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Serien planen und schreiben

Begonnen von Valkyrie Tina, 18. April 2018, 22:34:54

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Valkyrie Tina

Wie der Titel schon sagt suche ich nach Hilfe und Infos zum Schreiben von längeren Serien. Wir haben ja hier im Forum einige Leute, die das erfolgreich gemacht haben. Was hättet ihr gerne gewusst, als ihr angefangen habt? bezüglich Plotting, Woldbuilding, Schreiben, bis hin zu den Veröffentlichungswegen. Vielleicht können wir hier eineige Meinungen versammeln, auch für die Zukunft?  :winke:

Churke

Zitat von: Valkyrie Tina am 18. April 2018, 22:34:54
Was hättet ihr gerne gewusst, als ihr angefangen habt?

Eigentlich nur eine Sache: Dass es nach Bd. 1 weitergeht. Darum ist der 2. Band auch immer der schwerste.

canis lupus niger

#2
Fand ich nicht. Für meinem 2. Band hatte ich schon von Anfang an mehr Ideen im Kopf als für Band 1. -Deswegen konnte ich damit auch direkt nach dem Ende von Band 1 loslegen. Aber das ist ja nicht bei jeder Reihe und jedem Autoren so.

Allerdings, J.K. Rowling hatte bei Schreibbeginn von Band 1 den groben Ablauf der Potter-Reihe schon im Kopf. Und Terry Pratchetts Scheibenwelt war so ausgearbeitet, dass er nach Beenden eines Manuskripts noch am gleiche Tag mit dem Schreiben des nächsten Buches angefangen haben soll (wenn er sein festes Tagespensum von x-hundert Worten noch nicht erfüllt hatte).

Was ich mir beim Schreiben des ersten Bandes gewünscht hätte, wären einfach mehr Wissen und Können gewesen. Dann wären die Bücher qualitativ mehr "aus einem Guss". Das ist ein Grund, warum ich überlege, die ersten Bände noch einmal zu überarbeiten, falls ich jemals dazu die Zeit finde. Aber ich tröste mich damit, dass auch Jim Butchers "Harry-Dresden"-Reihe in ihrer Qualität einen Entwicklungsprozess erkennen lässt.  ;D

Klar, das Worldbuilding könnte um einiges besser sein, und über die Vertriebswege hatte ich null Ahnung. Heute habe ich immerhin "so gut wie keine" Ahnung.

Vielleicht hätte ich überhaupt nicht veröffentlicht, wenn ich gewusst hätte, was ich heute weiß. Oder ich hätte die Reihe erst zuende geschrieben und dann alles zusammen eingereicht. Als ich an Band 1 geschrieben habe, wusste ich trotz vorhandener Ideen noch nicht, dass ich überhaupt weitermachen würde. War ja ursprünglich gar keine Veröffentlichung gedlant.



Leann

Bin gerade etwas irritiert, weil ich nach dem Threadtitel dachte, es geht um Serien, nun aber zunächst über Reihen gesprochen wird.

@Valkyrie Tina, meinst du beides oder geht es dir explizit um Serien? Meiner Meinung nach besteht da ein großer Unterschied. Serien sind ja eher kürzere Werke, die nicht unabhängig voneinander gelesen werden können und in relativ kurzen Abständen erscheinen.

Trippelschritt

Wenn Du einfach mit dem Wunsch anfängst, eine Serie zu schreiben - so ging es mir - dann ist das größte Problem, sich zu entscheiden, welchen Typ von Serie man schreiben möchte. Denn da gibt es ganz unterschiedliche Typen.

Dr. Kimble auf der Flucht ist einer der Klassiker. Es gibt einen Pilotfim. Der Protagonist soll einen Mord begangen haben. Nun jagt ihn die Polizei und er jagt den wirklichen Täter. Jede Folge ist eine mehr oder weniger abgeschlossene Episode innerhal einer allgemeinen Idee.

Lindenstraße. Es gibt überhaupt keine Plotentwicklung. es gibt nur Beziehungen zwischen vielen Personen, die sich zu Konflikten auswachsen und in Miniplot aufgebaut und erledigt werden.

Das Krankenhaus am Rande der Stadt. Tschechische Produktion, synchronisiert fürs Ostfernsehen, neusnchronisiert für Westfernsehen und Mutter aller deutscher Krankenhausserien. Es gab nur zwei Staffeln, weil die Figuren sich rasch entwickelten.

Downton Abbey. Die Figuren entwickeln sich ebenfalls, aber nicht so schnell

es gibt noch ein mehr und jede Menge Zwischentypen. GoT ist auch eine Serie und von Martin bereits so angelegt. Jeder muss mal sterben. Einige kommen zurück.

Aus den Typen der Serien geht bereits hervor, welches der entscheidende Punkt ist. Gibt es eine Richtung, gibt es eine Figurenentwicklung, arbeite ich nur in Episoden (The good wife zu Beispiel). Alles sind unterschiedliche Konzepte

Liebe Grüße
Trippelschritt

Valkyrie Tina

Zitat von: Leann am 19. April 2018, 16:14:44
Bin gerade etwas irritiert, weil ich nach dem Threadtitel dachte, es geht um Serien, nun aber zunächst über Reihen gesprochen wird.

@Valkyrie Tina, meinst du beides oder geht es dir explizit um Serien? Meiner Meinung nach besteht da ein großer Unterschied. Serien sind ja eher kürzere Werke, die nicht unabhängig voneinander gelesen werden können und in relativ kurzen Abständen erscheinen.

Es geht mir tatsächlich um Serien, um kürzere Episoden, die aber in sich abgeschlossen sind, wie man es aus Filmserien kennt: man kann sie voneinander unabhängig lesen, wenn man die Prämisse kennt, weil einige Sachen für jede Folge neu aufgerollt werden (z.b. Star Treck: das Alien der Woche), es gibt aber eine Reihenfolge, und auch einen übergeordneten Handlungsfaden, für den man die Serie dann doch wieder in der Reihenfolge lesen sollte (Star Treck: Kontakt und Krieg mit den Borgs)

Valkyrie Tina

Zitat von: Trippelschritt am 19. April 2018, 16:51:48
Wenn Du einfach mit dem Wunsch anfängst, eine Serie zu schreiben - so ging es mir - dann ist das größte Problem, sich zu entscheiden, welchen Typ von Serie man schreiben möchte. Denn da gibt es ganz unterschiedliche Typen.

Dr. Kimble auf der Flucht ist einer der Klassiker. Es gibt einen Pilotfim. Der Protagonist soll einen Mord begangen haben. Nun jagt ihn die Polizei und er jagt den wirklichen Täter. Jede Folge ist eine mehr oder weniger abgeschlossene Episode innerhal einer allgemeinen Idee.

Lindenstraße. Es gibt überhaupt keine Plotentwicklung. es gibt nur Beziehungen zwischen vielen Personen, die sich zu Konflikten auswachsen und in Miniplot aufgebaut und erledigt werden.

Das Krankenhaus am Rande der Stadt. Tschechische Produktion, synchronisiert fürs Ostfernsehen, neusnchronisiert für Westfernsehen und Mutter aller deutscher Krankenhausserien. Es gab nur zwei Staffeln, weil die Figuren sich rasch entwickelten.

Downton Abbey. Die Figuren entwickeln sich ebenfalls, aber nicht so schnell

es gibt noch ein mehr und jede Menge Zwischentypen. GoT ist auch eine Serie und von Martin bereits so angelegt. Jeder muss mal sterben. Einige kommen zurück.

Aus den Typen der Serien geht bereits hervor, welches der entscheidende Punkt ist. Gibt es eine Richtung, gibt es eine Figurenentwicklung, arbeite ich nur in Episoden (The good wife zu Beispiel). Alles sind unterschiedliche Konzepte

Liebe Grüße
Trippelschritt

Als Typ würde ich sagen irgendwo zwischen dem A-Team und den Defenders. Aber wie man schon an den Beispielen sieht: im Bewusstsein sind vor allem Fernsehserien.

Araluen

Eine Serie teilt sich für mich in Staffeln und Episoden. Daraus ergeben sich mehrere Plotstränge. Wenn man richtig "gut" ist, hat die Serie einen Handlungsbogen, der alle Staffeln überspannt.
Beispiel Buffy: Buffy startet als recht unbedarfter Teenager, der seine Berufung nicht wirklich ernst nimmt und endet mit ihr als selbstbewusste, erwachsene Frau, die alles für ihr Ziel gibt, die Welt vom Bösen zu befreien und sich so auch von ihrer Berufung befreit. Der Höllenschlund wird geschlossen und die Macht der Jägerin freigesetzt.
Dann hat jede Staffel ihren eigenen Handlungsbogen, den sie für sich auch anschließt (außer man ist fies wie bei Sanctuary und zieht das Finale in die nächste Staffel rüber).
Und dann sind da natürlich die einzelnen Folgen. Jede hat ihren eigenen, abgeschlossenen Plot, mit dem sie die Staffel vorran treibt. Dabei verfügt jede Folge idealerweise über einen inneren Konflikt, der die Figuren ganz persönlich umtreibt und es gibt einen äußeren - von mir Monster der Woche genannt, was aber je nach Genre alles sein kann von Intrige bis Mordfall oder echtes Monster. Idealerweise überwinden die Figuren den inneren Konflikt, um so den äußeren lösen zu können. Aber das ist nicht Pflicht. Wichtig ist, eins von beiden zu lösen, in der Regel das Monster der Woche.

Ich hab beobachtet, dass zumindest TV Serien, die dieses Muster verlassen, sodass jede Folge fließend in die nächste übergeht und man quasi einen Film in handlichen Häppchen schaut, floppten.
Ringer floppte vermutlich wegen dieses Staffelaufbaus (nicht nur meine auch Kritikerwertung)
2. Staffel von Dark Angel floppte, obwohl die erste gut angenommen wurde. Dabei war die zweite storymäßig deutlich stärker. Aber man verlies das Monster der Woche Schema.
Heroes hatte ein ähnliches Problem.



Erdbeere

#8
Weil hier nur Beispiele mit TV-Serien bisher drin sind, melde ich mich mal ausführlicher.

Also, wie ihr alle sicherlich wisst, schreibe ich die Serie "Frost & Payne" und seit kurzem eine neue Serie, beides für den Greenlight Press Verlag. Der Verlag hat sich auf das Konzept "TV-Serie in Buchformat" spezialisiert, wir machen also nichts anderes (auch wenn es die Sparte "Reihe" auch bei uns gibt).


Araluen hat das bereits schön zusammengefasst:

Es gibt Staffeln und einzelne Folgen/Bände. Bei uns sind das pro Staffel 12 Bände, wobei Band 6 und Band 12 die Höhepunkte sind. Es gibt einen übergreifenden Hauptplot, der sich durch die gesamte Staffel zieht (oder wie bei meinem Verleger bei "Heliosphere 2265" über mehrere Staffeln, sogenannte Großzyklen). In jeder Folge sollte dieser Hauptlot ein klein wenig vorangetrieben werden. Die einzelnen Folgen haben wiederum einen Hauptplot und mehrere Subplots, wobei der Hauptplot in den allermeisten Fällen aufgelöst werden sollte (siehe Monster of the Week).

Wie sieht das nun bei "Frost & Payne" aus?

Bände 1 + 2 haben je einen Monster of the Week Plot sowie erste Hinweise/Subplots auf den großen Hauptplot. Band 3 + 4 behandeln einen weiteren Monster of the Week Plot, allerdings schliesse ich das erst in der Mitte von Band 4 ab. Dazu einen großen Schub des Hauptplots. Band 5 ist Charakterentwicklung (Subplot/Monster of the Week) und eher ruhiger. Band 6 ist das Mid-Season-Finale - Abschluss eines weiteren Monster of the Weeks, viel Kabumm, Hauptplot, neues Monster of the Week. Bände 7 + 8 behandeln jenes Monster of the Week und die angefangenen Subplots, sowie den Hauptplot, der besonders in Band 8 stark vorangetrieben wird. Band 9 ist wieder Charakterentwicklung und Monster of the Week. Bände 10 + 11 bereiten das große Finale vor und drehen sich hauptsächlich um den Hauptplot, da dieser hier in den Vordergrund drängt. Dennoch kleines Monster of the Week. Und dann natürlich Band 12, in dem alle angefangenen Subplots zusammenlaufen müssen, alle Handlungsstränge sollten sich auflösen, denn der Leser muss am Ende befriedigt sein.
Ich habe zwei kleine Subplots offengelassen und einen Cliffhanger draus gemacht, denn die werden zum Hauptplot in der zweiten Staffel.

Ich hoffe, das war halbwegs verständlich.


Was gilt es zu beachten, wenn man eine Serie schreiben will?

Planung ist alles. Glaubt mir, ich bin anfangs ziemlich reingerasselt, weil ich viel zu wenig Plot hatte bzw. mich nur auf den Hauptplot konzentriert hatte. Ich bin zwar immer noch Bauchschreiber, aber die groben Linien jedes einzelnen Bandes und der gesamten Staffel sollten klar ausformuliert sein. Für jeden Band erstelle ich mir einen groben Ablauf des Plots (bei der neuen Serie habe ich gemerkt, dass ich diesmal zu viel Plot habe :wart:), damit ich weiß, wohin ich muss und was bis zum Ende des Bandes alles passiert sein muss. Wichtig ist, dass man immer den Überblick behält.

Schreibt euch jedes Fitzelchen Detail auf! Falls ihr mal eine Figur oder ein wichtiges Element in Band 2 erwähnt, das dann aber erst in Band 6 und später in Band 10 auftaucht ... wie schreibt man den Namen noch einmal genau? Hieß das Luftschiff Dawn oder Morning Dew? Die Ninjas ANMEI oder ANMAI? Alles passiert bei mir. Peinlich, wenn die Leser das merken, denn es wäre so einfach vermeidbar.

Auch eine Staffel mit 12 Bänden folgt dem Prinzip der drei, fünf oder sieben Akte. Monster of the Week Plots funktionieren sehr gut, denn der Abschluss dieses Plots befriedigt die Leser - und dann könnt ihr ihnen den Cliffhanger am Ende des Bandes servieren und niemand schimpft. ;D Der Hauptplot sollte in jeder einzelnen Folge vorangetrieben werden. Vielleicht nicht unbedingt mit den Hauptfiguren, aber dennoch für den Leser ein paar neue Informationen liefern.

Auch ganz wichtig: Schreibt einen Puffer an. Egal ob ihr im SP oder im Verlag veröffentlicht, Serienschreiben heißt, jeden Monat oder alle zwei Monate eine Folge raushauen. Wenn man da keinen Puffer von mindestens 3 Folgen hat, macht man wie ich 7-Tage-Wochen und verzichtet auf Schlaf und Sozialleben.


Um Tinas Fragen vom Start zu beantworten:

Was hätte ich gerne vorher gewusst?
Auf was ich mich genau einlasse. Klar hat mich mein Verleger gewarnt, aber das Serienschreiben sollte nicht unterschätzt werden. Es ist verdammt anstrengend. Man kann nicht einfach mal ein paar Monate aussetzen. Schreibblockaden gibt es nicht, dann schreibt man einfach weiter. Krank sein gibt es nicht, denn man hat Deadlines. Brotjob nebenbei? Tschüss Sozialleben.
Ich habe einen Verlag im Rücken, das hilft. Der übernimmt Cover und Lektorat. Aber - während ich an Band 5 schreibe, muss ich das Lektorat für Band 3 durchackern (2x!) und zeitgleich Leser auf mehreren Kanälen bespaßen, weil Band 2 frisch draußen ist. Das ist verdammt harte Arbeit. Wer sich also nicht auf zwei "Projekte" gleichzeitig konzentrieren kann, sollte die Finger davon lassen.
Beim SP kommen da noch die Kosten für Lektorate und Cover hinzu. Bei Serien multiplizieren die sich ziemlich, es sei denn, man kann einen Deal mit dem Lektor oder dem Cover-Designer aushandeln. Marketing sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden, denn auch mit Verlag im Rücken ist das ein sehr hoher Zeitfaktor.

Was das Plotten angeht, gehe ich eigentlich gleich vor wie bei einem Roman - nur mit viel mehr Figuren, Handlungen und Schauplätzen. Je mehr Figuren man hat, desto mehr Subplots kann man einfügen. Man darf nur die Übersicht und die Details nicht verlieren. Serien haben sehr schnelle Plots - und fiese Cliffhanger schaden nie. Was die Länge eines einzelnen Bandes angeht: Bei uns in der GP sind das mind. 170k Zeichen, max. 200k. Also umgerechnet: alles zwischen 130 und 180-200 Normseiten. Das Staffelfinale erreicht gern mal die Dimensionen eines Romans mit 55k - 100k Wörtern.

Weltenbau betreibe ich intensiv und verbringe viel Zeit mit der Recherche. Bei Band 1 führt man den Leser ein - man gibt nicht zu viel Preis (Infodump Gefahr), aber der Leser muss wissen, wo er sich befindet und wie die Welt aussieht. Bei "Frost & Payne" habe ich z.B. in den ersten drei Bänden relativ viel detailreiche Steampunk-Elemente; in den späteren Bänden sprenkle ich sie plotrelevant rein, weil sie nicht mehr omnipräsent sein müssen, da der Leser die Welt mittlerweile kennt.


Puh, das war viel und sehr konzentriert auf das Wesentliche. Fragen? Immer her damit. Ich werde versuchen, sie so gut wie möglich zu beantworten.

Fianna

#9
Ist es mit 12 Folgen pro Staffel üblich? Mila Roth macht das bei Krimis auch, aber sie bringt ja schon eine große Fanbase von ihren Verlagsbüchern mit.
Ich wollte mit den Steampunk-Medjay eigentlich nur 6 Folgen plotten  :hmmm: aber wenn das komplett unüblich wäre, ist es ja auch doof...

Erdbeere

#10
Du kannst natürlich auch nur 6 Folgen machen, dann würde das aber eher eine Reihe sein. Serien sind vom Grundkonzept her auf jeden Fall länger - wie eben TV-Serien. 12 Folgen gehen halt gut auf, weil man damit ein ganzes Jahr füllen kann, wenn man im Monatsrhythmus veröffentlicht. Du bist als Autor dann ein ganzes Jahr lang sehr präsent. Zudem kann man 12 wunderbar aufteilen, z.B. um später im Print jeweils 3 Folgen zusammen zu fassen.
@Kuddel hat mit ihrem Rack auch nur 6 Folgen gemacht. Andere machen 10. Mach, was du magst. ;D

Die Bücher einer Serie sollten auf jeden Fall nicht unabhängig voneinander gelesen werden können, sondern zusammenhängen (sonst fällt das unter Reihe). Auch wenn in jedem Band der Monster of the Week Plot abgeschlossen wird, läuft ja noch der große Hauptplot, den man ab einer gewissen Folge ohne Vorwissen nicht mehr versteht. Zudem hat man keinen Platz, jedes Mal die Welt und die Figuren neu einzuführen, und ein "Was bisher geschah" ist für Binge-Leser, wie es bei Serien sehr gerne der Fall ist, sehr mühsam und eigentlich überflüßig. Ich brauche die paar Seiten lieber, um die mit dem Plot der jeweiligen Folge zu füllen. :)
Klar macht das jeder Autor ein wenig anders. Ich gebe nur meine eigenen Erfahrungen und die meiner Verlagskollegen wieder.

Maubel

Also ich habe quasi 6 Bände und veröffentliche zweimonatlich. Eigentlich sind in jedem Band aber vier Folgen (je 10.000 Wörter), sprich insgesamt sind es 24 Folgen pro Staffel. Eine Folge dauert übrigens eine Stunde beim Lesen ganz wie vor dem Fernseher.

Ansonsten ist schon alles von Erdbeere und Araluen gesagt worden. Man unterschätzt den Monster of the Week Bonus manchmal. Ich habe in der ersten Staffel sehr viele davon, quasi überall. In der zweiten fehlen sie manchmal und aktuell in der 6. fehlen sie fast vollständig, weil der Hauptplot quasi übernommen hat. Ich merke aber, dass ich sie eigentlich brauche, denn sie bringen deutlich mehr Dynamik in die Serie. Werde also beim Überarbeiten darauf achten, mehr MoWs in den Hauptplot zu integrieren.

Da ich gerade bei PAN einen Workshop u.a. zu Drehbüchern hatte, hier mal die 15 Punkte eines Drehbuchs nach Blake Snyder:
1. Das erste Bild
2. Das Thema wird genannt
3. Set-Up
4. Katalysator (auslösendes Ereignis)
5. Debatte (Verweigerung)
6. Wendepunkt zum 2. Akt
7. Subplot
8. Fun & Games (aus Zuschauersicht)
9. Mid-Point Climax
10. Das Böse kommt näher
11. Alles ist verloren
12. Die finsterste Nacht der Seele
13. Wendepunkt zum 3. Akt
14. Finale
15. Schlussbild

Erstaunlicherweise läuft meine 1. Folge nach fast genau diesem Schema ab.

Was hätte ich gerne vorher gewusst? Dass ich 10 Jahre lang keine anderen Ideen verwirklicht habe, weil ich ja erst mal die Serie beenden wollte. Mittlerweile habe ich einen Mittelweg gefunden. Kurzum, es kostet Zeit, viel Zeit. Zeit, die vielleicht bei Romanen dann fehlt.

Fianna

#12
Mir ist eine andere Frage eingefallen: ist es sinnvoll, dass Serienautoren sich vom Leserfeedback beeinflussen lassen während des Schreibprozesses?

@Maubel s Projekt klingt, als stehe ein komplexes Magiesystem etc dahinter. Das ist natürlich fix in Autorenhand.

Aber bei anderen Projekten - ist es da üblich, dass Autoren sich bis zu einem gewissen Maß davon beeinflussen lassen, wie die ersten Episoden angenommen werden?

Das würde dann im Umkehrschluß bedeuten, dass im-Voraus-Schreiber tendenziell eher keine Serien schreiben sollten (oder mit kürzeren Staffeln, keine vollen 12 Folgen).


Ich sammel seit über einem Jahr Ideen für die Steampunk-Medjay und wollte sie 2019 zum hauptsächlichen Projekt machen, aber jetzt bin ich verunsichert. Vielleicht sind im-Voraus-Schreiber im Serienformat pauschal gesprochen (bei manchen Projekten ist es sicher egal, weil die Welt soviel fix vorgibt) nicht gut aufgehoben?
(Vielleicht sollte ich es lieber als Romane plotten, obwohl ich das Serienformat so spannend finde?)


EDIT:
Serienautoren fragen oft die Leser nach ihrer Meinung (damit meine ich jetzt grad keine Zirkler, da denke ich an andere, auch englische Beiträge, in den Social Media).
Da bin ich immer unschlüssig, ob das Marketing oder Marktforschung (= in gewisser Weise das Manuskript beeinflussend) ist... letzteres können Vorausschreiber nicht leisten.

Trippelschritt

Ich würde mich um ein Leserfeedback nicht groß kümmern. Die Geschichte sollte immer in der Hand des Autors bleiben. Das soll aber nicht heißen, dass man sich hermetisch abschottet. Wenn eine Leseranregung ins eigene Konzept passt, kann man sie gerne aufnehmen.

Wenn ein Sender oder Marktforschung dahintersteckt, ist meine Empfehlung "Finger weg". Die gut gemeinten Ratschläge sind häufig katastrophal. Ganz schlimm soll es im Fernsehen sein. Da habe ich aus einem anderen Forum ein paar Insiderinfos, die mir die Haare zu Bege stehen ließen. Also eher: Wehret den Anfängen.

Übrigens @ Araluen: Monster der Woche ist ein schöner ausdruck. Er ist der nötige Kompromiss zwischen einer Episodenserie, die fast ausschließlich aus diesen Monstern besteht, und einer Enwicklungsserie, die sich eher an einem überlangen Roman orientiert (z.B. Game of Thrones)

Liebe Grüße
Trippelschritt

Erdbeere

#14
@Fianna Es mag Autoren geben, die sich von Lesermeinungen - also Input von Lesern in Form von "könntest du nicht das und das?" - beeinflussen lassen, ich persönlich halte das für eine schlechte Idee. Serienschreiben bedingt geradezu, dass man voraus schreibt, um genügend Material zu haben, sollte mal irgendetwas dazwischen kommen. Jeder wird mal krank oder hat ein paar schlechte Tage/Wochen, da ist man froh, hat man ein paar Bände bereits fixfertig. Außerdem ist das nicht ein Jeder-kann-mitmachen-Ding, sondern deine Serie, die nur du schreiben kannst. Punkt.

Die Frage nach Feedback der Leser ist weniger die Frage nach Input, wie man die Serie weiter gestalten soll, sondern effektiv nur die Frage danach, wie die Leser den Band gefunden haben. Gut, schlecht, irgendwas dazwischen? Und natürlich der Wink am Zaunpfahl, dass man gerne Rezensionen hätte. Ich bekomme zu jedem Band Dutzende Nachrichten direkt auf FB, jedoch kaum Rezensionen, weswegen ich es gewagt habe, im Finale am Ende bei meinem "Schlusswort" die Leser explizit dazu aufzufordern, mir nicht nur persönliche Nachrichten zukommen zu lassen, sondern diese auch in Form von Rezensionen zu verfassen. Bisher kein einziges negatives Wort dazu - dafür Rezensionen. ;D
Zudem geht es darum, dass ich mich um meine Community kümmere. Ich rede mit den Leuten, spreche sie direkt an und sie wissen, sie können mit Anliegen direkt zu mir kommen. Dazu gehört eben auch die Frage nach Feedback und allem Geplänkel dazwischen. Das ist Marketing, ganz klar, aber nicht aufdringlich und vor allem mit einem Ziel: Die Leser sollen sich bei mir zuhause fühlen. Sie können mit mir reden, weil ich zugänglich bin und mich nach ihrer Meinung erkundige.

Noch was zum Input der Leser: Je nach Genre muss man sich als Autor einiges anhören, gerade zu Beginn. Ich schreibe Steampunk, also ein eher technisch dominiertes Genre. Bis ungefähr Band 5 bekam ich bei jedem Band von der immer gleichen Sorte Männer einen Mansplaining Kommentar mit dem Hinweis, ich als Frau soll mich gefälligst an die Regeln halten und das Genre nicht verschandeln. Einige hatten sogar den Nerv, mir auf FB persönliche Nachrichten (also nicht über mein Autorenprofil, sondern mein privates!) zu schreiben und mir vorzuhalten, wie sie das Buch geschrieben hätten und was ich alles falsch gemacht habe. Hätte ich auch nur auf einen dieser Kommentare gehört und mich angepasst, wäre ich heute als Autorin nicht da, wo ich bin.

(Heute habe ich die besten männlichen Leser überhaupt. Sie machen mindestens die Hälfte meiner Leserschaft aus und sind genauso hibbelig auf den nächsten Band wie die Frauen, wenn nicht sogar mehr. :vibes:)