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Auf Englisch lesen?

Begonnen von Dämmerungshexe, 20. September 2022, 09:57:06

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Dämmerungshexe

Ich bin neulich auf YouTube über ein Video zu Ursula K. Le Guins "Earthsea" gestolpert und hab so richtig Lust bekommen, das mal wieder zu lesen. Meine alte Ausgabe habe ich vor einer Weile verliehen und keine echte Lust ihr nachzulaufen und zudem lacht mich die neue illustrierte Gesamtausgabe von Tor an.

Hab sie gerade bei Amazon gefunden und dort dann auch nebendran das englische Original gesehen, das auch sehr schön aussieht.

Jetzt bin ich etwas im Zwispalt - soll ich mit das Original holen? Mein Englisch ist inzwischen so gut dass ich es problemlos lesen könnte und bei Discworld ist es mir oft genug aufgefallen, wie viel tatsächlich auch bei einer wirklich guten Übersetzung verloren gehen kann.

Oder nehme ich doch lieber die deutsche Ausgabe - vor allem auch, weil ich inzwischen soviel Englisch konsumiere (Artikel, Videos, Hörbücher, ...) dass es mir zunehmend schwer fällt meine eigenen Geschichten auf Deutsch zu fomulieren - viele Dialoge und Passagen tauchen inzwischen auf Englisch in meinem Kopf auf und ich habe teilweise echte Probleme sie sinngenau und mit dem selben "Impact", den sie im Englischen haben, zu übersetzen. Es würde mir also gut tun wieder mehr auf Deutsch zu lesen.


Was würdet ihr tun?


Und ganz allgemein: wie ist das so bei euch? Lest ihr viel auf Englisch? (Oder andere Sprachen.) Wie wirkt sich das auf eure Schreiberei aus?
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Paka

Ich bin angehende Übersetzerin aus dem Englischen und meine Mentorin hat mir gesagt, dass ich unbedingt mehr Deutsch lesen muss. Manchmal drücke ich Dinge nämlich wirklich ein bisschen zu Englisch aus. Weil ich grundsätzlich alles im Original gucke und lese.
Das liegt dann wohl daran, dass ich ein paar ziemlich schlecht übersetzte Bücher zu Hause habe (z.b. die Darkover-Bände) und deutsch synchronisierte Filme ja nur wirklich gruselig sind. Die Mentorin hat mir aber versichert, dass es im Buchbereich wirklich gute Übersetzungen gibt. 😆
Von daher würde ich sagen: Wenn du tatsächlich schon Probleme beim Formulieren bekommst, dann vielleicht doch eher auf Deutsch.

Lg,
Anya
Gerade eine Liste von acht der am häufigsten aus US-Bibliotheken verbannten Bücher gesehen. Fünf davon stehen in meinem Regal. 👍🏻😇

Cooky

Ich kann dein Problem total nachvollziehen. Ich bin sehr viel im englischsprachigen Bereich unterwegs. Webtoons, Webserien, Gaming-Communities und auch Schreibplattformen sind dort einfach vielfältiger. Manchmal weiß ich auch genau, wie ich etwas auf Englisch formulieren würde und muss mich dann fragen, ob es diese Formulierung im Deutschen überhaupt gibt. Auf deutschen Subreddits ist das besonders lustig zu sehen, dass es vielen Deutschen so geht und Formulierungen eingedeutscht werden, sie in unserer Sprache eigentlich keinen Sinn ergeben, man aber trotzdem genau weiß, was sie bedeuten.

Bei mir gibt sich das wieder, wenn ich mich eine Weile mit deutschsprachigen Quellen auseinandersetze. Von daher: lies es doch auf Englisch und lies danach genug deutsches Zeug, um dein Gehirn zurückzusetzen. So würde ich es machen.

Barra

#3
Ich hatte mir vor Jahren, als ich über Bücher gebloggt habe, immer mindestens eine Lektüre auf Englisch vorgenommen. Und es versucht beizubehalten über die Jahre. Hat nicht immer geklappt. Ich habe aber auch so viel Kontakt mit Englisch. Untertitel bei japanischen/ chinesischen Serien. Oder Original-Ton von Filmen und Serien. (Vor allem meine Lieblingsfilme, die ich so gut wie auswendig kenne, machen mir dann im O-Ton richtig Spaß.) Ich lese auch viele andere Dinge auf Englisch im Netz, passiert zwangsläufig bei der Recherche oder auch in der einen Community über's Schreiben in die ich aufgenommen wurde, nach meinem Kurs dies Jahr (auch auf Englisch).
Da du "Earthsea" ja auf Deutsch bereits kennst (auch wenn es etwas her ist), wäre meine Wahl tatsächlich die englische Version.

Ja, ich kenne dieses: Mein Hirn denkt jetzt auf Englisch, auch. :ätsch:
Wieder auf Deutsch lesen, hören (Podcast, Hörbuch) und schreiben, hilft mir dann tatsächlich auch.

ABER das Denglischen bleibt. Allein dieser Post hier beinhaltet bis jetzt vier englische Vokabeln und ich habe diesmal bewusst darauf geachtet nicht zum Beispiel zu schreiben: Das is' Fun! sondern: Das macht mir dann richtig Spaß. Ich benutzte im täglichen Sprachgebrauch ständig englische Vokabeln. Erst vorhin beim Bäcker, mein Kind flitzt zur Spielecke, meine Sis (Sister!) und ich setzen uns und sie sagt irgendetwas und ich kontere: "Obvious." Warum? Keine Ahnung. "Offensichtlich" hätte es genauso getan, aber wahrscheinlich hat mir das Wort einfach mehr gefallen in dem Zusammenhang. (Ich weiß grad nicht mehr worum es im Kontext ging).

Manchmal (wie zum Beispiel auf unserer Elfquest-Con) wechsele ich fließend zwischen den Sprachen, besonders seit wir zwei englisch sprachige Niederländer*innen dabei haben, die zwar Deutsch verstehen, aber auf Englisch antworten und dann switch ich da einfach hin und her. Mir persönlich macht das nichts. Ich verstehe aber, dass es zum Beispiel hier im Forum oft gewünscht ist, da bewusst Acht zu geben. Oder auch wenn ich mit meiner Oma rede, die mir versucht zu sagen, dass "der Kloth" was von ihr will, herauszufinden, dass sie "die Cloud" meint und mich ihr gegenüber zurückhalte - da rutsch ich dann eher ins Platt (wovon ich nicht so viel kann, wie ich gern würde)!

Beim Schreiben passiert mir das auch ständig. Mit ein Grund weshalb ich mich in "Contemporary" (hahaha) oder "Urban Fantasy" (!) sowie "Science Fiction" heimischer fühle als zum Beispiel in "History" oder "High Fantasy" oder "Steampunk". Wow, hat irgendein Subgenre eine deutsche Bezeichnung?  :rofl: Spaß beiseite. Aber in erwähnten Genre können ein paar Figuren durchaus mal - wie ich - mit einem "Obvious!" zuhauen, wenn ich der Meinung bin, dass es irgendwie zu der Figur und Situation passt.
Trotz all dem würde ich mir jedoch nicht zutrauen eine ganze Geschichte auf Englisch schreiben zu können.

Antennenwels

#4
Eine Frage, die mich selbst ständig beschäftigt. Ich kann dir also nicht wirklich einen guten Rat geben. Ich lese seit gut 15 Jahren fast ausschliesslich englische Bücher, sehe Filme und Serien im OT und bin im Internet nur auf englischen Seiten unterwegs (einzige Ausnahme das Forum hier).
Wirkt es sich negativ auf mein Schreiben aus? Ich denke ja; mir fallen ständig nur englische Begriffe ein, oder ich habe genau im Kopf, wie ich den Satz gerne bilden würde nur um dann zu erkennen, dass es im Deutschen so nicht funktioniert.
Es hilft nicht, dass  ich auf der Arbeit schon immer mehr mit Englisch als Deutsch zu tun hatte (Wissenschaft) und seit 2018 auch mehrheitlich in englischsprachigen Ländern lebe. Zuerst in den USA und nun seit zwei Jahren in England.

Ich versuche mich zu bessern und mehr auf deutsch zu lesen, aber etwas sträubt sich ich mir, wenn ich Übersetzung lese, obwohl ich das englische Original verstehen würde. Ich habe für mich entschieden Medien wenn immer möglich in ihrer Originalsprache zu konsumieren. Jetzt muss ich nur endlich damit beginnen, mehr deutsche Autor*innen zu lesen, aber mein englischer SUB ist sehr gross...  :P
An deiner Stelle würde ich Earthsea also eher im Original lesen und dafür andere Texte auf deutsch.

Alles in allem keine einfache Frage.
"You still prided yourself on three things: firstly, bloody-minded composure; secondly, an inhuman intellect for necromancy; thirdly, being very difficult to kill."

- Muir, Tamsyn. Harrow the Ninth

Arcor

Ich lese fast alles auf Englisch, was im Original auch Englisch ist. Dasselbe gilt für Filme und Serien (oft mit Untertiteln). Da ich es verstehe, habe ich das Gefühl, so näher am Ursprung und dem Kern zu sein.

Ich habe aber in den letzten 2 Jahren auch wieder mehr auf Deutsch gelesen (von deutschsprachigen Autor*innen), ganz bewusst, weil ich auchg emerkt habe, dass bei meinen Geschichten mir manche Szenen erst Englisch im Kopf erscheinen.

Da du Erdsee kennst, würde ich es aber jetzt ruhig auf Englisch lesen und mir stattdessen vielleicht bewusst deutsche Lektüre aussuchen, um sie zu konsumieren.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Mondfräulein

Ich habe mich vor einer Weile genau deshalb dazu entschieden, mehr auf Deutsch zu lesen. Ich lese viel auf Englisch, aber das hat weniger idealistische Gründe als bei anderen hier. Entweder gibt es die Bücher, die ich lesen will, nicht auf Deutsch, oder sie sind noch nicht übersetzt worden und ich bin ungeduldig, oder ich finde das Cover schöner oder das englische Buch ist einfach billiger. Meistens liegt es vor allem daran, dass das Buch, das ich lesen will, einfach (noch) nicht auf Deutsch verfügbar ist. Weil ich dadurch gezwungen bin, bestimmte Bücher auf Englisch zu lesen, entscheide ich mich oft bewusst für die deutsche Übersetzung. Ich lese ehrlich gesagt gerne Übersetzungen, denn die meisten sind ziemlich gut.

Außerdem gibt es ja nicht nur deutsche und englische Bücher. Viele sehr gute Bücher wurden aus ganz anderen Sprachen übersetzt und wenn man englische Bücher lieber auf Englisch liest, kann man sich ja auch bewusst ein paar Bücher aussuchen, die aus anderen Sprachen ins Deutsche übersetzt wurden.

Ich verstehe aber auch ehrlich gesagt den Hass auf deutsche Synchronisationen nicht. Ich finde sie meistens ziemlich gut. Es gibt ein paar Ausnahmen, zum Beispiel ist die Synchronisation von Queer Eye furchtbar und die deutsche Stimme von Morpheus in Sandman ist einfach eine Fehlbesetzung, aber generell gucke ich die allermeisten Serien und Filme auf Deutsch. So gut wie mein Englisch ist, ich verstehe trotzdem eben nicht 100% sondern eher so 95%. Die restlichen 5% fallen meistens nicht ins Gewicht, weil ich aus dem Kontext heraus doch das allermeiste verstehe, aber in der deutschen Fassung habe ich doch das Gefühl, näher am Original zu sein, weil ich 100% verstehe. Außerdem funktioniert das sowieso nur mit englischsprachigen Serien und Filmen. Untertitel hasse ich wie die Pest und die sind ja auch übersetzt, da kann ich ja auch gleich die Synchronisation gucken und wenigstens Spaß an der Serie haben. Bei englischsprachigen Filmen und Serien kommt hinzu, dass für mich auf Englisch gucken einfach anstrengender ist, dass verschiedene Dialekte und Akzente es einem schwer machen können und dass die Tonspur oft einfach extrem schwer zu verstehen ist. Oder die Leute reden unglaublich schnell, zum Beispiel bei Sherlock, da verstehe ich auf Englisch wirklich nur die Hälfte.

Insofern würde ich dir raten, ein paar echt gute deutsche Bücher oder ein paar echt gute Übersetzungen herauszusuchen. Bei Erdsee würde ich einfach mal in die deutsche Übersetzung reinlesen um zu schauen, ob dir das auch Spaß macht.

Luna

Ich lese nicht nur viel auf englisch, ich schreibe inzwischen auch auf englisch.
Ich denke, ich bin inzwischen recht gut in beiden Sprachen unterwegs (und habe daher auch versucht, meinen Erstling in beiden Sprachen anzubieten).

Dabei ist mir durchaus auch aufgefallen, dass es teilweise sehr schwierig ist, gewisse Wortspiele zu übersetzen.

Beispiel: Y. kommt von einer anderen Welt und antwortet auf eine Frage in Englisch "We'll cross that bridge, if we come to it." - Woraufhin die Gegenfrage lautete "What bridge?"
Im Deutschen war das schwierig - gerade weil die entsprechende Übersetzung am ehesten mit "Kommt Zeit kommt Rat" angegeben war/ist. ("Und entsprechend: 'Welches Rad?'").

Vor solchen Problemen sitzt man immer beim Übersetzen - richtig zufrieden bin ich damit zum Beispiel nicht. Von daher würde ich, wenn man es kann, stets das Original bevorzugen.

criepy

Ich würde dir fast dazu raten einfach auf Deutsch zu lesen. Manchmal muss man sich zu solchen Sachen bewusst zwingen.

Ich hab früher Serien und Filme hauptsächlich auf englisch konsumiert (weil die deutsche Synchro meist noch nicht da war) und hatte irgendwann auch keine Probleme mehr mit Akzenten etc. (Ich war so stolz als ich die letzte Sherlock Staffel auf englisch verstanden habe)
Damit hab ich aber irgendwann aufgehört und mein englisch lässt mittlerweile sehr zu wünschen übrig...

Englische Bücher hab ich noch nie viel gelesen weil ich selbst in meiner besten Zeit vielleicht 50% verstanden habe. Okay, eigentlich hab ich nur die Dialoge wirklich verstanden. Für den Rest war mein Wortschatz anscheinend zu klein.

Ich hab mir dann dieses oder letztes Jahr vorgenommen mehr englische Bücher zu lesen was so halbwegs gut funktioniert. Es ist bei mir immer ein Coinflip ob ich englisch oder deutsch lese. Meist hängt es davon ab, wie ich die Leseprobe verstehe und wieviel die Bücher in den zwei Sprachen kosten. Da sind aber häufig auch Fehlgriffe dabei ... wie Atlas Six oder If we were villains. Beides hätte ich lieber auf deutsch lesen sollen weil ich teilweise einfach nichts verstanden habe.

Filme oder Serien schaffe ich auf englisch nach wie vor nicht. Ich hab aber momentan auch keine Lust mich darauf bzw. auf englische Untertitel zu konzentrieren. (Allgemein kann ich nur dazu raten, wenn mit Untertiteln, dann mit englischen. Ansonsten kann es schwer sein sich auf beide Sprachen zu konzentrieren anstatt nur auf Deutsch.)

Gizmo

Zitat von: Antennenwels am 20. September 2022, 12:02:41Wirkt es sich negativ auf mein Schreiben aus? Ich denke ja; mir fallen ständig nur englische Begriffe ein, oder ich habe genau im Kopf, wie ich den Satz gerne bilden würde nur um dann zu erkennen, dass es im Deutschen so nicht funktioniert.
Es hilft nicht, dass  ich auf der Arbeit schon immer mehr mit Englisch als Deutsch zu tun hatte [...]
Genauso geht es mir auch. Ich schreibe Texte bei der Arbeit nur in Englisch, die Kommunikation läuft auch viel in Englisch ab. Ich habe mir deshalb vorgenommen, wieder mehr auf Deutsch zu lesen.

Trotzdem lese ich englische Bücher gern im Original. Zum einen, weil auch bei sehr guten Übersetzungen manchmal etwas verloren geht, zum anderen, weil mich der Stil der Autoren "ungefiltert" interessiert.
In deinem Fall, @Dämmerungshexe , würde ich zur englischen Ausgabe greifen. Wenn du die deutsche Übersetzung bereits kennst, ist das doch auf jeden Fall interessant und eine neue Art, die Geschichte zu erfahren. :)
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Brillenkatze

In dem Fall, dass die deutsche Übersetzung schon bekannt ist, würde ich zur englischen Fassung greifen. :buch:

Serien schaue ich auf Deutsch, weil ich bei englischen Serien immer das Gefühl habe/hätte, dass ich einen Witz nicht verstanden habe und dafür lache ich einfach zu gern. Egal, wie schlecht der Witz übersetzt wurde.

Dabei ist mein Englisch durch YouTube viel besser geworden, als es das selbst zu Schulzeiten mit einem Englisch-Leistungskurs je war. Vor allem das Hörverstehen. Manchmal läuft das eigene Denken nach einem englischen YouTube-Video in selbiger Sprache weiter.

Bei ein paar Fortsetzungsgeschichten, die ich in deutscher Sprache begonnen habe, überlege ich tatsächlich, ob ich die auf Englisch weiterlesen will, weil es für Folgebände (immer) noch keine Übersetzungen gibt und vielleicht auch nie geben wird.

Letztens habe ich mir das Buch "Notre Dame de Paris" (Victor Hugo) in Originalsprache ausgeliehen, weil ich mein Französisch aufpolieren wollte. Es war vokabeltechnisch eine Herausforderung. Zwar habe ich fleißig nachgeschlagen, aber das macht die Lektüre nicht bequemer. Irgendwann war die Leihfrist um und das Buch noch so lang. Den Hauptverlauf der Geschichte habe ich beim Schnelldurchgang (ohne Vokabel gucken) wohl verstanden, aber die Feinheiten sind mir entgangen (ich weiß immer noch nicht, mit was auf den Hauptmann eingestochen wurde :hmmm: ). Da werde ich noch ein bisschen am Grundwortschatz neu pauken müssen.

Meinen Fernseher kann ich so umstellen, dass er z.B. Arte auf Französisch anzeigt. Auch mit Untertiteln. Das habe ich jetzt ein paar mal ausprobiert. Als Lernhilfe toll, aber zum Entspannen ist das nicht so geeignet für mich.
"But have you ever noticed one encouraging thing about me, Marilla? I never make the same mistake twice."
"I don't know as that's much benefit when you're always making new ones."
- Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery

Ilva

Ich lese viel auf Englisch, u.a. weil meine Bibliothek auf Englisch ein viel grösseres Fantasy-Sortiment hat als auf Deutsch.

Leicht ins Off-Topic gehend: Ich habe mal gelesen, dass man Emotionen in Fremdsprachen anders verarbeitet oder sowas. Z.B. gibt es Sachen, die MUSS man einfach in der Muttersprache sagen. Oder man könnte einen Konflikt sachlicher in einer Fremdsprache führen oder so ähnlich. Mich nähme wunder, wie sich das auf das Lesen von Geschichten auswirkt.  :hmmm:

Zit

Weil du das erwähnst, @Ilva – das erinnert mich daran, dass mir beim Schreiben manchmal der Sinn fehlt, ob das, was ich schreibe, zu salopp, direkt oder wieauchimmerist. Je nachdem wie klar oder willens ich bin, gehe ich auf Emotionen bei englischsprachigen Filmen auch gar nicht drauf ein. Also, ich weiß, dass es witzig ist oder traurig und lache nicht oder fühle nicht mit. Vielleicht weil es mich schon genug Aufmerksamkeit kostet, die Wörter (akustisch) zu verstehen, dann noch irgendwelche Emotionen zu fühlen, wäre zu viel. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Petitcreiu

Viele Jahre habe ich nur auf Englisch gelesen, was meinen Wortschatz merklich verschmälert hat, was zu der Zeit aber nicht weiter traurig war. Da ich dann sehr bewusst begann Bücher aus nicht angelsächsischen Länder zu lesen, gab es keinen Grund nicht die deutschen Übersetzungen zu wählen, zumal das Übersetzen hier viel mehr gepflegt wird. Nur 3% aller in den USA erscheinenden Bücher sind Übersetzungen... bei uns ist dieser Wert viel höher. Die höhere Wertschätzung führt m. E. auch zu besserer Qualität. Die englische Übersetzung der Witcher-Reihe etwa ist unglaublich schlecht, der deutsche Übersetzer ist preisgekrönt für seine Einsatz für die Scifi und Fantasy-Literatur und wird dem Originaltext also viel gerechter.
Anders ist der Fall natürlich bei auf Englisch geschriebenen Büchern. Ich schaue mir in solchen Fällen die Übersetzung an, man kann ja oft die Leseproben vergleichen und merkt schnell, wenn die deutsche Version holpert (da Übersetzer:innen sehr schlecht bezahlt werden, habe ich dafür aber viel Verständnis). Im Fall der Erdsee-Reihe haben wir es mit einer Neuübersetzung von Karen Nölle zu tun. Diese hat u. A. die Nobelpreisträgerinnen Alice Munro und Doris Lessing übersetzt. In solch einem Fall, einem regelrechten Rolls-Royce der Übersetzerkunst, würde ich mich mittlerweile für die Übersetzung entscheiden. Die Erdsee-Reihe ist auch schon seit Ewigkeiten auf meiner Leseliste und dank deines Beitrags in übersetzter Form nach oben gerückt. Danke!
,,Das Leben ist verrückt! (...)  Und ich finde das wunderbar. Wer das nicht merkt, verschläft das Schönste."

Hans Bemmann: Stein und Flöte, und das ist noch nicht alles

Andersleser

Also ich persönlich würde sagen: Kauf beide, wenn du beide gern hättest.
Warum? Weil sie beide schön sind und man dann zwei schöne Bücher hat (und weil ich einfach einen Knall habe)
Kann man vor sich und dem eigenen Gehirn - oder Geldbeutel - wunderbar rechtfertigen, indem man sagt "Ja aber das sind ja verschiedene Sprachen, also quasi verschiedene Bücher" :rofl:
Oder geh nach dem Preis und nehme das Buch, das dich weniger kostet.

Ansonsten hier noch ein Tipp zu Deutsch/Englisch lesen.
Wenn es im Original Englisch ist und du davon die Übersetzungen nicht so magst: Lies auf Englisch.
Genauso, wenn du die Übersetzung gern hast: Lies es doch einfach auf Deutsch. Wenn du es magst ist es gut.
Auf Deutsch lesen kannst du ansonsten immer noch: Bücher von deutschsprachigen Autor:innen (Hab manchmal das Gefühl, dass diese bei solchen Themen irgendwie oft vergessen werden. Also so generell überall.) Als bestünde der Deutsche Buchmarkt ausschließlich aus Büchern, die aus dem Englischen übersetz sind. Eigentlich nichts, was man hier erwähnen muss - aber ich dachte ich erwähne es trotzdem.
Oder hauptsächlich Englisch Schreibende/Lesende/Denkende bilden einen Tintenzirkel-Buchclub für DeutschLeseFörderung und lesen sich durch die Bücher der Tintenzirkel-Autor:innen. Dann bleiben die einen dran auch auf Deutsch zu lesen und ihr Gefühl dafür zu erhalten und auszubauen, und die anderen haben Verkäufe generiert  :rofl:

Natürlich passiert das sehr viel mit den Übersetzungen. Geht man die Neuerscheinungen durch ist einfach sehr viel übersetzt, aber neben den Büchern aus dem Englischen und den Deutschsprachigen gibt es ja auch welche aus anderen Sprachen, bei denen dann oftmals gern die Übersetzung gelesen wird, obwohl da sicher genauso viel verloren gehen kann, wie bei denen aus dem Englischen. Ich denke mal das stößt einem weniger auf, weil man die Ursprungssprache da nicht kann/kennt und somit null vergleichen kann? Keine Ahnung.

Jedenfalls: Auf Deutsch kannst du wunderbar Bücher lesen die eh auf Deutsch geschrieben sind, oder aus allen anderen Sprachen übersetzt sind und alles was original Englisch ist, kannst du ja dann auf Englisch lesen, wenn dir das lieber ist. Dann hast du es vielleicht etwas ausgeglichen. (Sofern man sich genug Material gesucht hat, das man dann auf deutsch liest?)

Generell würde ich aber wohl empfehlen zu lesen, was und wie es einem Spaß macht denk ich. Es geht beim Lesen ja um die Freude. Ansonsten - für den Ausgleich - immer wieder Übungen einschieben um die Flexibilität bei Formulierung und Wortfindung zu erhalten/fördern? Oder, keine Ahnung, z.B. im Ehrenamt in der Bibliothek Kindern vorlesen. So liest man auf Deutsch, hat aber weniger Umfang und bringt Kindern gleichzeitig auch noch Geschichten näher.

Wenn du da ein paar Buchempfehlungen fürs Lesen auf Deutsch willst, kann ich dir welche raussuchen.  :)

Ach zu der Frage am Ende:
Ich lese hauptsächlich auf Deutsch, weil ich es entspannter finde. Ein paar wenige Bücher habe ich auf Englisch, aber ich brauche da für ein Buch wesentlich länger, weil ich dann schnell Kopfweh bekomme. Ich kaufe es nur auf Englisch wenn es nicht auf Deutsch kommt und ich es unbedingt lesen muss. Oder aus den oben genannten Grund, weil es einfach toll ist/aussieht (Thirds z.B. wurde nur bis Band 4 übersetzt) Ich kann zwar Englisch, aber es ist einfach die fehlende Gewöhnung etwas in Buchlänge in Englisch zu lesen und allem wirklich so sehr und so tief zu folgen wie in der Muttersprache. So empfinde ich es. Wie gesagt: Übung und Gewöhnung würde es sicher machen. Dabei mag ich Sprache sehr gern und lern gerade Japanisch. Ist etwas komisch mit mir  :D
Ich habe aber auch kein Problem mit Übersetzungen.