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Alles zur Perspektive

Begonnen von Lastalda, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Rei

Hmm, als Prolog und Nachwort geht das sicherlich... Ich bin kein Freund von vielen Perspektivenwechseln. Eine Perspektive reicht mir als Autor und als Leser. *schulterzuck* Keine Ahnung, warum ich das Hopping nicht mag...

In "Hoffnung der Menschheit II" ist alles aus Elijahs Perspektive geschrieben, also muß er sich die Infos von den Erlebnissen der anderen zusammenfragen.  Zum Beispiel hilft seine Freundin Mao-Ling bei seiner Befreiung mit, aber er weiß nicht, wie sie das geschafft hat. Also gibt es ein Kapitel, in dem Mao-Ling einfach nur erzählt, was passiert ist, unterbrochen durch Elijahs Fragen. So habe ich das gelöst.

Lastalda

Grundsätzlich ist gegen Perspektivwechsel nichts einzuwenden. Die gibt's ja sogar im Herrn der Ringe, oder nicht?
Ich persönlich erzähle Geschichten gerne aus zwei Perspektiven, sodas ich im Endeffekt häufig eher zwei antagonistisch agierende Protagonisten als einen Protagonisten und einen Antagonisten habe. Genau das reizt mich.

Was ich nicht haben kann, sind Perspektivsprünge innerhalb eines Absatzes, mitten im Text. Alles zu wissen, was in sämtlichen Köpfen vorgeht, nimmt einfach jeden Reiz.
Aber ich glaube, das ist ohnehin eher ein klassischer Anfängerfehler...

Für eine Rahmenhandlung, wie in Deinem Fall, ist soetwas sogar sehr beliebt. Da es jeweils um die endständigen Kapitel geht, würde ich die an Deiner Stelle als Prolog und Epilog vom Text absetzen. Aber das ist durchaus kein Muss.

Witzigerweise schreibe ich an einer Geschichte, die genau anders herum funktioniert - also die Rahmenhandlung spielt im "jetzt" und die Haupthandlung wird rückblickend erzählt. Allerdings taucht dort das "jetzt" immer wieder zwischen drin auf, um die Auswirkungen des Erzählten zu zeigen... :)

Rei

Zitat von: Lastalda am 31. Juli 2006, 15:14:57
Was ich nicht haben kann, sind Perspektivsprünge innerhalb eines Absatzes, mitten im Text. Alles zu wissen, was in sämtlichen Köpfen vorgeht, nimmt einfach jeden Reiz.
Aber ich glaube, das ist ohnehin eher ein klassischer Anfängerfehler...
Das denke ich auch. So habe ich angefangen und jetzt bin ich bei einer Perspektive gelandet. *schulterzuck* Weiß nicht, gefällt mir persönlich einfach besser. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Zitat von: Lastalda am 31. Juli 2006, 15:14:57
Für eine Rahmenhandlung, wie in Deinem Fall, ist soetwas sogar sehr beliebt. Da es jeweils um die endständigen Kapitel geht, würde ich die an Deiner Stelle als Prolog und Epilog vom Text absetzen. Aber das ist durchaus kein Muss.
Genau, dieser Meinung bin ich auch. Prolog und Epilog kommen irgendwie immer gut. Sie haben was "Mystisches" und machen eine Geschichte (hauptsächlich Fantasy-Geschichten) irgendwie runder... Schwer zu beschreiben, aber ich hoffe, Ihr wißt, was ich meine...

Lastalda

Ein gut gemachter Rahmen ist was Wundervolles. Es gibt leider grade in der Fantasy, die völlig unverständliche Prologe ohne echten Textbezug schreiben, um cool zu sein. Aber davon sollte man sich nciht beeindrucken lassen. Wenn man einen sinnvollen Rahmen oder etwas dergleichen hat, dann sollte man den auch verwenden. :)

Linda

Zitat von: Lastalda am 31. Juli 2006, 20:40:20
Ein gut gemachter Rahmen ist was Wundervolles. Es gibt leider grade in der Fantasy, die völlig unverständliche Prologe ohne echten Textbezug schreiben, um cool zu sein. Aber davon sollte man sich nciht beeindrucken lassen. Wenn man einen sinnvollen Rahmen oder etwas dergleichen hat, dann sollte man den auch verwenden. :)

Jph, sehe ich genauso.
Am Anfang von "Schicksalstanz" steht ein Prolog (auch in meinen Textbeispielen zu finden) eine Legende zu den Hintergründen des Romans und der Antagonist wird eingeführt. Am Ende des Romans steht die Legende, die (später) aus den Geschehnissen des Romans entstanden ist.  Das ist für mich ein sehr schöner Rahmen, der mir deshalöb auch wichtig ist.

Gruß,

Linda

Arielen

Zitat von: Linda am 31. Juli 2006, 22:04:15
Jph, sehe ich genauso.
Am Anfang von "Schicksalstanz" steht ein Prolog (auch in meinen Textbeispielen zu finden) eine Legende zu den Hintergründen des Romans und der Antagonist wird eingeführt. Am Ende des Romans steht die Legende, die (später) aus den Geschehnissen des Romans entstanden ist.  Das ist für mich ein sehr schöner Rahmen, der mir deshalöb auch wichtig ist.


Stimmt. Und der aber auch einiges Verrät, was man jedoch erst blickt, wenn man den Roman kennt. Das kommt dann auch gut!

So was wirkt dann durch einen Perspektivenwechsel auhc nicht schlecht!
Alles liegt im Auge des Betrachters

MarkOh

In dem von mir genannten Rahmen könnte man es sich ( filmlich gesehen ) so vorstellen, dass eine alte Frau aus der Ich Perspektive am offenen Fenster über ihr vergangenes Leben philosphiert, man dann eine recht nebulöse Überleitung erfährt, und im Weiteren aus der Beobachterperspektive die Jahrzehnte zurückgedreht werden, bis die Geschichte schließlich wirklich anfängt und die alte Frau als junges Mädchen zeigt.

Macht im Film wohl so 5 Minuten, im Buch ein kurzes Einleitungskapitel...

Kalderon

Zitat von: MarkOh am 14. August 2006, 13:06:54
In dem von mir genannten Rahmen könnte man es sich ( filmlich gesehen ) so vorstellen, dass eine alte Frau aus der Ich Perspektive am offenen Fenster über ihr vergangenes Leben philosphiert, man dann eine recht nebulöse Überleitung erfährt, und im Weiteren aus der Beobachterperspektive die Jahrzehnte zurückgedreht werden, bis die Geschichte schließlich wirklich anfängt und die alte Frau als junges Mädchen zeigt.

Macht im Film wohl so 5 Minuten, im Buch ein kurzes Einleitungskapitel...

Du meinst wohl so wie in Titanic? ;)

Schelmin

Im Film kommt das oft vor. In Titanic eben, oder in Edward mit den Scherenhänden. Nur da können eben dann Bilder erzählen. Wenn man schriftlich umschwenken muß, ist das nicht so einfach.

MarkOh

#39
Ausschnitt Kalderon:
ZitatDu meinst wohl so wie in Titanic?

Stimmt, daran hatte ich jetzt gar nicht gedacht.
;)
Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich damals schon kurz vorm hyperventilieren war. Ewig versucht, die DVD zu bekommen ( Kino hatte ich verpasst ), eingelegt... Und? Bei dem Anfang hatte ich schon befürchtet, den falschen Film ergattert zu haben.

Ich habe es in ein erstes Kurzkapitel untergebracht, so dass mit dem zweiten Kapitel die eigentliche Story losgehen kann. Denke, es ist gar nicht mal so schlecht...
;)

Coppelia

Perspektivenänderung von einem zum anderen Kapitel finde ich in Ordnung. Allerdings denke ich, dass man nie beliebig die Perspektive wechseln sollte. Man sollte immer gucken, welche Personen "Perspektiventräger" sind und welche nicht, und ich würde nie alle zu Perspektiventrägern machen. Wenn die Perspektive wechselt, würde ich es auch bevorzugt mit dem Kapitelende machen, auf keinen Fall mitten im Text. Ich mag dieses "Hopping" auch nicht.

Bei einer Rahmenhandlung wäre ich aber vorsichtig, ob sie nicht langweilig ist. Besonders, wenn jemand rückblickend erzählt, nimmt das ja schon etwas vorweg. Und eine ganze Geschichte als einzige lange Rückblende? Das finde ich inzwischen nicht mehr sinnvoll (früher fand ich es mal "edel").
Dann hat mir mein Verlag die ganze Rahmenhandlung gecancelt! Ich war erst furchtbar sauer.
Inzwischen sehe ich aber die Argumentation ein, dass es langweilig ist, und werde es nur noch im Sonderfall so machen. ;)

Moni

Perspektivenwechsel zwischen den Kapiteln ist auch eine schöne Möglichkeit, den Spannungsbogen einer Geschichte zu erweitern. Wenn eine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, sind  Cliffhanger am Ende eines Kapitels z.B. recht leicht zu erzielen.

Ein Buch, das ich kürzlich gelesen habe, ist in drei Teile aufgeteilt (in einem Band) und jeder Teil ist aus der Perspektive einer anderen Person. Das hebt nicht nur die Spannung, sondern macht es auch interessant zu lesen, da jede Person verschieden charakterisiert ist.
Wen es interessiert: Die Pristerin der Türme, Band 1 von Die Insel der Stürme  von Heide S. Göttner
ISBN 3-492-75004-4 , 19,90 €  Gebundene Ausgabe (gerade neu erschienen, noch kein TB in Sicht!)
übrigens ein Beispiel für einen gelungenen deutschen Fantasytitel bei Piper!
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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Schelmin

#42
Hi!
Mich würde mal interessieren, was ihr zu diesem Thema zu sagen habt. Der auktoriale Erzählstil ist ja irgendwie ein bißchen verpönt, was ich nicht unbedingt immer nachvollziehen kann. Ich finde ihn gar nicht so schlimm.
Ganz klar, wenn man eine Hauptfigur hat und dicht an ihr bleibt, ist das sehr packend.
Nur kaue ich jetzt auf einer Geschichte herum, in der ich drei Freunde habe, die gleichzeitig und gleichwertig agieren. Ich kann nicht einen zum Haupthelden machen.
Wie macht ihr das denn, wenn ihr mehrere Hauptfiguren habt? Wenn ich versuche "draußen" zu bleiben und immer nur zu beschreiben, was sichtbar ist, wirkt das sehr nüchtern. Wenn ich in die Figuren hineinschlüpfe, läßt sich ein Perspektivenwechsel kaum vermeiden, auch innerhalb einer Szene nicht, weil mindestens zwei immer voll dabei sind. Oft agiert auch die Gruppe gemeinsam, und dann steht da sowas wie "sie fürchteten sich".
Wie macht ihr das denn?
Schelmin

Kalderon

Das Problem habe ich auch. Ich habe eben auch mehrere Perspektiventräger. Es ist kein Problem, solange sie alleine oder mit Nicht-Perspektiventrägern zusammen sind. Aber was soll man machen, wenn die Perspektiventräger alle zusammenkommen?

Schelmin

Bei mir sind sie eigentlich NUR zusammen. Es kann mal sein, daß einer noch schläft oder so. Aber ansonsten sind sie immer zusammen (auf einer Reise).