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Abschiedsschmerz

Begonnen von Ary, 27. März 2008, 19:10:01

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Ary

Hallo ihr!

Kennt Ihr das auch? Ein Projekt neigt sich dem Ende zu, und langsam heißt es Abschied nehmen von geliebten Protagonisten, mit denen man ein ganzes Buch lang gelebt und gelitten hat.
Seit November hat mich mein Feuersänger begleitet. Als NaNoWriMo-Idee fing alles an, ich kämpfte mich durch Schreiblust und-frust und hätte zwischendrin am liebsten alles hingeschmissen. Und jetzt habe ich ein schon halb überarbeitetes, 25 Kapitel starkes Buch vor mir, unter das ich in ein paar Tagen das Wort "Ende" schreiben werde. Das allererste Mal in meinem Leben schreibe ich eine Geschichte, die länger ist als eine Kurzgeschichte oder eine Novelle, tatsächlich zuende. Und irgendwie ist das ein seltsames Gefühl. Nein, ich habe keine Angst vor dem Ende, im Gegenteil, ich freue mich auf dieses eine letzte Wort unter dem Epilog. Aber ich weiß jetzt schon, dass ich Feuersänger und seine Kumpels ganz schrecklich vermissen werde.
Kennt ihr das auch?

Nachdenkliche Grüße,
Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Wargomar

Hallo Aryana

Ja. Auch ich kenne das. Es ist mir einmal passiert.  :'( Nämlich, bei meiner ersten Geschichte. Seit dem halte ich mir immer ein Hintertürchen für eine Fortsetzung auf.
Da ist der Abschied dann nicht so schwer. :d'oh:

Gruß, Wargomar

Franziska

Ich habe zwar noch keinen Roman komplett fertig, aber ich weiß, was du meisnt. Ich denke, wenn ich den Roman wirklich fertig habe und an Verlage schicke, wird das schon komisch. Aber meistens schreibe ich schon eine Fortsetzung, wenn der erste Band noch gar nicht fertig ist, meine Figuren wollen einfach weiter leben. Sie weigern sich zu verschwinden. Solange, bis ich ein neues großes Projekt habe, mit neuen wichtigen Figuren. Dehsalb fällt es mir auch immer so schwer, Figuren umzubringen, weil ich mir schon überlegt habe, wo sie in zwanzig Jahren wohnen.

Björn

Hi Aryana,
hast du gerade geschrieben: beendet? ;D (hähä). Dann fängt die Arbeit doch erst richtig mit den ganzen Überarbeitungen an und du bleibst noch lange mit deinen geliebten Kinderchen (Protagonisten) verbunden.
Das sollte übrigens ein Trost sein - ist mir doch gut gelungen,gelle?

Gruß
Björn

Ary

Hi,
@Franziska: Ohje, hör bloss auf, umgebracht habe ich in dem Buch auch einen. nein, sogar zwei. *heul*

@Björn: Klar, beim Überarbeiten bleiben einem die Jungs und Mädels moch eine Weile erhalten, aber es ist nicht das gleiche. Sie entwickeln sich nicht mehr, man poliert nur noch an dem Buch herum, ohne dass sich am Plot noch groß was ändern wird.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Wargomar

Ach ja Aryana. :d'oh:

Was in meinen Geschichten immer unvermeidlich ist, daß Helden sterben. Und die kann man nicht zurück holen. Ausser Gandalf, ist das wohl noch niemandem gelungen.

Ary

Hi,
ich lege es auch nicht drauf an, verstorbene Charaktere zurückzuholen. Wenn in meiner Geschichte jemand ins Gras beißt, dann ist er tot. Wenn es, wie im aktuellen Projekt, so etwas gibt wie Wiedergeburtsglauben, dann kann es unter Umständen sein, dass eine Seele wiedergeboren wird - aber das , was dabei rauskommt, ist nicht derselbe Charakter, sondern ein eigenständiges Individuum, das sich eventuell fragmentarisch an das alte Leben erinnert - und sowas ist nicht immer angenehm. :)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Coppelia

#7
Bei mir wird es zwar noch ein paar Wochen länger dauern, bis ich fertig bin, aber auch ich hab seit letzten September die ganze Zeit an diesem Roman gearbeitet, und mir wird jetzt schon ganz anders bei dem Gedanken, all den netten Figuren auf Wiedersehen sagen zu müssen. :( Dazu kommt noch, dass ich die Welt furchtbar gern "bereise".
Normalerweise muss ich mich nach einer Weile zu meinem Schreibpensum immer prügeln, aber dieses Buch war völlig problemlos, ich habe es weder gehasst noch an die Wand klatschen wollen. Sondern das Schreiben ging eigentlich immer recht gut, nur einige Szenen sind für die Tonne. ;) Bei den früheren fertig gestellten Büchern war ich daher immer ganz froh, wenn ich endlich fertig war, weil ich sie schon lange nicht mehr sehen konnte, aber das ist diesmal nicht so.

Ich habe zwar einen Plot für ein anderes Buch im Kopf, das zwanzig jahre später in derselben Gegend spielt, aber da geht es um völlig andere Personen und andere Angelegenheiten. Ja, einige der Personen aus diesem Buch werden dann noch am Leben sein und auch eine Rolle spielen. Aber eine Fortsetzung ist es deswegen trotzdem nicht. Mein Protagonist z. B. wird keine Rolle mehr spielen.
Was mir eine Fortsetzung mit denselben Personen bringen würde, weiß ich auch nicht. Schließlich geht es in dem Roman um eine bestimmte Veränderung im Leben meines Protas. Veränderung ist abgeschlossen, Roman ist aus. Die Geschichte ist erzählt, sie lässt sich nicht beliebig weiterspinnen.

Ich weiß, was nach dem Romanende aus den Personen geworden ist, und das ist ja auch schön, aber trotzdem werden mir alle meine Figuren furchtbar fehlen ... hoffentlich finde ich schnell neue zum Betreuen.

Ary

Ich denke nicht, dass "Feuersänger" meine einzige Nithyarageschichte bleiben wird. Aber die Ideen, die ich noch habe, spielen, wie bei Coppi auch, zwar in derselben welt, aber zu anderen Zeiten. da bingt es auch nichts, dass die Nithyara extrem langlebig sind - in 200 Jahren wird auch Feuersänger so wie er jetzt ist, nicht mehr existieren, da passiert einfach in der Zwischenzeit zu viel. Vielleicht taucht er als Randfigur oder bewunderter Held (was er zum Kotzen finden würde...) mal in einem Nebensatz auf, wenn ich noch einen Nithyara-Roman schreibe, aber das ist nicht dasselbe. Ich habe den Armen in diesem Projekt so gequält und gebeutelt und zerrissen, dass ihm eigentlich ein wenig Frieden zu gönnen wäre. :)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Abakus

Hallo!  :)

Ja, den sogenannten Abschiedsschmerz kenne ich auch. Mit 16 Jahren begann ich meinen ersten Roman zu schreiben, der bis heute noch immer seinen damals erhaltenen Arbeitstitel trägt. Zur damaligen Zeit bin ich noch sehr aktiver SciFi-Autor gewesen und der damals begonnene Roman galt dementsprechend der Science-fiction. Beendet wurde mein kreatives Schaffen 1999.

Zu diesem Zeitpunkt verspürte ich noch keinen Abschiedsschmerz, aber nachdem ich mein Literatur-Fernstudium beendet hatte, überarbeitete ich den kompletten Roman. Dies ist 7 Jahre nach Fertigstellung gewesen und ich habe damals über mich selbst lachen müssen, weil die Wortwahl - man kann es nicht anders beschreiben - kindlich wirkte.

Als ich dann mit der Überarbeitung fertig war und zudem die Prota- und Antagonisten neu charakterisierte, kamen sie mir wie alte Bekannte vor, deren Abschied doch nicht ganz an mir vorüber ging. Zwar habe ich den Roman in der überarbeitenen Version schon mehreren Bekannten, Freunden etc. zu lesen gegeben - auch wirklich gutes Feedback bekommen - dennoch werde ich es nicht veröffentlichen.

Vielleicht  bin ich auch etwas abergläubich, aber ich halte es hier mit Dagobert Duck. Die Ente aus den Walt Disney-Comics behielt schießlich auch ihren ersten Kreuzer, den Kreuzer Nr. 1, und baute darauf ihr Imperium auf.
Aufgrund dessen werde ich mein erstes Manuskript für mich behalten und meine "Karriere" als Fantasy-Autor darauf aufbauen. Ob´s der richtige Weg ist, kann ich heute noch nicht beurteilen. :)

Viele Grüße,
Markus

Grey

Oh ja ... das kenne ich sehr gut ...

Was habe ich geweint, als mir klar wurde, dass es jetzt keine Geschichten über Grey mehr geben wird ...

Interessanter Weise ist mir das nicht mit Abschluss des Buches aufgefallen ... sondern erst später. Nämlich, als es aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist. Diese Erkenntnis war das eigentlich fürchterliche an der Sache - dass Grey gesagt hat, es wäre Zeit, auszuziehen.

Eine Kurzgeschichte mit ihm gibt es noch ... aber die ist auch hauptsächlich für mich selbst interessant und gelungen, fürchte ich.

Grey jedenfalls. Ja. Er kommt noch manchmal zu Besuch und dann freu ich mich. Aber er fehlt mir wirklich ganz schrecklich.

Und bald habe ich wieder einen Roman fertig. Ein paar Wochen noch. Dann ist es vorbei.
Ob es dann wieder so schlimm wird? Ich weiß es nicht. Grey ist ja schon sehr ich. Bei Al ist das etwas anders.

Trotzdem. Traurig ...

Kaeptn

Ich musste schwer grinsen bei Feuersänger, so hieß ein ziemlich witziger und abgedrehter Studien-Kommilitone von mir mit Nachnamen...

Den Abschiedsschmerz gibt es sicher, aber es ist doch so wie mit richtigen Kindern. Sie sind uns gegeben um uns zu verlassen und genauso erdenken wir Charaktere und eine Geschichte, um diese zu beenden und von anderen lesen zu lassen.

So ist der Lauf der Autoren-Dinge, und wie bei den Kindern, wenn man sie vermisst, kann man als Autor auch ein neues "Kind" zeugen und dem wieder beim wachsen zusehen und all die spannenden Dinge nochmal erleben.

Lisande

Zitat von: Aryana am 27. März 2008, 23:07:01
Vielleicht taucht er als Randfigur oder bewunderter Held (was er zum Kotzen finden würde...)


Warum nur habe ich bei dieser Aussage das dringenden Bedürfnis, dem lieben Feuersänger an die Kehle zu springen?  ;D

Aber wenn es Dich tröstet: ich werde ihn auch vermissen. Immerhin begleite auch ich ihn jetzt seit November, warte immer wieder Nägelkauend auf das nächste Kapitel und kann es kaum abwarten, bis ich es endlich lesen und schön bunt kommentieren darf! :)

Lavendel

Ich glaube, ich werde sehr froh sein, wenn mein Buch endlich zu Ende ist. Ich wollte wirklich schon weiter sein, aber ich komme nicht an die aller aktuellste Version, heißt die letzten ca. 15 Seiten. Das kommt davon, wenn man mal zwei Tage keine Sicherungskopie macht. Witzig ist, dass ich noch gedacht habe, heute abend musst du aber dringen wieder sichern ...  Jetzt schlummert alles friedlich auf meinem kaputten Schleppi und ich warte, dass ich wieder an meine Daten komme. Es macht mich wirklich kirre, aber ich kann einfach nicht weiterschreiben, ohne diese beiden letzten Szenen noch mal lesen zu können.
Ich will endlich meine Prota töten :darth:.

Artemis

Uh, kenne ich ... Aber bei mir ist es so, dass die Figuren immer noch in meinem Kopf ihr Eigenleben führen und munter durch Geschichten purzeln, die ich nie aufschreiben werde  ::)
Bei meinem jetzigen Buch, das auch bald fertig ist, bin ich grade an der schmalen Grenze, wo man anfängt, genervt zu sein. Würde ich jetzt noch länger daran arbeiten, dann wäre das das Todesurteil - irgendwann gehen einem auch die liebsten Protas auf den Senkel o.ô Daher bin ich über etwas Abschiedsschmerz ganz froh, als dass ich mich mit ihnen rumärgere und womöglich noch die Geschichte verderbe.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende - oder so ^^°