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High Fantasy geht derzeit nicht gut...

Begonnen von Kaeptn, 23. November 2010, 10:38:28

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Kaeptn

"High Fantasy geht derzeit nicht gut..." las ich gerade in einem anderen Thread, in dem es darum ging, was man einer Agentur anbietet - und ich wundere mich etwas.

Ja, High Fantasy verkauft sich derzeit schlecht, das weiß ich als Amazon-Chartsbeobachter selbst, aber sind die Verlage nicht so langsam bei der Planung für 2012? Da kommt ja schließlich (hoffentlich) der Hobbit in die Kinos und wird (hoffentlich) einen neuen High-Fantasy-Boom auslösen. Von daher müssten doch die Agenturen auch so langsam wieder die Augen offen halten, damit sie den Verlagen das passende anbieten können.

Oder ist die Skepsis gegenüber dem Genre schon wieder so groß, dass an einen neuen Buch-Boom durch den Blockbuster nicht mehr geglaubt wird? Vielleicht hat ja der eine oder andere Insider da von seinen Agenten/Verlagen was läuten hören, das würde mich - und wohl auch andere hier - sehr interessieren..

Drachenfeder

#1
Ich bin überhaupt kein Fan von irgendwelchen Booms (ohje wie sich das anhört).
Weder in der High Fantasy noch von sonstigen Subgenre der Phantastic. Meiner Meinung nach ist "zu viel" auch nicht gerade gut. Wenn ein Überschuss da ist wird es doch schnell uninteressant. Aber das sieht jeder anders.

Mit hat es in letzter Zeit so was von genervt nur noch diese Vampiromantik, Gestaltenwandlerliebe usw. in den Regalen zu sehen. Von dieser Seite aus gesehen ist mir jeder andere Boom recht.
Natürlich würde ich mich auch darüber freuen, da ich ein großer Fan der High Fantasy bin.

Wenn der Hobbit wirklich in die Kinos kommen sollte, dann wird das sicherlich wieder etwas Größeres auslösen. Da bin ich mir ziemlich sicher.



Junipera

Ich habe auch langsam den Hals voll von dem Vampir als Liebhaber boom.
Werwölfe zum knuddeln und Engelromantik ist momentan auch aktuell und hoffentlich nicht erst in der Anfangsphase.

Aber alles ist nicht wirklich neu, alles hat seine Zeit und die kehrt auch wieder.
High Fantasy ist immer noch aktuell, aber es ist halt ein wenig in den Schatten der Romantasy getreten. Ich kann mir sehr gut vorstellen das mit dem kleinen Hobbit auch die High Fantasy sich wieder erhebt.

Ganz verschwinden wird Sie nicht.

Liebe Grüße Juni

gbwolf

Also, meine Interpretation der Sache ist eine andere: High Fantasy geht gewohnt gut, aber die Agenturen und auch die Verlage haben ausreichend Autoren, die ihnen bei einem Boom Material liefern können. Das war der Zwischentond er Agenturablehnungen, die ich 2008 erhalten habe. Gefällt uns, würden wir gerne, können wir dann aber nicht an den Mann bringen, weil: Sind schon genug.
Abgesehen von den Autoren, die bereits in diesem Genre etabliert sind und den Übersetzungen gibt es sicherlich ausreichend Vampirautoren, die umsatteln würden. Dann müsste man zwar evtl. den Namen anders aufbauen oder ein Pseudonym nehmen, die Verlage haben aber zuverlässige Lieferanten.

Mein Sprüchlein ist also: "High Fantasy von unbekannten Autoren geht derzeit nicht gut bei der Agentur- und Verlagsbewerbung."

Lomax

High Fantasy verkauft sich immer ganz gut ... beim Leser. Der Markt ist größer als für viele Nischengenres, beispielsweise auch größer als der für Steampunk, was es schon paradox macht, wenn man von ersterem sagt "geht derzeit nicht gut", während man bei Letzterem einen Boom herankommen sieht. ;)
  Aber was beim Publikum gut läuft, ist nicht unbedingt das, was man besonders gut an Verlage verkaufen kann. Da spielen noch andere Faktoren mit. Die High Fantasy kommt derzeit aus einem sehr großen Boom heraus und läuft zwar immer noch gut, aber relativ gesehen schlechter als vor ein paar Jahren. Und weil in den letzten Jahren eben auch viele neue Autoren in den Markt gekommen sind, wird es für Neulinge halt schwerer, einen der begehrten Plätze zu bekommen.
  Und was der Hobbit bringt, weiß noch keiner - und auch nicht wirklich, wann er kommt. Einen größeren Boom als der HdR wird er gewiss nicht anstoßen, und die Autoren, die über den HdR-Boom an den Markt gekommen sind, sind ja auch alle noch da und wollen gerne mehr von ihren Büchern verkaufen. Das Potenzial, das der Hobbit also für den Manuskriptmarkt hat, ist überschaubar und hängt nur lose zusammen mit der Belebung des Buchmarkts, die damit einhergehen dürfte.

Bei "geht nicht gut" geht es erst mal weniger darum, wie gut sich ein Genre verkauft, sondern ob es eher eine Wachstumstendenz mit Chancen für neue Autoren aufweist oder ob es eher in einer abebbenden Phase ist mit vielen Autoren, viel Konkurrenz und schrumpfenden Programmplätzen. Die Frage wäre dann: Wer rechnet damit, dass der Hobbit die High Fantasy noch mal auf ein Niveau bringt, das größer oder zumindest vergleichbar zum Boom nach dem HdR ist und damit tatsächlich noch mal einen Wachstumsmarkt schafft und einen neuen Boom, nicht nur einen vorübergehenden Ausschlag im Ausebben einer Boomphase?

Drachenfeder

Nehmen wir aber mal die "Charts" bzw. "Bestseller" der Fantasy. Sieht man darin High-Fantasy Romane? Nein, fast ausschließlich Vampirromantik und ähnliches.

Vielleicht laufen die High Sachen ja recht gut, aber der Boom liegt definitiv auf einem anderen Schwerpunkt.

Ich würde gerne mal wieder andere Fantasyliteratur in den oberen Rängen sehen.

Es liegt sicherlich auch daran, dass mit der Romantik und, wie hat es Juni eben so schön gesagt
ZitatWerwölfe zum knuddeln
, auch Leserinnen angesprochen werden, die zuvor nichts mit der Phantastic am Hut hatten.
Könnte mir vorstellen, dass High Fantasy dann wieder weniger Masse anspricht.



Lomax

Ich glaube, beim Blick auf die Charts ist man ein wenig verwöhnt von der Entwicklung seit Harry Potter und Herr der Ringe. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, da galt im Verlag die Regel, dass Bestseller ab ca. 100.000 Exemplare anfangen - für Krimi und Thriller. Im Fantasy-Lektorat galt ein Werk ab 10.000 Exemplare als Bestseller.
  Es ist also noch gar nicht so lange her, dass Fantasy überhaupt bei den Großen mitspielen darf. ;)
  Anstatt darüber zu klagen, dass die High Fantasy derzeit nicht mehr ganz oben die Charts dominiert, sollte man sich darüber freuen, dass die Fantasy inzwischen auch im breiten Mittelfeld breit etabliert ist und dort keine "Sonderregeln" für die Auflagenzahlen mehr braucht, sondern durchaus öfter auch mit höheren Erwartungen an den Start gehen kann. Da gibt es insgesamt auf jeden Fall auch heute noch mehr Programmplätze und mehr Verkäufe als noch vor 10 Jahren ... Auch wenn jetzt halt wieder eine andere Mode an der Spitze steht.
  Da die derzeitige Marktstruktur immer noch vom letzten Boom der Fantasy bestimmt wird und dementsprechend die Konkurrenz und die Programmplätze geprägt sind, ist halt fraglich, ob sich da viel ändern würde, wenn durch den Hobbit doch mal wieder zwei, drei Titel ganz nach oben in die Charts rutschen. Es ist halt etwas anderes, ob ein Überraschungserfolg auf einen kleinen Markt trifft und den völlig neu aufrollt und die Schaffung neuer Kapazitäten erzwingt ... oder ob ein kurzer Boom auf einen fest aufgestellten Markt mit vorhandenen Überkapazitäten trifft, in dem die Verlage schon gut aufgestellt sind und ein paar Erfolge durchaus schon einkalkuliert haben. Da braucht es dann schon was mehr, um noch mal Goldgräberstimmung aufkommen zu lassen  :)

Steffi

ZitatAbgesehen von den Autoren, die bereits in diesem Genre etabliert sind und den Übersetzungen gibt es sicherlich ausreichend Vampirautoren, die umsatteln würden. Dann müsste man zwar evtl. den Namen anders aufbauen oder ein Pseudonym nehmen, die Verlage haben aber zuverlässige Lieferanten.


Ja Moment mal - könnte man da nicht auch umgekehrt folgern, dass bei einem Vampirboom genug von den High Fantasy Leuten da gewesen wären zum Umsatteln? Sprich der Markt ist sowieso voll, egal mit was man kommt?
Sic parvis magna

Kaeptn

Hm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[

zDatze

ZitatHm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[
Also wenn du mit dem Hype nicht viel anfangen kannst, dann lass dich nicht davon beeinflussen. Eines ist sicher ... jeder Hype geht wieder vorbei. Und dahinter lauert der nächste. ;)
Was als nächstes wieder gefragt ist, kann man eben nicht wissen. Vielleicht hast du ein Projekt in der Schublade, das genau auf der nächsten Trendwelle (mit-)schwimmt? Kann man nicht wissen, wird man wahrscheinlich erst wissen, wenn der Trend da ist und dieses ganze Nacheifern und Abklatschen von vorne beginnt.

Nur weil jetzt gerade irgendeine Subsparte von Fantasy angeblich nicht "gängig" oder "verkäuflich" ist, heißt es noch lange nicht, dass sich das nicht schnell ändern kann.
Aber vielleicht ist es eine Überlegung wert mal mehrere Subgenre auszuprobieren. Fantasy ist weit gestreut, man muss sich ja nicht auf eine Sparte versteifen. So sehe ich das zumindest. :)

Drachenfeder

Zitat von: Lomax am 23. November 2010, 14:25:33
Anstatt darüber zu klagen, dass die High Fantasy derzeit nicht mehr ganz oben die Charts dominiert, sollte man sich darüber freuen, dass die Fantasy inzwischen auch im breiten Mittelfeld breit etabliert ist [...]

Da hast du natürlich recht Lomax. Ich bin auch sehr froh das es so ist. Ich kenne noch die Zeit in der ich eher nach Fantasy gesucht habe. Jedoch nerven mich die Romanzen weiterhin ;) Ich bin sowas von unromantisch.




Feuertraum

Zitat von: Kaeptn am 23. November 2010, 14:59:22
Hm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[

Das erinnert mich an ein Gespräch, das ich einmal mit einem Vertreter von...ich glaube Goldmann...geführt habe, dem ich auch erzählte, dass ich hin und wieder schreibe.
"Welches Genre?"
"Richtung humorvolle Fantasy."
"Satteln Sie auf seriöse Krimis um: diese gehen immer."

Die andere Frage ist: Kann man (ich) das überhaupt? Ich gebe es ganz ehrlich zu: ich selber wäre verloren, wenn ein Verlag ankommt und von mir verlangt, ich solle zum Beispiel einen Western schreiben. Das wäre eben nicht ich. Genauso gut könnte man mich in einen Anzug stecken...

Nichtsdestotrotz - und vielleicht drückt man mir jetzt den Stempel "Naivling" auf die Stirn - bin ich der Meinung, dass sich  nur jene Menschen Sorgen machen sollten, was Trend und Boom ist und was verzweifelt gesucht wird, die wirklich vom Schreiben leben (müssen).
Ich glaube, es war Astrid, die schrieb, dass Sie das Pech hatte, einige "Drei-Fragezeichen-Bücher" schreiben zu müssen, damit sie ihre Miete bezahlen, ihren Magen füllen und auch die anderen Kosten abdecken konnte.
Von daher neige ich dazu zu sagen, dass ich das schreibe, was mir liegt, einfach weil ich nicht in der Situation bin, schreiben zu müssen um zu überleben.

Aber wie gesagt: das ist jetzt meine unmaßgebliche Meinung.
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Drachenfeder

Zitat von: Kaeptn am 23. November 2010, 14:59:22
Hm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[

Also wenn ich das so sehen würde, dann müsste ich gänzlich aufhören mit dem Schreiben. Ich schreibe Fantasy! Basta! Ich könnte bzw. wollte es gar nicht anders. Dann bleib ich halt unentdeckt, ohne Erfolg und schreibe weiterhin nur für mich alleine (was vielleicht eh so sein wird, wer weiß).
Der Traum ein Schriftsteller zu sein ist zwar groß, aber wohl nicht so groß das ich mich komplett verbiegen lasse. In anderen Genren habe ich mich auch schon bewegt, aber das waren nur Kurzgeschichten und Gedichte. Ich bin der Fantasy nunmal erlegen.



Talea

Geht nicht gut, da fragt man sich ehrlich, was mit den Verlagen los ist, weil das was man bekommt viele auch nicht mehr anspricht.
Ich war vor kurzem mit einer Freundin, weil die zum Geburtstag einen Buchgutschein bekommen hat in einem Buchladen. Wir haben so umgeschaut und dann sind wir irgendwie bei Fantasy auch gelandet, eine schön große Abteilung. Mehr meine Sache, aber manche Sachen mag sie auch. Wir standen so davor und vieles Sprach einem gar nicht an. (Vorallem zu viel Vampire, Engel etc.)
Also kaum was wirkliche normale Fantasy sie ist, was ich so in meinem Buchregalen auch zu stehen habe. Meiner Meinung nach ist es weniger geworden, was man findet oder immerhin auf den ersten Blick. Was einem irgendwann frustriert, wenn man schon das dritte Vampir Buch in den Händen hatte und dann geht man auch wieder. Sie meinte damals, sie möchte auch mal wieder etwas haben, was mit normaler Magie zu tun hat.
Also meiner Meinung ist das Problem auch, dass zu wenig davon überhaupt gebracht wird. Kommt vielleicht auf den Geschmack an, aber ich würde mich über so richtiges High Fantasy auch wieder freuen. 

Nachtblick

Sagen wir mal – es ist sicher nicht verkehrt, als Autor um 2012 herum High Fantasy anbieten zu können. Vielleicht kommen da auch wieder mehr Neulinge zum Zuge, den momentan sehe ich das Genre fast ausschließlich von "etablierten" Autoren bedient. Neulinge lässt man dann doch wohl eher auf die Hypertrends los. Vampirzeeene (was mich an True Blood erinnert – Good Hates Fangs). :darth: