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Sterbende Figuren

Begonnen von Manja_Bindig, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Geli

komisch, dass Ihr gerade dieses Thema zu einem Zeitpunkt aufgreift, da ich gerade eine meiner Figuren umgebracht habe.

Nein, ich habe kein Problem damit, einen Charakter in meinen Stories oder Romanen zu töten. Nicht mehr, seitdem ich den Helden und die Heldin meines zweiten Romans im dritten ungefähr auf Seite 10 abgemurkst habe.
Es war einfach taktisch notwendig. Denn wie hätte sonst der Helden dieses dritten Romans, der beide liebte, vor der Notwendigkeit stehen können, eine eigene Entwicklung durchzumachen?
Ich musst ihm zuerst das Herz brechen, das war mir völlig klar.
Außerdem ist nichts so ausgelutscht, wie das tragende Paar des Romans 1 in Roman 2. Siehe "Scarlett".


Ronya

Also bei mir ist das einfach: ich bin kalt wie Eis und hab ein Herz aus Stein und wenn ein Chara sterben muss, dann seh ich das ganz nüchtern: muss eben sein. Leider kann ich durch diese innerliche Kälte die Emotionen nicht rüber bringen. Deswegen versuche ich überhaupt Szenen mit starken Emotionen zu vermeiden, da ich immer das Gefühl habe, dass sie eh daneben gehen.
Kann man es lernen richtig mitzufühlen? Findet ihr, dass es absolut nötig ist oder glaubt ihr, dass jemand, der das alles nüchtern betrachtet auch überzeugend schreiben kann?
Gruß Ronya

MarkOh

Naja, hier und da muss es eben auch mal sein, dass einer der Charas den Löffel abgibt. Allerdings muss ich mir da schon ziemlich sicher sein, dass dessen Geschichte wirklich zu Ende ist, und es in der Story auch einen Sinn macht. Emotionen meinerseits? Nee... Wenn es die Geschichte erfordert, dann muss es eben sein.

LG MarkOh

Manja_Bindig

Was ist der letzte Gedanke einer Figur, ehe sie stirbt... *Grübel*

Bei mir wundert sich ein alter Opa noch, dass sein Neffe zur Hochzeit seiner Tochter kommt(in die er selbst verliebt war), weil er eben noch hört, wie er irgendwas ruft...

Rei

Bei "Guardian Angel" ist "mein" letzter Gedanke "Sch...!"

Die Geschichte in der Ich-Form ist eh ein wenig derb, da kann das auch gerne das letzte Wort sein, finde ich. Vor allem, da die Geschichte damit anfängt. Und mit "Sch...!" kriegt man die Leser...  ;)

Zealot

ZitatWas ist der letzte Gedanke einer Figur, ehe sie stirbt... *Grübel*
ich denke das kommt zum einen auf die Figur an, zum anderen auf das wie sie stirbt.
Kommt es überraschend, dann denkt sie vielleicht gerade an was sie für die Feier heute Abend anziehen soll. Kommt es vorherseebar, dann kann sie resignieren und noch mal an ihre liebsten und das schöne im Leben denken, oder sie wehrt ssich mit dem Gedanken daran was sie noch alles vollbringen will/muss bis zum letzten Atemzug.

Astrid

#21
ZitatKann man es lernen richtig mitzufühlen? Findet ihr, dass es absolut nötig ist oder glaubt ihr, dass jemand, der das alles nüchtern betrachtet auch überzeugend schreiben kann?

Naja - kann ja sein, daß DU das ganz nüchtern und sachlich siehst, aber deine Charaktere sollten dann doch emotional beteiligt sein. Die wissen ja nicht, daß es für die Geschichte nötig ist, sie erfahren nur den Verlust. Wenn du das beschreiben kannst, ist es gut. :) Ich beschreibe lieber so wenig wie möglich, weil ich nicht in Kitsch abrutschen will.

Ich habe eigentlich die meisten Figuren in Rabenzeit schon vor vielen Jahren umgebracht, so daß ich mich an wirkliche Gefühlsausbrüche gar nicht mehr so recht erinnern kann. Ich weiß aber noch, daß es zum Teil wie eine Katharsis war - ich habe meinen damaligen Freund angerufen und ihm völlig euphorisch erzählt, daß ich gerade jemanden umgebracht hatte. Gut, daß wir damals nicht abgehört wurden...  ;D Wirklich getrauert habe ich nur selten, weil ja auch von Anfang an feststand, wer sterben würde und wer nicht.

Aber in Band 3 gibt es eine längere Episode, in der es Argon so richtig scheiße geht, und diese Szenen kann ich auch nach zehn oder fünfzehn Jahren nicht lesen, ohne daß mir die Hände wehtun. Sehr psychosomatisch.

... Ich stelle gerade fest, daß ich an diese Szene nicht mal DENKEN kann, ohne daß mir sofort die Hände wehtun.

Rei

Hmm, ich grüble gerade... Gibt es eine Figur, die ich überraschend habe sterben lassen...?

Alana aus "ALANA - Rache" richtet sich selbst - Nicht sonderlich überraschend...

Cara aus "Abschied der Seelen" verabschiedet sich von ihrem Mann, bevor sie ihn bittet, sie dem tosenden Wasserfall zu überlassen...

"Ich" aus "Guardian Angel" kriegt eine Knarre an den Kopf gehalten, aus einem trifitgen Grund, wie der Leser am Ende noch feststellen wird...

Nee, also so nen richtigen "Huch, jetzt ist es also soweit"-Moment hatte ich in noch keiner Geschichte... *grübel* *notier*

Ich denke schon, daß es wichtig ist, dem Leser rüberzubringen, was in der Figur vor sich geht. Immerhin soll der Leser mit ihnen fühlen, soll sie fast für real halten... Wenn ich dann einfach schreibe: "Manni fiel die Klippe hinunter und war tot, ehe er unten ankam" ist das zwar eine Erzählung, aber da könnte man genausogut schreiben: "Heute einkaufen: Eier und Milch". Aber Manni hat Panik, Manni hat Angst. Er weiß, was ihn erwartet, wenn er unten ankommt. Er fühlt den Wind in den Haaren, wie er an seiner Kleidung zerrt und zieht... Sein Herz klopft zum Zerspringen. Ihm fallen tausend Dinge ein, die er gerne noch getan hätte, bevor es ihn die Klippe runterhaut. Sogar der Gedanke an das Bügeleisen, das er heute morgen nicht ausgeschaltet hatte, als ers so eilig hatte, bedrückt ihn jetzt. Und er konnte sich nicht einmal von seinen Lieben verabschieden, konnte ihnen nicht sagen, wie sehr er sie liebte... Ich denke, diese Gefühle sind schon wichtig, um eine Figur an einen Leser heranzubringen.

Zealot

Überaschung kann auch ein Gefühl sein ;)

getreu dem Motto: "Sie war gerade dabei ihr sich um zu sehen, als sie einen Stich im als fühlte. Als danach tastete stelltsie fest, dass er von einer Klinge durchborht war. "OH!" dachte sie sich, dann wurde es grell....

ich weiss, das ist nicht gerade überragend Literarisch war, ist haltnur mal so ein Beispiel ;)

Aneirin

Hallo zusammen,

ich habe keine Probleme, meine Figuren sterben zu lassen. Da geht es mir wie ronya, ich habe ein Herz aus Stein. Wenn storytechnisch einer sterben muss, dann stirbt er auch. Ich bringe auch gerne mal eine symphatisch besetzte Figur um - auch die Guten müssen sterben. Besonders häufig sterben bei mir Pferde, obwohl ich diese Tiere sehr mag, früher selbst geritten bin und eines hatte.

Ich habe mal einen von den Guten einen langsamen Foltertod sterben lassen. Das habe ich dann beim Überarbeiten entschärft - nicht weil es mir um das Opfer leid getan hat, mir haben die Leser leid getan.

Grüße
Aneirin

Möchtegernautorin

Greetings auch noch mal :)

Ist ne gute Frage ob es gut oder schlecht ist, wenn es einen mitnimmt, dass jemand stirbt. Wenn man dann heulend da sitzt und versucht zu schreiben ist das auch nicht gerade zuträglich, dann lieber versuchen das Ganze kühle und gelassen anzugehen, der Notwenigkeit entsprechend. Dass sich eine solche Sachlichkeit nicht in der Geschichte auswirken sollte indem alle anderen nicht betroffen sind oder gar nichts fühlen glaube ich steht gar nicht zur Debatte. Wenn ich gar nichts von dem mitbekomme, was in den Charakteren vorgeht, wenn jemand stirbt, der irgendwie wichtig war, dann fehlt da etwas. Dann... wirkt das ganze auf mich eigentlich eher platt.
Was ich allerdings nicht kann sind Tiere... bei Tieren kann ich glaube ich nicht schreiben, ohne das mich so etwas wirklich mitnimmt. Ok, die sind auch nur ausgedacht, aber da bin ich wahrscheinlich dann doch zu empfindlich.

Was das Denken angeht... erm.. <hüstel> Ich glaube die Charas, die sterben denken selten noch an etwas. Ich beschreibe meistens eher die Leere, die dann eintritt und meine Todesbotin, die zwangsläufig auftaucht.
Aber jemanden einmal einen letzten Gedanken fassen zu lassen ist auch mal ne Idee <grübel>


Jule
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Judith

Also ich hab mal in einer Kurzgeschichte die beiden einzigen vorkommenen Figuren am Ende sterben lassen und in einer weiteren, eher langen Kurzgeschichte die Protagonistin, getötet von dem, der sie liebte. Sehr romantisch, nicht? ;D Da hat mich ihr Tod ziemlich kalt gelassen (erstens hat sie mich ein wenig genervt, zweitens war es ja eh am Ende), aber ihr "Mörder" hat mir sehr leidgetan, weil ich den total mochte.

Warum ich oben geschrieben hab "war ja eh am Ende": Ich habe an sich kein emotionales Problem damit, Figuren sterben zu lassen, aber ich find es total schade, wenn jemand mittendrin sterben muss, mit dem ich eigentlich gern weiterschreiben würde. Gottseidank bin ich noch nicht allzu oft in diese Situation gekommen, aber falls ich irgendwann mal bei meinem Roman weiterschreiben sollte, dann wird mir das noch einige Male bevorstehen.  :-/

Manja_Bindig

Bei mir ist es momentan so, dass einer meiner Nebencharas gestorben ist.
Waryl war mal mit mineen Hauptcharas befreundet, aber die beiden haben bei einer Zauberei wirklich SCH gebaut. Über 20 Magier tot, der rest mehr oder weniger schwer verletzt.
Und unter den Toten der beste Freund... zum einen wissen die beiden, dass sie schuld sind, zum anderen ist Waryls Freundin... nun ja, halb wahnsinnig, ist leicht untertrieben. Waryl ist ihr wirklich unter den Händen weggestorben...

Soviel zum Thema, was mit den Hinterbliebenen ist.

Roland

Auch bei mir wird heute Abend ein Nebenchar sterben...von einer Gestalt zu Grunde gerichtet und übel aussehend.
Tut sie mir leid? Nein- The show must go on  ;D
Schließlich ist doch alles für die Geschichte, das muss selbst die sterbende Figur einsehen.  ;D

Lg Wulli!

Zealot

ZitatAuch bei mir wird heute Abend ein Nebenchar sterben...von einer Gestalt zu Grunde gerichtet und übel aussehend.
Tut sie mir leid? Nein- The show must go on  ;D
Schließlich ist doch alles für die Geschichte, das muss selbst die sterbende Figur einsehen.  ;D

Lg Wulli!


Ich bin sicher der Char. ist Stolz, sozusagen als Märtyrer für deine Geschichte sterben zu dürfen. ;)