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Die Fähigkeiten unserer Helden

Begonnen von Coppelia, 20. August 2008, 21:32:50

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Grey

Zitat von: Blake am 23. August 2008, 14:09:26
Interessant ist es für mich, wenn der Panzer eines überlegenen Charakters Risse bekommt. Durch neue Herausforderungen und Situationen.

Tja ... das kann interessant sein, klar. Aber ich persönlich finde es nicht viel weniger abgegriffen als dein "Normalo-wird-Superheld-Schema ... ::)
Kommt halt immer drauf an, ob man es interessant erzählt ;)

Churke

Zitat von: Blake am 23. August 2008, 14:09:26
@churke
Der Zuhälter? Oder der Hundehalter?

Der Kampfhund. :psssst:

Was ich übrigens faszinierend finde, das sind Fähigkeiten, die es wirklich gibt, obwohl sie einem wie Zauberei vorkommen. Zum Beispiel einen Schwerthieb mit bloßen Händen am Körper vorbei zu leiten. Oder da gibt's doch diesen Franzosen, der wie Spider-Man an Wolkenkratzern herum turnt.

Grey

Zitat von: Churke am 23. August 2008, 15:06:13

Was ich übrigens faszinierend finde, das sind Fähigkeiten, die es wirklich gibt, obwohl sie einem wie Zauberei vorkommen. Zum Beispiel einen Schwerthieb mit bloßen Händen am Körper vorbei zu leiten.


Naja ... betrachtet man mal das Größenverhältnis Schneide:Breitseite, hat man eine ganz gute Chance, die richtige Stelle zu treffen.  :ätsch:

Hr. Kürbis

Zitat von: Churke am 23. August 2008, 10:23:46
Nen Freund von mir hat mal einen Kampfhund "geerbt." (Zuhälter war erschossen worden)
Fifi war körperlich eine Kampfmaschine. Aber psychisch ein Stofftier. Wollte immer nur knuddeln und hatte panische Angst vor Katzen.
 
Also für nen Kampfhund voll der Loser. Der perfekte Protagonist. Sogar ich hab ihn gemocht, und ich hasse Hunde.  :vibes:

Ich öle mich grad voll! Der Kampfhund war voll der Loser! :rofl:

*wischt sich die Lachtränen aus dem Gesicht*

So, jetzt aber wieder vernünftig ...  Ich denke, es ist gar nicht mal so schwer, keinen Überhelden zu kreieren. Man muss sich doch bloß in der Welt umschauen, irgendwer kann immer irgendetwas besonders gut oder überhaupt nicht. Und man muss nicht immer besonders "fähig" sein, um Macht zu erlangen, es reicht, wenn man eine Lobby hat. Ein besonders gutes Beispiel ist der derzeitige Präsident der USA, ich bin mir ziemlich sicher, dessen Job könnte ich mindestens machen, wenn nicht sogar besser! ;) ;D
Ich bin ja selbst kein besonders körperlich aggressiver Mensch, hab in der Schule auch mal einen an den Latz bekommen, aber trotzdem hab ich mich nie als die "schwächere" Person empfunden. Ich hatte die spitzere Zunge und die schärferen Argument, während meinen "Klassenkameraden" nur noch blieb, sich körperlich zur Wehr zu setzen.
Also, es braucht keinen Helden, der jede Waffe beherrscht, aller Kampfstile mächtig ist, zaubert auf Teufel komm raus und an jedem Finger zehn ihn anschmachtende Mädels hat. Kreativität ist gefragt, und wenn unser "Held" die schon nicht hat, dann sollten doch wenigstens wir als "Schöpfer" ihn so in die Welt entlassen, dass er das notwendige Potenzial mitbringt, es aber (noch) nicht meistert und an die an ihn gestellten Herausforderungen wächst.

Blake

@Grey
Ja, da gebe ich dir Recht! Eigentlich ist beides etwas abgegriffen. Ob Superheld oder gebrochener Charakter. Es kommt eben wirklich darauf an, was man daraus macht. (Es lebe Rocky Balboa!) Nehmen wie Berhard Hennens "Elfen". Der perfekte Ritter Ollowain, der sich im letzten Band wirklich stark verändert. Oder im ersten Band Farodin, der Elfen"killer" der nur für die Rache lebt und darin perfekt ist. In Wirklichkeit ist er jedoch ein armer Wurm.
Wo wir bei den Fähigkeiten wären. Denkt ihr dabei auch immer gleich an tolle Schwertkünstler oder mächtige Zauberer?

Grey

Zitat von: Blake am 23. August 2008, 17:32:11
Wo wir bei den Fähigkeiten wären. Denkt ihr dabei auch immer gleich an tolle Schwertkünstler oder mächtige Zauberer?

Hmm ... nein. Ich meine, auch (wenn ich bedenke, dass die Hauptprotas in Lavendels und meinem Monumentalepos ein Schwertspezialist und eine Magierin sind ... :hmmm: ). Aber nicht nur. Es gibt ja so vieles mehr ... Falschspiel und andere Betrügereien zum Beispiel. Oder herausragende Intelligenz. Oder Meister der Körperbeherrschung. Oder einfach nur überwältigendes Charisma ;D Um nur Beispiele zu nennen. Die ganz abgefahrenen Sachen wie Leben sammeln und dergleichen jetzt mal außenvor ;)

Rhiannon

Naja, einen Held in einer Welt, in der Schwert und Kampf eine große Rolle spielen, als kampfunfähig darzustellen, macht relativ wenig Sinn, daher sind meine Helden überwiegend nicht gerade schlecht im Führen einer Waffe, haben aber alle mindestens Charaktermängel. Und das teilweise nicht gerade kleine.

Aber alleskönnende Superhelden, die dann auch noch gut aussehen und einen superchara haben, finde ich einfach nur gähnend langweilig, denn so jemand gerät ja in keinen Konflikt und muss auch keine Probleme lösen.

Tenryu

Zitat von: Churke am 23. August 2008, 15:06:13Was ich übrigens faszinierend finde, das sind Fähigkeiten, die es wirklich gibt, obwohl sie einem wie Zauberei vorkommen. Zum Beispiel einen Schwerthieb mit bloßen Händen am Körper vorbei zu leiten. Oder da gibt's doch diesen Franzosen, der wie Spider-Man an Wolkenkratzern herum turnt.

Stimmt. Was z.B. diese Shaolin-Mönche aus China so drauf haben, ist sehr verblüffend.
Das Fassadenklettern hingegen ist relativ simpel (für einen geübten Kletterer). Im Gegensatz zu einer Felswand sind bei Gebäuden die Fassaden immer nach dem gleichen symmetrischen Muster gebaut, so daß man da viel leichter und schneller hochklettern kann.

Daß ein Normalo zum Helden wird, finde ich aber nicht so abwegig, so lange man es halbwegs nachvollziehbar darstellt.
Viele Menschen verfügen über besondere Fähigkeiten, die sie im Alltag nicht nutzen können, weil sie nur einen hirnlosen subalternen Job haben und keine Möglichkeit zur Entfaltung.

Coppelia

Ich stimme euch zu, aber ich habe noch einmal nachgedacht:

Bei Personen in besonderen Positionen erwartet man auch besondere Fähigkeiten und ist enttäuscht, wenn sie nicht vorhanden sind, oder was meint ihr? Der Präsident der USA ist vielleicht nicht das beste Beispiel. ;D Aber stellt euch vor, es geht z. B. um einen Raumschiffkapitän. Wärt ihr nicht enttäuscht, wenn er nicht zumindest ein paar nette Fähigkeiten hätte?
Es ist zwar realistisch, dass auch Personen in höheren Positionen bisweilen unfähig sind ;D, aber ich denke schon, dass man als Leser da auch eine bestimmte Erwartungshaltung hat.

Wie realistisch es ist, eine Kampftechnik zu beherrschen, wage ich nicht zu beurteilen. :hmmm: Es mag nützlich sein, aber so ganz nachvollziehen kann ich nicht, warum das Wissen um Schwertkampf in Fantasywelten häufig auch bei Bauernjungen verbreitet ist ...
Mein Prota des letzten Buchs hatte Militärdienst geleistet und befand sich in Besitz eines Schwerts. Aber kämpfen konnte er deswegen noch lange nicht und hat es auch sorgsam vermieden.

Um Charakterschwächen ging es hier ursprünglich nicht (aber es ist natürlich schon wichtig). Und natürlich sind Charakterzüge wie Einfühlungsvermögen o. ä. schon in gewisser Hinsicht Fähigkeiten.

Tenryu

Bei meinem ersten Roman habe ich mich, was die Schwertkampfsache anbetrifft, elegant aus der Affäre gezogen, indem ich dem unerfahrenen Helden einfach ein Zauberschwert verpaßt habe, das fast von allein kämpfte. Natürlich darf man das dann nicht zu exzessiv einsetzen, weil es dann arg konstruiert wirkt. Aber nachdem er zwei starke Gegner besiegt hatte, hielten ihn alle für einen großartigen Kämpfer und er mußte sein Schwert gar nicht mehr groß gebrauchen.

In meiner letzten Geschichte habe ich zum Glück mehrere Protagonisten, von denen einer ein gut trainierter Schwertkämpfer ist und als Mann fürs Grobe eingesetzt wird.

Zur Not kann man die besten Fähigkeiten auch einfach durch einen unglücklichen Zufall ausgleichen. So wird in meiner Erz12-1! die alleskönnende Kirina kurzerhand von einem Trottel, der mit einer Strahlenpistole herumspielt, außer Gefecht gesetzt.

Churke

Zitat von: Coppelia am 23. August 2008, 23:41:38
Bei Personen in besonderen Positionen erwartet man auch besondere Fähigkeiten und ist enttäuscht, wenn sie nicht vorhanden sind, oder was meint ihr?

Ich erwarte nur, dass sie dem Posten einigermaßen gewachsen und keine Blindgänger sind. Wenn man allerdings genau hinschaut, dann beruhten die großen Katastrophen auf Handlungen, die dem gesunden Menschenverstand widersprechen.
Aktuelles Beispiel der Amoklauf in Georgien. Ich weiß nicht, was sich der Saakaschwili gedacht hat, aber viel kann es nicht gewesen sein.  ::)

ZitatEs mag nützlich sein, aber so ganz nachvollziehen kann ich nicht, warum das Wissen um Schwertkampf in Fantasywelten häufig auch bei Bauernjungen verbreitet ist ...

In kriegerischen Gesellschaften kann ein solches Wissen durchaus zum Brauchtum gehören. Dass das gerne über einen Crashkurs beim weisen Meister vermittelt wird, ist ein anderes Thema.


Volker

Zitat von: Tenryu am 24. August 2008, 01:20:03
Aber nachdem er zwei starke Gegner besiegt hatte, hielten ihn alle für einen großartigen Kämpfer und er mußte sein Schwert gar nicht mehr groß gebrauchen.

Ein ähnliches Konstrukt tauch häufiger auf: der Held kann gar nicht wirklich damit umgehen, aber da ihn alle für ein As halten, riskiert keiner, das auch mal zu prüfen...

Sehr schön umgesetzt in der Star Trek Serie "Deep Space 9" in der Folge "House of Quark". Dort fällt ein total besoffener Klingonenkrieger in seinen eigenen Dolch, und Quark gibt (aus Werbezwecken für seine Bar) an, er habe ihn im Zweikampf auf Leben und Tod besiegt - ohne sich vorher über die Implikationen zu informieren.

Im Fantasy-Bereich ist vielleicht aus Robert Asprins "Ein Dämon kommt selten allein"-Serie "Der Große Skeeve" bekannt, der als Zauberlehrling (beherrscht gerade mal einen einfachen Illusionszauber - leidlich) immer wieder seinen eigenen Ruf überleben muss.

Tenryu

Zitat von: Churke am 24. August 2008, 09:53:16Aktuelles Beispiel der Amoklauf in Georgien. Ich weiß nicht, was sich der Saakaschwili gedacht hat, aber viel kann es nicht gewesen sein.  ::)

Als Weiberheld soll er hingegen sehr erfolgreich sein. Manchmal sind es eben die verborgenen Qualitäten, die nur auf den rechten Augenblick warten...  :snicker:

Blake

Das Versagen der menschlichen Intelligenz fällt natürlich dann auf, wenn etwas schief gegangen ist. Unser Gehirn funktioniert nunmal eindeutig nach den Regeln des Negativismus. Die meisten Sinneseindrücke im täglichen Leben sind so durchschnittlich, dass sie einfach gefiltert werden. Der Rest wird weitergeleitet und so unterbewusst verstärkt.
Und die Fähigkeiten der Helden sind oftmals so kapfbetont, weil sie einen entscheidenden Vorteil haben. Mit Feuerbällen, Pfeilen und Schwertern lässt sich wunderbar Interaktion erzeugen. Ein Schwertstreich und der Feind fällt um. Den Gegner totzuquatschen funktioniert hingegen selten.  :snicker:

Hr. Kürbis

Ich hab mir ja dieses Buch Acacia gekauft, was aufgrund der narrativen Erzählweise und den fast gänzlich fehlenden Dialogen ein Graus für mich ist. Aber eine Sache hat mich dennoch fasziniert ...

Der älteste Sohn des Königs erhält wie alle anderen adligen Sprösslinge eine Ausbildung im Schwertkampf. Diese Ausbildung beruht auf perfekt einstudierten, historisch überlieferten Figuren, die die Urahnen in wichtigen Schlachten zum Sieg verholfen haben. Der Prinz ist äußert stolz auf sein Können, ist er in seinem Studium doch sehr weit fortgeschritten und trainiert auf einer höheren Stufe als seine Kameraden.
Nur gibt es ein Problem ... niemand darf es sich erlauben, gegen ein Mitglied des königlichen Hauses die Waffen zu erheben, demzufolge trainiert der Prinz immer allein. Als er einem Kameraden, der sich ihm großspurig gegenüber verhält, zu einem Kräftemessen herausfordert, hat er also keinerlei praktische Kampferfahrung. Deswegen verliert er auch, denn sein Gegenüber reagiert anders als einstudiert und nicht nach "Schema F", wie man es dem Prinzen beibrachte.
Als hat überragendes Können in dem Fall nichts mit Erfolg zu tun.

Das ist aber so ziemlich auch die einzige Szene, die an dem Buch (bisher) gut war, ob noch mehr kommen weiß ich nicht. Werde es wohl nie zu Ende lesen ...  :nöö: