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Abgenutzt und Abgedroschen - die großen Lassedasse

Begonnen von Maja, 06. Dezember 2006, 14:53:07

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Silvia

Sprechende, ratgebernde, eingebildete Katzen ...
Ich bin gerade wieder über so ein Exemplar gestolpert bei meinem aktuellen Lesebuch  ;D

Manja_Bindig

Gegen Weltenretter hab ich nur was, wenn sie total uneigennützig wirken.
Ich hab es lieber, wenn sie selöber irgendswas wollen - ihre ruhe zum beispiel und das dann eher lästige Pflicht ist, um Ruhe zu haben(und zwar lebend!)

Ognon

Gegen uneigennützige Weltenretter habe ich ansich nichts.

Ich habe aber was gegen den perfekten Helden, der ALLES bis ins kleinste Detail richtig macht, völlig uneigennützig ist, immer anderen hilft und alle gnadenlos kaputtschlägt. Also der totale Klischeeheld. Das kann ich gar nicht ab.

Manja_Bindig

Also ein Gary Stu.
 Wer mag schon Gary Stus? ;)

Ich mag dieses: "Was will ich mit der weltrettung?! Was heißt ihr, ich hab das zu machen, sucht euch nen anderen Deppen!"

Imlammenien

Der große selbstlose Weltenretter ist auch bei mir ziemlich out.  :nöö:
Ebenso die bildschöne Heldin bzw. der blendend aussehende Held ohne Ecken und Kanten.   :nöö:

Ich mag im allgemeinen Charaktere, die eben diese Ecken und Kanten haben - aber auf jeder Ebene, sowohl physisch als auch psychisch!
Ein Einäugiger mit einem Gehfehler macht noch keinen interessanten Charakter, wenn er nicht auch bestimmte Macken in seinem (aktuellen) Verhalten und / oder seiner Vorgeschichte hat.
Andererseits habe ich nichts gegen eine hübsch anzuschauende Hauptfigur, wenn sie nicht zu perfekt ist. Wenn sie jedoch ein paar Macken hat (s.o.), kann ich mit ihr / ihm bestens leben!

Im Großen und Ganzen kommt es mir ohnehin darauf an, dass eine Geschichte bzw. ein Roman interessant geschrieben ist. Wenn ich das Ende schon nach weniger als der Hälfte der Lektüre vorhersehen kann, gefällt es mir nicht!

Auf der anderen Seite vermute ich, dass es beinahe unmöglich ist, Fantasy ohne Rückgriff auf JEGLICHES Klischee zu schreiben. Immerhin macht das eine oder andere ja auch das Genre aus. Und manch ein Leser greift mit einer bestimmten Erwartungshaltung auf diese Werke zu - und von dieser Erwartungshaltung kann auch ich mich nicht ganz freimachen!  ;)

Lomax

Da werde ich auch mal ketzerisch: Abgenutzt und Abgedroschen finde ich Listen mit Klischees und Dingen, die man wirklich nicht mehr lesen will.

Ehrlich gesagt, auch ich habe solche Dinge im Kopf, zuhauf sogar. Allerdings habe ich solche Listen nun schon häufiger gelesen, als selbst die häufigsten und abgedroschensten Fantasy-Klischees. Jeder zählt die Dinge auf, die ihn stören; zu den meisten dieser Dinge findet man Gleichgesinnte, und zu vielen erntet man auch den Widerspruch derer, die genau das dann aber doch ausnehmen wollen.
  Aber dann liest man solche Listen, Jahr um Jahr - und dann wieder neue Bücher, in denen diverse Dinge aus den Listen vorkommen. Und gelobt werden - wenn nicht von den Rezensenten, so doch von den Leuten, die bereit sind, für ihre Meinung auch Geld auszugeben.

Inzwischen habe ich das Gefühl, dass bei diesen Aufzählungen wirklich nur Meinungen ohne Realitätsbezug herumkommen. Oder wenn ein Realitätsbezug, dann eher der, dass über die Sachen am meisten geschimpft wird, die in der Realität doch die schweigende Mehrheit hinter sich haben. Und im Laufe der Zeit frage ich mich: Redet man in solchen Listen über Bücher und das, was sie gut macht - oder nur darüber, das man anders sein will als die anderen und sich damit letztlich doch besser fühlen kann?
  Nett und selbstverliebt, solche Listen, und gut geeignet, um eine Peer-Group zu definieren. Aber irgendwie ... bin ich sie müde geworden.

Arielen

@ Lomax: Du sprichst mir aus der Seele, ich habe es nicht nur so ausdrücken können und wollen, als ich mir den Thread zum ersten mal ansah. Du triffst das Problem auf den Punkt. Letztendlich sind diese Listen nur Makulatur, da  soie an der Tatsache wirklich nichts ändern.

Als Autor will man letztenendlich immr anders und außergewöhnlich sein, aber wenn man sich letztendlich anschaut, welche Bucher wirklich zu Bestsellern werden, die man sich auch merkt...

Ketzerisch finde ich deine Worte nicht. Nur sehr ehrlich.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Mr. Morden

#37
Immer wieder der alte Trott ist eben langweilig. Egal ob bei positiven wie negativen Dingen. Meiner Meinung nach macht das gesunder Maß es aus, ob etwas negativ abgedroschen wirkt oder einfach nur positiv "retro".

Wobei das teilweise sehr abscheulich plumpe Abkupfern von Tolkiens Machwerken (ich nenne jetzt keine Namen über aktuelle Werke, die teilweise gerade in den Kinos sind  :engel:) schon etwas arg abstoßend für mich ist. Tolkien war wenigstens der erste, der mit "Fantasy"-Elben und -Zwergen gekommen ist, und vor allem zu einer Zeit , wo das "gut, heldenhaft, licht" gegen "böse, grausam, dunkel" Thema auch gut zum 2ten-Weltkrieg paßte. Über den Text kann man streiten, aber das er innovativ war, kann man nicht verneinen.
Aber heutzutage ist der hunderste Aufguß des Stoffes irgendwie ... fad.

caity

Ich mag Menschen und ich brauche Menschen. Menschen mit Stärken und Schwächen, bei denen man nie weiß, was einen als nächstes erwartet.
Das macht für mich ein gutes Buch aus. Miträtseln wollen, was nun passiert, weil man die Charaktere eben doch nicht hundertpro einschätzen kann.
Abgesehen vom Protagonisten der sollte auch nicht total durchschaubar sein, aber bei dem sollte man mitfühlen können.
Im Allgemeinen denke ich, dass auch altbekannte Dinge etwas vollkommen Neues und Tolles ergeben können, allerdings müssen sie dann in der richtigen Mischung zueinander gesetzt werden.

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Arielen

Es ist5 nur schwierig, das den Verantwortlichen in den Verlagen klar zu machen, oder den Lesern.

Mir ist nämlich eines aufgefallen: Romane die das beinhalten, was du ansprichst Caity, erscheinen zwar auch in den Verlagen, als Beispiel will ich hier den Zyklus um "Die Expedition der Steuerfrau" und die "Chalion"-Romane nennen, aber sie führen da eher ein Schattendasein und rangieren in der Beliebtheitsskala sehr weit unten. Nicht einmal bei Ebay oder Booklooker kannst du sie zu den Preisen verkaufen, wie die "Bestseller", so wenig Interessenten sind da.

Alles liegt im Auge des Betrachters

Elena

Dass es sich verkauft, daran will ich gar nicht zweifeln. Ich glaube auch nicht, dass wir mit diesem Thread die (Fantasy-)Welt ändern können. Es bringt in dem Sinne nichts, sich hier aufzuregen, außer, mal ein wenig Dampf abzulassen und ein bisschen Spaß zu haben. Und den hatte ich, denn die Beschreibungen hier waren durchaus witzig. :) Man muss das nicht so ernst sehen, denke ich.

Mir platzt nur die Hutschnur, wenn ich von vielen Lesern höre: Na ja, aber wir können ja nichts anderes lesen, weil es nichts anderes gibt! Diese "Friss, Vogel, oder stirb"-Haltung ist ein bisschen unangebracht, weil es eben auch andere Bücher gibt, man muss eben nur ein klein wenig danach suchen.

Linda

Zitat von: Elena am 26. Dezember 2006, 13:46:47
Mir platzt nur die Hutschnur, wenn ich von vielen Lesern höre: Na ja, aber wir können ja nichts anderes lesen, weil es nichts anderes gibt! Diese "Friss, Vogel, oder stirb"-Haltung ist ein bisschen unangebracht, weil es eben auch andere Bücher gibt, man muss eben nur ein klein wenig danach suchen.

und da hilft es den aufgeschlossenen Lesern allemal mehr, wenn man Rezis schreibt, die entsprechenden Bücher verschenkt oder weiterempfiehlt, also aktiv wird, als sich passiv über die Mängel der Zwelfen und Erge und Weltenretter aufzuregen.

.

Gruß,

Linda

Kalderon

Zitat von: Linda am 26. Dezember 2006, 14:00:53
und da hilft es den aufgeschlossenen Lesern allemal mehr, wenn man Rezis schreibt, die entsprechenden Bücher verschenkt oder weiterempfiehlt, also aktiv wird, als sich passiv über die Mängel der Zwelfen und Erge und Weltenretter aufzuregen.

Soweit ich das verstanden habe, dient es auch dazu, dazu anzuregen, etwas anderes zu schreiben. Ich mag diese Geschichten auch nicht lesen. "Böser Herrscher unterjocht die Welt. Bauernjunge bekommt magische Waffe und tötet bösen Herrscher."
Es liegt nicht an dieser Konstellation. Man kann etwas machen. Das Problem ist: es wird meist nichts daraus gemacht. Man kann ein anderes Setting entwerfen als den bösen, schwarzen Turm, der menschenleer im Sumpf steht, oder das strahlendweiße Schloss im Garten Eden. Man kann andere Charaktere entwickeln als den bösen Herrscher, der die ganze Welt unterdrücken will und dabei lacht wie ein Cracksüchtiger, oder den unschuldigen und naiven Helden, der erkennen muss, dass es Böses in der Welt gibt, das er bekämpfen und besiegen muss.
Das ist banal und es langweilt auf Dauer. Es ist Zeit, ein paar neue Konstellationen auszuprobieren.

Linda

Zitat von: Kalderon am 26. Dezember 2006, 15:06:19

Es ist Zeit, ein paar neue Konstellationen auszuprobieren.

schön und gut. Wer hindert dich daran? Du brauchst doch hoffentlich keine anderen, die dir sagen, was du so abgedroschen findest, dass du es nicht widerkäuen willst!
Ich für meinen Teil habe sowas noch nie geschrieben und fühle mich daher auch nicht angesprochen.


Linda

wobei es immer auch auf den eigenen Literaturausschnitt ankommt, ob man ein Thema über hat.

Ich z.B. bin sprechenden Katzen bislang nur bei Alice im Wunderland und bei Mercedes Lackeys (Suncats) begegnet. Daher haben sie mich in der aktuellen Sabriel-Reihe überhaupt nicht gestört - oder sagen wir mal, sie haben mich, als nicht-Katzenfan nicht übermäßig gestört.  ;)

Andererseits wollte ich nun auch schon vor diesem Thread einen sprechenden Fuchs auftauchen lassen und nehme davon jetzt Abstand, weil es so aussieht, als hätte ich diese Idee nur aus diesem Thread abgekupfert. Bäh

Gruß,

Linda