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Ein Schreibseminar planen

Begonnen von Alaun, 30. Juni 2010, 08:09:39

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Alaun

Hallo lieber Tintenzirkel!

Ich sitze gerade an einem Konzept für ein Wochenendseminar über Kreatives Schreiben. Ich möchte es möglichst offen halten (also nicht ein spezielles Thema in den Fokus rücken) und es soll sowohl für Einsteiger, die sich ausprobieren möchten, als auch für erfahrene Schreiberlinge etwas bieten. Klingt nach der eierlegenden Wollmilchsau, hm?  ;)

Speziell soll es in dem Seminar darum gehen, wie man überhaupt Zugang zu der eigenen Kreativität findet. Durch meine Arbeit mit Hypnose- und Trancetechniken werden natürlich einige Elemente dieser Methoden mit einfließen. (Treffen mit der inneren Muse, etc.  ;)) Zudem natürlich Schreibspiele und Schreibübungen.

Mich würde interessieren, was EUCH an so einem Seminarwochenende wichtig wäre!!!
Was würde euch dazu bringen, ein Seminar so toll zu finden, dass ihr teilnehmen wollt? Welche Themen machen euch immer wieder Probleme, wenn ihr schreibt?

Ich ringe gerade ein wenig mit der Fülle der Möglichkeiten. Ein Wochenende ist sehr schnell vorbei, da kann man leider nicht bis ins Detail in die Figurenausarbeitung oder Plotentwicklung gehen. Deshalb ja mein Wunsch, mich auf die Kreativität als Thema zu stürzen.

Was fällt euch dazu ein? Wie müsste ein solches Kreativitätsseminar aussehen, damit es euch begeistert?
Über Meinungen dazu würde ich mich sehr freuen, weil sie mir Anhaltpunkte für eine sinnvolle Planung geben können. Denn nur weil ICH etwas für interessant halte, muss das ja nicht automatisch auch allen anderen so gehen  ;)

Vielen lieben Dank!
*Aquamarin

Smaragd

Also wenn dein Schwerpunkt Kreativität ist, sprich wie man überhaupt erst mal Ideen bekommt, dann bräuchtest du dazu ein Brainstorming, glaube ich. ;) Das kann ja ziemlich unterschiedlich sein, erst recht, wenn du alle Genres abdecken willst.
Was mir dazu spontan so einfällt:
Nachrichten (Wissenschaft, Technik, Politik,...)
Geschichte (sowohl für Fantasy als auch für historische Romane sind geschichtliche Ereignisse oder besondere Persönlichkeiten eine ganz gute Inspirationsquelle.)
andere Länder/Kulturen
Fauna und Flora, sowohl für Fantasy-Ideen - es gibt ja wirklich faszinierende Geschöpfe - als auch z.B. als Aufhänger für einen Thriller (siehe Der Schwarm) oder Krimi mit Giftmord.
Was wäre, wenn... sehr praktischer Denkansatz, gerade wenn das wenn etwas ins Ungewöhnliche abgleitet.

Ich würde vorschlagen, du suchst dir unterschiedliche Artikel oder so als Stellvertreter für einzelne Inspirationsquellen und lässt deine Leute ein bisschen drauf los fabulieren. Ich hoffe, irgendwas hiervon hilft dir!

Mondwölfin

Super Idee! Und viel Arbeit in der Vorbereitung...

Mir ist bei solchen Angeboten immer eine korrekte Titulierung und Vorschau wichtig. Wenn ich ein "Schreibseminar" buche, will ich dort Infos und Input zum Schreiben bekommen. Wenn es ein Kreativseminar ist, bin ich über Schreibübungen zwar dankbar, will dabei aber die Kreativität und den Zugang zum eigenen "Geist" im Mittelpunkt haben.

Demzufolge würde ich mir nach den Infos im Ausgangsposting folgendes vorstellen:
Kreativseminar für Schreiberlinge - Finde deine Geschichtenquelle
Kurze Beschreibung des Programms, damit ich mir vorstellen kann, was da auf mich zu kommt. Und den Hinweis: Für Einsteiger und alte Hasen, den Weg zur eigenen Kreativität öffnen oder neue Wege finden...

Ich hoffe, das war halbwegs verständlich? Ich bin noch etwas nachtschlafen :)

Thaliope

Hey Aquamarin,

neben den üblichen Kreativitätstechniken könnte ich mir vorstellen, dass ein paar grundlegende Überlegungen zum Thema "Was ist eigentlich eine Geschichte?" sinnvoll sein könnten.
Ich hab da ein Buch, das ich dir mitbringen kann: "Fiktionales Schreiben" von Ron Kellermann, da habe ich ganz interessante Erkenntnisse draus gewonnen.

Liebe Grüße
Thali 

Berjosa

Hallo Aquamarin,

vielleicht kannst du gegen Ende der Veranstaltung noch was zur "Lagerhaltung" sagen?
Wie verstaue ich die tollen Ideen von diesem Wochenende bzw. die mir beim Schwimmen etc. kommen, so, dass sie wieder greifbar sind, wenn ich vor meinem weißen Blatt/ Bildschirm sitze?

Ich könnte mir vorstellen, dass deine Teilnehmer Schwierigkeiten mit unterschiedlichen "Zutaten" zu einer Geschichte haben. Mensch A findet keine brauchbaren Figuren, bei Mensch B spielt sich erst mal alles auf einer leeren Bühne ab, Mensch C knabbert ständig an der Frage: "Und was jetzt?" Vielleicht kannst du das als Grundlage für den Aufbau des Seminars verwenden.

Meine Erfahrung im Seminare vorbereiten ist größer als die im Seminare halten, deshalb kann ich nicht viel dazu sagen, was sich wie in der Praxis bewährt hat. Ich hoffe, du kannst trotzdem etwas mit meinem Senf anfangen.

Möchtegernautorin

Hmm, ich habe zwar noch nie ein Schreibseminar mitgemacht, aber mir ist es eigentlich immer wichtig, etwas dabei zu machen und nicht nur zuzuhören. Learning-by-doing eben.

Unter dem Aspekt fällt mir spontan ein, eine Seminarrunde durch kleine ,,Schreibspiele" aufzulockern, z.B. eine kleine Fortsetzungsgeschichte. Jeder darf einen Satz zufügen und das Ding macht zwei mal die Runde, bevor sie zu Ende sein muss und vorgetragen wird. Oder eine kurze Reflektion darüber, warum sie eigentlich schreiben wollen.
Oder: jeder soll sein Lieblingsbuch mitbringen. Damit kann man dann schöne Dinge als Beispiele verdeutlichen, wie die Überlegungen, warum einem das Buch so gut gefällt oder die Wirkung des ersten Satzes.
Das setzt natürlich voraus, dass du die Dinger auch ad hock analysieren kannst <hüstel>

Ich denke, solche Dinge dürfte man ganz gut in Seminaren unterbringen können und sie machen Spaß :)
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Anamalya

Ich war jetzt ein Jahr in einer Schreibwerkstatt und da haben wir immer ein bestimmtes Thema oder Bildmotiv bekommen, wozu wir für eine bestimmte Zeit (ca. 45 Minuten) etwas schreiben sollten. Danach haben wir uns die Texte gegenseitig vorgelesen und gesagt, was uns aufgefallen ist. Und der jeweilige Autor hat auch immer seine Gedanken und die Intention zum Geschriebenen mitgeteilt. Mir hat das immer sehr geholfen, weil man auf diese Weise ganz unterschiedliche Ansätze gesehen hat, was für verschiedene Sachen man zu einem Thema man eigentlich schreiben kann und wie andere Leute an die Sache herangehen und diese ausgestalten. Auch über seinen eigenen Text hat man einiges erfahren, auch neue Aspekte, die man selbst noch gar nicht gesehen hat oder die man ausprobieren kann. So kommt man auch immer auf neue Ideen, vielleicht auch der Anfang eines längeren Werkes.
Ich weis nicht, ob dir das etwas hilft und ob du so etwas überhaupt in ein Seminar einbauen willst, da diese Art des Schreibens ja doch relativ frei ist, aber ich denke es wäre vielleicht interessant für die Teilnehmer, auf diese Weise zu sehen, wie die anderen schreiben und auf welche Sachen sie wert legen.

Chris

Hallo,
was mir immer gut als Kreativitätstechnik gefällt, ist das Mindmap, mit dem man schnell von Hölzchen auf Stöckchen kommt und immer wieder Aha-Effekte hat.
Gute Erfahrungen habe ich mit vorgegebenen Geschichtenanfängen, höchstens drei Sätze, weil es immer wieder spannend ist, was an Ergebnissen am Schluss steht.
Und als gute Übung finde ich, einfach ein Thema oder eine Figur zu nehmen und eine sehr knappe Zeit zu setzen, so dass man den Zensor im Kopf ausschalten kann.
Ganz wichtig - nach meinen Erfahrungen - sind die Feedbackrunden mit klaren Regeln und einer Zeitvorgabe für jeden Text  ;)
Viel Spaß
Chris

Rika

Ich bekomme total Lust auf dein/so ein Schreibseminar. Die Fülle der Vorschläge hier ist klasse!

Alaun

Hey,

vielen Dank für Eure tollen Kommentare! Ich denke, das Seminar strickt sich in meinem Kopf allmählich zusammen   :-*

Ich stelle fest, dass es viel einfacher ist, ein Seminarkonzept für eine wöchentlich stattfindende Schreibwerkstatt zusammenzustellen, als ein komplettes Wochenende stimmig durchzuplanen. Das Ganze braucht ja auch eine verträgliche Dramaturgie.

Vielen lieben Dank! Ich werde rechtzeitig ankündigen, wann das Seminar dann stattfindet. Vielleicht möchte ja der eine oder die andere nach Berlin kommen  ;D

Liebe Grüße!
*Aquamarin

gbwolf

Hallo Aquamarin!

Ich muss ja sagen: Hut ab! Die Ruhe, mit absoluten Schreibanfängern umzugehen, die hätte ich nicht.
Nach den Erfahrungen, die ich bislang in dem einen Seminar gemacht habe, das ich besuchen konnte, würde ich den Schwerpunkt entweder auf die Anfänger oder auf die Fortgeschrittenen legen. Und du kannst dir überlegen, ob du den Punkt "Warnung vor DKZV und schlechten Anthologien" mit aufnimmst. Gerade Hobbyautoren verbringen gerne die ersten Stunden eines Wochenendseminars mit der Frage "Wie komme ich an einen Verlag", egal, wie das eigentliche Thema der Veranstaltung lautet.
Meine Erfahrungen mit dem SChreibseminar habe ich übrigens hier in einem Thread gepostet: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,3348.0.html
Besonders gut hat mir gefallen, an einem Tag die theoretische Vorarbeit unterzubringen und am anderen Tag die eigentliche Schreibübung, die ganz schön kniffelig war. Vielleicht passt diese Methode auch zu deinem Seminar? Am ersten Tag die Kreativtechniken und erste Pitches und am zweiten dann unter strengen Vorgaben ein kurzes Stück schreiben?

Viel Glück und ich bin gespannt darauf, was du berichten wirst  :winke:

Grüße,
Nadine

Alaun

Hallo Wölfin,

ich habe eine ganze Weile Deutschunterricht für Migranten gegeben- absolute Anfänger. Da haben wir angefangen mit dem Wort "Hallo!" und "Guten Tag!". Nach 8 Monaten sollten die dann fit für den Integrationstest sein... Joaaaahr... Wenn man das mal gemacht hat, dann bringt einen so schnell nichts mehr aus der Ruhe, was mit Vorträgen, Seminaren oder Unterrichtsgestaltung zu tun hat  ;D

Danke auch für Deine Tipps- die Idee, das Seminar zu splitten und erst am zweiten Tag ins Schreiben zu gehen, finde ich nicht schlecht. Momentan quelle ich eher über vor Ideen, ich muss dringend fokussieren. Vielleicht lass ich mal mein Unterbewusstsein mitreden  :omn:

Liebe Grüße!
*Aquamarin

Calysta

Hallo Aquamarin,

letztens kam eine JUZ Angestellte auf mich zu und fragte mich, ob ich einen Schreib-Workshop für Mädchen (12+) machen möchte. Ich war natürlich total überrumpelt-eine Freundin hat meine Texte mitgebracht und scheinbar etwas zu viel geschwatzt. Jedenfalls hadere ich mit mir selbst, ob ich das machen soll, oder nicht. Spaß würde es bestimmt machen, allerdings habe ich Angst die Mädchen zu enttäuschen. Wenn du mir Tipps geben kannst oder einen Einblick, was auf mich zukommen könnte,damit ich entweder erschreckt den Schwanz einziehen kann, oder mich dem Riesen entgegen stelle (du erscheinst erfahren zu wirken in Seminaren), wäre ich dir unglaublich dankbar.

Luciel

Ich bin in einem monatlich stattfindenden Schreibworkshop und habe auch die Erfahrung gemacht - wenn man nicht genaue Vorgaben macht und darauf achtet, dass sie eingehalten werden driftet die Unterhaltung schnellstens zu "Wie und wo veröffentliche ich?" und zu "Was gibt es für literarische Internetseiten auf denen sich die einzelnen Teilnehmer tummeln?"

Im Workshop, in dem ich bin, haben wir mit einer vorgebenen Idee gestartet, zu der jeder eine kleine Geschichte schreiben sollte. In dem Fall war es ein Möbelstück. Gleich zu Anfang konnte man die verschiedenen Ansätze der Teilnehmer erkennen und ihr unterschiedlicher Entwicklungsstand fiel noch nicht so ins Gewicht.
Die Pflicht, gleich etwas zu produzieren und mitzubringen, brachte bei vielen auch gleich die heilsame Einsicht: Hier geht es um Arbeit, nicht um Schulterklopfen.

Inhalte zu formulieren fände ich auch schwer. Die Interessen der Teilnehmer sind einfach sehr verschieden. Die Kreativität ist meist nicht das Problem, eher die Selbsteinschätzung. Es ist erstaunlich, wie viele gar nicht wissen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Sie schreiben oft im falschen Genre, trauen sich nicht, zu ihren Fähigkeiten zu stehen.