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Ist Autor ein aussterbender Beruf?

Begonnen von Hochkogler, 28. Januar 2020, 01:07:21

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Zit

Man muss halt schauen, dass ChatGPT einem immer das nächste wahrscheinliche Wort/ Phrase zu dem Kontext hinwirft, was dann die generische Antworten ergeben, weil es halt die "populärste" Variante ist. (Gedanke: Ist es dann wirklich die von den Entwicklern vorgebene und reale Antwort, die die KI Yamuri geschrieben hat, oder hat die KI nur wiedergegeben, was im Kosmos aller möglichen Antwort auf die Frage die wahrscheinlichste Antwort ist? ;D) Zumindest bei meinem Plotten habe ich gemerkt, dass die Antworten so einen Flair von "Mein erster Gedanke" hatten und jetzt wenig innovativ waren. Ändert trotzdem nichts daran, dass es mir nicht doch geholfen hat, diese offensichtlichen Gedankengänge durchzugehen und darauf aufbauend selbst kreativere Lösungsansätze zu verfolgen. (ChatGPT also als Variante, was ich nicht tun sollte ...) Interessant fand ich auch, dass mir das Programm bei zwei neuen Threads mit unterschiedlichen Geschichten denselben Namen für die Protagonistin ausm Blauen heraus gegeben hat. Scheint da auch eine gewisse Präferenz bei Fantasynamen zu haben.

Alldieweil, was ich noch sagen wollte: Denkt daran, dass alles, was ihr eingebt, Teil der Database von ChatGPT wird. Weshalb man einerseits persönliche, sensible Daten nicht eingeben soll. Andererseits für mich die Frage im Raum steht: Gilt das dann schon als veröffentlicht, wenn ich ganze Textblöcke eingebe?
Ich weiß natürlich nicht wie die KI dann mit den eingegebenen Daten weiterarbeitet. Wäre aber trotzdem vorsichtig, ganze Texte einzufügen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Doro

Nochmals kurz zum Thema ,,PAN-Stipendium" und Verwendung von KI.
Was ich bei meinen Projekten gerne mache, ist, mir von einer KI Charakterportraits erstellen zu lassen. Einfach nur, da ich Freude daran habe, diese Bilder in meine privaten Charakterbeschreibungen einzufügen. Ein schöner Seiteneffekt ist zudem, dass ich der KI sehr spezifische und durchdachte Promts für die Bilder gebe und im Zuge dessen nochmals intensiv an den Charakteren arbeite.
Zählt solch ein Vorgehen auch zu der verbotenen Verwendung einer KI?
Zum Glück habe ich ein Projekt, für das ich mir noch keine Portraits erstellt habe, aber die grundsätzliche Frage hat sich mir dennoch aufgedrängt.

Nante

Ist Autor ein aussterbender Beruf?
Interessant finde ich, dass die Diskussion sich hier hauptsächlich darum dreht, dass es technische Errungenschaften gibt, die ggf. das Autorensein angreifen. Natürlich sollten wir alle technische Neuerungen kritisch beäugen, aber ich sehe zurzeit eher die Chance, dass Autor*innen Tools an die Hand bekommen, die zu besseren Geschichten führen. Sicherlich benötigt es Zeit, den Umgang innerhalb einer Gesellschaft z.B. mit KI (was auch immer darunter verstanden wird  ::)  ) zu erlernen.
Meine Gedanken bei der Eingangsfrage gehen für mich in eine andere Richtung. Bei Beruf stelle ich mir eine Tätigkeit vor, von der ich leben kann. Aber kann ich das mit meinen Werken heute überhaupt noch? E-Books und Bücher (der unbekannteren Autor*innen) liegen in einem günstigen Preissequment. Auf einen grünen Zweig zu kommen, das wird schwierig und führt eher dazu, dass der Beruf unwahrscheinlicher wird.

Phlox

Als Kind habe ich mir manchmal vorgestellt, es gäbe eine Maschine, durch die man die Geschichten, die man liest oder selber schreibt, 1:1 in eine Art Film verwandeln und plastisch erleben könnte. Das müsste doch toll sein?!
Heute scheint das ja wirklich möglich zu werden - im Moment vielleicht noch nicht für jedermensch verfügbar und erschwinglich - z.B., indem KIs aus Texten dreidimensionale Filme kreieren? - aber im Moment erscheinen mir die möglichen Auswirkungen auf die kreativen Gewerbe doch ein wenig gruselig.
Vielleicht bin ich zu pessimistisch, und ich möchte bestimmt niemandem den Optimismus trüben - aber ich denke, so Aussagen wie "Gute Geschichten oder Qualität werden/wird sich immer durchsetzen", sind doch ein wenig zu kurz gegriffen (die sind, glaube ich, in diesem Zusammenhang, aber in einem anderen Thread gefallen, wo es darum ging, ob künftig noch Bücher gelesen werden werden). Verzeiht, wenn das jetzt polemisch wirkt - aber wenn das stimmen würde, würde das ja bedeuten, dass z.B. Frauen über viele Jahrhunderte hinweg keine qualitativ hochwertigen Werke geschaffen haben, weil so wenige davon gedruckt/ausgestellt/aufgeführt wurden...
Naja - vielleicht gelingt es aber ja auch, die aktuellen Diskussionen über eine bessere Sichtbarkeit von bisher unterdrückten Stimmen in der Kunst mit der Diskussion über KI zusammenzudenken, wer weiß?
Trotzdem stelle ich mir bei alldem immer noch die Frage, wo der ganze Strom für die schöne, neue Digitalwelt herkommen soll...?
Und es mag auch sein, dass unsere heutige Auffassung von individuellen Urheberrechten - die ja noch gar nicht soo alt ist - eine historische Episode bleiben wird.
@Nante :Dass der Einsatz von KI zu "besseren" Geschichten führen wird, sehe ich daher nicht so unbedingt - dass sich das Berufsbild von Autor*innen ändern wird, ist dagegen wohl garantiert...  :hmmm:     
     

Valentina

... bisher kann die KI nur das, was der Mensch ihr befiehlt, zu tun. Da ein Autor die KI mit neuen Ideen füttern muss, recherchieren und brainstormen muss, um sie nutzen, sehe ich da gar keine Gefahr. Das lässt sich nicht mit KIs vergleichen, die Spieltechniken einprogrammiert haben, da sie ja nichts Neues erschaffen.
Es geht wohl eher darum, wer die neuen Mittel am besten zu seinem Vorteil nutzen kann. Der Autorberuf verändert sich und es war mit Social Media, KIs und Co noch nie leichter, so viele Menschen zu erreichen. Ob ChatGpT zu besseren Geschichten führt, hängt auch nur davon ab, wie gut Schreibende ihn bedienen können.
Generell würde ich weniger darüber nachdenken, wie einschränkend die Entwicklungen sind, sondern wie befreiend und Chancen gebend. Schreiben und Kreieren ist etwas von Grund auf menschliches, das wir tun, weil wir müssen. Weil wir den Drang dazu haben. Wenn man sich von äußeren Umständen davon abschrecken lässt (früher hat man Frauen nicht verlegt, sie haben trotzdem geschrieben!), hat man nicht gegen die Umstände, sondern gegen sich selbst und seine Angst verloren.
"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien