Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Franziska am 05. März 2010, 01:02:02

Titel: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Franziska am 05. März 2010, 01:02:02
Ich habe mir nicht erst seit diesem Artikel über die junge Autorin die Frage gestellt, ob so junge Autoren/innen (ich meine Kinder und Jugendlich bis junge Erwachsene) überhaupt schon veröffentlichen sollten. Da ich bei den jüngsten Fällen das Gefühl habe, dass viele in dem Alter noch nicht einschätzen können, was das für Folgen haben kann.
Ich wollte mit 16/17 auch unbedingt ein Buch veröffentlichen. Allerdings hatte ich noch gar nicht die Disziplin einen Roman zu Ende zu schreiben. Wenn ich dann mal las, dass eine Autorin in meinem Alter, oder sogar jünger ein Buch veröffentlicht hat, war ich zugegeben etwas neidisch. Allerdings bin ich ja jetzt nicht mehr ganz so jung und sehr sehr froh, dass ich es damals nicht versucht habe, ich wäre vom Schreiben her noch nicht so weit gewesen.
Es gibt ja eine ganze Reihe von jungen Autoren, auch einige im Fantasy-Genre: z.B. Flavia Bujour (mit ca 13), Catherine Banner(mit 18), Jenny-Mai Nuyen (mit 18) und jüngst diese junge 17-jährige Französin, deren Namen mir nicht einfällt. Und ihre Bücher waren sehr erfolgreich.
Manche Jugendliche sind vielleicht schon reifer, als mancher Erwachsener und haben durch die Veröffentlichung nur positive Erfahrungen. Da ich es mir in dem Alter ja auch selbst gewünscht habe und mir vorstellen kann, was das für ein tolles Gefühl ist, wenn es wahr wird, bin ich da etwas zwiespältig. Es kann ja auch sein, dass es anderen da ganz anders geht als mir und sie auch mit 17 schon sehr gut schreiben können/konnten.
Mich würde interessieren, ob euch das auch so geht, auch was ihr denkt, wie Verlage damit umgehen sollten.
Es gibt ja auch einen Verlag, der Bücher von Kindern und Jugendlichen für ebendiese herausbringt.
Was habt ihr vielleicht selbst für Erfahrungen damit gemacht?
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Felsenkatze am 05. März 2010, 06:38:01
Oh ja, klar, ich wollte mit 14 auch veröffentlichen. Aber wie auch du wäre ich lange nicht so weit gewesen, zumal ich 60 handgeschriebene Seiten für ein "Buch" hielt. ;)

Die frühen Veröffentlichungen heutzutage sehe ich etwas zwiegespalten. Ich bin sehr wohl der Meinung, dass durch Schreibforen (;)), Schreibratgeber und dergleichen heutzutage junge Autoren viel schneller einen guten Stil und eine gewisse Routine entwickeln können als noch früher. Der Austausch macht da einfach viel aus, und zu meiner Jugendzeit konnte ich mich nicht so richtig mit anderen Leuten übers Schreiben unterhalten. Ganz abgesehen davon, dass ich den Eindruck habe, dass die Jugendlichen heute deutlich kritikfähiger sind und auch willens, an ihren Texten zu arbeiten. Viele der Textproben die junge Neumitglieder hier einreichen, hätte ich ganz sicher nicht so hinbekommen.
Die gute alte Regel "kein Autor unter 30" würde ich also nicht mehr uneingeschränkt unterschreiben.

Aber ich bin auch der Meinung, dass viele der heutzutage veröffentlichten Jungautoren deswegen veröffentlicht werden, weil sie so jung sind. Es ist ein nicht zu unterschätzendes Marketingelement, wenn der Verlag sagen kann "meine Autorin hat mit 14 dieses Buch geschrieben". Nicht falsch verstehen, ich glaube nicht, dass die Texte total schlecht sind, aber ich glaube auch nicht, dass sie unglaublich gut sind. Nicht besser als Texte, die andere mit 22 schreiben, oder mit 25. Das Alter der Autoren macht die Bücher marktfähig.
Ich habe von den ganzen jungen Wundern nur mal "Eragon" angelesen, muss ich gestehen. Es hat mich nicht überzeugt. Einem 17jährigen mit dem Text hätte ich gesagt, dass ich sein Durchhaltevermögen bewundere und ihm empfohlen, sich noch ein bisschen weiter zu entwickeln. Statt dessen wurde er veröffentlicht, und ich glaube, das schadet seinem Stil eher, als dass es hilft. Er hat keinen Grund mehr, sich zu entwickeln, er wird ja von allen hoch gelobt. Ob er nach der Eragon-Welle mit etwas Neuem auch noch so Erfolg haben wird? Vielleicht. Ob er so glücklich ist? Wahrscheinlich. Ich finde es ein bisschen Verschwendung und es hat mich zudem von anderen Jungautoren abgeschreckt, die vielleicht viel besser schreiben.

Ich habe zudem (zumindest bei Fantasy) das Gefühl, dass sich die richtig guten Ideen erst mit der Zeit entwickeln, und dass viele Jungautoren in diesem Alter noch Altbekanntes, viel Gelesenes aufarbeiten. Aber da kann ich mich auch täuschen. Und Altbekanntes verkauft sich ja auch ganz gut.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Lisande am 05. März 2010, 08:39:34
Hmm... darf ich mich den Zwiegespaltenen anschließen?

So ganz prinzipiell und aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das Schreiben guter Geschichten auch etwas mit Lebenserfahrung zu tun hat und deswegen die meisten Jugendlichen nichts wirklich brauchbares produzieren können.

Aber das ist sehr verallgemeinernd ausgedrückt. Warum soll es nicht auch Jugendliche geben, die geistig und erfahrungsmäßig ihrem tatsächlichen Alter voraus sind? Und soll man denen per se verwehren, ihre vielleicht wirklich guten Werke zu veröffentlichen, weil sie noch zu jung sind? Das kann auch nicht der richtige Weg sein.

Leider kenne ich kein Werk von Jungautoren tatsächlich, ich habe auch Eragon nicht gelesen, sondern nur den Film gesehen. Wenn ich von dem allerdings Rückschlüsse auf das Buch ziehen kann, dann kommt dabei raus, dass da keine einzige eigene Plotidee drin steckt, sondern eine wilde Mischung aus "Herr der Ringe" und "Star Wars" gebastelt worden ist. Wie gesagt, ich kenne das Buch nicht, sondern schließe nur aus der Verfilmung, die mich nicht wirklich beeindruckt hat.

Und wie Verlage damit umgehen sollten? So böse das klingt, aber Verlage sind immer noch wirtschaftlich handelnde Unternehmen, die mit den von ihnen veröffentlichten Romanen Geld verdienen wollen.
Und wenn sie von einem Jugendlichen einen Roman angeboten bekommen, den sie für lukrativ halten, dann gibt es für die Verlage keinen Grund, diesen abzulehnen.
Vielleicht kann man erwarten, dass sie - gerade bei Minderjährigen - eine besondere Beratungspflicht (zumindest eine moralische) haben, was das Drumherum angeht, es wäre sicherlich auch wünschenswert, wenn sie da besonders im Umgang mit der Presse schon im Vorfeld beratende Tätigkeit ausüben würden, aber in erster Linie ist jeder für sich selbst veranwortlich. Ein junger Erwachsener, der einen Roman geschrieben hat, der für veröffentlicheungswürdig gehalten wird, sollte auch reif genug sein, um solche Dinge abzuschätzen - man sollte von ihm erwarten, dass er/sie Zeitung liest oder zumindest fernsieht, und mal ganz ehrlich: wer heutzutage nicht weiß, dass die Presse einen großen Anteil von Aasgeiern enthält, denen die Würde und das Empfinden von Einzelnen nichts wert ist, der hat geschlafen!
Bei Minderjährigen ist dieser Schutz die Aufgabe der Eltern.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Ary am 05. März 2010, 08:41:01
Da kann ich nur zustimmen. Ich habe junge Autoren imme beneidet, mich gefragt, warum ich das nicht auch kann, und unendlich viele Experimente gestartet und keines davon zuende bekommen (bis auf einen grauenhaften Fantasykurzroman auf der Basis einen Rollenspiels, der genauso klingt - wie ein schlechter Rollenspielroman). Es hat ewig gedauet, bis ich überhaupt wusste, was ich schreiben wollte. Und dann hat es noch einmal ewig gedauert, bis ich etwas meiner Meinung nach veröffentlichungsreifes in den Händen hielt. Da war ich 37. Ernsthaft angefangen zu schreiben habe ich mit 17.
Junge Autoren, um die so ein Hype gemacht wird, wie um Paolini, werden in meinen Augen verbrannt. Alle Welt wird sich an Eragon erinnern - aber würde jemand, der Eragon gelesen hat und es unausgegoren fand, ein Buch vom älteren Paolini lesen?
Ich weiß es nicht. Eine Chance geben würde ich ihm. Aber ich fand es für Eragon auch zu früh.
Manche Dinge müsen einfach reifen und sich setzen. Ich denke wie Felsi, dass junge Autoren heute viel mehr Möglichkeiten haben, an Hilfe zu kommen und sicherlich anders sind als junge Autoren "früher". Aber ich halte das Alter des Autoren als Marketingaspekt für eine eher gefährliche Sache. da sollten Verlage und Lektoren um des jungen Autors willen ehrlich sein und vielleicht auch mal sagen, dass es noch zu früh fü eine Veröffentlichung ist.

Lisandes Aspekt "Lebenserfahrung" halte ich für sehr wichtig. Wenn ich sebst schon einiges gesehen habe, dann kann ih auch eigene Ideen einbringen und muss nicht zwingend vorher gelesenes aufarbeiten, um an einen Plot heranzukommen. Sicher, ic habe auch nicht *alles* erlebt, worüber ich schreibe. Aber meine Erfahrungen helfen mir doch dabei, mich in andere besser hineinversetzen zu können und mir gewisse Dinge besser vorstellen zu können. Wenn diese Erfahrungen noch nicht da sind, denke ich, hat der (junge) Autor immer das Gefühl, seiner Idee nicht gerecht zu werden, sie als "zu groß" zu empfinden.

Und klar wollen Verleger Geld verdienen. Ich denke aber eben auch, dass sowohl Verlage als auch Lektoren eine gewisse Verantwortung gegenübe ihren Autoren nicht ganz ablehnen sollten - bei allem Sinnen nach Geld.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Artemis am 05. März 2010, 08:54:01
Zitat von: Felsenkatze am 05. März 2010, 06:38:01
Oh ja, klar, ich wollte mit 14 auch veröffentlichen. Aber wie auch du wäre ich lange nicht so weit gewesen, zumal ich 60 handgeschriebene Seiten für ein "Buch" hielt. ;)

Ich glaub, das wollte jeder von uns  ;D (Wie gut, dass die Lektoren so gnädig waren und blauäugig eingeschickte Manuskripte sofort eingetütet und zurückgeschickt haben - die Blamage wurde uns damit erspart)

ZitatAber ich bin auch der Meinung, dass viele der heutzutage veröffentlichten Jungautoren deswegen veröffentlicht werden, weil sie so jung sind. Es ist ein nicht zu unterschätzendes Marketingelement, wenn der Verlag sagen kann "meine Autorin hat mit 14 dieses Buch geschrieben".

Das mit dem Marketing ist ein guter Punkt. Wird man als junger Autor den tatsächlich vom Verlag ernstgenommen? Oder doch nur ausgebeutet und als Wunderkind auf die Bühne geschubst, wo man so lange herumzappelt, bis die Medien gesättigt sind und man sich wieder neu entdeckten Wunderkindern zuwendet? Was ist in 5 jahren? In 10? Für mich wäre da die Angst viel zu groß, in ein Loch zu fallen und als Autor nicht mehr ernstgenommen zu werden. Ganz zu schweigen von der falschen Arroganz und Überzeugung von sich selbst, die sich bei so viel Aufmerksamkeit zu gern einschleicht.


ZitatIch habe von den ganzen jungen Wundern nur mal "Eragon" angelesen, muss ich gestehen. Es hat mich nicht überzeugt.

Ich bezweifle auch, dass es Paolinis Absicht war, jemanden in deinem Alter zu überzeugen  ;)
Die jungen Autoren schreiben die Bücher für ihresgleichen, und das kommt an. Zumindest bei Eragon merkt man schon beim Überfliegen des Plots, für welche Zielgruppe da geschrieben wurde. Nicht für kritische Leser von Welt, die tiefgreifende psychologische Purzelbäume erwarten, sondern für Teenager in Zeiten ihrer Selbstfindung. Das merkt man schon daran, dass die jüngeren Autoren meistens Protagonisten in ihrem Alter haben, in die sich hineinversetzen und ihnen ihre eigenen Wünsche und Ziele um den Hals hängen können. So kann ich man es als fiktiver Triumpf für den Schreibenden betrachten, wenn der Prota am Ende über die Widersacher siegt und sein angehimmeltes Mädel kriegt  ;) Ich würde einem 17jährigen nämlich nicht zutrauen, dass er eine Ahnung davon hat, welche Sorgen und Nöte ein 15 Jahre älterer Mensch haben könnte.

Ich weiß nicht, ob ich neidisch auf diese Jungautoren sein soll. Wohl eher nicht. Ich bin jemand, der liebe so lange übt, bis er sicher ist, gut genug für die große Bühne zu sein.
Wem nützt es, wenn man die ersten wackeligen Gehversuche gleich unter den Augen tausender Leser macht und dafür auch noch von allen Seiten mit Lob überschüttet wird? Ich denke mir immer noch, dass man sich Erfolg hart verdienen muss. Alles andere ist Rummel und sehr gutes Marketing, bringt mich selbst als Autor aber nur dahin, wo ich auf keinen Fall enden will - als mehrstellige Verkaufszahl in den alljährlichen Bilanzen.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Maran am 05. März 2010, 09:17:22
Zitat von: Lisande am 05. März 2010, 08:39:34
So ganz prinzipiell und aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass das Schreiben guter Geschichten auch etwas mit Lebenserfahrung zu tun hat und deswegen die meisten Jugendlichen nichts wirklich brauchbares produzieren können.

So ähnlich sehe ich das auch. Nicht umsonst heißt es: "Schreibe nur über Dinge von denen Du was verstehst." Etwas wirklich eigenes zu entwickeln braucht Zeit und Erfahrung. Die Entwicklung von Mittelerde war im weitesten Sinne eine Lebensaufgabe. Goethe brauchte für den Faust - wenn ich mich Recht entsinne - gute 10 Jahre.

Ich weiß nicht wieviel Disziplin junge Autoren heute aufbringen. Ich hätte sie in dem Alter nicht gehabt. Was die Reife anbelangt: Das ist individuell wohl unterschiedlich. Nur Reife allein nützt einfach nichts, wenn Lebens- und auch die Schreiberfahrung fehlt.

Hmm - ich habe Bücher jugendlicher Autoren gelesen. Mein allererstes Buch, das ich selbst lesen konnte, hieß "Peppi aus dem Urwald", war in Schreibschrift gedruckt, von einer Zwölfjährigen geschrieben und für Grundschulkinder in jedem Fall geeignet. In dem Zusammenhang finde ich schon, daß man jugendliche Autoren veröffentlichen kann, darf und auch sollte.
"Das Orakel von Oonagh" las ich vor einigen Jahren mit der Erkenntnis, daß es für eine Autorin ihres Alters ganz gut geschrieben ist, ich allerdings den Rummel, der damals um das Buch gemacht wurde, nicht verstehen konnte. Das einzige, das diese nette Geschichte von anderen netten Geschichte unterscheidet ist das Alter der Autorin. Aber hätte das Buch deswegen nicht veröffentlicht werden sollen?

Ich stehe diesem Thema auch zwiespältig gegenüber. Prinzipiell bin ich der Meinung, daß jede gute und gut geschriebene Geschichte auch veröffentlicht werden sollte, unabhängig vom Alter der Autoren. Wenn jedoch ebendieses Alter im Marketing als Zugpferd eingesetzt wird, dann finde ich dies mehr als bedenklich. Ich meine: "XYZ schrieb mit 8 Jahren seine/ihre erste Geschichte." Was ist daran so besonders? Viele haben in dem Alter angefangen zu schreiben, andere früher, andere später. Es ist kein Einzelfall, der Autor/die Autorin kein Wunderkind, aber es wird eben so verkauft, um die Aufmerksamkeit auf das Buch zu lenken. Mehr Aufmerksamkeit = mehr potentielle Käufer = mehr Kassenklingeln  :darth:. Ob und wie der Autor/die Autorin mit dem plötzlichen Ruhm und der folgenden unvermeidlichen Kritik an dem Werk und seiner/ihrer Person umgehen kann, scheint mir nur nebensächlich zu sein.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Chuck am 05. März 2010, 09:23:41
Also die Frage beantworte ich direkt mal mit einem "Jau".

Allerdings wäre es wünschenswert, wenn der Inhalt sich dann nach gewissen Maßstäben der Qualität richtet. Ich würde grob behaupten, es gibt mehr veröffentlichte Bücher von Erwachsenen die lieber unveröffentlicht hätten bleiben sollen als von Jugendlichen. Allerdings wäre die Relation hier eher interessant, kann nur leider nicht gefunden werden.

Es gibt da zwei Gründe, an die ich dabei denke. Wenn das Buch gut ist, dann kann es natürlich veröffentlicht werden. Die Frage nach dem Aufwachsen und der Erfahrung, die auf ziemlich hartem Weg dabei gesammelt wird, ist ja eher eine andere. Die wird von den Eltern, dem Umfeld und der Gesellschaft gebildet.
Womit wir auch schon bei aktuellen Kita Diskussionen wären und der Definition von Rabenmüttern. Es führen schließlich viele Wege zum Rom der Erziehung. :)

Der zweite Grund für Veröffentlichung wäre der Aspekt der Sicht. Ich würde eher dagegen sein, wenn heutzutage ein fünfzehn Jähriger ein Buch aus der Ich-Perspektive über den zweiten Weltkrieg schreiben würde (auch wenn es möglich wäre), dieses sollten vielleicht eher im Krieg gediente Senioren machen. Aber genauso können viele jugendliche Themen besser von Jugendlichen geschrieben werden. Und nicht etwa von Menschen, die selbst Jugendlich waren und nur auf diese Zeit zurückblicken. Interessant wäre doch an so einem Jungendbuch aus der Hand eines Jugendlichen, dass die Schwankungen im Stil, unausgegorene und immer wieder angefangene Ideen, nichts anderes als das Spiegelbild dieses Ausdrucks wäre. Also Stilschwankungen als Stilmittel, um wandelnde Charaktere (Jugendliche) zu zeigen.
Es wäre doch schade, wenn solche Möglichkeiten verloren gingen.

Zudem ist Schreiben für mich Kunst. Und Kunst sollte sich in kein Korsett zwängen lassen. Wobei das allerdings nicht die Frage nach der Veröffentlichung behandelt. Denn Schreiben und Veröffentlichen sind ja zwei Paar Schuhe.
Abschließend würde ich daher dazu tendieren, dass es dafür keine einheitliche Lösung geben wird. Schadet es dem Kind/Jugendlichen? Das müssen die Eltern entscheiden. Die einen Jugendlichen schreiben und veröffentlichen, andere sind mein Gesangswettbewerb, wieder andere beim Vorspielen für ein Bundesligaverein, andere kurz vor ihrem Parteieintritt...

Also grundsätzlich die Frage nach moralischen Bedenken und der Frage nach der Qualität - die sollte eher in der Gesellschaft angesetzt werden. Mit einer Buchveröffentlichung auf die Schnauze zu fliegen, kann auch einen sehr hohen Mehrwert haben und eine vergangene Chance sehe ich darin auch nicht. Entwicklung stoppt ja ohnehin nie und der Punkt der ersten Veröffentlichung ein sehr subjektiver.
Und das der Wert eines Buches nicht in Wirtschaft sondern Gehalt gemessen werden sollte, gehört in die gute Kinderstube ... nicht auf den Scheffel der legislativen Gewalt.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: FeeamPC am 05. März 2010, 09:24:02
Ich will mich nicht auf ein Alter festlegen, ab dem veröffentlicht werden kann. Aber alle Bücher, die ich wirklich liebe, stammen von Autoren mit einigen Jährchen Lebenserfahrung auf dem Buckel. Das erlaubt gewisse Schlüsse.
Was mich selbst angeht, so hätte ich meine früheren Ergüsse eher verbrannt, als sie heute zwischen Buchdeckeln sehen zu müssen. Ich war ganz sicher in den ersten zwei, drei Lebens-Jahrzehnten nicht veröffentlichungsreif. (Damals habe ich das natürlich anders gesehen).
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Churke am 05. März 2010, 09:31:57
Ich kann zwar keinen rechten Sinn in dieser Diskussion entdeckten, gebe aber trotzdem mal meinen Senf dazu.  ::)

Ein Verlag ist keine literarische Jury, sondern ein Wirtschaftsunternehmen. Das Alter eines Autors ist da allenfalls eine Marketing-Frage, und Absatz erstickt jede Qualitätsdiskussion. Man begegnet übrigens nicht nur in der U-Literatur dem Trend zu hochgejubelten "Wunderkindern". Dazu möchte ich mir die Bemerkung erlauben, dass selbst die Frühwerke eines Shakespeare oder Schiller ihre Schwächen haben. Aber wen interessiert das schon?
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Thaliope am 05. März 2010, 10:21:06
Ich bin da auch zwiegespalten ....

Wenn ein junger Mensch das Talent zum Autor hat, wäre es wunderbar, wenn ein Verlag das erkennt und durch eine Veröffentlichung und die Aussicht auf weitere Veröffentlichungen fördert.
Wenn er aber das Alter des Schreibenden als Marketingfaktur ausnutzt, dem Autor damit zu einem Ruhm verhilft, den er allein ob seiner Texte eigentlich noch nicht erreicht hätte, dann trägt das dazu bei, dass junge Talente verheizt werden. Und das ist unendlich schade.

Natürlich sind Verlage Wirtschaftsbetriebe. Aber inzwischen stellt sich immer lauter die Frage nach Ethik in der Wirtschaft, nach verantwortungsvollem, nachhaltigem Handeln. Und Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Fall, meiner Meinung nach, dass man jungen Autoren die Möglichkeit und vielleicht auch die Sicherheit geben sollte, sich weiterzuentwickeln.

Dass man nur aus Lebenserfahrung gut schreiben kann, glaube ich nicht. Sie ist ein wichtiger Faktor, und ich denk mir inzwischen immer öfter, was ich mir eigentlich anmaße über Dinge des Lebens zu schreiben, wo ich doch kaum etwas erlebt habe (dabei habe ich meine Teenagerzeit schon länger hinter mir gelassen).

Was einen jungen Autoren in meinen Augen auszeichnen würde, wäre eine neue, eigene Sichtweise auf die Dinge, eine eigene Sprache, in der die Welt des Jugendlichen zum Ausdruck kommt. Das wäre für mich wirklich ein Grund, ein Buch eines jungen Autoren o. einer jungen Autorin zu lesen. Diese naive Vorstellung vom unverbrauchten Genie, das jenseits aller Marktanforderungen zutage tritt ... *schwelg* :) Naja, so wär das halt in meiner idealen Welt  ;D

LG
Thali
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Judith am 05. März 2010, 10:25:20
Was mich vor allem an dieser Sache stört ist, dass man bei fast allen diesen "Jungveröffentlichten" in Rezensionen öfter liest "Dafür, dass der/die erst xy Jahre alt ist, ist das Buch nicht schlecht" oder "gemessen am Alter des Autors ist das ein solider Roman" etc. Und sowas bringt mich wirklich immer wieder auf die Palme. Ein Roman, der veröffentlicht wird und für den ich Geld ausgebe, soll gut sein. Nicht einfach nur "gut für eine Dreizehnjährige". Sowas interessiert mich nicht, wenn ich ein Buch kaufe. Entweder ein Roman ist gut (natürlich auch immer subjektiv betrachtet), oder er ist eben nur gemessen am Alter des Autors gut - aber dann gehört er auch nicht veröffentlicht.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Chuck am 05. März 2010, 10:55:32
Zitat von: Judith am 05. März 2010, 10:25:20
Entweder ein Roman ist gut (natürlich auch immer subjektiv betrachtet), oder er ist eben nur gemessen am Alter des Autors gut - aber dann gehört er auch nicht veröffentlicht.

Das sehe ich ja eigentlich auch so. Aber hier ist doch eher die Frage nach Veröffentlichungen allgemein der Vater der Gedanken? Ist denn ein Buch eines sechzig jährigen Nobelpreisträgers nicht auch nur gemessen an seinem Alter gut? Ich verstehe die Argumentation schon, aber die Schwierigkeit liegt ja hier auch wieder bei den Grenzfällen. Wo wird der Maßstab angesetzt?

Die moralische Verantwortung ist sehr wichtig, bezieht sich aber wohl auch nicht nur auf Kinder/Jugendliche. DSDS verheizt auch nicht nur Jugendliche. Aber wie schon mehrfach hingewiesen ist Veröffentlichung ein Teil eines wirtschaftlichen Vorgangs. Hier bilden Kunst und monotärer Zwang eine große Schnittmenge. Ein Problem, bei dem der Hebel eher an allgemeiner Stelle angesetzt werden sollte. Jugendliche Jungautoren auf diesem Marketingzug zu verheizen ist ja nur ein Puzzleteil der wirtschaftliche Abweisung von Verantwortung.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Judith am 05. März 2010, 11:07:49
Der Maßstab ist für mich recht simpel: Ein Roman ist dann gut, wenn er mir gefällt, ohne dass ich überhaupt etwas über das Alter des Autoren weiß. Ich finde, man sollte ein Buch nicht mit dem Gedanken "der/die ist ja noch so jung" lesen.
Dass die Schreiberfahrung mit dem Alter mehr wird, ist klar. Aber das heißt nicht zwangsläufig, dass ein 60jähriger besser als ein 30jähriger schreibt. Und deshalb denke ich nicht, dass das Buch eines 60jährigen Nobelpreisträgers nicht nur gemessen an seinem Alter gut ist.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Rika am 05. März 2010, 11:13:07
Hm, also meine Meinung dazu ist, daß das Alter keine Rolle spielen, und am besten bei der Entscheidung "Veröffentlichen oder nicht?" den Entscheidenden gar nicht bekannt sein sollte. Veröffentlicht wird die Geschichte, das Buch - und wenn das gut genug ist, warum dann nicht?

(Dabei kommen dann Dinge wie Erfahrung/Verständnis/Einfühlungsvermögen haben oder nicht, Ausdauer, Kritikfähigkeit etc sowieso selbst zum Tragen, denke ich, aber eben vielleicht auch bei Kinder-/Jugendbüchern das Verständnis für die Zielgruppe...)
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Chuck am 05. März 2010, 11:36:46
Zitat von: Judith am 05. März 2010, 11:07:49
Und deshalb denke ich nicht, dass das Buch eines 60jährigen Nobelpreisträgers nicht nur gemessen an seinem Alter gut ist.

Also beziehst du die "fachliche" Kenntnis (Erfahrung) mit in die Bewertung ein. Die allerdings erst in zweiter Instanz kommt (Die erste ist der persönliche Geschmack). Dann allerdings würde - wie ich finde - der Maßstab immer noch nicht praktikabel sein, da der Stand eines Jugendlichen ja erst dann in Relation zu seinem Werk steht, wenn der Inhalt absichtlich und bewusst daraus resultiert. Will heißen: gute Bücher hängen vom Betrachter ab (suprise, suprise) und beantwortet die eingangsgestellte Frage mit "Ja".

Oder anders ausgedrückt: die Frage, ob ein Roman nur gut gemessen am Alter des Autors gut ist, lässt sich gar nicht beantworten. Selbst mit subjektivem Empfinden käme man hier nicht weit. Dafür gibt es zu viele Beispiele, die alle Grenzen ineinander verwischen lassen. Der Faktor des Alters spielt also eigentlich keine Rolle, es sei denn er wird absichtlich mit eingebracht (Marketing) und verwirrt die Betrachtung.

Ist also das Gefallen der Gradmesser für Veröffentlichungen? Dann beantwortet sich die gesamte Frage ja durch die Nachfrage und wir wären wieder bei der Wirtschaft. Dann wäre also ein Marketingkonzept dieser Art völlig in Ordnung. Aber vor allem doch dann, wenn das Alter (der Stand des Autors) entscheidend für den Inhalt ist. In diesem Fall halte ich es sogar für irgendwie notwendig, dass  Alter und die Umstände mit "veröffentlicht" werden. In welcher Art, ist noch eine andere Frage.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Judith am 05. März 2010, 11:47:31
Zitat von: Chuck am 05. März 2010, 11:36:46
Oder anders ausgedrückt: die Frage, ob ein Roman nur gut gemessen am Alter des Autors gut ist, lässt sich gar nicht beantworten.
Jein. So ganz kann ich dem nicht zustimmen.
Wenn man einen Roman liest und nicht gut findet, dann aber erfährt, dass der Autor unter 18 ist und nun meint, "dafür ist der Roman aber doch richtig gut", dann ist das doch recht eindeutig - und ja, so etwas habe ich schon mehrmals erlebt.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Chuck am 05. März 2010, 12:00:12
Ja, das stimmt schon. Aber ich wollte darauf hinaus, dass das ja nur eine subjektive Einstufung ist. Ich wollte damit zwischen zwei Fällen unterscheiden, die diese Beurteilung ins Leere laufen lässt.


So bin ich jetzt daran gegangen. Also ein Buch kann auch gerade Aufgrund des Alters gut sein und daher spielt das Alter eine Rolle. Selbst wenn das Buch für den größten Teil der restlichen Leser nicht gut ist. (Ich drücke mich heute nicht besonders elegant aus).

Daher finde ich die Bewertung hier schwer (bis unmöglich). Ist ein Buch allgemein gut, auch ohne Alter oder ist ein Buch spezifisch gut, mit dem Alter?
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Thaliope am 05. März 2010, 12:07:19
Das hängt vermutlich vom Leserinteresse ab.
Wenn ich  nur ein möglichst perfektes Buch lesen will, darf natürlich das Alter keine Rolle spielen.
Wenn mich aber auch die Person dahinter interessiert, ich etwas darüber erfahren möchte, wie ein junger Mensch heute seine Umwelt erlebt, wenn mich eine leicht psychoanalytische Lesart der Texte interessiert, dann können auch "unperfekte" Texte äußerst spannend sein - aber dann ist das Alter sehr relevant.

Edit: Und dann liegt natürlich die Gefahr darin, dass ein junger Autor ggf. mehr über sich preisgibt als ihm zu dieser Zeit bewusst ist.

LG
Thali
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Judith am 05. März 2010, 12:19:05
Das mit dem Leseinteresse stimmt natürlich. Denn, um es mal ganz unverblümt auszudrücken: Normalerweise interessiert mich der Autor hinter dem Buch nicht die Bohne. Und so sollten auch meine Romane gelesen werden (meine Befürchtung, dass das nicht grundsätzlich der Fall ist, ist einer der Gründe, weshalb ich so davor zurückschrecke, meine Romane überhaupt mal jemandem zum Lesen zu geben). Und deshalb lese ich ein Buch auch nicht mit dem Alter des Autors im Hinterkopf. Wenn ein Roman nur dann funktioniert, wenn man dieses Alter im Hinterkopf hat, dann funktioniert er für mich bereits nicht.
Aber das ist wohl eine subjektive Leseeinstellung und führt auch schon ein wenig vom Thema weg.  :embarassed:
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Leon am 05. März 2010, 13:33:27
Mir ergeht es so ähnlich wie Judith. Ich lese ein Buch der Geschichte willen und nicht wegen des Autors. Mir ist es wurscht ob der Autor 8 oder 80 ist. Entweder die Geschichte packt mich oder nicht.  :buch:

Den einzigen Unterschied den ich des Alters wegen machen würde, wäre bei einer Textkritik. Da formuliere ich beim achtjährigen meine Kritik weichgespülter als beim achtzigjährigen. Ohne jedoch bei beiden bösartig zu werden. Aber das ist wieder eine andere Baustelle.  :hmmm:
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Kati am 05. März 2010, 14:48:16
Das ist ein tolles Thema.  ;D

Ich stehe der ganzen Sache auch etwas zwiegespalten gegenüber. Wenn der Roman gut ist, sehe ich keinen Grund ihn nicht zu veröffentlichen. Ich glaube nämlich schon, dass es Jugendliche gibt, die wirklich gut schreiben.
Allerdings stört es mich immer wieder, wenn irgendeine Sechzehnjährige anfängt zu schreiben, einen Roman fertig bekommt und den gleich veröffentlichen möchte. Allerdings stört es mich genauso, wenn irgendein Vierzigjähriger anfängt zu schreiben und gleich sein erstes Werk veröffentlichen möchte. Wenn man gerade erst so richtig anfängt, kann man meiner Meinung nach noch gar nicht so gut schreiben können, weil die Übung fehlt. Warum sollte der erste Roman eines Vierzigjährigen veröffentlicht werden, der vierte eines Achtzehnjährigen aber nicht, bloß, weil er jünger ist?

Jenny-Mai Nuyen finde ich zum Beispiel gut. Ihre Romane sind nicht überragend, können sich aber problemlos mit vielen Jugendfantasyromanen älterer Autoren messen.

(Vielleicht sehe ich das auch alles zu Subjektiv, weil ich selbst 17 bin....)


LG,

Kati
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: FeeamPC am 05. März 2010, 15:13:47
Es ist mit diesem Thema wie mit dem Geschmack- jeder hat einen anderen. und das ist gut so, denn sonst könnten wir auch die Bücher, die wir lesen wollen, gleich in eine Einheitskiste packen, und die meisten Autoren wären von der Bildfläche verschwunden, bevor sie auch nur die ersten Schreibversuche machen.
Wenn diese jungen Autoren Leser haben, die sie gut finden, ist eine Veröffentlichung berechtigt, egal, ob ich persönlich sie für ausgereift halte oder nicht. Schließlich wird niemand zu seiner Lektüre gezwungen (außer in der Schule, aber das ist ein ganz anderes Thema).
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Lexa am 05. März 2010, 18:11:42
Zitat von: Kati am 05. März 2010, 14:48:16

Allerdings stört es mich immer wieder, wenn irgendeine Sechzehnjährige anfängt zu schreiben, einen Roman fertig bekommt und den gleich veröffentlichen möchte. Allerdings stört es mich genauso, wenn irgendein Vierzigjähriger anfängt zu schreiben und gleich sein erstes Werk veröffentlichen möchte. Wenn man gerade erst so richtig anfängt, kann man meiner Meinung nach noch gar nicht so gut schreiben können, weil die Übung fehlt. Warum sollte der erste Roman eines Vierzigjährigen veröffentlicht werden, der vierte eines Achtzehnjährigen aber nicht, bloß, weil er jünger ist?


Dem möchte ich mich anschließen.
Ich persönlich aber würde zur Zeit (also mit 16) keinen Roman veröffentlichen wollen (wenn denn da einer wäre), den ich jetzt für gut befinden würde. Denn wenn ich nur schon sehe, was ich vor einem Jahr fabriziert habe. :gähn:
Ich denke als junger Autor ändert man (oder besser: ich, ich möchte nicht verallgemeinern) seinen Stil und seine allgemeine Wahrnehmung der Dinge schneller, als dass ein Buch, nach dem es das Veröffentlichungsprozedere durchlaufen hat, noch den eigenen Ansprüchen genügen kann. Aber wie überall gibt es sicherlich auch hier Ausnahmen.

Liebe Grüße
Lexa
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Kati am 05. März 2010, 18:44:44
ZitatIch denke als junger Autor ändert man (oder besser: ich, ich möchte nicht verallgemeinern) seinen Stil und seine allgemeine Wahrnehmung der Dinge schneller, als dass ein Buch, nach dem es das Veröffentlichungsprozedere durchlaufen hat, noch den eigenen Ansprüchen genügen kann. Aber wie überall gibt es sicherlich auch hier Ausnahmen.

Nicht, dass ich von sowas Ahnung hätte, aber ist das nicht auch später noch so? Dass sich der Stil ändert und man einige Jahre später denkt:  :-X
Natürlich ist das heftiger, wenn man gerade angefangen hat zu schreiben...wenn ich da an meinen ersten Roman denke...den fand ich auch nur gut, solang die Freude darüber, etwas zu Ende gebracht zu haben, noch anhielt...
(Mein zweiter ist vom Stil her völlig anders als der erste, aber auch als heute, den mag ich aber immer noch  ;))

LG,

Kati
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Maran am 05. März 2010, 20:16:40
Zitat von: Kati am 05. März 2010, 18:44:44
Nicht, dass ich von sowas Ahnung hätte, aber ist das nicht auch später noch so? Dass sich der Stil ändert und man einige Jahre später denkt:  :-X

In den meisten Fällen wird das wohl so sein. Aber würde ein jugendlicher Autor, der auf breite öffentliche Zustimmung stößt, weil seine Jugend als Zugpferd benutzt wird das Buch zu verkaufen, auch so denken? Oder wird er sich eher auf den Lorbeeren ausruhen und eventuelle Kritik als persönlichen Angriff nehmen? Ich stelle diese Frage jetzt einfach mal in den Raum.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Chuck am 06. März 2010, 09:19:39
Zitat von: Maran am 05. März 2010, 20:16:40
In den meisten Fällen wird das wohl so sein. Aber würde ein jugendlicher Autor, der auf breite öffentliche Zustimmung stößt, weil seine Jugend als Zugpferd benutzt wird das Buch zu verkaufen, auch so denken? Oder wird er sich eher auf den Lorbeeren ausruhen und eventuelle Kritik als persönlichen Angriff nehmen?

Kommt wohl auf den Autor drauf an. Diese Gefahr besteht natürlich immer, wenn ein erster Versuch gleich hinhaut. Durch die harte Schule gehen, bedeutet ja auch, zu lernen, dass Erfolg und Lösungen immer wieder erarbeitet werden müssen.
Aber das passiert ja vielleicht ganz natürlich. Vielleicht fliegt ein Jungautor nicht mit seinem ersten Buch aufs Pflaster, dafür aber mit dem zweiten und dann wird er sich wieder in den Versuch einer Entwicklung einreihen.
Diesen Vorgang erlebt man ja immer wieder, auch bei jungen Talenten in der Musik, die früh angefangen haben und Erfolg hatten, dann aber den Übergang zum "erwachsen werden" nicht mit den jugendlichen Attitüden geschafft haben, dann aber - ein Teil von ihnen - Jahre später wieder gestärkt auf den Plan tritt.

Ein Lernprozess findet irgendwann auf jeden Fall statt, würde ich mal grob behaupten. Bei dem einen vor der ersten Veröffentlichung, bei dem anderen vielleicht irgendwann danach. Irgendwann fliegt doch jeder Mal im Leben hin und muss sich spätestens dann umorientieren.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Elena am 06. März 2010, 09:55:41
Nun, es gibt solche und solche, und du wirst genauso gut ältere Autoren finden, die bei Kritik an ihrem Debüt patzig werden, und junge Autoren, die sich Kritik zu Herzen nehmen (Jenny-Mai Nuyen meinte mal etwas im Sinne von: "Wer keine Kritik gibt, ist fies, weil er damit dem anderen die Chance nimmt, sich weiterzuentwickeln." Vielleicht ist es kein Zufall, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Autoren, die sehr jung zum ersten Mal veröffentlicht haben, noch immer in sehr regelmäßigen Abständen Bücher herausbringt?).

Das Problem bei einem sehr jungen Autoren ist mehr, dass - vor allem, wenn das Debüt gewissen Anforderungen nicht entspricht - durch eine frühe Veröffentlichung der schriftstellerischen "Karriere" extrem geschadet werden kann. Sicher, durch entsprechende Werbung etc. verkauft sich der erste Roman vielleicht super (wobei das gerade in der Fantasy ein Phänomen ist, das am Abflauen ist. Während da die ersten Romane von Jugendlichen immer ziemliche Bestseller waren, nimmt der Effekt anscheinend ab).
Das Problem ist: Wenn der Roman an sich nicht überzeugt, verkauft sich der zweite nicht mehr (auf jeden Fall bleibt er deutlich unter dem ersten), und spätestens beim dritten Roman - wenn jemals einer kommt - ist die "Karriere" vorbei, und zwar für lange Zeit.
Manchmal - zum Beispiel jüngst bei Helene Hegemann, aber auch damals bei Flavia Bujor - hatte ich das Gefühl, der Verlag hat es nie auf ein zweites Buch angelegt. Das erste würde sich durch Medienhypes verkaufen, aber es fehlt die Substanz für ein zweites, erfolgreiches Buch. Den Verlag interessiert das nicht, der will schnell und leicht Bücher verkaufen und schafft das, aber für den Autor hat es Folgen. Einen jungen Autor langfristig aufzubauen ist unter Umständen vielleicht auch viel schwieriger als das bei einem erwachsenen Autor zu tun, zumindest kann ich mir - auch, wenn ich an meine eigenen "Anfänge" denke - vorstellen, dass es schwieriger ist, an einen jungen Autor mit Dingen wie Zielgruppe, Marktrelevanz und entsprechenden Themen heranzutreten.

Also: zwiegespalten. Am Anfang wird ein junger Autor es vielleicht leichter haben (wenn sein Buch erscheint), aber ich befürchte, danach viel schwerer als ein erwachsener Autor. Und zurückzukommen ist in der Literaturbranche sehr, sehr schwer.

Dazu scheinen mir junge Autoren auch recht anfällig für DKZV-Werbung zu sein, weil sie eben den Erfolg der anderen gesehen haben und sich denken, super, jetzt werde ich der nächste Paolini und jeder wird beeindruckt sein, weil ich schon so jung ein Buch veröffentlicht habe.

Aus eigener Perspektive: Hm, ich habe auch mit 14 angefangen und ich wollte immer veröffentlichen. Natürlich waren die Romane nicht gut, und ich befürchte, wäre einer davon veröffentlicht worden, wäre kein zweiter mehr rausgekommen, und abgesehen von stilistischen Sachen habe ich sehr, sehr lange Zeit Probleme mit dem Plotten gehabt. Natürlich wäre ich gerne "Wunderkind" gewesen. Natürlich hätte ich gerne mit 16, 17 veröffentlicht, und manchmal denke ich mir inzwischen bei einigen der Sachen, die ich mit 18 und 19 geschrieben habe schon, dass es schade ist, und das war vielleicht auch der Punkt, an dem ich von anderen Dingen - Kritikfähigkeit, Einstellung, "Bedacht" beim Schreiben etc. - gesagt hätte, es wäre nicht unbedingt zu früh gewesen.

Trotzdem: Jetzt bin ich (hoffentlich) besser, und in einer Hinsicht bin ich wirklich heilfroh, dass ich nicht während meiner Schulzeit veröffentlich habe: Ich hätte dann wohl nie Biologie studiert, und ich könnte nicht sagen, um wie viel ärmer meine Welt dadurch geworden wäre.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Moa-Bella am 06. März 2010, 11:35:27
Ich würde später ein Buch ungern als Jugendsünde einstufen müssen. Ich hoffe, dass ich noch besser werde und wenn ich dann in 20 Jahren ein Buch lesen würde, das ich mit 17 veröffentlicht habe und bei dem mir immer wieder Dinge auffallen, die ich hätte besser machen können, würde ich mich ziemlich ärgern.
"Das Orakel von Oonagh" ist für mich so ein Fall, für ih Alter toll, weiter so, an sich eigentlich ziemlich mies, irgendwie wie das Zeug, das ich in diesem Alter geschrieben habe und dessen ich mich nun fast schon schäme.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Maran am 06. März 2010, 14:45:52
Zitat von: Moa-Bella am 06. März 2010, 11:35:27
"Das Orakel von Oonagh" ist für mich so ein Fall, für ih Alter toll, weiter so, an sich eigentlich ziemlich mies, irgendwie wie das Zeug, das ich in diesem Alter geschrieben habe und dessen ich mich nun fast schon schäme.

Soweit ich mich erinnere kein wirklich neues Thema mit vertrauten Charakteren und Klischees. Ist aber schon einige Zeit her.

Ich würde, wenn ich denn in dem Alter veröffentlicht hätte, meinen Erstling lieber nicht mehr in die Hand nehmen. Schämen? Nein? Aber ich würde mich wohl ob des Blödsinns, den ich "damals" verzapft hatte und ob des Wagemutes, diesen Blödsinn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, mehr als unwohl fühlen. Ich denke lieber mit einem Lächeln an die Vergangenheit als mit einem "Hätte ich doch bloß nicht ... "
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Gwee am 07. März 2010, 18:35:03
Die Frage habe ich mir auch schon öfter gestellt.

Schreiberfahrung hat sicher etwas damit zu tun. Wer seine erste Geschichte gleich veröffentlichen will, ist mit Sicherheit noch nicht so weit, ob er jetzt 15 oder 40 Jahre alt ist. Je mehr man schreibt, desto ausgeprägter und sicherer wird der Schreibstil. Dabei würde ich allerdings eher sagen, dass die Dauer des Schreibens eine größere Rolle als das Alter spielt. 

Das Problem dabei könnte aber die Lebenserfahrung spielen. Ein erwachsener Autor sollte unter normalen Umständen mehr potenzial dazu haben reifer zu schreiben als ein Kind oder ein Jugendlicher. Ein Erwachsener hat mehr Sorgen und muss sich altersgerecht verhalten. Ein durchschnittlicher Minderjähriger kann den Stress und die Lebenserfahrung eines älteren Menschen nicht nachvollziehen. Die Perspektive eines älteren Menschen zu beschreiben dürfte also schwerer fallen, aber in die eines Jugendlichen kann man sich dafür umso besser einfühlen. Was man kennt, kann man besser erzählen als etwas, das man nicht kennt.

Zu jung würde ich allerdings nie veröffentlich, egal wie viel Erfahrung man hat. Ich würde sagen ab einem Alter von 15 bis 16 Jahren sollte man langsam reif genug sein, um die Konsequenzen einer solchen Veröffentlichung frühzeitig zu begreifen. Und man sollte sich stets vor Augen halten, dass man sich immer noch verbessern kann, ob man nun schon bahnbrechenden Erfolg erzielt hat oder nicht. Außerdem könnten Verlage einen dazu anhalten noch mehr Bücher rauszubringen, die in vorgegebener Zeit für den Jugendlichen nicht zu Papier zu bringen sind. Ob ein Minderjähriger bereits reif genug ist, um wie ein Erwachsener zu arbeiten - und das Schreiben kann man dann nicht mehr immer einfach beiseite schieben wie ein Hobby - bezweifle ich.

Persönlich stammen meine Lieblingsbücher eher von Leuten, die 30-50 Jahre alt sind. Ich bewundere die jungen Menschen, die frühzeitig Bücher veröffentlichen, zwar wirklich, aber skeptisch war ich bisher trotzdem immer und habe mich noch nie an ein solches Buch gewagt. (Allerdings wird sich das wohl bald ändern, da ich mir Eragon gekauft habe.)
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: nina b. am 07. März 2010, 23:25:52
Auch ich wollte bereits mit 12 Jahren veröffentlichen und hatte auch die Ausdauer, ein gesamtes Buch zu formulieren. Erst habe ich dies mit Hand gemacht und später dann abgetippt, als meine Familie endlich einen PC hatte.

Und fast 10 Jahre später muss ich sagen, dass ich damals sehr naiv war. Meine Erfahrung sagt, dass man einige Übung braucht, bis man in der Lage ist, einen guten Roman zu schreiben.
Erst seit kurzer Zeit würde ich mich selbst zu denen einordnen, die langsam aber sicher eine reelle Chance auf eine gute Veröffentlichung haben könnten und ich habe die 16 Jahre auch schon lange hinter mir gelassen. Irgendwann kommt dieses "Klick" und man erkennt, wie man formulieren muss etc. Und dies habe ich auch nur mit Erfahrung und konstruktiver Kritik geschafft.
Was man mit einer solchen Kritik macht, ist jedem selbst überlassen. Wenn also eine Jugendliche oder gar ein Kind jemanden gegenlesen lässt und an der Kritik wächst, kann es meiner Meinung nach wesentlich schneller im Schreiben reifen, als andere, die über Jahre hinweg zwar Kritik suchen, diese jedoch nicht für sich nutzen.

Aus diesem Grunde bin ich der Meinung, dass es sicherlich schon Jugendliche gibt, die gut schreiben. Aber muss ich mich auch denen hier anschließen, die nicht nach dem Alter wählen, sondern nach der Qualität eines Buches. Für mich ist es keine Entschuldigung, irgendewas Undurchdachtes damit zu entschuldigen, dass der Verfasser erst 15 ist und der Roman deswegen ganz gut ist. Dann hätte der Roman noch ein wenig mehr Reifezeit gebraucht, die ihm leider verwehrt geblieben ist, sodass er niemals richtig gut werden kann.

Schreiben benötigt Ausdauer und Übung. Es kommt auf den Charakter an, wie schnell man sein Ziel erreichen kann. Am Ende lernt aber jeder von uns noch dazu. Das macht das Ganze doch so interessant, nicht wahr? :)
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Franziska am 08. März 2010, 18:00:48
ja, interessante Antworten. Ich bin vor allem darauf gekommen, weil ich über einige jünger Autoren gelesen habe und mir dachte, ob die das mal später nicht bereuen werden. Denn anders, als bei einem Klaviervorspiel o.ä. kann man mit einem Buch ja eine viel größere Öffentlichkeit erreichen. Und einige denken vielleicht, es wäre schön, wenn das ein paar hundert Leute lesen und dann gibt es einen Hype darum. Bei vielen habe ich auch das Gefühl, dass es von den Verlagen als einmalige Sache geplant wird, bzw. wenn die Autoren dann älter sind, und sie sich nicht verbessern, interessiert es keinen mehr. (Bei der Hegemann-Sache wurde ja auch immer wieder "Crazy" herangezogen, dass sich danach auch niemand mehr für den Autor interessierte)
Was mich vor allem gewundert hat ist, dass die meisten unter ihrem richtigen Namen veröffentlichen. In einem Alter, wo man noch nicht weiß, ob das für die spätere Karriere schädlich sein könnte. (wenn man als Wissenschaftler Fantasy schreibt, kommt das manchmal nicht so gut an z.B. und heutzutage bleibt das für ewig in Internet)
Trotzdem würde ich auch sagen, wenn jemand es wirklich ernst meint und mit Kritik umgehen kann, warum nicht, vor allem wenn Jugendliche über Jugendliche schreiben.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Yamuri am 12. Oktober 2019, 16:57:37
Kommt sicher auf den/die Jugendliche an. Manche sind schon soweit, andere nicht. Das Problem sehe ich eigentlich weniger in der fachlichen Eignung, denn mehr in der emotional-psychischen Verfassung. Jugendliche sind noch in der Entwicklung und gerade die Jugendzeit ist eine stürmische Zeit, emotionspsychlogisch betrachtet. Vieles ist im Umbruch und man kann in dieser Zeit meist nur schwer mit Kritik umgehen. Die Verlagswelt/ die Schriftstellerei, das greift alles in die Medienwelt hinein und die Medienwelt ist ein hartes Pflaster. Man braucht schon ein kleines Fell und darf sich nicht alle zu Herzen nehmen, was Andere sagen, muss unterscheiden können zwischen konstruktiver Kritik, durch die man sich weiter entwickeln kann, und neidischen Hate Kommentaren, die nur darauf abzielen eine Person runter zu machen. Nicht jeder kann damit umgehen. Ich hätte das damals nicht gekonnt und bin froh mit 20 mich auch nicht für den Weg an eine Filmhochschule entschieden zu haben. Denn damals wäre ich unter de Räder geraten, weil ich schlichtweg zu selbstunsicher war. Das hat sich mittlerweile gebessert, ich bin emotional etwas stärker geworden als damals, auch wenn ich mich immer noch leicht verunsichern lasse von Andren. Aber das spielt halt alles mit rein. Wenn sich Jugendliche dafür gewappnet fühlen, würde ich sie aber ihren Weg gehen lassen und sie unterstützen. Denn jemanden, der etwas wirklich will, behindern und boykotieren, halte ich für falsch. Es ist wichtig Träume zu unterstützen, aber es ist auch wichtig Alternativen zu schaffen, auf die der junge Mensch zurückgreifen kann, wenn aus der Traumkarriere doch nichts wird.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Erin am 12. Oktober 2019, 17:14:01
Also, ich bin selbst erst 18 Jahre alt, daher... Ja, ich denke, dass Jugendliche veröffentlichen können! (Das muss ich mir einreden, okay? :P) Wobei ich denke, dass es sehr stark auf die Person selbst ankommt. Ich hab vor vier Jahren angefangen zu schreiben, und da hat sich vor allem Anfangs mein Schreibstil so dermaßen schnell verändert, dass ich bald schon die ersten Seiten des Buches nicht mehr lesen konnte, ohne irgendwas (vorzugsweise das Buch) abfackeln zu wollen. Mittlerweile hab ich das Ding sehr oft überarbeitet und zu Ende geschrieben. Es sind über fünfhundert Seiten geworden. Und wisst ihr was? Ich hab beschlossen, dass ich aus diesem einen Buch zwei machen muss, weil ich bemerkt habe, dass viel zu viele Plot Elemente darin vorhanden sind. Man entwickelt sich eben ständig weiter und wird besser, wenn man sich mit etwas beschäftigt, und wenn man auch noch perfektionistisch veranlagt ist, ist es schwer, mit etwas zufrieden zu sein, obwohl es natürlich wichtig ist, dass man es auch mal gut sein lassen kann. Man muss einen Eindruck davon gewinnen, wann man wirklich etwas verbessern muss und wann mich sich nur selbst fertig macht. Wenn man jung ist, denke ich, fehlt es einem eher an ersterer Fähigkeit. Später dann wird letzteres zu einem Problem. Ich befinde mich jetzt irgendwo dazwischen und bin froh, dass ich mein Buch nicht veröffentlicht habe, wie es ist. Aber das hätte ich auch gar nicht gekonnt. Dazu hinterfrage ich meine Entscheidungen viel zu oft.
Wie auch immer, es kommt auf den Menschen an. Hat man genug Ausdauer? Kann man sein eigenes Werk objektiv betrachten? Ist man fähig, mit Kritik umzugehen?
Letzteres ist ein Punkt, der mich zum Thema "Sollten Jugendliche schön veröffentlichen?" beschäftigt. Im Prinzip darf jeder tun und lassen, was er will (solange man sich im legalen Bereich aufhält), aber es ist schon schade, wenn ein Kind/Jugendlicher es mit heftiger Kritik zu tun bekommt und dadurch völlig entmutigt wird... Naja.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Aphelion am 13. Oktober 2019, 16:06:05
Kinder sind in meinen Augen ein anderes Thema als Jugendliche, auch wenn die Übergänge (Kinder/Jugendliche/Erwachsene) fließend sind. Kinder müssen viel stärker geschützt werden und ich persönlich erwarte auch von Eltern, dass sie ihr vermeintliches Wunderkind im Zweifelsfall vor ihm selbst schützen und es nicht auf die Bühne stoßen. Jugendliche können schon bessere Entscheidungen treffen, müssen aber gut beraten werden.

In dem Zusammenhang finde ich auffällig, dass Eltern jugendliche Autorinnen oft stark puschen – und mir fallen jetzt tatsächlich mehr Autorinnen als Autoren ein, auf die das zutrifft. Oft scheinen die Eltern im Kulturbereich zu arbeiten oder Beziehungen zu Verlagen zu haben; jedenfalls bei denen, die ich persönlich kennengelernt habe.

Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen jugendliche Autorinnen, aber ich habe noch kein überraschend gutes Buch von einem sehr jungen Autor gelesen, an dem keine Plagiatsdebatte klebt.

Zitat von: Erin am 12. Oktober 2019, 17:14:01
aber es ist schon schade, wenn ein Kind/Jugendlicher es mit heftiger Kritik zu tun bekommt und dadurch völlig entmutigt wird...
Wobei niemand vorhersagen kann, ob sich die Person wieder aufrappelt. Manche ja, manche nein.

Als "Eragorn" (Schreibweise?) veröffentlicht wurde, war ich selbst Jugendlich. Ich habe mich gnadenlos darüber lustig gemacht. Übrigens auch über "Bis(s) zum Erstickungsanfall durch Gelächter". Wenn jemand auf der großen Bühne mitspielen will, bekommt er keine Extrabehandlung. Wenn er eine will/braucht, muss er sich eine kleine geschützte Nebenbühne suchen – die ihre Existenzberechtigung hat. Meine ersten Texte habe ich in Foren veröffentlicht und diese Erfahrung will ich nicht missen, auch wenn ich heute über die Texte lache.

Kritiksensibilität ist allerdings auch bei Erwachsenen ein wichtiges Thema. Kritik sollte nie bösartig sein, aber sie darf ruhig Biss haben und muss nicht nur aus Wattebäuschen bestehen. Ich glaube, ich habe aus Weichspülerkritik viel weniger gelernt, auch wenn sie sich in dem Moment erst einmal besser angefühlt hat. Aber Kritik soll sich nicht gut anfühlen, weil ich dann nicht das Gefühl habe, etwas falsch gemacht zu haben – und wenn ich etwas falsch gemacht habe, dann muss ich das auch bemerken, weil ich es sonst nicht besser machen kann.

Ich weiß immer nicht, ob ich gut oder schlecht mit Kritik umgehen kann. Ich mag Kritik nicht, aber ich mag auch keine Herz-OP. Das hat sich seit meiner Jugend nicht mehr geändert.

Insofern kommt es auch immer darauf an, was "heftige Kritik" ist. Heftige Kritik hat, wenn sie begründet und sach- statt personenbezogen ist, ihre Berechtigung. Heftige Kritik entmutigt nicht immer, sondern kann hilfreich sein.

... und manchmal ist die Entmutigung vielleicht auch besser. Ich glaube, dass jeder halbwegs solides Schreiben lernen kann. Aber wenn jemand keine Arbeit investieren will und erwartet, dass jeder Rotz als Meisterwerk gehuldigt wird, dann ist es vielleicht tatsächlich besser, die Person wird entmutigt und kann sich anderen Dingen zuwenden, die ihr besser liegen. Deshalb denke ich nicht, dass es wirklich immer schade ist, wenn sich jemand (vorübergehend oder endgültig) entmutigen lässt.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Zit am 13. Oktober 2019, 17:18:09
Die Sache mit der Kritik ist auch eine Sache der Erfahrung. Würde nicht sagen, dass mir Kritik heute nicht mehr zu Herzen geht und meine erste Reaktion idR. erstmal Abwehr ist. :rofl: Aber ich weiß, dass ich meine Zeit brauche, die Kritik auseinander zu nehmen und zu schauen, was sie kritisiert, warum und wie und ob ich diese überhaupt annehmen will. (Wenn jemand meinen Stil kritisiert im Hinblick auf eine bestimmte Zielgruppe, das aber nicht die Zielgruppe ist, die ich erreichen will, muss ich die Kritik ja nicht annehmen, so als Beispiel.) Ich denke auch, dass es mit Erfahrung kommt, dass man sich selbst besser einschätzen kann und seine Schwächen kennt und Kritik entsprechend differenziert betrachten kann. Ob das jetzt vom Alter abhängt? Vielleicht ist man als Jugendlicher emotionaler, wenn man noch nie mit tiefgreifender Kritik konfrontiert wurde, kann einem aber auch als Erwachsenen passieren, wenn man bisher auf Papas Goldlöffel durch die Gegend gerutscht ist. ;)

Stimme Aphelion aber zu, dass Eltern ihre Sprösslinge durchaus vor Spätfolgen bewahren sollten nach Möglichkeit. Funktioniert natürlich nicht immer, weil Teenager auch bockig sind, nur heute weiß ich es auch besser und hätte damals auf meine Eltern hören und den einen Vertrag nicht unterschreiben sollen. ;D Andererseits war das auch wieder ein Bausteinchen, um zu lernen. Der Nachwuchs sollte seine eigenen Fehler machen können. Nur nicht vielleicht unbedingt jene, die einem die Lebendsgrundlage entziehen oder ins Kittchen bringen. ;D
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Trippelschritt am 13. Oktober 2019, 17:20:37
Das erinnert mich ein wenig an die überkommene Diskussion: Wie alt muss ein Wissenschaftler sein, um eine Professur zu bekommen. Wenn ich daran denke, dass die besten Mathematiker oft junge Mathematiker sind und Professoren in viel früheren Jahren keine Seltenheit waren, dann werden sie heutzutage viel zu spät berufen. Die meisten sind bereits müde geklopft worden.

Und ich kenne Kinder, die ganz wundervolle Geschichten erfinden, Geschichten, die eine Kraft besitzen, die ältere Schriftstelle gar nicht mehr abrufen können. Dafür bringen alte Leute andere Dinge ein. Es gibt meines Erachtens kein optimales Alter für einen Geschichtenerzähler. Jedes Alter hat seine Vor- und Nachteile.

Und wenn ein "Kind" es heutzutage schafft, eine Geschichte zu schreiben und als Selfpublisher auf den Markt zu bringen, dann sollen sie doch. Als beratendes Elternteil würde ich vielleicht vorschlagen mit einem offenen Pseudonym zu arbeiten. Und ich würde auch Fragen beantworten, aber sonst nicht helfen. Sollen sich doch selbst durchbeißen. Aber wenn sie das schaffen ... Alle Achtung

Es kommt immer auf einen Versuch an meint der
Trippelschritt
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Maria am 14. Oktober 2019, 10:15:29
Angeregt durch die Diskussion habe ich mal Das Orakel von Oonagh gesucht.
Also entweder hat das Wunderkind später unter Pseudonym geschrieben,  denn außer dem einen Titel (in verschiedenen Sprachen) finde ich nichts mehr von ihr.
https://www.amazon.de/s?i=stripbooks&rh=p_27%3AFlavia+Bujor&s=relevancerank&text=Flavia+Bujor&ref=dp_byline_sr_book_1

Am Anfang des Threads fiel auch der Name Jenny Mai Nuyen und sie hat ihren Erfolg bestätigen können und ist mittlerweile ein etablierter Name.

Man müsste noch mehr Beispiele verfolgen, um herauszufinden, ob mehrheitlich eine Veröffentlichung ab 18 ein sicherer Grundstein für eine dauerhafte Karriere ist verglichen mit einer Veröffentlichung mit 14.

Hat Christopher Paolini noch etwas anderes als Eragon und Spin-offs davongeschrieben? Vielleicht unter Pseudonym?
Sonst wäre er nämlich auch ein "one hit wonder", wenn das auch tüchtig ausgeschlachtet wurde und ihm sicher einiges eingebracht hat.

Ich hatte meine ersten Schreibversuche(mit 17) im Rahmen von Kurzgeschichten, Gedichten, und vor allem Fanfictions. Da konnte ich mir unter Pseudonym Lob und Tadel abholen und dazulernen. Für mich war das sehr wertvoll.
Die ersten Veröffentlichungen gab es zwar auch schon, in Zeitschriften, was ein super Antrieb war, doch bis zum ersten (nicht druckreifen) Roman hat es bei mir doch bis 21 gedauert.

Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: FeeamPC am 14. Oktober 2019, 12:21:47
Junge Leute reifen unterschiedlich schnell, und ihre (Schrift)Werke auch. Wenn sie schon so weit sind, sollen sie gerne veröffentlichen. Allerdings sähe ich es gerne, wenn ihnen dann nicht nur die Eltern zur Seite stehen, sondern eine Art Schriftstellerpate, der abfangen kann, was da auf sie eventuell herunterprasselt, und es ins richtige Licht rückt. Das Problem ist nur, außer hier im Tintenzirkel habe ich dergleichen noch nirgends gesehen (oder habe ich da etwas über-sehen?).
Und der Tintenzirkel kann das nur bedingt, weil dazu für mich auch eine gewisse räumliche Nähe gehören würde, damit Jungschriftsteller und Paten sich persönlich kennenlernen können.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Christian am 14. Oktober 2019, 13:12:54
Zitat von: FeeamPC am 14. Oktober 2019, 12:21:47
Das Problem ist nur, außer hier im Tintenzirkel habe ich dergleichen noch nirgends gesehen (oder habe ich da etwas über-sehen?).
AuthorWing geht meines Erachtens in die Richtung. Das ist jetzt nicht nur explizit an junge AutorInnen gerichtet, aber das Konzept ist halt, dass erfahrene Leute die unerfahrenen begleiten.

Edit: Habe gerade nochmal einen Blick auf die Webseite geworfen. Anscheinend hat man sich von dem 1:1-Konzept verabschiedet. Tja.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 14. Oktober 2019, 14:18:28
ZitatEdit: Habe gerade nochmal einen Blick auf die Webseite geworfen. Anscheinend hat man sich von dem 1:1-Konzept verabschiedet. Tja.
Als Vizechefin von AuthorWing, die das Ganze mit "abgewickelt" hat: Das 1:1-Konzept war nicht machbar und hat im Laufe der Zeit einen Aufwand bedeutet, den wir zwei Frauen in unserer Freizeit ehrenamtlich nicht mehr gestemmt bekommen haben. (Denn AuthorWing ist in erster Linie Ally J. Stone und hinter den Kulissen an ganz vielen Baustellen ich :D )
Ein 1:1-Mentoring-System scheiterte zum einen daran, dass es immer mehr Jung-Autor*innen gegeben hat als Wings (also Betreuer*innen), sodass wir ohnehin dazu übergegangen sind, Wings 2 und in Ausnahmefällen 3 Schützlinge zu erlauben.
Und zum anderen irgendwann an der DSGVO, die uns schlicht verbot, diese ganzen Daten, die für ein 1:1 notwendig waren, zu sammeln und zugänglich zu machen. Das wurde uns dann juristisch doch ein viel zu heißes Eisen, vor allem für Ally, die im Impressum steht und für alles haftet.

Um auch On Topic was zu sagen:
- Es schadet nicht, wenn man Kinder und Jugendliche explizit an Wettbewerben teilnehmen lässt, die an diese gerichtet sind (da gibt es mehr Ausschreibungen, als man meint)
- Es schadet generell nicht, schon mal an Ausschreibungen teilzunehmen (bei meinen ersten Versuchen in der Richtung war ich 16)
Aber im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich nur eine einzige Jugendsünde begangen habe (ich habe 2009 per BoD mein "Lebenswerk" mit KGs, Gedichten und Stücken veröffentlicht) und nicht mehrere.
Wir sind in unserer Autor*innenblase und relativ informiert, aber ich sehe durchaus das Risiko, dass viel zu junge Menschen viel zu ahnungslos auf den Buchmarkt purzeln und beispielsweise die Eltern eben nicht zwingend in der Lage sind, zu helfen, weil sie keine Autor*innen sind und selbst keine Ahnung von der ganzen Materie haben.
Meine hielten es z.B. für eine super Idee, dass ein bearbeitetes Foto von mir, auf dem ich mir in Gimp Engelsflügel angekritzelt habe, aufs Cover soll. Sie haben mich unterstützt und supportet, aber von der Materie genauso wenig Ahnung gehabt wie ich auch und ich bin froh, dass das Ding sehr wenige Verkäufe hatte und inzwischen vom Markt ist.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Alia am 14. Oktober 2019, 14:49:08
Ich habe hier eine Tochter, die derzeit ganz klar "Autorin" als Berufswunsch hat.
Etwas Zeit hat sie dafür noch, sie ist ja erst in der Mittelstufe.
Aber sie plottet/recherchiert/schreibt viel und arbeitet hart an ihren Texten. Wenn sie weiterhin so dranbleibt, kann ich mir vorstellen, dass sie in 2-3 Jahren etwas hat, das sie veröffentlichen möchte.
Für uns als Eltern wäre eine Veröffentlichung okay, wenn es ein geschlossenes Pseudonym gibt, solange sie minderjährig ist. Ich möchte auch nicht, dass sie als "junges Talent" von einem Verlag verheizt wird. (Wobei ich ihr ganz klar zu Agenturbewerbung + Verlag raten werde. SP ist immer noch mal eine Sache für sich.)
Das Pseudonym fände ich einfach wichtig, damit sie später nicht mit ihren "Jugendsünden" konfrontiert werden muss. Wenn sie es will, kann sie das Pseudonym ja später jederzeit öffnen. Aber sie muss dann halt nicht.
Und ich denke, dass eben das "gut für einen Teenager" vermieden werden kann, wenn man da erstmal das Alter nicht als Werbemittel einsetzt und verschweigt. Wenn der Text für sich stehen kann und überzeugt: Warum denn nicht?
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: Klecks am 14. Oktober 2019, 19:59:01
Meine beiden veröffentlichten Romane wurden beide veröffentlicht, bevor ich volljährig war, und in meinen frühen Teenagerjahren geschrieben. Und ich sage trotz der riesigen Freude und dem Stolz, den man als junges Mädchen empfindet, wenn man früh veröffentlicht wird: Ich bereue es in mancher Hinsicht. Zumindest die Tatsache, dass ich sie nicht unter einem geschlossenen Pseudonym veröffentlichen ließ. Ich hatte damals schon viel Erfahrung mit dem Schreiben gehabt und mich deutlich weiterentwickelt im Vergleich zu meinen vorherigen Projekten. Heute, teils 10 Jahre später, kann ich die Bücher trotzdem kaum noch lesen, weil man dem ganzen Projekt eindeutig anmerkt, dass sie von einer sehr jungen Person mit wenig Lebenserfahrung geschrieben wurden. Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass man über alles schreiben kann, auch über Dinge, die man (noch) nie selbst erlebt hat. Aber man merkt meiner Meinung nach, ob eine grundsätzliche Lebenserfahrung vorhanden ist, wenn man ein Buch liest. Deshalb ist der Unterschied in der Entwicklung einer erwachsenen Person nicht ganz so gewaltig, wie ich ihn zwischen meinen Teenagerjahren und heute sehe, wenn man zum Beispiel ein Buch nimmt, das jemand mit beispielsweise 25 geschrieben hat, und eines, das 10 Jahre später entstanden ist. Aber das kann man natürlich auch anders sehen - ich gebe hier nur die individuelle Erfahrung wieder, die ich persönlich als jemand gemacht habe, auf den sich das Thema bezieht. Und es ist auch für mich noch eine sehr neue Erkenntnis, dass es besser gewesen wäre, ich hätte diese Chance nicht so früh bekommen.  :flausch:

Was für mich noch gegen eine Veröffentlichung in sehr jungen Jahren spricht, ist, dass es in diesem empfindlichen Alter für mich sehr schwer war, damit zurechtzukommen, dass es jetzt nicht einfach immer wieder so weiter geht mit den Veröffentlichungen. In meinem Fall dauert die Flaute trotz einzelner begeisterter Verlage und Lektoren bis heute an. Man bewirbt sich mit dem eigenen Namen und entsprechend werden die unausgereiften Projekte auch gefunden. Ich bin mir also nicht sicher, ob meine Veröffentlichungen eher Nachteil statt Vorteil sind. Aber vielleicht stelle ich mein Licht auch unter den Scheffel - gefühlt ist es jedenfalls so düster, wie ich es hier beschrieben habe. Mein bisher größter Entwicklungsschritt fand genau zwischen den beiden Veröffentlichungen statt, und das zweite Buch war so anders, dass die Leser des ersten enttäuscht waren (und mein damaliger Verlag mich nicht weiter veröffentlichen wollte), obwohl es keinen Zusammenhang zwischen den beiden Büchern gibt. Es hat, ohne zu übertreiben, Jahre gedauert, bis ich mich davon erholt hatte.

Trotzdem würde ich niemandem davon abraten, jung oder sehr jung zu veröffentlichen, im Gegenteil, aber ich rate zu einem Pseudonym. Nicht, weil ich nicht zu meinen damaligen Projekten stehen will, sondern weil ich meine aktuellen Projekte ungern mit ihnen vergleicht wissen möchte. Gerade Leser, das merke ich leider auch bei mir selbst, können da sehr kritisch sein und vergessen solche Dinge nicht.
Titel: Re: Sollten Kinder/Jugendliche schon veröffentlichen?
Beitrag von: MinaSolena am 22. Oktober 2019, 12:23:01
Mit dem Thema habe ich mich auch schon beschäftigt, weil meine Älteste (bald 16) ja ebenfalls vor zwei Jahren mit dem Schreiben angefangen hat und ihr Berufswunsch auch Autorin ist.
Bereits als sie bei dem Wettbewerb ihren Text vor Publikum vorgetragen hat, habe ich Blut und Wasser geschwitzt. Sie ist eher ein ruhiges, introvertiertes Mädchen, was leider auch schon Mobbing-Erfahrungen in der Schule machen musste (was sie durch das Schreiben Gott sei Dank einigermaßen verarbeiten konnte) und ich hatte solch eine Angst, dass man sie öffentlich auslacht und sie total zusammenbricht. Gott sei Dank war es so, dass sie von allen den meisten Applaus bekam und sie ihren Text mit so einem Selbstbewusstsein vortrug, dass ich meine eigene Tochter nicht wiedererkannte. Und sie kann wirklich gut schreiben. Aber alleine ein Talent dafür zu haben, ist ja nicht alles.

Ich sehe auch das größte Problem, dass sie mit der Kritik, schlimmstenfalls mit Hass-Kommentaren, nicht umgehen kann. Und irgendjemand macht immer eine blöde Bemerkung, wenn man in der Öffentlichkeit steht, denke ich.
Auf der anderen Seite ist es natürlich ein totales Erfolgserlebnis und eine Bestätigung, wenn man die Chance hat etwas zu veröffentlichen. Ich glaube, es hängt da wirklich von der Person ab und vom Umfeld. Also, dass man ein gutes Umfeld hat, was einen stützt und auffängt, je nachdem, was kommt. Und ein absolutes Muss wäre auch ein Pseudonym!