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Gewalt, Blut und Gemetzel

Begonnen von Zealot, 31. Oktober 2006, 20:46:02

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THDuana

@ Quidam
Deine Meerjungfrau hat den Stich überlebt? (Finde ich ein wenig unglaubhaft...)
Aber darum geht es nicht.
Sehr gewalttätig ist es, für mich etwas zu sehr. Meiner Meinung nach müsste die Meerjungfrau schon tot sein.

Solch eine Beschreibung hätte ich beim Lesen sicher übersprungen.

Quidam

#136
Unglaubwürdig? Weil sie einen Stich überlebt?
Sterben Menschen, wenn ihnen ins Auge gestochen wird? Und selbst wenn - innerhalb dieser FANTASIEgeschichte ist es glaubwürdig, weil eine Fantasiegeschichte auch eigene Gesetze aufstellt. Ansonsten müßte ich auch zu hören bekommen, dass die Hornissen zu groß ist und Hornissen auch nicht sprechen können ...  :winke:

Und wenn es die Meerjungfrau nicht überlebt - wäre es dann für dich nicht so gewalttätig?  :hmmm:


Artemis

Zitat von: Quidam am 30. Juni 2007, 08:44:17
Welche Charaktere erfindest du denn? Oder arbeitest du nur mit Klischeefiguren?


Was heißt hier Klischeefiguren? Sind Klischeefiguren bei dir etwa nur schmalzsabbelnde, trällernde, ewig liebe Charaktere?

Ich hab auch ein paar fiese Figuren in meiner Geschichte, aber ich lasse sie trotz allem so handeln, dass sie nicht allzu gestört wirken. Mit Psychopathen kann ich nix anfangen - ich muss meine Charas mögen, auch die fiesen. Und wie soll ich jemanden mögen, dessen Handeln absolut widerwärtig ist?

Ok, das ist alles Geschmacksache. Ich hab kein Problem damit, wenn meine Bösewichte mal böse sind, aber dann lasse ich sie nicht allzu sehr von der Leine.
Die von dir geschriebene Szene mag zu dieser Hornisse passen, aber ... sorry, ich kann so etwas nicht lesen, ich finde es einfach nur abstoßend. Das hat nix mit dir persönlich zu tun, also fass das jetzt nicht falsch auf  :) Jeder hat seine eigene Schmerzgrenze, die unterschiedlich hoch angesetzt ist. Wo der eine schockiert wegschaut, glotzt der andere fasziniert hin.


Übrigens, diese Sache mit dem Lähmen und Foltern kommt genauso in Audition vor, nur eine Spur subtiler und ekliger  :gähn: Da war es kein Stachel, sondern Nadeln ... Vielleicht liegt es daran, dass ich bei deiner Hornisse so erschüttert war - erneut wurden die bösen Erinnerungen wachgerüttelt.

Grey

Find es auch einen ganz schön harten Vorwurf, gleich auf Klischeefiguren zu spekulieren... (ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass Lavendel mit sowas NICHT arbeitet ;) ;D )

Aber zu deinem Beispiel. Dass du willst, dass der Leser um die Protas bangt, versteh ich. Ich habe, ehrlich gesagt, früher auch detailreichere Gewaltszenen geschrieben und fand es irgendwie gut und nötig, aber mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass die gleiche Angst auch auf dezentere Weise erzeugt werden kann. Er kann immer noch das Gleiche tun, aber so bis ins kleinste beschreiben muss man es meiner Meinung nach nicht...
Und dann ist es natürlich auch die Frage, wie oft du solche Szenen in dein Buch einbaust. Ob jedesmal, wenn die Hornisse auftritt, sowas passiert... Wenn man sowas einbauen muss, dann sollte man damit doch sehr sparsam sein, in einer Schlüsselszene, in der sich alles zuspitzt o.ä.

Übrigens habe ich, auch wenn er unglücklich verliebt ist, kein Verständnis für so ein Verhalten ;) Ich teile da Artemis' und Lavendels Ansicht, dass man seine Bösen immer  noch mögen können muss :)

Quidam

#139
Hallo Leute,

findet ihr es nicht ein wenig übertrieben, aufgrund eines solchen kurzen Einblicks ein solches Urteil zu fällen? Wißt ihr, wie die Figur zuvor eingeführt wurde?
Zudem reden wir hier auch nicht über Menschen. Schaut euch mal eine Tier-Dokumentaion an - wenn Tiere Tiere töten, das ist im Rahmen ihrer Gesetze normal, auch wenn wir Menschen das als grausam empfinden. Und die Gesetzte der Fantasie sind auch nicht den Gesetzen eines Liebesromans unterworfen.

Und Grey, ich habe Lavendel nichts vorgeworfen. Sie darf gerne eine böse Figur vorstellen, dann sehe ich, ob du Recht hast, und es sich dabei um keine Klischeefigur handelt. Sie entwirft ja keine kranken Charaktere. Mal sehen, was da bei heraus kommt. Und was bitte bedeutet eine 'zuverlässlige Quelle'? Soll ich hier die zuverlässigen Quellen anführen, die diese Hornissen-Szene als überaus gelungen ansehen?

Grüße
Quidam

Quidam

Zitat von: Artemis am 30. Juni 2007, 10:48:13

Was heißt hier Klischeefiguren? Sind Klischeefiguren bei dir etwa nur schmalzsabbelnde, trällernde, ewig liebe Charaktere?

Böse Klischeefiguren sind S-W-Figuren, die gewalttätig sind, ohne sichtbare Motivation.

Grey

Zuverlässige Quelle bedeutet nur: Ich kenn ihre Geschichten, und da sind recht wenige Klischeefiguren drin. Das war kein Angriff auf deine Hornisse, sondern nur eine Verteidigung von Lavendels Charas, die ich persönlich sehr mag. Mehr nicht.  ::)

Und wir fällen doch gar kein 'Urteil'. Wir tun lediglich unsere Meinung kund. Ich habe in keinem der Beiträge ein vernichtendes Urteil über deine Hornisse gefunden, bin ja sogar darauf eingegangen, dass es eben auch darauf ankommt, wie oft solche Szenen in dem Buch als ganzem vorkommen.
Es kommt nun mal vor, dass andere nicht deiner Ansicht sind, aber wenn du hier schon einen Textauszug von dir reinsetzt, dann musst du mit ein bisschen Kritik schon leben können. ;) Ist doch nicht persönlich oder böse gemeint...   ::)

Artemis

Meine Rede, meine Rede
*Grey anerkennend auf die Schulter klopf*

Also sind wir wieder lieb zueinander und stoßen mit nem Schlückchen Apfel-Cidre an  :prost:

Quidam

#143
Wer mich kennt, weiß, dass ich Kritik liebe. Konstruktive Kritik. Wo ist hier nachzulesen, wie es besser wäre? Die Details auszublenden? Das hat was von Nachrichtenstil. Im Irak kamen wieder ein paar Leute ums Leben. Aber hautnah mitzuerleben, wie die Leute ums Leben kommen - das geht bestimmt tiefer.

Überdies frag dich mal, Grey, wie es wirkt, einem Neuling hinzuknallen, dass einer seine Figuren krank ist, dass eine Figur tot sein müßte - ohne es schlüssig zu begründen.

Was ist an einer Figur krank, die sich an einer Figur rächt, weil sie abgewiesen wurde?
Warum ist es unglaubwürdig, dass die Figur einen Stich ins Auge überlebt?

Einige Kommentare lesen sich einfach nicht sehr nett.

Zudem bezog ich mich auf den Eingangspost. Da erzählte Zealot, wie er es handhabt und dass das Ausblenden von Details die Szenen zu kurz wirken lassen - und ich hab dargestellt, wie ich es mache. Oder hab ich hier um Kritiken gebettelt?
Ich mache es so - und bleibe dabei. Dass das nicht allen gefällt, liest man hier. Aber das wollte ich eben nicht zur Diskussion stellen - sondern lediglich eben Zealot ein Beispiel geben, wie man es auch machen kann. Jeder sollte für sich herausfinden, wie es eben am Besten gefällt. Wenn Zealot aufgrund meines Beispiels sagt, dass er lieber die Gewalt ausblendet - wunderbar. Schon ist ihm geholfen.


Grüße
Quidam

Artemis

#144
Hey Quidam, ganz cool ... *Luft zufächel*

Keiner wollte dich angreifen, und ich glaube auch nicht, dass die liebe Grey dich kritisieren wollte. Aber du hast nun mal ein Textbeispiel von dir gebracht, und wir haben uns geäußert, was uns gefällt und was nicht. Mit so was muss man leben, also ruhig Blut  ;)

Wie es besser wäre, willst du wissen? Nun, ich persönlich würde die Szene ja komplett in dunkle Tücher hüllen, sprich, der Fantasie des Lesers überlassen, was die Hornisse mit dem Mädel macht.
Du könntest schreiben, wie die Meerjungfrau verschleppt wird, vielleicht die Szene wechseln, um die Spannung zu erhöhen, und dann das "Ergebnis" der Folter zeigen. Das wäre schon schockierend genug. Aber wirklich haarklein zu beschreiben, welche grässlichen Dinge die Hornisse mit ihr tut ... da muss ein Leser schon hart im Nehmen sein. Es kommt eben immer drauf an, für wen du die Geschichten schreibst. Der Otto-Normal-Leser wird über solche Folterszenen schockiert sein, während ein Horrorfan entzückt die Szene ein weiteres Mal liest. Es gibt derbe, richtig derbe Romane, die mit gutem Grund jenseits der Bücherregale im Laden stehen. Ich hatte mal von einem gelesen, in dem es um Zombies ging - und die Erwähnung, dass diese Viecher noch Sex miteinander hatten, hat mich doch schon etwas ... angeekelt. Aber wers mag, wird sich die Bücher krallen  ::)

Also, schreib das, was du für gut und richtig hältst - aber wenn du die Meinung "normaler" Leser hören willst, musst du auch damit rechnen, solche Worte zu hören, wie wir sie geschrieben haben  :)

Antigone

Hi!

Ich möcht hier jetzt keineswegs Öl ins Feuer gießen, aber die Hornissenszene war mir persönlich auch zu heftig. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es auch dafür eine Anhängerschaft gibt. Wenn mir sowas in einem Buch begegnen würde, würd ich wahrscheinlich darüber hinweg lesen. Manche Dinge will ich gar nicht soooo genau wissen. Das Buch würd ich aber weiterlesen, außer solche Szenen häufen sich. Ich hab mir zum Beispiel neulich nicht "Hannibal Rising" augeborgt, weil ich keine Lust auf Scheuslichkeiten hatte.

Ich hab mal über einen Bösewicht dadurch charakterisiert, wie er auf die Nachricht von einem Grubenunglück mit mehreren Toten reagiert. Durch seine gelassene Reaktion (quasi Schulterzucken und "Na und?"), denke ich, hab ich seinen Charakter besser dargestellt, als wenn ich ihm eine Peitsche in die Hand gedrückt hätte und ihn sich ein bisschen in der Folterkammer hätte austoben lassen.

Lg, A.

Quidam

#146
Zitat von: Artemis am 30. Juni 2007, 14:32:42

Also, schreib das, was du für gut und richtig hältst - aber wenn du die Meinung "normaler" Leser hören willst, musst du auch damit rechnen, solche Worte zu hören, wie wir sie geschrieben haben  :)

Die Sache ist die, dass ich garnicht um Meinungen gebeten habe, sondern, wie oben erläutert, lediglich dem Threaderöffner zeigen wollte, was u.a. möglich ist..  ;)

Aber egal. Übrigens wird das sogar ein lustiger Roman. Da spielen z.b. auch ein Elfchen mit Sprachfehler und Fußpilz und ein Hippiezombie eine Rolle. Und eine siamesische Zwillingswespe. Zwei Oberkörper, ein Unterkörper. Eine spricht mit itanienischem Akzent, die andere spricht bayrisch.
Klingt doch nicht so sehr nach Horror..  ;D

Grüße
Quidam

Hr. Kürbis

Es ist immer eine Frage der Motivation, ist die Gewalt begründet (natürlich aus Sicht der Charaktere) und dient einem höheren Zweck (zum Beispiel der Handlung, der Charakterisierung etc., nicht dem reinen Selbstzweck!), dann bin ich durchaus gewillt, mit Gewaltszenen anzutun.
Aber nicht, weil ich auf Gewalt stehe, nein, weil sie mich abstößt! Aber das soll sie doch auch, oder sehe ich das falsch?

Wohl niemand würde wohl zu Quidams Hornissenszene sagen: "Toll, diese ganze Gewalt! Finde ich TOTAL gut!"

Aber man kann die Szene durchaus gut (und berechtigt) finden, weil sie die Hornisse charakterisiert, ihre Motivation begründet, die Handlung vorantreibt... Daher finde ich sie gelungen, auch wenn mich die Gewalt selbst natürlich abstößt. Mann, die Hornisse ist echt eine kranke Sau!  ;)

Wobei ich total übertreiben Gewalt, die in ihrer übersteigerten Form für mich schon parodistische Züge annimmt, auch etwas abgewinnen kann. 300 zum Beispiel war so ein Film... hat den wirklich jemand ernst genommen? Ich nicht!

Übrigens ist Hannibal Lector ein mir sympatischer Massenmörder, da auch seine "Gewalt" immer begründet ist und seinem (wenn auch verqueren) Gerechtigkeitsempfinden entspricht. Der mordet ja nicht zum Spaß!  ;D

Coppelia

Mir drängt sich bei der Szene eine ganz andere Frage auf, die zwar nicht direkt mit dem Thema zu tun hat, aber ich zerbreche mir schon den ganzen Tag den Kopf darüber:
Wie passen denn eine Hornisse und eine Meerjungfrau zusammen?  ??? Dass die Meerjungfrau sie abgewiesen hat - verständlich, aber wenn sie es jetzt nicht getan hätte?  ??? ???

Artemis

Zitat von: Hr. Kürbis am 30. Juni 2007, 16:59:28
Wobei ich total übertreiben Gewalt, die in ihrer übersteigerten Form für mich schon parodistische Züge annimmt, auch etwas abgewinnen kann. 300 zum Beispiel war so ein Film... hat den wirklich jemand ernst genommen? Ich nicht!

Stimmt, der Film hatte eine ganz eigene Stimmung. Und - so merkwürdig es klingen mag - irgendwann hat einen der Streifen so abgebrüht, dass einem die Gewalt ziemlich schnuppe ist. Nachdem die zwanzigste spektakuläre Blutfontäne quer über den Bildschirm gespritzt ist, entlockt einem das nur noch ein geheucheltes Gähnen  ::)


Zitat
Übrigens ist Hannibal Lector ein mir sympatischer Massenmörder, da auch seine "Gewalt" immer begründet ist und seinem (wenn auch verqueren) Gerechtigkeitsempfinden entspricht. Der mordet ja nicht zum Spaß!  ;D

Hm, einer der besten Filme überhaupt  ;D Ich mag zwar keine Gewalt, aber Hannibal ist auf seine Weise derart krank und gaga, dass er schon wieder faszinierend ist. Außerdem ist seine ganze Geschichte immer mit einem gewissen makaberen Humor ausgestattet, der dem ganzen irgendwie diese Schockwirkung raubt. Allein in "Hannibal", der ja eigentlich erst ab 18 ist, waren so viele kranke Szenen, über die man trotz des Horrors grinsen musste (wir lachen, um nicht weinen zu müssen, oder so O_o) Ob das jetzt diese mutierten Wildschweinchen waren oder die letzte Szene im Flugzeug mit dem kleinen Jungen ...
Ähm, ja, ich entgleite grade ins Off-Topic  :engel:


Was ich noch sagen will: Es kommt einfach immer drauf an, wie man die Gewalt verpackt. Ernste, wirklich ernste und blutrünstige Gewalt ist Geschmackssache. Sobald aber auch nur ein Funken Humor, und sei er noch so rabenschwarz, in der Geschichte steckt, saugt das dem Horror eine gewaltige Dosis Blut aus den Adern, und das Geschmacklose wird plötzlich originell. Diese Gewalt ist zwar schwer zu beherrschen und darzustellen, aber wer es kann, vor dem ziehe ich den Hut  :)