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Serien planen und schreiben

Begonnen von Valkyrie Tina, 18. April 2018, 22:34:54

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Koboldkind

#30
@Coppelia: Danke für deine Fragen. Vor sieben Jahren kam mir auch der Gedanke einer Serie, der vor zwei Jahren nochmal völlig umstrukturiert wurde, und da hat mich auch die Frage der Länge besonders beschäftigt. Die Länge einer Folge Groschenroman? Wie viel Story passt in X Seiten/Worte rein, und kann ich überhaupt so schreiben, dass ich für 10k plane und mit max. 15k raus komme?
Wie ich hier so lese gibt es mal wieder kein Gesetz ;P Aber das erleichtert mich auch. So gesehen werde ich wohl erstmal die Serie durchplotten und sollte in den ersten drei Folgen herausfinden, wie viel Worte das letztlich sind ... denke ich mal.

Ebenso frage ich mich gerade, wo ich alles nochmal hervor hole, was die Serienlänge und den Rhythmus angeht. Aktuell plane ich 7Staffeln á 10 Folgen über 9 Jahre. Wie bin ich denn da rauf gekommen? Aber es war wohl aus dem Plot heraus geboren – genug Folgen für massig Subplot und genug Freiplätze für, wie mir jetzt bewusst wird, Monster der Woche. Es ist eine Geisterjäger-Story, darum kann ich das sogar Wörtlich nehmen XD Gerade der Tipp von Araluen, dass MdW sogar überaus wichtig sind, setzt den Punkt auf meine 2018er Überarbeitung sehr hoch. Jetzt mache ich mal einen Serienplan mit den Spalten MdW, Subplot Prota und Subplot Anta, ich denke, da lässt sich sehr gut gleichmäßig die Spannung darüber verteilen.

-> Wie seid ihr auf die Anzahl eurer Staffeln/Folgen gekommen? Wie viele habt ihr überhaupt?

Auch die Frage nach der Charakter-Folge denke ich lässt sich mit einem gut geplantem Serien-Expose integrieren. Wenn ich weiß, etwa bei Folge 6/7 von 10 ist nach dem Mid-Showdown Platz für eine Folge Durchatmen, dann passt sicher auch eine Folge völlig außer der Reihe hinein, wie der Hintergrund der Lehrerin oder eine Historische/Zukunfts-/Alternativfolge. Der Hintergrund der Prota ist ja sowieso mit dem Subplot verstrickt, aber man kann sicher auch mit Nebencharakteren eine MdW-Folge verknüpfen.

Der Thread hat mir sehr viel Input gegeben wo ich ihn gerade brauchte (Entscheidung zwischen Projekten zum Start des Plottens für den NaNo) :) wenn ich mich richtig auf die Story verlege möchte ich schon eine Staffel fertig machen, der Erfahrung wegen und um daran noch rumfeilen zu können, falls ich es mal zum Veröffentlichen freistelle. Eigentlich habe ich die Vorstellung vom Veröffentlichen ad acta gelegt, aber da wusste ich auch noch nicht, dass es sogar solche spezialisierten Verlage gibt (Bin ziemlich raus aus der Lesewelt). Aber wenn das Kind erstmal auf der Welt ist, werde ich weiter sehen und freue mich bis dahin auf mehr Infos hier :)
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Erdbeere

ZitatWie seid ihr auf die Anzahl eurer Staffeln/Folgen gekommen? Wie viele habt ihr überhaupt?

Ganz einfach: Vom Verlag vorgegeben. Es hat sich damals so eingependelt, dass 12 Folgen pro Staffel sehr gut funktionieren, weil man bei monatlichen Veröffentlichungen ein Jahr lang veröffentlicht, präsent ist und den Lesern Stoff liefert. Wie viele Staffeln es werden, hängt von der Geschichte ab. Heliosphere 2265, eine der Serien meines Verlegers, ist bereits in der fünften Staffel (oder sechsten?) und nähert sich dem Ende des ersten Großzyklus. Meine Serie Frost & Payne wird nur eine zweite Staffel erhalten, danach ist Schluss. Das Ministerium (auch Geisterjäger ;D) hingegen ist auf mindestens vier Staffeln angelegt. Zwischen den Staffeln gibt es dann jeweils ein halbes bis dreiviertel Jahr Pause, vor allem dafür, dass wir uns wieder ein Polster anschreiben können.

(Mein Verlag Greenlight Press, der sich ja auf Serien spezialisiert hat, hat bis auf weiteres Manuskript-Sperre, so nebenbei. ;))

Maubel

Zitat von: Koboldkind am 20. Juni 2018, 20:59:43
-> Wie seid ihr auf die Anzahl eurer Staffeln/Folgen gekommen? Wie viele habt ihr überhaupt?

Ich habe 7 Staffeln a 24 Folgen (je ca. 10k) und das war angelehnt an Fernsehserien zur damaligen Zeit. Heute bin ich sehr dankbar dafür, denn es lässt sich wunderbar durch sechs teilen (bei sechs Hauptcharakteren) und wiederum auf ein Jahr aufteilen. Die sieben Staffeln waren damals erst willkürlich gewählt und dann mit je einer Todsünde verknüpft.
Erscheinen werden nun immer 4 Folgen in einem Band. :)

Coppelia

#33
Mh, ich weiß nicht, ob diese Vorgehensweise "richtig" ist (wahrscheinlich gibt es hier kein Richtig und Falsch): Ich habe jetzt mal alle Konflikte aufgeschrieben, die ich ihn der Handlung sehe: bisher 15 Stück. :o Ziemlich viel. Sie hängen auch zum Teil miteinander zusammen. Es sind Meta-Plot-Konflikte (internationale und nationale grundsätzliche Probleme), für die Haupthandlung relevante Konflikte und für die Figuren relevante Konflikte dabei.
Macht ihr es so, dass ihr aus jedem Konflikt eine Folge zu machen versucht? :hmmm: Oder wie kommt ihr sonst auf die Handlung der einzelnen Folgen? Das finde ich nämlich gerade irgendwie schwierig. Nicht, dass mir nichts einfiele, aber ich weiß dann oft nicht, wie ich eine abgeschlossene Folge daraus machen soll oder ob die Handlung überhaupt geeignet ist, eine Folge zu tragen. Bei einem MdW-Plot, den ich auch gar nicht so einfach zu machen finde (er muss ja eher kurz sein, aber trotzdem spektakulär mit Plottwist) fällt es mir dann schwer, die Verbindung zum Rest der Handlung herzustellen. Davon abgesehen fällt mir Plotten ja grundsätzlich eher schwer. :d'oh:

Araluen

Ich gehöre zwar nicht mehr zu den aktiven Serienschreibern, aber ich habe auch schon einige Serienfolgen mitgeplottet.
Eine MdW-Folge. Als erstes brauchst du das Monster der Woche - echtes Monster, Rätsel, Mordfall, zentrales Folgenproblem. Dann ist es ganz gut, wenn du den Fokus auf ein oder zwei Figuren legst und denen ein emotionales Problem gibst oder einen Konflikt, den es zu lösen gilt. Deren Probleme müssen in der Folge nicht vollständig gelöst werden, sollten aber eine neue Stufe zumindest erreichen. Idealerweise führt die Lösung des emotionalen Problems dazu, dass das Monster der Woche besiegt werden kann oder umgekehrt. Sprich beides sollte irgendwie verknüpft sein. Es lohnt nicht wirklich in einer Monster der Woche Folge auf der einen Seite das Monster zu jagen und auf der anderen völlig losgelöst das Leben von Figur x zu beleuchten, dessen Konflikt vielleicht spannend ist, aber mit dem Rest nichts zu tun hat für diese Folge.

Beispiel Charmed: Monster der Woche: großer böser Dämon, der die Hexen jagt, um ihre Zauberkräfte zu bekommen, und nur mit der Macht der Drei am Ende besiegt werden kann. Emotionaler Konflikt: Piper schwört nach dem Tod eines Freundes, den sie noch nicht richtig verarbeitet hat und an dem sie sich die Schuld gibt, der Hexerei ab. Sie will nichts mehr mit Magie zu tun haben und wäre sogar ganz froh, wenn der Dämon einfach ihre Kräfte stiehlt. Erst als Piper sich als Hexe und ihre Kräfte wieder akzeptiert, indem sie sich selbst verzeiht, gelingt es den Schwestern, den Dämon zu besiegen.
Das meine ich mit der Verzahnung von emotionalen Konflikt und Monster der Woche.

Wichtig ist auch in meinen Augen, dass das Monster der Woche schon sehr früh einen ersten Auftritt für den Leser hat (nicht unbedingt für die handlungstragenden Figuren). Die Grundproblematik sollte sehr schnell klar sein. Das Monster der Woche ist der Rahmen für die Folge - es eröffnet die Folge und shcließt sie ab -, in der noch sehr viel mehr passieren kann, solange es in diesen Rahmen passt.

Meine Weisheit ist aber natürlich nicht mit dem Löffel gefressen und ich orientiere mich da auch sehr stark am TV-Format :)

Dämmerungshexe

Ich habe bisher auch noch keine Serie geplant, fasse es aber durchaus ins Auge. Was die Konflikte und somit die Spannungsbögen betrifft, stelle ich es mir so vor, dass es mehrere verschiedene Ebenen gibt, wie Coppelia und Araluen ja auch schon gesagt haben. Grob gesagt, würde ich es so zusammenfassen:
- der MotW-Konflikt, der eine einzige Folge umspannt und mit inneren Konflikten der Protagonisten verzahnt ist
- die Konflikte zwischen den Protagonisten und anderen Figuren, also die emotionale Ebene und die der Charakterentwicklung, die mehrere Episoden bis zu eienr Staffel überspannen können
- die übergeordneten globalen Meta-Konflikte (Welt retten o.ä.), die die ganze Serie zusammenhalten
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Maubel

Ich kann ja mal aus dem Nähkästchen plaudern, wie ich eine Staffel plane - ich versuche mal nicht zu spoilern. Ich habe ja persönlich eine fixe Episodenzahl. Die schreibe ich auch alle hin und dann mache ich mir zuerst Gedanken über die Spannungsbögen. Worum geht es in der Staffel? Was ist das Ziel? Meistens stehen dadurch Anfang und Ende der Staffel recht schnell.

Staffel 1: Anfang: Die Charaktere lernen sich kennen und erfahren, dass Magie existiert und Monster die Stadt betreten. Am Ende von Folge 1 betritt der Erzdämon der Habgier die Stadt. Er will Grünthals Magie für sich haben.
Finale: Der Erzdämon hat einen Weg gefunden, die Magie für sich zu ernten und stürzt Grünthal ins Chaos. Die Sechs, nun zusammengewachsen, müssen ihn aufhalten.

Dazwischen sieht man schon zwei Plots deutlich hervorschimmern.
Nr. 1 - Der Erzdämon auf der Suche nach einem Weg, die Magie zu ernten (äußerer Konflikt)
Nr. 2 - Die Sechs lernen einander und ihre Kräfte kennen und müssen damit umgehen lernen (innerer Konflikt)
Den Staffelübergreifenden Serienplot lasse ich jetzt mal außen vor, er beginnt die erste Szene und spickt hier und da die Folgen, spielt aber in Staffel 1 eine untergeordnete Rolle

Grob notiere ich jetzt recht willkürlich ein paar Ideen, die der Erzdämon ausprobieren könnte und verteile sie in den Episoden dazwischen. Er muss nicht jede Folge der Initiator sein, aber gerade zum Ende hin immer deutlicher. Aus diesen Ideen entwickeln sich später dann die Monster Woche Folgen.
Der nächste Schritt sind die Spannungsbögen der Figuren. Ich habe sechs Hauptcharaktere, jeder hat seinen Plot für die Staffel. Manchmal spannt er sich nur über eine Episodengruppe, manchmal geht er länger. Zum Beispiel Fabian: er lernt, dass er das Wasser beherrschen kann, hasst aber Magie und hat Angst vor ihr. Trotzdem ist er immer wieder gezwungen, sie einzusetzen, was ihm mehr schlecht als recht gelingt. Langsam freundet er sich mit dem Gedanken jedoch an und greift von sich aus, auf die Magie zu und damit gelingt es ihm auch die Kontrolle zu erlangen. Schlussendlich sind ihm seine Freunde und die Sicherheit der Stadt wichtiger als seine Ängste.
Bei den Figuren mache ich es so ähnlich wie beim Antagonisten und "streusle" ihre Entwicklungsstufen durch die Staffel, damit jeder mal rankommt. Was zusammen gehört, bleibt natürlich zusammen.

Jetzt schaue ich meinen mit Eckpunkten bestreuselten Plan an und erstelle Verbindungen sowie konkrete Plotideen. Wie kann ich nun zeigen, dass Fabian freiwillig zur Magie greift? Aha, der Erzdämon greift seine Freunde direkt an und er verteidigt sie. Meist habe ich an dieser Stelle schon mehrere schöne Plots, aber auch noch einige Lücken und damit kommen wir zu den Monstern der Woche. Die dürfen nun aus ihrem Käfig und die Folgen bevölkern. Wo sie können, verbinden sie sich mit dem Antagonisten oder sie spielen sich selbst groß auf und eskalieren damit einen persönlichen Konflikt. Am Ende steht zu jeder Folge mindestens ein Vierzeiler.

Ja, ein Vierzeiler. Die ersten Staffeln habe ich tatsächlich nur mit Vierzeilern geplottet. Jetzt sind es vielleicht Zehnzeiler, jedenfalls recht kurz und knapp, denn tatsächlich setze ich mich dann erst vor der jeweiligen Folge hin und beginne daraus einen Folgenplot zu machen. Ich habe die Zutaten, ich weiß, wo ich hin will, was ich aufgreifen muss, was vorbereiten und welches Monster da ist und dann skizziere ich relativ detailliert - nämlich Szene für Szene - einen Plot für die Folge.

Also grob gesagt, erst das große Ganze und dann im Detail.

Coppelia

#37
Danke für die Antworten! Ihr glaubt gar nicht, wie mir das weiterhilft. :D Zum Teil mache ich es natürlich schon so, aber ich "verfranse" mich einfach sehr schnell. Einen personenbezogenen Konflikt in die Mitte der Handlung zu stellen und dazu das passende "Monster" oder Problem zu suchen - eigentlich einleuchtend, aber nachdem es jetzt noch mal so klar hier stand, werde ich vermutlich weniger Probleme damit haben.
Wobei es mir ja immer leicht fällt, einen inneren Konflikt zu gestalten, aber sehr schwer, eine äußere Handlung, erst recht ein Monster, zu produzieren. Warum auch immer. ::) Ich werde es mal psychologisch angehen: Welches Monstrum entspricht diesem Problem? Darauf freue ich mich!

Ich habe für meine eine Hauptfigur eine relativ lange innere Wandlung angelegt. Die werde ich dann versuchen in "Häppchen" zu teilen und immer ein Stück weit mit einem äußeren Konflikt zu versehen. D. h., wenn diese Hauptfigur "dran" ist. Die andere Hauptfigur macht auch eine innere Wandlung durch, nämlich eine Überwindung ihrer Vorurteile.

Was ich total schwierig finde, jedenfalls in meinem Fall, sicher aber auch bei anderen: Mein Antagonist arbeitet im Verborgenen und darf nicht entdeckt werden. (Er ist ein Schwarzmagier-Massenmörder, der zudem noch einen Drogenring leitet). Wenn er Handlungen initiiert, die zum MdW werden, was natürlich super wäre, frage ich mich: Was könnte das sein, was auch zu einem zufriedenstellenden Folgen-Ende führt? Denn seine Verbrechen könnten erst gegen Ende aufgeklärt werden. Und "die Figuren suchen eine verschwundene Person und finden sie nicht" ist keine gute Folge. :rofl: Generell ist es aber wohl häufiger so, dass der Antagonist unbekannt ist und erst gegen Ende entdeckt und beseitigt wird, oder? Oder hab ich einen blöden Antagonisten gewählt?

Erdbeere

Was die Antagonisten angeht, habe ich im Ministerium gleich zwei. Die Handlungen dieser beiden werden unabhängig voneinander meine Protagonisten auf Trab halten. Doch während die eine Antagonistin erst langsam zu einem Monster wird, ist es der andere bereits, wenn auch getarnt. Während meine Protas versuchen, die Antagonistin aufzuhalten, arbeitet Anta Nr. 2 im Hintergrund für seine eigenen Pläne, die dann das große Finale sein werden. Die Protas merken zu spät, dass die eigentliche Gefahr von ihm ausgeht, und müssen im letzten Moment versuchen, ihm das Handwerk zu legen, weil sonst die Welt untergeht (oder so ;D). Die Antagonistin wird dann über die nächsten Staffeln immer mächtiger und einer der großen Gegenspieler in Staffel 2. Für beide Antas habe ich bereits in der ersten Folge einige Hinweise bzw. Anzeichen für ihren Werdegang gestreut. Da sie allerdings auch Perspektivträger sind, bleiben sie den Lesern nicht lange verborgen.

Maubel

Also, dass es sich dabei um den Erzdämon handelt und was sein Ziel ist, ist nicht bekannt.

Bei meinen 24 Folgen:
Der Zuschauer sieht den Antagonisten (ohne Ziel) in Folge 1.
Unentdeckt für Charaktere und Leser tritt er hin und wieder im persönlichen Umfeld der Sechs auf.
Die Charaktere begegnen ihm zum ersten Mal in Folge 7, wo er auch offiziell zum ersten Mal das MdW in der Stadt ausgesetzt hat.
In Folge 9 folgt der erste Hinweis darauf, was der Antagonist will. In Folge 10 bekommen die anderen einen Eindruck.
Dann ist erst mal 4 Folgen Mid-Season Finale.
Ab Folge 15 versucht der Antagonist aktiv die Protagonisten aus dem Weg zu schaffen und verstärkt seine Anstrengungen.
Ab Folge 22 spitzt sich alles auf das Finale zu. (in späteren Staffeln oft schon früher, aber Staffel 1 ist da noch mehr fokussiert auf Charakterentwicklung und das ganze Magie kennenlernen.)

Coppelia

#40
Ihr glaubt gar nicht, wie mir die Antworten gestern geholfen haben. :) (Ach so, vielleicht doch, das habe ich ja gestern auch schon geschrieben. ;D) Nicht so sehr, wie es bei euch aufgebaut ist, sondern eher die allgemeinen Hinweise. Ich konnte einiges plotten, was mir vorher noch unklar war, und hatte den Eindruck, eine Struktur in die Serie zu bekommen. Jedenfalls schien sich das Wirrwarr in meinem Kopf zu irgendetwas zu formen.

Dass der Antagonist versucht, die Hauptfiguren aus dem Weg zu räumen, und so in Erscheinung tritt, ist nur logisch. Eigentlich muss man ja "nur" beachten, dass er irgendetwas in Gang setzt/ein Monster schickt, das die Hauptfiguren aus dem Weg räumen, dass aber das Wissen bleibt, dass mehr dahinter steckt als nur dieser eine Vorfall.

Schwierig finde ich es, Monster aus dem Hut zu ziehen, die die Figuren bekämpfen müssen. Wenn man eine Serie über Schwarzmagier schreibt, sollte ja auch Schwarzmagie in jeder Folge eine Rolle spielen, und ich kann nicht eben mal nur eine Folge über Politik und Diplomatie einfügen. Obwohl diese Herausforderung manchmal größer sein dürfte. ;D

Einen zweiten Antagonisten habe ich an sich auch, nämlich das Nachbarland, das auf Krieg aus ist. Das muss ich mal durch ein unsympathisches Staatsoberhaupt personifizieren. Nun, das Vorbild USA gibt gerade ein sehr gutes Beispiel ab. ;D Als weiteren Antagonisten habe ich einen übergriffigen Priester im Kopf. Aber ich weiß noch nicht recht, ob das günstig ist. Religion spielt ja eine sehr wichtige Rolle für den Hintergrund, aber ich möchte sie weder verteufeln noch romantisieren. Das gilt für alle Religionen. 

Ein paar Seiten aus der Perspektive meines Staffel-1-Antagonisten zu schreiben, würde mich auch irgendwie reizen. :hmmm: Er ist so eine schillernde Figur und möchte eigentlich mehr Platz. Was schwer ist, da er ja im Verborgenen arbeitet.

Maubel

Ach, mal kann man auch nur eine politische Folge einfügen. Meine Monster der Woche in späteren Staffeln, sind auch mehr Problematik hier, Problematik da. Da ist gar kein Platz noch ein "unbeteiligtes" Monster einzufügen.

Du könntest ja die Szenen aus Sicht des Antagonisten schreiben und dabei nicht erwähnen, wer er ist und geheimnisvoll bleiben. Gerade fürs Ende einer Episode lohnt sich das als Cliffhanger.

Erdbeere

Ich liebe es, aus Sicht der Antagonisten zu schreiben. ;D Sie müssen ja nicht gleich mit dem ersten inneren Monolog mit der Tür ins Haus fallen und ihre Pläne bekanntgeben. Man vergisst nämlich schnell, dass auch die Bösewichte die Helden ihrer eigenen Story sind. Die Leser dürfen gerne eine Weile rätseln, wer der Typ ist und ob mehr dahinter steckt. Bei meinen Serien kommt dann irgendwann immer der Punkt, an dem die Leser mehr wissen als meine Protagonisten. Das kann die Spannung erhöhen und die Leser mehr mitfiebern lassen - solange sich die Protagonisten nicht so dumm anstellen wie die Darsteller in B-Movie Horrorfilmen. ;)

Coppelia

#43
Das ist ein sehr guter Tipp, vielen Dank an euch! Ich bin wirklich sehr froh, dass ich diesen Austausch mit euch habe. :vibes:

Aus der Sicht von Antagonisten, die Gründe für ihr Handeln haben - die oft genauso gut sind wie die der Hauptfiguren - habe ich schon öfter geschrieben. Mein Antagonist ist diesmal ein narzisstischer Psychopath, und natürlich hat er keinen vernünftigen Grund, so herumzumorden. Aber wenn ich dabei gleichzeitig seinen Hintergrund beleuchte, wird vielleicht deutlicher, dass sich seine Entwicklung (auch) konsequent aus seinem Hintergrund ergibt. Und dass er vielleicht ein bisschen auch ein Opfer ist.

Edit: Ich hatte schon lange nicht mehr so einen Inspirationsflash und habe gerade die Hoffnung, die Geschichte zu retten oder doch wenigstens der zu ihr passenden Form näher zu bringen. Und dafür bin ich so dankbar. :vibes:

Trippelschritt

Ich lese hier schon die ganze Zeit fasziniert mit und stelle fest, dass ich etwas anders vorgehe. Das liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass ich Bauchschreiber bin und nur begrenzt plane. Ich habe ein etwas Fremdartiges und Gewöhnungsbedürftiges Setting, das der Leser erst einmal verstehen muss und wo deshalb überall die Gefahr des Infodumps lauert. Ich habe einige der wichtigsten Figuren mit nur einer Protagonistin, der aber immer Nebenspieler zu Seite stehen. Ich habe keinen wirklichen Antagonisten, aber jede Menge gesellschaftliche Kräfte und Widerstände.

Da alles recht komplex ist, brauche ich zwei Methoden der Fadensortierung. Ich habe einmal eine Betrachtung von oben. Jemand verursachte ein Problem und die Welt musste darunter leiden. Das muss am Ende der Geschichte gelöst werden. Diese Idee gibt mir den gesamten Leitfaden der Geschichte, den ich nicht aus den Augen verlieren darf.

Auf der anderen Seite habe ich meine Protagonistin mit einem ganz eindeutigen Ziel, das sie am Ende der ersten Staffel erreichen soll, aber im Grunde genommen noch nicht viel löst. Für dieses Ende habe ich fünf Folgen eingeplant mit ungefähr 1 Mill Zeichen.

Jede Folge hat ein Thema. In so fern entspricht es dem Monster der Woche.

Ähnlichkeiten zu bekannten Serien sehe ich noch am ehesten zu Game of Thrones. Ich werde wahrscheinlich besser strukturiert sein, aber dafür enger in der Themenführung mit einer Hauptprotagonistin. Thematisch hat meine Geschichte allerdings mit GoT nichts zu tun.

Liebe Grüße
Trippelschritt