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Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Janika am 14. Februar 2019, 14:01:10

Titel: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 14. Februar 2019, 14:01:10
Ich habe gerade gesehen, dass KNV Insolvenz angemeldet (https://www.boersenblatt.net/2019-02-14-artikel-investorenverhandlung_gescheitert_.1599070.html?) hat. Ich bin zwischen Tür und Angel unterwegs, aber ich hatte im Januar von mehreren Verlagen mitbekommen, dass es ungewöhnlich hohe Remittendensendungen gab. Ob das wohl zusammenhängen könnte?

Ich bin jedenfalls gespannt, was da weiter passiert.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Lothen am 14. Februar 2019, 14:22:57
Für alle Dummies, wie mich, die das jetzt auch erstmal googeln müssten. :versteck:

ZitatDie Koch, Neff & Volckmar GmbH (KNV) ist der größte Buchgroßhändler mit der Funktion eines Barsortiments im deutschsprachigen Raum. Das Familienunternehmen mit Sitz in Stuttgart, einer Niederlassung in Erfurt und Außenbüros in Berlin, Hamburg und Leipzig, beliefert Buchhändler in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol flächendeckend und meist über Nacht mit Büchern, Neuen Medien, Spielen und anderen buchhandelsrelevanten Artikeln. Außerdem entwickelt das Unternehmen IT-Lösungen für den Buchhandel.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Hanna am 14. Februar 2019, 14:33:37
Ich denke schon, dass das zusammenhängt. Und ich bin besorgt. Ich fürchte, das könnte einigen kleinen Verlagen das Genick brechen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 14. Februar 2019, 14:43:18
Oh, sorry, Lothen! Also, das ist der Barsortimeter-Lieferant schlechthin, war auch der erste, von dem ich (vor VÖ-zeiten) damals gehört habe. Die meisten Buchhandelsketten und Einzelbuchhandlungen bestellen darüber, und die bestellen auch selbst und legen auf Lager.

Zitat von: Hanna am 14. Februar 2019, 14:33:37
Ich denke schon, dass das zusammenhängt. Und ich bin besorgt. Ich fürchte, das könnte einigen kleinen Verlagen das Genick brechen.
Genau das.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Sascha am 14. Februar 2019, 14:55:37
Wow. Dann kenne ich ein paar Leute in der IT, die jetzt arbeitslos werden. :o
Wobei Insolvenz ja nicht gleich bedeutet, den Laden dicht zu machen. Manchmal sanieren sie sich ja auch ganz gut wieder.
Warten wir's ab.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Katja am 14. Februar 2019, 15:01:20
Was genau kann denn dazu führen, dass das kleineren Verlagen das Genick bricht? Kann das kein anderer übernehmen? Warum wird nicht bei den Verlagen selbst bestellt?

Sorry, wenn ich so blöd nachfrage, ich habe noch nie etwas veröffentlicht, deshalb habe ich wohl auch keine Ahnung davon. Bin aber trotzdem sehr interessiert an den Prozessen am Buchmarkt.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Steffi am 14. Februar 2019, 15:14:33
Zitat von: Katja am 14. Februar 2019, 15:01:20
Was genau kann denn dazu führen, dass das kleineren Verlagen das Genick bricht? Kann das kein anderer übernehmen? Warum wird nicht bei den Verlagen selbst bestellt?

Weil es bei der riesigen Verlagslandschaft für den Buchhandel sehr mühsam und zeitaufwendig wäre, alle einzelnen Verlage auf Neuerscheinungen und Nachbestellungen abzuklopfen. Stell dir vor, du als Kunde könntest nicht mehr einfach bei Amazon oder im Buchladen jedes Buch über Nacht bestellen, sondern müsstest erst in Erfahrung bringen, aus welchem Verlag das kommt und es dann über deren Homepage bestellen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 14. Februar 2019, 15:28:36
Zitat von: Steffi am 14. Februar 2019, 15:14:33
Zitat von: Katja am 14. Februar 2019, 15:01:20
Was genau kann denn dazu führen, dass das kleineren Verlagen das Genick bricht? Kann das kein anderer übernehmen? Warum wird nicht bei den Verlagen selbst bestellt?

Weil es bei der riesigen Verlagslandschaft für den Buchhandel sehr mühsam und zeitaufwendig wäre, alle einzelnen Verlage auf Neuerscheinungen und Nachbestellungen abzuklopfen. Stell dir vor, du als Kunde könntest nicht mehr einfach bei Amazon oder im Buchladen jedes Buch über Nacht bestellen, sondern müsstest erst in Erfahrung bringen, aus welchem Verlag das kommt und es dann über deren Homepage bestellen.
Außerdem geht das, was KNV bereits bestellt und teilweise eingelagert hatte, jetzt gesammelt zurück. Damit gibt's natürlich auch kein Geld, bzw. ist das Geld schlimmstenfalls schon empfangen und in neue Bücher o.Ä. gesteckt worden, muss nun aber an KNV zurückgezahlt werden. Kleine Verlage, die kein Polster haben, kommen damit richtig ins Schwimmen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 14. Februar 2019, 15:35:42
Eldur hat auf alle Fälle schon auf deren Facebookseite gepostet, dass sie eigentlich vierstellig was von KNV kriegen müssten. Das ist ein Kleinverlag im Bereich Horror.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Slenderella am 14. Februar 2019, 16:08:49
Viele Kleinverlage haben da ganze Chargen liegen. KNV ist meist der größte Teil, Libri ist deutlich weniger.
Die melden sich nicht und nun hat man da seinen Umsatz und Gewinn liegen und weiß nicht, wie man drankommt, weil KNV schweigt.

Die Auslieferer haben heute erst die Belieferung von KNV gestoppt. Ich will gar nicht wissen, wie viele meiner Bücher mit Löwenanteil bei KNV liegen. Bei meinem Glück: Alle.

Das heißt auch: Plötzlich bekommt man unsere Bücher nicht mehr so einfach. Lieferzeiten werden höher, weil der Verkäufer woanders bestellen muss (bzw. das auch schnallen muss), evtl. liegen dort aber nicht viele und es muss nachgedruckt werden. Lange Lieferzeiten bedeuten: Ach, dann kauf ich das Buch nicht, weil mir das zu lange dauert, da nehme ich lieber das, was ich schneller bekomme.

Jippie! Da freuen wir uns doch drauf :/
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Amber am 14. Februar 2019, 17:41:59
Das klingt nicht gut.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 14. Februar 2019, 18:28:15
Bei der Sache kann es eigentlich nur einen Gewinner geben: Amazon. Denn wenn die kleinen Buchhandlungen dank Ausfall ihres Barsortimenters plötzlich nicht mehr kurzfristig liefern können - wo bestellt der Kunde dann wohl sein Buch? Richtig!
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Silvia am 14. Februar 2019, 19:31:10
Bei Thalia hatten wir damals sowohl Libri als auch KNV. Ist das bei Nicht-Ketten-Buchhandlungen anders, beschränken die sich auf einen Auslieferer? Klingt ja irgendwie so, wenn jetzt das halbe Bestellsystem dabei zusammenbrechen könnte ...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Silvia am 14. Februar 2019, 19:39:44
https://www.boersenblatt.net/2019-02-14-artikel-analyse_zur_knv-insolvenz_von_torsten_casimir.1599254.html?fbclid=IwAR1whnlF3gZv_6K2IYOqJdWn6aXCAE-Sk90ZfKTu3yo_590oyt3HCKlRD_A

Hier mal eine kleine Analyse, eben gefunden.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 14. Februar 2019, 21:20:01
Die Barsortimenter sind regional ausgerichtet. Und längst nicht jede Buchhandlung hat mehr als einen Lieferanten.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Zit am 14. Februar 2019, 23:08:49
Inhabergeführte Buchhandlungen arbeiten tweilweise sicherlich immer noch mit Verlagsauslieferungen zusammen (die dann nicht nur Bücher eines sondern mehrerer Verlage liefern) bzw. gibt es auch Zusammenschlüsse mehrer Buchhandlungen, die dann gesammelt die Verlagsauslieferung in Anspruch nehmen. (Fragt mich aber nicht wie genau das mit den Zusammenschlüssen ist. Meine Ausbilderin hatte mir damals nur davon erzählt. Ich hab auch schon wieder vergessen mit welcher sie ehemalig zusammengearbeitet hatte.)
Wie Fee aber auch sagte, stimmt meiner Erfahrung nach eher: Regionale Trennung und zumeist nur ein Barsortimenter pro Buchhandlung.
Wenn Libri oder Umbreit sich anstrengen, könnten die aus der Misere als Gewinner hervorgehen, nicht Amazon. Probleme werden jetzt erstmal kurzfristig die Buchhandlungen bekommen, die nur an KNV hängen, hohe Remittenden haben und kaum Bücher auf Lager.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Silvia am 14. Februar 2019, 23:11:58
Wenigstens ist es nicht gerade kurz vor Weihnachten.
*Lichtblick für die Betroffenen such*
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Hanna am 14. Februar 2019, 23:19:32
Zitat von: Silvia am 14. Februar 2019, 23:11:58
Wenigstens ist es nicht gerade kurz vor Weihnachten.
*Lichtblick für die Betroffenen such*

Nein, nur kurz vor der Buchmesse.  :d'oh:

Ich bin kein Fan davon, in Panik zu geraten und als Autor, der ohnehin nicht wirklich an seinen Büchern etwas verdient, trifft es mich ja auch nicht wirklich hart. Aber ich mache mir schon Sorgen um den einen oder anderen Verlag und diesbezüglich natürlich auch, ob geplante Bücher noch erscheinen werden oder eher nicht. Trotzdem wird jetzt erst einmal abgewartet und geschrieben.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Churke am 15. Februar 2019, 10:23:41
Zitat von: Silvia am 14. Februar 2019, 19:39:44
https://www.boersenblatt.net/2019-02-14-artikel-analyse_zur_knv-insolvenz_von_torsten_casimir.1599254.html?fbclid=IwAR1whnlF3gZv_6K2IYOqJdWn6aXCAE-Sk90ZfKTu3yo_590oyt3HCKlRD_A

Hier mal eine kleine Analyse, eben gefunden.

Die eigentliche Frage wird nicht beantwortet: Wie konnte das passieren?
Wenn ich der größte Großhändler in einem stagnierenden Markt bin und mit einer solchen Cash-Burn-Rate operiere, kommt irgendwann der Punkt, an dem ich kein Geld mehr bekomme.

Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Sturmbluth am 15. Februar 2019, 16:26:24
Amazon hat eigene Lager, oder? Oder holen die sich ihre Bücher auch teilweise von KNV?
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Aphelion am 15. Februar 2019, 17:05:49
Ich glaube nicht, dass Amazon auf KNV angewiesen ist. (Edit: Anscheinend arbeiten sie durchaus mit KNV, aber ich glaube trotzdem nicht, dass Amazon darunter leiden wird.) Allerdings habe ich diese prophetischen Worte von 2017 im Börsenblatt gefunden: *Link* (https://www.boersenblatt.net/2017-11-29-artikel-scharfe_kritik_an_knv-kooperation_mit_amazon.1407501.html) (Bei der Kooperation ging es darum, dass KNV auch die Bücher von Amazons Verlag aufgenommen hat, woraufhin viele sauer waren - siehe Link.)

Man kann über einzelne Statements sicherlich diskutieren, aber der Tenor erweist sich im Nachhinein doch als sehr passend...

Nachtrag:
Bei Literaturcafe.de (https://www.literaturcafe.de/dramatische-entwicklung-was-bedeutet-die-insolvenz-von-knv-fuer-leserinnen-und-leser/) werden die (möglichen) Gründe der Insolvenz ein bisschen beleuchtet, fand ich interessant zu lesen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Alana am 15. Februar 2019, 17:15:45
Ich glaube, eines der großen Probleme ist, dass KNV eben nicht wirklich die Bücher kauft, sondern nur bestellt, aber erst bezahlt, wenn sie auch verkauft wurden. Das bedeutet, dass die Bücher jetzt bei KNV im Lager liegen, die Verlage dafür aber noch kein Geld gesehen haben. Und wenn die Bücher in die Insolvenzmasse gehen, dann sehen die Verlage weder die Bücher noch einen Cent des Verkaufspreises wieder. Anscheinend kann man sich gegen sowas versichern, aber kleine Verlage werden diese Versicherung nicht haben, wie auch in dem einen Artikel steht. Auf jeden Fall haben die Verlage dadurch große Ausstände und müssen jetzt vielleicht Nachdrucke machen, die sie sonst nicht gemacht hätten, weil die ursprüngliche Auflage recht nah am Bedarf kalkuliert war. Das könnte viele Verlage ziemlich in die Bredouille bringen.

Allerdings ist es ja oft so, dass sowas noch abgewendet werden kann, insbesondere, wenn so viele andere Betriebe einer Branche dranhängen. Also erst mal abwarten.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Sturmbluth am 15. Februar 2019, 18:14:47
Zitat von: Alana am 15. Februar 2019, 17:15:45Und wenn die Bücher in die Insolvenzmasse gehen, dann sehen die Verlage weder die Bücher noch einen Cent des Verkaufspreises wieder.
Wenn die Bücher nicht KNV gehören, dann können Sie auch nicht in deren Insolvenzmasse gehen. Aber bis das geklärt ist, bleiben die Bücher dort im Lager und das dauert wahrscheinlich sehr lange. Für die Kleinverlage ist das am Ende ein ähnliches Ergebnis: Um Bücher JETZT zu verkaufen, müssen sie neue produzieren lassen. Wenn sie dann später die von KNV zurückbekommen, haben die Kleinverlage ihren (kleinen) Markt bereits gesättigt und sie bleiben auf "unverkäuflichen" Büchern sitzen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Ahneun am 15. Februar 2019, 18:46:29
KNV hat -hmm- hatte einen Stand auf der diesjährigen Buchmesse in Leipzig. (Stand D213, Halle3) Da ist ja jetzt was frei geworden.  :hmmm:

Außerdem fand ich auf der Homepage von KNV folgende Erklärung;

Zitat von:  der Homepage - KNVInvestorenverhandlung gescheitert – Insolvenzanmeldung der KNV Gruppe

Die Geschäftsführer der Unternehmen der KNV Gruppe haben heute Morgen beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenzanträge gestellt. Die LKG (Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft mbH) ist davon nicht betroffen.

Die bis zuletzt erfolgversprechenden und kurz vor Abschluss stehenden Verhandlungen mit einem Investor für die ganze Unternehmensgruppe sind leider (am 13.2.2019 abends) überraschend gescheitert. Zuvor wurde von den Warenkreditversicherern den betroffenen Lieferanten mitgeteilt, dass die Limits für die KNV Gruppe auf den aktuellen Stand der offenen Posten eingefroren wurden. Die Finanzierer des Unternehmens waren auf dieser Basis nicht mehr bereit, das bestehende Engagement weiter fortzusetzen, obwohl seitens der Geschäftsleitung ein valides Fortführungskonzept ohne Investorenlösung vorgestellt wurde. Die Geschäftsführung hat daraufhin entschieden, dass die Grundlagen für eine bis dahin bestehende positive Fortführungsprognose nicht mehr gegeben waren. Die Geschäftsleitung war daher verpflichtet, die Eröffnung von Insolvenzverfahren zu beantragen.

Es wird davon ausgegangen, dass der vom Gericht zu bestellende vorläufige Insolvenzverwalter den Geschäftsbetrieb der KNV Gruppe fortsetzen und den Verkauf an einen Investor auf veränderter Basis weiterverfolgen wird. Das Management und die Mitarbeiter der KNV Gruppe werden alles daransetzen, eine für Geschäftspartner und Belegschaft bestmögliche Lösung für die Zukunft zu finden.

Die Geschäftsführer der KNV Gruppe haben über Monate mit aller Kraft dafür gekämpft, mit einem Investor wieder Stabilität zu erreichen und sind sehr enttäuscht und betroffen, dass dies kurz vor einem positiven Abschluss gescheitert ist.

Stuttgart, 14.2.2019
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 15. Februar 2019, 19:16:01
Mich erschüttert das gerade. KNV war für mich immer eine krisenfeste Institution. Wobei ...

Ich hatte um 1999 oder 2000 herum die Gelehgenheit, das KV-Lager in Köln mit meiner Buchhandelsberufsschulklasse zu besuchen (das war vor der Fusion von KV und KNO). Das war eine riesige Anlage, gefühlt groß wie ein Flughafenterminal. Wir reden hier von Abertausenden, wenn nicht Millionen, von Büchern. Sehr, sehr beeindruckend.

In dem Zuammenhang haben wir aber auch einiges über die wirtlschaftlichen Aspekte der Barsortimenter und mögliche Probleme erfahren. Ein krasses Beispiel, das einen Verlag, nicht jedoch den Barsortimenter, in die Insolvenz getrieben hat: Die Biographie von Bill Clintons Kurzzeitaffäre Monica Lewinsky wurde vom Verlag groß beworben - hatte doch die vom gleichen Autor Andre Morton verfasste Biographie von Prinzessin Diana in Deutschland Millioenn Exemplare verkauft, rechnete der Verlag, dass das neue Buch des autors ebensogut ankommen würde. Jeder Buchhändler, den ich kannte, konnte da nur den Kopf schütteln - die Diana-Bio lief so gut, weil die Deutschen ihre Lady Di lieben. Für die Lewinsky interessiert sich hierzulande kein Schwein.

Trotzdem, der Verlag bewarb den Titel groß, meldete KV, dass mit großem Interesse zu rechnen wäre, und KV orderte daraufhin 250.000 Stück. Die der Verlag, war ja bestellt, entsprechend produzierte. Bitte stellt euch 250.000 Bücher vor. Das allein sind ungefähr zwei mittelstädtische Büchereien. Der Titel entpuppte sich, wie zu erwarten, als Kassengift. Keine noch so große Werbekampagne kann die Deutschen dazu bringen, ein Buch über Monica Lewinsky zu kaufen, selbst wenn der gleiche Autor was über Lady Di geschrieben hat.

Die Bücher füllten bei KV eine Halle, keiner wollte sie haben, also meldete KV an den Verlag, dass man remittieren würde. 200.000 Exemplare, druckfrisch, zurück an den Verlag. Bitte Rechnungsbetrag erstatten. Der Verlag geriet in Panik. Das Hin-und-Her-Schieben des Schwarzen Peters begann. Der Verlag hatte doch nur so viele Bücher gedruckt, wiel KV die bestellt hatte. KV hatte doch nur so viele Bücber bestellt, weil der Verlag das als solchen Spitzentitel angekündigt hatte ...

Am Ende haben sie sich den Schaden geteilt. Der Verlag hat es meines Wissens nach wirtschaftlich nicht überlebt. KV jongliert natürlich mit anderen Summen, hatte den längeren Atem, aber auch da sind Köpfe gerollt. Das ist jetzt an die 20 Jahre her. Aber es zeigt, zu was für grandiosen wirtschaftlichen Fehlentscheidungen so ein Barsortimenter in der Lage ist. Und insofern wurdert mich diese Insolvenz jetzt schon ein Stückchen weniger.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Alana am 15. Februar 2019, 19:58:13
@HSB: das ist bei Großverlagen genauso. Kaum ein Buch geht heute noch in die zweite Auflage. Und damit kann ein Buch komplett unrentabel werden.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Aphelion am 15. Februar 2019, 20:13:46
Zitat von: Alana am 15. Februar 2019, 19:58:13
Kaum ein Buch gwht heute noch in die zweite Auflage.
Leider.  :omn: Erst vor ein paar Tagen gelesen: Nur ein Prozent der Neuerscheinungen sei nach plus/minus 2 Jahren noch lieferbar und werde mittel-/langfristig in die Backlist aufgenommen – und das muss noch nichtmal eine zweite Auflage bedeuten. Die Zahl stammt von 2004, aber seitdem ist der Buchmarkt eher noch kurzlebiger geworden.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 15. Februar 2019, 21:20:10
Zitat von: Katja am 14. Februar 2019, 15:01:20
Was genau kann denn dazu führen, dass das kleineren Verlagen das Genick bricht? Kann das kein anderer übernehmen? Warum wird nicht bei den Verlagen selbst bestellt?

Nun, KNV hat mit den Verlagen ziemlich unterschiedliche Verträge und hat dann auch unterschiedliche Zahlweisen vereinbart.

Bei mir beispielsweise war das Zahlungsziel von KNV an mich 30 Tage (bei 3% Skonto).
Andere Verlage hatten kein Skonto, aber ein Zahlungsziel von 90 Tage.
Jetzt rechne einfach mal zurück, wie weit die 90 Tage gehen! Genau: Bei manchen wird gerade aus einem richtig erfolgreichen Weihnachtsgeschäft ein riesengroßer 4- bis 5-stelliger Albtraum.
Denn:
Seit der Insolvenzerklärung gestern darf keine einzige Rechnung mehr bezahlt werden.
Alles, was jetzt an Rechnungen noch offen ist ... bleibt auch offen.

Was noch im Lager ist, ist an der Stelle Wurscht - vor allem, wenn es schon länger als 3 Monate im Lager ist. Weil das ist ja bereits ausbezahlt.
viel interessanter sind die Bücher, die KNV im Laufe der letzten 3 Monate bekommen hat, an einen Buchhändler weitergeliefert hat, dafür bereits Geld erhalten hat UND NOCH NICHT DIE RECHNUNG GEZAHLT HAT!
Da wird der Verlag mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch kein Geld mehr sehen.

Zitat von: Silvia am 14. Februar 2019, 19:31:10
Bei Thalia hatten wir damals sowohl Libri als auch KNV. Ist das bei Nicht-Ketten-Buchhandlungen anders, beschränken die sich auf einen Auslieferer? Klingt ja irgendwie so, wenn jetzt das halbe Bestellsystem dabei zusammenbrechen könnte ...

Die Barsortimenter sind sowohl, was ihre Lieferanten, als auch was ihre Kunden betrifft, wählerisch.
Nicht jeder Verlag ist bei allen drei großen (Libri, KNV, Umbreit). Und nicht jeder Buchhändler hat mit jedem der drei großen Barsortimenter einen Vertrag.
Und auch da gilt dasselbe, was bei einem Brexit für England gilt: Bis die betroffenen Buchhandlungen einen neuen Vertrag mit Libri oder Umbreit haben, könnte das Kind tatsächlich schon für einige Unternehmen ins Wasser gefallen sein.

Zitat von: HSB am 15. Februar 2019, 16:26:24
Amazon hat eigene Lager, oder? Oder holen die sich ihre Bücher auch teilweise von KNV?

Amazon wird sowohl von KNV, als auch von Libri beliefert.
Bei uns lief im Prinzip fast schon immer alles, was über den Buchhandel und Amazon lief, über libri. Sprich: für uns sind es "gerademal" 220, 230€, die wir verlieren. Bei anderen Verlagen, die hauptsächlich über KNV ausgeliefert haben, kannst du 1-2 Nullen dranhängen.

Zitat von: HSB am 15. Februar 2019, 18:14:47
Wenn die Bücher nicht KNV gehören, dann können Sie auch nicht in deren Insolvenzmasse gehen.

Ganz so einfach ist es nicht.
Aktuell ist, bis ein Insolvenzverwalter eingesetzt ist, eh alles eingefroren.
Wenn ein Insolvenzverwalter eingesetzt ist, sichtet er alle unterlagen und schreibt die Verlage an. Diese dürfen dann eine Insolvenzforderung stellen, welche dann erfüllt wird oder auch nicht - je nachdem. Wahrscheinlich werden alle die, die so wie ich Kleckerkram haben, mit 10€ abgespeist und alle die, bei denen Rechnungen mit 4-5 Stellen offen sind, die kriegen dann einen Hunni und gut is.


Zitat von: Alana am 15. Februar 2019, 17:15:45
Ich glaube, eines der großen Probleme ist, dass KNV eben nicht wirklich die Bücher kauft, sondern nur bestellt, aber erst bezahlt, wenn sie auch verkauft wurden.

Das wäre kein Problem. Ein Problem ist, dass auch Teile der Ware nicht mehr da ist - aber das Geld nicht mehr ausgezahlt wird, weil die Zahlungsziele so extrem hoch sind. Stell dir mal vor, du nimmst einen Job an und dein Arbeitgeber sagt dir: "Hee, ich hab auf dein Gehalt 90 Tage Zahlungsziel".
Mal davon abgesehen, dass du in den nächsten drei Monaten ganz übel knabbern musst - und so ging es uns allen. Ich hatte bei Libri am Anfang 180 Tage. Die haben bestellt wie die Idioten, die haben sich für 10.000 € Bücher ins Lager gelegt und ich musste jeden Titel, jeden GESCHISSENEN TITEL nachdrucken. Und ich konnte mich nicht freuen, dass ich so viel Bücher verkauft hatte, denn ich musste die Druckerei anbetteln: "Hee, kannst du es mir stunden, es sieht gerade richtig Kacke aus.". Aber wie gesagt, so ging es uns allen und irgendwann hat das rein und kommt mit den drei Monaten klar.
Solange in drei Monaten das Geld kommt.
Aber nun - Ausnahmezustand. In so einem Fall bleibt jede Rechnung, die vor den 15.11.2018 an KNV geschickt wurde, unbezahlt.

Zitat von: Alana am 15. Februar 2019, 17:15:45
Anscheinend kann man sich gegen sowas versichern, aber kleine Verlage werden diese Versicherung nicht haben, wie auch in dem einen Artikel steht. Auf jeden Fall haben die Verlage dadurch große Ausstände und müssen jetzt vielleicht Nachdrucke machen, die sie sonst nicht gemacht hätten, weil die ursprüngliche Auflage recht nah am Bedarf kalkuliert war. Das könnte viele Verlage ziemlich in die Bredouille bringen.

Diese Versicherungen sind im Bereich von mehreren Tausend Euro pro Jahr und rentieren sich eigentlich nur für Randomhouse und Co. Wobei die noch ganz andere Möglichkeiten haben, Insolvenzverluste abzuschreiben.

Zitat von: Alana am 15. Februar 2019, 17:15:45
Allerdings ist es ja oft so, dass sowas noch abgewendet werden kann, insbesondere, wenn so viele andere Betriebe einer Branche dranhängen. Also erst mal abwarten.

Nur, dass halt dann schon ein großer Teil des Schadens angerichtet ist.
Laut meiner Information verkauft KNV noch, wenn Buchhändler was bestellen, was an Lager ist - klar, ist ja Geld und erhöht damit die Insolvenzmasse.
Aber sie geben bereits jetzt keine Bestellungen mehr an mich weiter, wenn ein Titel auslaufen würde.
Und selbst wenn sie bestellen würden, würde ich aktuell auch kein einziges Buch mehr an sie schicken (und auch kein anderer Verleger, der bei Sinnen ist).
Bis das ganze Thema mit Insolvenzverwalter, Investoren finden, reinvestieren und retten durch ist, ist ein viertel oder sogar ein halbes Jahr rum. Und dann haben sich Umbreit, Libri und Könemann den Rest der Buchhändler unter sich aufgeteilt und die Verleger haben entweder die noch fehlenden Barsortimenter komplettiert oder weichen auf Runge und Co. aus.

Zitat von: Aphelion am 15. Februar 2019, 20:13:46
Leider.  :omn: Erst vor ein paar Tagen gelesen: Nur ein Prozent der Neuerscheinungen sei nach plus/minus 2 Jahren noch lieferbar und werde mittel-/langfristig in die Backlist aufgenommen – und das muss noch nichtmal eine zweite Auflage bedeuten. Die Zahl stammt von 2004, aber seitdem ist der Buchmarkt eher noch kurzlebiger geworden.

Wow - ich mach was verkehrt.
Ich hab bislang nur einen Titel (11 Jahre alt) aus dem Programm genommen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 15. Februar 2019, 22:40:46
Mit Tobias Wahl ist ein vorläufiger Insolvenzverwalter gefunden. Klick (https://www.boersenblatt.net/2019-02-15-artikel-vorlaeufiger_insolvenzverwalter_fuer_knv.1600269.html).
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Slenderella am 16. Februar 2019, 08:57:16
Hatte jemand denn in den letzten Monaten Probleme mit KNV? Ich hatte die nämlich, oder vielmehr einer meiner Verlage. Der Titel lag dort, aber sie haben nicht ausgeliefert. Müsste irgendwann Mitte letzten Jahres gewesen sein. Das ging über Wochen so, dass die einfach nicht verteilt haben.

Ich weiß gerade nicht, wie groß die aktuelle Charge vom Arschlochpferd bei KNV noch ist - aber die haben immer in dicken Mengen nachbestellt. Ich will's ehrlich gesagt gar nicht so genau wissen ...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Alana am 16. Februar 2019, 09:19:15
Ich bin gerade nur froh, dass mein Buch bei Knaur verschoben wurde. Das wäre sonst jetzt sicherlich komplett dort gelegen. Sollte ursprünglich am 2. März erscheinen.  :gähn: Bis Dezember ist die Sache hoffentlich geklärt. Und ich drücke allen, die das jetzt direkt betrifft, ganz feste die Daumen, dass es sich halbwegs gut auflöst.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 16. Februar 2019, 10:26:18
Und ich bin gerade sehr, sehr froh, dass mein Verlag von den Ebooks lebt- die Druckchargen sind immer mini, weil allerhöchstens 10% der Bücher bei mir gedruckt verkauft wird. Das heißt, der Schaden wird sich in Grenzen halten.

Mich würde etwas anderes interessieren (nein, ich bin nicht selbst betroffen). KNV agiert ja auch als Verlagsauslieferung. das heißt, die Lagern Bücher für viele Verlage und verschicken sie als Dienstleister, nicht als Barsortimenter. Diese Bücher wurden also von denen nie angefordert oder gar gekauft, da hat nur der Verlag Regale angemietet und Dienstleistungen wie Einpacken und Verschicken und Fakturieren (Rechnung schreiben) eingekauft. Was passiert mit denen? Können die Verlage sich die Bücher wiederholen? Oder wenn Bücher noch von KNV als Verkäufe ausgeliefert werden, läuft ja die Rechnung auch über den Umweg KNV. Sind die dann ebenfalls futsch für die betroffenen Verlage? Bücher wie Rechnungen? Wenn ja, sind die betroffenen Verlage wirklich erledigt.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 16. Februar 2019, 11:44:53
Zitat von: FeeamPC am 16. Februar 2019, 10:26:18
Und ich bin gerade sehr, sehr froh, dass mein Verlag von den Ebooks lebt- die Druckchargen sind immer mini, weil allerhöchstens 10% der Bücher bei mir gedruckt verkauft wird. Das heißt, der Schaden wird sich in Grenzen halten.

Ok, ich geb zu, bei uns ist es andersherum.
EBooks sind gerademal 5% bei uns. Allerdings ist KNV nicht mein Haupt-Großhändler. Für mich wäre eine Insolvenz von Libri der Abschuss.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:02:10
Mein gesamtes Weihnachtsgeschäft für drei Bücher ist schon mal am Arsch (nach aktuellem Stand)

Ich vermute für mehr.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 16. Februar 2019, 12:09:31
Shit
Ich hab mittlerweile auch von mehreren Verlegern gehört, bei denen es um mehrere Tausend Euro geht.
Zwei bewegen sich sogar im Bereich Zehn- bis Zwanzigtausend.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:11:38
Zitat von: treogen am 16. Februar 2019, 12:09:31
Shit
Ich hab mittlerweile auch von mehreren Verlegern gehört, bei denen es um mehrere Tausend Euro geht.
Zwei bewegen sich sogar im Bereich Zehn- bis Zwanzigtausend.

Und selbst das wird in der Insolvenzmasse uninteressant sein ...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Churke am 16. Februar 2019, 12:13:28
Zitat von: FeeamPC am 16. Februar 2019, 10:26:18
KNV agiert ja auch als Verlagsauslieferung. das heißt, die Lagern Bücher für viele Verlage und verschicken sie als Dienstleister, nicht als Barsortimenter. Diese Bücher wurden also von denen nie angefordert oder gar gekauft, da hat nur der Verlag Regale angemietet und Dienstleistungen wie Einpacken und Verschicken und Fakturieren (Rechnung schreiben) eingekauft. Was passiert mit denen? Können die Verlage sich die Bücher wiederholen? Oder wenn Bücher noch von KNV als Verkäufe ausgeliefert werden, läuft ja die Rechnung auch über den Umweg KNV. Sind die dann ebenfalls futsch für die betroffenen Verlage? Bücher wie Rechnungen? Wenn ja, sind die betroffenen Verlage wirklich erledigt.

Kommt auf die Verträge an. Bleibt die Ware im Eigentum des Verlags, fällt sie nicht in die Insolvenzmasse. Hat aber jemand Geld auf ein Konto von KNV gezahlt, ist das futsch.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Valkyrie Tina am 16. Februar 2019, 12:17:39
Zitat von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:02:10
Mein gesamtes Weihnachtsgeschäft für drei Bücher ist schon mal am Arsch (nach aktuellem Stand)

Ich vermute für mehr.

Ohshit, tut mir leid für dich! Ist das Hottehü auch betroffen?  :-[
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 16. Februar 2019, 12:20:33
@Churke Okay, bei einer Verlagsauslieferung gehören die Bücher den Verlagen nach wie vor, bis sie abverkauft werden. dann müssten die betroffenen Verlage nur die Auslieferung und damit die Zahlung an KNV stoppen.

@treogen Das könnte für die betroffenen Verlage das Aus bedeuten. Selbst, wenn KNV gerettet wird und irgendwann doch noch zahlt, kann die zwischendurch mangelnde Liquidität bereits ausreichen.

@Slenderella Sch..... . Das trifft dich voll.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:34:47
Zitat von: Valkyrie Tina am 16. Februar 2019, 12:17:39
Zitat von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:02:10
Mein gesamtes Weihnachtsgeschäft für drei Bücher ist schon mal am Arsch (nach aktuellem Stand)

Ich vermute für mehr.

Ohshit, tut mir leid für dich! Ist das Hottehü auch betroffen?  :-[

Davon gehe ich aus, weil KNV Arschlochpferd nur in 1000er Packs bestellt, seit Band 2 höher ...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 16. Februar 2019, 12:44:33
Zitat von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:34:47
Davon gehe ich aus, weil KNV Arschlochpferd nur in 1000er Packs bestellt, seit Band 2 höher ...

Kacke.
Das tut mir wirklich total leid für dich.

Zitat von: FeeamPC am 16. Februar 2019, 12:20:33
Das könnte für die betroffenen Verlage das Aus bedeuten. Selbst, wenn KNV gerettet wird und irgendwann doch noch zahlt, kann die zwischendurch mangelnde Liquidität bereits ausreichen.

Auf jeden Fall.
Die Verlag haben das Geld fest einkalkuliert - beispielsweise um die Neuerscheinungen für das 1. Vierteljahr oder den Auftritt auf der LBM zu bezahlen. Alles in allem eine richtig besch... Situation.
Angesichts dessen finde ich auch das Schreiben des Insolvenzverwalters, welches mir zugegangen ist, ein wenig ... Boah.
So nach dem Motto, man möge doch in dieser schwierigen Situation alles weiterlaufen lassen wie bisher, kommende Bestellungen zügig bedienen, auf Vorkasse bei KNV verzichten, sondern mit den alten Zahlungszielen zufrieden sein - und ansonsten damit rechnen, dass alles, was noch bis zum 15.02. offen ist, über die Insolvenzmasse abgeklärt wird (die natürlich hinten und vorn nicht reichen wird).
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:45:53
Ich weiß von Amrûn schon, dass die Messe jetzt Minus in die Kasse reißt, weil die immer mit der Kohle Leipzig bezahlen. Ich denke, das wird bei vielen nicht anders sein.

@treogen
What? Das ist ernsthaft vom Insolvenzverwalter so gekommen? O_O
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 16. Februar 2019, 15:11:52
[Edit: Gnahhhh, Internet ausgefallen, Text weg. Nochmal von vorne.]

Zitat von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:45:53
Ich weiß von Amrûn schon, dass die Messe jetzt Minus in die Kasse reißt, weil die immer mit der Kohle Leipzig bezahlen. Ich denke, das wird bei vielen nicht anders sein.
Das habe ich auch gelesen und das wird vielen so gehen. Richtig, richtig großer Mist.
Mittlerweile wird die Aussage, dass Verlage Bücher zurückkaufen müssen, die KNV nie bezahlt hat, ja schon wieder angezweifelt. Ich hoffe sehr, das stimmt. In meinen Augen wäre es auch unlogisch. Ich bestelle ja auch nichts und sage dann: "Ah, ich hab kein Geld, aber das ist jetzt meins." Aber die Gesetzeslage dazu kenne ich leider nicht.

Allerdings noch mit dem Stand, diese Bücher zu 50% des VK zurückkaufen zu müssen, bliebe von einem Buch beim Verkauf nur extrem wenig bis gar nichts über. Druckkosten sind ja auch noch enthalten, und Lektorat, Satz, Cover & Co müssen ebenfalls eingespielt werden.
Demnach müsste ein Verlag alle zurückgekauften Bücher ausnahmslos verkaufen, um auch nur auf Plus/Minus Null rauszukommen. Dazu könnte aber keine bezahlte Werbung gemacht werden, da eben kein Gewinn abfällt. Und so viel mehr kostenlose Werbun machen geht einfach nicht. Erstens hat der Tag nur 24 Stunden, zweitens hätten das sonst problemunabhängig sicher schon viele getan, wenn man die Verkäufe dadurch vervielfachen könnte.

Und selbst dann wäre erst der Verlust ausgeglichen, aber noch immer kein Geld für die Messe oder neue Bücher da, um neue Einnahmen anzukurbeln. Das ist ein Teufelskreis. Es kann doch nicht sein, dass das so gewollt ist, dass man ein Unternehmen zu retten versucht, aber die drölf dahinter wirtschaftlich zugrundegehen lässt, oder?

Aus der Amrûn-Debatte halte ich mich nun aber raus, ehe ich überhaupt voll in die Diskussion eingestiegen bin. Da hieß es ja, das Geld für die Messe ist futsch, und später, nun würde erstmal Buchsatz für Leipzig gemacht sowie Werbung für die Bücher. Daraufhin meinte ich, ich bin gespannt. Gemeint waren damit oben genannte Gründe. Zugegeben, im Nachhinein missverständlich, da ich auch echt sauer bin, dass der Verlag für meine Bücher exakt gar keine Werbung macht. Aber dass ich trotz meiner nachträglichen Aufklärung von zwei Kolleginnen, die mich eigentlich seit Jahren kennen und die ich sehr schätze, als naiv, unreif und Troll bezeichnet werde ... danke, aber nein danke. Das muss ich mir nicht geben.

Zitat von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:34:47
Zitat von: Valkyrie Tina am 16. Februar 2019, 12:17:39
Zitat von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:02:10
Mein gesamtes Weihnachtsgeschäft für drei Bücher ist schon mal am Arsch (nach aktuellem Stand)

Ich vermute für mehr.

Ohshit, tut mir leid für dich! Ist das Hottehü auch betroffen?  :-[

Davon gehe ich aus, weil KNV Arschlochpferd nur in 1000er Packs bestellt, seit Band 2 höher ...
Ach du heilige Sch***e! :o Du Arme! Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass sich der Schaden so weit wie möglich eindämmen lässt. Ich kann gerade gar nicht so viel essen, wie ich kotzen mögen würde.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Aphelion am 16. Februar 2019, 17:41:02
Zitat von: treogen am 15. Februar 2019, 21:20:10
Wow - ich mach was verkehrt.
Ich hab bislang nur einen Titel (11 Jahre alt) aus dem Programm genommen.
Als falsch würde ich das nicht bezeichnen. Die Masse wird nunmal bei großen Publikumsverlagen umgesetzt und deren "Reste" sind teilweise größer als die Auflage eines (relativ) gut gehenden Buchs im Kleinverlag. Dementsprechens fallen auch Lagerkosten usw. ganz anders ins Gewicht. Zudem baut sich ein Kleinverlag sein Sortiment langsamer auf, für einen Großverlag gibt es also mehr Nachteile aber keine Vorteile, wenn er ein Buch mit (für ihn) schlechten Verkaufszahlen lieferbar hält. Ein Kleinverlag hätte fast kein Programm mehr, wenn er die meisten Bücher nach zwei Jahren nicht mehr im Programm hätte.

Nebenbei, das ist auch kein qualitatives Urteil, das sind einfach zwei komplett unterschiedliche wirtschaftliche Situationen. Die Zahl, die ich wiedergegeben habe, bezieht sich ja auf den Durchschnitt – und ist zudem eine Feststellung, keine Empfehlung oder dergleichen. :)

Sorry für's OT.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 16. Februar 2019, 18:10:38
Zitat von: Slenderella am 16. Februar 2019, 12:45:53
@treogen
What? Das ist ernsthaft vom Insolvenzverwalter so gekommen? O_O

Zitat von: Lieferantenanschreiben
Der Geschäftsbetrieb soll in vollem Umfang weitergeführt werden.
[..]
Im Hinblick auf die Zahlungszusage bei bestätigter Bestellung bitten wir Sie im Interesse der Stabilisierung
und Fortführung des Betriebes von Vorauskasse-Anforderungen abzusehen. Alle Leistungen werden im Rahmen
der normalen Zahlungsziele beglichen werden.
[..]
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass abgesehen von der Ablösung wirksamer Eigentumsvorbehalte (s.o.) weder direkt noch indirekt offene Verbindlichkeiten aus der Zeit vor Insolvenzantragstellung beglichen werden können, weil dies gegen das insolvenzrechtliche Gleichbehandlungsgebot verstoßen würde und im eröffneten Insolvenzverfahren auch angefochten werden müsste. Vor diesem Hintergrund bitten wir um Bestätigung, dass Sie Zahlungen, die sich auf Lieferungen und Leistungen im Insolvenzeröffnungsverfahren beziehen, nur für diese verwenden, kein Zurückbehaltungsrecht ausüben und insbesondere nicht gegen Ihre bis zum 15.02.2019 bestehenden Forderungen aufrechnen werden.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Alia am 16. Februar 2019, 19:58:27
Hi,
das Schreiben des Insolvenzverwalters macht schon Sinn. Die Verlage sind jetzt wieder auf der (relativ) sicheren Seite. Rechtlich ändert es sich mit der Insolvenzeröffnung.
Vorher: idR Insolvenzforderung - Pech gehabt. Gibt idR nur geringe Quoten.
Nachher: idR Masseforderung - Glück gehabt. Gibt idR die gesamte Forderung.
Hier ist das zB erklärt https://www.cmshs-bloggt.de/insolvenzrecht/insolvenzforderung-vs-masseforderung/

Es scheint, dass der Insolvenzverwalter das Geschäft weiterführt. Kann sein, dass er so den Karren noch aus dem Dreck bekommt. Zumindest sollte er die Masse so erhöhen. Das hebt die Quote und freut alle Gläubiger. Bei so einem Riesen wäre wirklich wünschenswert, dass er gerettet werden kann. Mal abwarten, wie gut der IV ist.

Zur Sicherheit würde ich da aber nur noch mit Netz und Doppeltem Boden agieren... (Eigentumsvorbehalt, Sicherungen, etc.)
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 16. Februar 2019, 20:55:47
Ich frage mich gerade, ob mein Buch betroffen ist. Erstveröffentlichungstag ist der 28. Februar, das heißt, der Titel ist genau jetzt in der Ausliefrung - ich habe schon ein Exemplar erhalten, und dann ist gut möglich, dass KNV auch noch unmittelbar vor der Insolvenzeröffnung beliefert worden sind und damit zum Bereich der Insolvenzmasse gehören - wenn diese Rechnungen erstmal eingefroren sind und, wie ich das verstehe, anders als nach der Insolvenzeröffnung gestellte Rechnungen erstmal nicht beglichen werden, weiß ich nicht, ob diese Bücher jetzt überhaupt verkauft werden dürfen, und ob ich Tantiemen sehen darf, wenn die Rechnung nicht beglichen wird.

Das sind im Vergleich zu anderen Betroffenen nur Peanuts, aber natürlich geht mir das gerade nicht aus dem Kopf - gerade weil es eine Frage von wenigen Tagen ist und ich nicht weiß, auf welcher Seite des Insolvenzverfahrens mein Buch da jetzt gelandet ist. Oder um welche Stückzahlen es sind handelt - ich habe keine Ahnung, wie hoch meine Auflage ist, ob KNV 10 Bücher vorbestellt hat oder 1.000, und ich weiß nicht, ob ich das jemals erfahren werde.

Ich habe große Angst, dass sich das auf den deutschen Buchamarkt auswirken wird wie die Holzmann-Pleite 2000. Damals sind im Kielwasser des Untergangs des großen Baukonzerns unzählige kleine Bauunternehmer und Baustoffhandel in die Insolvenz gegangen, weil sie in Vorleistung gegangen waren und auf ihren Rechnungen sitzengeblieben sind, und ich fürchte, das kann hier mit den kleieren oder mittlere Verlagen ähnlich laufen. Wirklich eine Hiobsbotschaft.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 16. Februar 2019, 21:38:53
Zitat von: Maja am 16. Februar 2019, 20:55:47
Ich frage mich gerade, ob mein Buch betroffen ist. Erstveröffentlichungstag ist der 28. Februar, das heißt, der Titel ist genau jetzt in der Ausliefrung - ich habe schon ein Exemplar erhalten, und dann ist gut möglich, dass KNV auch noch unmittelbar vor der Insolvenzeröffnung beliefert worden sind und damit zum Bereich der Insolvenzmasse gehören - wenn diese Rechnungen erstmal eingefroren sind und, wie ich das verstehe, anders als nach der Insolvenzeröffnung gestellte Rechnungen erstmal nicht beglichen werden, weiß ich nicht, ob diese Bücher jetzt überhaupt verkauft werden dürfen, und ob ich Tantiemen sehen darf, wenn die Rechnung nicht beglichen wird.

Also so wie ich verstanden hab, werden Buchhandelsbestellungen trotzdem ausgeliefert (eben um die Geldmenge in der Insolvenzmasse zu erhöhen), "nur" ob die Rechnungen bezahlt werden und in welcher Höhe, ist halt fraglich.

Und wegen Honorar - ich denke mal, du hast den Passus aus dem Normvertrag drin.

"Der Autor erhält für jedes verkaufte und bezahlte Exemplar ein Honorar auf der Basis des um die darin enthaltene Mehrwertsteuer verminderten Ladenverkaufspreises (Nettoladenverkaufspreis). "

Wenn die Rechnung nicht begolten wird, ist sie im Sinne des Autorenvertrages nicht bezahlt und und damit nicht zu vergüten.  :versteck:
Ich hoffe, dass ich mit meiner Interpretation komplett falsch liege.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 16. Februar 2019, 22:08:48
Die Verlage mögen jetzt mit neuen Forderungen rechtlich auf der sicheren Seite sein. Aber da der Buchgroßhandel immer mit mindestens zwei, manchmal mehr Monaten Verspätung zahlt, fehlen trotzdem ausgerechnet die stärksten zwei Umsatzmonate im Jahr vor Weihnachten. Das reicht, um den einen oder anderen Verlag pleite zu machen, wenn davon irgendwann nur noch ein Bruchteil bezahlt wird.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 16. Februar 2019, 23:24:32
@treogen
Genau das ist meine Sorge. Wenn die Lieferung und Rechnungsstellung schon erfolgt ist, werde ich für diese Bücher wahrscheinlich kein Geld sehen. Wenn sie erst am Tag danach in die Auslieferung gegangen ist, sieht das anders aus. Ich werde mal meine Agentin fragen, ob wir da die Möglichkeit haben, etwas vom Verlag zu erfahren. Es kommt bei mir wirklich auf den genauen Tag der Auslieferung und Rechnungsstellung an.

@FeeamPC
Genau das ist meine Befürchtung. Ich weiß, dass KNV seine Rechnungen gerne mit Valuta gestellt bekommt (so war das zumindest vor 15 Jahren, als ich im Verlagsvertrieb gearbeitet habe), sprich, die Rechungen aus dem November kommen überhaupt erst jetzt in den Bereich der Zahlungsfrist. Was eine Katastrophe für die beteiligten Verlage ist.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Slenderella am 16. Februar 2019, 23:33:01
Ich verabschiede mich gerade von meinem Weihnachtsgeschäft. Ehrlich gesagt - langsam hab ich keinen Bock mehr Bücher zu schreiben.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 16. Februar 2019, 23:37:41
Da hat sich nichts geändert, Maja. Die Rechnungen von November werden jetzt erst vom Buchgroßhandel bezahlt. Oder in diesem Fall eben nicht bezahlt.
Amazon und generell die Ebook-Vertreiber sind mit ihren Ebook-Abrechnungen immerhin wenigstens einen Monat schneller, da wird jetzt der Dezember fällig. Das nur als kleiner Vergleich.

@Slenderella : Dein Verlag dürfte auch die anderen Auslieferungen mit deinen Büchern beliefert haben. Also fehlt dann nur das halbe Weihnachtsgeschäft.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 17. Februar 2019, 00:21:52
Ich habe jetzt meine Agentin angemailt, ob wir mal vorsichtig beim Verlag nachfragen, ob mein Buch schon in der Auslierferung ist. Ich habe begründete Hoffnung dass nicht - mein Vorab-Exemplar habe ich von der Druckerei selbst bekommen, nicht von der Verlagsauslieferung, was dafür spricht, dass der Titel erst diese Tage, also nach Insolvenzeröffnung, in die Auslieferung geht. Da hängt jetzt gerade viel für mich dran - mein Weihnachtsgeschäft mit Kettlewood wird nicht der Rede wert gewesen sein, aber die Erstauslieferung eines groß angekündigten neuen Titels, da wird es um eine ganze Ecke gehen, und ich hatte gehofft, einmal im Leben einen Vorschuss einzuspielen.

Ich hoffe inständig, dass sie das Geld irgendwie zusammenkratzen, um gerade die kleinen Verlag bezahlen zu müssen, die sonst hinter den großen Gläubigern als erste in die Röhre gucken. Aber sonderlich zuversichtlich bin ich gerade nicht ...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 17. Februar 2019, 00:33:14
Nach all meinen Erfahrungen mit Pleiten bei Großbetrieben (Gott sei Dank nur durch Presse, Funk und Fernsehn, nicht aus eigenem Erleben) interessieren in so einem Fall nur die vielen Arbeitsplätze des Großbetriebs, nicht die wenigen Arbeitsplätze eines Kleinbetriebs, auch wenn die ganzen Kleinbetriebe zusammen vielleicht mehr Arbeitsplätze haben als der Großbetrieb. Aber die kleinen sterben nicht so spektakulär, da werden nicht so viele Leute auf einmal arbeitslos. Also wird immer versucht, zunächst die Großbetriebe am Leben zu halten.
Bis sich da dann entschieden  hat, ob es klappt oder nicht, sind viele kleine bereits sang- und klanglos verschwunden.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 18. Februar 2019, 08:47:53
Im Börsenblatt gibt es ein Gespräch mit Christian Spang zum Thema, wie es jetzt weitergeht und inwieweit der vorläufige IV sich der Relevanz und Folgen der KNV-Insolvenz bewusst ist. Klick (https://www.boersenblatt.net/2019-02-15-artikel-interview_mit_boersenvereinsjustiziar_christian_sprang.1600292.html?nl=newsletter20190217&nla=artikel1600292&etcc_newsletter=1).

Interessant fand ich ja, dass mir gestern schon zwei Leute schrieben: "Ach, die Verlage kriegen jetzt doch ihr Geld, ist also alles nicht so schlimm und geht weiter wie bisher." Ich frage mich, ob die eventuell diesen Artikel gelesen und falsch verstanden haben? Es soll ja ab sofort der gewohnte Geschäftsablauf fortgeführt werden, bis die Entscheidung Insolvenz ja/nein getroffen wird. Aber die bisherigen Rechnungen werden dann erst angefasst, und das steht da eigentlich auch recht lesbar, finde ich ...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Angela am 18. Februar 2019, 09:00:13
ZitatInteressant fand ich ja, dass mir gestern schon zwei Leute schrieben: "Ach, die Verlage kriegen jetzt doch ihr Geld, ist also alles nicht so schlimm und geht weiter wie bisher."
Alia hat ja schon geschrieben, was nun passiert ist. Ab jetzt ist das Geld (wohl) sicher, das haben diese Leute schlicht nicht verstanden.
Nach meinen eigenen traurigen Erfahrungen ist für Normalsterbliche das Geld bis zum Zeitpunkt der Übernahme weg, da sind so viele andere, die vorher bedient werden.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: cryphos am 18. Februar 2019, 09:22:24
Bei einer Insolvenz werden alle Ausgaben eingefroren und dann einzeln durch einen Insolvenzverwalter geprüft, freigegeben, reduziert oder gesperrt. Ausgaben werden, wenn möglich, bewilligt um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Nicht ausgezahlte Ausgaben werden nach einem mir nicht bekannten Verfahren bewertet und dann nach dieser bewerteten liste ausgezahlt (oder auch nicht).
Ein Insolvenzverwalter kann auch bestimmen, dass ab einem Zeitpubkt X wieder alle Rechnungen bezahlt werden, also vom Insolvenzverfahren befreit sind. Alle Rechnungen vor diesem Zeitpunkt X unterliegen weiterhin dem Insolvenzverfahren.

Einer meiner Kunden ist z.B. seit Anfang Dezember insolvent. Bei ihm offen sind Rechnungen im fünstelligen Bereich für erbrachte Dienstleistungen.
Alle Rechnungen nach dem Stichpunkt, ca. Mitte Dezember, werden aber bezahlt.
Ergebnis: wir bleiben vorerst auf offenen Positionen für einen Projektauftrag sitzen, dürfen aber nun den Support abrechnen, wenn der Kunde diesen erfragt.
Nun wundert sich der Kunde, wir so ungern für ihn arbeiten. Die 200€ Support hätte er doch umgehend beglichen. Dass wir aber noch ca. das hundertfache für das Projekt im November offen haben... :darth:

Ähnlich es es jetzt bei KNV...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Valkyrie Tina am 18. Februar 2019, 09:37:06
Zitat von: Janika am 18. Februar 2019, 08:47:53
Im Börsenblatt gibt es ein Gespräch mit Benjamin Spang zum Thema, wie es jetzt weitergeht und inwieweit der vorläufige IV sich der Relevanz und Folgen der KNV-Insolvenz bewusst ist. Klick (https://www.boersenblatt.net/2019-02-15-artikel-interview_mit_boersenvereinsjustiziar_christian_sprang.1600292.html?nl=newsletter20190217&nla=artikel1600292&etcc_newsletter=1).

Ähm, Christian Sprang, Janika. Benjamin Spang ist ein Selfpublisher.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 18. Februar 2019, 11:23:54
Zitat von: Valkyrie Tina am 18. Februar 2019, 09:37:06
Zitat von: Janika am 18. Februar 2019, 08:47:53
Im Börsenblatt gibt es ein Gespräch mit Benjamin Spang zum Thema, wie es jetzt weitergeht und inwieweit der vorläufige IV sich der Relevanz und Folgen der KNV-Insolvenz bewusst ist. Klick (https://www.boersenblatt.net/2019-02-15-artikel-interview_mit_boersenvereinsjustiziar_christian_sprang.1600292.html?nl=newsletter20190217&nla=artikel1600292&etcc_newsletter=1).

Ähm, Christian Sprang, Janika. Benjamin Spang ist ein Selfpublisher.
Oh Gott, ja, hab das sofort geändert. Der Kerl hat letzte Woche auf Twitter ja mal wieder für Aufsehen gesorgt, da hab ich das Durcheinandergeschmissen. Sorry! ;D Von Benjamin Spang würde ich da keine Einschätzung hören wollen.

Und ja, genau so habe ich das mit dem weiteren Vorgehen auch verstanden und den Artikel so gelesen. Ich würde nur vermuten, dass die Ansichten der beiden Leute, die mir andernweitiges schrieben, eine Misinterpretation dieses Artikels sein könnten? Andernfalls habe ich keine Ahnung, wie die darauf kommen. ;)
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 18. Februar 2019, 13:22:59
Ich habe mal auf meinem Facebook-Account eine Zusammenfassung gepostet.
https://www.facebook.com/Machandelverlag/posts/2099484590144963 (https://www.facebook.com/Machandelverlag/posts/2099484590144963)
Wer will, darf sich gerne daran bedienen, ich bin keineswegs böse, wenn ihr den Inhalt für euch weiterverwendet.


[MAJA]
Link korrigiert - es war nur die Startseite verlinkt, nicht der Beitrag
[/MAJA]
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Sturmbluth am 18. Februar 2019, 13:59:26
Zitat von: FeeamPC am 18. Februar 2019, 13:22:59
Ich habe mal auf meinem Facebook-Account eine Zusammenfassung gepostet.
https://www.facebook.com/Machandelverlag/ (https://www.facebook.com/Machandelverlag/)
Wer will, darf sich gerne daran bedienen, ich bin keineswegs böse, wenn ihr den Inhalt für euch weiterverwendet.
Eine schöne Zusammenfassung der Konsequenzen. Den meisten ist sicher nicht klar, was für ein Rattenschwanz da dran hängt.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Amber am 18. Februar 2019, 14:59:11
Danke, Fee. War auch für mich erhellend.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 18. Februar 2019, 16:36:57
Super zusammengefasst, Fee!
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 18. Februar 2019, 22:14:36
Tolle Zusammenfassung, Fee.

Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Slenderella am 19. Februar 2019, 11:36:25
Wow, ein einziger meiner Verlage hat kein Problem damit, wie ich erfahren habe. Alle anderen mehr oder minder schon.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 19. Februar 2019, 14:52:21
Ich habe übrigens eine Zwischenstufe vergessen, die ebenfalls betroffen ist: die unabhängigen Verlagsauslieferungen. Die kriegen ihr Geld prozentual von dem, was die Distributoren an die Verlage zahlen. Und wenn da nichts kommt ... 10 Prozent von Null ist immer noch Null.
Die Auslieferungen sehen mindestens so sorgenvoll in die Zukunft wie die Verlage.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 19. Februar 2019, 14:54:33
Was ist denn mit KNO, der Verlagsauslieferung - ich weiß nicht, ob die seinerzeit von der Fusion von KV und KNO als Barsortimenter betroffen waren, aber im Moment lese ich immer nur von Barsortiment, nicht von der VA. Weiß da jemand etwas?

Zu meienn Verlagen habe ich nichts in Erfahrungen bringen können, Agentin meint, damit besser nicht die Lektoren behelligen, und einfach den Vertrieb anrufen sollte man als Agent offenbar nicht.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 19. Februar 2019, 17:14:59
Libri zeigt sich solidarisch mit den kleinen Verlagen, las ich gerade im Buchreport, und zahlt ihnen alle offenen Rdchnungen sofort, auch wenn noch nicht fällig, um die Ausfälle durch die KNV Außenstände abzufedern. Bloß, dann fehlen die natürlich in dem Monat, für den due Verlage das Geld einkalkuliert haben - und bis sahin wird KNV immer noch nicht grzahlt haben. Sehr nett und anständig von Libri, wird die Probleme aber vermutlich auch nur verlagern.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 19. Februar 2019, 18:52:04
Zitat von: Maja am 19. Februar 2019, 17:14:59
Libri zeigt sich solidarisch mit den kleinen Verlagen, las ich gerade im Buchreport, und zahlt ihnen alle offenen Rdchnungen sofort, auch wenn noch nicht fällig, um die Ausfälle durch die KNV Außenstände abzufedern. Bloß, dann fehlen die natürlich in dem Monat, für den due Verlage das Geld einkalkuliert haben - und bis sahin wird KNV immer noch nicht grzahlt haben. Sehr nett und anständig von Libri, wird die Probleme aber vermutlich auch nur verlagern.

Ich liefer mal noch den Link dazu
https://www.buchreport.de/2019/02/19/knv-insolvenz-libri-hilft-kleineren-verlagen/?fbclid=IwAR2RxNlzjXb-LFzNGSez-6LJROTMlMPEESAv3CwnnVt7UVaW5Rg9OH1TIsU

Ich denke mal, Libri will damit für die gutverkaufenden Kleinen die Leipziger Buchmesse sichern.
Da hab ich nämlcih schon bei manchem Verleger gehört, dass die gerade für manchen unbezahlbar wird.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 19. Februar 2019, 18:59:14
Könnte man bereits verbindliche und vermutlich bezahlte Teilnahmen an Leipzig überhaupt absagen? Ich bin da nicht so sicher.

Bevor jemand fragt, nein,  ich will nicht absagen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Lino am 19. Februar 2019, 20:01:06
Danke an die Runde für den Informationsaustausch hier. Bin noch geschockt und wütend, wie man ein so wichtiges und sicheres Geschäft an die Wand fahren kann.  :wums:
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 19. Februar 2019, 20:50:21
Zitat von: FeeamPC am 19. Februar 2019, 18:59:14
Könnte man bereits verbindliche und vermutlich bezahlte Teilnahmen an Leipzig überhaupt absagen? Ich bin da nicht so sicher.

Wie - hast du etwa schon bezahlt?
Ich bezahle erst kurz vorher. Zahlungsziel ist doch auch erst zweite Märzwoche.
Schließlich weiß man ja nie, was passiert.

Aber so lange wie man nicht bezahlt hat, kann man mit kleiner Konventionalstrafe zurücktreten.
Genauso wie man Zimmer stornieren kann.


Der Wahnsinn geht übrigens weiter:
https://www.boersenblatt.net/2019-02-19-artikel-insolvenz_weitet_sich_auf_knv-tochter_aus.1602311.html?fbclid=IwAR1K25V2B8Xcx8F0Guk6mLxQWm3Inr3y2smGoPiPID9tiSIrGnWoy-TZdAI

Jetzt hat es die KNV-Tochter LKG erwischt. Das wird einige Verlage noch mal richtig heftig treffen, die dürften dann quasi komplett handlungsunfähig sein.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 20. Februar 2019, 11:22:03
Wenn ich das richtig lese, haben die betroffenen Verlage am Ende nur eine Option, wenn der Lieferstop anhält.  Die Bücher gehören den Verlagen ja noch, die liegen dort nur auf gemieteten Regalflächen. Da können sie dann im größten Notfall nur noch hinfahren, Bücher abholen (wohin damit?), selbst verschicken (haben die überhaupt die Leute dafür? Und das Verschicken würde teurer, weil keine Sammel-Auslieferung über den Bücherwagen mehr erfolgt, sondern jedes Päckchen einzeln rechnet).
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 20. Februar 2019, 13:07:38
LKG? Auch das noch!

Übrigens scheint auch die Verlagsauslieferung KNO betroffen zu sein, nicht nur das Barsortiment. Ich bin mal gespannt - mein Verlag liefert über KNO aus. Und ich sitze gerade im Zug nach Berlin, wo ich auf einem Essen für Buchhändler lese. Der Verlagsleiter ist auch dabei - eigentlich ist das eine reine Marketingveranstaltung, ea geht ums Frühjahrsptogramm, aber da der Verlag über Auslieferung direkt betroffen ist, wird das Thema sicher zur Sprache kommen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Silvia am 20. Februar 2019, 22:34:32
Der Insolvenzverwalter: "Ohne Unterstützung der Verlage wird es keine Zukunft für KNV geben" ...

https://www.boersenblatt.net/2019-02-19-artikel-interview_mit_dem_vorlaeufigen_insolvenzverwalter_tobias_wahl.1602148.html?fbclid=IwAR3acPz4bU8G6JqXnl_f-8QrxjNvsBU7dHWooIUTdTZYYY41sbfFG1xPJIA
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 21. Februar 2019, 00:43:38
Na fein. Sollen etwa auch jene Verlage, die durch die Insolvenz jetzt um ihre Existenz zittern, KNV weiter Bücher geben, deren Bezahlung nicht wirklich abgesichert ist? Frei nach dem Motto, jetzt kommt es auf ein paar mehr Verluste auch nicht an? Ich würde die weitere Belieferung nur unter Eigentumsvorbehalt machen bzw. mir schriftlich zusichern lassen, dass diese Lieferung bezahlt wird. Vom Insolvenzverwalter, der schließlich selbst aussagt, dass nur Bestellungen bezahlt werden, die er persönlich abgesegnet hat. Dann soll er das bitteschön auch tun. Hat er bislang offenbar noch nirgends, jedenfalls nicht so, dass es die verlage gemerkt hätten.
Entsprechendes habe ich meiner Verlagsauslieferung mitgeteilt.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Alia am 21. Februar 2019, 01:53:58
Achte drauf, dass es ein verlängerter Eigentumsvorbehalt ist. Dann kann KNV die Bücher weiterverkaufen und der Kaufpreis ist danach dein Pfand...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 21. Februar 2019, 22:32:03
https://www.buchreport.de/2019/02/21/was-verlage-jetzt-tun-koennen/?fbclid=IwAR3J9Er1cIDzTv2iNHBkBdkb4wymeo3J0XZ-GCmL9AiFLKNe9YLk0FJSlTg

Ok, also das mit den 3%-5% hab ich jetzt schon mehrfach gelesen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 22. Februar 2019, 08:54:36
Wobei aus dem Bericht deutlich hervorgeht, dass auch neue Rechnungen unter Umständen nicht bezahlt werden. Ein Verlag, der ohnehin schon auf der Kante steht, kann unter solchen Umständen nicht anders, als Vorkasse zu verlangen, auch wenn das für KNV schlecht ist. Sonst schmeißt man unter Umständen das gute Geld dem schlechten noch hinterher.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Kaeptn am 05. März 2019, 10:47:22
Hier ein interessanter Artikel https://www.buchreport.de/2019/03/05/statt-harmonie-widerstreitende-interessen-offen-austragen/

in dem die KNV-Insolvenz mit der Fusion Thalia/Mayersche in Verbindung gebracht wird, weil KNV wohl eng mit der Mayerschen verbandelt war.
Keine Ahnung wie weit das stimmt. Aber generell lesenswert.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Kaeptn am 18. März 2019, 14:37:18
https://www.buchreport.de/2019/03/14/knv-insolvenz-das-sind-die-naechsten-schritte/

Ein neuer Artikel, der für Kleinverlage vor allem im letzten Absatz bitter ist. Demnach ist mit einer Begleichung der offenen Rechnungen "erst in Jahren" zu rechnen und die Verlage sollen die offenen Rechnungen aus dem Finanz-/Liquiditätsplan nehmen. Oha.

Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 18. März 2019, 15:49:08
Das bedeutet im Klartext: Schreibt das Geld ab, Leute, das seht ihr nie wieder.

Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Kaeptn am 18. März 2019, 19:57:27
Ich frage mich echt, ob man die Geschäftsführer nicht wegen Insolvenzverschleppung belangen kann. Dass es gerade noch für's Weihnachtsgeschäft gereicht hat, bei manchen Verlage nochmal ordentlich nachgeordert wurde und dann ist man plötzlich pleite, das hat schon einen üblen Beigeschmack. Vermutlich ihr Glück, dass die meisten Verleger im Moment kein Geld für eine Klage haben.

Bin sehr gespannt, wer der Investor sein wird. Man stelle sich vor, Amazon übernimmt KNV und beliefert in Zukunft die Buchhandlungen. Das würde die Branche ja quasi einmal auf links drehen.

Frage an die Verleger hier: Bestückt sich Amazon eigentlich ausschließlich über KNV? Oder kommt man auch über einen anderen Barsortimenter da rein bzw bestellt Amazon automatisch bei Umbreit/Libri..., wenn ein Buch bei KNV nicht lieferbar ist?
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 19. März 2019, 01:24:24
Also ich weiß definitiv, dass Amazon auch bei Libri ordert. Haben ja nicht alle Verlage direkt mit KNV einen Vertrag gehabt, ich auch nicht,, weil damals KNV so Allüren hatte, dass die von jeder Neuerscheinung, egal, ob sie dann verkauft wurde oder nicht, erst mal ein gratis-Exemplar für ihre Regale haben wollten. War mir zu teuer, und Libri und Umbreit wollten das nicht. Die nahmen nur Bücher, die auch bestellt wurden.
Was dann auch der Grund dafür ist, dass ich von der KNV-Pleite nur sehr wenig betroffen bin, weil ich dahin, da ohne Direktvertrag,  nur wenige einzelne Bücher geliefert habe.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Grummel am 19. März 2019, 09:12:41
Zitat von: Kaeptn am 18. März 2019, 19:57:27
Ich frage mich echt, ob man die Geschäftsführer nicht wegen Insolvenzverschleppung belangen kann. Dass es gerade noch für's Weihnachtsgeschäft gereicht hat, bei manchen Verlage nochmal ordentlich nachgeordert wurde und dann ist man plötzlich pleite, das hat schon einen üblen Beigeschmack. Vermutlich ihr Glück, dass die meisten Verleger im Moment kein Geld für eine Klage haben.

Bin sehr gespannt, wer der Investor sein wird. Man stelle sich vor, Amazon übernimmt KNV und beliefert in Zukunft die Buchhandlungen. Das würde die Branche ja quasi einmal auf links drehen.

Frage an die Verleger hier: Bestückt sich Amazon eigentlich ausschließlich über KNV? Oder kommt man auch über einen anderen Barsortimenter da rein bzw bestellt Amazon automatisch bei Umbreit/Libri..., wenn ein Buch bei KNV nicht lieferbar ist?

Ich müsste den Link mal raussuchen, aber es gab im letzten Jahr eine heiße Diskussion, dass Amazon einen Großteil seiner KNV-Geschäfte auf andere Dienstleister ausgelagert hat. Warum die das wohl getan haben?!
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Janika am 19. März 2019, 11:10:21
Zitat von: FeeamPC am 18. März 2019, 15:49:08
Das bedeutet im Klartext: Schreibt das Geld ab, Leute, das seht ihr nie wieder.
Ist das sonderlich überraschend? :-\
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Ananke am 21. März 2019, 07:22:39
Die ganze Angelegenheit ist für mich nur ein Beweis mehr dafür, dass unser deutsches Vertriebssystem mit den allmächtigen Barsortimentern zutiefst gestört ist ... -.-
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Zit am 21. März 2019, 13:23:16
Was meinst du mit "allmächtig", welche Kritik/ Probleme hast du an/ mit dem Barsortiment?
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Ananke am 21. März 2019, 15:40:02
Na ja, heute richten die Verlage ihr Programm großflächig danach aus, was sich bei den Barsortimentern (und nicht den Lesern) gut verkauft. Und auf der anderne Seite gibt es praktisch keine Möglichkeit, in die klassischen Buchhandlungen zu kommen, wenn man nicht mit den Barsortimentern zusammenarbeiten will.

Für mich ist das eine einigermaße überflüssige und viel zu mächtige Schrankenwärter-Funktion, die gerade in Zeiten des Internets nicht mehr nötig sein sollte.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Zit am 21. März 2019, 16:10:07
Ich finde es schwierig, zu argumentieren, was sich bei "Lesern" verkauft – weil Leser ungleich Käufer sind. Buchhandlungen wählen auch nicht immer das aus, was bei den Barsortimenten gut läuft bzw. denke ich, dass du den Zusammenhang falsch herum aufziehst. Verlage mit ihren Kampagnen und Vertretern, die zu den Buchhandlungen kommen, haben viel mehr Einfluss darauf, was am Ende im Regal steht als die Ränge einzelner Artikel bei den Barsortimenten. Nicht zu vergessen regionale Unterschiede, Kundenprofile und die persönliche Note von einzelnen Buchhändlern. Das sind am Ende die Dinge, die die Verkäufe bei den Barsortimenten ausmachen.

"In Zeiten des Internets" ist auch so eine... Aussage, die nicht unbedingt greift. Barsortimente sind in erster Linie für den stationären, inhabergeführten Buchhandel interessant. Sozusagen als "ausgelagertes Lager" ohne Lagerrisiko. Sonst müsste so eine inhabergeführte Buchhandlung bei jedem Verlag einzeln bestellen und einzelne Konditionen aushandeln, was Remittenden, Prozente, etc. angeht. Klar gibt es auch andere, gebündelte Auslieferungen, aber so eine zentrale Stelle, bei der man Ware ordern kann, ist schon praktisch. (Große Ketten wie Thalia oder auch Amazon haben hingegen auch ihre eigenen, zentralen Lager und sind auch in stärkerer Position, Verhandlungen mit Verlagen zu führen.) Also, aus Sicht eines Buchhändlers halte ich Barsortimente für nicht überflüssig. Wären Barsortimente nicht so praktisch, wäre es für Selfpublisher auch nicht so interessant, dort gelistet zu werden. Wobei man, in Zeiten des Internets, als Selfpublisher sowieso überlegen kann, ob stationärer Buchhandel so interessant ist, wenn es doch das Internet gibt ...
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 21. März 2019, 16:29:06
Das Barsortiment macht keine Werbung. Barsortimente entscheiden nicht darüber, ob ein Buch läuft oder nicht. Das ist nicht ihre Aufgabe. Das Barsortiment verkauft das, was bestellt wird, und bestellt wird üblicherweise das, was der Leser will. Dank Barsortiment haben auch kleine Verlage eine Chance, über die Buchhandlungen beim Leser zu landen, wo eine Einzelbestellung direkt beim Verlag aufgrunde der im Vergleich zum Umsatz hohen Versandkosten unwirtschaftlich wäre. Barsoritmente ermöglichen eine Lieferung des bestellten Buches am nächsren Tag. Es gibt wirklich keinen Grund, das System der Barsortimente schlechtzureden. Nicht, wenn man zumindest das geringste Interesse daran hat, dass der Buchhandel überlebt.

Ich habe in einer Autorengruppe auf Facebook erlebt, wie sich höhnische Selfpublisher darüber freuten, dass es jetzt enlich dem Buchhandel an den Kragen geht - da ist mir zugegeben der Kragen geplatzt.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Trippelschritt am 21. März 2019, 16:50:35
Hohn und Spott sind das Letzte, was nun angebracht wäre.

Trippelschritt
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Ananke am 21. März 2019, 16:56:00
Zitat von: Zitkalasa am 21. März 2019, 16:10:07
Buchhandlungen wählen auch nicht immer das aus, was bei den Barsortimenten gut läuft bzw. denke ich, dass du den Zusammenhang falsch herum aufziehst. Verlage mit ihren Kampagnen und Vertretern, die zu den Buchhandlungen kommen, haben viel mehr Einfluss darauf, was am Ende im Regal steht als die Ränge einzelner Artikel bei den Barsortimenten.
Das klingt zwar intuitiv, entspricht aber nicht unbedingt der Realität. Ich habe längere Zeit im Agentur- und Verlegsbereich gearbeitet udn du würdest nicht glauben, wie oft dort der Satz fiel "Das kriegen wir bei den Barsortimentern nicht durch".
Am Ende des Tages bekommen die Buchhandlungen von den Barsortimentern ein praktisches Päckchen abgepackt, das sie im Zweifel ungefragt oder nur mit geringen Anpassungen übernehmen. Und dass sich eine solche Macht über das aktuelle Programm gerade an dieser Stelle sammelt, ist wirklich absurd.

Zitat von: Maja am 21. März 2019, 16:29:06
Es gibt wirklich keinen Grund, das System der Barsortimente schlechtzureden. Nicht, wenn man zumindest das geringste Interesse daran hat, dass der Buchhandel überlebt.
Das ist genau das, was die Barsortimenter uns Autoren gerne glauben machen würden.  ;)
Im Ernst, was glaubst du denn, würde geschehen, wenn es ab morgen keine Barsortimenter gäbe? Meinst du, der deutsche Buchhandel würde untergehen? Nein, die Buchhandlungen müssten nur anfangen, ihr Programm selbst auszuwählen – das Ergebnis wäre eine größere Diversität in den Buchhandlungen und am Ende auch bessere Chancen für kleine Verlage und Selfpublisher. Und das Problem des kurzfristigen Versands sollten wir heutzutage auch anderweitig lösen können.

Aber nein, ich werde mich sicher nicht darüber freuen, was mit KNV passiert ist – vor allem, da diese Geschichte die restlichen Barsortimenter in ihrem Monopol nur weiter stärkt.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 21. März 2019, 17:28:21
@Ananke
Wie, glaubst du wohl, arbeiten Buchhändler? Ich will dich jetzt nicht zu sehr auseinandernehmen, weil du neu bist im Forum, aber du hast, mit Verlaub, keine Ahnung, wie der Buchhandel arbeitet. Da ich Buchhändlerin war, Zit Buchhändlerin ist und wir noch diverse andere Vertreter der Zunft im Forum haben, hier ein kleiner Abriss aus erster Hand:

Buchhandlungen wählen ihr Programm selbst aus. Das tun sie mithilfe der Verlagsvorschauen und den Besuchen von Verlagsvertretern, die das kommende Programm vorstellen. Dafür haben im Vorfeld die Verlage überlegt, welche Titel gut gehen könnten, und dafür entsprechende Marketingbudgets eingeplant oder eben nicht. Titel kann man als A, B oder C-Titel einsortieren - fettes Marketungbudget, kleineres Marketingbudget, kein Marketingbudget. Die A-Titel bekommen Werbung auch über den Buchhandel hinaus, mit Anzeigen in Zeitschriften zum Beispiel, für B-Titel gibt es Werbematerial für den Buchhandel, und C-Titel füllen die Lücken, weil man eben nicht nur A-Titel machen kann.

Buchhändler entscheiden, welche Bücher sie ans Lager nehmen. sie kaufen nicht blind nur Spitzentitel, sie haben ihren eigenen Geschmack, kennen aber auch den der Leser. Eine Buchhandlung hat ein Profil und kauft entsprechend ein. Diese Bücher, die ins Regal kommen, bestellt sie beim Verlag - da ist der Rabatt deutlich besser, und wenn man eine Partie von zehn Stück bestellt, gibt es noch ein Buch extra obendrauf. Was der Buchhändler einkauft, hängt nicht vom Barsortiment ab, sondern vom Buchhändler selbst, von den Marketingkampagnen der Verlage, und natürlich vom Vertreter.

Beim Barsortimenter bestellt der Buchhändler, wenn er muss - weil ein Kunde gerne ein Buch hätte, das der Buchhändler nicht am Lager hat. Der Rabatt dort ist deutlich schlechter, der Buchhändler macht nicht das beste Geschäft mit dem Verkauf, aber es läppert sich zusammen, u und die Kundenbestellungen machen einen wichtigen Teil des Umsatzes aus. Ohne Barsortimenter sagt der Buchhändler nicht "Ich muss von jedem der hunderttausend Neuerscheinungen sicherheitshalber eine ans Lager nehmen" - was er zu verkaufen erwartet, hat er schon vorher beim Verlag bestellt. Er muss sagen "Tut mir leid, hab ich nicht". Vielleicht auch "Ich kann es ihnen bestellen, rechnen Sie mit einer guten Woche, zehn Tage" - und der Kunde geht wieder. Hat der Kunde jetzt dein Buch bekommen? Nein. Er kann es natürlich online bestellen, und tut das dann auch. Und merkt sich,  in der Buchhandlung braucht er gar nicht fragen. Ein Kunde weniger.

Die Barsortimente bestellen, genau wie der Buchhadel, große Margen oder kleine Margen, je nach zu erwartendem Umsatz. Die Info "Spitzentitel" oder "Ferner liefen" geht auch an das Barsotiment, und nach dem Kriterium wird von einem Titel viel oder wenig bestellt. Der Barsortimenter, anders als der Buchlade  an der Ecke, hat aber die Möglichkeit, von jedem Buch zumindest ein paar Exemplare zu bestellen und alles am Lager zu halten, falls eine Buchhandlung es abruft.

Mitnichten sind Barsortimente die graue Eminenz, die entscheiden, was gelesen wird. Sie kaufen, und verkaufen, wonach der Kunde fragt, nicht mehr und nicht weniger. Aber weder auf das Portfolio der Verlage, noch das Sortiment der Buchhandlungen, haben sie irgendeienn Einfluss. Und versuchen es auch nicht. Es ist ihnen egal, welche Bücher sie verkaufen. Irgendwas verkaufen sie schon. An einem Ende kommen Bücher rein (Entscheidung der Verlage), am anderen Ende gehen sie raus (bestellt vom Buchhändler bzw. dort beim Kunden). Barsotimente sind der neuralgische Punkt, der das System am laufen hält, vor allem aber ein durchlaufender Posten. Nur für Verschwörungstheorien frustrierter Selfpublisher sind sie denkbar ungeeignet.

Die Barsortimente wollen uns gar nichts glauben lassen. Sie reden nicht mal mit uns.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Ananke am 21. März 2019, 18:04:44
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Das ist wirklich interessant, einmal so direkt von der Sichtweise des Buchhandels zu lesen – bisher habe ich nur die andere Seite kennengelernt.

Umso mehr finde ich es faszinierend, wie da die Einschätzungen auseinandergehen. Das bestätigt meine Vermutung, dass in dieser gesamten Landschaft die eine Hand nicht weiß, was die andere tut. Mein Punkt war auch gar nicht, dass die Barsortimenter als "graue Eminenz" im Hintergrund den gesamten Buchmarkt beherrschen – es gibt nur eine Unmenge an Schrankenwärtern, die allesamt zwischen Autor und Leser stehen und von denen jeder abzuschätzen versucht, was er nun der nächsten Instanz verkaufen kann. Die Agenturen denken an die Verlage, die haben die Barsortimenter im Sinn und die wiederum versuchen natürlich, den Buchhändlern ein passendes Programm anzubieten. Und ich habe wirklich oft genug erlebt, wie geniale, aber extrem ungewöhnliche Manuskripte gescheitert sind, weil eben der Verlag überzeugt war, die Barsortimenter würden so etwas nicht annehmen.

Ich freue mich auch sehr zu hören, dass die Barsortimenter in deiner Erfahrung eine so unbedeute Rolle einnehmen. Leider habe ich da auch schon von Buchhändlerseite anderes erlebt. Wenn ich als Käufer in einem Laden nach einem Buch fragen, das nicht von den Barsortimentern vertrieben wird, so erklären mir vier von fünf Buchhändlern, dass es dieses Buch nicht gebe (so zumindest meine persönliche Erfahrung). Wie gesagt, schön, dass dies nicht überall so gehandhabt wird.

Ein frustrierter Selfpublisher bin ich übrigens (noch) nicht, nur ein frustrierter Verlagsautor und angehender Selfpublisher. Und dafür habe ich meine Gründe.

Zu deiner letzten Aussage: Insgesamt besteht meiner Meinung nach das größte Problem des deutschen Verlagswesens darin, dass die verschiedenen Instanzen nicht miteinander reden.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Silvia am 21. März 2019, 23:03:11
Als ehemalige Buchhändlerin kann ich Majas Erklärungen voll und ganz bestätigen. Zweimal im Jahr rauschten die Vertreter durch unser Thalia-Buchkaufhaus, vorher wanderten die Verlagsvorschauen durch alle Warengruppen und dort wurde angekreuzt und Zahlen drangeschrieben. Die Chefin legte bei Titeln, die ihr besonders verkaufsträchtig aussahen, gern noch zwanzig, dreißig mehr drauf. Die Vertreter nahmen die Bestellzahlen mit, die Lieferung erfolgte durch die Verlage. Das Barsortiment war bei uns für die Kundenbestellungen da - und für einige Titel, die wir (aus Konditions- oder sonstigen internen Gründen) nicht über die eher kleinen Verlage beziehen durften. Die konnte man dann notfalls auch im nächsten halben Jahr wieder ans Barsortiment zurückschicken, sollten sie sich nicht verkaufen. Sehr praktisch, das. Oder wenn man ganz schnell dringend was brauchte - frisch verstorbener Prominenter, Schulbuchverlag hat Lieferschwierigkeiten etc.

Barsortimente sind immens wichtig für die schnelle Lieferbarkeit. Heute (bis Mittag) bestellt, morgen für den Kunden kostenfrei geliefert.
Diese Aussagen "gibts nicht" haben mich immer gewundert. Denn über den Verlag selbst konnte man, wenn man das "Verzeichnis lieferbarer Bücher" in der eigenen Datenbank hatte, alles bestellen. Nur halt mit Lieferfristen bis zu 2-3 Wochen und Anzahlung des Kunden, damit man auf dem Spezialfall hinterher nicht sitzenblieb.

Barsortimente sind Zwischenbuchhändler. Sie nehmen vom Verlag ans Lager und liefern an den Buchhändler aus. Oder kriegen Remittenden zurück und schicken die retour zum Verlag. Logistiker halt. Und sie halten die Branche durch ihre Schnelligkeit am Laufen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Kerstin am 22. März 2019, 13:49:53
Zitat von: Ananke am 21. März 2019, 18:04:44
Die Agenturen denken an die Verlage, die haben die Barsortimenter im Sinn und die wiederum versuchen natürlich, den Buchhändlern ein passendes Programm anzubieten.
Ich höre gerade das erste Mal, dass die Verlage vor allem an die Barsortimenter denken.  ???
Gibt es andere Leute, die ebenfalls die Erfahrung gemacht haben oder irgendwelche Quellen dazu?

Irgendwie scheint mein Verlag dann etwas falsch zu machen, da ich von dort immer nur die Aussage bekomme, dass es wichtig ist, was der Buchhandel und die Buchhandelsvertreter denken, aber wirklich noch nie ein Wort zu den Barsortimentern. Die Vorbesteller gehen auch immer direkt an den Verlag und nicht über Barsortimenter.
Wegen den Buchhandelsvertretern wurde bei mir schon kurzfristig ein neuer Titel und ein neues Cover für ein Buch gesucht. Wegen dem Buchhandel habe ich ein Autorenfoto und "Styling" für Katalog und Buch selbst und ein komplett anderes für Internt und sonstige Medien.

Ansonsten kann ich mir absolut nicht vorstellen, dass das Leben für Kleinverlage leichter wird, wenn es keine Barsortimenter mehr gibt. Niemand hält Autoren und Kleinverlage ohne Anschluss an die Barsortimenter davon ab, auch jetzt schon Kontakt zu Buchhandlungen aufzunehmen. Warum sollte es einfacher werden, wenn Buchhändler noch mehr Arbeit haben?
Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass dieselben Buchhändler, die jetzt schon kaum dazu kommen, sich die Vorschauen der Großverlage anzuschauen, dann plötzlich die Programme sämtlicher Kleinverlage durchgehen. Das ist zeitlich doch gar nicht zu bewerkstelligen und wenn sie die Kataloge nicht sichten, woher sollen sie dann etwas von den Büchern wissen? Am Ende würde es vermutlich eher dazu führen, dass Buchhandlungen grundsätzlich nichts mehr verkaufen, was nicht aus einem der großen Häuser stammt, da sie bei jedem Verlag einzeln bestellen müssten. Mal abgesehen davon - welcher Kunde wartet denn eine Woche auf die Bestellung vom Buchhandel, wenn er das selbst im Netz genauso schnell erhält? Edit: Vor allem würde es wohl Amazon und Thalia freuen, da sie ihre eigenen Lager haben und dementsprechend als einzige schnell liefern könnten.

Und wieso sollten es plötzlich die kleineren Titel aus Großverlagen leichter haben? Der Buchhandel bestellt dann doch nicht plötzlich mehr Bücher, von denen er nicht sicher ist, ob sie sicher verkaufen, wenn dann die Rückabwicklung komplett an ihm hängenbleibt. Da konzentriert man sich doch noch viel mehr auf die Autoren und Bücher, die sich garantiert verkaufen.

Ich verstehe auch nicht, von welcher Schranke hier gesprochen wird? Der Buchhandel kann für Großverlagsautoren defintiv eine sein, aber wenn man schon die Zeiten des Internets betont, dann muss man auch sagen, dass diese Schranke nicht mehr so massiv ist wie früher.
Jeder Buchkäufer kann heutzutage jedes Buch online bestellen. Sämtliche Kataloge sind online zu finden. Es war doch noch nie so einfach.
Und Großverlage machen auch weiterhin besondere Bücher, Experimente und Liebhaberbücher, die sich nicht toll verkaufen werden. Man muss sich nur mal die Programme anschauen. Leider sind das aber auch fast immer die Bücher, für die sich auch die Käufer nicht interessieren.

Immer nur so zu tun, als wenn die bösen Verlage, Barsortimenter, Buchhändler ... Schuld wären, während die Leser doch gaaaaanz was anderes wollen, finde ich persönlich etwas kurz gegriffen.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Aphelion am 22. März 2019, 16:32:39
Irgendwie finde ich es gerade komisch, dass ihr Ananke ihre Erfahrung absprecht, aber gleichzeitig auf eure eigenen Erfahrungen in einem anderen Teilbereich der Branche verweist... Beide Erfahrungen schließen sich doch gar nicht gegenseitig aus? So eine "Selbstzensur", wie man das überspitzt nennen könnte, ist alles andere als selten, führt aber trotzdem zu realen Konsequenzen. Nirgendwo hat jemand behauptet, Verlage/Agenturen würden nur an das Barsortiment denken, sondern dass es Fälle gab, in denen eine Ablehnung mit dem Barsortiment begründet wurde. Sorry, wenn ich das jetzt selbst missverstanden haben sollte, Ananke.

Jedenfalls sehe ich da erstmal keinen Grund, in der berichteten Erfahrung eine Lüge zu vermuten. Für mich klingt es logisch, dass sowohl "vor" dem Barsortiment (aufseiten der Agenturen und Verlage) als auch "nach" dem Barsortiment (aufseiten der Buchhändler und Leser) eine Auswahl stattfindet.

Allerdings glaube ich nicht, dass es ohne Barsortiment mehr Diversität gäbe. Zu anstrengendend. Ja, es gibt engagierte Buchhändler, aber das sind nicht alle. Es braucht sich hier also kein Buchhändler direkt angesprochen zu fühlen. ;)

Was Lieferzeiten angeht: Selfpublisher sind in der Hinsicht nicht besser als Verlage (wenn beide ohne Barsortiment auskommen), insofern gibt es eigentlich keinen Grund, warum sich die von Maja erwähnten Leute die Hände reiben könnten. Und jetzt komme mir keiner mit E-Books, die machen nur fünf (5!) Prozent der Buchkäufe (Umsatz) aus. Siehe Börsenverein (https://www.boersenblatt.net/2019-02-15-artikel-kennzahlen_zum_buchmarkt_2018_.1599949.html). In manchen Sparten mehr, in anderen weniger, aber für den Buchhandel als Ganzes dürfte eher der allgemeine Trend ausschlaggebend sein.

Schadenfreude, Hohn & Co. gibt es sicherlich trotzdem, einfach weil. Weil Menschen komisch sind. Weil viele Selfpublisher sich in der Rolle des armen Opfers der übermächtigen Bösen gefallen und manchmal auch tatsächlich zu Unrecht nicht beachtet werden. Weil Rache zwar sch***e, aber auch menschlich ist. Unangemessen ist Hohn in jedem Fall - da stimme ich Trippenschritt zu - , aber er ist hier auch grundlos. Gleichzeitig bedeutet eine kritische Anmerkung nicht, dass jemand zu den Schadenfrohen in den Topf gehört.

@Kaeptn
In einem Blogpost von Voland & Quist (https://www.voland-quist.de/verlagsblog/knv/) klingt das Thema auch kurz an. Ich bin ebenfalls gespannt, ob der "günstige" Zeitpunkt der Insolvenz noch genauer hinterfragt wird.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 22. März 2019, 16:47:55
@Ananke
Ich sagte nicht, dass Barsortimente eine unbedeutende Rolle spielen. Sie sind nur nicht verantwortlich für das, was in der Buchhandlung in den Regalen steht, wenn es nidht darum geht, dass ein Bestseller unerwartet ausgegangen ist und die Verlagsbestellung nicht schnell genug da ist - wohl aber dafür, dass Kunden ihre bestellten Bücher bekommen, dass auch nicht im Sortiment vorrätige Kleinverlage überhaupt an den Leser kommen können. Das ist eine gewaltig wichtige Rolle. Aber: Nicht das Barsortiment entscheidet, was gelesen wird. Das stimmt schichtweg nicht.

@Aphelion
Ich spreche niemandem branchenrelevante Erfahrungen ab, wenn ich weiß, woher diese Erfahrungen kommen. Meine kommen daher, dass ich in allen Bereichen des Buchwesens geabeitet habe - im Buchhandel, aber im Verlagsvertrieb, und als Verlagsautor auch sehe, wie und wo das Marketing landet. Wo es um Barsortimente geht, habe ich buchstäblich jeden einzelnen Schritt in der Kette bereits bearbeitret, ich habe als Buchhändler beim Barsortiment bestellt, als Verlagsvertriebsler das Barsortiment über die neuen Titel informiert und Bestellungen des Basortiments bearbeitet, ich kann sehr genau sagen, wie es abläuft, weil ich es schlichtweg weiß.

Bei Ananke fehlt mir schlichtweg die Information, woher ihre Erfahrungen stammen - in welchem Berufsfeld sie tätig war, um diese Kenntnisse zu sammeln, die allem, was jedem, der in der Buchbranche gearbeitet hat, widersrpechen. Das ist genau so, wie ich den Erfahrungen eines Arztes mehr Glauben schenke als denen eines Impfgegners - für mich sind das schlichtweg Verschwörungstheorien, mit denen sich im Buchhandel unterrepräsentierte Selfpublisher zusammenreimen, woran es liegen könnte, dass sie im Buchhandel unterrepräsebtiert sind, und weil die Leute vergleichsbar wenig wissen über die Arbeit von Barsortimenten, die immer irgendwie unsichtbar im Hintergrund agieren, sind die ein leichter Kandidat für den Posten des Sündenbocks.

Und wenn dieses Forum eines nicht beabsichtigt, dann Verschwörungstheorien einen Boden bieten. wenn es um Erfahrungsberichte geht, will ich wissen, woher die stammen, worauf sie fundiert sind. Behaupten kann jeder was.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Kerstin am 22. März 2019, 17:30:26
Zitat von: Aphelion am 22. März 2019, 16:32:39
Irgendwie finde ich es gerade komisch, dass ihr Ananke ihre Erfahrung absprecht, aber gleichzeitig auf eure eigenen Erfahrungen in einem anderen Teilbereich der Branche verweist...
Zum einen spreche ich ihr nicht die Erfahrung ab oder unterstelle gar eine Lüge, sondern habe einfach nach mehr Infos gefragt, da ich auch im Netz nichts gefunden habe, was ihre Aussage bestätigt. Nur einen Beitrag, der in die Richtung ging, sich aber auf kleine Verlage bezog, wozu dann die Aussage von Ananke mit den Agenten nicht passt (da Agenturen ja eher selten an Kleinverlage vermitteln).
Zum anderen hatte ich den Eindruck, dass Ananke hier die einzige ist, die nicht relativiert, sondern eine pauschale Aussage (oder gleich mehrere) in den Raum gestellt hat. Keine Einschränkung um was für Verlage, Agenturen, Bücher, Genre ... es sich handelt.

Klar kann ich mir vorstellen, dass ein kleinerer Verlag Schwierigkeiten haben könnte, z.B. einen Hardcore-Horror-Roman mit SM-Praktiken und entsprechendem Cover einem Barsortimenter schmackhaft zu machen. Das Problem liegt dann aber eher daran, dass es vermutlich kaum eine Buchhandlung einkaufen würde und verschiebt damit nur das grundsätzlich existierende Problem.

Desweiteren frage ich mich, auf welchen anderen Teilbereich der Branche du dich beziehst? Die Buchhändler haben widersprochen (was sie ja wohl dürfen, wenn ihnen unterstellt wird, dass sie nur noch vom Barsortimenter fertige Päckchen beziehen) und ich habe als Autorin widersprochen, die bei einer Agentur unter Vertrag ist und erst heute wieder über die Vorbestellungen für den nächsten Roman gesprochen hat.
Mich würde wirklich interessieren (ernsthaft), wo bei Großverlagen die Schrankenfunktion der Barsortimenter einsetzt? Die nehmen doch meines Wissens nach alle Bücher von Großverlagen auf? Und die Vorbestellungen, die über die Auflagenhöhe entscheiden, gehen doch zum größten Teil direkt an den Verlag?
Aus meinen Abrechnungen kann ich klar erkennen, dass mit großem Abstand die meisten Bücher in den ersten Wochen nach der Veröffentlichung verkauft werden - also die Vorbestellungen, mit denen die Barsortimenter nichts zutun haben. An welcher Stelle spielt hier der Barsortimenter eine Rolle?

Edit: Maja war schneller - ich stimme ihr komplett zu. :)
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 22. März 2019, 17:34:52
Nachtrag: noch eine Klarstellung zu KNVs Marktmacht.

Ja, ein Barsortimenter hat einen Einfluss auf die Auflagenhöhe. Wie viele Bücher eine Erstauflage tatsächlich erfasst, wird vom Verlsg festgelegt, wenn die Vormerker da sind - nschdrm die Vorschau erschienen ist, die Vertreter ausgeschwärmt sind und die Buchhandlungen, einschließlich des Zwischenbuchhandels, bestellt haben.

Und natürlich bestellt ein Barsortimenter von rinem Titel deutlich mehr Exemplare als eine einzelne Buchhandlung - man will ja bereit sein, alle zu erwartenden kurzfristigen Bestellungen auch liefern zu können. Meldenummer 15, fehlt gerade am Lager, ist für Kunden immer doof, daher muss das Buch oft genug vorrätig sein. Hält das Barsortiment einrn Titel für besonders erfolgsversprechend - auf Basis der bom Verlag erhaltenen Informationen und den eigenen Zahlen zu Vergleichstiteln - kann es passieren, dass die Barsortimente deutlich mehr von rinrm Titel vorbestellen, als der Verlag erwartet hat. Und wenn diese Bücher dann produziert werden - sind schließlich bestellt - und dann doch nicht laufen, ist das ärgerlich für den Verlag, wenn das Barsortiment alles remittieren will. Der Einfluss der Barsortimente auf die Auflage eines Buches darf nicht unterschätzt werden.

Aber: auch das Barsortiment bestellt erst, wenn die Vorschau draußen ist. Auf die Entscheidung,  welches der Toptitel wird oder wie hoch das Marketingbudget sein soll, hat es keinen Einfluss. Es schaut sich die Informationen an und überlegt dann, welcher Titel wie oft ans Lager genommen wird - unter Berücksichtigung des Kaufverhaltens und der geplanten Werbekampagnen. Was der Kunde am Ende kauft, liegt nicht in der Macht der Barsortimente. Sonst wäre die Lewinsky-Biographie damals ein echter Renner geworden. Oder KNV heute nicht pleite.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Kerstin am 22. März 2019, 17:41:18
Danke für die Erläuterung, Maja.
Da hatte ich mich nicht klar ausgedrückt. Natürlich beeinflussen die Barsortimenter auch die Auflagenhöhe - ich bezog mich mehr auf die tatsächlich in den Buchhandlungen ausliegenden Bücher, auf die es schließlich ankommt.

Edit: Wobei diese Sonderfälle der überhöhten Bestellungen vom Barsortimenter vermutlich weniger relevant für unbekannte deutsche Autoren von Unterhaltungsromanen sein dürften. Oder täusche ich mich da?
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maja am 22. März 2019, 17:46:40
Barsortimente sind kein Wohltätigkeitsverein. Die Rabattsätze, die die von den Verlagen haben wollen, dind happig. Und darunter leiden die kleinen Verlage mehr als die großen:

Große haben zum einrn die Macht, bessere Konditionen auszuhandeln - zum Beispirl kürzere Zahlungsziele als die drei Monate, die KNV gerne hätte. Große haben auch die Mischkalkulation, dass eben nicht jede Buchhandelsbestellung über das Barsortiment läuft, sondern auch über für den Verlag deutlich profitablere Sätze direkt vom Buchhändler bestellt werden.

Klrenvetlage müssen die Default-Konfitionrn fressen, wollen sie übers Barsortiment ausliefern, und wissen dabei, dass darüber hinaus sehr wenige direkte Bestellungen vom Buchhandel bri ihnrn ringehen werden. Nur, ohne die Barsortimente bestellt der Buchhändler dort nicht mehr - sondern gar nicht. Es sind die Kleinverlage, die am stärksten darauf angewiesen sind, dass die Barsortimente funktionieren, und die nun am mristen unter der Pleite zu leiden haben.

Ja, KNV ist ein Türsteher: er ermöglicht Verlagen da reinzukommen, wo sie ohne eben nicht reinkämen. Ist das eine schlechte Sache? Der Verlag muss das nicht mitmachen. Der kann auch sagen, ich verkaufe nicht über den Buchhandel, nur an Endkunden, darüber verdiene ich mehr. Es gibt keinen Barsortimentszwang. Es ist nur eine Option - und wenn die wegfällt, hat keiner was gewonnen
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Silvia am 22. März 2019, 20:19:19
Ich hab ja vor Zeiten mal ein FH-Studium im Bereich Buchhandel- und Verlagswirtschaft gemacht, da kam das Barsortiment aber auch nur als Zwischenhändler vor. Besucht haben wir auch mal eins. :-) Und in einem Praktikum war ich mal ein paar Tage bei LKG in Leipzig und durfte mit einpacken nach den Bestelllisten der Buchhandlungen. Ich werde die Titel von "Das kleine Arschloch" wohl mein Leben lang mit Barsortiment verknüpfen, die hatten sie da gerade neu an Lager genommen und ich bin um die Stapel Kreise gefahren mit meinem Wägelchen.  ;D

Aber letztens ist mir was in einem Artikel untergekommen mit "Paketen vom Barsortiment für Buchhandlungen". Ich find den Artikel nicht wieder, aber hier steht ab Seite 2 auch was dazu drin, sogar von KNV:
http://www.knv.de/fileadmin/templates/_upload/ps_interview.pdf

Meinst Du sowas vielleicht, Ananke?
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Ananke am 23. März 2019, 17:02:18
@Aphelion Vielen Dank für den Zuspruch und den Vertrauensvorschuss. Ich fand es ehrlich gesagt auch etwas befremdlich, mit welcher Vehemenz mir meine Erfahrungen hier abgesprochen werden.

@Silvia Ja, das Interview zeigt zwischen den Zeilen sehr schön, worauf ich hinauswill. Und natürlich empfinden Buchhändler diese "Sorglos-Pakete" als sehr praktisch – das heißt nur leider nicht, dass sie gut sind für die Diversität im Buchmarkt.

Wie gesagt, kenne ich die ganze Geschichte nur von Agentur- und Verlagsseite. Ich kann nicht beurteilen, wie die Barsortimenter nun wirklich mit den Buchhandlungen umgehen – ich habe nur erlebt, welche Selbstzensur sich die Verlage hinsichtlich der Händler auferlegen. Das Ergebnis ist damit leider das gleiche.


@Maja Ich bin zugegebenermaßen etwas irritiert darüber, auf welche Weise meine Beiträge in diesem Thread von dir verurteilt werden. Du hast mich implizit als unerfahrenen Aufschneider und frustrierten Verschwörungstheoretiker bezeichnet, hast mich mit Impfgegnern gleichgesetzt, und das nur, weil meine Erfahrungen im Verlagswesen nicht zu deinen Erlebnissen als Buchhändlerin passen.
Ist es hier im Forum üblich, Diskussionen ausschließlich auf einer derart emotionalen Ebene zu führen, statt sich offen über verschiedene Sichtweisen zu unterhalten? Ich muss zugeben, dass ich mir hier eine andere Gesprächskultur erhofft hatte.

Ich kann dir gerne meine Quellen schildern – auch wenn ich sehr daran zweifle, dass das zu irgendetwas führt, denn wenn du schon offen sagst, dass du meinen Berichten nicht glaubst, wieso solltest du den Hintergründen dazu dann mehr vertrauen?
Wie auch immer ...

Ich habe mehrere Jahre für eine Literaturagentur gearbeitet, habe dort die eingesandten Manuskripte bewertet und lektoriert und ich habe an den Verhandlungsgesprächen mit diversen Großverlagen teilgenommen – teilweise als Beisitzender, teilweise auch selbst als Verhandler. Zudem arbeite ich für Agenturen und Verlage verschiedener Größe als freischaffende Lektorin und habe mit den Verantwortlichen der verschiedenen Stufen ausgiebigst über diese Problematik gesprochen.
Ich kann nicht ausreichend beurteilen, wie es den Büchern auf ihrem Weg vom Verlag bis in die Buchhandlung ergeht, aber ich kann dir versichern, dass die Manuskripte bis zur Vertragsunterzeichnung diversen sebstauferlegten Beschränkungen unterliegen. Ich kann nicht abzählen, wie viele vielversprechende Manuskripte in unserer Agentur nicht angenommen wurden, weil "die Verlage das nicht nehmen werden", und wie viele von den Verlagslektoren abgewiesen wurden, weil "wir das nicht bei den Barsortimentern unterkriegen".

Mein Lieblingsfall war ein großartiges Manuskript, das in unserer Agentur als der Überraschungserfolg des Jahres gehandelt wurde. Für mich persönlich ist das Buch das beste humoristische Werk, das ich seit 'Per Anhalter durch die Galaxis' gelesen habe. Es war frisch, neu und "anders" – etwas so Originelles habe ich selten gelesen.
Wir haben das Manuskript auf der Buchmesse als unseren Haupttitel gehandelt und es jedem Verlag angeboten, der etwas im Bereich Humor gesucht hat. Auch die Verlagslektoren waren durch die Bank begeistert von der Idee des Buches – aber sie haben uns einhellig erklärt, dass so etwas nicht ihre klassischen Genre-Vorstellungen passen würde. Eine Lektorin meinte: "Schickt mir die Leseprobe mal zu, das klingt großartig. Also ich werde es im Verlag sicher nicht durchbringen, aber ich will das unbedingt lesen."
Long Story short: Der Autor hat keinen Verlag gefunden, er hat die Agentur jetzt verlassen und ich versuche bis heute, ihn davon zu überzeugen, das Manuskript selbstzuveröffentlichen.

Soweit zu mir und meinem Bericht – mach daraus, was du willst.
Du wirst vielleicht verstehen, dass ich mich hiermit aus diesem Thread ausklinken werde – sei mir nicht böse, aber ich habe kein Bedürfnis, mich hier noch weiter beschimpfen zu lassen. Ich gehe nicht davon aus, dass ich dich in deinen Überzeugungen irgendwie beeinflussen kann und daher vergeude ich hier wohl nur meine Zeit.

Ich wünsche dir, Maja, und deinen Büchern alles Gute. Ich persönlich denke, dass du gute Chancen hast, als Autorin erfolgreich zu sein – soweit ich sehe, sind die Genres, in denen du schreibst, allgemeinverträglich genug, dass die Verlage dir keine Steine in den Weg legen dürften, und dieses Forum bietet dir eine wunderbare Marketing-Plattform, um eventuelle Unzulänglichkeiten der Verlage, was die Werbung angeht, auszugleichen.
Ich bin sicher, dass du dir deinen Erfolg hart erarbeitet hast. Nur wäre es schön, wenn du dir bewusst machen würdest, dass du es in einem etwas unkonventionelleren Genre auch mit dem besten Manuskript deutlich schwerer gehabt hättest – und dass das nichts ist, worauf die Buchbranche besonders stolz sein sollte.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 06. April 2019, 19:20:23
Zitat von: Ananke am 23. März 2019, 17:02:18
Wie gesagt, kenne ich die ganze Geschichte nur von Agentur- und Verlagsseite. Ich kann nicht beurteilen, wie die Barsortimenter nun wirklich mit den Buchhandlungen umgehen – ich habe nur erlebt, welche Selbstzensur sich die Verlage hinsichtlich der Händler auferlegen. Das Ergebnis ist damit leider das gleiche.

Ok, dann würde mich jetzt wirklich auch mal interessieren, welche Art der Erfahrungen du hast - gern  auch per PN?
Als Verleger, der Barsortimenter in keinster - wirklich in keinster Weise - als Schrankenwärter wahrgenommen hat, sondern die Schranken der Wirtschaftlichkeit immer und ausschließlich als vom LESER vorgegeben erkennen musste, würde mich das wirklich interessieren.
Ich hab mit Buchhändlern zu tun, die mir explizit sagen, dass sie tollfinden, was ich mache - aber das man den Leuten auf dem Dorf nicht mit Phantastik, sondern nur mit Kochbüchern, Esotherik und Biographien kommen kann und alles andere Ladenhüter sind. Ich wüsste auch nicht, wieso ein Barsortiment da eingreifen sollte, weil die verdienen ausschließlich an gekauften Büchern, nicht an Büchern, die sinnlos hin- und hergeschickt werden, weil der Kunde sie nicht will.

Und nein, ich bin kein großer Fan der Barsortimenter. 50% Buchhandelsrabatt minimum kneifen mich verdammt doll. Und die 180 Tage Zahlungsziel, die eines der Barsortimenter am Anfang von mir wollte, weil wenn nicht, dann raus - das ist auch nicht gerade ein toller Beginn für eine gute Wirtschaftverbindung.
Aber - allen Ärger, den ich mit den Grossisten hatte/habe zum Trotz - Barsortimenter sind verdammt wichtig und bei weiten kein unnützer Schrankenwärter.
Es macht einen Unterschied, ob ich einmal 50 Bücher in eine Kiste packe und eine Rechnung schreibe und einmal zur Post laufe und einmal für 2 Minuten am Schalter stehe ... oder ob 50 Tüten packe, 50 Adressaufkleber drucke, 50 Rechnungen schreibe, 50 mal zur Post renne, 50 mal in der Schlange stehe und warte, 50 mal meinen Kontostand prüfe.

Und ja - kann sein, dass Verlage sich einer Selbstzensur unterziehen.
Aber das machen sie doch nicht deswegen, weil ein übermächtiger Barsortimenter dasteht und mit dem großen Finger droht.
Das machen sie doch ausschließlich deswegen, weil sie meinen, mit der Selbstzensur mehr verdienen zu können.

Also mich würde wirklich interessieren, welche Art der Erfahrungen du hast - und woher. Gerne auch per PN.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 06. April 2019, 20:32:55
Hat Ananke das nicht gerade erwähnt? Sie kennt es von ihrer Arbeit in einer Agentur - und die mag, zugegeben, etwas anders aussehen als das, was wir als Autoren oder Kleinverleger uns darunter vorstellen.
Aber was ich bestätigen kann:
Wie Treogen sagt, ohne Barsortimenter kommt ein Kleinverlag so gut wie gar nicht in eine Buchhandlung.
Und wie Maja sagt, haben die Barsortimenter tatsächlich durch ihre Bestellmengen Einfluss auf die Auflagenhöhe. Ich verdanke einer solchen Barsortimentsbestellung einen Ladenhüter erster Klasse- die haben so viel und so schnell bestellt, dass ich nachdrucken musste, und kurz nach Auslieferung dieses Nachdrucks kam die Riesen-Retoure. Für das nächste Dutzend Jahre mindestens habe ich jetzt genug Bücher von dem Titel liegen. Ganz zu schweigen davon, dass diese Retoure erst kam, als ich die Autoren für das Jahr davor aufgrund der Großhandelsbestellungen schon bezahlt hatte für die Bücher, die ich dann nach einem halben Jahr zurückbekam. In der Folge gab es dannach für die betroffenen Autoren erst mal fünf Jahre überhaupt kein Geld für dieses Buch, da wurden nur Retouren verrechnet.
Und noch etwas Merkwürdiges ist mir aufgefallen. Wenn das Barsortiment nicht genau die bestellte Menge kriegt, ist das Buch für die nicht lieferbar. Sprich, ich habe 9 Bücher liegen, die bestellen 10, ich frage an, ob sie erst mal die 9 Bücher nehmen und ich liefere das andere nach - nein, geht nicht, wollen die nicht. Lieber wird das Buch als derzeit nicht lieferbar geführt.
Partnerschaftlich ist das nicht unbedingt.
Und für den Buchhandel sieht es dann wieder so aus: Kleinverlage taugen nicht als zuverlässige Partner.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 06. April 2019, 21:10:57
Zitat von: FeeamPC am 06. April 2019, 20:32:55
Hat Ananke das nicht gerade erwähnt? Sie kennt es von ihrer Arbeit in einer Agentur - und die mag, zugegeben, etwas anders aussehen als das, was wir als Autoren oder Kleinverleger uns darunter vorstellen.

Naja, sie schrieb: "Agentur- und Verlagsseite"
Mich hätte interessiert, ob Kleinverlag oder großer Publikumsverlag. Für einen Kleinverlag kann ich es mir eigentlich nicht vorstellen - man kann uns zwar meist nicht über einen Kamm scheren, aber in einem Punkt sind wir Kleinverleger definitiv ALLE gleich: Wir haben allesamt einen an der Klatsche (denn ein "Normaler" würde sich das nicht antun) und wollen mit dem Kopf durch die Wand   ;D
Bei einem Publikumsverlag könnte ich es mir schon eher vorstellen, weil die natürlich auch die Werbemechanismen von Libri und KNV intensiver nutzen, als wir Kleinen (ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich kann mir die Werbemöglichkeiten bei KNV nicht leisten - das sprengt definitiv mein Budget) und sich deshalb vielleicht auch da auf etwas einlassen müssen.
Eben deswegen würde es mich ja so sehr interessieren, WOHER sie ihre Erfahrungen hat.
Ein Praktikum in der Marketing Abteilung bei Random House ist halt doch was anderes, als ein Praktikum bei Machandel oder Low  ;)

Ähnlich ist es bei "Agenturseite".
Da gibt es Agenturen, die zwar viel versuchen, aber trotzdem nur die zweit- und drittklassigen Verlage an Land ziehen.
Und dann gibt es Agenturen, die für ihre Autoren Auktionen veranstalten und drei Hochkaräter an jeder Hand haben.
Vielleicht ist es so, dass gerade die Spitzenagenturen da andere Erfahrungen haben.
Oder vielleicht ist es ja auch so, dass gerade die Kleinen, die nicht vorwärts kommen, irgendetwas brauchen, um sich ihr Nichtvorwärtskommen irgendwie zu erklären.
Ich weiß es nicht.

Es ist wirklich nicht so, dass ich Anankes Erfahrungen anzweifel.
Es geht mir nur um eine Einordnung dieser Erfahrungen - eben weil ich diese so (noch?) nicht gemacht habe.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Alana am 06. April 2019, 22:02:00
Also ich muss gestehen, dass ich trotz einiger Erfahrung und vieler Gespräche auch mit Vetrieb etc. noch nicht ein einziges Mal gehört habe, dass die Barsortimenter bei den Großverlagen (!) eine Rolle spielen, was die Auswahl und Vermarktung der Manuskripte angeht. Ich habe bisher immer nur vom Buchhandel gehört, der ein Cover, ein Genre etc. nicht verkaufen können wird oder nicht weiß, wie er es machen soll. Einzig bei Kleinverlagen habe ich schon gehört, dass sie teilweise Probleme haben, Bücher in die Barsortminte zu kriegen. Und dass Barsortimenter sich ein wenig nach den Vorbestellungen aus dem Buchhandel richten, wie viele Bücher sie selbst vorhalten und dadurch eben wie oben erwähnt, Einfluss auf die Auflagenhöhe nehmen können. Ich will dir damit aber nichts absprechen, Ananke, ich finde es einfach nur extrem seltsam, dass das bei allen Gesprächen, die ich schon über diese Dinge geführt habe, auch mit anderen Berufsautoren, wirklich noch nie erwähnt wurde und würde gern mehr darüber wissen. Im Mai ist hier in Müchen Woche der Münchner Verlage und es gibt auch eine Veranstaltung zum Thema Vetrieb. Da werde ich mal nachfragen und weitere Erfahrungen dazu einholen. Bin sehr gespannt und berichte dann hier. :)

Übrigens stimme ich dir leider absolut zu, was dir merkwürdige Verschiebung des Marktes an eine ganz falsche Stelle angeht. Ich habe es schon erlebt, dass ein Cover, das perfekt zur Zielgruppe gepasst und das Buch sicher super verkauft hätte (dieser Meinung waren alle Beteiligten) gekippt wurde, weil der Verrieb sich sicher war, dass die Buchhändler, von denen die meisten nicht Leser dieses Genres sind, es nicht bestellen würden. Dann wird ein Cover genommen, dass das Buch schlechter an die Zielgruppe verkauft, aber die Buchhändler überzeugt. Total absurd, aber leider beim derzeitigen System nötig.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 10. April 2019, 21:24:55
KNV zahlt anscheinend wieder.
Habe gestern mein erstes Zahlungsavis für Ware bekommen, die vor dem 14.02 bei KNV eingegangen sind. Andere haben bereits ähnliches berichtet. Schaun wir mal, ob das Geld morgen auf dem Konto ist.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Hanna am 10. April 2019, 22:14:21
Das sind spannende Neuigkeiten!  :pompom:
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Grummel am 11. April 2019, 13:53:25
Oh, das ist erfreulich.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Silvia am 03. Mai 2019, 00:57:38
"Läuft alles nach Plan, haben wir im Juli einen Investor" (Interview vom 2.5.2019)

https://www.boersenblatt.net/2019-05-02-artikel-interview_mit_knv-insolvenzverwalter_tobias_wahl.1649595.html
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maria am 07. Mai 2019, 15:37:11
Klingt zuversichtlich.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 24. Mai 2019, 07:24:22
Aktuell bekomme ich monatlich eine Abrechnung über alle aus dem Warenbestand entnommenen und noch nicht bezahlten Bücher - die dann innerhalb von 14 Tagen ausgezahlt wird.
Meine Ausfälle habe sich mittlerweise auf unter 30 Euro reduziert. Außerdem habe ich neue Bestellungen bekommen, die allesamt innerhalb von 2 Wochen bezahlt wurden. Gleichzeitig läuft sehr viel über das KNV-Clearing (KNV gibt Bestellungen weiter und verbindet dadurch Buchhandlungen und Verlage).
Läuft.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Maria am 24. Mai 2019, 08:27:41
Wie schön. Ich hoffe, dass es für alle Verlage so gut läuft.
Danke.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: treogen am 27. Mai 2019, 21:08:42
Naja - für manchen kann es schon das Aus bedeutet haben, dass sich die Zahlungen noch mal 3 Monate hingezogen haben.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Silvia am 26. Juni 2019, 11:55:25
https://www.boersenblatt.net/2019-06-26-artikel-logistikdienstleister_zeitfracht_uebernimmt_gesamte_knv_gruppe.1682447.html?fbclid=IwAR0rh7w5K399lp773rkx0dcBmRltS7wnEykjCocBNFdlmlN6oBz1kv1qiLw


Logistikdienstleister Zeitfracht übernimmt gesamte KNV Gruppe26. Juni 2019
Buchlogistiker Koch, Neff und Volckmar gerettet
Keine fünf Monate nach dem Insolvenzantrag ist Deutschlands größter Buchlogistiker und Buchgroßhändler Koch, Neff und Volckmar (KNV) gerettet. Mit dem Berliner Familienunternehmen Zeitfracht konnte Insolvenzverwalter Tobias Wahl einen leistungsstarken Erwerber für die gesamte KNV Gruppe finden. Der Erwerb steht allerdings noch unter dem Genehmigungsvorbehalt der Banken und der Kartellbehörden.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 27. Juni 2019, 13:28:23
Okay. Dann dürften einige Verlage (und Buchhandlungen) erleichtert aufatmen. Unseer Bücherwelt ist zwar nicht mehr heile, aber wenigstens anständig repariert.
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Aphelion am 31. Januar 2020, 16:41:33
Es gibt anscheinend inzwischen einen Ausgleichsfonds für "konzernunabhängige Verlage", deren Forderungen nicht von KNV beglichen werden konnten und die deshalb in "akute Existenznot" geraten sind.

Quelle: Börsenblatt (https://www.boersenblatt.net/2020-01-31-artikel-knv-ausgleichsfonds_erhoeht-konzernunabhaengige_verlage_koennen_foerderung_beantragen.1802114.html)
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 31. Januar 2020, 16:49:47
ZitatDie antragstellenden Verlage dürfen sich selbst nicht in einem Insolvenzverfahren befinden oder eine Insolvenz beantragt haben.
Also werden nur die unterstützt, die nicht schließen mussten. Das hilft etlichen Verlagen auch nicht mehr :(
Titel: Re: KNV insolvent
Beitrag von: FeeamPC am 31. Januar 2020, 18:07:54
Das würde ich für die betroffenen Verlage verbuchen unter "zu spät - zu wenig".