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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Alana am 09. April 2011, 21:18:20

Titel: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Alana am 09. April 2011, 21:18:20
Hallo ihr Lieben :)

ich habe es nun endlich, nach langer Zeit, geschafft, meine ganzen Plotteile in Form zu bringen und einige Plotlücken zu schließen.

Gelungen ist mir das, indem ich meine ganzen vorhandenen Teile stark vereinfacht in ein Märchen gepackt habe. Für mich war es dabei wichtig, das Märchen nicht zu planen, sondern frei heraus in einem durchzuschreiben.

Ich habe dazu den Plot begradigt, später wird einiges davon verschachtelt sein, aber auch das war für mich hilfreich, alles mal von vorn bis hinten aneinander zu reihen.

Die Plotlücken, die ich vorher einfach nicht bewältigen konnte, haben sich so von alleine völlig logisch geschlossen, einfach aus der Notwendigkeit für das Märchen heraus.

Ich fand das wirklich toll, es hat auch total Spaß gemacht.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich einige andere Textarten dafür anbieten.
Zum Beispiel ein Gedicht oder ein Brief.

Sicher ist die Idee nicht neu, hat das von euch schonmal jemand so oder so ähnlich versucht?

Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Moa-Bella am 09. April 2011, 22:49:32
Meinst du, du hast ein Märchen geschrieben, das den Plot deines Romanes enthielt? Klingt interessant... habe ich so noch nie gehört oder probiert. Sollte ich vielleicht mal.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Alana am 09. April 2011, 23:19:50
Ja genau.
Ich hab quasi mit "Es war einmal..." angefangen und dann der Reihe nach runter erzählt.
Macht auf jeden Fall Spaß!
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Schakka am 09. April 2011, 23:43:24
Ich hab's auch noch nie probiert. Vor allem, weil ich keine Ahnung habe, wie man ein Märchen schreiben soll.  :-\
Die Story könnte ich mir vielleicht noch ausdenken und es klingt auch spannend, einen normalen Roman als Märchen zu "verpacken", aber wie hast du das gemacht?
Wie sieht denn ein Märchen von außen aus? O.o
Ist mir ein Rätsel^^
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Alana am 09. April 2011, 23:50:28
Ich habe das, wie gesagt, nicht wirklich geplant und das Märchen als solches ist auch bestimmt nicht besonders ausgefeilt.
Ich habe einfach in typischem Märchenstil und mit Märchenvokabular meinen Plot aufgeschrieben. Ich hab mich von dem Märchen tragen lassen und plötzlich waren dann eben die Ideen da.

Für mich war das ein bischen wie beim NaNoWriMo: Nicht nachdenken, schreiben. *g*

Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Schakka am 09. April 2011, 23:57:17
klingt super *-*

ich muss mal wieder ein paar mehr Märchen lesen, ich weiß schon gar nicht mehr so genau, wie die gehen^^ :buch:
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Pamina am 10. April 2011, 00:00:58
Die Idee als solche finde ich wirklich interessant. Davon habe ich zuvor noch nie gehört, aber mir juckts gerade in den Fingern das einmal auszuprobieren.

Wie lang ist denn das Märchen geworden bzw wie viel von dem späteren Roman ist bereits in diesem Märchen enthalten?
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Vali am 10. April 2011, 02:48:58
Hmm, das klingt sehr interessant und spannend! Kann es aber sein, dass du High Fantasy schreibst? Ich glaube nämlich, dass das mit dem als Märchen schreiben, nicht mit allen Plots funktioniert. Ich könnte mir mein Projekt jedenfalls nicht als Märchen vorstellen, weil es einfach - äh - zu "schrecklich" ist. Ich könnte jedenfalls nicht mit einem "und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch weiter" abschließen, hab keine Tiergestalten, keine wundersamen Artefakte, keine magischen Zahlen, usw. Ich wüsste nicht wie ich Märchenmerkmale einbauen sollte. Bei High Fantasy dürfte das ganz gut gehen, kann ich mir vorstellen, weil da viele Parallelen bestehen.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Sven am 10. April 2011, 10:51:10
Wie stringent ist denn der Plot gewesen? Ich frage mich gerade, ob das auch bei verschachtelten Plots funktioniert.
Die Idee ist in sofern interessant, das man seine Geschichte quasi mit anderer Sichtweise erzählt und damit einen gewissen Abstand erzwingt.
Das könnte eine Möglichkeit sein, sich die im Klaren über wichtige und überflüssige Teile des Plots zu werden.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Alana am 10. April 2011, 14:41:56
@Pamina: Das Märchen ist sehr lang geworden. Natrlich kann man nicht alles verwenden, das würde auch den Sinn zerstören. Aber alle wirklich wichtigen Vorkommnisse, alle Orte und alle wichtigen Personen sind enthalten.

@Vali: Ich würde es eher bei Jugendfantasy einordnen. Magische Zahlen, Artefakte etc. habe ich auch nicht, aber die kommen auch nicht in jedem Märchen vor.
Für mich waren die wichtigen Punkte die Sprache und die geradlinige Erzählweise.
Und die Notwendigkeit, meine Figur logisch von A nach B zu bringen (wobei ich damit nicht nur Orte meine) und die Geschichte dann auch abzuschließen.

Ich glaube, dass du vielleicht zu sehr an Grimms Märchen denkst. Es gibt ja auch ganz viele tolle Märchen von anderen Autoren, die mitnichten immer ein Happy End haben.
Ganz toll sind hier die Märchen von Oscar Wild, die sehr, sehr schön und meist auch sehr traurig sind. Sowie die von Andersen, die auch sehr oft kein klassisches Happy End haben. Außerdem empfehlen kann ich Märchen von Puschkin.

Aber ganz sicher hast du Recht, dass sich ein Märchen nicht für jeden Autor und jede Geschichte eignet.

Vielleicht möchtest du ja mal eine andere Textart versuchen?
Wenn es düster ist, dann eignet sich vielleicht ein Hard Rock Song oder ein Gedicht?
Fände ich auch sehr spannend.

@Sven:

Mein Plot ist sehr verschachtelt, ich glaube das war auch ein Grund, warum es mir so schwer fiel, die Lücken zu schließen.
Für das Märchen habe ich mich gezwungen, die Handlungen gerade hintereinander abzuspulen und das hat mir sehr gut getan. Und es stimmt, wenn man es fließen lässt, dann ist es recht interessant, welche Teile dann besonders hervortreten und welche vielleicht eher zurück bleiben.

Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Leo am 10. April 2011, 19:06:38
Zitat von: Sven am 10. April 2011, 10:51:10Die Idee ist in sofern interessant, das man seine Geschichte quasi mit anderer Sichtweise erzählt und damit einen gewissen Abstand erzwingt.
:Glühbirne:
Du bringst mich gerade auf eine Idee. Wie wäre es, den Plot vom Antagonisten, einem Nebencharakter, einem Geschichtenerzähler/ Barden als Erzählung, Ballade, etc. vortragen zu lassen?

LG, Leo
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Sven am 10. April 2011, 19:30:12
Zitat von: Leo am 10. April 2011, 19:06:38
:Glühbirne:
Du bringst mich gerade auf eine Idee. Wie wäre es, den Plot vom Antagonisten, einem Nebencharakter, einem Geschichtenerzähler/ Barden als Erzählung, Ballade, etc. vortragen zu lassen?

LG, Leo

Das könnte allerdings schwierig werden. Beteiligte Personen sehen so eine Geschichte immer aus ihrer persönlichen Sicht. Das könnte die Geschichte falsch "einfärben".
Ein Barde, der die Geschichte als Ballade singt, klingt lustig.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Ary am 10. April 2011, 21:11:51
ich habe auch gerade ein Problem mit einem schrecklich verfusselten Plot, den ich einfach nicht notiert bekomme. Irgendwie wird das beim Aufschreiben immer mehr und mehr und mehr und ich weiß gar nicht, wie das alles miteinander/hintereinander/nebeneinander/durcheinander passieren soll. Vor allem haut mir gerade in diesem Plotgewusel der Hauptaspekt der Geschichte ab. Ob mir da so ein Märchen hilft... keine Ahnung, aber vielleicht versuche ich es mal, wenn es gar nicht anderes klappen will.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: FeeamPC am 10. April 2011, 23:00:04
@Vali:
Ein Plot, der zu schrecklich ist, um als Märchen niedergeschrieben zu werden?
Glaube ich nicht. Ich kenne genügend Märchen, in denen Menschen verbrannt, enthauptet und sonstwie brutal umgebracht werden, es kommt Kannibalismus vor, jede Art von Niedertracht und Lügen auch zwischen Verwandten, Geldgier, Verführung oder brutale Gewalt gegen unschuldige junge Frauen und was weiß ich noch. Märchen sind definitiv kein Kinderkram.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Ary am 11. April 2011, 08:17:10
Da kann ich mich Fee nur anschließen - sind nicht alle Märchen irgendwo grausam?
Mist, mit meinem Plot geht das irgendwie nicht. Grummel.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Sven am 11. April 2011, 08:33:04
Da ich im Moment Märchen jeglicher Art wieder für mich entdecke, kann ich sagen, dass Märchen nicht nur unglaublich brutal sind (zumindest im Original, soweit es so etwas gibt), sondern auch zum Teil schwierig zu verstehen. Also definitiv nichts für zartbesaitete.

"schrecklich verfusselten Plots" sind genauso schwierig wie Plots, die einer längeren Kausalkette unterliegen. Wenn ein Schritt auf dem anderen aufbaut.
Ich habe ständig das Gefühl, wenn ich diese Kette unterbreche und nur wirklich relevante Dinge erwähne, fragt man sich ständig: "Häh? Warum macht er das denn jetzt?"
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Ary am 11. April 2011, 08:49:50
@Sven - ich weiß nicht, ich komme mit "Dominoplots" sehr viel besser klar als mit "Spinnennetzplots".

Back to topic - ja, Märchen können sehr komplex sein, ich habe mal ein Buch mit indianischen Märchen gelesen, da musste ich teilweise manche Geschichten zweimal lesen, weil ich sie beim ersten Lesen nicht komplett mitgeschnitten hatte. Trotzdem halte ich Märchenplots für eher geradlinig und nicht zerfasert. Es gibt verschiedene Handlungspunkte, aber die laufen so gut wie nie parallel ab. Oder ich kenne die falschen Märchen. :)
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Sven am 11. April 2011, 09:29:57
@ Aryana: Ich denke, wir meinen das Gleiche. Die Kausalkette, die ich meine, sollte nicht für nacheinander geschaltete Handlungen stehen, sondern die "Warum - Frage" erläutern. Der Prot tut etwas, weil der Böse etwas tut. Der tut etwas, weil er in der Vergangenheit betrogen wurde, die Betrügerperson aus seiner Vergangenheit bringt den Prot dazu, die Dinge anders zu sehen, was zu einem anderen Ende führt, als gedacht. Wenn da jetzt noch ein paar Nebencharaktere dazukommen, sind wir bei Deinem Spinnennetzplot (ein schöner Name dafür!).

Zum Thema:
Wenn so etwas vorliegt, und ich das ganze als Märchen erzählen möchte, wüsste ich schon nicht, ob ich einfach chronologisch erzählen sollte, oder so, wie die ursprüngliche Geschichte erzählt wurde.
So verschachtelte Märchen kenne ich auch nicht.
Ich halte es insgesamt für interessant, aber schwierig.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: FeeamPC am 11. April 2011, 19:32:44
Märchen bringen verschachtelte Handlungen meist als Serie. Erst zieht der eine Bruder aus, dann der andere, dann der dritte, und alle geraten an die gleichen bösen Buben. Und Märchen beleuchten gut und böse nacheinander, Goldmarie, Pechmarie. Aber prinzipiell könnte man auch ein Märchen ganz normal verschachteln. Oder eben eine parallele Handlung in eine Serie umwandeln.
Titel: Re: Märchen o.ä. als Plothilfe
Beitrag von: Alana am 11. April 2011, 21:25:41
Ich denke, wenn man einen sehr zerfransten Plot hat, den man einfach nicht zu fassen kriegt, dann kann es schon helfen, ein Märchen oder eine Kurzgeschichte daraus zu machen.
Denn da müsste man sich dann einfach auf das Wesentliche beschränken und mit etwas Glück hat man dann am Ende den roten Faden.
Aber sicher geht das nicht immer und mit allen Plots.
Und bei einer Geschichte mit vielen wichtigen Nebensträngen ist das natürlich schwierig.
Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass man, wenn man mal versucht, alle Nebenstränge so gut wie möglich wegzulassen, und dann aus dem Rest eine fortlaufende Geschichte zu machen, am Ende auch viel über die Nebenstränge und ihre Rolle im Plot erfährt.