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Farben als Stilmittel

Begonnen von Rhiannon, 06. Februar 2013, 14:28:50

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pink_paulchen

Lemonie: mir gehts wie dir. Ich habe auch Farben als Symbole. Eine meiner Lieblingsgeschichten hat die Farbe gelb als Symbol für das Böse. Anfangs sind ganz viele rote Details in der Geschichte und je düsterer die Handlung wird, desto mehr der gelben Details tauchen auf. Am Schluss stirbt der Protagonist in einem Feuer, dessen Rauch schweflig gelb ist.
Ich mag die Geschichte, weil ich über die Farbe eine zweite Entwicklung gebaut bekommen habe, ohne mit dem Zaunpfahl zu winken. Das war mir vorher nie gelungen und mit Farbe hat es geklappt! Die Geschichte ist gerade in einer Ausschreibung und ich möchte unbedingt, dass sie es schafft. Sie ist mir total ans Herz gewachsen. Yellow for the win! ;)
Bezüglich Augen und Haarfarbe bin ich ganz unkompliziert. Meist habe ich ein Bild von meinen Figuren im Kopf, wobei bestimmte Klischees weder bewusst vermieden noch eingebaut werden. Derzeit arbeite ich an Eva, sie ist eine zarte zerbrechliche Keltenschönheit mit kupferroten Haaren und leuchtend grünen Katzenaugen. Passt in das Setting, hat aber nichts von dem typischen Feuer einer Rothaarigen. Irgendwie verbinde ich gedanklich die Optik von Figuren nicht mit ihrem Charakter.
Auf der anderen Seite stören mich Klischees dabei auch kein bisschen.

Alessa

#16
Ich benutze Farben sehr gern als Stilmittel, vor allem wenn es ums Setting geht, aber auch, um eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. Bei meinen Hauptfiguren versuche ich in Augen- und Haarfarbe nicht nach dem gleichen Schemata vorzugehen. Mal ist meine Protagonistin blond, dann wieder rothaarig oder schwarzhaarig. Ebenso verschieden sind ihre Augenfarben. Allerdings muss ich mir immer selbst auf die Finger klopfen und mich ermahnen, an dieser Vielfalt festzuhalten, andernfalls wären meine Protagonistinnen alle schwarzhaarig, da ich die Haarfarbe mag.

Klischees, was die Haarfarbe und die angeblich dazugehörigen Charaktereigenschaften betreffen, versuche ich zu umschiffen. Ob mir das immer gelingt, weiß ich nicht so genau.

Mir ist Nalini Singh mit ihrer Trilogie Gilde der Jäger in Erinnerung geblieben. Die Autorin schafft mit Farben und Gerüchen eine besondere Atmosphäre, die mir gut gefallen hat.

Amaya

Als Stilmittel verwende ich weniger einzelne Farben, auch wenn ich mich öfters dabei ertappe einer Prota lange, schwarze Haare und grasgrüne Augen zu verpassen.
Mir kommt es dann doch eher aufs Gesamtbild an.
Also z.B. jemandem ein Katzenhaftes Aussehen(klein, schmal, gelenkig, rote Haare, grüne, schmale Augen) zu geben, der dann aber auch in seinem Verhalten katzenhaft ist.

chaosqueen

Ich benutze selber viel zu selten Farben als Stilmittel, fällt mir gerade auf. Allerdings habe ich eine Protagonistin in einer Fantasywelt, die lila Augen hat, etwas, das auch in ihrer Welt sehr selten ist. Wird wichtig, als sie unbewusst ihren leiblichen Vater kennenlernt und dieser ebenfalls lila Augen hat. Dass diese Augenfarbe auch noch mit einer besonderen Fähigkeit verknüpft ist, lernt der Leser eigentlich nur noch nebenbei, zumindest habe ich es bisher im Text nicht thematisiert und werde es wohl auch nicht, da es indirekt auch so klar wird.

Das Klischee "blond = lieb, gut und schwarz = böse, verschlagen" versuche ich zu vermeiden, aber eben auch nicht so, dass es dann ins Gegenteil umkippt. Ich glaube, dass ich einiges über Kleidung mache.

In meiner Jugend-Dystopie wurde sämtliche Kunst verboten. Das führt dazu, dass auch kaum Farben bei der Kleidung vorhanden sind, da ja auch Mode als Kunst verstanden werden kann, so dass Stoffe eben nicht oder wenn, dann nur in dunklen Tönen gefärbt werden. Auch die Fassaden der Häuser sind nicht bunt, sondern je nach Material grau, beige oder rot (Ziegel). Die Tristesse der Welt wird somit sehr deutlich anhand der Umwelt gezeigt.

Eben fiel mir noch ein Buch ein, das Farben toll einsetzt, aber irgendwie ist es mir wieder abhanden gekommen. Wenn es zurückkommt, ergänze ich es.

Mondfräulein

Spannendes Thema... benutze ich Farben als Stilmittel? Nunja... jein. Bei Charakteren habe ich immer meine Vorlagen und ob die rote Haare haben oder nicht hängt einerseits eben davon ab, welcher Schauspieler mal wieder dafür herhalten muss, aber auch zum Beispiel davon, ob er nicht vielleicht aus einer Familie kommt, in der auffällig viele Leute rote Haare haben. Das hat in den allerwenigsten Fällen etwas mit der Farbe als Ausdruck eines Charakters zu tun. Gerne mache ich es aber umgekehrt, allerdings nicht nur mit Farben, der blonde Sunnyboy als gefühlskalter Soziopath (und Gott, ich liebe den Kerl). Dennoch wird niemals einer meiner Bösewichte schwarze Haare haben, weil ihn das ja so schön böse macht. Ich hätte viel zu viel Angst davor, in Klischees abzudriften. Hat hier schonmal jemand einen Barbiefilm gesehen? Man kann immer sofort sagen, wer böse und wer gut ist, wenn man sich ansieht, ob die Person hübsch ist und vor allem, welche Farben sie trägt. Die Bösen tragen oft Grün oder Lila, aber nicht in hübsch sondern ein wenig dunkel und dreckig.

So mache ich das auch gerne darüber hinaus. Kontraste finde ich wundervoll. Klassisches Beispiel, eine Beerdigung. Man kann natürlich den dunklen Tag nehmen, an dem der Himmel unter dicken Wolken grau bleibt, es regnet und alles ist blass. Viel wundervoller ist es doch, wenn da mal die Sonne scheint. Das kann einen doch nun wirklich viel mehr das Herz brechen, die Sonne scheint und über dem Grab zwitschern ein paar Vögel, ein Blümchen blüht im grünen Gras... würde man nicht erwarten, oder? Und so bleibt die Szene auch besser im Gedächtnis, denke ich.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es für Stimmungen manchmal nur die richtigen Worte braucht. Das habe ich gemerkt, als ich ein paar Werbetexte für Flyer geschrieben habe. Wenn man ein paar Worte in den Text einstreut, dann erzeugen sie schon ihr ganz eigenes Bild, es müssen nur die richtigen Worte sein, unabhängig davon, wie das alles formuliert ist. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Farben können das auch, denke ich. Wenn ich einen Raum beschreibe und darin steht ein blaues Sofa, ein weißer Teppich und die Wand ist minzgrün, dann wirkt er weniger gemütlich, als wenn die Couch rot ist, der Teppich Rostbraun und die Wand beige. Wärmer vor allem. Dadurch kann man viel bewirken, ohne dass man es explizit nennen muss. Wieder nur die richtigen Worte, die ein konkretes Bild im Kopf des Lesers erwecken. Dadurch braucht man viel weniger Beschreibungen und vor allem muss man nicht sagen, dass der Raum gemütlich ist. Aber das hängt dann selbstverständlich immer auch ein wenig davon ab, wie das jeder für sich definiert. Wahrnehmungen sind schließlich immer ein wenig subjektiv. Allgemein gibt es da aber ja auch eine Farblehre, Studien sagen immer wieder, dass man z.B. in Zimmern mit einer bestimmten Wandfarbe besser lernen kann und die Greenrooms hinter der Bühne waren früher wirklich grün, um die Stars vor ihrem Auftritt zu beruhigen (habe ich gehört).

Dämmerungshexe

Ich glaube ich bin da ziemlich schwer geschädigt durch meine Liebe zu Anime-Serien wie Sailor Moon, wo jedes Mädel seinen eigenen farbcode hatte. Ich mach das heute zum teil noch so, dass ich solche Farbverteilungen für meine Charaktere anlege - aber meistens vermeide ich dann beim Schreiben selber das allzuweit auszuführen. Ich benutze eher die visuelle Verstellung als Leitbild.
Natürlich setze ich auch gerne Farben als Metaphern ein, oder um Zusammenhänge zu verdeutlichen, ohne die konkret anzusprechen. Dafür eignen sich vor allem in der Fantasy ja die bereits erwähnten Farben von Wappen und Flaggen. Aber es darf auch schonmal etwas abstrakter sein.
Für meine Bachelorarbeit habe ich die zwei Welten, durch die sich der Protagonist bewegt auch farblich getrennt - die kalte, klinische Umgebung der realität in sumpfen Blau Tönen, die "innere" Welt in lebendigem, blutigem Rot. Und die Übergänge immer wieder in Violett und Lila. Rein optisch hat das sehtr gut funktioniert. Ist aber natürlich auch nciht rein aus der Luft gegriffen. Farbsymbolik ist eine kulturelle Prägung. Das hat natürlich unzählige Klischees produziert, hilft Lesern aber auch bei der Orientierung (wenn ich einfach nur sagen will "das sind die Bösen - sie sind böse weil sie böse sind", dann werden die Horden des Schreckens nunmal vor allem schwarz tragen ...).

Außerdem ist keine Farne in ihrer Symbolik ja eindeutig belegt. Die meisten sind abivalent: Weiß kann für Unschold und Tot zugleich stehen. Gelb ist die wärmende Sonne und der verzehrene Neid. Grün ist lebendig und giftig zugleich.

Ich möchte allen, die sich für das Thema interessieren (und das scheinen ja eigentlich alle Tintenzirkler zu sein ;) das Buch "Wie Farben wirken" von Eva Heller ans Herz legen. Grundliteratur im Gestaltungsstudium und auch sonst wuderbar zu lesen und sehr interessant und informativ.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Lovagh

Zur Thematik der Farben habe ich mir auch schon überlegt, ob, wo, wann und warum in meinem Projekt bestimmte Farben präsent sein sollen. Während mir nicht eingefallen ist, wo ich Farben einbauen könnte, ich mir aufgefallen, dass ich sie bereits nutze und zwar bei Haaren und der Augenfarbe.
Die Durchschnittsbürger haben meist braune oder dunkelblonde Haare und braune oder dunkelgrüne Augen.
Bei "hervorgehobenen" Personen sind diese dann schon ausgefallener. Dabei haben Menschen/Wesen mit höherer Magie dann schonmal ungewöhnliche Augenfarben (rot, lila, rosa, gelb) oder weiße Haare (trotz jungen Alters).

Amberle

Ich benutze Farben auf zwei Weisen:
1.) Um einzelne Personen von der Masse abzuheben und auch zu verdeutliche, dass die Micari eben keine Menschen sind. So habe ich einen Chara mit Haaren, die einen Mischung aus Braun und Lila sind.
2.) Um die Zugehörigkeit zu den Elementen darzustellen. Jedes Element und Reich hat seine eigene Farbe. Teilweise sind Farben alles was deutlich macht um welches Element/Reich es geht.