Jedenfalls wird Dialekt - diesen Status hat das Süddeutsche nun mal in der Bundesrepublik - [...]
Ich finde deine Überlegungen und Bedenken absolut nachvollziehbar, Nikki. Aber für viele große deutschsprachige Verlage - und die meisten davon haben mittlerweile ihren Sitz in Deutschland - hat Massentauglichkeit eine hohe Priorität.
Du bringst es sehr gut auf den Punkt. Das ist das Image jedes anderen
Standarddeutschs, das nicht dem Bundesdeutschen entspricht. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass es mittlerweile nicht mehr nur Verlage in Deutschland sind, die Lektoratsentscheidungen zugunsten des Bundesdeutschen treffen. Alles im Sinn einer Massentauglichkeit. Das Ganze ist ein Teufelskreis. Je weniger präsent andere Standardvarietäten neben dem Bundesdeutschen sind, desto eher werden diese als Dialekte abgestempelt und welche anderen Texte außer
Nischentexte
dürfen in "Dialekt" geschrieben sein? Und somit befinden sich solche Texte automatisch im Widerspruch zur Massentauglichkeit und müssen entweder angepasst, sprich, glattgebügelt (wie das einige von euch hier sehr treffend, wenn auch mit einem sehr makabren Beigeschmack, ausdrücken) werden oder fallen von Anfang an weg, um sich einem großen Publikum zu präsentieren.
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass irgendjemand einen Brenner-Roman lesen kann, ohne dabei zu merken, dass es sich hier um den bewussten und eigenwillig-witzigen Stil des Autors handelt.
Ich wäre mir da nicht so sicher ... Stereotype Ansichten gibt es immer wieder und wie viele (deutsche, nicht-österreichische) Leser*innen gibt es, die freiwillig österreichische Literatur lesen, die, wie auch in diesem Thread deutlich wurde, einen dialektal geprägten Ruf genießt? Ich denke, es gibt sehr viele Leute, die die "gängigen" Namen lesen und dann von einer Person auf alle schließen.
Hab grad meine Kinder (5. und 7. Klasse) gefragt, die haben voll Überzeugung "bin gesessen" gesagt und sind gar nicht mit Dialekt aufgewachsen.

Grüß sie ganz lieb von mir.

Wie gesagt, Süddeutsch oder Österreichisch sind keine Dialekte, sondern andere Ausprägungen des Standarddeutsches als Bundesdeutsch. Die Zahl der Sprecher*innen und verlagspolitische Entscheidungen verzerren diese Tatsache.
aber passieren könnte es mir, wie man am Beispiel "Ich bin gesessen" sieht.
Für mich ist die Bildung von Perfekt eine ganz bewusste Entscheidung, einfach weil es sich hier nicht um Dialekt handelt, sondern um süddeutsche/österreichische Hochsprache. Bei Vokabeln bin ich vorsichtiger, die sind eher dialektaler geprägt, aber mit einem Setting im Wien habe ich eine Ausrede, wieso meine Prota den Kaffee aus dem Häferl schlürft und die Semmel mit Marmelade isst.
