online auch noch ein Projekt, das in die üblichen Autorensphären gefühlt so gar nicht reinpasst, da ich dieses Werk komplett als Webserie konzipiert habe. Das heißt auch, dass ich die Geschichte zu guten Teilen in kleinere "Kapitel" (die eigentlich keine Kapitel, sondern eher Szenen sind) unterteilt habe, damit ich die Geschichte häufiger updaten kann, aber auch der normale Leser nur kleine Stücke hat, die er halt in einer 5-Minuten-Pause gut lesen kann.

Geplant wird das ganze bei mir halt, indem ich schaue, welche Charaktere Handeln und was ihre Charakterarcs sein werden - Anfang bis Ende - und dann schaue, in welchen Bänden (oder welchem Abschnitt der "Staffeln" der Onlinegeschichte) welcher Hauptpunkt der Charakterentwicklung geschehen wird. :) Das heißt zwangsweise auch, dass ich meine Handlung erst über Charaktere plane und dann halt die Storypunkte, über die ich natürlich auch eine grobe Übersicht habe, so verteile, dass sie am besten mit den Charakterarcs harmonieren und diese unterstützen. Sprich: Ich plane halt mehr oder minder um die Charakterentwicklung drum herum, da mir diese generell auch am wichtigsten ist.