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Ihr Roman ist mit XY am Markt vergleichbar...

Begonnen von Arne, 10. Februar 2013, 23:23:01

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Arne

Hallo!

Ich stehe vor dem Problem, eine der wahrscheinlich unausweichlichsten Fragen im Bewerbungsprozess bei Agenturen/Verlagen nicht gut beantworten zu können. Wie schon im Betreff zu lesen, kann ich beim besten Willen keinen hinreichenden Vergleich zu meinem Roman benennen. Gut möglich, dass es einfach daran liegt, dass ich zwar viel lese, sich das aber nicht nur auf Fantasy beschränkt und ich somit nicht so bewandert in diesem Genre bin, wie ich es für diese Frage wohl sein müsste...

Die Geschichte kurz zusammengefasst:

Wirker werden als das größte nur denkbare Übel seit Jahrhunderten aufwändig verfolgt und die Angst vor ihnen noch aufwändiger am Leben gehalten, obwohl diese Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten nur noch sehr, sehr selten auftauchen. Carl wird eines Tages unter dünnen Vorwürfen als Wirker verschrien und ist seither auf der Flucht. Entwurzelt gibt es für ihn nur eines: diese wahnwitzige Anschuldigung loswerden.
Während sein Augenmerk noch ganz auf diesem Ziel liegt, lenken Andere, die von der Anschuldigung wissen, bereits seine Wege. Es geht mitten hinein in Verschwörungen, Tod und Verderben, obwohl er nichts als seine Ruhe will, um Stück für Stück sein Leben zurückgewinnen zu können. Als er viel zu spät bemerkt, worein er da geraten ist, sterben schnell Menschen wegen ihm, Fremde, aber auch neue Freunde. Und als sich schließlich brachial herausstellt, dass die Anschuldigungen von Anfang an tatsächlich wahr waren, denkt man nur daran, ihn und seine frisch hervorgebrochenen Fähigkeiten zu benutzen. Dabei widerspricht das allem, was jedermann seit so langer Zeit als unumstößliche Wahrheit gekannt hatte. Sogar in seinen eigenen Augen wäre es das einzig Richtige, ihn unschädlich zu machen.
Letztlich wird aus dem unbescholtenen jungen Mann erst durch das, was Andere aus egoistischen/machtpolitischen Motiven mit ihm angestellt haben, genau das, was die Welt vollkommen zu Recht fürchtet. Der frisch erwachte Wirker macht sich - ohne wirkliche Kontrolle über seine Fähigkeiten - auf, um diejenigen bezahlen zu lassen, die den Menschen um ihn herum in ihren verachtenswerten Absichten so viel Leid zugefügt haben. Und dabei scheut er am Ende nicht einmal mehr davor zurück, bewusst Angst zu verbreiten, um an sein Ziel zu kommen.

Es ist gewissermaßen - zumindest im letzten Drittel, wo endgültig alle Illusionen zerschlagen sind - eine phantastische falling down Geschichte (und – sofern es mir möglich gemacht wird – der Auftakt zu einem umfassenderen Projekt). Unausweichlicherweise ist es natütlich eine seeeehr vereinfachte Darstellung. Aber wem sage ich das ;-)

Erzählt wird das Ganze ausschließlich aus Carls Perspektive und in einer Art versteckter erster/dritter Person (kann man als beides bezeichnet, da Pronomen, die Carl, seine Handlungen und jegliche Bezüge zu ihm (örtlich, gegenständlich) beschreiben, ebenso wie sein Name ausschließlich im gesprochenen Teil von Dialogen vorkommen). Letzteres ist zwar eine eher subtile Sache, habe ich so aber bisher noch nicht gelesen.

Wenn jemandem ein ,,Das ist ja wie in..." oder ,,So ähnlich habe ich das schon mal in ... gelesen" kommt, immer her damit!! Jeder Tipp ist mir willkommen.

Und wenn diese Frage nicht hier her passt, bitte in das entsprechende Forum verschieben. Ich habe es hier gepostet, weil es eine sehr konkrete Anfrage zu meinem (bereits vollständigen) Buch ist und es mir nicht um dessen Vorstellung an sich ging.

Danke an alle, die sich die Zeit für meine Frage nehmen!


Arne

Arne

...über 60x angeschaut und keine Vorschläge? Braucht Ihr vielleicht mehr/andere Informationen?

Im Zweifel wäre ich auch für Teilvorschläge dankbar. In der Art wie "Dieser Teil erinnert mich an...", auch wenn es vielleicht nicht zu anderem passt. Ich fühle mich sehr unwohl dabei, die Frage nach vergleichbaren Werken nicht gut beantworten zu können. Klar könnte ich es mir einfach machen und sagen, es gäbe einfach nichts direkt Vergleichbares. Aber abgesehen davon, dass so etwas aus dem Munde eines Neulings am Markt absolut vermessen klingen muss, halte ich es auch für recht unwahrscheinlich.

Cairiel

Hallo Arne,

mir ist leider auch kein vergleichbares Buch bekannt, allerdings sah ich mich kürzlich mit demselben Problem konfrontiert. Ich habe Amazon und die Buchhandlung nach ähnlich klingenden Büchern abgegrast (hätte es sogar gelesen, um sicherzugehen  ::) ), aber nichts gefunden. Also habe ich wahrheitsgemäß geantwortet, dass mir kein vergleichbares Werk bekannt ist. Wobei ich mir bei meinem skurrilen Manuskript auch relativ sicher bin, dass es kaum ein ähnliches Buch geben wird  ;D ... was nicht unbedingt positiv ist).

Ob das empfehlenswert ist, weiß ich nicht. Aber bevor du dir ein Unpassendes aus den Fingern saugst, ist das vermutlich der einzige Ausweg. Aber vielleicht kann dir ein anderes Forenmitglied weiterhelfen. Innerhalb eines Tages sind bestimmt nicht alle über deinen Thread gestolpert.  ;)

Fianna

Hast Du diese Frage gestellt bekomen, oder ist das rein theoretische Vorbereitung?

Arne

#4
@Cairiel: Danke für Deine Antwort! Ich dachte mir schon, dass ich nicht der Einzige sein dürfte, der über so etwas stolpert. Vielleicht gibt es ja hier sogar jemanden, der direkte Erfahungen damit hat, wie es ankommt, einem potenziellen Agenten/Verlag zu sagen, dass einem kein vergleichbares Buch bekannt ist.
Ich denke durchaus, dass ich einige zumindest ungewöhnliche Wege gegangen bin. Doch es stellt sich die Frage, wo hört die zu erwartende Varianz zwischen verschiedenen, aber im Kern ähnlichen Erzählungen auf und beginnt das mit Fug und Recht Außergewöhnliche/Neue? Wie weit kann und sollte man sich aus dem Fenster lehnen - immer vorausgesetzt natürlich, dass sich die gemachten Punkte auch mit Substanz unterfüttern lassen?

@Fianna: Letztlich ist es durchaus praktisch. Zum Beispiel gibt es bei der letzten Agentur, die ich angeschrieben habe (Michael Meller), einen Fragebogen, in dem genau diese Frage auftaucht. Zudem plane ich, in den nächsten Tagen telefonisch mit einer anderen Agentur in Kontakt zu treten und denke, dass in den wenigen Minuten, die ich dann vielleicht habe, diese Frage sehr wahrscheinlich aufkommen könnte. Immerhin erlaubt die passende Antwort eine schnelle erste Zuordnung des angebotenen Werkes.

Zit

Ich sehe hinter dieser Vergleichsfrage immer die Frage nach der Zielgruppe. Ist das Buch eher für Leser von Patricia Highsmith oder Tolkien oder reiht es sich eher in den Kanon der Romane vom Lyx-Verlag; oder sind es doch lieber die Strugatzki-Brüder? Wenn sich kein spezielles Werk benennen lässt, würde ich auf (Genre-)Autoren zurück greifen, deren Flair in den Büchern dem nahe kommt, was ich von meiner Geschichte halte.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

dawinschi

Ich dachte die genaue Einordnung ist Aufgabe des Verlags.. Aus deinem kurzen Textausschnitt werde ich auch nicht wirklich schlau, da ich erstens nicht weiß, was genau "Wirker" sind (Fabelwesen, Dämonen, an für sich "normale" Menschen mit besonderen Fähigkeiten etc.) und zweitens, wo deine Geschichte spielt (in einer Fantasy-Welt, in einer abgeänderten Erde, in der Vergangenheit der Erde, mit gewissen Abänderungen). Du solltest einfach überlegen, was das Hauptmerkmal deines Buches ist; ist es gruselig, dann eher fantastischer Horror, arbeitest du viel mit Mythen oder geht es um eine epische Reise deines Helden in einer Fantasy-Welt? Aber wie eingangs gesagt, da sollte sich doch eher der Verlag drum kümmern und eine grobe Richtungsangabe deinerseits genügen.

Linda

Ein aktuelles Buch am Markt fällt mir hier auch nicht ein, ist nicht ganz mein Teilgebiet. Meistens existiert eine sanktionierte Art der Magie, deren Ausüber andere Formen unterdrücken wollen etc (Gilde der Schwarzen Magier / Cademar - Günstling der Magie)... Nichts wird dein Buch 100% treffen (zumindest hoffe ich das), aber es geht erst mal bloß um eine Richtung.

Du könntest in einem spezialisiertem Bücher bzw Leserforum herumfragen mit einer wirklich kurzen Inhaltsangabe a la:

In einer Welt, die Magie fürchtet und ächtet, beschuldigt man Carl der Zauberei. Bei der Flucht erwachen in dem jungen Mann tatsächlich magische Kräfte, er bringt dadurch sich und Freunde in Gefahr. Durch seine Erfahrungen mit anderen, die ihn kontrollieren und für ihre Zwecke einspannen möchten, wird er genau zu dem Typ Magier, den alle fürchten und der er selbst nie werden wollte.

Oder selbst mit dem Stichwort 'verfolgte / geächtete Magier/Zauberer usw suchen'
Ansonsten fällt mit da noch "Anakin Skywalker" ein, der angry young man mit der wohl größten Karriere im Imperium ;-))

Du musst auch klären, ob dein Roman eine Abenteuergeschichte ist, ein Entwicklungsroman, ein Psychodrama ... und entsprechend deine Suche verfeinern.

Coppelia

#8
ZitatVielleicht gibt es ja hier sogar jemanden, der direkte Erfahungen damit hat, wie es ankommt, einem potenziellen Agenten/Verlag zu sagen, dass einem kein vergleichbares Buch bekannt ist.

Ich habe damit tatsächlich keine schlechten Erfahrungen gemacht. Auch wenn es bei meinem ersten Roman hieß, er sei den Büchern von Trudi Canavan ähnlich (die ich nicht kenne, was ich irgendwie auch nicht glaube), kenne ich bei dem zweiten verkaufen Roman wirklich keinen, der ähnlich ist. Ich wüsste nicht mal, in welches Genre man ihn einordnen sollte. Hat komischerweise nichts gemacht. Und als ich mit meiner Lektorin geredet habe und ihr gesagt habe, dass ich eigentlich immer nicht-mainstream schreibe und meine Romane meist anders sind als das, was auf dem Markt ist, meinte sie, das könnte sogar ein Vorteil sein.
Natürlich kann es auch daran liegen, dass es der zweite war und es daher leichter war, jemanden dafür zu interessieren. Wahrscheinlich sind das sehr untypische Erfahrungen, aber so habe ich es erlebt.
Für mich persönlich wäre es in den meisten Fällen auch ein Vorteil, wenn ein Roman ungewöhnlich ist.

Na ja, das "böse Erwachen" kommt ja bei mir vielleicht noch. :hmhm?:

moonjunkie

Ganz vage hat mich deine Zusammenfassung an "X-Men" erinnert, wobei ich meine, dass es dazu kein Buch gibt, sondern eher Comics. Aber so ganz trifft es das auch nicht. Ich denke auch, dass es schon helfen wird, wenn du einen Autor benennen kannst oder zumindest das Genre. Den Fragebogen von Meller hatte ich auch schon einmal ausgefüllt und ich war mir bei meiner Antwort auch sehr unsicher. Am Ende ist nichts daraus geworden, dass sie mein Manuskript vertreten, aber ich denke nicht, dass es an meiner Angabe der vergleichbaren Werke lag...

chaosqueen

Ich schließe mich Zit an: Wenn Du geklärt hast, welches Genre es ist und für welche Zielgruppe, kann man deutlich effektiver schauen, ob es etwas Vergleichbares gibt.
Magische Fähigkeiten, die unterdrückt und geächtet werden, gibt es zum Beispiel in der Gestaltwandler-Reihe von Nalini Singh (die E-Medialen werden verfolgt und entweder ausgelöscht oder als Mediale einer anderen Ausprägung erzogen und erfahren nicht, dass sie eigentlich E-Mediale sind). Aber: Das passt nur, wenn Dein Roman auch Urban Fantasy in einer nahen Zukunft mit deutlich erotischem Anteil ist. Spielt Dein Roman in einer dem Mittelalter ähnelnden Fantasywelt und die Handlung enthält kaum bis keinerlei Erotik, ist die Vergleichbarkeit gleich Null.

Arne

@Linda: Nur am Rande: Ich vermeide ganz bewusst und vollständig die Begrifflichkeiten Magie und ähnliches. Es ist nur ein kleiner Kunstgriff, aber ich habe das Gefühl, allein schon dadurch eine ganze Menge Abgedroschenheit zu vermeiden und eventuell eine breitere Zielgruppe anzusprechen, wenn das Ganze etwas weniger... naja, magisch und "verträumt", dafür mehr pragmatisch und bodenständiger.
Die Star Wars Analogie ist mir auch in den Sinn gekommen, auch wenn sie nur eingeschränkt und  auch nur im Kern der Charakterentwicklung passt.

Es kristallisiert sich für mich tatsächlich heraus, dass ich vielleicht einfach dazu stehen sollte, dass sich mein Roman nicht so einfach feiner kategorisieren lässt. Das Genre ist klar (milde Fantasy in frühindustriellem Setting) und die Zielgruppe auch (17+) und einem Ansprechpartner richtig verkauft kann es doch nicht verkehrt sein, nicht allzu ausgelatschten Pfaden gefolgt zu sein...

Arne

Ich habe gerade mit Herrn Schulze-Kossak von Agentur Kossak gesprochen und er meinte zu der Frage nach vergleichbarem am Markt, dass ihm das überhaupt nicht wichtig sei und dass diese Frage in seiner Agentur eigentlich gar nicht gestellt würde. Sie sei (offensichtlich) einfach ein Hilfsmittel zur schnelleren Einordnung und würde oft gar nicht zufriedenstellend beantwortet werden können.
Im Prinzip war so etwas ja klar... vielleicht habe ich mir als Neuling einfach ein paar zu viele Gedanken um ein eher unwesentliches Detail gemacht. Dennoch, da diese Frage explizit auf mindestens einem Fragebogen auftaucht und es an mehreren Stellen empfohlen wird, darauf eine Antwort parat zu haben, war es wohl dennoch nicht verkehrt, etwas nachzugraben. Und sei es nur, um sich noch besser darüber klar zu werden, was man da eigentlich anbietet (mir hat diese Frage allerdings nicht weitergeholfen, da ich mir dessen bereits sehr im Klaren bin).

Linda

Zitat von: Arne am 13. Februar 2013, 09:36:34
@Linda: Nur am Rande: Ich vermeide ganz bewusst und vollständig die Begrifflichkeiten Magie und ähnliches. Es ist nur ein kleiner Kunstgriff, aber ich habe das Gefühl, allein schon dadurch eine ganze Menge Abgedroschenheit zu vermeiden und eventuell eine breitere Zielgruppe anzusprechen, wenn das Ganze etwas weniger... naja, magisch und "verträumt", dafür mehr pragmatisch und bodenständiger.
Die Star Wars Analogie ist mir auch in den Sinn gekommen, auch wenn sie nur eingeschränkt und  auch nur im Kern der Charakterentwicklung passt.

naja, Bewerbungen sind das eine (da ist Eindeutigkeit nun mal Gold, und eigene Begriffe, wie man an dem Beispiel oben sieht (dawinschi), führen gelegentlich zur Verwirrung - wobei Wirker mir durchaus auch schon mal unterkam - unter anderem bei einem eigenen Romanprojekt), was dann im Roman schließlich steht, eine ganz andere.

Fianna

Jetzt bin ich ja zu spät mit der Antwort, aber vllt gräbt ia jemand mit Suchfunktion das Thema mal aus: ich würde verschiedene Aspekte, wie Magiekonzept, Weltenkonzept, Ermittler/Held oder Sprache mit anderen Werken vergleichen... So ähnlich, wie eine der Antworten hier zu Arnes Frage auch lautete ("ähnlich wie bei..., aber kein Urban Fantasy"), ich denke, das ist die beste Lösung...