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Braucht ein (Kurz-)Roman Kapitel?

Begonnen von Romy, 24. März 2009, 16:03:33

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Romy

Hallo zusammen!

Es gibt ja schon einen Thread zur Kapitellänge, aber ich beschäftige mich momentan mit einer zugegebenermaßen verwandten, aber doch etwas anderen Frage.

Momentan zerbreche ich mir den Kopf darüber, wie – oder ob überhaupt – ich meinen Kurzroman für den Arcanum Wettbewerb in Kapitel einteilen soll. Auch wenn die Geschichte am Ende 80-90 Normseiten haben wird, eigentlich betrachte ich das noch nicht als richtigen Roman, sondern eher als (sehr) lange Kurzgeschichte und alles in mir sträubt sich davor, Kapitel zu bilden. Größere Absätze, wo der Leser auch mal Pause machen und das Buch kann, wären natürlich vorhanden.  ;)

Mir kam dann noch der Gedanke, dass ja auch längere Romane nicht zwangsläufig eine Kapiteleinteilung brauchen, oder? Ich meine, solange es immer größere Absätze gibt, wo man mal Pause machen könnte, sollte das doch reichen ...
Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht habe, frage ich mich, ob es nur alte Gewohnheit ist, Kapitel zu verwenden. Einige wenige Romane ohne Kapitel gibt es, nur wenige Autoren scheinen sich zu trauen, darauf zu verzichten ... Ich meine, bei längeren Romanen wäre ich bisher gar nicht auf die Idee gekommen, keine Kapitel zu nehmen ...  ::)

Was meint Ihr? Braucht man ganz allgemein unbedingt Kapitel?
Oder anders gefragt: Ab welcher Seitenzahl einer Geschichte, würdet Ihr sagen, werden Kapitel notwendig?

Ich freue mich auf Eure Meinungen.  :D

Lila

Ich sage am besten vorweg, dass ich mich damit auch nicht wirklich auskenne. Für meinen Teil kann ich aber sagen, dass ich die Kapiteleinteilung wahrscheinlich auch weglassen würde. Wenn ich da an meine Trilogie denke wäre das ohnehin verlorene Liebesmüh, da hat allein schon das erste Kapitel 30 Seiten. Wenn das ein Kurzroman wäre, dann würden da ja höchstens 3 Kapitel bei rumkommen. :P

Okay, aber man soll nicht von sich auf andere schließen. Dennoch, ich denke trotzdem nicht, dass bei einem Kurzroman zwingend Kapitel nötig sind. Wie du schon sagtest, größere Abätze zwischen eindeutigen Sinnesabschnitten müssten, meiner Meinung nach, eigentlich ausreichen.

Korrigiert mich, wenn ich mich irre! ::)
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Willow

Hallo Romilly,

das ist eine wirklich interessante Frage, über die ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht habe und es doch nach Lesen Deiner Frage unbedingt mal tun muß, denn ich schreibe immer "nach Gefühl" oder wie soll ich sagen. ;) Durchnummerierte Kapitel hat es bei mir noch nie gegeben, ich beende einen Geschichtenabschnitt da, wo er zu Ende erzählt ist, mache drei Sterne und fange mit dem nächsten an. Zugegeben möglicherweise unprofessionell, aber so hab ich das schon immer gemacht und mich nie gefragt warum oder warum nicht.

Ich denke, es kommt aber ohnehin immer sehr auf die Geschichte an, darauf, wieviel Raum zwischen den einzelnen Kapiteln sein muß, um sie so zur Geltung zu bringen, wie sie es brauchen, um Teile zu trennen, die getrennt gehören, Inhalte beisammenzuhalten oder eben Klüfte aufzureißen und lande damit am Ende doch wieder beim Gefühl, mit dem das dann zu entscheiden wäre, fürchte ich. ;) Was sagt Dir denn Deines? Ich glaube nämlich, wenn der Roman, lang oder kurz, in sich selbst stimmt und alles erzählt, was er erzählen will und den Leser immer genau dahin führt, wo Du ihn hinführen willst, ist dem egal, ob da Kapitel zwischen sind oder "nur" Absätze groß genug, ihn zwischendurch mal Luftholen zu lassen oder einen Kaffee kochen zu gehen oder innezuhalten und über das, was er da gerade erlebt hat, noch mal ein bißchen nachzudenken. :)

Weiß nicht, ob Dir das geholfen hat, aber ich grüß Dich ganz lieb und wünsche Dir, daß Du die für Dich passendste Lösung findest, und das wirst Du bestimmt. 

Willow

Sprotte

Ich schreibe 400-Seiten-Romane ohne Kapitel. Mich stört bei Kapiteln oft die Neigung mancher Autoren, immer einen Minicliffhanger dranzubasteln (siehe Grausbücher, Kathy Reichs  :nöö:).
Bei mir kam es drollig dazu: ich habe immer mit Kapiteln geschrieben, bis ich irgendwo las, daß Verlage das nicht mögen  :rofl:, daß man den Roman ergo in einem Stück herunterschreiben soll.
Inzwischen möchte ich keine Kapitel mehr einsetzen.
Terry Pratchett schreibt auch keine  :jau:

Churke

Ich persönlich sehe Kapitel in erster Linie als ein Hilfsmittel des Autors für sich selbst. Kapitel bringen Ordnung in eine Geschichte und gliedern sie in Sinnabschnitte.
Wer nun glaubt/weiß, dass er keine Kapitel braucht, um einen perfekt gegliederten und aufgebauten Roman zu schreiben, der braucht sie halt nicht. Fertig.

Mrs.Finster

Ich erzähle aus verschiedenen Perspektiven, da setzte ich nach jeder abgeschlossenen Handlung einen Absatz. Die Frage ist, wo setzt man da ein Kapitel? Mir fällt das immer so unheimlich schwer.  Teilweise ist es unheimlich leicht zu erkennen, bei manchen weiß man gar nicht, wo man ansetzten soll und schreibt ein Kapitel 50 Seiten, das andere 150 Seiten auch nicht die perfekte Lösung  :no:
Erzählst du in einem Rutsch durch, würde ich die Kapitel bei deinem Kurzroman weglassen.  ;)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Tenryu

Ein Roman braucht zwar nicht unbedingt in Kapitel gegliedert zu sein, aber ich finde, daß sie der Übersichtlichkeit dienlich sind. Das Lesen wird dadurch angenehmer. Ich höre z.B. nur ungern mitten im Text zu lesen auf, sondern versuche, wenn die Zeit es zuläßt, immer zum Ende des Kapitels zu kommen. Dann finde ich auch den Wiedereinstieg leichter.
Und da jede Geschichte sich inhaltlich in verschiedene Teile oder Handlungsabschnitte gliedert, ist es doch naheliegend, diese auch durch entsprechende formale Strukturierung sichtbar zu machen.

Einen Kurzroman würde ich vielleicht in 3-5 Teile gliedern. Das müssen jetzt nicht unbedingt Kapitel mit einer separaten Überschrift sein.

Manja_Bindig

Da ich auktorial(mehrere Perspektiven gleichberechtigt) schreibe, oft Zeitsprünge habe und jeden Chara zu unterschiedlichen Zeiten und Ecken zu Wort kommen lasse, finde ich, dass Kapitel dem ganzen durchaus Struktur und Ordnung vermitteln. Es ist jedenfalls übersichtlicher und bei einem neuen Kapitel ist der Leser nicht so überrascht von einem Perspektivenwechsel - ich denke, es kommt sehr auf die Geschichte an.

Ein einzelner, großer Plotstrang, nur wenige Mini-Nebenplots?
Eine zentrale Perspektive?
Ein kontinuierlicher Zeitstrom ohne Unterbrechungen und Verwirbelungen?

Ich denk mal, dann kann man auch gut ohne Kapitel leben.

aber ich denke, meine Texte wären ohne eine kapitelweise Gliederung doch arg verworren.

Romy

#8
Schon so viele Antworten. Erst Mal danke  :D und Wow, ich bin überrascht, wie viele Kapitelgegner es hier doch gibt. Ich hatte schon gedacht, meine Gedankengänge wären total verquer und abwegig  ;D

Zitat von: Tastentänzerin am 24. März 2009, 16:25:09
Korrigiert mich, wenn ich mich irre! ::)

@ Tastentänzerin: Ich glaube nicht, dass es ein echtes Richtig oder Falsch gibt, deshalb hatte ich ja auch vor allem nach Meinungen gefragt  :)

@ Willow: Das mit den drei Sternen habe ich mir auch überlegt. Wobei diese Sterne in einem Manuskript, das man irgendwo einreicht, eigentlich nix zu suchen haben ... aber im fertigen Buch würden die sich sicherlich hübsch machen  ;D


Zitat von: Sprotte am 24. März 2009, 16:51:19
Ich schreibe 400-Seiten-Romane ohne Kapitel. Mich stört bei Kapiteln oft die Neigung mancher Autoren, immer einen Minicliffhanger dranzubasteln (siehe Grausbücher, Kathy Reichs  :nöö:).
Bei mir kam es drollig dazu: ich habe immer mit Kapiteln geschrieben, bis ich irgendwo las, daß Verlage das nicht mögen  :rofl:, daß man den Roman ergo in einem Stück herunterschreiben soll.
Inzwischen möchte ich keine Kapitel mehr einsetzen.
Terry Pratchett schreibt auch keine  :jau:

@ Sprotte: Wo hast Du das den gelesen?  :o Das würde mich mal sehr interessieren  :hmmm:
Was Terry Pratchett angeht, da habe ich gerade nur ein Buch von ihm da (Die dunkle Seite der Sonne) und da gibt es Kapitel. Ich habe es noch nicht gelesen, aber gerade mal reingeblättert ...

@ Tenryu: Ich beabsichtige ja nicht, den Text wirklich komplett durchzuschreiben. Mit einem "großen Absatz" meine ich, dass ich eine oder zwei Zeilen frei lasse und dann mit einer neuen Szene/Handlungsstrang weiter mache. Bei meinem Kurzroman hab ich ja nur einen Perspektiventräger, aber bei einem längeren Roman, würde es ja sonst sehr unübersichtlich werden, wenn man z.B. die Perspektiven wechselt.
Also sehr schwierig wäre es nicht, die Geschichte in Kapitel zu gliedern. Das wären dann entweder so ca. 4-5 große (und gewöhnlich neige ich zu langen Kapiteln) oder ganz viele Kleine. Beides finde ich in dem Fall einfach nicht so verlockend ... hm ...

Zitat von: Manja am 24. März 2009, 19:30:23
Ein einzelner, großer Plotstrang, nur wenige Mini-Nebenplots?
Eine zentrale Perspektive?
Ein kontinuierlicher Zeitstrom ohne Unterbrechungen und Verwirbelungen?

Ich denk mal, dann kann man auch gut ohne Kapitel leben.

@ Manja: Ja, das trifft genau auf den Kurzroman zu  :D

Danke für die Bestärkung an Alle, ich glaube, dann lasse ich die Kapitel wirklich mal weg!  :D

Nein also ich denke auch, bei längeren Romanen und mehreren Handlungssträngen mit zwei oder mehr Perspektiven, sind Kapitel schon sehr sinnvoll. Aber wo liegt da die Grenze?
Was Sprotte gesagt hat, dass Verlage Kapitel gar nicht so mögen, finde ich wirklich sehr interessant, denn bisher habe ich mich gefragt, ob ein Verlag/Lektor einen längeren Roman ohne Kapitel vielleicht sofort angewidert zur Seite legen würde ... Aber ich vermute mal, die Verlage/Lektoren teilen die Kapitel dann einfach gerne selbst ein?! Denn die meisten veröffentlichten Romane haben ja dann Kapitel ...  :hmmm:

Sprotte

Liebe Romilly: Ich habe keine Ahnung mehr, wo ich das aufgeschnappt habe - nicht im Tintenzirkel!
Die ersten zwei Maynard-Romane hatte ich noch mit Kapiteln (keine Überschriften oder Nummern, nur ein Seitenwechsel) geschrieben.
Jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Da meine Romane relativ linear sind, reicht das mit normalen großen Absätzen (also zweimal Zeilenschaltung). Sowohl meine Betas als auch ich kommen damit sehr gut klar.

"Die dunkle Seite der Sonne"  ??? Strata, denke ich. Das war sein erster. Danach hat Pratchett sich die Kapitel abgewöhnt. Auch seine Romane sind relativ linear und somit in dieser Form absolut lesbar.

Ich denke auch, daß es da kein "falsch oder richtig" gibt. Es hängt vom Text an sich ab, von der Geschichte, vom Erzählstil, vom zeitlichen Umfang.
Okay, im ersten Maynard-Roman habe ich auch ein halbes Jahr mit einem großen Absatz übersprungen. Hat bislang niemanden gestört.

felis

@Romilly,
mein Kurzroman hat Kapitel. 14 Stück insgesamt. Das hat sich beim Schreiben einfach so aufgedrängt.
Den Roman davor hab ich ohne Kapitel runtergeschrieben aber in Szenen geplottet, die ich dann erst beim Überarbeiten zu Kapiteln zusammengefasst habe.
Ich bin beim Lesen und beim Schreiben ein Freund strukturierter Texte. Kapitel gehören für mich einfach dazu. Aber das ist sicher Geschmackssache.

FeeamPC

Ich habe erst einmal komplett ohne Kapitel geschrieben. Dann kam von jedem Betaleser die Frage nach Kapiteln. Also habe ich sie anschließend gebildet.

Festgestellt, daß für eventuelle (oder besser gesagt, ganz sicher) notwendigen Verbesserungen Kapitel eine Arbeitserleichterung sind.

Anschließend festgestellt, daß die Kapitel wieder abgeändert werden mußten.

Jetzt bin ich soweit, daß ich sie selbst zwar eher als störend betrachte, aber weiß, daß sie offensichtlich dem Leser das Leben erleichtern, also: vorerst bleiben die Kapitel.

Romy

Zitat von: Sprotte am 24. März 2009, 21:32:56
"Die dunkle Seite der Sonne"  ??? Strata, denke ich. Das war sein erster. Danach hat Pratchett sich die Kapitel abgewöhnt. Auch seine Romane sind relativ linear und somit in dieser Form absolut lesbar.

Ich werde mal schauen. Ab übermorgen bin ich wieder in der Heimat und da habe ich (bzw. mein Vater) noch andere Pratchett Romane, wo ich dann mal rein blättern werde. 'Tschuldigung, ich muss mich immer selbst überzeugen.  :innocent:


Zitat von: felis am 24. März 2009, 22:13:24
@Romilly,
mein Kurzroman hat Kapitel. 14 Stück insgesamt. Das hat sich beim Schreiben einfach so aufgedrängt.
Den Roman davor hab ich ohne Kapitel runtergeschrieben aber in Szenen geplottet, die ich dann erst beim Überarbeiten zu Kapiteln zusammengefasst habe.
Ich bin beim Lesen und beim Schreiben ein Freund strukturierter Texte. Kapitel gehören für mich einfach dazu. Aber das ist sicher Geschmackssache.

Für mich bisher ja auch. Aber bei meinem Romänchen bietet es sich einfach an, sie weg zu lassen. Ich denke auch nicht, dass ich die Kapitel bei meinen bisher angefangenen Romanen jetzt alle raus ziehe, aber wenn ich mal was Neues anfange, probiere ich es vielleicht mal ohne ... Man muss ja die gewohnten Pfade auch mal verlassen  ;D

Zitat von: FeeamPC am 24. März 2009, 23:23:08
Anschließend festgestellt, daß die Kapitel wieder abgeändert werden mußten.

Beim Überarbeiten ändere ich auch oft die Kapitel. Da werden zwei kurze Kapitel zusammengelegt, zwei Lange getrennt usw. ... Das ergibt sich oft einfach so.
DAS ist definitiv eine Arbeit, die man sich sparen kann, wenn man keine Kapitel hat  ;D

Beate

Ich habe schon beides gemacht - mit Kapiteln und ohne.
Ohne Kapitel ist es so, dass bei größeren Handlungs-, Orts- oder Zeitsprüngen einfach ein paar Zeilen mehr freigelassen wurden, bei Kapiteln kommt dann ein neues Kapitel.

Was nun besser ist: Kann ich nicht sagen. Aber ich mag es nicht sonderlich, wenn ein Kapitel mitten in die Handlung gepflanzt wird, weil da halt mal wieder ein Kapitel sein muss (wegen Seitenzahl oder sonstwas). Wenn die Kapitel passend sind, dann stören sie mich nicht weiter und ich lese einfach darüber hinweg.

Zwingend nötig finde ich Kapitel nicht. Eine Einteilung während dem Schreiben ist da eher sinnvoll als im endgültigen Roman Kapitel zu haben. Manchmal hilft es einfach, mit einem Schlagwort zu wissen, was man die nächsten 20 Seiten geschrieben hat, aber das kann man in der Reinform dann ja getrost rauslassen.

Drachenfeder

Brauchen oder nicht brauchen... hmm. Ich habe es ebenfalls schon mal mit und mal ohne Kapitel gemacht. Ich denke das ist Geschmacksache. Ich mag Kapitel und lese auch lieber mit ihnen. Ob großer oder kleiner Roman.

Also hebe ich mal die Hand für dafür