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Corona: Auch der Buchhandel leidet darunter

Begonnen von FeeamPC, 19. März 2020, 13:01:20

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Zit

Interessant. In amerikanischen Foren habe Berichte gelesen, dass die Zahlen zuerst eingebrochen sind und sich wohl nun wieder normalisieren. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Aphelion

Passend dazu: Bei Zeitungen scheinen derzeit mehr digitale Abos abgeschlossen zu werden als sonst (rnd.de).

Kaeptn

#17
Das ist aber schon echt perfide, was Amazon da macht:

Bei mir wird bei einem Buch, das Amazon eigentlich noch lieferbar hat, plötzlich ein anderer Händler als Anbieter gelistet bei dem es "Lieferbar in 2-3 Tagen" ist. Amazon taucht nur noch unter "Andere Verkäufer" auf. Und unten drunter steht: "Kunden, die dieses Buch kauften, kauften auch diese eBooks."

Dazu passend auch ein offener Brief von Literaturagent Montasser:
https://www.buchmarkt.de/corona-2/hallo-amazon-gehts-noch/

FeeamPC

Amazon kann man nicht mehr ernsthaft als Buchhändler bezeichnen. Amazon ist ein virtuelles Warenhaus, in dem das, was am meisten Profit verspricht, immer an erster Stelle steht. Und das sind offenbar NICHT die Bücher.
Unsere kleine Buchhandlung vor Ort hat zwar nicht geöffnet, bestellt und liefert aber immer noch Bücher. Im Gegensatz zu Amazon.
Wenn ich Amazon nicht für den Ebook-Verkauf brauchen würde, bekämen die die Rote Karte von mir. Aber leider laufen immer noch 2/3 der Ebooks über Amazon, und ohne die Ebooks wäre der Verlag jetzt weg vom Fenster.

Nycra

Zum Thema kleine Buchläden kann ich berichten, dass einige in Hessen dahingehend super kreativ geworden sind. Die legen jeden Tag einge große Auswahl an Büchern ins Schaufenster und die Leute können direkt beim Laden bestellen und bekommen es dann via Fahrrad geliefert (übrigens machen das inzwischen auch Schuhläden und Boutiken). Es wird dann an die Tür gehängt und geklingelt, die Bezahlung läuft via Paypal oder Überweisung. Dafür wird ein minimaler Aufpreis (1-2€, ab drei Büchern frei, soweit ich weiß) berechnet und es scheint gut anzukommen. In Hessen ist alles, was geliefert oder to go abgeholt werden kann noch erlaubt.

Hilft den Kleinverlagen jetzt vielleicht nicht unbedingt, aber ich finde das ist trotzdem eine tolle Sache. Ich hab schon zu meinem Mann gesagt, wenn sie clever bleiben und das Angebot auch nach Corona anbieten, könnten die Kleinen da echt eine Nische für sich gewinnen.

moonjunkie

Das finde ich auch total süß, die Idee mit dem Fahrrad.

Unsere Buchhandlung im Nachbardorf hat einen Online-Shop und bezieht über Libri. Sie verdienen wohl mehr daran, wenn man es sich ins Geschäft liefern lässt, aber da das derzeit ja nicht geht, habe ich nach Hause liefern lassen. Kleinverlagsbücher habe ich neulich auch online bestellt (da ging aber Abholen noch) und zwar bei der Ludwig Buchhandlung im Kölner Bahnhof. Die liefern auch nach Hause, wenn man dort bestellt. Und sie hatten Bücher vom Machandel Verlag und anderen Büchern vorrätig. Ludwig Buchhandlung Es ist eine kleine Kette, dazu gehören auch die Eckert Läden, die auch in einigen Bahnhöfen zu finden sind.

Federstreich

An die Buchhandlungen habe ich gestern nicht gedacht, als ich meine "Rettungsbestellung" getätigt habe. Da habe ich die beiden Bücher direkt bei den Verlagen bestellt. Immer noch besser als nichts und es war mir wichtig, diesen Verlagen zu helfen, obwohl mein SuB überläuft.

FeeamPC

Im Moment ist es ziemlich egal, was man wo kauft- alle brauchen Hilfe. Egal, ob es der Pizzabäcker, der Schuster, der Buchhändler, der Boutique-Betreiber, der Verlag, der Autor, die Reinigungskraft oder wer auch immer ist, alle, wirklich alle, sind derzeit ge- und betroffen. Zu viele sehen gerade alles, was sie sich aufgebaut haben, den Bach heruntergehen.
Und die Alternative dazu ist so unmenschlich, dass sie keiner von uns will.
Also, jeder Kauf, den du dir leisten kannst, ist wertvoll für andere.
Und wer dann noch Geld übrig hat, sollte an die Tafeln denken. Da sind etliche Leute, die jetzt noch stärker als sonst sogar um eine vernünftige Mahlzeit bangen. Nicht jede Tafel arbeitet noch, aber bei uns z.B. bieten sie eine Notversorgung mit Bringeservice an.

Federstreich

Vermutlich müsste man es nicht einmal übertreiben, wenn nur jeder ein wenig beiträgt. Ich habe heute nochmal auf meiner Homepage dazu aufgerufen. Jeder sollte tun, was er sich leisten kann. Die Dame am Telefon unseres örtlichen Lieblingspizzaheimservices hat am Sonntag schon gelacht. Die kennen unsere übliche Bestellung so gut, dass sie sie ab der Hälfte selbst aufgezählt hat und sogar unsere Adresse nennen konnte. Ich weiß gar nicht, wieso. Wir bestellen doch nur einmal in der Woche.  :D

Lino

1. KNV-Insolven 2. Libriauslistung 3. Corona

Wow die drei großen Krisen im deutschen Buchhandel alle binnen eines Jahres.

Heute mit meinem Verleger gesprochen, ähnlich pessimistisch wie überall.

Hier noch die FAZ mit: Was wird aus den Verlagen?
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/corona-krise-im-buchhandel-was-wird-jetzt-aus-den-verlagen-16701255.html?utm_source=pocket-newtab&fbclid=IwAR1uYtCVPCAZ0fComw9CHZIvgQxxv2cXXnOUXDmjTziWWx0XQfSNmovfqgE

Sascha

Im Radio sabbeln sie aber immer nur über die Touristik-Branche. Bestenfalls noch über Konzerte oder natürlich ... Fußball. :wums:
Literatur haben die gar nicht auf dem Radar, dabei ist das m.E. die wesentlich wichtigere Kulturform.

Amanita

#26
Zitat von: Sascha am 01. April 2020, 10:36:21
Im Radio sabbeln sie aber immer nur über die Touristik-Branche. Bestenfalls noch über Konzerte oder natürlich ... Fußball. :wums:
Literatur haben die gar nicht auf dem Radar, dabei ist das m.E. die wesentlich wichtigere Kulturform.
Der Nicht-Insider denkt sich vermutlich, dass Bücherlesen ja eine Tätigkeit ist, die trotz der Krise noch möglich ist. Die ganzen Feinheiten mit Kleinverlagen und Büchern, die ausgelistet werden, oder nicht mehr gedruckt zu haben sind, bekommt ja kaum jemand mit. Diese Hintergründe kannte ich auch nicht, bevor ich hier ins Forum gekommen bin.
Wobei ich mir auch denke: In der aktuellen Situation möchten sicherlich viele Bücher haben und wenn Amazon da das Angebot zurückfährt, werden sie sich andere Anbieter suchen, was ja aus vierlei Gründen nicht das Schlechteste ist.

FeeamPC

#27
Von den vielen Lesern, die Bücher haben möchten, habe ich noch nicht viel gemerkt. Bestellungen über den Buchhandel: vernachlässigbar, egal, ob es online-Buchhandlungen sind oder stationärer Handel. Direktbestelungen: das machen extrem wenige Kunden. Das Super-Super-Preiswert-Angebot für gedruckte Kinder- und Jugendbücher (de facto nur die Autoren-Prozente und das Handling für die Verlagsauslieferung), die ich nicht mehr in der Buchpreisbindung habe, hatten sich auf Facebook zwar über 1000 Leute angesehen, aber es hat nicht eine einzige Bestellung gebracht bislang.
In Zahlen: 0,0 %
Praktisch alle Buchverkäufe bei mir laufen derzeit nur über die Aktivitäten der Autoren. Und da hab ich Glück, dass ich viele Autoren habe, die aktiv sind. Sonst ...
Was immer die Leute jetzt mehr machen, Lesen gehört nicht dazu, offensichtlich.

Araluen

Ich glaube, es ist ein Trugschluss zu glauben, dass jetzt plötzlich alle lesen wollen, weil Kontaktverbot herrscht und wir deshalb mehr zuhause sind. Viele haben grad einfach eben nicht zu viel Freizeit, weil sie ihre Arbeit von zuhause erledigen müssen, teilweise mit Kindern. Ich habs bislang nicht einmal geschafft die "Federwelt" zu lesen, die ich mir vor drei Wochen gekauft habe. Da brauche ich nicht nach neuen Büchern schauen, wenn sich bei mir wie den meisten auch noch die SuB bis unter die Decke stapelt. Dann haben viele den Kopf auch sicher einfach woanders, machen sich Sorgen, erproben neue Hobbys, kümmern/sorgen sich um Familienmitglieder. Kurz, es ist ja nicht so, als hätten wir gerade einfach Freizeit geschenkt bekommen, sondern Einschränkungen, die tief in unser gewohntes Leben schneiden und jeden auf die ein oder andere Weise belasten. Dazu dann noch die finanzielle Unsicherheit bei vielen, vor allem bei denen, die tatsächlich zuhause sitzen müssen und nicht im HO weiterarbeiten. Wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich morgen auf Kurzarbeit gesetzt werde oder gleich auf der Straße lande, dann halte ich mein Geld zusammen und gebe es nicht für unnötige Dinge aus.
Tja und leider darf man auch nicht vergessen, dass TV, Streaming-Dienste, Smartphone und Spielplattformen wie Steam den Büchern schlicht und ergreifend den Rang ablaufen und die Menschen immer weniger lesen. Ich möchte nicht wissen, wie viele es gibt, die zum Abschalten Bubble Witch Saga daddeln statt ein Buch zu lesen. Ich nehme mich da nicht aus.
Zusammen mit dem KNV- und dem Libri-Debakel ist das echt ein hartes Jahr für den Buchmarkt.

LisaKober

Ihr Lieben,

ich möchte dazu eine kleine, schöne Beobachtung teilen (ohne alles vorangegangene in Frage zu stellen, es ist nur ein kleines Beispiel, das mein Herz erwärmt hat):

Bei uns im Viertel (Rixdorf in Neukölln, Berlin) gibt es einen kleinen Buchladen. Ich habe ihn in den 1 1/2 Jahren noch nie belebt gesehen und ich gehe sehr oft an ihm vorbei. Ich habe mich schon um ihn gesorgt und mich gefragt, wie gut er wohl läuft...es gibt eine liebevolle Auswahl, das Schaufenster immer voll mit Kinder- und Jugendbüchern. Seit die Menschen zu Hause bleiben, floriert er. Jeden Tag sehe ich von meiner Wohnung aus eine Schlange von Leuten, die sich bestellte Bücher abholen. Sogar meine Mitbewohnerin, die nie liest, ist auf die Idee gekommen, sich dort eins zu bestellen. Ob die Schlange den kleinen Laden erst so richtig sichtbar gemacht hat? Und andere Menschen ansteckt und auf die Idee bringt "in diesen Zeiten vielleicht mal wieder ein Buch zu lesen"?